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COMPARATIVE ZOÖLOGY,
AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS.
Founded by private subscription, in 1861.
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PALAEONTOGRAPHICA.
BEITRÄGE
NATURGESCHICHTE DER VORWELT.
Zwanzigster Band. Erster Theil.
inMrbug. im München.
CASSEL.
von Theodor Fischer.
1871—1875.
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Das
ELBTHALGEBIRGE
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von
Dr. Hanns Bruno Geinitz,
Ritter des Königl. Sächs. Verdienstordens und des Kais. Brasilianischen Rosenordens, Königl. Sächs. Hofrath, Director des Königl. Minera-
logischen Museums, Prof. an der Königl, polytechnischen Schule in Dresden, Ehrenmitglied des Doctoren-Collegiums der K.K. Universität
zu Wien, etc.
Erster Theil.
Der untere Quader.
Mit 67 Tafeln Abbildungen.
Taf. 1—67.
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Inhalt des ersten Theiles.
Vorwort
Zur Geologie des Elbthals ; in Sacheen,
I. Spongiae. Schwämme
I. Korallen von Dr. W. Bölsche
II. Radiata. Strahlthiere
1. Echinoidea. Seeigel
2. Asteroidea. Seesterne .
3. Crinoidea. Haarsterne 0 Ne
Die Bryozoen und Foraminiferen, von Dr. Aug. Em. von Baus >
A. Bryogoen
B. Foraminiferen . SR EE
C. Nachtrag zu den Anthozoen .
IV. Mollusca. Weichthiere 0
1. Brachiopoda. Armfüsser :
2. Pelecypoda. Beilfüsser. Conchiferen
3. Gasteropoda. Bauchfüsser, Schnecken
4. Cephalopoda. Kopffüsser .
V. Vermes. Würmer. (Annulata)
VI. Crustacea. Krebse . Y
1. Cirripedia. Bunkenfsser
2. Aspidostraca, Entomostraca, Schildkrebse, oa Muschelkrehse
3. Thoracostraca. Schalenkrebse. (Decapoda, Zehnfüsser)
VH. Fische SR Be Se nee Er
1. Placoiden. Körnschupper, Knorpelfische
2. Ganoiden. Glanzschupper, Eckschupper
VIII. Reptilia. Saurier .
IX. Pflanzen. are
Index generum et specierum .
Seite
3
5, 63, 147
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I. Die Seeschwämme des unteren Quaders
Dr. Hanns Bruno Geinitz.
Taf. 1—10.
Vorwort.
Seit Veröffentlichung meiner ersten Mittheilungen über das Quadergebirge in Sachsen in:
„Charakteristik der Schichten und Petrefacten des sächsisch-böhmischen
Kreidegebirges, Dresden und Leipzig, 1839 — 1842“
und dem 1843 erschienenen Nachtrage dazu, welcher auch die Versteinerungen von Kieslings-
walda enthält, ist ein Menschenalter vergangen.
Die 1850 versandte neue Ausgabe — nicht Auflage — dieser Schrift war nach dem ausdrück-
lichen Wunsche des Verlegers gänzlich unverändert geblieben, trotzdem sie schon damals den Anforderungen
der Wissenschaft nicht mehr entsprach; sie konnte nur mit neuen Erklärungen der ungenügenden Abbildungen
versehen werden, welche im Einklange stehen mit den in des Verfassers späteren Schriften:
„Das Quadersandsteingebirge oder Kreidegebirge in Deutschland, Freiberg, 1849
bis 1850, 8%, 292 S. 12 Taf.“ und
„Das Quadergebirge oder die Kreideformation in Sachsen, Leipzig, 1850“
gebrauchten Namen.
Sämmtliche organische Ueberreste, welche das Königliche Mineralogische Museum in Dresden aus dem
Quadergebirge (oder der Kreideformation) überhaupt besitzt, sind in derselben Reihenfolge ange-
ordnet worden und tragen die Namen der Arten, welche „Quad. Deutschl. S. 84—277, unter Angabe
ihrer verticalen Verbreitung und Fundorte systematisch aufgeführt worden sind. In wie weit diese Ordnung
in Zukunft aufrecht erhalten werden kann, wird sich aus dem weiteren Fortschritte unserer gegenwärtigen
Arbeiten ergeben.
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Mit diesen Blättern beginnt eine neue Monographie des Quadergebirges im Sächsischen
Elbthale, deren Ausführung der Verfasser seit Jahrzehnten zwar vorbereitet hat, jedoch wegen dringenderer
Arbeiten im Gebiete der älteren Formationen bis jetzt verzögern musste. Als ein vorläufiger Beitrag hierzu
ist seine Abhandlung:
„Ueber die fossilen Fischschuppen aus dem Plänerkalke von Strehlen“ zu be-
trachten, die, mit 4 Tafeln Abbildungen versehen, in der Denkschrift der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde
in Dresden der 42. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Dresden am 19. September 1868
überreicht. worden ist.
Seit 20 Jahren-wurde im Bereiche dieser Formation an den verschiedensten Punkten der Erde sehr
viel gearbeitet und es hat ausserdem mancher Zweig der Paläontologie ebenso gewaltige Veränderungen
erfahren, als erfreuliche Fortschritte gemacht.
Es soll unser Streben sein, dieser Monographie in allen ihren Theilen den Stempel des Fortschrittes
in Kunst und Wissenschaft aufzuprägen. Dass wir dabei in gewissen Fällen die Anforderungen der
Geologie an die Paläontologie mehr berücksichtigen werden, als die der neueren Zoologie und Botanik,
entspricht nicht allein dem Zwecke dieser Arbeit, sondern auch der Stellung der Paläontologie zur Geologie
überhaupt.
Zur Erreichung unseres Zieles sind von der Generaldirection der Königlich Sächsischen
Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in wohlwollender Weise die Mittel zur Anfertigung der
Zeichnungen für das umfassende Werk gewährt worden, während der Verleger, aus dessen Verlage schon
so viele künstlerische Leistungen hervorgegangen sind, wiederum bemüht sein wird, der Ausführung der
Lithographieen seine besondere Aufmerksamkeit. zu schenken.
Ein grosser Theil der Zeichnungen wurde von Herrn Maler Ernst Fischer in Dresden entworfen,
dessen eingehende Kenntniss vieler von ihm selbst bei Plauen gesammelten Versteinerungen in unserem
Museum das gegenwärtige Unternehmen wesentlich fördert; andere Zeichnungen werden unter den Augen
des Professor von Reuss in Wien und durch die artistische Anstalt der Verlagshandlung in Cassel ausgeführt.
Für den wissenschaftlichen Theil der Arbeit ist mir die Unterstützung meines langjährigen Freundes
Prof. Dr. von Reuss in Wien, welcher die Bryozoen bearbeiten wird, und des Herrn Dr. W. Boelsche
in Braunschweig, der sich der eigentlichen Korallen angenommen hat, zugesagt worden.
Die Drucklegung unserer Monographie soll in zwei Theilen erfolgen, deren jeder in einzelnen, in sich
abgeschlossenen Heften rasch erscheinen wird. Der erste Theil ist für den unteren (cenomanen) Quader
und Pläner, der zweite Theil für den mittleren und oberen (turonen und senonen) Quader
mit seinen Plänerbildungen u. s. w. bestimmt. Diese Scheidung gewährt den Vortheil einer mehr sicheren Be-
urtheilung der noch mehrfach verkannten geologischen Stellung der einzelnen Glieder unseres Quadergebirges
und wird die beabsichtigte Bearbeitung einer neuen geologischen Karte des Elbthals wesentlich unterstützen.
Dresden, den 1. März 1871.
Dr. H. B. Geinitz.
A. Geologie des Elbthals in Sachsen.
Das Sächsische Elbthal, in dessen Mitte Dresden fällt, wird von zwei alten Gebirgszügen ein-
gefasst, welche im Wesentlichen aus Granit und Syenit bestehen. Der eine, das rechte Ufer der Elbe
begrenzende Zug bildet eine ununterbrochene Kette von NW. nach SO. zwischen Seusslitz unterhalb Meissen,
über Klotzscha, N. von Dresden, Pohrsberg bei Pillnitz, Hohnstein und der Gegend von Rumburg in Böhmen,
um sich von diesem nördlichen Rande des Elbthales aus in das umfängliche Granitgebiet der Oberlausitz
nach N. und NO. hin weiter auszubreiten. i
Der andere grosse Zug, der die linke Seite des Elbthales begrenzt, welchem man auch das jetzt durch
die Elbe getrennte Spaargebirge bei Meissen zurechnen muss, geht von der Gegend bei Zehren und Zadel
unterhalb Meissen bis zu den Syenitfelsen des Plauen’schen Grundes bei Dresden, findet seine Fortsetzung in
südöstlicher Richtung in den Graniten des Gamighügels zwischen Leubnitz und Kauscha, bei Kauscha
selbst, bei Lockwitz, Dohna, Dohma und Gottleuba und endet bei Niedergrund in Böhmen, wo er die
Elbe überschreitet.)
Syenit und der alte normale Gebirgsgranit, wie er z. B. im Spaargebirge und am Riesensteine
bei Meissen auftritt, sind nahezu von gleich hohem Alter und es finden sich zwischen beiden mannichfache
petrographische Uebergänge. Sie stellen auch hier das älteste Eruptivgebirge unserer Erdrinde dar, welches
die älteren krystallinischen Schiefer, Gneiss und Glimmerschiefer, und den Thonschiefer durchbrochen und
letzteren oft bis in das Innerste seiner Masse metamorphosirt hat.
Eine breite Zone dieser Urthonschiefer lehnt sich an den südlichen Rand jenes grossen Syenit-
und Granitzuges auf der linken Seite des Elbthales an, unterlagert von Glimmerschiefer und Gneiss. Sie bildet
die nördlichsten und östlichsten Ausläufer des Erzgebirges, dessen Züge hier fast rechtwinkelig mit dem Elb-
gebirge zusammenstossen. In das Gebiet dieses Thonschiefers fallen mächtige, zum Theil sehr ergiebige Lager
krystallinischer Kalke, meist von feinkörniger und kryptokrystallinischer Beschaffenheit, zum Theil auch serpen-
tinhaltig und mit Spuren von eozonaler Structur, wie bei Maxen. Sie gehören ' demnach in die Gruppe
der laurentischen (lorenzischen) Bildungen, die auch in Sachsen über dem alten oder Fundamental-Gneisse
unterschieden werden kann.?2) Die Silurformation ist in dieser Schieferzone durch einige Züge von
Grapolithen-führenden Kieselschiefern vertreten, welche durch G. Kirsten in der Gegend von Wilsdruff ent-
deckt worden sind.°)
!) Vgl. die geognostische Karte des Königreichs Sachsen, von Naumann und Cotta, Sectionen X (Dresden), XI Frei-
berg), VI (Bautzen) und VII (Zittau), sowie die geognostische Generalkarte des Königreichs Sachsen, von Naumann,
1845, oder auch: Brokk’s geognostische Karte der Umgegend von Dresden, nach C: Naumann und B. v. Cotta. Dresden,
E. Arnold, 1868.
2) Vgl. Jahrb. f. Volks- u. Landwirthschaft. Dresden 1870—71. Bd. X. S. 85.
®) Denkschr. d. Ges. Isis in Dresden, 1860. S. 67.
ee
Kleinere und grössere Schollen jener Urschiefer finden sich nicht selten in unseren benachbarten
Granitgebieten, so bei Kauscha, Lockwitz, im Müßglitzthale bei Dohna und Weesenstein, im grössten Maass-
stabe aber in den Gegenden von Radeburg und Radeberg, im N. von Dresden.
Gänge von jüngerem Granit durchsetzen im Keilbusche unterhalb Meissen an dem linken
Elbufer, sowie auch am rechten Elbufer bei Meissen, in einer ähnlichen Weise aber auch in dem Plauen-
schen Grunde bei Dresden u. s. w. den Syenit und nehmen diesem gegenüber dieselbe Stelle ein, welche der
feinkörnige Ganggranit in dem srobkörnigen Normalgranite bei Carlsbad und anderen berühmten
Stellen behauptet.
Die Gegend von Meissen ist besonders reich an Porphyren verschiedenen Alters. Als der älteste
gilt dort der bei Dobritz und im Triebischthale auftretende lichte Thonsteinporphyr oder Dobritzer Por-
phyr Naumann’s. Dieser wird von einem quarzfreien und glimmerreichen, dunkelbraunen Porphyr gang-
förmig durchbrochen, den man als Glimmerporphyrit bezeichnet und mit dem braunen Wilsdruffer
Porphyr Naumann’s zu vereinigen pflegt, wiewohl unter letzterem oft Porphyre verschiedenen Alters und
Charakters zusammengefasst werden. Jünger als dieser Glimmerporphyrit ist der quarz- und feldspathreiche
Zehrener Porphyr Naumann’s, welcher Gänge im letzteren bildet.
Unter den in der Nähe von Dresden vorkommenden Porphyren verdient vor allem hervorgehoben
zu werden der an kleinen Hornblendekrystallen reiche Potschappeler Porphyr Naumann’s, oder Horn-
blendeporphyrit, welcher älter ist als die Steinkohlenformation des Plauen’schen Grundes. Letztere hat
sich an und auf seinen Kuppen abgelagert und enthält in ihren tiefsten Schichten zahllose Brocken von ihm
als Geschiebe. Einzelne Bruchstücke dieses Hornblendeporphyrits sind auch in den braunen Wilsdruffer Por-
phyr ‘übergeführt worden.
Die Porphyre des Tharander Waldes, welche zum Theil die Basis für den unteren Quader-
sandstein bilden, mögen in ihrem Alter nahezu mit dem Zehrener Porphyr zusammenfallen; ihre Bildungszeit
gehört jedenfalls der Periode der unteren Dyas, oder des unteren Rothliegenden, an, ebenso wie dies mit
vielen Porphyren in der Gegend von Dippoldiswalda, Liebstadt, Dohma und Dohna der Fall ist. Der Thon-
steinporphyr von Hänichen hat am Goligberge, S. von Dresden, selbst noch das obere Rotbliegende
durchbrochen und wurde daher schon von Naumann als der jüngste Porphyr in Sachsen bezeichnet.)
Dass der auf dem rechten Elbufer bei Weissig, OÖ. von Dresden, an der Grenze des Quadersandsteines
auftretende Mandelsteinporphyr (Amygdalophyr Jenzsch) nur eine Abänderung des älteren Mela-
phyrs (oder Basaltits) sei, welcher ebenfalls der Bildungszeit der unteren Dyas angehört, ist im N. Jahrbuche
f. Min. 1856 p. 666 gezeigt worden.
Die den silurischen Kieselschiefern in der Nähe des Sächsischen Elbthales zunächst folgende Sedi-
mentärbildung ist die Steinkohlenformation des Plauen’schen Grundes, welche zum Theil auf
Urthonschiefer, zum Theil auf Syenit und Hornblendeporphyrit aufgelagert ist und grösstentheils vom Roth-
liegenden, theilweise auch vom Quader und Pläner bedeckt wird. Sie gehört der oberen Etage der productiven
Steinkohlenformation oder der Zone der Farne und Annularien an. Dieses Steinkohlengebiet fällt
schon über die südliche oder linke Begrenzungslinie des Elbthales hinaus, unter deren Schutze gegen die,
das Elbthal wohl schon in jener fernliegenden Zeit durchströmenden Gewässer sich torfmoorartige Bildungen
') Vgl. Geinitz, geogn. Darst. d. Steinkohlenformation in Sachsen, mit besonderer Berücksichtigung des Rothliegenden.
Leipzig, 1856.
dort ruhig entwickelt haben. Nach den vom Verfasser gewonnenen Erfahrungen ist keine Hoffnung vorhanden,
in dem eigentlichen Elbthale Steinkohlenlager auf ursprünglicher Lagerstätte zu finden. Auch hat das Vor-
kommen einiger schwacher Brandschieferlagen der unteren Dyas an der Grenze des schon erwähnten
Mandelsteinporphyrs von Weissig nur zu vergeblichen Versuchen nach Steinkohlen geführt.
Ungleich weiter, als die Steinkohlenformation, ist das ihr unmittelbar folgende Rothliegende,
mit seinen mannichfachen Gesteinsabänderungen, darüber ausgebreitet. Seine Schichten wurden selbst noch
in einigen artesischen Brunnen Dresdens, namentlich auf dem Anfonsplatze und an der Dresdener Papierfabrik,
unter dem unteren Quader durchschnitten.
Genauere Aufschlüsse über die Steinkohlenformation und das Rothliegende dieser Gegenden sind in
verschiedenen Schriften des Verfassers, zuletzt noch in der „@eologie der Steinkohlen Deutsch-
lands“, München, 1865, gegeben worden.
Zwischen dem Rothliegenden und dem Quadergebirge fehlt im Allgemeinen hier jede andere Sa
mentäre Ablagerung; nur in der Sächsischen Schweiz findet man in der Gegend von Hohnstein, Saupsdorf
und Hinter-Hermsdorf Glieder der Juraformation aufgeschlossen, die an der Grenze des Granites und
Quadersandsteines unter eigenthümlichen Verhältnissen auftreten. Sie gehören der grossen Erhebungslinie an,
die in der Längsrichtung des nördlichen Harzrandes bei Oberau, Weinböhla, Klotzscha in Sachsen
durch steile Aufrichtung von Schichten des Pläners am Syenit und Granit, bei Hohnstein, Saupsdorf
und Hinter-Hermsdorf durch Emportauchen jurassischer Gesteine zwischen Quader und Granit, und von
dortaus weiter nach Böhmen verfolgt worden ist.!)
Bei Hohnstein wurde seit langer Zeit auf einen Jurakalk gebauet, der von Granit überlagert war
und auf Quadersandstein lag. Jetzt scheint der reinere Kalk dort fast ganz abgebauet zu sein und man findet
dort meist nur ein sandiges Conglomerat von grünlichgrauem Kalkstein und gelbbraunem Dolomit mit Bohr-
lochausfüllungen von Pholas Zeuschneri Gein. Bei Saupsdorf beobachtet man in einem auf Kalkstein
betriebenen Grubenbau die unmittelbare Auflagerung des Granites auf dem Quadersandsteine, beide Gesteine
nur durch eine Mergelschicht getrennt, bei Hinter-Hermsdorf nahe an der böhmischen Grenze finden sich
ebenfalls Kalkstein und Mergel unter ähnlichen Verhältnissen, wie bei Hohnstein, anstehen.
Eine ähnliche steile Aufrichtung der Plänerschichten, wie am Syenit zwischen dem letzten
Heller und Klotzscha, N. von Dresden, ist auch auf der linken Seite der Elbe zwischen Dresden und Meissen
bei Niederwartha entblösst. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind diese Hebungen sämmtlich auf basaltische Empor-
treibungen zurückzuführen, die auch am Maschkenberge unweit Schönlinda in Böhmen, welcher in jene
Hebungslinie fällt, handgreiflich werden. Basalte kommen in dem hier besprochenen Gebiete häufig vor,
sowohl auf der rechten als auch auf der linken Seite des Elbthales, namentlich im Bereiche der Sächsisch-
Böhmischen Schweiz. Der linken oder südlichen Seite, welche das Elbthal begrenzt, gehören der Ascher-
hübel und Landberg des Tharander Waldes an, dessen Basalte zahlreiche Einschlüsse des von ihnen
durchbrochenen Felsitporphyrs und selbst Quadersandsteins enthalten, der Wilisch bei Kreischa, dessen Basalt
aus dem Gneisse hervortritt, der Cottaer Spitzberg, welcher den Quader und Pläner durchbrochen hat, und
der sogenannte Melaphyr in dem Plauen’schen Grunde. Dieses augitreiche Gestein, welches Gänge
im Syenit in der Nähe des Forsthauses bei Plauen, sowie besonders deutlich an dem Tunnel und dem benach-
barten Felsenkeller bildet, kann seiner petrographischen Beschaffenheit und seinem Alter nach nur zu dem
'!) Vgl. Cotta, geognost. Wanderungen, II. 1858, und OÖ. Lenz, in Zeitschr. f. d. ges. Naturw. in Halle, 1870. Mai.
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Basalte gestellt werden. Ihm verdankt man ganz vornehmlich die Entstehung eines Theiles des Plauen’schen
Grundes, jenes schönen Felsenthales, durch welches gegenwärtig die Weisseritz fliesst. Die jetzt von beiden
Seiten des Plauen’schen Grundes vom Grunde aus abwärts fallenden.Plänerschichten, die den Syenit bedecken,
müssen ursprünglich eine zusammenhängende Decke gebildet haben, die erst durch eruptive Thalbildung hier
zerrissen worden ist. Wäre der Plauen’sche Grund schon vor der Ablagerung dieser Meeresschichten vorhanden
gewesen, so hätten sich diese sicher auch im Grunde selbst abscheiden müssen; in dem Grunde aber findet
sich, mit Ausnahme an seinem Ausgange, keine Spur von Quader oder Pläner, welche mindestens noch an
einigen durch Felsenvorsprünge geschützten Stellen darin vorkommen würden, wo man jetzt nur diluviale
Ablagerungen, wie Kies und Lehm oder Löss, angetroffen hat.!) Jedenfalls ist dieses Felsenthal erst nach
der Ablagerung des unteren Pläners entstanden.
In dem Quadergebirge des Elbthales lassen sich drei Hauptetagen unterscheiden, welche in
früheren Schriften des Verfassers genauer beschrieben und ausserdem schon vielfach besprochen worden sind:
l. Unter - Quader,
mit unterem Quadersandstein, unterem Pläner etc.
Der erstere, welcher zum Theil auch als Grünsand und Grünsandstein?) auftritt, ist zunächst in drei
artesischen Brunnen von Dresden erbohrt worden, worüber die folgenden Profile Aufschluss ertheilen:
Feld- Dresdener
schlösschen. Papierfabrik. Antonsplatz. Antonstadt.
Kiesäund# Sande un er ee E55 40° 7° 54' 57'
Mittler und unterer Pläner . . .......195 91p" 319 9a" 460’ 782°
Unterer Quadersandstein oder Grünsand . _ Dana 68° 20°
Rothliesendes (Dyas) -. . . . . .. —_ 4 5° 258° —
Tiefe: 253° 11." 388° 5° 840’ 859°
Der untere Quadersandstein bildet dem linken Elbufer zunächst eine isolirte Partie bei Leiteritz,
wurde mit unreinen Schieferthonen und unbrauchbaren Lagen von Quaderkohle in einer Schlucht zwischen
Leiteritz und Mobschatz, NW. von Dresden, aufgeschlossen, ebenso meist als Grüusand in dem von dem
Steinkohlenwerke bei Zaukeroda nach Priessnitz (oder Briesnitz) an der Elbe geführten Stollen, zeigt sich auf
dem rechten Gehänge des Plauen’schen Grundes bei Koschütz, wo sich von ihm die berühmten Muschel-
felsen abzweigen und seine tiefsten Schichten den seltenen Leopardensandstein enthalten, und bildet von hier
aus einen durch spätere Fortspülung vielfach unterbrochenen Zug nach SO., welcher zunächst in dem
Meiselschachte bei Gittersee wieder erkannt worden ist. Das Profil des Meiselschachtes bei Gittersee lässt
nach den in dem Königl. Mineralogischen Museum bewahrten Gesteinsproben von oben aus folgende Lagen
unterscheiden:
87 aueAuischutt, sr a repis sANenyefe
44% Danmmerde, ne. 2 Eal2rss
BEIGE Plänen, De
4‘ 6 Grünsandstein(U. Quader),„, 82° 3" ,
REN 386° 11” Ob. Rothliegendes . .. AG OLE
') Vgl. die allgemeine Reihenfolge der geologischen Ereignisse in dem Plauen’schen Grunde in „Geogn. Darst. d. Stein-
koblenformation, 1856. S. 71.“
?) Ueber den Glaukonitgehalt der Quader- und Plänerbildungen in Sachsen s. das Quadergebirge in Sachsen, 1850.
„9 =
Darunter lagern Unteres Rothliegende$ und Steinkohlenformation. \
Von dort aus folgt er der Richtung über die südlich von Dresden gelegenen Höhen des Horken-
berges mit der Prinzenhöhe, des Goligberges mit der goldenen Höhe, ferner zwischen Golberode
und Pabstenau (oder Pabisnau), wo er überall durch Steinbruchsbetrieb gut aufgeschlossen ist, und findet eine
weitere Fortsetzung in der Nähe von Gorknitz. Er verbreitet sich über‘ einen grossen Theil des Tharander
Waldgebietes W. und SW. von Tharand, in dessen Bereich auch die durch ihre fossile Flora bekannten
Schieferthone von Niederschöna!) gehören, welche den tiefsten Schichten des unteren Quaders
eingelagert sind, überlagert den Gneiss von Gross- und Klein-Opitz, N. von Tharand, bedeckt die auf dem $.
und S.-O. von Tharand sich ausdehnenden Gneissgebiete zwischen Rabenau und Dippoldiswalda, namentlich
in der Dippoldiswaldaer Heide bei Wendisch-Carsdorf, Malter und Paulshain, ansehnliche Flächen
und findet durch einzelne, von seiner späteren Zerstörung übrig gebliebene Schollen seinen endlichen Abschluss
in den untersten Quaderschichten des allen Fachgenossen wohlbekannten Tyssa in Böhmen. Auch bei
Niedergrund an der Elbe ist seine Existenz durch das Vorkommen zweier seiner wichtigsten Leitmuscheln,
Ostrea carinata Lam. und Peeten aequwicostatus Lam., mit Sicherheit festgestellt worden. Ebenso sicher ist er
auf der rechten Seite der Elbe bei Weissig, O. von Dresden erkannt. ,
Die sogenannte Werkbank des unteren Quadersandsteins, welche in den Brüchen am Horkenberge
und Goligberge 16—18 Fuss mächtig wird, liefert feste, meist feinkörnige und gut zu bearbeitende Sandsteine,
die sich zu Grundlagen für Dampfmaschinen, für Wassertröge, Fenstersimse u. dgl. gut eignen und sehr
gesucht sind.
An seiner unteren und zum Theil auch oberen Grenze führt er nicht selten, ausser den vorher
erwähnten Niederschöna-Schichten, die auch bei Paulshain bekannt sind, grobe Gerölle und geht in ein förm-
liches Conglomerat über. Häufig findet man ihn von einer thonigen und stellenweis ziemlich reinen Sand-
schicht bedeckt, welche namentlich auf dem Horkenberge in der Nähe der Prinzenhöhe von zahllosen
Exemplaren der Serpula Plexus Sow., Schalen kleiner Austern und Terebrateln, sowie Resten von Gitter-
schwämmen erfüllt ist und den Namen „Serpulasand‘“ erhalten hat. Alle in ihm vorkommenden Versteine-
rungen sind verkieselt!
Solche Grenzschichten pflegen den unteren Quadersandstein von dem unteren Pläner zu trennen, der
jedoch seinen organischen Einschlüssen nach mit dem unteren Quadersandsteine zusammen nur eine einzige
geologische Etage, den unteren Quader, bildet, welche sehr genau dem C&nomanien d’Orbigny’s
oder der Tourtia der französischen und belgischen Kohlenbergleute entspricht.
Der untere Pläner ist m der Regel ein sehr feinkörniger, thoniger oder mergeliger Sandstein
(Plänersandstein), der sich durch seine lichtgraue oder schmutzigweisse Farbe und zahlreichen dunkeleren
Flecken und Streifen von dem Quadersandsteine leicht unterscheiden lässt, mit einem sehr verschiedenen
Kalk- und Thongehalte. Er bricht in Platten von Y, bis mehrere Fuss Stärke, die man zum Schleussenbau
gut verwenden kann und woraus zahlreiche Dorfmauern ausgeführt werden, muss aber wegen geringer Luft-
beständigkeit bei Hochbauten, wie an der stattlichen Begerburg bei Dölzschen (oder Teltschen) auf dem
linken Gehänge des Plauen’schen Grundes mit einem Mörtelüberzuge bekleidet werden.
') Vgl. v. Ettingshausen, die Kreideflora von Niederschöna in Sachsen. Wien, 1867. 8°. 3 Taf.
Palasontographica XX. 1.
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Die Zeichnung 1 gibt ein Bild von den genannten Schichten des unteren Quaders an der, sehr
vielen Fachgenossen durch eigene Anschauung bekannt gewordenen Stelle bei Koschütz unfern der schon
erwähnten Muschelfelsen und gegenüber der Begerburg.
a) ist unterer Quadersandstein, der bei den Bauten der Dresden-Tharander Eisenbahn viel Verwendung
gefunden hat. In seinen tiefsten, auf dem Bilde durch die Halde verdeckten Lagen war es theilweise Grün-
sandstein, theils Leopardensändstein. Unterhalb desselben liegen noch jetzt jene Koschützer Muschel-
felsen. Eine unendliche Menge fossiler Muscheln, vor allen Pectunculus obsoletus Goldf., Exogyra Columba
Lam., Turritella granulata Sow., Nerinea Geinitzi Goldf., auch Sphaerulites-Arten sind hier in dem sandigen
Schlamme begraben worden. Offenbar war bei seiner Ablagerung eine Spalte oder kleine Bucht in dem Meeres-
grunde, dem Syenit, worin diese alte Bevölkerung des Quadermeeres sich ruhiger entwickeln konnte. Der
Syenit ist später durch Verwitterung und andere Ursachen zerstört worden, während die Ausfüllungsmasse
der Spalte selbst bis auf neueste Zeit noch den zerstörenden Einflüssen widerstanden hat.
b. ist eine an Syenitgeschieben sehr reiche Conglomeratschicht als Zwischenbildung zwischen unterem
Quadersandsteine und dem unteren Pläner c), dessen tiefere Schichten zum Theil von Kieselgallert durch-
drungen und in Hornstein- oder Feuersteinlagen übergegangen sind.
Dieser ganze Pläner ist reich an kalkreichen und glaukonitführenden Knollen, die
allerorts in Sachsen in dem unteren Pläner sehr gewöhnlich sind. Diese Plänerschichten enthalten die
a
wichtigsten der für unteren Quader und Pläner überhaupt charakteristischen Versteinerungen, welche in grösster
Menge und Auswahl auf dem sogenannten hohen Steine bei Plauen gefunden werden. d. ist der jüngere
Ackergrund und Ackerboden.
Die zweite Zeichnung gibt eine Ansicht der sackförmigen Einlagerung des unteren Pläners 5b
im Syenit « auf dem hohen Steine (auch Frohberg’s Burg genannt) an dem rechten Gehänge des
Plauen’schen Grundes, nahe dem Dorfe Plauen. Dieser leicht zugängliche und vielbesuchte Ort ist eine der
So
reichsten Fundgruben für Versteinerungen geworden, und man kann die Zahl der hier vorkommenden Arten
wohl nach Hunderten zählen. Vor allem begegnet man hier ganzen Bänken von Austern, Ostrea carinata Lam.,
O. dihwiana L., 0. hippopodium Nilss., Exogyra haliotoidea Sow., Ex. sigmoidea Rss., Ex. lateralis Nilss.
und anderen grösseren Conchylien, wie Pleuwrotomaria sp., Cerithium Bürcki Gein., Pecten elongatus Lam.,
Spondylus striatus Sow., zahllosen Stacheln von Oidaris vesiculosa Goldf. und Oid. Sorigneti Desor, Bryozoen,
Seeschwämmen und Zähnen von Haifischen, wie Oxyrhina angustidens Rss. etc. Ueberall ist auf dem hohen
Steine der untere Pläner unmittelbar auf dem Syenit aufgelagert und in dessen Buchten und Klüften eingelagert,
es fehlt ihm hier der Quadersandstein als Unterlage, was nur in früheren Niveauunterschieden dieser Localität,
im Vergleiche mit Koschütz, seine Erklärung finden kann. Das alte Quadermeer hat jedenfalls auch in der
Nähe des hohen Steines zuerst seine sandigen, darin mechanisch vertheilten Materialien abgeschieden, später
die mergeligen und kalkigen Substanzen, die sich zum grossen Theile darin gelöst vorfanden. Es Hegt die
Annahme sehr nahe, dass das Material für die sandigen Ablagerungen dem damaligen Meere vom Lande her
zugeführt worden sei, und solche Zuflüsse lassen sich am Rande desselben namentlich da verfolgen, wo neben
sandigem und thonigem Schlamme zahlreiche Landpflanzen eingeschwemmt worden sind, wie bei Nieder-
schöna, Paulshain u. s. w. Oft sind die untersten Schichten des unteren Pläners noch sandig, oft aber
auch, .wie gerade bei Plauen, sehr kalkreich, zum grossen Theile eine Folge der unzähligen Trümmer von
Kalktheilen darin eingeschlossener Seethiere; zum Brennen von Kalk hat er sich seiner Ungleichheit halber
nie geeignet.
Ganz entsprechend den eben beschriebenen Ein- und Auflagerungen des Pläners bei Plauen sind jene
auf dem Granithügel des Gamig zwischen Leubnitz und Kauscha, SO. von Dresden, auf Granit und meta-
morphischem Thonschiefer bei Kauscha selbst und auf Granit hinter dem Kammergute Gross-Sedlitz,
W. von Pirna, worin gleichfalls eine grössere Reihe von Leitmuscheln für unteren Pläner gefunden wurden.
Für das Vorkommen der Versteinerungen des Quadergebirges im Allgemeinen eilt zunächst der
'Erfahrungssatz, dass man dieselben vorzugsweise in den tiefsten Schichten der einzelnen Ablagerungen antrifft.
Dies ist entschieden bei allen sandigen Ablagerungen der Gruppe in ihren verschiedenen Etagen der Fall, bei‘
welchen die tiefsten Bänke nicht nur am reichsten an Versteinerungen, — wenn auch immer noch arm genug
daran — sind, sondern auch, theils in Folge des stärkeren Druckes, den sie erfahren haben, theils aber auch
des kalkreichen Kittes, welchen die Schalthiere und andere Seethiere geliefert haben, die festesten Werkstücke
liefern. An den Fossilien des Sandsteines selbst ist meist aller Kalk verschwunden und nur ihre Steinkerne
oder Abdrücke sind übrig geblieben. Es wiederholt sich aber ebenso in den kalkigen oder mergeligen Ablage-
rungen der verschiedenen Etagen, wo die Schalen der Conchylien und kalkigen Theile der Versteinerungen
“überhaupt noch wohlerhalten sind, wenn sie nicht durch eine spätere Verwitterung an der Oberfläche des
‘Gesteines verloren gingen.
In der dritten Zeichnung liegt eine Ansicht von einem anderen sehr reichen Fundorte für
‘Versteinerungen des unteren Pläners an der rechten Seite der Weisseritz nahe dem Forsthause bei
Plauen vor. Es ist dieselbe Stelle, die durch Herrn Maler Ernst Fischer in Dresden und den Bahn-
wärter Aug. Jul. Rudolph, welcher eine Reihe von Jahren dort stationirt war, mit grossem Erfolge im
‚Interesse der Wissenscnaft ausgebeutet worden ist und uns einen grossen Theil des Materiales in die Hände
gelangen liess, worüber diese Blätter Rechenschaft geben. Das von Herrn E. Fischer entworfene Bild zeigt
bei «a Syenit, in dessen Buchten und Spalten wellig gelagerte Schichten des unteren Pläners ruhen. In
letzterem ‚enthalten die mit b unterschiedenen Schichten sehr feste, fast dichte Kalksteine mit vielen Brachio-
ne
poden, wie Terebratula phaseolina Lam., Rhynchonella compressa Lam., Terebratulina striatula Mant., Ostreen.
grosse Arten von Pecten, Lima, anderen Muscheln und von Schnecken. Darüber lagern bei ce unreine Schichten
von Plänermergel, die stark verwittert sind. Die mit d bezeichneten Stellen sind überfüllt mit zierlichen
Gasteropoden, kleinen Muscheln, Tafeln von Seesternen, Seeigeln, Korallen und Bryozoen, welche inmitten
grosser Rollstücke von Syenit eine wahre Liliputfauna zeigen, welche von dieser Brutstelle ausgegangen sein
mag. e deutet Syenitgrus mit Brocken von Pläner an, / Dammerde mit verwittertem Syenit.
9. Mittel-Quader und Mittel-Pläner.
Eine mehrere Fuss und selbst Meter mächtige Thonschicht (Plänerthon) trennt in der Gegend von
Dresden den unteren Pläner von dem mittlen Pläner, dessen Region oft mit dünnplattigen Schichten
beginnt, welche den Namen „Zwickpläner“ führen. Man verwendet sie häufig als Zwischenlagen zwischen
Sandsteinguadern bei dem Häuserbau. Sie werden für Dresden aus den Plänerbrüchen der benachbarten Dörfer
Cotta und Leutewitz bezogen.
N ARE
In dem Elbthale zwischen Meissen und Pirna, dessen linke Seite der mittle Pläner von Gauernitz
an unaufhörlich begleitet, tritt er als graues, gelblich beschlagendes Mergelgestein auf, das sich in dünn-
oder dickschieferigen Platten absondert (Plänermergel). Der Thon- und Kalkgehalt nimmt darin im All-
gemeinen nach oben hin zu, bis er zuletzt die thon- und kalkreiche Sohle des oberen Pläners oder
Plänerkalkes von Weinböhla und Strehlen bildet, in den er allmählich verläuft.
Recht charakteristisch sieht man den Mittelpläner an der bei Priessnitz (oder Briesnitz) an der
Elbe aufgedeckten Wand. Dieser Pläner unterlagert ganz Dresden flach muldenförmig und die im Norden von
Dresden zwischen dem letzten Heller und Klotzscha bekannten Plänerschichten stellen nur die Fortsetzung
jener im Süden von Dresden dar. Seine obersten thonreichen und daher undurchlässigen Schichten haben
für die Wasserversorgung des Elbthales eine hohe Bedeutung, da sich auf ihnen die Grundwässer
ansammeln, welche sich in dem darüberliegenden Kies und Sand des Diluviums ansammeln und aus zahl-
losen Quellen und Brunnen zum Vorschein gelangen. Andere Wasserläufe kommen jedoch auch in den mehr
sandigen Schichten des Pläners selbst vor, wie das anstehende Profil des. 1861 beendeten arte-
sischen Brunnens an der Dresdener a zeigt.
Von oben grober Kies (Diluvium) . . “200.20. bis 40° 7” Tiefe.
Thoniger Plänermergel, licht- oder dunkeler grau . . . . „1748 „
K SandigersBlänermergelen ve SR
EB Desgleichen oder Plänersandstein . . ». . 2. 2 2020.25 19'37 „
Es Lichtgrauer sandiger Plänermergll . . . ELDER
= & Graublauer Mergelthon oder Lette mit Eisenkies .. . ... , 273" „
5 © | Lichtgrauer thoniger Plänermergel . . . 2... 2.0.20.20m266' 71a „
a Weisslichgrauer fester Plänermergel, dann “dunkelgrau und
Sand N a ee 280
5 Plänersandstein . . OR ENTER NEO, La Ra u
3% Grünlichgrauer, A, ang Skin. BOT ER
m Desgleichen . . . En
= S | Plänermergel mit viel Ela onicktecken wie im ae Pläner
=>) Sewöhnlichwistues a ee ee 3 6 OA ae
<S Heinkörniger. Grünsandstein. 2 nee 23632 1
= Sehrsfestesu@Quarzgesteinw me ee re 04 See
g:) Kluft mit Grünsand erfüllt . . . . ne
ES (woraus ein starker "Quell utspraug),
@ 5, ) Zahllose Schalen von kleinen Austern u. s.w. . . En R96hL
= (entsprechend dem Serpulksange)‘
SE Lichtgrauer oder weisslicher Quadersandstein mit Kaolin u.s. w. „ 375’ 11” „
= @ | Desgleichen mit Conglomeraten von kaolinhaltigen Gebirgsarten
8 und Quarz, wie am Tunnel von Oberau und in dem
5 ZaukerodaenaRlbstollen@ er aa
Rothliegendes. 3 N
Es zeigten sich schwächere Quellen bei 197‘ 4“, bei 288. 6”, zwischen 308° 7° und 310° 10‘, bei 328° 3‘, 356’ und
358’ Tiefe, die stärkste Quelle hat man bei 365’ 2” Tiefe offenbar in dem Serpulasande erreicht.
Unter Annahme eines ähnlichen Verhaltens der Mächtiskeit des unteren und mittlen Pläners in den
anderen, S. 8 angeführten, Bohrbrunnen Dresdens, wie sie in diesem artesischen Brunnen die wahrscheinliche
ist, nämlich 1:3, so würde man auf dem Antonsplatze 153'/s‘ für den unteren und 30623‘ für den mittlen,
in dem Siemens’schen Bohrbrunnen in Antonstadt-Dresden aber 260273‘ für den unteren und 521!/s‘ für den
mittlen Pläner festhalten können. Andere Anhaltepunkte hierfür sind aus beiden Bohrbrunnen jetzt nicht mehr
zu entnehmen.
Südöstlich von Pirna, schon im Gebiete der Sächsischen Schweiz beginnt dieser Mittelpläner
mehr und mehr zu versanden und geht durch einen mergeligen Plänersandstein, den man noch im Gottleube-
thale zwischen Pirna und Rottwernsdorf (vulgo Rottendorf) antrifft, allmählich in den mittlen Quader-
sandstein oder Bildhauersandstein über, welcher in vielen ansehnlichen Brüchen in den Umgebungen
des Cottaer Berges gewonnen wird und wegen seines feinen Kornes und seiner leichten Bearbeitbarkeit, zu
Ornamenten und Bildhauerarbeiten aller Art die meiste Verwendung findet. Die Hauptbrüche für diesen Bild-
hauersandstein liegen bei Rottwernsdorf, im Lohmgrunde, bei Gross- wnd Klein-Cotta und
bei Neundorf.
Seine nahe Verwandtschaft mit einem Plänersandsteine spricht sich nicht allein durch das feine Korn,
“ sondern auch durch einen grösseren Thon- und Kalkgehalt aus, der es oft nöthig macht, die aus ihm an-
gefertigten Gegenstände mit einem Oelanstriche zu versehen, um einer Verwitterung an einzelnen Stellen
vorzubeugen. Das Leitfossil für den Mittel-Quader ist Inoceramus labiatus Schl. (Inoc. mytiloides Sow.),
der in dem Cottaer Bildhauersandsteine, wie in dem mittlen Pläner bei Priessnitz u. a. O. des Elbthales, die
gewöhnlichste Versteinerung ist. In Frankreich hat man mit Hebert Bildungen desselben Alters schon als
„Labiatus-Schichten“ bezeichnet, ein Name, der zur Charakteristik dieser Schichten sicher geeigneter
ist als „unter Turon.“
- Der Cottaer Bildhauersandstein ist noch in unseren 1850 herausgegebenen Schriften zum unteren Quader-
sandsteine gerechnet, während der „untere Quadermergel“ dort den unteren und mittlen Pläner zusammen-
passt. Der abweichende Charakter in den organischen Ueberresten des Bildhauersandsteins von jenen des
eigentlichen unteren Quaders bei Dresden blieb eine ganz auffallende Erscheinung, die erst später ihre Lösung
finden sollte. Es wurde die Zusammengehörigkeit des Cottaer Bildhauersandsteines und des mittlen Pläners
zuerst durch Gümbel in München auf einem gemeinsamen Ausfluge in die Gegend von Cotta mit dem Ver-
fasser im Juni 1867 genauer festgestellt. ')
Dünne Platten eines glaukonitischen kalkigen Sandsteins, welchen Gümbel nach seinen in der Nähe
von Pirna leicht zugänglichen Fundorten Copitzer- oder Cottaer Grünsandstein genannt hat, folgen
dem Bildhauersandsteine nach oben hin in der Gegend von Cotta und verschiedenen Orten des Gottlaube-
thales, insbesondere bei Kritzschwitz, und werden überlagert von Schichten des oberen Pläners, die jedoch
hier weit unreiner sind, als der eigentliche Plänerkalk von Strehlen und von Weinböhla. Doch entsprechen
sie ihm vollkommen durch die organischen Ueberreste, Spondylus spinosus Sow., Jnoceramus Brongniarti
Sow., etc. Das Aequivalent für den „Copitzer Grünsandstein“, welchen Gümbel den „Mallnitzer
Schichten“ im Böhmen gleichstellt, fehlt. auch in England nicht. Wie schon in unserer Abhandlung „über
die fossilen Fischschuppen aus dem Plänerkalke in Strehlen“ bemerkt worden ist, liegt auf der Insel Wight?)
unter dem grauen Kreidemergel (Grey Chalk marl), welcher genau unserem Plänerkalke von Strehlen ent-
spricht, zwischen ihm und dem oberen Grünsande (Upper Greensand), dessen obere Schichten gerade jene
Labiatus-Schichten sind, während der übrige Theil des Upper Greensand durch unseren unteren Quader und
Pläner vertreten wird, eine 1’ bis 3° Stärke variirende Schicht, welche Ibbetson als Ohloritik Marl oder
!) Gümbel in Leonhard u. Geinitz N. Jahrb. 1867 S. 664 u. in Sitzb. d. Ges. Isis in Dresden, 1867, 8. 72.
?) Vgl. ein genaues Profil des Captain Boscawen Ibbetson in der K. polytechnischen Schüle in Dresden und Sitzb.
d. Ges. Isis in Dresden, 1863, S. 156. ;
— de
Kalkphosphat unterschieden hat. Man darf wohl unbedenklich diese an Fossilien reiche Schicht als das
Aequivalent des „Copitzer Grünsandsteins‘“ betrachten.
Mit dem oberen Pläner (meist Plänerkalk) schliesst die mittlere Etage unseres Quadergebirges
nach oben hin ab. Es ist der „mittlere Quadermergel“ in den 1849—-1850 veröffentlichten Schriften. Er ist
in jeder Beziehung das Aequivalent für den Grey Chalk marl in England und kann- bei Vergleichen mit dem
in Frankreich noch üblichen Sprachgebrauche als ober-turon bezeichnet werden. In ähnlicher Weise hat
Ferd. Roemer die oberen Plänerbildungen von Oppeln in Oberschlesien, welche dem Strehlener Niveau
entsprechen, den Turonbildungen Frankreichs gleichgestellt. !)
3. Ober-Quader und Quadermergel.
Die obere Stufe unseres Quadergebirges beginnt mit einer dunkelgrauen Mergelbildung, welche als
oberer Quadermergel, als Aequivalent der Salzbergmergel bei Quedlinburg u. s. w. mit Belemnitella
quadrata aufgefasst werden muss, trotzdem man diese Versteinerung in Sachsen noch nicht darin entdeckt
hat. Die Auflagerung dieses oberen Quadermergels über dem oberen Pläner ist an mehren Orten des Elb-
thales, namentlich auch in dem Dorfe Kritzschwitz beobachtet worden. Bei Abschluss der gegenwärtigen Unter-
suchungen soll Weiteres darüber berichtet werden. Aller Sandstein, der im Gebiete der Sächsischen Schweiz
über diesem Mergel lagert, ist als oberer Quadersandstein aufzufassen, als Aequivalent des Sandsteins
der Altenburg unweit Quedlinburg, welcher jenen Salzbergmergel überlagert, des Aachener Sandes, u. s. w.,
wie auch des unteren Theiles der oberen oder senonen Kreide anderer Länder. Der obere
Quadersandstein wird in zahlreichen Brüchen des eigentlichen Elbthales oberhalb Pirna und dessen
Seitenthälern gewonnen und liefert das weit und breit gesuchte Material für Brücken-, Wasser- und Hochbau.
Er ist ein aus Quarzkörnern bestehender, theils fein- und mittelkörniger,_ häufig auch grobkörniger, meist
sehr regelmässig geschichteter Sandstein, von vorherrschend weisser, blassgrauer oder gelblichweisser Farbe,
seltener durch Eisenoxyde äunkeler gelb, braun oder röthlieh gefärbt.
Wie schon erwähnt, sind seine unteren Bänke die festesten. Dies ist hei seiner Ah zu baulichen
Zwecken wohl zu beachten und es beruhet die eigenthümliche Art seines Abbaues wesentlich auf diesem
Verhältnisse. Während die untere Partie einer hohen Sandsteinwand ein festes und vorzügliches Material zu
liefern pflegt, hat ihre Festigkeit oft in den mittleren Theilen schon mehr und mehr abgenommen, und es
bildet die obere Partie derselben Wand meist nur einen lose zusammenhängenden, leicht zerdrückbaren und
daher für bauliche Zwecke weniger geeigneten Sandstein, welcher nur die Grösse der Halden vermehren hilft.
Diese mitunter über 600 Fuss mächtigen Sandsteinmassen des oberen Quaders dem oberen Pläner unter-
ordnen und in „Oberpläner-Sandstein“ umtaufen wollen, wie Gümbel vorschlägt,?) halte ich für ebenso
unnatürlich, wie die älteren Bezeichnungen „Kreideformation“ oder „Kreidegebirge“ für unser
ganzes Quadergebirge überhaupt.
Das Quadersandsteingebiet der Sächsisch-Böhmischen Schweiz hat im Laufe der Zeit gewaltige Ver-
änderungen erfahren. Es bietet in vielen seiner schönsten, grotesken Partien ein Bild der Zerstörung durch
') F. Roemer, Geologie von Oberschlesien. Breslau, 1870.
?) Leonhard u. Geinitz, N. Jahrb. 1867 S. 795.
ne
Denudation oder Wegspülung, wie man diese kaum irgendwo deutlicher und grossartiger finden kann.!) Ohne
Zweifel haben auch hier die Basalterhebungen, deren man sehr viele gerade in diesem Gebiete antrifft, eine
Hauptveranlassung zu Spaltenbildungen in der früher zusammenhängenden Decke des längst erhärteten
Quadersandsteins gegeben. Solche Spalten bahnten wohl. zuerst hochangestaueten Gewässern den Weg, die
von böhmischer Seite her ihren Abfluss durch das Elbthal genommen haben und nach und nach das gross-
artige Zerstörungswerk durchführen konnten, welchem man vorzugsweise die gegenwärtige Physiognomie unserer
Sächsischen Schweiz zu verdanken hat.
Jene in der Hauptrichtung von SO. nach NW. durch das Elbthal geführten Ströme haben auf die
Geologie unseres Elbthales noch einen anderen wesentlichen Einfluss ausgeübt. Sie haben uns die Zerstörungs-
producte des Quadersandsteines als mächtige Sandsteinmassen zugeführt, welche unter dem Schutze ver-
schiedener Granitvorsprünge an der rechten oder nördlichen Begrenzungslinie des Elbthales, wie des Pohrs-
berges bei Pillnitz und in der Gegend von Wackerbarths-Ruhe, längs jener Kette granitischer Hügel ab-
geschieden worden sind und einen grossen Theil des rechten Elbufers in Sandsteppen und Heideland um-
gewandelt haben, die erst durch neuere Cultur wieder zu fruchtbarem Boden zu werden beginnen.
Ueber diese diluvialen Ablagerungen des Elbthales verdanken wir wiederum A. v. Gutbier
genauere Mittheilungen, die er in seiner letzten Schrift „Die Sandformen der Dresdener Heide, bezogen auf
das Elbbassin‘““ Dresden, 1865, und in den Sitzungsberichten der Isis in Dresden, 1864, S. 42, niedergelegt
hat. Eine treffliche Karte über die Dresdener Heide von L. v. Gutbier, welche zur Erläuterung dieser
Schriften dient, sichert auch dem in dem Riesenkampfe für Deutschlands Ehre und Grösse leider zu früh
hingerafften ebenbürtigen Sohne des genialen Geologen auch in geologischen Kreisen ein bleibendes, dank-
bares Andenken.
Das Gesammtbild für das Quadergebirge im Sächsischen Elbthale ist demnach folgendes:
III. Obere Stufe oder Ober-Quader (Senon).
b. Oberer Quadersandstein.
a. Oberer Quadermergel.
H. Mittlere Stufe oder Mittel-Quader (Zuron).
. Oberer Pläner, oft Plänerkalk (Schichten von Strehlen und Weinböhla. Grey Chalk marl.
Ober-Turon).
. Copitzer Grünsandstein (Mallnitzer Schichten in Böhmen, nach Gümbel; Chloritice Marl der Insel
Wieht).
a. Mittel- Quadersandstein (Bildhauersandstein von Cotta) oder mittler Pläner, mit Inoceramus
labiatus Sow., (Unter-Turon).
I. Untere Stufe oder Unter-Quader (Cenoman, Tourtia, Upper Greensand).
b. Unter-Pläner und Serpulasand. 5
a. Unter-Quadersandstein und Grünsandstein mit Niederschöna-Schichten, Conglomeraten etc.
a
(a
=
') Vgl. A. v. Gutbier, Skizzen aus der Sächsischen Schweiz. Leipzig, 1858. 8°. Mit 123 in den Text gedruckten
Abbildungen.
Palaeontographica XX. 1.
B. Die Versteinerungen im unteren Quader und unteren Pläner
des Sächsischen Elbthales.
"I. Classe. Spongiae. Schwämme.
Man kann den Vorwurf, welchen Oskar Schmidt?!) den Paläontologen macht, nicht ganz zurück-
weisen; die Untersuchungen von Friedrich Baron Rosen?) über die Natur der Stromatoporen und über
die Erhaltung der Hornfaser der Spongien im fossilen Zustande scheinen dem Verfasser noch nicht bekannt
gewesen zu sein. Auch der Letztere beurtheilt die früheren Arbeiten über fossile Schwämme nicht günstiger.
Oskar Schmidt sagt: „Die Behandlung der fossilen Schwämme durch die Geognosten und Paläontologen
ist eine grausliche. Die Speciesmacherei nach den zufälligsten äusseren Formenabweichungen übersteigt alle
Begriffe, und es ist, abgesehen von einer Speeialuntersuchung Smith’s, der aber die Ventriculiten für Bryo-
zoen erklärte, seit Goldfuss kein Fortschritt.?) Was man über die Structur weiss, ist etwa in folgenden
Sätzen F. A. Roemer’s®) enthalten: Das Gewebe der Spongien ist der Form nach verschieden, gitter-
förmig oder wurmförmig. Das gitterförmige Gewebe besteht aus sehr dünnen, glatten, immer aus Kiesel-
säure gebildeten Stäbchen, welche nach allen drei Richtungen gitterförmig verwachsen sind und am Ver-
wachsungspunkte einen kleinen, bisweilen octaöderförmigen Knoten bilden. Das wurmförmige Gewebe besteht
bald aus Kieselerde, bald aus Kalk; im ersteren Falle kann es dem gitterförmigen sehr ähnlich werden, die
Stäbchen sind aber auch dann stachelig und bilden am Verwachsungspunkte keine Knoten; gewöhnlich sind
die Fasern gebogen, oft dichotom, anastomosirend, an den Seiten oft stachelig. Im wurmförmigen Gewebe
liegen häufig walzenförmige, einfache oder sternförmig verwachsene kieselige Nadeln, welche bisweilen fast
den ganzen Schwamm zusammensetzen. Die Verschiedenheit des Gewebes lässt sich gewöhnlich leicht unter-
suchen, wenn man ein Stückchen des Schwammes mit verdünnter Salzsäure behandelt; bisweilen zerfällt aber
das Kieselskelet bei der Lösung, in welcher dann ein feines, oft wie Eisenoxydhydrat gefärbtes Kieselpulver
sich abscheidet.
z
‘) Grundzüge einer Spongien-Fauna des Atlantischen Gebietes, -Leipzig, 1870, S. 20.
”) Verh. d. Russ. Kais. Min. Ges. zu St. Petersburg, 1869.
?) Gewiss eine gerechte Anerkennung der hohen Verdienste von Goldfuss für Paläontologie, dessen bildliche Dar-
stellungen namentlich in „„Petrefacta Germaniae“, Düsseldorf, 1826—1833, noch in keiner späteren Arbeit über fossile Schwämme
übertroffen worden sind.
*) Die Spongitarien des norddeutschen Kreidegebirges. Palaeontographica Bd. XIII, 1864.— Roemer's Arbeit basirt
aber wesentlich auf denen von Goldfuss, Reuss, d’Orbigny (vgl. Bronn’s Lethaea geogn. 1851 —52. V. 8. 77) und
deFromentel, welche später bei den einzelnen Arten eitirt werden sollen.
gr
Auf eine Analyse der Arbeit von Capellini und Pagenstecher!) lässt sich ©. Schmidt nicht
näher ein. Es lag nach ihm an dem Material, welches nur eine Untersuchung von Schliffen zuliess, dass das
Richtige nicht getroffen werden konnte; auch waren damals die lebenden Kieselgitter-Schwämme noch zu
wenig bekannt, als dass die so offenbaren Beziehungen sich hätten ergeben können.“
Was aber kann der Geolog oder Paläontolog mehr thun, um die Structur eines Schwammes in einem
thon- und kieselerdereichen Mergelgesteine, wie der untere Pläner ist, zu erforschen, als Schliffe herstellen
und die Wirkung verdünnter Salzsäure auf das Gestein zu prüfen? Während sich die prächtig erhaltenen
Schwämme mit wurmförmigem Gewebe aus dem Grünsande von Essen oft nur unter Zurücklassung eines
geringen, wahrscheinlich zufälligen Rückstandes von Kieselerde leicht lösen, bleiben von den Schwämmen des
unteren Pläners gewaltige Rückstände übrig, welche von thonigen und kieselerdehaltigen Beimengungen des
Gesteines herrühren. Wenn darin aber auch zuweilen kieselige Formen erkennbar sind, welche einigen Ab-
bildungen ©. Schmidt’s nahe treten, so lässt sich nicht immer von ihnen behaupten, dass sie die gesuchten
Kieselnadeln selbst seien. Es ist ferner der untere Pläner nicht selten von Kieselgallert durchdrungen, und
Kieselringe auf fossilen Muscheln darin sind gewöhnliche Erscheinungen. Auch in dem Serpulasande von
Bannewitz und Welschhufa, einem Hauptfundorte für die Kieselskelete der Gitterschwämme, Cribrospongia
und Plocoscyphia, sind sämmtliche, ursprünglich Kalkschalen von Serpula, Ostrea und Terebratula ganz verkieselt.
(Vgl. hierüber auch die Abhandlung von F. v. Rosena.a. O.)
Der Zoolog ist "bei Untersuchungen mit lebenden Gegenständen in dieser Beziehung in einer weit
günstigeren Lage. Möchten übrigens nur recht viele Zoologen ihre Forschungen auf das Gebiet der Vorwelt
ausdehnen. Gewiss wird jede Förderung der Paläontologie durch sie Seitens der Geologen stets mit besonderem
Danke aufgenommen werden. Bisher ist es jedoch, mit nur wenigen allerdings sehr gewichtigen Ausnahmen,
ganz vorzugsweise dem Geologen überlassen worden, diese Wissenschaft heranzubilden.
OÖ. Schmidt basirt sein System der Spongien auf die Beschaffenheit der darin befindlichen Kiesel-
körper und verweist in Bezug auf die Kalkschwämme oder Oaleispongiae auf eine demnächst zu erwartende
Monographie von Häckel.
Die Haupttypen dieser Kieselkörper sind folgende:
1. Die einaxigen Kieselkörper, meist nadel- oder spindelförmig, zum Theil knotig und dornig,
auch mit Neigung zur Wirtelstellung, Bogen-, Haken- und Ankerform. Ihre einfachste Form, die gestreckte
Spindel, kommt bei vielen lebenden Spongien, Spongillen, Chalineen, Renieren u. a. vor.
2. Kieselkörper, deren Grundform die dreikantige reguläre Pyramide ist. Dazu gehören alle
jene Kalk- und Kieselformen, die als drei- und vierstrahlige Sterne und als die verschiedenartigsten Anker
wit drei geraden, gekrümmten, gegabelten Zähnen beschrieben sind.
3. Die dreiaxigen Kieselkörper, meist „Sechsstrahler“, deren Strahlen den drei Axen
eines Octaeders entsprechen, Hewactinellidae, ©. Schmidt.
Man hat also bei ihnen weniger an den hexagonalen als vielmehr an den hexaidischen Typus
der Krystallographen zu denken.
4. Die Kieselkörper mit unendlich vielen Axen, wie mancherlei scheiben- oder schildförmige
Körperchen, sogenannte Kugel-, Spiral- und Walzensterne.
!) Mikroskopische Untersuchungen über den inneren Bau einiger fossilen Schwämme. Zeitschr. f. wiss. Zool. 10. 1860.
ee
Die in das Beobachtungsgebiet von ©. Schmidt fallenden Spongien vertheilen sich auf vier Haupt-
Ordnungen: A
I. Hexactinellidae, oder Spongien mit dem dreiaxigen Typus der Kieselnadeln. Hierzu gehören die
fossilen Scyphien mit gitterförmigem Gewebe, oder Gitterschwämme A. Römer’s, welche in unseren Blättern
als Oribrospongia und Plocoseyphia unterschieden worden sind.
II. Lithistidae, oder Spongien mit zusammenhängendem Kieselgewebe, deren Fasern nicht nach dem
dreiaxigen Typus wachsen, sondern ein scheinbar ganz regelloses Gewirr bilden. Sie sind in der Vorzeit durch
Chenendopora ete. vertreten und, während der lebende Corallistes clavatella ©. Schmidt, S. 23, Taf. 3, Fig. 7,
auch ganz ähnliche Mündungen in der Vertiefung seines Scheitels, wie O’henendopora, trägt, so wird man das
Leiodermatium Lynceus ©. Schmidt, S. 22, Taf. 3, Fig. 2, wegen der Lage der Mündungen (Oseula) an der
Aussenseite des Schwammes recht wohl mit Zlasmostoma Normanianum d’Orb. aus dem Quadergebirge ver-
gleichen können. Es scheinen die meisten fossilen Schwämme mit sogenanntem wurmförmigen Gewebe, oder
Vermiculatae ©. Schm., dieser Ordnung anzugehören.
III. Halisareinae mit den davon abgezweigten Familien, wie Gummineae, Renierinae, Ceraospongiae,
Chalineae ete., welche die eigentlichen Hornschwämme mit dem einaxigen Nadeltypus enthalten, für welche‘
0. Schmidt keine fossilen Vertreter bezeichnet. Unsere Spongia Sazxonica würde wohl hier die geeigneteste
Stellung finden.
IV. Caleispongiae, oder Kalkschwämme, worüber Häckel’s Schrift zu erwarten ist. Es wird sich dann
zeigen, ob man die Kalkschwämme streng von anderen Schwämmen wird trennen können, oder ob nicht ein
Theil der Vermiculaten namentlich Kalk und Kiesel in ähnlichen Formen gleichzeitig enthält, oder endlich
auch, ob Kalk und Kieselsäure nicht oft erst später durch den Versteinerungsprocess in die Fasersubstanz
des Schwammes eingedrungen sind. Letzteres sucht F. v. Rosen in der Eingangs genannten Schrift
für die silurischen und devonischen Stromatoporen, so wie auch für die Schwämme der Kreideformation von
Saratow an der Wolga als Regel zu erweisen. (Vgl. N. Jahrb. f. Min. 1871. S. 219.) Nach Lösung des Kalkes
einer Scyphia infundibuliformis Goldf. von Essen, wie von Plauen, in verdünnter Salzsäure verblieb im
Innern der kalkigen Faserzüge noch ein Kieselkörper von ähnlicher Form zurück.
Abgesehen von der grossen Schwierigkeit, an fossilen Schwämmen die Form jener Kieselkörper immer
genau zu ermitteln, wird es für geologische Forschungen zunächst wichtiger bleiben, den Formenkreis einer Art
festzustellen, die unter gleichen oder ähnlichen Verhältnissen an den verschiedensten Orten der Erde vorkommt
und dadurch leitend wird für gewisse Schichten von gleichen Alter, als die Form einzelner Kieselnadeln ohne
Rücksicht auf die Form des ganzen Schwammes. OÖ. Schmidt bekennt selbst in seiner bewunderns-
werthen Arbeit, dass einerseits jene Kieselnadeln einer grossen Variabilität unterliegen (S. 39), anderseits
aber das Kieselgewebe der verschiedenen Gattungen oft sehr übereinstimmend sei (S. 17). Man wird das Letztere
vollkommen bestätigt finden, wenn man auf Taf. 2 und 3 die Gewebe der verschiedenen Oribrospongien und
der Plocoscyphia vergleicht.
In Bezug auf die Betheiligung der organischen Grundlage an der Formbildung der Kiesel- (und Kallk-)
Körper ist für die einfacheren, linearen und kugeligen Bildungen eine blosse Verkieselung und Ueberkieselung,
(ebensowohl aber auch Verkalkung und Ueberkalkung) der organischen centralen Grundlage anzunehmen.
Dagegen tritt, nach ©. Schmidt, bei jeglicher Complication der rein linearen Theile zu den. unter 2 und 3
unterschiedenen Gestalten ein ausserhalb der organischen Substanz liegendes ursächliches Moment hinzu, das
von ihm erläutert wird. An der Entstehung der Schwammfaser aus ungeformter Sarkode hält der genannte
on
Verfasser nach seinen früheren Darstellungen fest. Die ganze Organisation der Spongien dreht sich um das
Wassergefässsystem. Unter allen Umständen sind also die Poren Vererbungsbildungen oder homologe Organe,
soweit sie in dem veränderlichen Sarkodenetze der Oberfläche enthalten sind, und die Mündungen (oder
Oscula), insofern ihr Zubehör zu einer Person (nach Haeckel, statt Individuum) angehörig nachgewiesen
worden ist. Den theilweisen oder gänzlichen Mangel an Einlassporen bezeichnet Schmidt als Aporie, den
oft vorkommenden Mangel einer Mündung (eines Osculum oder Mundes) als Astomie. Der Mangel einer
solchen Mündung kann nach demselben Verfasser eventuell als generischer Charakter ganz werthlos sein
(vgl. auch Sparsispongia varians Taf. 4 Fig. 2). Umgekehrt haben wir auch auf das Vorkommen einzelner
Mündungen bei Cupulospongia Roemeri Taf. 5, Fig. 6, nicht den Werth legen können, welchen andere Paläonto-
logen vielleicht darauf gelegt haben würden.
Von besonderem Werthe ist uns in ©. Schmidt’s Arbeit für unsere Beobachtungen noch gewesen,
dass er auf den Unterschied zwischen Einzelschwämmen (oder Personen) und getheilten Schwämmen (oder
Stöcken mit Personen) durchaus nicht den hohen Werth legt, welchen d’Orbigny, de Fromentel und A. Römer
dafür in Anspruch genommen haben und worauf von ihnen ganz unnöthige Gattungen begründet worden sind.
In den folgenden Blättern ist auf eine solche, durch Knospung erfolgte Theilung fossiler Schwämme wieder-
holt die Aufmerksamkeit gelenkt worden.
Schliesslich lassen sich aber die drei ersten Hauptordnungen, in welche ©. Schmidt die Schwämme
geschieden hat, recht wohl mit den Abtheilungen in Einklang bringen, in welche schon vor dem Studium der
Schmidt’schen Schrift die hier beschriebenen Gattungen und Arten geordnet worden waren, was für uns nur
ein Beweis für die weittragende Giltigkeit und Natürlichkeit seines Systems sein kann.
1. Ordn. Halisarcinae O. Schmidt. (Spongiaria, de Fromentel, Introduction a Vetude des Eponges
‚fossiles. Caen 1859, Hornschwämme.)
SpongiaL.
1. Sp. Saxonica. Gein. — Taf. 1. Fig. 1—6.
1760. Schulze, Betrachtung der versteinerten Seesterne S. 40. Taf. 2. Fig. 1—5; Taf. 3.
1842. Spongites Saxonicus Gein., Charakteristik S. 96. Taf. 22. Fig. 1, 2.
1542. Cylindrites spongioides Göppert, Nov. Act. Ac. C. Leop. Car. Vol. XIX. 2. S. 115. Taf. 46. Fig. 1—5;
Taf. 48. Fig. 1, 2.
1849. Desgl. Göppert, eb. Vol. XXII. 1. S. 356. Taf. 35, 36.
1849. Spongia Saxonica Gein. Quadersandsteingebirge in Deutschland. S. 264.
1852. Desgl. v. Otto, Additamente zur Flora des Quadergebirges, I. S. 20. Taf. 6. Fig. 1-3.
1854. Cyl. spong. Dunker in Palaeontogr. IV. S. 179.
1854. Desgl. Göppert in Verh. d. nat. Ver. d. preuss. Rheinl. u. Westph. XI. S. 229.
In allen Etagen des Quadersandsteines, besonders häufig und schön aber im unteren und mittleren
Quader Sachsens, begegnet man wulstförmigen oder cylindrischen, meist gabelig verzweigten Körpern von
der Stärke eines Federkiels bis zu der eines Armes, mit abstehenden, stumpf endenden Aesten. Stamm und
Aeste sind zuweilen zu eiförmigen oder länglichen Knoten angeschwollen (Fig. 5 und 6). An diesem Fossile
ist alle organische Substanz gänzlich verloren gegangen, niemals hat man daran eine Spur von kohliger Masse
beobachtet, die an vegetabilischen Resten des Quaders, auf Treibholz und Pflanzenstänmen oft angetroffen
wird; ihre Oberfläche zeigt jedoch stets eine mehr oder minder deutliche, unregelmässig- und lockergrubige
Beschaffenheit. Die Arbeiter in den Steinbrüchen pflegen diese Körper Hirschgeweihe zu nennen, an welche
ihre Form und Structur oft erinnert. Mit Seesternen, womit sie Schulze in Verbindung zu bringen gesucht
=
hat, haben sie nichts gemein; alle Forscher sind vielmehr jetzt damit einverstanden, dass man es hier
mit sehr tief stehenden Organismen zu thun hat und zwar entweder mit Seeschwämmen oder mit
Seetangen.
In unserer ersten Beschreibung des Spongites Saxonicus (Char. S. 97), deren Veröffentlichung in den
Juni 1842 fiel, wurde auf die grosse Aehnlichkeit dieser Körper mit lebenden Seeschwämmen und dem Fluss-
schwamm (Spongilla fluviatilis oder lacustris) hingewiesen. Das poröse Gewebe derselben erklärt es, das sie
niemals zusammengedrückt sind, da der sandige Schlamm, der es umhüllte, sofort das ganze Gewebe durch-
dringen konnte. Die theilweisen knotigen Verdickungen desselben wurden als zufällige Anhäufung einer grösseren
Menge des Schwammgewebes betrachtet, wie man dies auch an lebenden Arten oft antrifit.
Zum weiteren Nachweise hierfür wurde später „Quaders.“ 1849/50, Taf. XI. Fig. 1 eine lebende Spongia
abgebildet, die ich Herrn Naturalienhändler Leibold verdankte. Geh. Hofrath Reichenbach hatte dieses
Exemplar, das Taf. I. Fig. 7 von neuem, in Y/; natürlicher Grösse abgebildet worden ist, als Spongia aleicornis
Esper bestimmt. Es soll nicht geläugnet werden, dass andere Abbildungen von Esper, die Pflanzen-
thiere, II, 1794, wie der Sp. lacustris, Taf. 23, und lanuginosa, Taf. 24, auch ziemliche Achnlichkeit damit.
besitzen, doch zeigt jene Spongia mit Sp. aleicornis Esper, S. 248. Taf. 28, wenigstens nahe Verwandtschaft
durch die Art der Gabelung. Bei einem Vergleiche der Sp. aleicornis mit der fossilen Sp. Sawonica aber
ist der Umstand beachtenswerth, dass in der von Esper gegebenen Abbildung wenigstens an einem der mitt-
leren Aeste ein oberflächlicher Kiel zu bemerken ist, welcher in ähnlicher Weise auch hier und da auf der
Spongia Saxonica angetroffen wird. Solch ein Exemplar ist in der „Charakteristik“ Taf. 23. Fig. 1a als
Varietät, leider zu scharf markirt, gezeichnet worden, unsere neueren Abbildungen auf Taf. I. stellen seine
wahre Beschaffenheit auf den Platten: Fig. 3 und 4 ausser allen Zweifel. Das Vorkommen solch eines kiel-
artigen Wulstes an einigen Exemplaren der fossilen Spongia sollte eine Hauptstütze werden für die Ansicht
Göppert’s, welcher diese Art zu den Fucoiden stellt. Hiernach entspräche jener kielartige Wulst einer
durch Verrottung der zwischen Rinde und dem Innern befindlichen Zellenschicht an die Oberfläche getretenen
Axe, wie dies in ähnlicher Weise öfters an Lepidodendreen und den Stigmarien vorkömmt. So ungezwungen,
als diese Deutung bei dem ersten Anblicke auch erscheint, so kann man dieselbe doch nicht als maassgebend
betrachten und es bleibt jedenfalls höchst auffallend, dass ein Fucoide von einer ähnlichen Beschaffenheit, wie
die lebenden Gattungen Lessonia und Macrocystis, mit welchen Göppert diese fossilen Körper zunächst ver-
gleicht, bei dem Versteinerungsprocesse nie eine Zusammendrückung erfahren haben sollten. Ihre Gestalt und
Beschaffenheit der Oberfläche sind ohnedies lebenden Spongien weit ähnlicher als den genannten Pflanzen-
gattungen. Da aber jener oberflächliche Wulst an der Spongia Sazxonica im Allgemeinen ziemlich selten
erscheint, so darf man ihn, ebenso wie an jener Spongia aleicornis, vielleicht nur als eine zufällige Erschei-
nung betrachten, welche bei 5p. Saxonica nur die Folge einer eigenthümlichen Gesteinsablösung sein kann.
Das Vorkommen einer ähnlichen Erscheinung an der lebenden Spongia alcicornis verdient jedenfalls ebenso
hohe Beachtung wie jene axenartigen Verhärtungen in den Aesten der Spongia Ventilabrum L. (Esper, II,
Taf. 12), welche nach Esper’s Beschreibung sogar eine korkartige Beschaffenheit annehmen sollen.
In der Taf. I zusammengestellten Gruppe, welche diese Schwämme in '/s der natürlichen Grösse darstellt, zeigt
Fig. 1 normale Verzweigungen. Es stammt aus dem mittleren Quadersandsteine der Goeser Brüche bei Gross-Cotta.
Fig. 2 aus dem unteren Quadersandsteine von Welschhufa bei Dresden ‘ist eins der stärksten bis jetzt aufgefundenen
Exemplare, mit knotigen Verdickungen und an der Oberfläche mit grober höckeriger und grubiger Schwammstruetur.
Fig. 3. Neben einem stärkeren Exemplare, auf dessen Mitte ein kielartiger Wulst meist sehr deutlich ist, liegt ein
schwächeres Exemplar ohne denselben. Aus dem unteren Quadersandsteine von Welschhufa.
Fig. 4. Diese Platte aus demselben Steinbruche trägt zwei sich durchkreuzende Spongien, deren eine längs ihrer
Mitte theils wulstförmig erhöhet, theils rinnenförmig ausgefurcht ist.
Fig. 5 und 6. Exemplare mit eiförmisen Knollen, aus dem unteren Quadersandsteine von Wendisch - Carsdorf bei
Dippoldiswalda. Sämmtliche Exemplare in dem K. Mineralogischen Museum zu Dresden sind durch Herrn E. v. Otto auf Possendorf
mit grosser Sorgfalt ausgearbeitet worden und geben ein sprechendes Zeugniss von dem Fleisse und Interesse, welches der leider
verstorbene Forscher den Versteinerungen unseres Quadergebirges gewidmet hat.
3. Ordn. Zexactinellidae O. Schmidt. (Spongitaria de Fromentel pars, Gitterschwämme
A. Römer.)
Gribrospongia d’Orbigny, 1849, A. Römer 1864.
Syn. Scyphia Aut., Forospongia (pars) d’Orb. 1849, Oribroscyphia, de Fromentel, 1859.
Ihre Gestalt ist vorwaltend becher- oder trichterförmig. An der äusseren und inneren Fläche stehen
vunde oder längliche Mündungen oft reihenförmig geordnet. Das Gewebe besteht aus feinen, sich rechtwinkelig
und sternförmig durchkreuzenden Kieselfäden.
Coscinopora Goldfuss, 1830, d’Orbigny, 1849, A. Römer, 1864, oder Coseinoscyphia de Fromentel,
1859, darf man sicher damit vereinigen, da sich ihre Arten nur durch eine quincunciale Anordnung der
Mündungen an ihrer Oberfläche unterscheiden.
1. Cr. subreticulata Münster in litt. — Taf. 2. Fig. 2—4.
1842. Scyphia subreiiculata Gein. Char. II. S. 94. Taf. 22. Fig. 12.
1846. Scyphia Beaumontü Reuss. Verst. d. böhm. Kreidef. II. S. 76. Taf. 17. Fig. 12.
? Scyphia tenuis Reuss, eb. II, S. 75. Taf. 18. Fig. 8.
1849. Scyphia subreticulata Gein. Quaders. S. 260 z. Th.
1850. Coscinopora Beaumontü d’Orb. Prodr. II. S. 283.
1864. Cribr. Beaumonti A. Römer. Pal. XIII. S. 11. Taf. 5. Fig. 1.
Ein grosser trichterförmiger, oft nach mehreren Seiten hin mit lappigen Ausbreitungen versehener
Schwamm, welcher ohne Stiel an seinem schmalen Ende befestigt war. Die äussere Oberfläche zeigt ovale
oder längliche Mündungen von 1—1,5 mm. Länge, die in regelmässigen, nach oben zum Theil dichotomirenden
Längsreihen geordnet sind und durch breitere, gewölbte Zwischenräume getrennt werden. Schmälere Quer-
leisten, welche die Mündungen nach oben und unten hin begrenzen, bewirken eine rechtwinkelige Durch-
kreuzung der Längs- und Querreihen von den Oeffnungen (oder den Maschen). Sämmtliche Zwischenräume
besitzen eine feingrubige Structur, welche dem blossen Auge noch sichtbar ist.
Auf der inneren Oberfläche und auf den Steinkernen des Quadersandsteines, Fig. 1 und 2, treten die
rechtwinkelig sich durchkreuzenden Reihen von Mündungen oder Maschen noch regelmässiger hervor, als
auf der Aussenfläche, Fig. 3, da sie hier etwas breiter und, wie auch Reuss beobachtete, fast quadratisch
sind. Reuss hat diese Seite des Schwammes als die äussere, jene als die innere bezeichnet.
Die Dicke der Wandung des Schwammes beträgt an grösseren Exemplaren, die keine Zusammen-
drückung erlitten haben, gegen 6 mm. Die Textur dss Schwammes wurde sehr deutlich an dem Fig. 4
abgebildeten Bruchstücke aus dem unteren Pläner von Sobrigau ermittelt. Auf dem Längsbruche des kieseligen
Faserskeletes, welcher senkrecht gegen die Hauptflächen liegt, kreuzen sich die feinen Stäbchen vorherrschend
rechtwinkelig und bilden kleine Quadrate von etwa 0,2 mm. Grösse, in dem Fig. 4 db in natürlicher und
Fig. 4c in 10facher Grösse dargestellten Querbruche ordnen sich jene feinen Kieselstäbchen meist zu 4- bis
6strahligen Sternen an, welche nach verschiedenen Richtungen hin die Durchkreuzungspunkte umstellen.
‘Als Synonyme für diese Art sind, „Quad. Deutschl.“ S. 260, auch Scyphia tenuis Ad. Römer, 1841,
Nordd. Kr. S. 9. Taf. 4. Fig. 1 von Lemförde, und Se. tenuwis bei Reuss, 1346, Böhm. Kr. II. S. 75. Taf. 18.
Fig. 8 aufgeführt worden. Die erstere, welche der senonen Etage angehört, unterscheidet sich jedoch durch
ihre weit grösseren Mündungen, während die letztere, aus dem unteren Pläner der Schillinge bei Bilin, wohl
eher auf Oribr. subreticulata als auf Se. tenuis Röm. zurückgeführt werden kann.
Vorkommen. Nicht selten im unteren Quadersandsteine von Welschhufa an der goldenen Höhe,
Rippien, Bannewitz an der Prinzenhöhe bis 33 cm. gross, wie Taf. 2. Fig. 1, und im unteren Pläner von
Plauen, Koschütz, Kauscha, Sobrigau u. 8. w.
2. Cr. isopleura Reuss sp. — Taf. 2. Fig. 2—4.
1842. Seyphia subseriatae affınis Gein. Char. S. 95.
1846. Se. isopleura Rss. Böhm. Kr. II. S. 76. Taf. 17. Fig. 10.
1849. Desgl. Gein. Quad. S. 260.
1850. Coscinopora isopleura d’Orb. Prodr. II. S. 283.
1864. Cribr. isopleura A. Röm. Pal. XII. S. 11.
Man findet von dieser Art flache, dünnwandige Ausbreitungen, die auf eine trichter- oder tellerartige
Entwickeiung des Schwammes hinweisen, mit kleinen breitelliptischen oder kreisrunden Mündungen, die regel-
mässig mit eimander abwechseln. Hierdurch entsteht in ihrer Anordnung im Allgemeinen ein Quincunx von "2,
doch treten durch engere Stellung oder auch geringere Grösse einzelner Mündungen zuweilen Unregelmässig-
keiten in dieser Anordnung ein (Fig. 5).
Auf 1 cm. Länge pflegen im einer Längsreihe S—12 Mündungen zu liegen. Die sie begrenzenden
gewölbten Zwischenräume, in welche sich die Mündungen trichterförmig einsenken, sind wenig schmäler und
auf ihrer Aussenseite mit feinen rundlichen Poren besetzt (Fig. 2. 5). An der inneren Seite der äusseren
Fläche (Fig. 4. b) wird jede Mündung von einem schmalen hervortretenden Rande umringt, welcher von dem
benachbarten Rande durch sternförmig sich kreuzende Fäden getrennt ist. Die innere Textur mit ihren recht-
winkelig sich durchkreuzenden Fäden ist Fig. 3. b abgebildet worden. 5
Vorkommen. Im Serpulasande des unteren Quaders von Bannewitz und Welschhufa, im Grünsande
des unteren Quaders in dem Bohrbrunnen der Dresdener Papierfabrik bei 183 Ellen Tiefe, im unteren Pläner
des Elbthales bei Plauen, Koschütz, Teltschen u. s. w., im unteren Pläner der Schillinge bei Bilin und dem
unteren Quadermergel an der Steinholzmühle bei Quedlinburg.
3. Cr. heteromorpha Reuss. sp. — Taf. 3. Fig. BR
1846. Sceyphia heteromorpha Reuss. Verst. d. böhm. Kr. II. S. 74. Taf. 18. Fig. 1-4.
1849. Desgl. Gein. Quad. S. 258 (excl. Syn.).
1850. Amorphospongia heteromorpha d’Orb. Prodr. II. S. 289 (nieht bei Muggendorf).
1864. Cylindrospongia heteromorpha A. Röm. Pal. XU1. S. 22. z. Th.
Mit einer breiten Basis aufgewachsen, welche oft dicke und unregelmässige, knollige oder cylindrische,
meist stumpf endende Ausläufer bildet (Fig. 6 a), dann etwas verengt, sucht der vielgestaltige Schwamm
eine trichterförmige Gestalt anzunehmen, die jedoch meist in mehrere unregelmässige ‘Lappen zusammen-
gefaltet ist (Fig. 5 a), welche sich mitunter auch gänzlich röhrenförmig abschnüren (Fig. 6 a).
Das Gewebe des Schwammes besteht in dem Hauptstamme, welchen der Querschnitt Fig. S a b
darstellt, aus concentrischen und radialen Fasern, welche sich rechtwinkelig durchkreuzen. Eine gleiche Be-
schaffenheit ist auf jedem Durchschnitte der Wandung zu beobachten und wird namentlich auf der inneren
Seite derselben sehr regelmässig (Fig. 7 « * und Ö). Das hierdurch entstehende Gitterwerk ist dem blossen
Auge deutlich sichtbar. Meist treten darin die queren oder concentrischen Linien stärker hervor als die
Längslinien. Beide dichotomiren zum Theil, wenn auch die davon eingeschlossenen rundlichviereckigen
Mündungen immer noch ziemlich regelmässige Reihen bilden. Auf I mm. Breite pflegen 3— 4, der
Länge nach nur etwa 2 solcher Oeffnungen zu liegen. Die äussere Oberfläche des Schwammes ist in der
Nähe der Basis mit kleinen Höckern bedeckt, welche rundliche Poren einschliessen, ohne dass grössere
Mündungen hier vorhanden sind (Fig. 6 b); mit Beginn der Erweiterung des Schwammes stellen sich grössere
rundliche Mündungen oder Maschen von }—1 mm. Grösse ein (Fig. 5 * und b), welche, den Abbildungen
von Reuss nach zu schliessen, nach oben hin grösser und grösser werden. Exemplare aus dem unteren Pläner
des Elbthales zeigen in dieser Beziehung keine so grosse Verschiedenheit. Ihre Zwischenräume lassen ein
lockeres Gewebe von runden, festen, knotigen Fasern wahrnehmen, welches zahlreiche runde Poren einschliesst.
Von Cribrospongia isopleura, womit sie in Sachsen und Böhmen zusammen vorkömmt, ist diese Art nament-
lich durch die unregelmässige Stellung der Mündungen oder Maschen unterschieden. Durch die Abschnürung
unregelmässiger Lappen, selbst zu röhrenartigen Verzweigungen zeigt sich ein Uebergang nach Plocoscyphia,
deren Gewebe dem der Cribrospongien oder Coscinoporen am nächsten verwandt ist.
Vorkommen. Im unteren Quadersandsteine und im Serpulasande von Welschhufa und Bannewitz,
im unteren Pläner von Plauen und a. O. bei Dresden und an den Schillingen bei Bilin in Böhmen.
4. Cr. bifrons Reuss. — Taf. 3. Fig. 9.
1844. Scyphia bifrons Reuss, Geogn. Skizzen aus Böhmen. II. S. 299.
1846. Desgl. Verst. d. böhm. Kr. II. S. 76. Taf. 18. Fig. 6.
1850. Cupulospongia bifrons d’Orbigny, Prodr. II. S. 288.
Von dieser grossen, nach Reuss breitohrförmigen Art liegt nur ein Bruchstück von Plauen vor, an
welchem die äussere Fläche wohlerhalten ist. Diese zeichnet sich durch grosse unregelmässige Mündungen
aus, welche durch gewölbte, höckerige Zwischenräume von einander getrennt sind. Manche dieser Mündungen
sind rhombisch-quadratisch und gegen 3 mm. gross, andere sind rundlich, oval oder gebogen und stehen
dann um so unregelmässiger beisammen. Die von einer Durchkreuzung starker, knotiger Fäden herrührende
Beschaffenheit der, verschieden breiten, fast wulstigen Zwischenräume bewirkt an den Mündungen einen zackigen
oder höckerigen Begrenzungsrand, was diese Art mit Or. Decheni (Scyphia Decheni Goldf. P. G. Taf. 65.
Fig. 6) gemein hat.
Vorkommen. Im unteren Pläner bei Bilin und bei Dresden.
Plocoscyphia Reuss, 1846, d’Orbigny, 1850.
Syn.: Maeandrospongia A. Römer.
Abgesehen von einer im Scheitel der Pl. labyrinthica Reuss, Böhm. Kr. II. S. 77. Taf. 18. Fig. 10,
vorhandenen Centraldepression, welche Reuss in den Gattungscharakter mit aufgenommen hat, lassen sich die
von d’Orbigny, Prodrome, 1850, unter Plocoscyphia, von A. Römer, Pal. XIII. S. 52 aber als Maeandro-
spongia aufgeführten Schwämme, ferner auch Polypothecia Pietonica Michelin, Icon. zooph. S. 147. Pl. 37.
Fig. 1 (= Rhysospongia Pietonica d’Orb. Prodr. II. S. 286) recht wohl zu einer Gattung vereinen.
Das Auszeichnende ist für dieselben, bei einer verschieden knolligen Gestalt, das Vorhandensein von
weiten, labyrinthartig mit einander verwachsenen, unregelmässigen Röhren, welche als Wülste an der Ober-
fläche vorragen und daselbst weit ausmünden. Ihr Gewebe besteht aus feinen, rechtwinkelig oder sternförmig
sich durchkreuzenden Kieselfäden, ganz ähnlich wie bei Oribrospongia subreticulata Mün. sp., und es sind in
dasselbe zahlreiche kleinere und grössere Poren eingesenkt. Diese Beschaffenheit tritt an Exemplaren aus dem
Serpulasand von Bannewitz ausgezeichnet hervor (Taf. 2. Fig. 5 und Taf. 3. Fig. 1 5) und wurde auch
Palavontographica XX. 1. 4
N
von Reuss bei Ploc. formosa d’Orb. (Achilleum formosum Reuss a. a. O. Taf. 43. Fig. 7) und anderen
Arten gezeichnet.
Bei Pl. Morchella d’Orb. (Achilleum Morchella Goldf., Petr. Germ. I. S. 2. Taf. 29. Fig. 6) von
Essen kann man eine Ähnliche Textur in gleicher Weise oft wahrnehmen. Keineswegs erscheint die Oberfläche
ihrer zusammenfliessenden Röhrenwände immer so glatt, als sie Goldfuss und A. Römer hingestellt haben.
1. Pl. pertusa Gein. — Taf. 2. Fig. 5 a b. Taf. 3. Fig. 1a b.
1843. Tragos pertusum Gein. Nachtr. z. Charakt. S. 19. Taf. 6. Fig. 18.
1849. Achilleum pertusum Gein. Quad. S. 264.
1864. Maeandrospongia pertusa A. Röm. Pal. XI. S. 53. Taf. 18. Fig. 11.
Diese Art bildet breite Knollen, ohne Scheitel, ohne centrale Einsenkung und ohne Stiel, ganz ähn-
lich der Pl. Morchella Goldf., von der sie vielleicht nur durch ihr lockeres Gewebe verschieden ist; denn
die Gestalt der letzteren ist keineswegs immer so kegelförmig, als es die Abbildung von Goldfuss, Petr,
Germ. I. Taf. 29. Fig. 6 erscheinen lässt, sondern meist mit einer breiten Fläche aufgewachsen.
Die weiten Röhren, die den Schwamm durchziehen, sind bei unserer Art ziemlich stielrund, erweitern
sich aber zuletzt nach ihren, unregelmässig in einander verlaufenden Mündungen zu labyrinthartigen Gängen.
Dasselbe gilt für Pl. Morchella.
Als nahe Verwandte von beiden muss aber auch Polypothecia Pictonica Michelin, Icon. zooph. S. 147
Pl. 37. Fig. 1 angesehen werden, deren untere Fläche (l. c. Fig. 1 5) durch ihre aus der Befestigungsstelle
ausstrahlenden Üanäle unterschieden ist, offenbar eine blosse Folge von der mehr horizontalen Entwickelung
des Individuums, welches bald mehr in die Höhe, bald mehr in die Breite zu wachsen pflegt.
Wahrscheinlich wird sich bald die Identität aller dieser Arten noch mehr herausstellen.
Vorkommen. Plocoseyphia pertusa gehört dem Serpulasande des unteren Quaders von Bannewitz und
Welschhufa bei Dresden an; Pl. Morchella wurde in gleichalterigen Schichten von Frohnhausen bei Essen
an der Ruhr entdeckt; Pl. (Polypothecia) Pictonica fand sich in cenomanen Schichten von Angoulöme (Charente)
und Tours (Indre-et-Loire). A. Römer’s Abbildungen der Maeandrospongien bedürfen besonders ihres Gewebes
halber einer neuen Prüfung.
3. Ordn. Vermiieulatae oder Lithistidae O. Schmidt. (Spongitaria de Fromentel pars, Schwämme
mit wurmförmigem Gewebe A. Römer.)
Amorphospongia d’Orbigny, 1849. (Amorphofungia de Fromentel, Introd. S. 50).
Die Formen dieser Schwämme sind sehr unbestimmt, oft knollig, walzig, oder bilden zusammen-
geschlagene Flächen. Sie bestehen aus einem ziemlich gleichartigen Gewebe, von welchem kleine, gedrängt
liegende Poren eingeschlossen werden. An der Oberfläche erscheinen sie höckerig. Sie besitzen weder eine
Scheitelöffnung, noch grössere Mündungen, noch eine deutliche Epithek.
1. A. vola Michelin sp. — Taf. 4. Fig. 1.
1540. Spongia vola Mich. Icon. zooph. S. 29. Pl. 7. Fig. 2.
1849. Desgl. Gein. Quad. S. 264.
1850. Amorphospongia vola d’Orb. Prodr. II. S. 210.
Mit dem durch Michelin von Uchaux beschriebenen Exemplare stimmen die Stücke von Plauen in
Form und Structur sehr genau überein. Sie bilden eine dicke, zusammengeschlagene Fläche, die sich nach
oben erweitert, an ihrem ganzen Rande zugeschärft und oben unregelmässig wellenförmig gebogen ist. Es
liegen Bruchstücke von mehr als 16 Cm. Länge und etwa 2 Cm. Dicke vor, welche im ausgebreiteten Zu-
stande auch 16 Cm. Breite besitzen. Ihre Structur stimmt auf der äusseren und inneren Fläche ganz überein.
ET
Anastomosirende Fasern schliessen kleine, ziemlich gleich grosse, jedoch unregelmässige, rundliche oder läng-
liche, Poren ein (Fig. 1 c). An den Vereinigungspunkten der Fasern schwellen sie höckerig an. An einzelnen
Stellen der Oberfläche macht sich in den Fasern eine Neigung zur Längsrichtung bemerkbar (Fig. 1 d).
Vorkommen. Im unteren Pläner von Plauen; im Grünsande von Uchaux (Dept. de Vaucluse.)
Sparsispongia d’Orbigny, 1849.
Unter ähnlichen unbestimmten, oft knolligen, warzenförmigen oder anderen Formen, und mit einem
ähnlichen Gewebe wie Amorphospongia, unterscheidet sich diese Gattung durch ihre concentrischen Lagen
und durch eine Anzahl von grösseren Mündungen,') die auf dem Scheitel der warzenförmigen oder astförmigen
Auswüchse ring- oder strahlenförmig angeordnet sind. d’Orbigny und de Fromentel stellen als Typus
dafür Stromatopora polymorpha Goldf. (Petr. Germ. I. Taf. 64. Fig. 8 /) hin. Dagegen hat v. Rosen
a. a. 0. S. 53 die Gattung Sparsispongia ganz aufgegeben und fasst unter Stromatopora Formen zusammen,
die wenigstens in ihrem Aeussern sehr von einander verschieden sind.
1. Sp. varians de From. — Taf. 4. Fig. 2.
1846. Tragos clavellatum Gein. Grundr. S. 694 z. Th.
1849. Spongia sanguisuga Gein. Quad. S. 264.
1861. E. de Fromentel, Catalogue des Spongitaires. p. 13. Pl. 3. Fig. 8.
Unregelmässig wulstförmige oder handförmig getheilte Schwämme mit kurzen, stumpfen Auswüchsen,
deren Scheitel in seiner Mitte eine Anzahl kleiner Löcher oder kurze ausstrahlende Furchen trägt, während
die ganze übrige Oberfläche sehr dicht mit feinen Höckern besetzt ist.
Bei der grossen Aehnlichkeit unserer Plauen’schen Exemplare mit de Fromentel’s Abbildung von
Sparsispongia varians aus dem Neokom von Champtonay und Germigney in Frankreich lässt sich nicht nur
eine generelle, sondern auch eine specielle Identität mit dieser Art wohl annehmen, wiewohl die Scheitel-
mündungen nur an wenigen Aesten sichtbar sind. Die Beschaffenheit des Gewebes ist aus der Abbildung
Taf. 4. Fig. 2 db wohl zu entnehmen.
Vorkommen. Selten im unteren Pläner von Plauen. Unter den Essener Arten scheint ihr Tragos
deforme Goldf. P.G. I. S. 12. Taf. 5. Fig. 3 oder Leiospongia deformis A. Römer, Pal. XII. S. 41. Taf. 14
Fig. 12, am nächsten verwandt zu sein.
Tremospongia d’Orbigny, 1549, de Fromentel, 1859.
Diese Gattung ist von Sparsispongia nur durch eine Epithek unterschieden, die oft einen grossen
Theil des Schwammes in blätterigen Anwachsringen umgibt. Als Typus dafür gilt nach d’Orbigny und
de Fromentel: Lymnorea sphaerica Michelin, Icon. zooph. p. 216. Pl. 52. Fig. 16, aus cenomanen Schichten
von Le Mans, welche nicht verschieden ist von Manon pulvinarium Goldf. Petr. Germ. I. S. 2 z. Th,,
Taf.. 29. Fig. 7.
1. Tr. pulvinaria Goldf. sp.
1826—33. Manon pulvinarium Goldf. Petr. Germ. I. S.2 z. Th., Taf. 29. Fig. 7.
1840—47. Lymnorea sphaerica Mich. Icon. zooph. p. 216. Pl. 32. Fig. 16.
1850. Tremosp. sphaerica et Sparsisp. pulvinaria d’Orb. Prodr. II. p. 187.
1851—52. Tragos pulv. und Mammillipora sphaerica Bronn, Lethaea, V. S. 61. Tab. XXIX. Fig. 1. 4.
1864. Tr. pulvinaria A. Röm. Pal. XIII. S. 40. Taf. 14. Fig. 8.
1) oder Einströmungsöffnungen nach Fr. v. Rosen in Verh. d. Russ. Kais. Min. Ges. zu St. Petersburg. 2. Serie
4. Bd. 1869. S. 66. Taf. 6. Fig. 3.
In der halbkugeligen Fläche des Schwammes liegen Gruppen von 3—5 Mündungen zerstreut. Das
Original zu der Goldfuss’schen Abbildung, welches sich in den Dresdener Sammlungen befindet, ist keineswegs
frei von einer Epithek, die an der Basis des Schwammes sehr deutlich hervortritt; ein scheinbarer Unterschied
von Tr. sphaerica liegt nur darin, dass es mit dem grössten Theile seiner Fläche aufgewachsen ist, während
Michelin’s Exemplar mit einem kurzen dicken Stiele versehen ist. A. Römer hat schon die Identität beider
Arten erkannt.
Vorkommen. Im unteren Quadermergel von Frohnhausen bei Essen und in cenomanen Schichten
von Le Mans in Frankreich. Das Vorkommen dieser Art in Sachsen ist noch zweifelhaft, da man bisher
wenigstens noch keine deutlichen Exemplare davon gefunden hat.
2. Tr. rugosa Goldf. sp.
1826. Tragos rugosum Goldf. Petr. Germ. I. S. 12. Taf. 5. Fig. 4.
1841. Desgl. A. Römer, Verst. d. Nordd. Kreideg. 8. 3.
1849. Desgl. Gein. Quad. S. 262.
1850. Sparsispongia rugosa d’Orb. Prodr. II. S. 187.
1864. Tremospongia dilatata A. Röm. Pal. XIII. S. 40. Taf. 1. Fig. 24.
Nach den uns vorliegenden Originalexemplaren von Essen, welche aus der Sack’schen Sammlung an
das Dresdener Museum übergegangen sind, bildet dieser Schwamm ganz unregelmässige Knollen, die mit einer
breiten Fläche aufgewachsen sind, an ihrem Umfange mit unregelmässigen Blätterlagen von Epithek bedeckt
sind und mit einer unregelmässig gewölbten Scheitelfläche enden. Statt einer grösseren mittleren Scheitel-
mündung, die bei übrigens ähnlicher Structur für die Gattung Zpitheles de From. bezeichnend ist, treten bei
dieser Art aus dem feinen Gewebe des Schwammes nur vereinzelte röhrenartige Mündungen an verschiedenen
Stellen zu Tage. Bei Tr. pulvinaria liegen bekanntlich meist je 3—5 solcher Mündungen gruppenweise
beisammen.
A. Römer war geneigt, Tragos rugosum Goldf. auf Epitheles multiformis A. Köm. Pal. XII. S. 38.
Taf. 14. Fig. 2 zurückzuführen, welches weit mehr an Epitheles foraminosa Goldf. sp. angrenzt, dagegen
liest kein Bedenken vor, Tremospongia dilatata Ad. Röm. Pal. XIU. S. 40. Taf. 1. Fig. 1 mit Tr. rugosa
zu vereinen, wenn jene Art auch in einer tieferen Etage, in dem Hils von Berklingen, gefunden worden ist.
Vorkommen. Im Neokom oder Hils von Berklingen, im unteren Quadermergel von Frohnhausen
bei Essen, und wahrscheinlich im unteren Pläner von Plauen.
3. Tr. Klieni Gein. — Taf. 4. Fig. 3.
Bei eiförmiger oder schiefeiförmiger Gestalt ist sie mit breiter Basis aufgewachsen, besitzt bis weit
nach oben hin eine Anzahl unregelmässiger Querrunzeln, die von einer Epithek herrühren, und zeigt zuweilen
in dem gerundeten Scheitel mehr oder minder deutliche Mündungen, welche ihre Stellung bei Tremospongia
rechtfertigen. Diese treten an dem hier abgebildeten Exemplare deutlicher als an manchen anderen hervor.
Vorkommen. Im unteren Quadersandsteine von Oberhässlich bei Dippoldiswalda, wo sie von Herrn
Gerichtsrath Klien entdeckt worden ist, bis 6. cm. gross.
Gupulospongia d’Orbigny, 1849, A. Römer, 1864. Cupulochonia de Fromentel, 1859, Intro-
Auction, p. 44.
In dieser von den Autoren ‚etwas verschieden aufgefassten Gattung lassen sich Schwämme von
ziemlich einfacher Structur, ohne Röhren und Mündungen und ohne deutliche Epithek unterbringen, deren
poröses Gewebe undeutlich netzförmig ist und die sich in mehr oder minder deutlichen Trichter-, Becher-
— a —
oder Tellerformen zu entwickeln streben. Ob ihr Rand umgebogen ist oder nicht, worauf de Fromentel Werth
legt, scheint unwesentlich zu sein, womit auch A. Römer übereinstimmte, wenn er Pal. XII. S. 51 Cup.
gigantea und Cup. contorta als Arten dieser Gattung beschrieb. Eben so wenig Gewicht ist vielleicht auch
auf die Spuren einer epithekartigen Hülle zu legen, die an der Basis von Cup. infundibuliformis einmal
vorkommen kann, wodurch sich A. Römer veranlasst sah, letztgenannte Art zu Epitheles zu verweisen.
1. Cup. infundibuliformis Goldf. sp. — Taf. 4. Fig. 4. 5.
1826. Seyphia infundibuliformis Goldf. Petr. Germ. I. S. 12. Taf. 5. Fig. 2.
1842. Desgl. Gein. Char. III. S. 95. i
1843. Auloporae sp. Gein. Nachtr. z. Char. S. 18.
1849. Scyph. infund. Gein. Quad. Deutschl. S. 258.
1850. Hippalimus infund. d’Orb. Prodr. II. S. 187.
1564. Epitheles infund. A. Römer, Pal. XIII. S. 38.
Junge Exemplare sind knollig oder birnförmig und im Scheitel cylindrisch vertieft, ältere Individuen
bilden sich becher- oder trichterförmig aus und haben an Exemplaren von Essen über 30 cm. Höhe und Breite,
bei einer Stärke der Wandung von etwa 1!s cm. erreicht. Ihr kurzer Stiel ist an der Aufwachsungsstelle
wenig erweitert. Das kalkige Fasergewebe des Schwammes erscheint dem blossen Auge in der Form von
netzförmigen Verzweigungen, welche bei ihrer oft glatten Beschaffenheit und zunehmenden Stärke lebhaft an
jene der Auloporen, wie Aul. conglomerata Goldf. (Petr. I: S. 83. Taf. 29. Fig. 4) erinnern. Ihre Beschaffen-
heit tritt auch an Exemplaren von Plauen, wo sie ziemlich dick werden und meist glatt sind, in den Abbil-
dungen auf Taf. 4 deutlich hervor. Dieselben scheinen förmlich aus einander hervorzuwachsen und schliessen
weite, rundliche oder unregelmässige Hohlräume ein. An Exemplaren von Essen erreichen diese Verzweigungen
nur selten diese Dicke. Man trifft sie hier theilweise mit glatter oder fast glatter Oberfläche an, wie bei
Plauen, theilweise aber auch als ein sehr feines Gewebe, welches rundliche, eng an einander stehende Poren
enthält, deren Vorhandensein die sie bedeckende Oberhaut verdeckt hielt.
Dies erinnert an Plocoscyphia-Arten und scheint wesentlicher zu sein, als eine wenig deutliche Epithek,
die an der Basis des Schwammes mitunter wohl angedeutet ist und worauf A. Römer bei der Stellung dieser
Art im Systeme wohl zu viel Werth gelegt haben dürfte. Unter den zahlreichen Exemplaren des Dresdener
Museums, welche von Essen stammen, ist dieser epithekartige Ueberzug, welcher den Stiel umgibt, nur an
einem einzigen Exemplare vorhanden. :
Auch bei Cupulospongia infundibuliformis fand zuweilen eine Theilung des Individuums in zwei
trichterförmige Individuen statt, was namentlich an eimem Exemplare des Dresdener Museums sehr schön
hervortritt und genügend beweist, wie unrecht man that, Einzelschwämme von übrigens gleichartigen Schwamm-
gruppen generisch zu trennen.
Vorkommen. Diese im Grünsande oder unteren Quadermergel von Frohnhausen bei Essen sehr
gemeine Art wurde auch an einigen Stellen des unteren Pläners von Plauen nicht selten gefunden, sowie auf
dem Gamighügel bei Leubnitz und bei Gross-Sedlitz.
2. Cup. Roemeri Gein. — Taf. 5. Fig. 1—6.
1864. C. contorta A. Roemer, Pal. XIII. S. 51. Taf. 18. Fig. 2. (Nicht Cup. contorta Courtiller, 1861. S. 24.
196 geh Is All)
Mit einem kurzen dicken Stiele aufgewachsen, nimmt diese Art in der Regel die Form eines schiefen,
unregelmässigen Napfes oder flachen Trichters an, dessen dicker, wulstförmiger Rand mehr oder minder tief
a
verbogen ist; zuweilen breitet sie sich auch flach tellerförmig aus (Fig. 4. 5), wohin von den napfförmigen
Formen zuverlässige Uebergänge vorliegen. Ihre äussere Fläche lässt in einem feinen höckerigen Gewebe
ungleiche, gröbere, wenig vertiefte Gruben von —?/s mm. Grösse wahrnehmen (Taf. 5. Fig. 3 im vergrös-
serten Maassstabe), deren Zwischenräume nicht so structurlos erscheinen, als in Römer’s Abbildung, Fig. 18. 2 b,
welche Beschaffenheit dort nur die Folge vom Vorhandensein einer glatten Oberhaut sein dürfte, ähnlich wie
bei Cup. infundibuliformis. Vielmehr ist diese Structur ganz ähnlich der von Reuss, Verst. d. Böhm. Kr.
Taf. 18. Fig. 1, für Sceyphia heteromorpha gegebenen Abbildungen. Auf der inneren Fläche sind jene Gruben
oft zu Furchen verlängert, wie dies in ähnlicher Weise bei Oupulochonia sequana de Fromentel, Catalogue, 1861,
S. 31. Pl. 4. Fig. 1, aus dem Neokom von Germigny, der Fall ist, die besonders nach dem Rande hin
deutlicher werden. Die innere Textur zeigt an Durchschnitten nur feine Poren in einem noch feineren filzigen
Gewebe. An der Aussenseite einiger Exemplare der Cup. Roemeri stellen sich vereinzelte grössere Mündungen
von etwa 4 mm. Durchmesser ein, Taf. 5. Fig. 6, die man vielleicht noch als Zufälligkeiten betrachten kann,
wenn sie auch einen Uebergang zu Stellispongia Plauensis vermitteln, Dank der künstlichen Systematik,
wodurch man genöthigt wird, zuweilen die nächsten Verwandten weit von einander zu trennen. Aehnliche
Vertiefungen sind übrigens auch an Cupulospongia gigantew« Röm. (Pal. XIII. Taf. 18. Fig. 1) wahrzunehmen.
(Vgl. S. 21.)
Vorkommen. Bis 10 cm. gross nicht selten im unteren Pläner von Plauen, am Gamighügel bei
Leubnitz, bei Kauscha und Gross-Sedlitz; Römer’s Cup. contorta im Varians-Pläner des Kahnsteins.
Stellispongia d’Orbigny, 1849, de Fromentel, 1859, A. Roemer, 1864.
In dem porösen Gewebe der Aussenfläche sind vereinzelte oder zahlreiche grössere Mündungen ein-
gesenkt, von welchen undeutlich sternförmige Furchen ausstrahlen.
1. $6. Plauensis Gein. — Taf. 5. Fig. 7. 8; Taf. 6. Fig. 1.
1843. Onemidium astroides und Cnem. Plauense') Gein. Nachtr. z. Charakt. S. 18. Taf. 6. Fig. 13. 19.
1846. Tragos astroides Gein. Grundr. S. 693. (exel. Syn.) Taf. 25. Fig. 22.
1849. Cnemidium acaule (pars) und Tragos astroides Gein. Quad. Deutschl. S. 256. 262.
Kurzgestielt oder mit einer breiteren Fläche aufsitzend, gleicht dieser vielgestaltige Schwamm in
seinen Jugendzuständen oft der Orpulospongia Roemeri, von der er sich dann nur durch seine zahlreichen
grösseren Mündungen an der Aussenseite unterscheidet. Zuerst knollig, oft niedergedrückt, entweder mit
rundlichem Umfange oder mit stumpfen rundlichen Auswüchsen versehen, ähnlich der St. Mosensis d’Orb.
(Cnemidium stellatum Mich. Icon. zooph. Pl. 26 Fig. 8) aus dem oberen Jura, oder schief napfförmig, ent-
wickelt sich St. Plauensis in der Regel zu ohrförmigen, dickwandigen Ausbreitungen, deren gewölbte äussere
Fläche gewöhnlich mit zahlreichen runden Mündungen von etwa 4 mm. Durchmesser bedeckt ist, welche
einige Millimeter tief in dem lockeren Gewebe eingesenkt sind. An dem zuerst als Onemidium Plauense
beschriebenen Exemplare fällt eine solche Mündung gerade in die Mitte des flachen Scheitels, in ähnlicher
Weise, wie an dem Exemplare auf Taf. 6. Fig. 1. Zwischen diesen Mündungen, wie überhaupt auf der ganzen
Aussenfläche des Schwammes liegen zahllose kleinere und grössere Gruben, von 0,5 mm. durchschnittlicher
!) Nachdem sich durch neue Funde die Zusammengehörigkeit von Cnemidium Plauense und astroides herausgestellt
hat, lässt sich diese Art als Stellispongia Plauensis festhalten, da bereits Tragos astroides Münster, 1841, Beitr. IV. S. 30.
Taf. 1. Fig. 18, von d’Orbigny (Prodr. I. S. 210) den Namen Stellispongia astroides erhalten hatte.
le
Grösse, in einem höckerigen, feinporösen Gewebe zerstreut. (Taf. 6. Fig. 1 c.) Aehnlich, wenn auch noch
unregelmässiger höckerig, ist auch die innere meist concave Fläche des Schwammes beschaffen (Taf. 5.
Fig. 8 b, c), welcher jedoch die grösseren Mündungen fehlen. Letztere sind stets mit einer grösseren Anzahl
unregelmässiger, ausstrahlender Furchen umgeben, die dem Fossile einige Aehnlichkeit mit der Structur der
Astraeen ertheilen. Uebrigens nähert sich die Structur des Gewebes an diesen Schwämmen sehr der von
Cupulospongia Roemeri, womit sich überhaupt eine nahe Verwandtschaft zeigt.
Vorkommen. Häufig im unteren Pläner von Plauen,
2. St. Reussi Gein. — Taf. 6. Fig. 3.
1846. Cnemidium stellatum Reuss. Verst. d. böhm. Kr. II. S. 71. Taf. 16. Fig. i.
1849. COnem. Reussi Gein. Quad. S. 256.
1864. Stell. Reussi A. Röm. Pal. XIII. S. 49.
Zu dieser Art, welche Reuss aus dem unteren Pläner der Schillinge bei Bilin beschrieben hat, muss
wenigstens 1 Exemplar von Plauen in der Sammlung des Generalstabsarztes Dr. Günther in Dresden gerechnet
werden. Dasselbe war auf einer seiner schmalen Seiten aufgewachsen und bildet mehrere mit einander innig
verwachsene Haupttheile, von denen sich je ein rundlicher Theil an die Seiten des halbkreisförmigen mittleren
Theiles anschliesst. Die eine, wahrscheinlich äussere Fläche derselben (Fig. 3, b) ist scheitelförmig erhoben
und trägt in der Nähe ihres Scheitels bei * jene flache grubenförmige Vertiefung, auf welche Reuss die Auf-
merksamkeit lenkte und von der aus lange und seichte, gabelnde oder anastomosirende Furchen das feinporöse
und höckerige Gewebe durchschneiden. An dem mittleren Theile des Exemplares laufen diese Furchen von
dem erhabenen Scheitel selbst aus, ähnlich wie bei Tragos stellatum Goldf. (Petr. I. S. 14. Taf. 30. Fig. 2)
— Actinospongia stellata A. Röm. — Stellisp. substellata d’Orb. von Essen.
Die andere, wahrscheinlich innere Fläche (Fig. 3 «) ist in ihren mittleren Theilen entweder flach-
concav oder fast eben und lässt schon mit blossem Auge höckerige, anastomosirende Fasern unterscheiden,
die sich entweder zu vereinzelten oder in einander verlaufenden undeutlichen Sternen gruppiren. Diese
Struetur ist nicht unähnlich jener auf der inneren Fläche des Elasmostoma Normanianum d’Orb. in Goldfuss’
Abbildung des Manon Peziza Taf. 29. Fig. 8 b.
Vorkommen. Selten im unteren Pläner von Plauen bei Dresden, an den Schillingen bei Bilin, viel-
leicht auch im unteren Grünsande von Essen (Actinospongia stellata A. Röm.).
3. St. Goidfussiana Gein. — Taf. 6. Fig. 4—7.
1826. Manon stellatum Goldf. Petr. I. S. 3. Taf. 1. Fig. 9.
1864. Stell. stellata A. Röm. Pal. XII. S. 48. (Nicht Stell. stellata« d’Orb. Prodr. I. S. 326, = Spongia stellata
Lamour. 1821.)
Sie bildet dünnwandige, nieren- oder ohrförmige, verschieden gebogene und gewölbte, unregelmässige
Ausbreitungen, deren eine, bald convexe, bald concave Fläche mit kleinen, gegen !/s mm. grossen Mündungen
bedeckt ist, die von zahlreichen kurzen, knotigen Fasern sternförmig begrenzt werden. Letztere anastomosiren
und schliessen auf den breiten Zwischenräumen wurmförmige und rundliche Vertiefungen ein. Diese Zwischen-
räume sind entweder eben oder wulstförmig gewölbt, nie aber ragen die Mündungen aus der Fläche hervor,
was neben anderen Charakteren diese Art von Hlasmostoma oder Manon bei Goldfuss entfernt. Die andere,
innere Fläche des Schwammes, die bald concav, bald convex erscheint, zeigt ein feines, höchst unregelmässiges
Gewebe, das man mit blossem Auge noch wohl unterscheiden kann.
Vorkommen. Man findet diese Art, welche im unteren Quadermergel von Essen bis 14 cm. Breite
erreichte, in weit kleineren Exemplaren auch bei Plauen.
4. St. Michelini Gein. — Taf. 6. Fig. 2.
1843. Tragos stellatum Gein. Nachtr. z. Char. S. 19. Taf. 6.-Fig. 14. 15.
1849. Tragos Michelini Gein. Quad. S. 262.
Sie bildet halbkugel- oder knopfförmige Körper von mehreren Centimetern Durchmesser, die auf der
freien Seite gewölbt und mit der unteren Fläche grösstentheils aufgewachsen sind. In dem feinporösen Gewebe
der Oberfläche liegen zahlreiche, jedoch vereinzelte, aus 4—6 zusammenlaufenden Furchen gebildete Sterne,
deren lange Strahlen meist dichotomiren. Die Mitte eines solchen Sternes ist schwach vertieft und mit einer
oder mehreren kleinen Gruben versehen.
Bei einer noch weiteren Spaltung der Gattungen würde man diese Art 'zu Asterospongia A. Römer
stellen können, wofür nachstehende Diagnose gegeben wurde: „Asterospongia A. Römer, 1864. Aus verwachsenen,
warzenförmigen Individuen gebildet, oder ohne bestimmte Form; hier und dort laufen Furchen sternförmig
von einem Punkte, aber von keiner Mündung aus; die Basis ist mit keiner Epithek versehen, wodurch sich
diese Gattung von der immer davon umgebenen Gattung Actinospongia d’Orb. unterscheidet.“ (A. Römer.
Pal XS, 533)
A. conglobata (Onemidium congl.) Reuss, Verst. d. böhm. Kr. II. S. 72. Taf. 16. Fig. 2. 3, aus dem
unteren Pläner von Bilin (nicht Quadratenkreide, wie man bei A. Römer liest), eröffnet die Reihe von
Römer’s Arten.
Reuss hat jedoch bei dieser Art ausdrücklich hervorgehoben, dass in der Centralvertiefung eines
jeden wenig vertieften Centrums der vereinzelten Sterne 12—22 in mehrere kleine Kreise geordnete runde
Mündungen stehen, die er auch deutlich abgebildet hat. Hierdurch gewinnen wir wieder einen Uebergang
nach Tremospongia d’Orb. 1849, de Fromentel, Introd. 1859. S. 37.
Stell. Michelini zeigt sowohl mit Ast. conglobata Reuss sp. als auch mit Ast. globosa A. Röm.
(Pal. XIII. S. 54. Taf. 19. Fig. 5) aus dem Quadratenmergel des Sudmer Berges bei Goslar sehr nahe Ver-
wandtschaft. Ausserdem hat sie Aehnlichkeit mit Tragos stellatum Goldf. Petr. I. S. 14. Taf. 30. Fig. 2 von
Essen — (nemidium stellosum Bronn, Stellisp. substellata d’Orb. — Act. stellata A. Römer. Pal. XII. S. 41,
welche Art sich jedoch durch das Vorhandensein einer Epithek, sowie durch den Mangel jeder Oeffnung oder
Vertiefung in der Mitte ihrer meist warzenförmig erhobenen Sterne unterscheidet, während hier und da ovale
Oeffnungen neben den Sternen das Gewebe durchbrechen.
Vorkommen. St. Michelini wivd in dem unteren Pläner von Plauen nur selten gefunden.
Epitheles de Fromentel, 1869, Gein. 1871. -
Syn.: ZLymnorea Lamouroux, 1821 (nicht Peron- et Lesueur); ZLymmnoreotheles et Epitheles
de Fromentel, 1859, Myrmecium et Scyphia (pars) Goldfuss, 1826 u. f., Lymnorea et Hippalimus (pars)
d’Orbigny, Prodr. 1849/1850, Lymnorea et Epitheles (pars), Polyendostoma et Endostoma A. Römer, 1864.
Kreisel- oder umgekehrt kegelförmige, birn- oder walzenförmige, selbst becher- und trichterförmige
Schwämme, welche unten von einer Epithek bedeckt sind und an ihrem Scheitel eine centrale, röhren- oder kegel-
törmige bis trichterförmige Vertiefung besitzen. Dieselben sind entweder einfach und wurden dann als Epitheles
im engeren Sinne, als Myrmecium und Endostoma unterschieden, oder sie sind in Folge einer einmaligen
oder wiederholten Theilung des Schwammes (vgl. S. 21) innig verwachsen und in Gruppen vereinigt, die man
vn
ei
als Arten von Zymnoreotheles und Polyendostoma beschrieben hat. Jene grossen runden Mündungen von
Canälen, die auf der inneren Wand der centralen Vertiefung vorhanden sind und Römer zur Aufstellung
seiner Gattungen Polyendostoma und Endostoma, neben Lymmorea und Epitheles, veranlasst haben, werden
öfters vom oberen Rande aus durch eine dünne Oberhaut mit regelmässigen runden Poren verdeckt. Dies
ist in ausgezeichneter Weise bei F. foraminosa Goldf. sp. der Fall. Bei Myrmecium hemisphaericum Goldf.
I. p. 18. Taf. 6. Fig. 12, aus dem Jurakalke von Thurnau, das de Fromentel als Typus für Epitheles hinstellt,
sollen die ästigen Canäle von der Grundfläche nach der Peripherie hinstrahlen, deren Beschaffenheit und
Richtung demnach manchen dieser Canäle bei Hpitheles foraminosa ganz analog sind. Wie bei Myrmecium,
sind auch bei E. foraminosa die Mündungen dieser Canäle an der Aussenfläche zerstreut und oft sternförmig
ausgezackt.
1. E. tetragona Goldf. sp. — Taf. 8. Fig. 9—12.
1826. Scyphia mammillaris und Se. tetragona Goldfuss, Petr. Germ. I. p. 4. Taf. 2. Fig. 1. 2.
1841. Se. tetragona A. Römer, die Verst. d. nordd. Kreidee. S. 6.
1849. Desgl. Geinitz. Quad. Deutschl. S. 256.
1850. Hippalimus tetragonus d’Orbigny, Prodr. II. p. 186.
1864. Polyendostoma sociale und Endostoma tetragonum A. Römer, Pal. XI. S. 39. Taf. 14. Fig. 4. 7.
Der kleine Schwamm sitzt auf einer breiten Grundfläche auf, verengt sich etwas und verlängert sich
warzig, kreisel-, umgekehrt kegel- oder keulenförmig bis zu einem von einer Kante begrenzten, meist flach-
gewölbten, zuweilen fast ebenen Scheitel, in dessen Mitte sich. eine schmale cylindrische Mündung einsenkt.
Der Umfang des Scheitels ist meist rundlichvierseitig, zuweilen aber auch nach einzelnen Richtungen hin in
unregelmässige Lappen ausgezogen, die jedoch keine besondere Hauptmündung zeigen; sein Rand ist meist
scharf, die Mündung nähert sich mehr oder weniger der Mitte des Scheitels.
An dem unteren Theile des Schwammes ist an vielen Exemplaren von Essen eine blätterige, theil-
weise zerrissene, glatte Oberhaut oder Epithek wahrnehmbar, auf deren Vorhandensein bei dieser Art zuerst
A. Römer die Aufmerksamkeit gerichtet hat. Oft finden sich Exemplare, die aus 2 oder mehreren innig mit
einander verwachsenen Individuen oder sogenannten Personen bestehen, von denen ein jedes seine besondere
Scheitelöffnung besitzt, derart verbunden, dass man nur an eine ähnliche Theilung des Individuums, wie bei
Cyathophyllum und anderen Korallen denken kann. Dies ist Polyendostoma sociale A. Römer.
Das Gewebe des Schwammes, welches an Essener Exemplaren vorzüglich erhalten ist, besteht aus
kurzen, anastomosirenden höckerigen Fäden, welche kleine rundliche oder vieleckige Zwischenräume lassen.
Darin sind zahlreiche, von dem Hauptcanale aus horizontal nach aussen laufende Seitencanäle vorhanden,
deren Mündungen an der Aussenseite meist sternförmig ausgezackt sind und welche mitunter auch die centrale
Mündung als strahlenförmige zum Theil dichotome Rinnen umgeben.
Vorkommen. Selten im unteren Pläner von Plauen. Die hier abgebildeten Exemplare sind junge
Individuen theils mit spitz erhobenem, theils mit fast flachem Scheitel. Ausgewachsene Exemplare kamen häufig
im Grünsande von Frohnhausen bei Essen vor.
2. E. foraminosa Goldf. sp. — Taf. 8. Fig. 13.
1826. Scyphia foraminosa Goldf. Petr. Germ. I. p. 86. Taf. 31. Fig. 4.
1841. Desel. A. Römer, Verst. des nordd. Kreidegeb. S. 6.
1849. Desgl. Gein. Quad. Deutschl. S. 258.
1850. Eudea foraminosa d’Orb. Prodr. II. p. 186.
1864. Endostoma foraminosum A. Röm. Pal. XIII. S. 39. Taf. 14. Fig. 6.
Epitheles multiformis A. Röm. eb. S. 38. Taf. 14. Fig. 2.
Palaeontographica XX. 1. 5
SE
Auch von dieser Art ist das Originalexemplar bei Goldfuss an das Dresdener Museum übergegangen.
Der ungestielte Schwamm ist mit einer sich erweiternden Basis aufgewachsen und in deren Nähe mit Epithek
umhüllt. Ursprünglich warzenförmig, entwickelt er sich walzig-eiförmig, oder umgekehrt kegelförmig und becher-
förmig, und dann oft mit unregelmässig gebogenem und ungleichförmigem Rande. Der Scheitel besitzt stets
eine weite Vertiefung, die oben scharfrandig, becher- oder trichterförmig eingesenkt ist, eine gewisse Glätte
besitzt und mit kleinen, runden, ziemlich regelmässigen Poren siebartig durchlöchert ist. Erst unter dieser
Schicht, die mitunter schon von den Canälen durchzogen wird, tritt die unregelmässige Structur des Gewebes,
wie auch die grosse Anzahl von Canalmündungen auf der inneren Seite hervor. Das ziemlich lockere Gewebe
besteht aus knotigen anastomosirenden Fasern, die auf der Aussenfläche ganz unregelmässige, grössere und
kleinere Zwischenräume lassen, neben welchen ausserdem noch grössere von Canälen herrührende Mündungen
mit ihren undeutlich sternförmigen Auszackungen zerstreut liegen.
Unter den zahlreichen Exemplaren von Essen, die bis 5 cm. Länge erreicht haben, sind auch welche
vorhanden, an welchen eine Theilung des Schwammes eingetreten ist.
In dem unteren Pläner von Plauen sind bisher nur junge beobachtet worden, die aber ganz den jungen
Exemplaren von Essen entsprechen. !
3. E. robusta Gein. — Taf. 8. Fig. 1—8.
Eine fast cylindrische Art, die nicht selten mit ringförmigen Zuwachswülsten und Spuren von Epithek
versehen ist, an ihrer Oberfläche aber oft mehr oder weniger zahlreiche, grössere oder kleinere, unregelmässige
Knoten trägt, zu welchen sich das wurmförmig anastomosirende Gewebe erhebt. Sie ist mit breiter Basis
aufgewachsen und verschmälert sich nur wenig in der Nähe ihres oberen stumpfen Endes, an dessen schwach
vertieftem Scheitel eine lange cylindrische centrale Höhlung mündet. Von den letzteren laufen zahlreiche
Seitencanäle nach aussen hin, die bei 2 cm. Durchmesser des ganzen Querschnittes des Schwammes nur gegen
0,5 mm. stark sind.
Das Gewebe des Schwammes besteht aus verhältnissmässig dicken, anastomosirenden Fasern, welche
vielgestaltige, Kleinere und grössere, rundliche oder wurmförmige Poren einschliessen. Dasselbe ist noch
robuster, als bei Ep. foraminosa und Ep. tetragona. Die grösseren an der Oberfläche zerstreuten Knoten
besitzen dieselbe Structur und es scheint überhaupt, als ob die von der centralen Höhlung ausstrahlenden
Seitencanäle zum Theil darin ihren Ausgang nähmen.
Man kann nach der äusseren Betrachtung dieser Art leicht versucht werden, sie für eine Siphono-
eoelia de Fromentel, 1859, Introd. p. 31, zu halten, welcher Gattung jedoch alle Seitencanäle und Mündungen
-fehlen sollen. Ihre äussere Aehnlichkeit mit Siphonia annulata Gein. wird dort besprochen.
Vorkommen. Aus dem unteren Pläner von Plauen liegen mehrere Exemplare der Epitheles nodosa
von 14 cm. Länge und 4,5 cm. Dicke vor; häufiger sind Exemplare von etwa 6 cm. Länge und nur 2,5 cm.
Durchmesser. Auch kommt sie am Gamighügel bei Leubnitz vor.
4. E. furcata Goldf. sp. — Taf. 8. Fig. 7—8.
1826. Seyphia fwrcata Goldf. P. G. I. S. 5. Taf. 2. Fig. 6.
1840—47. Scyphia mieropora Michelin, Icon. Zooph. p. 215. Pl. 53. Fig. 14.
1849—50. Scyphia furcata und Spongia Ottoi Gein. Quad. Deutschl. S. 256. 264.
1850. Hippalimus fwrcata d’Orb. Prodr. II. p. 187.
1364. Polyendostoma furcatum A. Röm. Pal. XIII. S. 39. Taf. 14. Fig. 5.
Diese Art bildet walzenförmige, oft ein- oder zweifach gabelnde Stämme, die meist gruppenweise oder
stockförmig beisammenstehen und in deren stumpfen Scheitel sich eine lange eylindrische Höhlung einsenkt.
an
Von dieser laufen, wie bei allen Arten der Gattung, mehrere dünne Seitencanäle aus. Das Gewebe ist be-
trächtlich feiner und dichter, als bei den drei ersten Arten.
Vorkommen. Im cenomanen Grünsande von Frohnhausen bei Essen. Es ist höchst wahrscheinlich,
dass Spongia Ottoi Gein., 1849—50, Quad. Deutschl. S. 264. Taf. 12. Fig. 6. 7 aus dem unteren Quader-
sandsteine von Wendischcarsdorf bei Dippoldiswalda dazu gehört. Wenigstens stimmt deren Form, wie auch
aus den Abbildungen von E. v. Otto. Additamenta zur Flora des Quadergebirges, 1852 —4. I. S. 26,
II. S. 12. Taf. 4. Fig. 7, hervorgeht, sehr nahe mit verschiedenen uns von Essen vorliegenden Gruppen dieses
Schwammes überein. Fig. 7 auf Taf. XII. in Gein. Quad. Deutschl. ist nicht ganz richtig aufgefasst und des-
halb hier Taf. 8. Fig. S noch einmal gezeichnet worden, indem der in dieser Zeichnung als Stiel erscheinende
Theil nur ein Zweig von der Hauptgruppe ist, die sich von einer gemeinschaftlichen Basis aus nach verschiedenen
Richtungen hin ausbreitet. Etwas Aehnliches gilt für die beiden unteren Figuren der v. Otto’schen Abbildungen.
Struetur ist an diesen Sandsteinversteinerungen nicht mehr zu erkennen. Der Form dieses Schwammes gleicht
auch die des Gyrophyllites Kwassizensis Glocker, 1841, N. Act. Ac. Leop. Car. XIX. 2. Suppl. S. 322, aus
dem Sandstene des Kwassitzer Kapellenberges in Mähren, welchen Geinitz und v. Otto als Synonym der
Spongia Ottoi bezeichnet haben.
Chenendopora Lamourous, 1821. (Ohenendoscyphia de Fromentel. 1859, Bicupula Couttiller, 1861.)
Dickwandige, trichter- oder napfförmige, nach A. Römer auch ohr- und halbkreisförmig ausgebreitete
Schwämme, auf deren inneren Fläche‘ ziemlich regelmässige Mündungen stehen, welche seicht sind und
oft mit erhabenem Rande aus einer glatten Oberhaut hervorragen. Die äussere Fläche und der obere Rand
erscheinen sehr fein netzartigporös. Das Gewebe des Schwammes ist wurmförmigporös. Ueber ihre lebenden
Vertreter s. S. 20.
1. Ch. undulata Mich. — Taf. 7. Fig. 5. 6.
1840—47. Michelin, Icon. zooph. p. 131. Pl. 34. Fig. 3; Pl. 40. Fig. 2.
1846. ? Manon Phillipsü Reuss, Verst. d. böhm. Kr. II. S. 77. Taf. 19. Fig. 7. 8.
1850. d’Orbigny, Prodrome II. p. 187.
Sie ist trichterförmig, oft etwas schief, wohl auch ohrförmig, auf ihrer feinporösen, fast glatten Aussen-
fläche mit flachen -wulstförmigen Anwachsringen versehen, besitzt einen dicken, wellenförmigen Rand und ist
an der Basis dickgestielt. Ihre flachen Mündungen auf der inneren Seite der Wandung haben einen vor-
stehenden, wulstförmigen Rand und besitzen 1—1,5 mm. Durchmesser. Sie werden den Mündungen von
Flasmostoma Normanianum sehr ähnlich, so dass es ziemlich willkürlich erscheint, ob man die fach ohrförmig
ausgebreiteten Exemplare, welche von Reuss (Böhm. Kr. II. S. 77. Taf. 19. Fig. 7. 8) und Geinitz (Quad,
S. 262) Manon Phillipsi genannt worden sind, zu Chenendopora undulata oder zu Elasmostoma Normanianım
stellt. Ihrem geologischen Horizonte nach wird man sie übrigens viel eher mit Ch. undulata, als, wie früher
geschah, mit Oh. marginata vereinigen können.
Vorkommen. Selten im unteren Pläner von Plauen; nach Michelm und d’Orbigny in cenomanen
Schichten von Villers und Coulanges in Frankreich. Sie kommt mit Siphonia pyriformis zusammen auch bei
Chäteau de Meauence bei Lude (Dpt. Maine-et-Loire) vor. ,
2. Ch. pateraeformis Mich. -— Taf. 7. Bi A,
1840—47. Michelin, Icon. zooph. p. 150. Pl. 37. Fig. 2.
1850. d’Orbigny, Prodr. I. p. 187.
REN
Diese Art ist schüsselförmig oder niedrig kreiselförmig, zuweilen etwas schief ausgebildet, hat einen
rundlichen Umfang, einen sehr breiten, entweder gewölbten oder flachen Rand und eine flache Vertiefung, in
welcher flache runde Mündungen von etwa ?'s mm. Durchmesser liegen. Die übrige Beschaffenheit der Ober-
fläche gleicht der vorigen Art, von der sie sich wesentlich noch durch ein meist spitzes unteres Ende
unterscheidet.
Vorkommen. Im unteren Pläner von Plauen sind mehrfach jüngere Exemplare gefunden worden,
welche unserer Abbildung entsprechen; d’Orbigeny führt sie aus cenomanen Schichten Frankreichs, von
‘le Havre, Villers, Coulanges, Remalard, auf.
Elasmostoma de Fromentel, 1859. (Manon Goldf. pars.)
Die Arten dieser Gattung entwickeln sich nieren-, halbkreis-, ohr- oder napf- und trichterförmig und
sind oft mehr oder weniger verbogen. Ihre äussere, mit einer oberhautartigen Schicht (Epithek) überzogene
Fläche wird von niedrigen, röhrenartigen Mündungen durchbrochen, die oft wie Pusteln hervorstehen und an
die durch ein Kartenblatt mit einer Ahle gestossenen Löcher erinnern. Unter der ziemlich glatten, zuweilen
auch rissigen Oberhaut, die durch Verwitterung zuweilen verloren gegangen ist, zeigt sich ein aus kurzen,
höckerigen Fasern bestehendes Gewebe, welches kleinere oder grössere, rundliche oder längliche und dann
wurmförmig gebogene Zwischenräume oder Poren einschliesst.
Auf der inneren Fläche des Schwammes, welcher die Epithek und die grösseren rundlichen Mündungen
fehlen, gewinnen die Fasern nicht selten ein moosförmiges Ansehen und gruppiren sich wohl auch um einzelne
grössere oder tiefere Poren undeutlich sternförmig. Dies ist sehr schön bei Manon Peziza Goldfuss, Petr. G. I.
Taf. 29. Fig. Sb, gezeichnet, während Fig. 8 « und c die äussere Fläche dieses Exemplars, theils mit, theils
ohne Epithek darstellen.
Im Wesentlichen unterscheidet sich die Gattung ZPlasmostoma von Öhenendopora nur dadurch, dass
jene oberhautartige Epithek, aus welcher die Mündungen hervortreten, hier auf der Aussenseite, bei Chenen-
dopora aber auf der Innenseite der Wandung liegen. Da es aber bei flach ausgebreiteten Formen wie auch
an manchen ohrförmig gebogenen Exemplaren oft unmöglich wird, zu entscheiden, was aussen und innen
ist, so mögen wohl auch mehrere der ohrartigen Chenendoporen bei Ad. Römer in Pal. XII. S. 43
zu Elasmostoma gehören.
1. El. Normanianum d’Orb. sp. — Taf. 7. Fig. 7-- 12.
1826. Manon Peziza Goldf. Ptr Germ. I. S. 3 z. Th., Taf. 29. Fig. 8. (Nicht Taf. 1, Fig. 7. 8; Taf. 5. Fig. 1
und Taf. 34. Fig. 8.)
1840—47. Spongia Peziza Michelin. Icon. zooph p. 143. Pl. 36. Fig. 5.
1849—50. Manon Phillipsii und Manon Peziza z. Th. Gein. Quad. S. 262.
1850. Cupulospongia Normaniana d’Orb. Prodr. II. p. 188.
1864-—-66. Elasmostoma Norm. A. Röm. in Pal. XIII. S. 45. Taf. 16. Fig. 6.
Offenbar hat Goldfuss unter Manon Peziza verschiedene Arten vereiniget, unter welchen nur jenes
„ausgewachsene Exemplar“ seiner Taf. 29. Fig. 8 für die Art typisch ist. Dasselbe stammt nicht von
Maestricht, wie bei Goldfuss S. 250 zu lesen ist, sondern aus der Tourtia von Essen, und ist mit der
Sack’schen Sammlung an das Dresdener Museum übergegangen. Da auch seine Abbildungen Taf. 1. Fig. 7.8
sich auf Essener Exemplare beziehen, während Taf. 5. Fig. 1 einem Maestrichter Exemplare gilt, so sind
in dem Texte von Goldfuss S. 250 die Fundorte dieser Exemplare zu vertauschen.
Den Abbildungen Taf. 1. Fig 7 u. S bei Goldfuss entsprechen die von A. Römer (Pal. XII. S. 46.
Taf. 16. Fig. 7) als Elasmostoma consobrimum und (S. 52. Taf. 16. Fig 4) als Cupulospongia biformis
ai
von Essen beschriebenen Arten, auch wird bei weiteren Untersuchungen Cupulospongia Trigeris d’Orb. (Spongia
Trigeris Michelin, Icon. zooph. Pl. 53. Fig 12) damit zu vergleichen sein.
Für Manon Peziza Goldfuss (Taf. 5. Fig. 1), von Maestricht und aus der Quadratenkreide von
Gehrden, wird von A. Römer (Pal. XII. S. 46) der Name Hlasmostoma Peziza, von d’Orbigny aber (Prodr. II.
S. 288) der Name Cupulospongia subpeziza gebraucht. Die von Goldfuss (Taf. 34. Fig. 8) aus dem oberen
Jura zu Manon Peziza gerechnete Art hat d’Orbigny (Prodr. I. S. 388) als Porospongia Peziza unterschieden.
Um neuen Verwechselungen des Elasmostoma Peziza verum Goldf. (Taf. 28. Fig. 8) mit anderen Arten
vorzubeugen, empfiehlt sich der schon von d’Orbigny und A. Römer dafür gebrauchte Name: El. Normanianum.
Die typischen Exemplare von Essen bilden meist nieren-, halbkreis- oder ohrförmige Ausbreitungen,
die oft mehr oder minder gewunden sind, seltener erscheinen sie unregelmässig napfförmig. _Michelin’s
Abbildung stimmt damit gut überein. Die runden Mündungen der Aussenfläche besitzen meist einen aufge-
richteten Rand und sind im Niveau der Hauptfläche gegen 1 mm. weit, doch variirt ihre Grösse selbst an
einem und demselben Exemplare. Sie erschemen an dem Normal- Exemplar bei Goldfuss etwas grösser
durch Abreibung, weshalb sie dort auch, statt eines vorstehenden Randes, schon von dem porösen Gewebe
des Innern umringt sind; an den grossmündigsten Exemplaren von Plauen haben sie gleichfalls 2 mm. Durch-
messer. \Wo die Ephithek verloren gegangen ist, wie an jenem Essener Exemplare, tritt das netzförmige
Gewebe des Schwammes deutlich hervor. In den Mündungen zeigen sich dann auch mitunter 2—-4 tiefere
Löcher (Goldf. Taf. 29. Fig. S ec). Gegenüber den vielen anderen uns von Essen vorliegenden Exemplaren
dieser Art ist gerade das von Goldfuss zur Abbildung gewählte durch seine stärkere Verwitterung in einen
Ausnahmezustand übergegangen, was in ähnlicher Weise auch für einige andere durch Goldfuss von Essen
beschriebene Schwämme gilt.
Die innere Seite der Mündung ist sehr gut von (oldfuss (Taf. 29. Fig. 8 b) dargestellt, wenn auch
jene schon erwähnte sternförmige Gruppirung um einzelne tiefere Gruben durch die Verwitterung des Exem-
plares hier weit mehr hervortritt als gewöhnlich. Meist zeigt sich nur ein unregelmässiges Netzwerk von
kurzen wurmförmigen, höckerigen, zuweilen auch lamellenartig aufgerichteten Fasern, welche ziemlich ge-
drängt stehen.
Die Wandung des Schwammes ist im Verhältniss zu seiner Grösse ziemlich dünn und biegt sich
nicht selten zu förmlichen Anwachsringen.
Vorkommen. Im unteren Pläner von Plauen, Koschütz und anderen Orten des sächsischen Elbthals,
wahrscheinlich an den Schillingen bei Bilin; im unteren Quadermergel (oder der Tourtia) von Frohnhausen
bei Essen; nach d’Orbigny in cenomanen Schichten vor Villers (Calvados), le Mans und le Havre. —
Die Exemplare von Plauen und Koschütz entsprechen durch die Grösse ihrer Mündungen zum Theil
genau der normalen Form des El. Normanianum, dazu gehören wahrscheinlich auch mehrere der von Reuss
und Geinitz als Manon Phillipsi aufgeführten Exemplare, an denen sich nicht wohl unterscheiden lässt, was
innen und aussen ist. A. Römer hat diese unter die ohrförmigen Arten von Chenendopora aus der
Quadratenkreide vertheilt. Häufiger sind aber die Mündungen kleiner, vgl. die Abbildungen auf Taf. 7, und
nähern sich in ihrer Grösse jenen von Manon miliare Reuss (Verst. d. böhm. Kreidef, II. S. 78. Taf. 19.
Fig. 10—13; Taf. 20, Fig. 3), welche Art indess nach Reuss auf ihren beiden gegenüberliegenden Flächen
mit Mündungen besetzt sein soll.
u Nor
9. El. econsobrinum d’Orb. sp. — Taf. 6. Fig. S—10.
1826. Manon Peziza Goldf. I. S. 3 z. Th. Taf. 1. Fig. 8.
1843. Desgl. Gein. Nachtr. z. Charakt. S. 19. Taf. 6. Fig. 12.
1846. Manon Phillipsü Reuss, Verst. d. böhm Kr. II. S. 77 z. Th. Taf. 19. Fig. 9.
1847. Oupulospongia consobrina d’Orb. Prodr. II. p. 188.
Der vorigen Art nahe verwandt, doch sind die Mündungen nur halb so gross (d’Orbigny). Ihre
Grösse bewegt sich demnach um a—!/a mm. Durchmesser; die grossmündigsten grenzen eng an El. Nor-
manianum, die klemnmündigen eng an El. Trigeris (Michelin, Pl. 53. Fig. 12) an, auf welche letztere Art
vielleicht auch ein Theil von El. consobrinum A. Römer (Pal. XI. S. 46. Taf. 16. Fig. 7) zurückzuführen ist.
Die Entwickelung des ziemlich dünnwandigen Schwammes ist theilweise trichter- oder napfförmig, mit
mehr oder weniger verbogenem und selbst lappigem Rande, theils in nicht- oder nur theilweis geschlossenen
breiteren oder längeren ohrförmigen Gestalten, bei denen die gewölbte oder äussere Fläche die Mündungen
trägt. Letztere treten aus einer dünnen, rissigen Epithek hervor, die jedoch auch zerstört sein kann. Ihr
Rand ragt gewöhnlich nur schwach darüber hervor. Exemplare mit stärker hervortretendem Mündungsrande,
wie bei Reuss (Taf. 19. Fig. 9) und einem diesem ganz ähnlichen in den Freiberger Sammlungen, sind
seltener. Die Mündungen zeigen eine nicht ganz regelmässige Anordnung, die sich emem Quineunx von 1%
am meisten nähert, trotzdem, dass sich in dem Schwamme mitunter eime Neigung zu concentrischen Anwachs-
ringen und einer ıingförmigen Anordnung der Mündungen selbst kundgiebt. Ihre Entfernung von einander
ist sehr verschieden, meist viel grösser, als ihr Durchmesser beträgt. In der Regel sind ihre flachen Zwischen-
räume von wurmförmig- oder winkelig-gebogenen Fasern bedeckt, welche sehr gedrängt stehen und rund-
liche oder längliche, vielgestaltige Poren einschliessen. Diese Fasern besitzen oft Neigung, sich um die
Mündungen herum zu unregelmässigen Sternen zu gruppiren, wodurch selbst eine Aehnlichkeit mit Stellöspongia
Goldfussiana eintreten kann. Von dieser unterscheidet sich Elasmostoma aber generell durch einen deutlich
begrenzten Mündungsrand.
Auf der inneren Fläche des Schwammes tritt eine Neigung zur Längsrichtung in dein, porösen Faser-
gewebe ein, das aus fein porösen, nicht selten moosartigen Fasern besteht, welche grössere ungleiche, rund-
liche oder längliche Vertiefungen (Poren) einschliessen.
Vorkommen. Im unteren Pläner von Plauen und am Gamighügel bei Leubnitz, au den Schillingen
bei Bilin, im unteren Quadermergel bei Essen; nach d’Orbigny in cenomanen Schichten von le Havre.
Siphonia Parkinson, 1811. ;
Kugel- oder birnenförmige, auch kreisel- und walzenförmige Schwämme, in deren Scheitel eine kegel-
förmige oder cylivdrische Höhlung mündet, von welcher zahlreiche runde Canäle auslaufen, die zum grossen
Theile an der Aussenfläche des Schwammes zum Vorschein gelangen. Die Siphonien sind meist deutlich ge-
stielt. Von Epitheles, welcher Gattung einzelne Arten sehr nahe treten, unterscheiden sich die Siphonien
durch den Mangel einer Epithek und durch ihr dichteres Gewebe, dessen Fasern eine grosse Neigung zur
linearen Anordnung besitzen, wie man dies nicht nur in den hier gegebenen Durchschnittsfiguren, sondern
auch aus den Abbildungen des zu Siphonia gehörenden O’hoanites Koenigi Dixon (Geology and Fossils of
Sussex, 1850, Taf. 17) erkennt.
1. S. piriformis Goldf. — Taf. 9. Fig. 1—14; Taf. 10. Fig. 4?
1826. Goldfuss, Petr. Germ. I. S. 16. Taf. 6. Fig. 7.
1840—47. Michelin, Icon. zooph. p. 137. Tab. 33. Fig. 1.
1846. Cnemidium pertusum und Siphonia piriformis Reuss, Verst. d. böhm. Kr. II. S. 71. 73. Taf. 16.
1849—50. Siphonia piriformis und Sceyphia heteromorpha (pars) Gein. Quad. Deutschl. S. 254. 258.
1850. Siphonia Lycoperdites (pars) und Siph. Königi (pars) d’Orbieny, Prodr. II. p. 285.
1861. Siph. pirformis Courtiller, Eponges foss. des sables du terrain cret. sup. des env. de Saumur, p. 14. Pl. 18.
Fig. 6. 7.
1864. Siph. Königi A. Römer, Pal. XIII. S. 27 (nicht Mantell und Dixon.)
1870. Siph. püriformis und Siphonia sp. F. Römer. Geologie von Oberschlesien, S. 292. Taf. 28. Fig. 1. 2.
Die vorherrschend birnenförmige Gestalt unterliegt vielen Schwankungen. indem sie oft zusammen-
gedrückt, kugelig bis niedrig-kreiselförmig, oder auch walzenförmig wird. Ausser den hier gegebenen Ab-
bildungen vgl. die von Reuss und F. Roemer. In die Mitte des stumpfen oder fiach-gewölbten Scheitels
senkt sich eine mehr oder weniger tiefe, oft ceylindrische Höhlung ein. in welche zahlreiche runde Canäle
einmünden, die entweder von der Seite der Centralhöhlung aus unter einem flachen Bogen nach aussen
strahlen (Fig. 7. 10. 11. 12 5), oder auch von deren Grund aus wurzelartig divergiren (Fig. 6. 10. 11).
Dies wird hauptsächlich von der grösseren oder geringeren Länge der mittleren Höhlung bestimmt, die nie
das untere Ende des Schwammes erreicht.
Auf der äusseren meist höckerigen Oberfläche des Schwammes finden sich rundliche, oft gedrängt
stehende Gruben oder Canalmündungen bis zu 1 mm. Grösse, zwischen welchen man unter der Loupe zahllose
kleine runde Poren bemerkt. In der Umgebung der Scheitelmündung pflegen jene Gruben in einander zu
fliessen und sich zu ausstrahlenden, theilweise gebogenen oder gabelnden Furchen anzuordnen. Hierdurch
wird die äussere Structur dieser Art oft nicht unähnlich jener der Cupulospongia Roemeri und Stellispongia
plauensis.- An mehreren Exemplaren tritt sie nur undeutlich hervor oder ist nur an einzelnen Stellen zu
beobachten. ?
Die Exemplare von Plauen sind meist sehr kurz gestielt oder fast sitzend und entsprechen hierdurch
am meisten den von Reuss und F. Roemer aus Böhmen und Oberschlesien beschriebenen Exemplaren, sowie
manchen Exemplaren aus den tieferen Plänerschichten bei Halberstadt. Man kann sie jedoch alle recht
wohl noch an die von Goldfuss, Michelin und Courtiller gegebenen typischen Abbildungen der Siphonia
piriformis anreihen, wiewohl an den letzteren der Stiel sehr deutlich und selbst mit wurzelartigen Ausläufern
versehen ist.
Fitton’s Exemplare von Blackdown (Observations on some of the strata between the Chalk and Oxford
Oolite, Pl. XV. a. Fig. 1—-5) weichen dagegen durch den langen Stiel sehr davon ab, ebenso Siphonia Koenigi
(Choanites Koenigi) Mantell, wozu d’Orbigny Cnemidium pertusum Reuss gezogen hat, zumal nach den
besseren Abbildungen in Dixon, Geology and Fossils of Sussex, 1870, Pl. 17.
Langstielige Exemplare dieser Siphonia wurden bisher bei Plauen noch nicht gefunden, sie besitzen
jedoch übrigens ganz den Charakter der Siphonia piriformis aus der Meule von Chäteau de Meauence bei
Lude, Dept. Maine-et-Loire, in ihren mannigfachen Abänderungen, wovon das Dresdener Museum eine reiche
Auswahl besitzt, die es Fräulein Ida von Boxberg verdankt!).
Eine Siphonia piriformis mit längerem Stiele wurde im unteren Quadersandsteine vor Oberhaesslich
bei Dippoldiswalda gefunden. Diese gleicht einigen Exemplaren aus dem Pläner von Halberstadt und dem
unteren Quadersandstein von Kelheim an der Donau, an welchen selbst wurzelartige Ausläufer vorkommen.
Ist schon nach diesen Abweichungen in der Gestalt dieses Schwammes eine grosse Mamnichfaltigkeit
zu erkennen, die auch Herrn Cowtiller zur Aufstellung einer ganzen Reihe verschiedener Species veranlasst
!) Sitzungsb. d. Isis in Dresden, 1870. S. 149.
ra
hat (vgl. dessen Tafel 17 u. 18), so treten ausserdem noch andere Umwandlungen hinzu, welche die Ab-
grenzung der Art erschweren. So finden sich Exemplare, die bei übrigens gleicher Form und Structur
äusserlich kaum Spuren einer Centralhöhle zeigen und diese erst in Längsschnitten und Querschnitten her-
vortreten lassen (Fig. 11 u. 12); an dem uns am fraglichsten erscheinenden Exemplare Taf. 10. Fig. 4.
scheint sie ganz zu fehlen und es münden in dessen sehr flach vertieftem Scheitel nur einzelne Röhren wie
bei Jerea. Goldfuss hat eine ähnliche Form von Coesfeld a. a. ©. S. 220. Taf. 65. Fig. 10 als Manon
piriforme beschrieben.
Bei einigen erweitert sich die Scheitelmündung derart, dass man wiederum Anklänge an Cupulo-
spongia Roemeri wahrnimmt, wiewohl die innere Structur von sehr verschiedenen durchschnittenen Exem-
plaren den Charakter der Siphonia zeigt (vgl. Fig. 5 u. 9, ein einseitig ausgebildetes Individuum).
Bei anderen ist eine Theilung des Schwammes offenbar durch Knospung eingetreten, wie sie schon
Reuss a. a. O. Taf. 16. Fig. 13 abgebildet hat, und solch eine Theilung kann sich selbst wiederholen
(Taf. 9. Fig. 13. 14).
Ueber die innere Textur von Siphonia piriformis geben die Abbildungen 6—12 Aufschluss. Sie be-
stätigen nur die Eingangs darüber gegebenen Mittheilungen.
Vorkommen. In Sachsen ist Siphonia piriformis auf den unteren Quadersandstein und unteren
Pläner beschränkt. Man hat sie nicht nur bei Plauen, sondern auch in dem Pläner am Gamighügel bei
Leubnitz, bei Kauscha und Gross-Sedlitz vielfach gefunden. Das von F. Römer entdeckte Vorkommen in
cenomanen Gesteinen von Groschowitz in Oberschlesien, sowie das in der Meule von Chäteau de Meauence,
wo sie mit Zxogyra Columba und Chenendopora undulata zusammen gefunden wird, entspricht dem-
selben Niveau.
2. S. annulata Gein. — Taf. 10. Fig. 1—3.
Diese Art ist fast walzenförmig und mit dicken, unregelmässigen, ringförmigen Wülsten umgeben, an
ihrem oberen Ende abgestutzt und mit einem nur flachgewölbten Scheitel versehen (Fig. 1 a. 5b), in dessen
mittlerem, vertieftem Theile die sehr lange cylindrische Centralhöhle mündet. Die Aussenfläche, welche dem
unbewaffneten Auge fast glatt erscheint, zeigt unter der Loupe kleine, ziemlich regelmässige Poren, die von
dem zarten Fasergewebe umschlossen werden. Hier und da senken sich grössere Mündungen von kaum 1 mm.
Durchmesser in dasselbe ein, die von den ausstrahlenden Canälen herrühren, welche in grosser Anzahl fast
rechtwinkelig von der Centralhöhle auslaufen. (Fig. 3 «a. b. c.)
An dem verwitterten Exemplare Fig. 2 liegen oben die Ausfüllungen solcher Canäle sehr gedrängt
beisammen, an dem Querbruche Fig. 1 c. zeigt sich ihre Lage um die Centralhöhle herum und ihre Gabelung,
die angeschliffenen Längsschnitte Fig. 3 «a. b. ce stellen ihre Lage inmitten des inneren Gewebes dar. S. annu-
lata gewinnt durch ihre äussere Gestalt, ihre cylindrische Centralhöhle und die von dieser auslaufenden Seiten-
canäle Aehnlichkeit mit Ppitheles robusta, unterscheidet sich jedoch von dieser durch ihr sehr feines und
dichtes Gewebe, sowie die ungemein grosse Anzahl der ausstrahlenden Canäle.
Vorkommen. Selten im unteren Pläner von Plauen in Bruchstücken von etwa 6 em. Länge und
3—4 cm. Dicke.
3. 8. bovista Gein. — Taf. 10. Fig. 5. 6.
1842. _Achilleum fungiforme Gein. Charakt. III. p. 96. (nicht Goldfuss.)
1849—50. Desgl. Gein. Quad. Deutschl. S. 264.
Sie bildet schief- oder seitlich zusammengedrückt kugelige Knollen, welche ungestielt oder sehr kurz
gestielt sind und an ihrem, oben oder auch seitlich (bei «) liegenden Scheitel eine flache Aushöhlung besitzen.
8 Ana
Ihre Form ist sehr ähnlich jener von Astylospongia praemorsa Goldf. aus der Silurformation, von der aber
F. Römer!) bei Aufstellung der Gattungscharaktere ausdrücklich bemerkt, dass dieser Schwamm frei und
nicht aufgewachsen sei. Die Befestigungsstelle liegt bei S. bovista bei b. Von der Scheitelvertiefung strahlen
mehrere unregelmässige Furchen aus und ähnliche Furchen treten zum Theil auch nach unten hin auf. Alle
weitere Structur ist wegen der Art des Versteinerungsmittels undeutlich. Doch spricht die sehr feinkörnige
Beschaffenheit der Oberfläche, worin einzelne rundliche Mündungen zerstreut liegen, keineswegs gegen die
Natur der Siphonien und Astylospongien.
Von Achilleum fungiforme Goldf. Petr. Germ. I. S. 1. Taf. 1. Fig. 3, aus der Kreide von Maestricht,
womit sie zuerst verglichen wurde, unterscheidet sie sich durch ihre weite und regelmässige Scheitelvertiefung
und den Mangel eines eigentlichen Stiels, der jedoch abgebrochen sein kann, von Siphonia incrassata Goldt.
eb. Taf. 30. Fig. 5, aus dem oberen Kreidemergel von Coesfeld, mit welcher sie gleichfalls Aehnlichkeit zeigt,
ebenfalls durch den Mangel eines Stieles, oder wenigstens die Art der Befestigung desselben, da er bei $. bovista
in die untere Fläche förmlich eingesenkt scheint. Sıphonia incrassata bei Goldfuss erscheint ferner deprimirt,
Siphonia bovista comprimirt.
Vorkommen. Vereinzelt im unteren Quadersandsteine von Welschhufa.
ı) F. Römer, die silurische Fauna des westlichen Tennessee. Breslau, 1860. S. 7.
Palacontographier XX. 1
x
Achilleum formosum Rss. :
A. fungiforme Gein. 40.
A. Morchella Goldf. 26.
A. pertusum Gein. 26.
Actinospongia d’Orb. 32.
A. stellata A. Röm. 31.
Amorphofungia de From.
Amorphospongia d’Orb.
A. heteromorpha d’Orb. 24.
A. vola Mich. sp.-26.
Asterospongia A. Röm.
A. conglobata Rss. 32.
A. globosa A. Röm. 32.
A. Michelini Gein. 32.
Auloporae sp. Gein. 29.
Bicupula Court. 35.
Chenendopora Lamx. 35.
Ch. marginata Mich. 35.
Ch. pateraeformis Mich. 35.
Oh. undulata Mich. 55.
Chenendoscyphia de From. 35.
Choanites Königi Mant. 38. 39.
Cnemidium acaule Gein. 30,
C. astroides Gein. 30.
C. conglobatum Rss. 32.
C. pertusum Rss. 38.
©. plauense Gein. 30.
C. Reussi Gein. 31.
C. stellatum Rss. 31.
C. stellosum Br. 32.
Coscinopora Goldf. 23.
C. Beaumonti d’Orb. 23.
C. isopleura d’Orb. 24.
Coseinosceyphia de From. 23.
Cribrosceyphia de From. 23.
Oribrospongia d’Orb. 23.
C. Beaumonti Rss. 23.
C. bifrons Rss. sp. 25.
©. heteromorpha Rss. sp. 24.
C. isopleura Rss. sp. 24.
C. subreticulata Mün. sp. 23.
Cupulochonia de From. 28.
Cupulospongia d’Orb. 28.
Index generum et specierum.
(Die hier beschriebenen Arten sind mit Cursivschrift gedruckt, die Synonyme und nur beiläufig genannten Arten in gewöhnlicher Schrift.)
. biformis A. Röm. 36.
. bifrons d’Orb. 25.
. consobrina d’Orb. 38.
. eontorta d’Orb. 29.
. infundibuliformis Goldf.
sp. 29.
C. Normaniana d’Orb. 36.
C. Roemeri Gein. 29.
C. Trigeris d’Orb. 38.
Cylindrites spongioides Gö. 21.
Cylindrospongia heteromorpha
A. Röm. 24.
Elasmostoma de From. 36.
aaaan
E. consobrinum d’Orb. sp. 37.
E. consobrinum A. Röm. 38.
E. Normanianum d’Orb. sp. 36.
E. Peziza A. Röm. 37.
E. Trigeris Mich. sp. 38.
Endostoma A. Röm. 32.
E. foraminosum A. Röm. 33.
E. tetragonum A. Röm. 33.
Epitheles de From. 32. 38.
E. foraminosa Goldf. sp. 28. 33.
E. furcata Goldf. sp. 34.
E. infundibuliformis A. Röm. 29.
E. multiformis A. Röm. 28. 33.
E. robusta Gein. 34.
E. tetragona Goldf. sp. 33.
Eudea foraminosa d’Orb. 33.
Forospongia d’Orb. 23.
Gitterschwämme 18. 20.
Gyrophyllites Kwassizensis
Glocker 355.
Halisarcinae 20. 21.
Hexactinellidae 20. 23.
Hippalimus d'Orb. 32.
H. furcata d’Orb. 34.
H. infundibuliformis d’Orb.
H. tetragonus d’Orb. 33.
Hornschwämme 21.
Leiospongia deformis A. Röm. 2
Lithistidae 26.
Lymnorea Lamx. 32.
1
23. |
29. |
L. sphaerica Mich. 97.
Lymnoreotheles de From. 32.
M. pertusa A. Röm. 26.
Manon Goldf. 56.
M. miliare Rss. 37.
| M. Peziza Goldf. 36. 37.
M.
86m137:,.38:
M. piriformis Goldf. 40.
M. pulvinarium Goldf. 27.
M. stellatum Goldf. 31.
Myrmecium Goldf. 32.
Plocoscyphia Rss. 25.
| P. formosa d’Orb. 26.
P. labyrinthica Rss. 25.
P. Morchella d’Orb. 26.
P. pertusa Gein. 26.
P. Pictonica d’Orb. 26.
Polyendostoma A. Röm. 32.
\ P. furcatum A. Röm. 34.
P. sociale A. Röm. 33.
, Seyphia Aut. 23 u. f.
Sc. Beaumonti Rss. 23.
Se. bifrons Rss. 25.
Se. foraminosa Goldf. 33.
Sc. furcata Goldf. 34.
| Se.
Sc.
Sc.
Sc.
Sc.
\ Se.
Sc.
Se.
| Sc.
isopleura Rss. 24.
mammillaris Goldf. 33.
mieropora Mich. 34.
subreticulata Mün. 33.
tenuis Reuss u. Röm. 23.
tetragona Goldf. 33.
. | Siphonia Park. 38.
‚9. annulata Gein. 40.
| 8. bovista Gein. 40.
Mahlau & Waldschmidt. Frankfurt a. M
Macandrospongia A. Röm. 25.
Mammillopora sphaerica Br. 27.
Phillipsii Gein. u. Rss. 35.
Polypotheeia Pietonica Mich. 25.
| Porospongia Peziza d’Orb. 37.
Rıhysospong. Pictonica d’Orb.25.
heteromorpha Rss. 24. 30.
infundibuliformis Goldf. 29. |
subseriatae affınis Gein. 24.
S. Koenigi d’Orb. 39.
| 8. Lycoperdites d’Orb. 39.
| 8. püriformis Goldf. 38.
\ 8. piriformis Sow. b. Fitton 39.
| Siphonocoelia de From. 34.
| Sparsispongia d’Orb. 27.
Sp. pulvinaria d’Orb. 27.
Sp. rugosa d’Orb. 28.
Sp. varians de From. 97.
Spongia L. 18. 21.
\ 8. Ottoi Gein. 34. 35.
. Peziza Mich. 36.
. sanguisuga Mich. 27.
. Saxonica Gein. 21.
. Trigeris Mich. 37.
. vola Mich. 26.
Spongiaria de From. 21.
Spongitaria de From. 23.
Spongites Saxonicus Gein. 21
Stellispongia d’Orb. 30.
St. Goldfussiana Gein. 31. 38.
St. Michelini Gein. 32.
St. Plauensis Gein. 30.
St. Reussi Gein. 31.
| St. stellata A. Röm. 31.
St. substellata d’Orb. 31.
Stromatopora Goldf. 27.
Tragos astroides Gein. 30.
. clavellatum Gein. 97.
. deforme Goldf. 27.
. Michelini Gein. 32.
pertusum Gein. 26,
. pulvinarium Br. 27.
. rueosum Goldf. 28.
. stellatum Gein. 32.
. stellatum Goldf. 31.
Tremospongia d’Orb. 27. 32.
T. dilatata A. Röm. 28.
T.. Klieni Gein. 28.
T. pulvinaria Goldf. 27.
T. rugosa Goldf. sp. 28.
T. sphaerica d’Orb. 27.
ı Vermieulatae 26.
nun
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II. Die Korallen des unteren Pläners im Sächsischen
Elbthale,
von
Dr. W. Bölsche in Braunschweig.
Taf. 11—13.
Von Herrn Professor Geinitz bei Gelegenheit einer grösseren Arbeit über die Versteinerungen des
sächsischen Elbthalgebirges aufgefordert, die Korallen des unteren Pläners von Plauen zu untersuchen und
zu bestimmen, erfüllte ich gern diesen Wunsch, zumal da der Genannte mir mit der grössten Liberalität das
Material des Königl. mineralogischen Museums zu Dresden und die dortige reichhaltige Bibliothek zur freien
Benutzung zu Gebote stellte. Hierfür sage ich demselben hiemit meinen herzlichsten Dank.‘ Ausserdem bin
ich noch zu Dank verpflichtet den Herren Credner in Leipzig und Kunth !) in Berlin, welche mir Korallen
aus der belgischen Tourtia zur Untersuchung überliessen.
Zunächst lasse ich eine Beschreibung der bei Plauen vorkommenden Species folgen. Die Originale
befinden sich sämmtlich, wenn es nicht ausdrücklich bemerkt ist, im Königl. mineralogischen Museum in Dresden.
Dr. W. Bölsche.
1) Dieser um die Kenntniss der paläozoischen Korallen sehr verdiente Forscher ist leider kürzlich in Folge seiner auf
dem Felde der Ehre empfangenen Wunden gestorben.
A. Monastrea aporosa Fromentel.
Familie: Lithophyllidae Fromentel.
Montlivaultia Lamouroux.
Montlivaultia? Tourtiensis n. sp. — Taf. 11. Fig. 1.
Polypenstock verlängert-kegelförmig, in der Richtung der kürzeren Axe unten ganz schwach ge-
krümmt, frei. Kelch breit-oval. 110 Septen; fünf Cyelen und der Anfang eines sechsten. Septen gerade,
ziemlich dicht gedrängt (auf 2 mm. kommen 4). Endothecaeen Querleisten zahlreich. Höhe 22 mm.; der
grössere Kelch-Durchmesser 20 mm., der kleinere 15 mm.
Vorkommen. Es lag ein Exemplar vor aus dem unteren Pläner von Plauen.
Bemerkungen. Das vorliegende Exemplar ist so stark abgerieben, dass die Epithek und die
Zähnelung des oberen Septalrandes nicht mehr zu beobachten war. Es muss desshalb die Stellung der Species
noch zweifelhaft bleiben.
Leptophyllia. Reuss.
Leptophyllia patellata Mich. sp. — Taf. 11. Fig. 2.
1845. Anthophyllum patellatum Michelin, Icon. zooph. p. 195 pl. 50 fe. 2.
1849. Thecophyllia? patellata Mil. Edwards und Haime, Ann. des Se. nat. 5 ser. t. XI. p. 243.
1850. Polyphyllia patellata d’Orbigny, Prod. de Paleont. t. II. p. 181.
1851. Montlivaultia patellata Mil. Edwards und. Haime, Polyp. foss. des terr. palaeoz. p. 74.
1857. Desgl. Mil. Edwards und Haime, Hist. nat. d. Corall. t. II. p. 317.
1859. Desgl. — Fromentel, Introd. ä I’Et. des Polyp. foss. p. 113.
1864. Leptophyllia patellata Fromentel, Pal&ont. franc. Terr. eret. t. VIII. Zooph. p. 309 pl. 71 fg. 1—7.
Der fast cylindrische oder konische und in letzterem Falle nach oben mehr oder weniger rasch an
Breite zunehmende Polypenstock ist an zwei der vorliegenden Exemplare mit breiter Basis festgewachsen.
Derselbe ist mit einer feinen, Firniss-ähnlichen Lage bedeckt gewesen. Rippen fein gekörnelt, gleich stark,
dicht gedrängt (auf 2 mm. kommen 6) Kelch kreisförmig (Fig. 2a) oder unregelmässig nach der einen
Richtung in die Länge gezogen, so dass die Kelchgrube aus der Mitte gerückt ist (Fig. 2b), eben oder
concav. Septen fein, dicht gedrängt (auf 2 mm. kommen 5—7); die jüngeren vereinigen sich mit den älteren
mit ihrer inneren Kante. Man zählt 216 an dem einen Exemplare; an demselben beträgt der Kelch-Durch-
messer 29 mm. und die Höhe 12 mm., an einem anderen der erstere 21 mm., die letztere 17 mm.
Vorkommen. Es lagen 4 Exemplare vor aus dem unteren Pläner von Plauen.
In Frankreich findet sich Zept. patellata sehr häufig in der Etage cenomanien von le Mans.
A
Bemerkungen. Trotzdem dass der Erhaltungszustand der vorliegenden Exemplare ein etwas
mangelhafter war und die Bestimmung erschwerte, so liessen die Beschreibung und die Abbildungen, die
Fromentel in der Pal&ontologie francaise von dieser Species gegeben hat, keinen Zweifel darüber auf-
kommen, dass die französische mit der sächsischen identisch sei.
Familie Cyeloserinidae Fromentel.
Placoseris Fromentel.
Placoseris? Geinitzi n. sp. — Taf. 11. Fig. 3.
1849. Turbinolia compressa Geinitz (non Lamarck und Michelin), das Quadersandsteingebirge in Deutschland p. 232.
Der an der Seite zusammengedrückte Polypenstock ist mit dickem Stiele festgewachsen und breitet
sich nach oben mehr oder weniger fächerförmig aus. Die Mauer ist mit fein gekörnelten, besonders in der
Nähe des Kelch-Randes (auf 2 mm. kommen bier 3—4) schärfer hervortretenden und hier abwechselnd etwas
ungleichen Längs-Rippen bedeckt. Dieselben sind an einzelnen Exemplaren von der Basis an deutlich aus-
gesprochen; an anderen hingegen werden sie daselbst etwas undeutlich, indem sie sich in Körner-Reihen auf-
lösen. Eine dünne Epithek scheint den ganzen Polypenstock eingehüllt zu haben. Der endständige Stern
ist in die Länge gezogen und in der Mitte an beiden Seiten mehr oder weniger tief eingeschnürt, so dass
scheinbar 2 Kelche vorhanden sind, die auseinander durch Selbsttheilung hervorgegangen sind. Septen stehen
dichtgedrängt (auf 2 mm. zählte man bei einem Querschliffe 8). Bei einem ovalen, in dem oberen Drittheil
der Korallen gemachten Querschliffe (siehe Taf. 11. Fig. 3e), dessen Längs-Durchmesser 14 mm. und dessen
Quer-Durchmesser 10 mm. beträgt, sind die Septen in 6 Systemen entwickelt. Die Septen der ersten 3 Oyelen
sind gleich lang und erreichen die Columella. Sie scheinen sich nach ihrem inneren Ende hin etwas zu ver-
dicken und sind stärker als die Septen der jüngeren Cyclen, die sich zwischen dieselben einschieben, deren
"Anzahl jedoch sich nicht mit Sicherheit bestimmen liess. Die Seitenflächen der Septen sind mit Höckerchen
dicht besetzt, die sich namentlich in dem oberen Theile des Stockes in Reihen anordnen (s. Taf. 11 Fig. 3d).
Sehr zahlreiche Querbalken vereinigen die einzelnen Septen. Der Erhaltungszustand lässt nicht darüber ent-
scheiden, ob der freie Septal-Rand ganz oder gezähnt war. Kelch-Grube tief. Die ausgeführten Querschliffe
zeigen deutlich, dass -eine lamelläre Columella vorhanden ist. Die Höhe und Breite variiren sehr, was man
aus den folgenden Messungen von 5 Exemplaren sieht.
Höhe. Längs-Durchmesser. Quer-Durchmesser.
srösserer kleinerer
s2205mm: 23 mm. 17 mm. 10 mm.
INs20E* ol 20 „ 2
ML 2D 14 „ On
ING BETT 34 „ DO II
a) 3a, 195 On
Vorkommen. Es lagen 27 Exemplare vor aus dem unteren Pläner von Plauen und Koschütz.
Bemerkungen. Diese Species wurde, wie mir Exemplare des Dresdener Museums beweisen, von
Geinitz in seiner Uebersicht der Versteinerungen des Quadersandstein-Gebirges in Deutschland als Turbinolia
compressa aufgeführt, wogegen schon der Umstand spricht, dass diese von Lamarck aufgestellte Species zu
der Gattung Trochosmilia gehört, die sich durch das Fehlen der Columella und durch das Auftreten von
Querleisten auszeichnet. Das Vorhandensein von zahlreichen Querbalken bei Placoseris? Geinitzi weist hin
an
auf eine Zugehörigkeit zu den Cyeloserinidae. Von den vielen Gattungen, die in dieser Familie aufgestellt
sind, ist nur eine einzige mit einer lamellären Columella versehen, nämlich die von Fromentel aufgellte
Gattung Placoseris. ‘) Dieser Forscher giebt folgende Diagnose von derselben:
„Der Korallenstock ist breit angeheftet und zeigt eine cylindrische Mauer. Die Rippen sind ge-
körnelt und treten deutlich hervor. Die durch Querbalken verbundenen Septen sind zahlreich und
ungleich; die Columella ist lamellär und wird gebildet aus Stäbchen, die mit einander verschmolzen
und seitlich sehr dornig sind.‘
Vorläufig habe ich die vorliegende Species zu dieser Gattung gestellt. Sollte an gut erhaltenen
Exemplaren später das Vorhandensein einer einhüllenden Epithek mit Bestimmtheit nachgewiesen werden, so
müsste die Pl. Geinitzi zum Repräsentanten einer neuen Gattung gemacht werden. Placoseris patellata, die
Fromentel aus der Etage cenomanien von Sainte-Croix beschrieben hat, unterscheidet sich von der vorliegen-
den Species leicht schon durch die cylindrische Gestalt.
B. Syrrastrea aporosa Fromentel.
Familie: Latimaeandridae Fromentel.
Latimaeandra d’Orbigny.
Latimaeandra Fromenteli n. sp. — Taf. 12. Fig. 3.
Der zum Theil sehr stark abgeriebene Polypenstock dieser Species ist eine flache Ausbreitung von
ebener Oberfläche. Die Kelche derselben sind entweder vereinzelt oder zwei derselben haben sich zu einer
kurzen, graden Kelch-Reihe mit einander vereinigt. Die Kelche werden durch breite abgerundete, zum Theil
sogar in der Mitte etwas vertiefte (vielleicht eine Folge des schlechten Erhaltungszustandes) Hügel von ein-
ander getrennt. In einem Kelche zählt man 38—50 Septen. Dieselben stehen dicht gerdrängt (auf 2 mm.
kommen 7—8), sind gerade und werden durch zahlreiche Querleisten mit einander verbunden. Die Länge
der Kelch-Reihe beträgt S-10 mm. und ihre Breite 4--6 mm.; die vereinzelten Kelche besitzen einen Durch-
messer von 5 mm.
Vorkommen. Es lag ein Exemplar vor aus dem unteren Pläner von Plauen.
Bemerkungen. Der vorliegenden Species sind nahe verwandt Latimaeandra maeandrinoides Reuss
aus der böhmischen Kreideformation (aus den Korycaner Schichten von Korycan) und Latimaeandra maeandra
d’Orb. aus dem Jura von Voncourt; erstere unterscheidet sich von Z. Fromenteli durch die dicht aneinander
gereihten, durch scharfe Kanten geschiedene Kelche, letztere durch die kleinere Anzahl der Septen.
') Pal&ont. frang. Terr. er6t. Zooph. p. 329.
C. Polyastrea aporosa Fromentel.
Familie: Oculinidae Fromentel.
Synhelia Milne Edwards und Haime.
Synhelia gibbosa Münst. sp. — Taf. 12. Fig. 4—6.
1829. Lithodendron gibbosum Goldfuss, Petref. Germ. t. I. p. 106. pl. 37. fe. 9.
1840. Desgl. — Römer, Verst. der nordd. Kreide p. 25 und 113.
1846. Oculina gibbosa Geinitz, Grundr. d. Verst. p. 568. pl. 33. A. fe. 4.
1846. Desgl. — Reuss, Verst. d. böhm. Kreide t. II. p. 61. tb. XIV. fg. 35—37.
1848. Stephanocora gibbosa Bronn, Ind. paleont. p. 1200.
1850. Synhelia gibbosa Milne Edwardsund Haime, Brit. foss. Corals. Introd. p. XX. — Ann. des Se. nat. 3 ser. t.XIIT. p. 78.
1850. Desgl. — d’Orbigny, Prod. de Paleont.. 22 Etage 1296.
1851. Desgl. — Milne Edwards und Haime, Monog. des polyp. foss. des terr. palaeoz. p. 38.
1854. Desgl. — Reuss, Denkschr. d. Wien. Akad. d. Wissensch. t. VII. p. 83.
1857. Desgl. — Milne Edwards und Haime, Hist. nat. d. Corall. t. II. p. 114.
1858—61. Desgl. — Fromentel, Introd. A l’Et. d. Polyp. foss. p. 176.
Polypenstock ästig; Zweige ziemlich dick und etwas höckerig in Folge der wenig hervorspringenden
Kelche. Bei manchen Exemplaren ist der Polypenstock von der Anheftungsstelle an mit Kelchen bedeckt,
an anderen (s. Taf. 12, Fig. 5) haben sich am Grunde fast gar keine Kelche entwickelt, so dass der Polypen-
stock unten fast ganz glatt erscheint. Die Kelche sind fast kreisförmig, oft in die Länge gezogen, stehen
mehr oder weniger dicht gedrängt und sind von einander durch deutlich hervortretende, gerade verlaufende,
fast gleich starke Rippen geschieden. Eine schwach angedeutete Furche trennt meistens die Rippen der
einzelnen Kelche. Letztere zeigen nur eine sehr seichte Central-Depression. In den grösseren Kelchen sind
4 Cyelen von Septen vollständig ausgebildet, ausserdem die Anfänge eines fünften Cyclus (nicht, wie Milne
Edwards und Haime anführen, nur 3 Cyelen). Septen stehen dicht gedrängt und sind an- ihrem freien Rande
fein gekörnelt. Die deutlich entwickelte Columella hat das Ansehen eines stumpfen Tuberkels. Durchmesser
der Kelche 4—6 mm.
Vorkommen. Zur Untersuchung lagen vor drei Exemplare aus dem unteren Pläner des Gamighügel
bei Dresden; ausserdem Exemplare aus dem unteren Pläner von Gr. Sedlitz bei Pirna, und der Tourtia von
Bochum im Westphalen und aus den Korycaner Schichten von Weisskirchlitz bei Teplitz.
Nach Geinitz findet sich diese Species auch in dem unteren Pläner von Plauen.
A. Römer führt sie noch an aus der Tourtia von Osterfeld in Westphalen.
Nach A. Fritsch -ist die Synhelia gibbosa sehr verbreitet in den Korycaner Schichten der böhmischen
Kreideformation. Als Fundorte führt er an: Friedrichsberg bei Velim, Radovesnic, Kamajka, Zbislav, Schillinge
bei Bilin, Kutschlin und Korycan. : ;
Fraglich ist nach Reuss das Vorkommen in den Mergeln des Nef- und Wegscheidgraben in der Gosau.
Bemerkungen. Diese Species, welche zuerst von Goldfuss unter dem Namen Zithodendron gibbosum
ze
Münster beschrieben und abgebildet ist, wurde 1850 von Milne Edwards und Haime als Typus einer neuen
Gattung aufgestellt. Zu derselben gehören ausserdem noch Synhelia Sharpeana M. Edw. u. H. aus dem Senon
von Douvres, Synh. Meyeri Dunk. u. K. aus dem mittleren Hilsconglomerat des Elligser-Brinks, Synh. approxi-
mata Fichw. aus dem Jura der Krim, und vielleicht nach Fromentel Diblastus grevensis Lonsd. aus dem
Senon von Sussex.
Von Synhelia Sharpeana und S. Meyer: unterscheidet sich $. gibbosa durch die deutlich hervortretenden
Rippen. $. approximata besitzt nach den undeutlichen Abbildungen, die Eichwald !) von derselben gegeben
hat, dünnere und stärker gebogene Rippen, die ohne Unterbrechung die einzelnen Kelche vereinigen.
Sehr interessant ist von den vorliegenden Exemplaren das eine bei Bochum gefundene (s. Taf. 12,
Fig. 6.) Es zeigt auf das deutlichste am unteren Ende des Polypenstockes eine stark quergefaltete Epithek,
eine Thatsache, die der von Milne Edwards und Haime ?) ausgesprochenen Behauptung widerspricht, dass
in der Familie der Oculiniden nie eine Epithek vorhanden sei. An dem fraglichen Exemplare, das eine Höhe
von 10 mm. besitzt, sind 9 Kelche entwickelt.
Psammohelia. Fromentel.
Syn.: 1858—61. Psammohelia. — Fromentel, Introd. ä l’Et. d. Polyp. foss. p. 176.
1860. _Dendrohelia. — Etallon, Rayon de Montbel. p. 36.
1864. Desgl. — Etallon, Leth. Bruntrut. p. 358,
Polypenstock warzenförmig oder baumförmig; Cönenchym stark entwickelt, dicht, fein gekörnelt,
Rippen nur sichtbar in der Nähe des Kelches; Septen ungleich, nicht gezähnt; keine Pfählchen; Columella
griffelförmig. —
Diese Gattung wurde fast -zu gleicher Zeit von Fromentel und Etallon unter zwei verschiedenen
Namen publieirt, von jenem als Psammohelia und von letäterem als Dendrohelia. Im Gegensatz gegen Etallon,
der im Jahre 1864 in der Lethaea Bruntrutana Psammohelia als Synonym anführt, habe ich letzterem Namen
die Priorität gegeben, indenı, wenn auch die beiden fraglichen Arbeiten von Fromentel und Etallon zu der-
selben Zeit im Druck erschienen, das Manuscript. von »Introduetion A ’Etude des polypiers fossiles« früher
der Oeffentlichkeit übergeben wurde (vorgelegt im Jahre 1858 der Gesellschaft von Besancon), als das Manu-
script von »Rayonnes de Montbeliard« (vorgelegt 1860 der Gesellschaft von Montbeliard).
Psammohelia granulata.n. sp. — Taf. 11. Fig. 5 u. 6.
Die Bruchstücke, die von dieser untersucht wurden, dürften wohl einem baumförmigen Polypenstocke
angehört haben. Die mehr oder weniger breiten Zweige desselben besitzen eine unregelmässige höckerige
Oberfläche. Die Kelche ragen als kurze Kegel über das sie trennende Cönenchym hervor. Die Entfernung
der Centren ist sehr verschieden (3—7 mm.). Die Aussenwand der Kelche ist sehr dick und zeigt feine
Längs-Rippen in der Nähe des Kelch-Randes. Die äussere Oberfläche des Cönenchyms ist mit feinen Körnchen
dicht bedeckt. 24 dünne Septen in 6 Systemen vollständig entwickelt; die Septen des ersten und zweiten
Cyelus gleich gross. Kelch-Durchmesser 2—2,5 mm.
Vorkommen. -Es lagen 9 Exemplare vor aus dem unteren Pläner von Plauen.
‘) Leth. ross. t. II. pl. 9 fg. 11.
?) Hist. nat. d. corall. t. II. p. 102.
— 51 —
Bemerkungen. Bei den untersuchten Exemplaren füllen sich die Kelch-Kammern allmählich durch
Verdickung aus. Es scheint deshalb die von Fromentel ausgesprochene Ansicht die richtige zu sein, dass
die vorstehende Gattung zu der Familie der Oculinidae und nicht der Stylophoridae zu stellen sei.
Psammohelia granulata unterscheidet sich von den anderen bis jetzt nur aus der Jura-Formation
bekannt gewordenen Psammohelien leicht durch die grössere Anzahl der Septen.
Familie Astraeidae Fromentel.
Thamnastraea Lesauvage.
Thamnastraea tenuissima M. Edwards u. Haime. — Taf. 12. Fig. 1. 2.
1850. Synastrea tenuissima Mil. Edwards u. Haime, Ann. d. Sc. nat. 3 ser. t. XII. p. 151.
15851. Thamnastrea tenwissima Mil. Edwards u. Haime, Polyp. foss. d. terr. palaeoz. p. 110.
1857. Desgl. — Mil. Edwards u. Haime, Hist. nat. d. corall. t. II. p. 562.
1858--61. Synastrea tenuissima Fromentel, Introd. & l’Et. d- Polyp. foss. p. 221.
Der knollenförmige, stark gewölbte, von einer vollständigen Epithek eingehüllte Polypenstock besitzt
einen Durchmesser von 37 mm. Rippen stehen sehr dicht gedrängt (auf 2 mm. kommen 14). Die Oberfläche
ist mit kreisförmigen Kelchen bedeckt, deren Oentren nahe bei einander (11. —2 mm.) befindlich sind. Kelche
ungleich gross, in der Mitte schwach vertieft, unregelmässig angeordnet, indem die jüngeren Kelche an den
verschiedensten Stellen der Oberfläche zwischen den alten entstehen. 3 Cyclen von Septen in den grossen
Kelchen, zuweilen die Anfänge eines vierten Cyclus. Septen dicht gedrängt (auf 1 mm. kommen 5), nach
dem Rande mehr oder weniger gebogen, ohne Unterbrechung sich mit denen der benachbarten Kelche ver-
einigend, fein gekörnelt, die jüngeren vereinigen sich mit den älteren. Querbalken sehr zahlreich. Columella
durch wenige Körnchen im Grunde des Kelches angedeutet. Kelch-Durchmesser 112 —2 mm.
Vorkommen. Es lagen 4 Exemplare zur Untersuchung vor; 3 stammten aus dem unteren Pläner
von Plauen, das andere aus der Tourtia von Tournay.
Ausserdem findet sich diese Species noch nach Milne Edwards uud Haime in der Tourtia von
Montignies-sur-Roc.
Bemerkungen. Die vorstehende Beschreibung ist nach dem bei Tournay gefundenen, ausgezeichnet
erhaltenen Exemplare ausgeführt. Von den bei Plauen herstammenden Exemplaren zeigt das eine Bruchstück
die Kelche vollständig erhalten und lässt keinen Zweifel aufkommen, dass die sächsischen Korallen der von
Milne Edwards und Haime aus der belgischen Tourtia beschriebenen Species angehören. Die beiden anderen
Exemplare von Plauen zeigen die 18—24 Septen enthaltenden- Kelche in einem stark abgeriebenen Zustande
(siehe Taf. 12. Fig. 2). Dieselben beweisen, dass die an ihrer Oberfläche papillöse Columella in ihrem
unteren Theile griffelförmig ist. Bei ihnen sieht man sehr gut, dass die Septen durch zahlreiche Querbalken
mit einander verbunden sind.
Palasontographica XX. 2. 8
Thamnastraea conferta M. Edwards u. Haime. — Taf. 13. Kiere34° -
1850. Synastrea conferta Milne Edwards u. Haime, Ann. des Sc. nat. 3 ser. t. XII. p. 150.
1851. Thamnastrea conferta Milne Edwards u. Haime, Polyp. foss. des terr. palaeoz. p. 109.
1857. Desgl. — Milne Edwards u. Haime, Hist. nat. d. Corall. t. II. p. 575.
1858—61. Synastrea conferta Fromentel, Introd. & T’Et. d. Polyp. foss. p. 219.
Der an der Oberfläche ebene oder schwach gewölbte Polypenstock mit schmaler oder breiter Basis
festgewachsen, allmählich oder sehr rasch nach oben an Breite zunehmend, zuweilen ein intermittirendes Wachs-
thum zeigend. Die Aussenseite des Polypenstockes ist von quergefalteter Epithek vollständig eingehüllt
(s. Taf. 13. Fig. 3). An Stellen, wo dasselbe abgerieben, erscheinen die feinen Rippen. Dieselben stehen
dicht gedrängt (auf-2 mm. kommen 10), sind gleich dick und fein gekörnelt. Die Oberfläche des Polypen-
stockes zeigt ein sehr verschiedenes Ansehen. Die Sterne sind im ausgewachsenen Zustande ziemlich rund;
die jüngeren hingegen, die sich an den verschiedensten Stellen der Oberfläche zwischen den älteren durch
Knospung bilden, sind mehr unregelmässig und eckig. Die Kelche stehen dicht bei einander. Die Entfer-
nung der Centren von ausgewachsenen Kelchen beträgt 4—5 mm.; bei jüngeren nur 2!1%—3 mm. In den
grösseren Kelchen sind 40—56 Septen entwickelt. (Milne Edwards u. Haime führen nur 30—38 Septen an.)
Dieselben stehen dicht gedrängt (auf 2 mm. kommen 7—8) und sind nach aussen nur schwach gebogen; die
jüngeren vereinigen sich mit den älteren. Columella durch wenige Körnchen im Grunde des Kelches ange-
deutet. Querbalken sehr zahlreich. Durchmesser der grossen Kelche 4—5 mm.
Vorkommen. Es lag ein Exemplar vor aus dem unteren Pläner von Plauen; ausserdem Exemplare
aus der Tourtia von Tournay und Montignies-sur-Roc in Belgien.
Bemerkungen. Das aus Sachsen stammende Exemplar befindet sich leider in einem sehr ab-
geriebenen Zustande; trotzdem kann, wie ich glaube, kein Zweife] obwalten in Betreff der Identität mit der
aus der belgischen Tourtia zuerst von Milne Edwards und Haime beschriebenen Species. Bei dem sächsischen
Exemplare sieht man, dass die Seitenflächen der Septen dicht mit kleinen Körnchen bedeckt sind, die meistens
in Reihen stehen und sich sehr oft mit denen der benachbarten Septen zu Querbalken verbinden.
Thamnastraea cf. belgica Milue Edwards urd Haime. — Taf. 11. Fig. 4.
Hist. nat. d. Corall. t. II. p. 579.
Dieser von Milne Edwards und Haime aus der Tourtia von Montignies-sur-Roc ganz kurz beschriebenen
Species scheint ein vorliegendes Exemplar aus dem unteren Pläner von Plauen sehr nahe verwandt zu sein.
Die Kelche, die einen Durchmesser von 5—6 mm. besitzen, enthalten einige 20 Septen. Der Erhaltungs-
Zustand ist leider der Art, dass namentlich bei dem Fehlen von genauen Beschreibungen und Abbildungen
der Thamnastraea belgica an eine sichere Identificirung nicht zu denken war.
Dimorphastraea d’Orbigny.
Dimorphastraea parallela Reuss sp. — Taf. 13. Fig. 1. 2.
1842. Astrea geometrica? Geinitz (non Goldf.), Char. d. Schicht. u. Petref.d. süchs. böhm. Kreid.p. 92. tf.23fg.5 u. p. XX. im Index.
1846. Astrea parallela Reuss, Verst. d. böhm. Kreidef. p. 60. tf. 14. fg. 59.
1849. Astrea parallela Geinitz, Quaders. in Deutsch. p. 232. F
Der Polypenstock bildet rundliche, mehr oder weniger gewölbte Massen bis zu einem Durchmesser
von 60 mm. Bei zwei Exemplaren hat sich ein grösserer Mutterkelch erhalten (s. Taf. 13. Fig. 1). Er zählt
einige 60 Septen, von denen die meisten miteinander gegen die Axe hin anastomosiren; nur einige bleiben
te ng
ganz frei. Um diesen Mutterkelch haben sich in mehr oder weniger unregelmässig concentrischen Kreisen
kleinere Kelche gebildet.
In anderen Exemplaren (s. Taf. 13. Fig. 2), wo diese jüngeren Kelche nicht allein in der Peripherie
der Mutter-Kelche entstanden sind, sondern auch an verschiedenen Stellen zwischen seinem Rande und dem
Centrum, ist der grössere Mutterkelch ganz verschwunden. Bei solchen Polypenstöcken lässt aber immer
noch die mehr oder weniger concentrische Anordnung der jüngeren Kelche die Entwickelung derselben aus
einem grösseren Mutterkelch erkennen. Zuweilen stehen sich die Sterne desselben concentrischen Kreises
näher, als die Kreise selbst. Die kleineren Kelche besitzen einen Durchmesser von 5—6 mm. 30—46 Septen
sind in ihnen entwickelt; die jüngeren vereinigen sich nach innen mit denen der älteren. Septen gleich dick,
ziemlich dicht gedrängt (auf 2 mm. kommen 5—6). Ein grosser Theil der Septen biegt rasch um und ver-
läuft in wenig gebogener radialer Richtung gegen die Peripherie des Polypenstockes. Septal-Rand fein ge-
körnelt. Kelch-Centrum seicht vertieft; in demselben ist die Columella nur durch einige- wenige Körnchen
angedeutet. Querbalken zahlreich.
Vorkommen. Es lagen 10 Exemplare vor aus dem unteren Pläner von Plauen; ausserdem noch
Exemplare aus den Korycaner-Schichten von Kutschlin bei Bilin in Böhmen. A. Fritsch !) führt diese Species
noch an aus den Korycaner-Schichten von Debrno und Korycan.
Bemerkungen. Diese Species wurde zuerst im Jahre 1842 beschrieben von Geinitz aus den
Korycaner-Schichten von Kutschlin in Böhmen und damals fraglich von ihm zu Astraea geometrica Goldt.
gestellt, die eine Thamnastraea« der weissen Kreide von Mastricht ist. Die Beschreibung von Gemitz ist
nach stark abgeriebenen Exemplaren geliefert. Dasselbe kann man behaupten von der Diagnose, die Reuss
im Jahre 1846 von dieser Species aufstellt. Er beschrieb sie als Astraea parallela, welchen Namen auch
Geinitz später adoptirte. — Dimorphastraea parallela, die ziemlich häufig in dem unteren Pläner von Sachsen
und den Korycaner-Schichten von Böhmen zu sein scheint, unterscheidet sich von der Thamnastraea conferta
leicht dadurch, dass die Kelche immer mehr oder weniger in concentrischen Reihen angeordnet sind, ein
Kennzeichen, welches allein die Gattung Dimorphastraea von Thamnastraea trennt.
Die vorliegenden Exemplare der Dimorphastraea parallela beweisen auf das deutlichste, dass nicht,
wie Milne Edwards und Haime ?) bei der Gattung Dimorphastraea angeben, immer ein grösserer centraler
Kelch vorhanden ist. Ob derselbe bleibt oder später verschwindet, ist, wie schon oben angedeutet ist, davon
abhängig, an welcher Stelle sich aus dem Mutter-Kelche die jüngeren entwickeln. Die grössere oder geringere
Anzahl der Septen des Haupt-Kelches darf desshalb nicht, wenn dieser vorhanden ist, zur Unterscheidung
von Species verwandt werden.
Isastraea Mil. Edwards und Haime.
Isastraea sp.
Aus dem unteren Pläner von Plauen lag mir ein Exemplar zur Untersuchung vor, das ohne Zweifel
zu dieser Gattung zu rechnen ist, Die 3—4 mm. grossen Kelche, die einige 20 Septen zu besitzen scheinen,
sind aber so schlecht erhalten, dass an eine nähere Bestimmung der Species nicht zu denken war.
!) Paläont. Unters. d. einz. Schicht i. d. böhm. Kreidef. im Archiv d. naturw. Landesdurchforsch. v. Böhmen. Bd. I. Abth. II.
*) Hist. nat. d. Corall. t. 11. p. 585.
Astrocoenia Mil. Edwards und Haime.
Astrocoenia Tourtiensis n. sp. — Taf. 11. Fig. 7. u. S.
Polypenstock meistens mehr oder weniger scheibenförmig. Die Dicke der Platten schwankt zwischen
5 bis 20 Millimeter. Das grösste Exemplar besitzt einen Durchmesser von 150 mm. Kelche stehen dicht
aneinander und sind durch verhältnissmässig dicke Zwischenwände von einander geschieden. Zwischen den
Kelchrändern ist kein Cönenchym entwickelt. Kelche sind polygonal, seicht und ungleich an Grösse, indem
die neuen Kelche zu gleicher Zeit an den verschiedensten Stellen der Oberfläche des Polypenstockes durch
Knospung entstehen., In den grösseren Kelchen 3 Cyclen von Septen in 6 Systemen entwickelt; die Septen
des ersten und zweiten Cyclus erreichen die Columella und sind um die Hälfte länger, als die dazwischen-
liegenden des dritten Cyclus. Septen gerade. Columella dünn, griffelförmig. Kelch-Durchmesser 1-—1!/ mm.
Vorkommen. Es lagen 16 Exemplare vor aus dem unteren Pläner von Plauen.
Bemerkungen. Sehr viele der untersuchten Exemplare zeigten einen sehr schlechten Erhaltungs-
zustand. Theils sind sie nur als Steinkerne erhalten, theils, wenn dies nicht der Fall ist, sind die Kelche so
stark abgerieben, dass man in ihnen fast nur die durch Ansatz fremder Gesteinsmasse sehr verdickte Columella
erblickt (s. Taf. 11. Fig. 8).
Von den meisten Astrocoenien, die sich durch dieselbe Kleinheit ihrer Kelche, wie die vorliegende
Species auszeichnen, unterscheidet sich Astrocoenia Tourtiensis leicht durch die Ausbildung der Septen in
6 Systemen, indem bei Ast. numisma M. Edw. u. H., Ast. minima und regularis Froment., Ast. favoidea
und »ninuta Duncan die Septen in 10, bei Ast. ramosa M. Edw. u. H. und Ast. tuberculata und nana Rss.
sich in 8 Systemen entwickelt haben. Bei Ast. laminosa d’Achiard sind nur 2 Cyclen von Septen in 6 Systemen
vorhanden. Astraea minuta, die Geinitz !) aus dem unteren Quadermergel des Tunnels bei Oberau beschrieben
hat, und welche wahrscheinlich zu der Gattung Astrocoenia zu rechnen ist, besitzt eine geringere Anzahl
von Septen.
Eine genauere Schilderung der geognostischen Verhältnisse der Schichten, denen das Material zu den
vorstehenden Diagnosen entnommen ist, werde ich an dieser Stelle nicht liefern, da Herr Professor Geinitz
auf dieselben an einer anderen Stelle dieses Werkes, von welchem diese Arbeit einen integrirenden Theil
bildet, näher eingehen wird.
Ich will hier nur bemerken, dass das Vorkommen der meisten Anthozoen gerade in den Conglomerat-
schichten von Plauen schon einen Schluss auf die Art der Erhaltung machen lässt. Bei sehr vielen der
untersuchten Korallen ist die Gesteinsmasse so mit den Zellensternen verwachsen und hat zum Theil die
innere Structur der Kelche so verwischt, dass dieselben ohne nähere Bestimmung der Gattung und Species
bei Seite gelegt werden mussten. Bei einer Koralle war nur die Bestimmung der Gattung möglich; bei anderen,
bei welchen man wohl an eine specifische Bestimmung denken konnte, musste die genauere Feststellung der
Gattung, zu welcher die Species gehörte, einer Zeit überlassen bleiben, wo bessere Exemplare zur Unter-
suchung zu Gebote stehen.
Von den beschriebenen Korallen sind 5 neu: Montlivaultia? Tourtiensis, Placoseris? Geinitzi,
') Charaet. d. Schicht. u. Petref. d. sächs. Kreid. p. 92. Tf. 22. Fe. 15.
ee
Latimaeandra Fromenteli, Psammohelia granulata und Astrocoenia Tourtiensis; zwei sind charakteristisch für
die Tourtia von Belgien: Thamnastraea conferta M. Edw. u. H. und Thamnastraea tenwissima M. Edw. u. H.
Synhelia gibbosa ist ein Leitfossil für die Tourtia von Westphalen und die Korycaner Schichten von Böhmen.
In letzteren findet sich auch sehr häufig Dimorphastrea parallela Rss. sp. Hiernach wird durch die Unter-
suchung der Korallen auf das entschiedenste die von Geinitz und anderen Geologen schon früher ausgesprochene
Ansicht bestätigt, dass die Schichten des unteren Pläner von Plauen äquivalente Bildungen sind der Tourtia
von Belgien und Westphalen. Ebenso spricht wenigstens das Vorkommen von verschiedenen Korallen in den
Korycaner-Schichten Böhmens dafür, dass dieselben dort die Tourtia repräsentiren.
Um für spätere Untersuchungen die Vergleichung der Korallen-Fauna der Tourtia von Belgien und
Westphalen und der Korycaner-Schichten in Böhmen mit der von Plauen zu erleichtern, will ich die bis jetzt
aus jenen drei Gebieten beschriebenen Anthozoen aufführen und bei verschiedenen derselben ihre ‚Stellung im
Systeme anzugeben suchen.
Belgien.
Die ersten drei Korallen aus der Tourtia von Belgien führt Michelin an in seiner Iconographie
zoophytologique. Es sind nach ihm: Turbinolia conulus Phill., Astrea agaricites Goldf. und Astrea rebicu-
lata Goldf.
Im Jahre 1847 wurden von d’Archiac in seinem „Rapport sur les fossiles du tourtia‘“ ') noch zwei
Species, nämlich: Astrea Delcrosiana Mich. und velomentosa Goldf. auf Mittheilung von Michelin hin hinzu-
gefügt. Als jedoch später sich Milne Edwards und Haime bei ihren monographischen Arbeiten über die
Korallen auch mit der Untersuchung der belgischen Anthozoen der Tourtia beschäftigten, erkannten sie zum
Theil die von Michelin angegebene, ganz unrichtige Identificirung der dortigen Korallen mit schon bekannten
Species, zum Theil zogen sie mit Recht das Vorkommen von 2 Species (Turbinolia conulus und Astrea
Delerosiana) in jenen Schichten in Zweifel.2) Nach ihren Untersuchungen finden sich in der belgischen
Tourtia :
1) Thamnastraea tenuissima Mil. Edwards und Haime, s. oben.
Syn.: Ast. reticulata Mich. und velamentosa Mich.
Fundort: Tournay und Montignies-sur-Roc.
2) Thammastraea conferta Mil. Edwards und Haime, s. oben.
Fundort: Tournay und Montignies-sur-Roc.
3) Thamnastraea belgica. Mil. Edwards und Haime.
Syn.: Astrea agaricites Mich.
Fundort: Montignies-sur-Roc.
4) Baryhelia Archiaei Mil. Edwards und Haime.
Hist. nat. d. Corall. II. p. 125. — Froment. Introd. 4 Et. d. Polyp. foss. p. 179.
Fundort: Chercq bei Tournay.
1) Memoires de la Societ6 geologique de France. 2. ser. tome II.
” 2) siehe: Histoire des progres de la geologie de 1834 ä& 1850. par d’Archiac tome IV. p. 187 und A Monograph of the
British fossil Corals. Part I. p. 65.
ae
5) Thecosmilia Koninckö Mil. Edwards und Haime, Hist. nat. d. Corall. t. II. p. 359. — Fro-
mentel, Introd. & I’Et. d. polyp. foss. p. 143.
Fundort: Montignies-sur-Roc.
Zu diesen 5 Species muss ich noch nach einem im Berliner Museum befindlichen Exemplare die
Beschreibung einer neuen Art hinzufügen, nämlich:
6) Astrocoenia Kunthi n. sp. Taf. 12. Fig. 7.
Das vorliegende knollige Bruchstück dieser Species besitzt eine schwach gewölbte Oberfläche und
ist von einer quer gefalteten Epithek umgeben. Die Kelche sind unregelmässig angeordnet, schwach vertieft,
polygonal und ungleich an Grösse. In den grösseren Kelchen sind meistens 3 Cyclen von Septen in sechs
Systemen entwickelt, nur in wenigen zeigen sich die Anfänge eines vierten Öyclus. Die Septen des ersten
und zweiten Cyclus sind gleichgross und reichen bis zur Columella. Septen gerade, fast gleich dick. Colu-
mella dünn, griffelförmig. Cönenchym ist zwischen den Kelchen nicht entwickelt; letztere werden durch
einen mehr oder weniger scharfen Rand von emander geschieden. Kelch: Durchmesser 2—2!/), mm.
Fundort: Tournay.
Bemerkungen. Astrocoenia Kunthi unterscheidet sich von der Astrocoenia Tourtiensis leicht durch
die Grösse der Kelche. Eine gleiche Grösse und eine ähnliche Entwicklung der Septen zeigen Astroc.
Cotteaui Froment. und Ast. pulchella. M. Edw. u. H. Bei ersterer werden die Septen nach dem Centrum
dicker, und letztere besitzt Cönenchym zwischen den einzelnen Kelchen.
Westphalen.
Aus der westphälischen Tourtia sind bis jetzt 2 Species bekannt geworden, die schon Goldfuss
beschrieben und abgebildet hat, nämlich:
1) Synhelia gibbosa Münst. sp. sieh. oben.
Fundort: Bochum.
2) Micrabacia coronula Goldf. sp.
Syn: Flungia coronula Goldfuss, Petref. Germ. t. I. p. 50. Tf. 14. Fg. 10. 1826.
Micrabacia coronula Mil. Edwards und Haime, Brit. foss. Corals. p. 60. Tf. 10. Fg. 4. 1850 und Hist. nat. d. Corall.
t. II. p. 30. 1860.
Diese von Milne Edwards und Haime vortrefflich abgebildete und beschriebene Species ist ganz
characteristisch für die Tourtia von Essen. In England findet sie sich im oberen Grünsand von Warminster
in Wiltshire und in Frankreich in der Etage c@nomanien von le Mans.
Ausser diesen schon aus Westphalen bekannten Species findet sich noch daselbst
3) Anthophyltiuwm conicum Reuss. (non Römer) Taf. 13. Fig. 5.
Reuss. Verst. d. böhm. Kreidef. Abth. 2. p. 62. Tf. 14, Fg. 31.
Zwei Exemplare, die aus der Tourtia von Essen im Dresdener Museum aufbewahrt werden, gehören
nach den Abbildungen und Beschreibungen, die Reuss von dem in den Korycaner Schichten der Schillinge
bei 'Bilin gefundenen Anthophyllum conicum gegeben hat, zu letzterer.
Die Exemplare von Essen besitzen einen verkehrt kegelförmigen, oben schräg abgestutzten Polypen-
stock, dessen Mauer längs gefaltet ist. Bei einem Querschliffe (Taf. 13. Fig. 5b) sieht man eine doppelte
Mauer; in der inneren sind einige 20 Septen entwickelt, die im Centrum eine schwammige Columella bilden.
Auf der einen Hälfte wird diese innere Mauer in sehr kleinem Zwischenraume noch von einer äusseren um-
geben; beide sind durch Septen verbunden. Höhe des Polypenstockes 2 mm.; Durchmesser des Kelches
ebenfalls 2 mm.
Fundort: Essen.
Bemerkungen. Es scheint mir sehr wahrscheinlich, dass diese Essener Korallen, ebenso wie die
aus Böhmen nur sehr junge Parasmilieu sind, da ich bei der Untersuchung der Korallen aus dem Senon von
New-Jersey bei dort vorkommenden Parasmilien das unterste Ende des Polypenstockes ebenso ausgebildet
gefunden habe. Ich will hier noch hinzufügen, dass man auch im norddeutschen Senon sehr häufig auf
Belemnitellen und anderen Versteinerungen ähnliche, verkehrt kegelförmige Polypenstöcke aufsitzend findet,
die ebenfalls junge Parasmilien sind. Anthophyllum conicum Roemer !) aus dem mittleren (nach vorläufiger
mündlicher Mittheilung von Strombecks) Hilsconglomerate des Elligser Brinck, eine Species, welche ich früher
als Representant einer neuen Gattung Drevismilia ?) aufgestellt habe, und welche sich von dem vorliegenden
Anthoph. conicum durch das Vorhandensein einer Epithek unterseheidet, ist vielleicht auch nur ein Jugend-
Zustand. h
Anhangsweise will ich hier noch erwähnen, dass in Norddeutschland früher die Tourtia sehr schön
aufgeschlossen gewesen ist bei der Steinholzmühle unweit Quedlinburg. Die Korallen, die aus jenen Schichten
im Berliner Museum aufbewahrt werden, sind so schlecht erhalten, dass weder Gattung noch Species bestimm-
bar war. °)
Böhmen.
Reuss hat im Jahre 1846 aus den Korycaner Schichten Böhmens in seinen „Versteinerungen der
böhmischen Kreideformation“ eine grössere Anzahl von Anthozoen beschrieben und abgebildet. Leider sind
aber nach dem jetzigen Standpunkte der Wissenschaft seine Beschreibungen so ungenau, dass es sehr
wünschenswerth wäre, dass die dort vorkommenden Korallen einmal genauer untersucht würden. In den
Korycaner Schichten Böhmens finden sich folgende Species:
1) Anthophylum cylindraceum Reuss.
Verst. d. böhm. Kreidef. 2 Abth. p. 61. Taf. 14. Fig. 23—30.
Diese von Reuss aus den Schichten von Weisskirchlitz und den Schillingen bei Bilin beschriebene
und ausserdem nach Fritsch bei Kamajka vorkommende Species gehört vielleicht zur Gattung Parasmilia.
Sie bedarf namentlich in Betreff der inneren Organisation des Kelches noch einer genaueren Untersuchung,
da man wohl mit Recht wenigstens nach dem Vorkommen die von Milne Edwards und Haime t) und nach
ihnen von Fromentel ®) vorgenommene Identifieirung mit der in Senon von Dinton in Wiltshire und Nehou
(Manche) in Frankreich gefundenen Caryophyllia laevigata in Zweifel ziehen kann.
1) Verst. d. nordd. Ool. Geb. p. 20. Taf. 1. Fig. 2.
®) Zeitsch. d. deutsch. geol. Gesell. Bd. 18. p. 469.
®) Vergl. Giebel über Polypen aus dem Plänermergel des subhereynischen Beckens um Quedlinburg (Zeitsch. f. Zool.,
Zoot. u. Paläoz. herausg. von d’Alton u. Burmeister. Bd. I. 1848.)
*) Hist. nat. d. corall. t. II. p. 18. =
5) Introd. & T’Et. d. polyp. foss. p. 79 und Paleont frang. Terr. er&t. Zooph. p. 165.
ET
9) Parasmilia? rudis Reuss sp.
Syn.: Anthophyllum rude Reuss, Verst. d. böhm. Kreidef. p. 62. Taf. 14. Fig. 22.
Parasmilia? rudis M. Edwards u. Haime, Hist. nat. d. corall. t. II. p. 175.
Fundort nach Reuss: Schillinge bei Bilin.
3) Anthophyllum explanatum Reuss (non Römer), Verst. d. böhm. Kreidef. 2. Abth. p. 62.
Taf 43. Fig. 6.
Es scheint mir sehr zweifelhaft, dass die Identifieirung mit dem von Römer !) aus dem mittleren
Hilsconglomerate von Schandelah und Berklingen beschriebenen Anth. explanatum viehtig ist. Vielleicht
gehört die bei Korycan vorkommende Koralle zu Leptophyllia patellata.
4) Anthophyllum conicum Reuss s. oben.
Fundort nach Reuss: Schillinge bei Bilin.
5) Micrabacia coronula Goldf. sp. s. oben.
Nach Fritsch findet sich dieselbe bei Kralup, Premyslany, Zlosejn und Zbislav.
6) Synhelia gibbosa Münst. sp. s. oben.
Fundorte nach Fritsch: Velim, Radovesnic, Kamajka, Zbislav, Schillinge bei Bilin, Weisskirchlitz
und Korycan.
7) Astrea macrocona Reuss, Verst. d. böhm. Kreidef. 2. Abth. p. 60. Taf 24. Fig. 2.
Syn.: Heliastraea? Barrandei M. Edwards u. Haime, Hist. nat. d. Corall. t. II. p. 478.
Die Beschreibung von Reuss ist nach Steinkernen geliefert. Die Stellung dieser Species ist bis jetzt
vollständig unsicher. Sie findet sich nach Reuss bei Kutschlin und ausserdem nach Fritsch bei Kuttenberg.
8) Astrea distans Reuss, Verst. d. böhm. Kreidef. 2. Abth. p. 60.
Wohin diese Species zu stellen ist, darüber gibt die Beschreibung keinen Aufschluss. Sie findet
sich nach Reuss bei Kutschlin.
9) Astrea multifida Reuss, Verst. d. böhm. Kreidef. 2. Abth. p. 60. tf. 14. fg. 38.
Diese nach ganz abgeriebenen Exemplaren ungenau beschriebene Species scheint zur Gattung Di-
morphastraea zu gehören. Sie kommt vor nach Reuss am Panznerhügel bei Bilin.
10) Dimorphastraea parallela Reuss sp., siehe oben.
Fundort: Kutschlin, Debrno und Korycan.
11) Porites Michelinii Reuss, Verst. d. böhm. Kreidef. 2. Abth. p. 61. tf. 43. fe. 3.
Diese Species ist vielleicht eine Thamnastraew; sie findet sich nach Reuss bei Korycan und ausser-
dem nach Fritsch bei Premyslany.
12) Latimaeandra? maeandrinoides Reuss sp.
Syn.: Astrea? maeandrinoides Reuss, Verst. d. böhm. Kreidef. 2. Abth. p. 61. tf. 43. fe. 2.
Latimaeandra? maeandrinoides M. Edwards und Haime, Hist. nat. d. Corall. t. II. p. 547.
Fundort: Korycan.
13) Astrea putealis Gein. (non Mich.), Charak. d. Sch. u. Petref. d. sächs. Kreid. Tf. 22. Fe. 18.
Nach Fritsch sollen Exemplare, die zu dieser Species gehören, bei Korycan und Premyslany vor-
kommen. Die Untersuchung des Original-Exemplars, das den Conglomeratschichten des Tunnels bei Oberau
in Sachsen entnommen ist, hat mir bewiesen, dass weder Gattung, noch Species, zu dem dasselbe gehört, sich
bestimmen lassen.
!) Römer, Nachtr. zu Verst. d. nordd. Ort. p. 15. Tf. 17. Fg. 27. u. Verst. d. nordd. Kreid. p. 26.
— 59
Tabellarische Uebersicht der Anthozoen, die bis jetzt aus der Tourtia von Belgien, West-
phalen, Plauen und aus den Korycaner Schichten Böhmens beschrieben sind.
Veosyakzosmamsern
: in der h in den
Namen der Species. Inn ge Tourtiav.| nn GE Korycaner in Frankreich und
a a
phalen. “ | Böhmens.
Montlivaultia? Tourtiensis n. pP. » : .. .» | -L
Leptophyllia patellata Mich. p. . . . ..» | = + Etage cenomanien von le Mans.
Placoseris? Geinitzi n. sp. | —
Anthophyllum conicum Reuss. Ar Ir
Anthophyllum cylindraceum Reuss. Sr
Anthophyllum explanatum Reuss. +
Parasmilia? rudis Reuss. sp. +
Micrabacia coronula Goldf. sp. . -L ai Etage eenom. von le Mans.
Ober-Grünsand v. Warminster.
Thecosmilia Konincki M. Edw. u. H. +
Baryhelia Archiaci M. Edw. u. H. E=
Synhelia gibbosa Münst. sp. | + Tr 4
Psammohelia granulata n. pP. . . . 2... | a
Thamnastraea tenuissima M. Edw. u. H. | Es —
Thamnastraea conferta M. Edw. u. H. En E=
Thamnastraea belgica M. Edw. u. H. | + fraglich.
Dimorphastraea parallela Reus. sp. . . . . | E= r
Astrocoenia Tourtiensis n. Sp. . | +
Astrocoenia Kunthi n. sp. | +
Astrea macrocona Reuss. Es
Astrea distans Reuss. | air
Astrea multifida Reuss. =
Porites Michelinii Reuss. | ne
Latimaeandra Fromenteli n. sp. | a
Latimaeandra?® maeandrinoides Reuss sp. | im
Palasontographica XX. 2. 9
Mahlau & Waldschmidt. Frankfurt a. M.
5
A. Zur Geologie des Elbthals in Sachsen.
Ueber ein eigenthümliches Vorkommen des unteren Quaders im Gebiete der Sächsischen Schweiz
wurde vom Verfasser in der Sitzung der Gesellschaft Isis in Dresden am 20. Juli 1871 in Gegenwart der
Herren Bergrath von Cotta und Geh. Bergrath Naumann folgender Nachweis geführt: Ein bei Zeschnig,
zwischen Rathewalde und Hohnstein an der Grenze des Granites und gewöhnlichen Quadersandsteines auf-
tretendes Gestein, welches man dort behufs der Darstellung von Düngekalk abbauet und brennt, gehört nicht
zur Juraformation, womit es bisher vereint worden ist, sondern vielmehr zu den Conglomeratbildungen
des unteren Quaders. Die darin zahlreich vorkommenden eckigen Bruchstücke eines ockergelben thonigen
Kalksteines und feinkörnigen Oolithes, worin erstaunliche Mengen von keulenförmigen Bohrloch-Ausfüllungen
und Steinkernen vorkommen, welche von Pholas Zeuschneri Gein. herrühren, so wie eine Serpula und eine
ästige und unbestimmte Bryozoe, sind allerdings jurassisch. Diese Reste der Pholas Zeuschneri stimmen
genau überein mit jenen im Jura von Balin in Polen, von wo wir sie zuerst durch Professor Zeuschner er-
halten haben. Diese Brocken, welche dem benachbarten Jura entstammen, dessen Existenz in der Gegend
von Hohnstein durch die bekannten Arbeiten von L. v. Buch, Graf Münster und B. Cotta (Geognostische
Wanderungen. I. Dresden u. Leipzig, 1838) mit aller Sicherheit erwiesen ist, werden in dem Conglomerate
oder der Breccie von Zeschnig durch eine glaukonitführende kalkig-sandige Masse verkittet, welche auch jene
Bohrlöcher der Pholas Zeuschneri, die in dem ockergelben Gesteine stecken, ausgefüllt hat. Die Stellung
dieses an Bruchstücken verschiedener jurassischer Gesteine, mit Versteinerungen der Juraformation reichen
Conglomerates zum unteren Quader wird gerechtfertigt durch das Vorkommen dreier Leitfossilien für den
letzteren darin, der Stacheln der Cidaris Sorigneti Desor, der Schalen der Rhynchonella compressa Lam. und
der Ostrea diluviana L., welche überall in den untersten Schichten des unteren Pläners und zum Theil auch
des unteren Quadersandsteines selbst in dem Elbthale gefunden werden.
Die ersten Spuren hiervon traf der Verfasser bei Zeschnig auf einer Excursion mit Studirenden des
Dresdener Polytechnikums am 26. Mai 1871. Es verdient hervorgehoben zu werden, dass ihm schon auf
einer früheren Excursion in analogen Gesteinen in dem bekannten Jurakalkbruche bei Hohnstein selbst ein
grosser Nautilus elegans Sow. entgegengetreten ist, welcher noch heute in dem K. mineralogischen Museum zu
Dresden bewahrt wird. Diese Art ist aber gleichfalls im unteren Quader des Elbthales nicht selten. Wir
haben durch diese Funde einen neuen wichtigen Anhaltepunkt zu der immer noch schwierigen Feststellung
der Grenzen zwischen den verschiedenen Etagen des Quadersandsteines im Gebiete der Sächsischen Schweiz
gewonnen; denn es entspricht hiernach das Conglomerat des unteren Quaders von Zeschnig den tiefsten
Schichten des Quadersandsteines von Niedergrund an der Elbe, worin Ostrea carinata Lam. und Pecten
aequicostatus Lam. gefunden worden sind, und den untersten Schichten des Quadersandsteines von Tyssa
in Böhmen,
— 64 —
B. Die Versteinerungen im unteren Quader und unteren Plaener des
sächsischen Elbthales.
III. Classe. Radiata. Strahlthiere.
1. Echinoidea. Seeigel.
Die Schale der Seeigel besteht, mit einigen seltenen Ausnahmen, wo sich die Zahl 4 oder 6 Geltung
verschafft, aus 20 Reihen in einander eingreifender Tafeln (Assulae), welche in Längsreihen stehen und sich
auf 10 Felder (Areae) vertheilen.
Man unterscheidet 5 schmälere Felder als Fühlerfelder (Areae ambulacrorum) und 5 breitere Felder
als Zwischenfühlerfelder. Erstere sind an ihren beiden Seitenwänden mit einer doppelten oder einfachen
Reihe kleiner Löcher durchbohrt, welche paarweise einander gegenüber stehen und nicht selten durch eine
eingedrückte Querlinie verbunden werden. Die Reihen dieser Löcher heissen Fühlergänge (Ambulacra). Sie
verlaufen vom Scheitel bis zu dem Munde und sind entweder in ihrem ganzen Verlaufe sichtbar, oder an den
Rändern der Rückenseite so klein und undeutlich, dass sie dem blossen Auge verschwinden. Immer sind
also 10 Fühlergänge vorhanden, welche paarig zusammenstehen und bei mehreren Gattungen sich blumen-
blattartig um den Scheitel gruppiren. (Nach Goldfuss).
A. Regelmässige Echinideen. Mund und After, oder Peristom und Periprokt liegen einander
gegenüber.
1. Fam.: Cidaridea. Cotteau, Desor z. Th.
Ihre Schale ist niedergedrückt — kugelig bis halbkugelförmig und besitzt einen kreisrunden, seltener
elliptischen Umfang. Die Fühlergänge laufen ohne Unterbrechung vom Scheitel bis an das Peristom, von
Goldfuss Mund genannt, das in der Mitte der unteren Fläche liegt und mit einem Kauapparate versehen
ist, einem aus 35 Kalkstücken bestehenden Knochengerüste oder der sogenannten Laterne des Aristoteles.
Man findet diesen Kauapparat einer lebenden Art unter anderen in Leunis, Synopsis der Naturgeschichte
des Thierreiches, 1860, S. 909 abgebildet. Theile einer ganz ähnlichen fossilen laterna Aristotelis sind bei
Cidaris vesiculosa aus dem unteren Pläner von Plauen beschrieben worden.
Das Periprokt, von Goldfuss und Anderen After genannt, liegt dem Munde gegenüber auf der
Mitte des Scheitels und wird von einer Anzahl Plättchen, dem Scheitelapparate, umgeben, die man als
Genital- oder Eierleitertäfelchen und Ocellar- oder Augentäfelchen unterscheidet, wozu mitunter noch 1 bis
mehrere Analtäfelchen treten. Die beiden ersteren sind meistens durchbohrt.
Die Fühlerfelder der Cidariden sind schmal und nur mit Körnerreihen, nicht mit grösseren stachel-
tragenden Warzen besetzt.
Jede grössere Tafel oder Assel auf den breiten Zwischenfühlerfeldern schwillt in seiner Mitte zu einer
kreisrunden, meist glatten Warze an, die mit einem halbkugeligen Gelenkfortsatze endet, worauf ein
— 65 —
walzen-, keulen- oder eiförmiger Stachel artieulirt. Ein diesen Fortsatz umgebender wulstiger Rand, der
Gelenkring, ist entweder glatt oder gekerbt. Der an die Warze grenzende Rand der Tafel ist meist mit
ringförmig angeordneten Körnern besetzt, die oft sehr zahlreich beisammen stehen und kleinen Stacheln zur
Unterlage dienen.
Cidaris Klein, 1734.
Die Schale ist von oben und unten niedergedrückt; die Fühlergänge sind etwas wellenförmig gebogen,
die schmalen sie tragenden Felder sind nur mit Körnerreihen besetzt. Auf den breiten Zwischenfühlerfeldern
finden sich grosse Tafeln, deren Warzen meist einen durchbohrten Gelenkfortsatz und einen glatten oder ge-
kerbten Gelenkring besitzen.
1. €. vesiculosa Goldfuss. — Taf. 14.
1826. Cidarites vesiculosus Goldfuss, Petr. Germ. I. p. 120. Taf. 40. fig. 2. a-g, i.
1838. Cidaris vesiculosa Bronn, Lethaea geogn. Il. p. 607 z. Th. Taf. 29. fie. 16.
1841. Desgl. A. Roemer, Verst. d. norddeutsch. Kreideg. p. 28. — (©. perforata A. Römer eb. p. 28.
1846. Cid. vesiculosus Geinitz, Grundriss d. Verst. p. 525 z. Th. Taf. 22. fig. 16.
1846. Desgl. Reuss, Verst. d. böhm. Kreidef. II. p. 57 z. Th. Taf. 20. fig. 14. 16.
1849. Desgl. Geinitz, Quad. Deutschl. p. 218 z. Th.*)
1850. (id. vesieulosa d’Orbigny, Prodrome II. p. 180.
1851. Desgl. Bronn, Leth. geogn. V. p. 181 z. Th. Taf. 29. fig. 16.
1856. Desgl. Desor, Synopsis des Echinides fossiles, p. 11.
1855—1869. Desgl. Cotteau et Triger, Echinides du d6partement de la Sarthe, p. 183. Pl. 25. fig. 1-5.
1862—1867. Desgl. Cotteau in Pal6ontologie frangaise, terr. cer&t. VII. p. 222. Pl. 1050 et 1051. fig. 1—6.
Mit der 1850 erfolsten Uebersiedelung der an Versteinerungen von Essen an der Ruhr sehr reichen
Sack’schen Sammlung in das Dresdener Museum wurde namentlich auch Gelegenheit geboten, fast sämmtliche
durch Goldfuss von diesem wichtigen Fundorte beschriebenen Seeigel genauer zu studiren und mit den Vor-
kommnissen des Elbthales von neuem zu vergleichen.
Es sind jene Darstellungen von C. Hohe in Petrefacta Germaniae so genau, dass sie kaum treuer
wiedergegeben werden können; dennoch aber haben einige Arten, von welchen nur Bruchstücke bekannt
waren, zu Verwechselungen mit anderen Arten Veranlassung gegeben. Diess ist insbesondere mit Cidaris
vesiculosa der Fall, zu welcher cenomanen Art von den meisten Autoren, ausgenommen Cotteau, Arten aus
jüngeren Schichten der Kreideformation gezogen worden sind, die ihr zwar sehr ähnlich, doch aber durch con-
stante Merkmale von ihr geschieden werden.
Vollständige Exemplare hat wohl nur Cotteau davon abgebildet, die uns von Essen vorliegenden
Exemplare sind nicht viel vollkommener, als die hier abgebildeten von Plauen.
Oidaris vesiculosa ist ein Seeigel von mittler Grösse, mit kreisrundem Umfange, mehr oder weniger
niedergedrückt — kugelig, oben und unten ziemlich gleich abgeplattet. Cotteau giebt bei 30 mm. Durch-
messer der Schale 19 mm. Höhe an. Das Taf. 14 Fig. 2 abgebildete Exemplar scheint eins der grössten zu
sein, da es fast 33 mm. Höhe erreicht.
*) Das in Geinitz, Charakteristik III. 1842. p. 89. Taf. 22. Fig. 1 abgebildete Exemplar, welches sich zuletzt in der
Sammlung des jüngst verstorbenen Generalstabsarztes Dr. Günther in Dresden befand, gehört nicht zu (id. vesiculosa, sondern
stimmt vielmehr mit Cid. coronata Goldf. aus dem oberen Jura überein. Es erscheint uns unzweifelhaft, dass es sein erster
Besitzer aus der fränkischen Schweiz, und nicht von Strehlen erhalten hat.
en
Seine schwach wellenföormig gebogenen Fühlergänge bestehen aus einfachen, paarig zusammen
stehenden Poren, welche durch eine seichte Querfurche mit einander verbunden sind und sehr gedrängt hinter
einander liegen. Auf den schmalen Fühlerfeldern zählt man meist 6, bei grösseren Exemplaren mehr, nahe
ihrem oberen und unteren Ende oft nur 4 Längsreihen gleichgrosser, rundlicher Körner, die sich hier gleich-
zeitig zu deutlichen Querreihen in der Verlängerung der Porenpaare anordnen.
Die grossen Zwischenfühlerfelder werden von 2 Reihen fünfseitiger Tafeln gebildet, von welchen meist
5 eine Längsreihe bilden. Dieselben sind nach Cotteau an der oberen Seite des Seeigels grösser als an der
unteren Seite, was einer umgekehrten Stellung unserer Fig. 1, 2, 3 auf Taf. 14 entsprechen würde.
In der Mitte des grossen, glatten, kreisrunden Warzenfeldes erhebt sich, von einem glatten Gelenk-
ringe umgeben, der an seiner Basis eingeschnürte, fast halbkugelige, oben durchbohrte Gelenkfortsatz, dessen
Durchmesser etwa ein Drittheil der Gesammtbreite der Warze beträgt.
Der übrige Theil einer Tafel ist mit ziemlich gleich grossen flachen Körnern dicht besetzt, von
welchen die das glatte Warzenfeld zunächst ringförmig umstehenden von einem wulstförmigen Rande ein-
geschlossen werden und daher von einander entfernter liegen, aber um so deutlicher hervortreten.
Nach Essener Exemplaren sind sämmtliche Körner, welche diesen Seeigel bedecken, hohl oder
bläschenartig.
Auf der obersten Tafel der rechten Reihe ist das Warzenfeld oft nur zu einem einfachen Gelenk-
fortsatze reducirt, welcher zuweilen selbst nicht mehr durchbohrt ist. Wie an dem von Cotteau abgebildeten
Exemplare zeigt sich diese Verkümmerung auch an einem Exemplare von Essen. Auffallender Weise hat sie
an unseren beiden Exemplaren von Plauen, Fig. 1 und 2a, gerade die oberste Tafel der linken Reihe betroffen
(siehe rechts unten).
Nach den Abbildungen in der Paleontologie francaise kommen ähnliche Beschränkungen, oder ein
gänzliches Fehlen des Warzenfeldes und ihres Gelenkfortsatzes, zuweilen auch an anderen nach der Seite hin
liegenden Tafeln vor, deren ganze Oberfläche dann nur noch körnig erscheint. Unsere Fig. 7 zeigt eine
Tafel mit einem sehr schwach entwickelten, niedergedrückten Gelenkfortsatze und undeutlicher Granulirung.
Die glatte Beschaffenheit der Gelenkringe ist Regel, doch lässt sich an einzelnen Exemplaren von
Essen hier und da eine Spur von Granulirung daran nachweisen, und zwar unmittelbar neben Warzen mit
vollkommen glattem Gelenkringe.
Neben den zahllosen Tafeln, welche von Cidaris vesiculosa im unteren Pläner von Plauen gefunden
werden, kommen auch länglich-sechsseitige Plättchen vor, Taf. 14, Fig. 4—6, deren Mitte mit einer runden
Oeffnung durchbohrt ist und die man als Genital- oder Eierleitertafeln des Cidaris vesiculosa ansprechen
kann. Mit Ausnahme eines glatten Randes ist ihre Aussenfläche fein granulirt, ihre Innenfläche glatt, ent-
weder eben oder diagonal gekielt.
Von besonderem Interesse erscheinen ferner die Taf. 14, Fig. 28—33 abgebildeten Theile des Kau-
apparates oder der laterna Aristotelis, welche mit Tafeln und Stacheln der Oidaris vesiculosa zusammen gefunden
worden sind und mit hoher Wahrscheinlichkeit gerade dieser Art angehören. Im Allgemeinen ist zwischen
diesen Theilen und dem von Leunis a. a. O. abgebildeten Kauapparate einer lebenden Art sehr grosse Aehn-
lichkeit vorhanden, wie auch Exemplare in den Dresdener Sammlungen beweisen. Die 5 Knochenplatten
oder Balken, welche die Basis dieses kegelförmigen Gerüstes bilden (Fig. 28. 29), sind oblong, 10—12 mm.
lang, 4—5 mm. breit, an ihrem äusseren Ende gerade abgeschnitten, an ihrem inneren, etwas schmäleren,
Te
tief eingebuchtet, und in der Mitte der Länge etwas erweitert. Die untere oder äussere Fläche ist flach ge-
wölbt und fällt nach den scharfen Seitenkanten flach ab, die obere oder innere Fläche ist mit einem Längs-
kiele versehen, welcher gabelig in die vorspringenden Ecken verläuft und in Verbindung mit seinen mittleren
Seitenästen dieser Fläche das Ansehen eines Malteserkreuzes ertheilt. Die ganze innere Fläche lässt deutliche
concentrische Anwachsschichten erkennen. —
Ich verdanke Herrn Stud. Alfred Jentzsch in Leipzig die Ansicht des Balkens aus dem Kauapparate
der jurassischen Oidaris coronata, welcher unseren Exemplaren von Plauen ziemlich ähnlich, doch relativ
länger ist. —
Die Abbildungen Fig. 30, 31, 32 von Plauenschen Exemplaren entsprechen. einer Hälfte der pyrami-
dalen Kalkstücke einer solchen Laterne, während Fig. 33 die gebogene symmetrische Leiste darstellt, die
von zwei Hälften dieser Pyramiden eingeschlossen wird und an ihrem oberen Ende in einen kleinen emailirten
Zahn ausläuft. Dasselbe weicht von dem entsprechenden Theile der uns vorliegenden lebenden Art mehr ab,
als die vorher bezeichneten Theile. Seine äussere, convexe Seite bildet einen fast ebenen Rücken, welcher
mit einer Kante an die convergirende Seite angrenzt; die innere, concave Seite, welche bei der lebenden
Art gekielt erscheint, ist hier mit einer tiefen Riune versehen.
Die Stacheln der Cidaris vesiculosa (Taf. 14, Fig. s—27), welche an den verschiedenen Lokalitäten
bei Plauen äusserst häufig sind, kommen in allen, besonders gut von Goldfuss und Cotteau abgebildeten
Varietäten vor. Im Allgemeinen sind sie walzig-spindelförmig und nach oben entweder allmählich verengt,
doch nie in eine pfriemenförmige Spitze auslaufend, oder auch kronenartig erweitert, abgestutzt, und oft in
einen mittleren Vorsprung auslaufend. Ihre Oberfläche ist mit schmalen, meist höckerigen Längsrippen be-
setzt, deren Zahl (eirca 12) sich zuweilen an den dickeren Stellen durch Einsetzung vermehrt, nur der untere
Theil des Stachels, als Gelenkfläche, der wenig hervortretende knopfartige Theil und der kurze sogenannte
Hals des Stachels sind glatt. Die höckerige Beschaffenheit der Rippen verschwindet mitunter ganz, während
sie an anderen Exemplaren um so stärker hervortritt. Diese Höcker sind hohl und pustelförmig, wie an
manchen Exemplaren hervortritt (Fig. 24, 25), ihre gewöhnliche Beschaffenheit ist aus den anderen Abbil-
dungen genügend zu ersehen. Das kronenförmige Ende der Stacheln ist bald mit kurzen Rippen (Fig. 18,
19, 20), bald mit zusammen gedrängten Höckern (Fig. 22, 23) versehen, wobei die Mitte des Vorsprunges
zuweilen vertieft ist (Fig. 18).
Unter den Taf. 14 gegebenen Abbildungen von diesen Stacheln weicht jener in Fig. 27 durch sehr
feine Linien zwischen den Rippen von allen übrigen ab und kann einer anderen Art angehören.
Die längsten Stacheln von Cidaris vesiculosa überschreiten nur selten die Grösse von 30 mm.
Vorkommen. Dieses Leitfossil für cenomane Schichten kommt im unteren Quadersandstein von
Weissig am rechten Elbufer, sowie von Tyssa in Böhmen, in dem Grünsande und Conglomerate des Tunnels
bei Oberau unweit Meissen, und des Elbstollens bei Dresden vor, welche dem unteren Quader angehören, am
häufigsten aber in dem unteren Pläner des Elbthales, bei Plauen, Koschütz, Teltschen, Gamighügel bei
Leubnitz und Gross-Sedlitz bei Pirna. — Fundorte ausser Sachsen sind der untere Pläner von Bilin, Weiss-
kirchlitz bei Teplitz, der Grünsand von Frohnhausen bei Essen an der Ruhr, und viele Orte in Frankreich,
nach Cotteau bei Anzin (Pas-de-Calais), le Havre, Rouen (Seine-Inf.), Villers-sur-mer (Calvados), Fourneaux,
la Madeleine bei Vernonnet (Eure), Theligny, la Trugale (Sarthe) ete. — Cotteau bemerkt, dass diese Art bis
jetzt noch nicht in England nachgewiesen sei, trotzdem sie von Englischen Autoren citirt wird.
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2. C. cenomanensis Cotteau. — Taf. 15. Fig. 27.
1855—1869. Cotteau, Echinides du depart. de la Sarthe, p. 136. Pl. 25. fig. 6—9.
1862—1867. Cotteau, Paleont. frane. terr. eret. VI. p. 229. Pl. 1052.
Wir kennen von Plauen nur das abgebildete Fragment und von Essen nur wenige Exemplare dieser
Art, welche mit (©. vesiculosa nahe verwandt ist. Wesentliche Unterschiede von dieser liegen darin, dass
die Fühlergänge nur 4, unten und oben selbst nur 2 Körnerreihen einschliessen, dass ferner die kreisrunden
Warzenfelder mit einem Kranze von etwas grösseren und regelmässigen Höckern umstellt sind und dass
endlich der Gelenkfortsatz der Warze im Verhältniss grösser wird und mitunter sogar den Gelenkring noch
überragt. Der letztere ist entweder glatt oder gekerbt.
Vorkommen. Selten im unteren Pläner von Plauen, in dem Grünsande von Essen an der Ruhr. —
Nach Cotteau im cenomanen Schichten von Rouen (Seine-Inf.), Change, les Caves, Yvre-’Eveque (Sarthe)
in Frankreich.
3. C. Sorigneti Desor. — Taf. 15. Fig. 1—19.
1842. Cidaris elavigera Gein. Char. p. 90. — (nicht König.)
1846. Desgl. Reuss, Verst. d. böhm. Kreidef. II. p. 57. Taf. 20. fig. 17—19. 21.
1849. Desgl. Gein. Quad. Deutschl. p. 218 z. Th.
1858. (Cidaris Sorigneti Desor, Syn. des Echin. foss. p. 446. Pl. 6. fig. 16.
1862—1867. Desgl. Cotteau, Pal&ont. franc. terr. cret. VII. p. 237. Pl. 1051. fig. 9—14.
Die im unteren Pläner des sächsischen Elbthales häufig vorkommenden Stacheln sind eiförmig oder
keulenförmig, kurzgestielt und mit zahlreichen höckerigen oder stacheligen Längsrippen besetzt, welche am
oberen Theile des Stieles ihren Anfang nehmen. Der untere Theil desselben und der nur schwach hervor-
tretende Gelenkring sind glatt. Der Stachel erweitert sich unmittelbar über dem Stiele sehr schnell, wird
eiförmig und ist an seinem oberen Ende entweder stumpf gerundet oder verläuft in eine wenig vorragende
Spitze, welche von zahlreichen Stachelhöckern umgeben ist. Die grössten uns bekannten Stacheln dieser Art
sind 18 mm. lang.
Als Varietät darf man emige schwach comprimirte Stacheln betrachten (Fig. 17—19), die mit nor-
malen Exemplaren zusammen gefunden werden.
Die Stacheln der Cidaris Sorigneti sind früher mit jenen der Cidaris celavigera Mant aus der oberen
Kreide verwechselt worden, welche im Allgemeinen länger gestielt sind, sich weniger schnell erweitern und
an ihrem oberen Ende allermeist stumpf sind. Ihre Gestalt ist daher mehr keulenförmig als bei ©. Sorigneti.
Indess sind beide Arten durch mannichfache Uebergänge mit einander sehr eng verbunden, wie nament-
lich Exemplare der Cidaris clavigera aus dem oberen Quadermergel des Sudmerberges bei Goslar »er-
kennen lassen.
Es ist noch nicht gelungen, die Stacheln der Cidaris Sorigneti an den Warzen ansitzend zu finden.
Reuss vermuthet, dass die von ihm a. a. O. Taf. 20, fig. 21 abgebildete Tafel aus dem unteren Pläner der
Schillinge bei Bilin dazu gehöre, zumal sie noch grösser ist, als eine Tafel der Cidaris vesiculosa. Von den
letzteren unterscheidet sie sich durch den Mangel einer wulstförmigen Umgebung der an das kreisrunde
Warzenfeld unmittelbar angrenzenden Höcker. Ferner tritt in der ganzen Anordnung der zahlreichen, gleich-
grossen Höcker, welche die Seiten der warzentragenden Tafeln bedecken, eine entschiedene Neigung zu einer
strahlenförmigen Anordnung hervor. Eine sehr ähnliche, nur etwas kleinere Tafel von Plauen ist Taf. 15,
Fig. 16 abgebildet worden.
rg
Vorkommen. Häufig im unteren Pläner von Plauen, Koschütz, Gamigkügel, Kauscha, Gross-Sedlitz
im Elbthale, in der eigenthümlichen Breccie von Zeschnig bei Hohenstein in der sächsischen Schweiz, im
unteren Pläner von Bilin in Böhmen, im Galeritenpläner von Fleischercamp bei Salzgitter (v. Unger), im
unteren Grünsande von Essen an der Ruhr; nach Cotteau in der Tourtia von Bruyelles bei Tournay in
Belgien, Antibes (Var) in Frankreich und in Catalonien in Spanien.
4. C. Dixoni Cotteau. — Taf. 15. Fig. 20, 21.
1850. Cidaris sp. Dixon, Geol. and Foss. of the Tertiary and Cret. Form. of Sussex, p. 339. Pl. 24. fig. 25.
1862—67. Oid. Dixoni Cotteau, Pal. franc. terr. cret. VII. p. 238. Pl. 1051. fig. 7. 8.
Man kennt von dieser seltenen Art nur die Stacheln, welche gross und stark sind, birn- oder spindel-
förmig, etwas länger gestielt als die Stacheln von ©. Sorigneti, auch tritt ihr Gelenkring deutlicher hervor.
Mit der eiförmigen Erweiterung des Stachels über dem glatten Stiele beginnt eine dachziegelförmige Be-
schuppung der Oberfläche, die nach dem oberen Ende hin oft in beschuppte Längsrippen übergeht, zwischen
denen man hier und da auch feine Streifen bemerkt. Anderseits erscheinen selbst grössere Flächen der
Stacheln fast glatt, während der grösste Theil derselben mit flachgewölbten Schuppen bedeckt ist.
Vorkommen. Sie kommen vereinzelt im unteren Pläner über dem Quadersandsteine von Koschütz
bei Plauen vor, Dixon hat sie aus der Kreide von Sussex abgebildet, Cotteau in cenomanen Schichten bei
le Havre erkannt.
5. Gidaris sp. — Taf. 15. Fig. 22, 23, 24.
Die mit Cidaris Sorigneti nahe verwandten Stacheln aus dem unteren Pläner von Plauen bieten doch
Eigenthümlichkeiten dar, welche kaum erlauben, sie damit zu vereinen.
Fig. 22 bildet durch langen Stiel und keulenförmige Gestalt einen förmlichen Uebergang zu den
Stacheln der Cidaris clavigera König, und es sind mir auch ganz ähnliche Stacheln aus dem unteren Pläner
von Gross-Sedlitz bekannt.
Fig. 23 und 24 sind bei einer ähnlichen Form, wie Cid. Sorigneti und (id. clavigera voll-
kommen glatt.
Cotteau hat ähnliche Stacheln als Cid. pleracantha Ag. beschrieben.
6. Cidaris sp. — Taf. 15. Fig. 25, 26.
Im unteren Pläner von Plauen werden zuweilen kleine Stacheln gefunden mit einer knopfartig ver-
diekten Basis, übrigens von spindelförmiger oder pfriemenförmiger Gestalt, mit einer fast glatten Oberfläche,
die jedoch unter der Loupe sehr fein und dicht linirt und etwas rauh erscheinen. Ihr Gelenkring ist un-
deutlich gekerbt, die dem Gelenkfortsatze entsprechende Höhlung sehr gross.
Die Stellung dieser Stacheln ist zweifelhaft.
7. Cidaris sp. — Taf. 15. Fig. 28.
Auch die hier abgebildete Tafel von Plauen hat sich noch nicht auf eine der bekannten Arten sicher
zurückführen lassen, wiewohl es nicht unmöglich ist, dass sie zu ©. Sorigneti gehöre. Sie unterscheidet sich
von anderen im untern Pläner von Plauen häufig vorkommenden Tafeln durch die grosse Breite des kreis-
runden Warzenfeldes, von welchem der durchbohrte Gelenkfortsatz etwa den vierten Theil der Breite
einnimmt.
Palaeontographica XX. 3. 11
ee
2%. Fam.: Diadematidea Cotteau, Cidaridea Desor z. Th.
Die aus einfachen Porenpaaren bestehenden Fühlergänge vermehren sich öfters in der Nähe des
Scheitels und des Peristoms. Die Fühlerfelder sind mit ähnlichen Warzen und stacheltragenden Tafeln besetzt,
wie die Zwischenfühlerfelder. Peristom mit 10 Einschnitten versehen und dadurch fast 10eckig.
Pseudodiadema Desor. 1855.
Schale etwas fünfseitig und mehr oder weniger niedergedrückt. Poren in einfachen Paaren, nur in
der Nähe des Scheitels oft doppelt. Gelenkringe gekerbt und Gelenkfortsätze durchbohrt! Beide Hauptfelder
tragen fast gleich grosse Warzen, die auf den Zwischenfühlerfeldern bald in 2 oder 4 und selbst 6 Längs-
reihen stehen und von kleinen Höckern oder Tuberkeln begleitet werden. Das Peristom ist ziemlich gross,
10kantig und mit tiefen Einschnitten versehen. Der Scheitelapparat ist zart, jedoch stark ausgebreitet.
(Nach Cotteau.)
1. Ps. variolare Bgt. sp. — Taf. 15. Fig. 30, 31, 33, 34.
1835. Cidarites varielaris Al. Brongniart, description geol. des environs de Paris, 3. ed. p. 152. 655. Pl. M.
fie. 9 A. B. CO.
1858. Diplopodia variolaris Desor, Syn. des Echin. foss. p. 78.
1855 —1859. Pseudodiadema Roissyi Cotteau & Triger, Echin. du dep. de le Sarthe, p. 144. 363. Pl. 54. fig. 1—5.
1862—1867. Ps. variolare Cotteau, Pal. frang. terr. cr&t. VII. p. 488. Pl. 1117, 1118, 1119, 1120. fig. 1—3.
Die deprimirte Form und übrige Beschaffenheit des Fig. 31 abgebildeten Steinkernes aus dem unteren
Pläner (Pläner-Sandstein) von Nöthnitz bei Dresden entspricht am meisten dieser in cenomanen Bildungen
Frankreichs häufigen und weit verbreiteten Art. Nur ist der Umfang mehr elliptisch — als kreis-
rund — fünfseitig.
Derselben Art gehören wahrscheinlich einige Zwischenfühlertafeln von Plauen an (Fig. 30), welche
niedrig und breit sind und neben einer mittleren grösseren Warze wenigstens noch eine nur wenig kleinere
Warze an der Seite der ersteren, ausserdem aber noch kleinere Warzen und Körner tragen. Die Gelenk-
fortsätze sämmtlicher Warzen sind durchbohrt, ihr Gelenkring ist deutlich gekerbt.
Ob auch die Fig. 29 abgebildete Tafel zu dieser Art, oder überhaupt zu Pseudodiadema gehört, ist
sehr zweifelhaft.
Unter den uns von Plauen bekannten Stacheln entsprechen die Fig. 33 und 34 abgebildeten am
nächsten den von Cotteau gegebenen Abbildungen. Sie sind lang, dünn und pfriemenförmig, ihrer ganzen
Länge nach fein und regelmässig gestreift und es laufen diese Streifen noch unter den vorstehenden Ring
bis in die Mitte des kegelförmigen Gelenkkopfes herab.
Vorkommen. Selten im unteren Pläner von Plauen; nach Cotteau sehr verbreitet in cenomanen
Schichten Frankreichs, so wie bei Folkstone und Warminster in England.
2. Pseudodiadema sp. — Taf. 15. Fig. 32, 35, 36.
Von allen anderen sehr abweichend sind lange walzenförmige Stacheln, welche dicht besetzt sind mit
feinen Längsrippen, die durch gedrängt liegende unregelmässige, und meist schiefe Querringe ein schuppiges
Ansehen erhalten. Der hohe kugelförmige Gelenkfortsatz ist treppenförmig abgesetzt und oben mit einem
gerippten vorstehenden Rande versehen.
Diese Stacheln zeigen mit den zu Pseudodiadema variolare gestellten nahe Verwandtschaft, unter-
Pe
scheiden sich aber durch ihre fast ziegelschuppige Oberfläche, wodurch sie sich am meisten jenen des lebenden
Diadema Savignii Michelin (Desor, Syn. Pl. 13. fig. 3) nähern.
Vorkommen. Selten im unteren Pläner von Plauen. Es ist der Fig. 32 abgebildete Stachel gewiss
nur zufällig auf die Warze einer Cidaris vesiculosa gelangt.
Orthopsis Cotteau 1863.
Schale ziemlich klein und leicht bauchig. Die geraden Fühlergänge bestehen aus einfachen Poren-
paaren, die sich in der Nähe des Peristoms zuweilen vermehren. Die Tafeln der Fühlerfelder sind schmal,
die der Zwischenfühlerfelder etwas breiter. Die zahlreichen auf beiden Feldern stehenden Warzen sind durch-
bohrt und nicht gekerbt. Peristom fast kreisrund und mit kleinen Einschnitten versehen, Scheitelapparat
solid, ziemlich gross, fünfseitig und granulirt. (Nach Cotteau.)
O0. granularis Agassiz sp. 1846. — Taf. 16. Fig. 1, 2.
1846. Diadema granulare Agassiz u. Desor.
1850. Desgl. d’Orbigny, Prodr. II. p. 179.
1858. Pseudodiadema granulare Desor, Syn. des Echin. foss. p. 73.
1855—1859. Hemipedina granularis Cotteau & Triger, Ech. du dep. de la Sarthe, p. 149. Pl. 27. fig. 1—6.
1862—1867. Orthopsis granularis Cotteau, Pal. fr. terr. eret. VII. p. 554. Pl. 1130.
Es liegen von Plauen mehrere kleine Exemplare von 10 und 13 mm. Durchmesser vor, von welchen
das erstere (Fig. 2) wahrscheinlich durch Druck seine normale Beschaffenheit verloren hat. Das grössere
gegen 6 mm. hohe Exemplar (Fig. 1) entspricht genau den Abbildungen von Cotteau.
Bei einer fast halbkugeligen Form ist die obere Seite gewölbt, die untere fast flach. Die kleine
Scheitelmündung (After, Periprokt) ist ringförmig von 5 breiten in der Mitte durchbohrten Plättchen umgeben,
deren vorspringende Ecken auf die Mitte der Zwischenfühlerfelder stossen; das eine derselben ist fein
granulirt, die andern sind mit wenigen, undeutlichen grösseren Körnern bestreuet. Die schmalen Fühler-
sänge laufen gerade von oben nach unten. Die Breite der Fühlerfelder ist an dem Umfange nahezu halb so
gross, als die der Zwischenfühlerfelder. Auf den ersteren stehen 2 entfernte Reihen grösserer durchbohrter
Warzen, neben welchen beiderseits, d. h. an der Grenze der Fühlergänge und in dem mittleren Raum, ver-
einzelte kleinere Höcker erscheinen. Die Zwischenfühlerfelder lassen ausser ihren zwei entfernteren Haupt-
reihen von etwa 12 grösseren, durchbohrten Warzen an ihrer äusseren Seite noch eine kleinere Höckerreihe,
zwischen den beiden Hauptreihen aber noch zwei alternirende Reihen von Warzen erkennen, die jedoch nur
von unten bis in die Mitte des Umfanges reichen. Ausserdem sind die Warzen von einem Kranze entfernt-
stehender Höcker umgeben. Ihre Gelenkringe sind glatt.
Vorkommen. Selten im unteren Pläner von Plauen. Nach Cotteau in cenomanen Schichten von
le Mans, Yvre-’Evöque (Sarthe), la Cadiere bei Beausset (Var), la Bedoule (Bouches-du Rhöne) und Portugalette
in Spanien, überall selten.
Cyphosoma Agassiz, 1840.
Die meist kleine Schale ist oft fünfseitig-rundlich und meist niedergedrückt. Porenpaare einfach
oder doppelt, und in der Nähe des Peristoms zuweilen noch zahlreicher. Die Warzen der Fühlerfelder sind
fast von gleicher Grösse, wie auf den Zwischenfühlerfeldern, ihre Gelenkringe sind gekerbt, ihre Gelenkfortsätze
an Bi
nicht durchbohrt. Peristom gross und zehnkantig, meist mit deutlichen Einschnitten versehen. Periprokt
fünfseitig. Der Scheitelapparat ist wenig fest und meist zerstört. (Nach Cotteau.) ;
1. C. granulosum Goldf. sp.
1826—1833. Cidarites granulosus Goldfuss, Petr. Germ. I. p. 122. Taf. 40. fig. 7.
1851—1852. Cyphosoma Milleri Bronn, Leth. geogn. V. p. 186 z. Th.
1858. Physosoma granulosum Desor, Syn. des Echin. foss. p. 37.
1862—1867. Cyphosoma granulosum Cotteau, Pal. fr. terr. cret. VII. p. 684. Pl. 1169 z. Th.
Die Exemplare aus dem unteren, cenomanen Grünsande von Essen, welche sich auf diese Art zurück-
führen lassen, haben einen kreisrunden Umfang, sind stark niedergedrückt, oben und unten ziemlich flach
und besitzen bei 35 mm. Durchmesser 15 mm. Höhe. Ihre grosse Scheitelmündung (After oder Periprokt)
ist fünfseitig, das grosse fast kreisrunde Peristom (oder der Mund) ist an der Grenze der Fühlergänge und
Zwischenfühlerfelder mit Einschnitten versehen. Die Fühlergänge sind deutlich wellenförmig und bestehen
aus runden Poren, deren Paare sich oft strahlenförmig an die äussere Seite der Warzentafeln anschliessen.
Oben und unten vermehren sich die Porenreihen in einer ähnlichen Weise, wie bei ©. cenomanense, indem
ihre Paare in einander eingreifen. An dem Umfange des Körpers verhält sich die Breite der Fühlerfelder
zu jenen der Zwischenfühlerfelder wie 2:3, beide tragen zwei Reihen grosser undurchbohrter Warzen, deren
9—10 eine Längsreihe bilden, eine Reihe von kleinen Warzen liest an der äusseren Seite der Zwischen-
fühlerfelder, reicht jedoch nur von unten bis an den Umfang der Schale. Die warzentragenden Tafeln sind
nach ihrem Rande hin mehr oder minder deutlich strahlig, wie bei Cyph. radiatum des oberen Pläners,
welche Beschaffenheit namentlich in der Nähe der Fühlergänge und zwar an den unteren Tafeln eintritt.
Diese Strahlen sind höckerig oder enden wenigstens in einem rundlichen Höcker, wie überhaupt der Rand
aller Tafeln mit vielen kleineren und grösseren Höckern ziemlich dicht besetzt ist; nur der mittlere Raum
zwischen den oberen Tafeln der Zwischenfühlerfelder erscheint nicht selten fast glatt. Der Gelenkring der
Warzen ist gekerbt.
Vorkommen. Nach diesen Mittheilungen steht Cyphosoma gramulosum Goldf. sp. auf schwachen
Füssen und scheint mehrere zu unterscheidende Arten zu umfassen. Goldfuss eitirt ihn sowohl aus dem
Mergelgrand von Essen, worunter nur der cenomane Grünsand von Essen gemeint sein kann, aus welchem
die Exemplare in dem Dresdener Museum herrühren, als auch aus der oberen, sononen Kreide von Aachen
und Maestricht. Aehnliches gilt für den ähnlichen (id. variolaris Goldf., Petr. Germ. I. p. 123. Taf. 40.
fig. 9, welcher im Jurakalke von Streitberg, Regensburg und Heidenheim, im Kreidemergel von Koesfeld
und Essen an der Ruhr und in dem Plänerkalke von Sachsen vorkommen soll, welchen letzteren Goldfuss
der oberen Schicht des Jurakalkes bei Heidenheim analog betrachtet.
Man wird wohl unbedenklich die von Goldfuss von Essen citirten Exemplare des Oidarites granulosus
und des Cidarites variolaris zu Cyphosoma cenomanense Cott., die aus dem Plänerkalke des Sächsischen Elb-
thales zu Oyphosoma radiatum Sorignet und die aus der oberen Kreide von Aachen und Maestricht zu
Oyphosoma Königi Mant. sp. (= C. Milleri Desm. sp.) aus den Senonbildungen stellen können.
Von Plauen liegt nur ein Bruchstück vor, was man auf C. granulosum Goldf. sp. zurückführen kann,
wenn man diese Art noch aufrecht erhalten will.
ee
2. C. cenomanense Cotteau, 1859. — Taf. 16, Fig. 3—10.
1855—1859. Cotteau & Triger, Eclıin. du dep. de la Sarthe, p. 150. Pl. 26. fig. 13—16.
1862—1867. Cotteau, Pal. frang. terr. er&t. VII. p. 580. Pl. 1137. fig. 6—13.
Diese kleine Art, welche bei Plauen 13 mm. Durchmesser und 6 mm. Höhe erreicht, ist hiernach
niedergedrückt-halbkugelig. Der Scheitel ist flach und mit einem grossen, ziemlich regelmässig-fünfseitigen
Periprokt versehen, welches ein Drittheil des Durchmessers einnimmt, die untere Fläche ist in der Nähe
des grossen rundlichen Mundes (oder Peristoms) etwas eingesenkt. Man nimmt bei Fig. 3e zwei seiner
ohrförmigen Einschnitte wahr.
Die Fühlergänge sind breit und laufen fast geradlinig von oben nach unten, wo sie sich schliesslich
so erweitern, dass ihre beiderseitigen Reihen in einander verfliessen. Ihre porentragenden Plättchen alterniren
und verschlingen sich dort mit einander in einer Weise, dass man zuletzt eine grössere Anzahl von Poren,
bis 6 neben einander trifft (Fig. 3e). Beide Hauptfelder tragen zahlreiche grössere Warzen, deren meist
10 in einer Längsreihe stehen, die auf den Fühlerfeldern sind etwas schmäler. An der äusseren Grenze der
Zwischenfühlerfelder verfolgt man eine Längsreihe kleiner Warzen, ziemlich regelmässig von unten bis oben.
Das kreisrunde Warzenfeld erscheint auf der den Fühlergängen zugewendeten Seite nicht selten strahlig
gefurcht oder gerippt (Fig. 4), der innere Tafelrand ist meist nur mit Körnern besetzt, die sich in der Mitte
der Zwischenfühlerfelder zu zwei wellenförmig gebogenen Linien anordnen.
Die mit hoher Wahrscheinlichkeit zu dieser Art gehörenden Stacheln (Fig. 5—10) sind pfriemen-
förmig, oft etwas spindelförmig, haben einen kurzen kegelförmigen Gelenkkopf mit einem feingekerbten vor-
stehenden Ringe und sind sehr fein und dicht gestreift. Diese Streifung ist an dem unteren Theile des
Stachels am deutlichsten und verschwindet nach oben hin oft plötzlich, wo ein Theil desselben mit einer
förmlichen Oberhaut bedeckt zu sein scheint. Die meisten dieser Stacheln sind stielrund, einige jedoch auch
zusammengedrückt.
Vorkommen. Im unteren Pläner von Plauen mit Stacheln bis 14 mm. Länge zusammen. Im
Grünsande von Essen erreichen die zu Cid. granulosus and (id. variolaris z. Th. gerechneten Seeigel bis
35 mm. Durchmesser und ihre Stacheln gegen 20 mm. Länge. — Cotteau führt ©. cenomanense als Selten-
heit aus cenomanen Schichten Frankreichs an, wie von le Mans, Yvre-l’Evöque (Sarthe), Corz& (Maine-et-Loire),
wo diese Art mit Pygurus lampas zusammen vorkommt.
3. Cyphosoma? sp. — Taf. 16. Fig. 11.
Dieser kleine Seeigel aus dem unteren Pläner von Plauen ist nur 3 mm. breit und 1 mm. hoch.
Die fünfseitige Scheitelmündung nimmt fast ein Drittheil der Breite ein, das weit grössere Peristom ist kreis-
rund-zehnkantig und mit einem schmalen vorstehenden Rande umgeben. Die Fühlergänge sind geradlinig
und bestehen aus eng beisammen liegenden runden Poren, deren Paare von einem wulstförmigen Rande um-
geben sind. Beide Hauptfelder tragen fast gleich grosse Warzen, welche sich auf einem jeden in zwei Längs-
reihen von 4—5 Tafeln anordnen. Die auf den Zwischenfühlerfeldern sind etwas breiter als auf den Fühler-
feldern. Sparsam vertheilte Körner finden sich hier und da an dem Rande der grösseren Tafeln. Die Gelenk-
ringe der Warzen sind gekerbt, ihre halbkugeligen Fortsätze nicht durchbohrt.
4. C. ef. subeompressum Cotteau ete. — Taf. 17. Fig. 2—6, 7? 8?
1862—1867. Cotteau, Pal. franc. terr. eröt. VII. p. 691. P]. 1170. fig. 10—13.
Kleine Stacheln mit einem niedrigen Gelenkkopfe von elliptischem Umriss, mit oder ohne ring-
N
förmige Anschwellung. Sie verlaufen in ziemlich gleicher Breite bis in die Nähe des schnell verengerten,
oft stumpfen Endes, sind mehr oder weniger zusammengedrückt und nach oben hin stets zweikantig; die eine
ihrer breiteren Flächen ist einfach gewölbt, die andere meist mit 1—3 Längsrippen versehen, welche am
oberen Ende am stärksten hervortreten. Die ganze Oberfläche ist höchst fein Iinirt und zwischen diesen Linien
bemerkt man unter der Loupe kleine regelmässige Gruben (Fig. 2 E, 3 c, e).
Wir schliessen vorläufig auch die nach oben sich allmählich erweiternden, keilförmig zusammen-
gedrückten und oben stumpfen Stacheln (Fig. 7) an, deren breite Seiten flach gewölbt sind und keine
Längsrippen zeigen, ferner flach zusammengedrückte keulenförmige Stacheln (Fig. 8) welche auf einer Seite
statt einfacher Kanten 3 höckerige Längsrippen tragen.
Vorkommen. Die hier beschriebenen Stacheln kommen hier und da in dem unteren Pläner von
Plauen vor und mögen verschiedenen Arten, wenn nicht Gattungen angehören. — Verwandte Stachelformen
werden abgebildet von Desor als Acrocidaris nobilis Ag. aus dem Korallenkalke des oberen Jura (Syn. des
Ech. foss. Pl. 14. fig. 11), und von Cotteau als Acrocidaris minor Ag. und Acroc. Meridanensis Cott. aus
dem unteren Neokom (Pal. franc. terr. cret. VII. Pl. 1092), ferner als Goniopygus Noguesi Cott. aus dem
unteren Neokom (Pal. fr. VII. Pl. 1177. fig. 10—12) ete,
Codiopsis Agassiz, 1840.
Der Umfang des Körpers ist kreisrund-fünfseitig, die obere Fläche halbkugelig gewölbt, die untere
fast eben. Die Fühlergänge verlaufen mit einfachen, regelmässig über einander stehenden Porenpaaren von
dem Scheitel aus in divergirenden Linien nach unten, bis sie auf der unteren Fläche in zweifachen und mehr
Reihen das Peristom erreichen (Fig. 1 e). Der Scheitelapparat ist solid und besteht aus 5 grossen Eier-
leiterplatten, welche deutlich durchbohrt sind, und 5 damit abwechselnden Augenplättchen, an deren Enden
die Fühlergänge entspringen (Fig. 1 d). Das Peristom ist rundlich-fünfseitig. Der grösste Theil der Schale
ist mit gebogenen feinen Längsstreifen dicht besetzt (Fig. 1 f). Regelmässige Warzenreihen sind auf die
untere Fläche beschränkt, wo sie in divergirenden Reihen angeordnet sind (Fig. 1 e), die den Umfang der
Schale nicht erreichen. Ihre Gelenkringe sind nicht gekerbt und ihre kugeligen Gelenkfortsätze (Fig. 1 9)
nicht durchbohrt. Kleinere Körner finden sich unregelmässig auf der übrigen Oberfläche vertheilt.
C. Doma Desmarets sp., 1825. — Taf. 17. Fig. 1.
1841. A. Roemer, Verst. d. norddeutsch. Kreideg. p. 30.
1847. d’Archiac, Mem. de la Soc. geol. de France, II. 2. p. 299. Pl. 15. fie. 1.
1849—1850. Gein. Quad. Deutschl. p. 222.
1851—1852. Bronn, Leth. geogn. V. p. 188. Taf. XXIX. 7. fie. 11.
1858. Desor, Syn. des Echin. foss. p. 112. Pl. 19. fig. 15—17.
Codiopsis pisum Desor, eb. p. 111. Pl. 19. fig. 13—14.
1855—1859. Cotteau & Triger, Echin. du dep. de la Sarthe, p. 162. Pl. 29. fig. 1-8.
1862—1867. Cotteau, Pal. france. terr. cret. VII. p. 781. Pl. 1192. fig. 1-11.
Diese elegante Art ist von mittlerer Grösse, hat einen stumpf-fünfseitigen Umriss, ist in der Nähe
des Scheitels halbkugelig-gewölbt und verengt sich nach der abgeplatteten Basis hin. Sie erreicht bei 23 mm.
Durchmesser 18 mm. Höhe, liegt uns aber auch in Exemplaren von 35 mm. Durchmesser und in sehr
kleinen Exemplaren vor. Ueber den Scheitel gruppiren sich blumenkelch-ähnlich die 5 ungleich-fünfseitigen
ne
Eierleiter-Platten, deren vorspringende Ecken auf die Mitte der Zwischenfühlerfelder stossen. Jede derselben
ist durchbohrt, das am meisten hervortretende ist fein-granulirt, alle anderen besitzen eine rauhe Oberfläche.
Die damit alternirenden kleinen Ocellarplatten oder Augentäfelchen grenzen an die Fühlergänge an. Letztere
werden von runden Poren gebildet, welche paarig eng neben einander und nahe hinter einander stehen.
Ihre abweichende Stellung auf der unteren Seite der Schale ist schon hervorgehoben worden. Die Fühler-
felder nehmen an dem Umfange des Körpers fast nur ein Drittheil der Breite der Zwischenfühlerfelder ein.
Beide erscheinen dem blossen Auge fast glatt, sind jedoch mit sehr feinen, etwas wellig gebogenen Längsstreifen
bedeckt, während Gruppen kleiner rundlicher Höcker auf der Schale eine sehr ungleiche Vertheilung zeigen.
Nur an der Basis tritt in der Anordnung der Warzen eine grosse Gesetzmässigkeit ein. Sie ordnen sich um
das rundlich-fünfseitige Peristom, oder den Mund, zu breiten Streifen an, welche einen grossen fünfstrahligen
Stern bilden. Zwei fast parallele Warzenreihen werden von den sich beträchtlich erweiternden Fühlergängen
umschlossen, mehrere an dem Peristom stark convergirende Warzenreihen finden sich auf dem Zwischen-
fühlerfelde, an dessen äusserer Grenze dicht neben den Fühlergängen sich noch eine kurze Reihe kleiner
Höcker entwickelt.
Vorkommen. Nicht selten im unteren Pläner von Plauen und Koschütz; durch A. Roemer auch in
dem Grünsande von Essen nachgewiesen, durch d’Archiac in der gleichalterigen . Tourtia von Tournay in
Belgien, nach Desor und Cotteau in cenomanen Schichten Frankreichs, bei le Mans (Sarthe), Angou-
leme (Charente), Ile Madame (Charente-Inf.), la Bedoule (Var) etc. und in der Umgegend von Setif
in Algerien.
Cottaldia Desor, 1856.
Die meist kleine Schale hat einen kreisrunden Umfang und ist mehr oder weniger bauchig-halbkugelig.
Die Fühlergänge laufen geradlinig von oben nach unten und bestehen aus einfachen, einander genäherten
Poren. Der Scheitelapparat besteht aus 5 grösseren, fast dreieckigen Eierleitertafeln und 5 kleineren aus-
geschnittenen Augentäfelchen, welche Tafeln sämmtlich granulirt erscheinen (Taf. 18, Fig. 1 e). Das runde
Peristom (oder Mund) ist mit 10 schwachen Einschnitten versehen und öffnet sich in der Ebene der Schale.
Jede Tafel ist mit zahlreichen gleichartigen Tuberkeln besetzt, welche mehr oder weniger regelmässige Quer-
reihen bilden.
C. Benettiae König sp. 1820. — Taf. 17. Fig. 9; Taf. 18. Fig. 1.
1826. Echinus granulosus Münster in Goldfuss, Petr. Germ. I. p. 125. Taf. 49. fig. 5.
1836. Arbacia granulosa Agassiz.
1852. Desgl. Bronn, Leth. geogn. V. p. 188. Taf. XXIX. 7. fig. 10.
1858. Cottaldia granulosa Desor, Syn. des Echin. foss. p. 114. Pl. 19. fig. 1—3.
1855 —1859. Cottaldia Benettiae Cotteau & Triger, Ech. du dep. de la Sarthe, p. 155. Pl. 28. fig. 15—18.
1862—1867. Desgl. Cotteau, Pal. frang. terr. er&t. VII. p. 789. Pl. 1193. 1194. fig. 1—10.
Von dieser zierlichen Art liegen 6 Exemplare von Plauen vor, unter welchen das grösste 12 mm,
Breite und 6 mm. Höhe erreicht (Taf. 18, Fig. 1). Es gehört der flacheren Varietät, oder Var. depressa
Cott. an, während Taf. 17, Fig. 9 den Typus der höheren Var. conica Cott. zeigt.
Bei fast kreisrundem Umfange der Schale ist der Scheitel mehr oder minder gewölbt und die Basis
fast eben oder nach der Mitte hin etwas vertieft, während die Seiten sich abrunden. Der innere Ring des
Scheitelapparates mit seinen 5 durchbohrten dreieckigen Eierleitertafeln gleicht einem fünfblätterigen Blumen-
NR
kelche, der äussere aus fünf ungleichen Augentäfelchen bestehende Ring ähnelt 5 Blumenblättern, die mit den
Kelchblättern abwechseln. Diese Plättchen sind an ihrem Ende ausgerandet, eins derselben läuft jedoch in
einen höckerigen Vorsprung aus. Alle diese Täfelchen sind mit undeutlichen Körnern bedeckt, das ungleiche
Augentäfelchen ist feiner granulirt. Das kreisrund-zehneckige Peristom nimmt fast die Hälfte der ganzen Schalen-
breite ein. Die Beschaffenheit der Fühlergänge ist vorher bezeichnet worden, oft werden die Poren eines
Paares nur durch einen schmalen Höcker geschieden. Die Zwischenfühlerfelder nehmen die doppelte Breite
der Fühlerfelder ein. Beide sind längs ihrer Mitte durch eine vertiefte Linie -getheilt und beide tragen eine
oder 2 Querreihen ziemlich gleich grosser, flachgerundeter Warzen oder Tuberkeln die sehr gedrängt stehen.
Daneben stellen sich, wo es der Raum gestattet, auch kleinere Höcker oder Wärzchen ein. Eine Durch-
bohrung dieser Warzen findet nur theilweise oder wenigstens undeutlich statt.
Vorkommen. Cottaldia Benettiae erscheint als Seltenheit im unteren Pläner von Plauen. Sie war
bereits aus dem unteren Quader von Kelheim an der Donau, von Warminster in England, sowie von le Havre
Rouen, le Mans und anderen cenomanen Fundstätten Frankreichs bekannt, während sie Coquand auch aus
senonen Schichten von Royan (Charente-Inf.) eitirt.
Fam. Salenidea Wright. (Cidaridea Desor z. Th.)
Die Fühlergänge bestehen aus einfachen Porenpaaren, die von oben bis unten laufen und nur in der
Nähe des Mundes an Zahl zunehmen. Der grosse solide Scheitelapparat, der oft mit tiefen Eindrücken ver-
sehen ist, besteht aus 5 Eierleitertafeln oder Genitalplatten, 5 durchbohrten Augen- oder Ocellarplatten
und ] oder mehreren Analplättchen, welche eine Excentricität des Afters oder Periprokts bestimmen.
(Nach Cotteau.)
Salenia Gray, 1835.
Die kleine kreisrunde Schale ist mehr oder weniger bauchig. Fühlerfelder nur mit 2 Reihen grösserer
Körner. Die grösseren Warzen bilden auf den breiten Zwischenfühlerfeldern zwei Längsreihen, sind undurch-
bohrt und besitzen einen gekerbten Gelenkring. Das Periprokt ist nach hinten gedrängt, das Peristom ist
rundlich und mit 10 schwachen Einschnitten versehen.
S. liliputana Gein. — Taf. 18. Fig. 2.
Eine kleine, mit S. scutigera Goldf. (Petr. Germ. I. p. 121. Taf. 49. - fig. 4) nahe verwandte Art,
welche man leicht für ein junges Exemplar derselben halten könnte, von nur 6 mm. Durchmesser und kaum
halb so hoch. Bei S. scutigera verhält sich der Durchmesser zur Höhe wie 3:2. Auch bei $. rugosa
d’Archiac (M&m. de la Soc. geol. de France 2. ser. T. II. 2. Pl. 13. fig. 6.) ist sie durch ihre weit geringere
Höhe verschieden. Einen wesentlichen Unterschied von diesen beiden, wie überhaupt von allen bisher be-
schriebenen Arten bietet ferner die obere Fläche dar. Jn einem deutlich fünfseitigen Scheitelapparate liegt
der ähnlich gestaltete, quer verlängerte After oder das Periprokt zwischen der Mitte und der hinteren Ecke
des fünfeckigen und mit einer grösseren Anzahl symmetrisch vertheilter Gruben bedeckten Scheitelapparates.
Eine deutliche Trennung desselben in Plättchen ist nicht zu erkennen. An die Ecken des Fünfeckes stossen
unmittelbar die Fühlergänge an, die fast geradlinig nach der unteren Fläche verlaufen. Sie sind sehr schmal
und erweitern sich nur in der Nähe des Peristoms durch Vermehrung der Porenpaare. Sie schliessen auf
dem Fühlerfelde zwei Reihen runder gleichförmiger Wärzchen ein, zwischen welche sich an dem Umfange
m
der Schale einzelne kleine Körner eindrängen. In den viel breiteren Zwischenfühlerfeldern zählt man meist
5 grössere Tafeln in den zwei Längsreihen, mit einem gekerbten Gelenkringe und einem nicht durchbohrten
halbkugeligen Gelenkfortsatze. Ihr kreisrundes glattes Feld ist von einem Ringe entferntstehender und un-
gleicher Höcker umgeben, neben welchen sich hier und da noch verschiedene kleinere einstellen.
Vorkommen. Bis jetzt nur in zwei Exemplaren aus dem unteren Pläner von Plauen bekannt.
B. Unregelmässige Echinideen. Das Periprokt oder der After liegt dem Peristom oder
Mund nicht gegenüber, sondern ausserhalb des Scheitelapparates.
Fam. Echinoconidea Cotteau. Galeridea Desor.
Poren einfach, unter sich gleich, in geraden Linien von dem Scheitel bis zu dem Munde laufend.
Mund oder Peristom central, fast kreisrund, 10eckig, mit einem Kauapparate versehen. Periprokt oval,
birnförmig, schief und sehr verschieden in seiner Lage. Der compacte Scheitelapparat besteht aus 5 Genital-
oder Eierleiterplatten und 5 Ocellar- oder Augenplättchen. Die hintere Genitalplatte wird öfters durch eine
ganz undurchbohrte Platte vertreten und fehlt zuweilen ganz.
Pygaster Agassiz, 1836.
Schale gross, dick, etwas fünfseitig. Fühlergänge geradlinig und aus einfachen und in schiefe Paare
geordneten Poren bestehend. Warzen durchbohrt und nicht gekerbt, in regelmässige Reihen gestellt, welche
meist auf der unteren Fläche mehr als auf der oberen entwickelt sind. Peristom rund und 10eckig, immer
mit deutlichen Einschnitten versehen. Periprokt fast in der Ebene der Schale, sehr gross, an der oberen
Seite in der Nähe des Scheitels gelegen.
P. truncatus Agassiz. — Taf. 18. Fig. 3.
1858. Desor, Synopsis des Ech. foss. p. 167.
1855— 1869. Cotteau & Triger, Echinides du dep. de la Sarthe, p. 175. Pl. 30. fig. 12—16.
1862—1867. Cotteau, Pal. franc. terr. er&t. VII. p. 70. Pl. 1021.
Die Schale ist etwas fünfseitig, breiter als lang, vorn gerundet, hinten mehr abgestutzt. Ihre obere
Fläche ist in der Scheitelgegend niedergedrückt, die untere in der Nähe des Peristoms etwas eingesenkt,
übrigens verläuft sie flach gewölbt in die gerundeten Seiten. Der quer-elliptische und an den Enden der
Fühlergänge leicht eingeschnittene Mund (oder das Peristom) liegt in der Mitte der unteren Fläche und
nimmt nahezu ein Viertheil ihrer Breite ein, der grosse ovale After (oder das Periprokt) reicht von dem
Scheitel aus, wo ihn eine mittlere Platte begrenzt, bis in die Nähe des Hinterrandes. Die 3 vorderen. Paare
von Fühlergängen laufen vom Scheitel fast geradlinig nach unten, die beiden hinteren Paare umschliessen
das Periprokt in einwärts gebogenen Linien. Sie bestehen aus kleinen runden, genäherten Poren, die durch
kleine rundliche Höcker von einander geschieden sind. Die ganze Oberfläche der Fühlerfelder und Zwischen-
fühlerfelder ist dicht bedeckt mit gleichgrossen Warzen, die in regelmässigen Längsreihen angeordnet sind.
Auf den ersteren beginnen 2 Reihen am Scheitel und bald stellen sich noch 2 Reihen zwischen diesen
. ein; auf den doppelt so breiten Zwischenfühlerfeldern zählt man vom Scheitel aus auch nur 2 Warzenreihen,
doch pflegen sich diese durch Einschiebung neuer Reihen an dem Umfange der Schale bis auf 9 und mehr
Reihen zu vermehren. Die Warzen sind niedrig und nicht durchbohrt, das sie umgebende Feld wird von
_ kleinen unregelmässigen Körnern eingefasst.
Palaeontographica XX. 3. 12
Be
Vorkommen. Auch diese seltene Art wird im unteren Pläner der Plauenschen Hügel, namentlich
bei Koschütz gefunden. Cotteau führt sie als Seltenheit von einigen Fundorten der cenomanen Etage Frank-
reichs, sowie von Portugalöte in Biscaya an, doch soll sie auch in dem Gault (Et. aptien) bei le Rimet
(Isere) vorkommen.
Discoidea Klein, 1734.
Schale kreisrund oder fünfseitig, mehr oder minder bauchig, oft etwas kegelförmig. Fühlergänge
geradlinig. Warzen klein und durchbohrt mit gekerbtem Gelenkringe, an der unteren Seite sich vergrössernd
und in ziemlich regelmässig concentrische Reihen geordnet. Das in der Mitte der unteren Fläche liegende
Peristom ist kreisrund, zehnkantig und mit leichten Einschnitten versehen, das ovale Periprokt liegt in der-
selben Fläche zwischen dem Peristom und dem Hinterrande. Scheitelapparat compact, fast fünfseitig, bei
einigen Arten mit 5 durchbohrten Genitalplatten, bei anderen nur mit 4 und einer nicht durchbohrten Platte
versehen, ausserdem mit 5 Ocellarplättchen. Das Innere der Schale ist an dem Umfange mit Scheidewänden
versehen, welche in der Nähe des Randes der Zwischenfühlerfelder liegen und eigenthümliche Einschnitte an
den Steinkernen veranlassen.
D. subuculus Klein, 1734. — Taf 18. Fig. 4.
1826—1833. Galerites subuculus Goldfuss, Petr. Germ. I. p. 129. Taf. 41. fig. 2.
1849. Discoidea subuculus Gein. Quad. Deutschl. p. 222.
1851—1852. Desgl. Bronn. Letb. geogn. V. p. 190. Taf. 29. fig. 19.
1858. Desgl. Desor, Syn. des Echin. foss. p. 176. Tab. 24. fig. 1—4.
1855—1869. Desgl. Cotteau & Triger, Ech. du dep. de la Sarthe, p. 170. Pl. 24. fig. 1. 2.
1862—1867. Desgl. Cotteau, Pal. fr. terr. er6t. VII. p. 23. Pl. 1009. fig. 8—16.
Diese kleine Art, deren grösste Exemplare aus dem Grünsande von Essen an der Ruhr nur 14 mm.
Breite und 9 mm. Höhe erreichen, besitzt einen kreisrunden, undeutlich fünfseitigen Umriss und ist fast
halbkugelig gewölbt. Die untere Fläche ist in der Mitte emgesenkt und an ihrem Rande gerundet. Der in
der Mitte dieser Fläche liegende rundliche Mund ist an den Fühlergängen leicht eingeschnitten und nimmt
bei 14 mm. Breite der Schale kaum 4 mm. Breite ein. Der ovale After nimmt fast °/;s Länge zwischen
dem Munde und dem Aussenrande ein. Sein schmäleres Ende ist nach innen, sein breiteres, rundliches oder
stumpfeckiges Ende nach aussen gerichtet. Die Fühlergänge laufen in geraden Linien von dem Scheitel bis
an den Mund und bestehen aus sehr eng stehenden Porenpaaren (Fig. 4e). Ein Fühlerfeld besitzt nur die
halbe ‚Breite eines Zwischenfühlerfeldes. Es wird längs seiner Mitte durch eine vertiefte Linie getheilt,
während die Zwischenfühlerfelder durch das stärkere Hervortreten seiner Warzenreihen seitlich gekielt er-
scheinen. Die ganze Oberfläche ist dicht mit kleinen durchbohrten Warzen und noch kleineren Körnern be-
setzt, welche am deutlichsten auf der unteren Fläche hervortreten. Hier strahlen auf jedem Zwischenfühler-
felde von dem Peristom aus nach dem Rande 2 Hauptreihen, die in jenen kielförmigen Linien nach oben
hin fortsetzen, während sich zwischen ihnen noch 2 ganz ähnliche Reihen von Warzen "einstellen. In dem
Scheitelapparate (Fig. 4 d) unterscheidet man 4 durchbohrte Eierleitertafeln oder Genitalplatten, von welchen
die grösste, den mittleren Raum miterfüllende fein granulirt ist, eine in ihrer Lage und Form den anderen
entsprechende undurchbohrte Platte und 5 Augentäfelchen oder Ocellarplatten, an welche die Fühlergänge
anstossen.
u
Vorkommen. Häufig in dem cenomanen Grünsande von Essen, welcher den unteren Quader und
unteren Pläner des Elbthales vertritt, im unteren Quadermergel an der Steinholzmühle bei Quedlinburg, im
Upper Greensand der Insel Wight und anderer Gegenden Englands, und verbreitet in cenomanen Ablage-
rungen Frankreichs.
Aus dem unteren Pläner von Plauen kennen wir bis jetzt nur das Taf. 18. Fig. 4. abgebildete
Exemplar von 5 mm. Breite und 3 mm. Höhe, welches nahe Verwandtschaft mit Discoidea subuculus zeigt.
Dasselbe unterscheidet sich von Essener und Englischen Exemplaren nur dadurch, dass jene kielartigen Linien
auf den Zwischenfühlerfeldern hier kaum hervortreten, dass ferner der Mund mehr oval als rund ist und
das birnförmige Periprokt etwas unregelmässiger erscheint. Es verdient daher wohl, als Var. Plauensis
unterschieden zu werden.
Fam. Echinoneidea Cotteau. (Galeridea Desor z. Th.).
Poren einfach, unter sich gleich, in geraden Linien von dem Scheitel bis an den Mund laufend.
Peristom central, häufig schief, länglich und zuweilen etwas fünfseitig. Periprokt sehr verschieden in Form
und Stellung. Scheitelapparat bald ziemlich compact, bald verlängert.
Pyrina Desmoulins, 1835.
Schale klein oder von mittler Grösse, eiförmig und zuweilen cylindrisch verlängert. Fühlergänge
geradlinig. Warzen klein, gekerbt, durchbohrt, auf der unteren Fläche etwas grösser. Peristom schief, un-
regelmässig, von rechts nach links gewendet und in der Mitte der unteren Fläche. Periprokt oval oder
birnförmig, mehr oder weniger über den Hinterrand reichend. Scheitelapparat ziemlich compact.
1. P. Desmoulinsi d’Archiac. — Taf. 19. Fig. 1.
1847. d’Archiac, M&m. de la Soc. g6ol. de France. 2. ser. II. 2. p. 297. Pl. 13. fig. 4.
1849—1850. Gein. Quad. Deutschl. p. 224.
1853—1855. d’Orbigny, Pal. fr. terr. eret. VI. p. 476. Pl. 981. fig. 7—11.
1858. Desor, Syn. des Echin. foss. p. 191.
1855— 1869. Cotteau & Triger, Echin. du dep. de la Sarthe, p. 180. 370. Pl. 31. fig. 10—14. Pl. 61. fig. 12—16.
Diese Art hat einen länglich-ovalen, oft etwas fünfseitigen Umfang, erweitert sich dann schwach nach
vorn und ist vorn spitzer gerundet als hinten. Der flach eingedrückte Scheitel liegt etwas vor der Mitte
und sein Plattenapparat ist Fig. 1 d abgebildet. Man unterscheidet 4 grössere Eierleitertafeln oder
Genitalplatten, von welchen die grösste sich von dem mittleren Raum des Scheitels bis in das vordere
Zwischenfühlerfeld hin verbreitet und deutlich granulirt ist. Fünf ungleiche Augentäfelchen grenzen wieder
an den Anfang der Fühlergänge. Die untere Fläche ist quer durch die Mitte ihrer Länge eingesenkt, so dass
ihre beiden Enden sich deutlich erheben. Nahezu in der Mitte liegt der schief-ovale Mund oder das Peristom.
Der grosse After oder das Periprokt fällt in den obersten Theil der hinteren, steil gewölbten Fläche und
ragt mit seinem spitzen Ende noch über diese hinaus, was in den Abbildungen von d’Archiac und d’Orbigny
nicht gut hervorgehoben ist. Die schmalen Fühlergänge bestehen aus eng neben- und hintereinander liegen-
den Poren, die in gebogenen Linien bis an den Mund laufen. Die nach vorn zu laufenden paarigen Fühler-
gänge krümmen sich von dem unteren Rande an nach hinten zu, die hinteren Paare sind in der Nähe des
Afters oder Periproktes deutlich nach vorn gekrümmt und haben demnach gerade die entgegengesetzte Rich-
tung von jener bei Pygaster truncatus.
oe
Die ganze Oberfläche der Schale ist dieht mit fast gleichgrossen kleinen Warzen bedeckt, welche
kaum aus einem schwach vertieften Gelenkringe hervortreten, während ihre Zwischenräume sehr fein granulirt
sind und dem blossen Auge glatt erscheinen.
Länge 28 mm., Breite 21 mm., Höhe 14 mm., oder = 4: 3: 2.
Vorkommen. Nicht selten im unteren Pläner von Plauen und Koschütz; in der Tourtia von Tour-
nay und Montignies-sur-roc in Belgien, in cenomanen Schichten von le Mans, Pont de Gennes etc. in Frank-
reich, bei Chard in England.
2. P. inflata d’Orbigny. — Taf. 19. Fig. 2.
1853— 1855. d'Orbigny, Pal. fr. terr. cret. VI. p. 481. Pl. 984. fig. 1—5.
Umfang oval oder elliptisch, vorn und hinten fast gleichmässig gerundet, oben gleichmässig gewölbt
und mit einer Rundung an die fast ebene untere Fläche angrenzend. In der Mitte derselben liegt der schief-
ovale Mund. Der grosse ovale After, oder das Periprokt, reicht mit seiner oberen Spitze über den Hinter-
rand hinaus, so dass er von unten aus nicht sichtbar ist.
Die Fühlergänge bestehen aus sehr genäherten Porenpaaren und divergiren vom Scheitel aus in fast
geraden Linien nach unten, von wo aus sie nach dem Munde hin wieder convergiren. Der Scheitelapparat
(Fig. 2 e) ist ähnlich wie bei der vorigen Art. Die Zwischenfühlerfelder haben circa die doppelte Breite der
Fühlerfelder. Ihre Tafeln sind mit 2 Querreihen kleiner Warzen besetzt, die sich zu mehreren Längsreihen
auf den beiden Hauptfeldern anordnen. An dem Umfange der Schale zählt man 3—4 Reihen auf den
Fühlerfeldern, die doppelte Anzahl aber auf den Zwischenfühlerfeldern. Der ganze zwischen den Warzen be-
findliche Theil ist fein granulirt.
Vorkommen. Im unteren Pläner von Plauen und Koschütz, meist viel kleiner, als die Exemplare
d’Orbigny’s, welcher diese Art aus cenomanen Schichten Frankreichs von Mans (Sarthe), Charras bei Rochefort
(Charente-Inf.) und Bedoule (Var) entnommen hat.
Fam. Cassidulidea Agassiz, Desor, Cotteau.
Fühlergänge blumenblattartig oder fast blumenblattartig, nach unten dann weiter fortlaufend. Das
unpaarige Fühlerfeld ist den anderen ähnlich durch die Beschaffenheit seiner Poren. In der Nähe der Mitte
der unteren Fläche liegt das fünfeckige oder querelliptische Peristom, welches zuweilen durch Anschwellung
der Enden der . Zwischenfühlerfelder von einer sogenannten Floscelle umgeben wird. Periprokt sehr ver-
schieden. Scheitelapparat compact.
Nucleolites Lam. 1801. (Trematopygus d’Orb).
Schale klein oder mittelgross, länglich oder fast kreisrund. Fühlergänge fast blumenblattartig mit
unter sich gleichen Poren. Die Floscelle tritt wenig hervor. Das Peristom liegt stets etwas vor der Mitte
und ist oft schief gestellt und oft fünfeckig. Das Periprokt liegt an der oberen Seite des Körpers in einer
bis in die Nähe des Scheitels reichenden Furche.
N. Fischeri Gein. — Taf. 19. Fig. 4.
Bei ovalem Umviss ist die Schale länger als breit, vorn gerundet und an dem schnell sich verschmä-
lernden hinteren Ende etwas eingedrückt.
Br
Die obere Fläche ist ähnlich gewölbt, wie ein Hühnerei, und trägt ihren nicht hervortretenden
Scheitel vor der Mitte in 25 der Länge. Sein Plattenapparat (Fig. 4 /) besteht aus einer grossen, länglichen,
punktirten Platte, welche von vier mit einer weiten Oeffnung versehenen Eierleitertäfelchen und 5 Augen-
täfelchen umgeben wird, an welche die Fühlergänge anschliessen. Der noch auf die obere Fläche fallende
After ist elliptisch, an beiden Enden zugespitzt und nimmt nahezu !/; der Länge von hinten aus ein (Fig. 4 a).
Er wird von zwei Kanten eingeschlossen, welche das hinten nach dem Unterrand abfallende vertiefte Feld
begrenzen.
Die untere Schalenfläche ist in ihren mittleren Theilen vertieft, nach den Seiten hin polsterartig und
am stärksten tritt diese Wölbung nach hinten zu hervor. Der schief-elliptische Mund liegt vor der Mitte
ihrer Länge. Die Fühlergänge sind blumenblattartig um den Scheitel vertheilt, indem ihre Porenpaare vom
Scheitel aus divergiren, hierauf aber nach dem unteren Rande hin convergiren, um schliesslich parallel bis
an den Mund hin fortzulaufen. Die einzelnen Poren sind quer-oval und durch Querfurchen miteinander zu
Paaren verbunden (Fig. 4 e).
Die ganze Oberfläche der Schale ist dicht bedeckt mit kleinen, fast gleich grossen und nur sehr
undeutlich durchbohrten Warzen, deren glatte Schilder von Körnerringen umgeben sind. Einige Reihen
kleiner Körner zeigen sich hier und da auch zwischen den Poren der Fühlergänge.
Vorkommen. Sehr selten im unteren Pläner von Plauen.
Der Name für diese neue cenomane Art soll ein Zeichen der Erinnerung sein für Herrn Maler
Ernst Fischer in Dresden, dessen Sammlungen und sorgfältigen Zeichnungen unsere Monographie so
wesentlich unterstützt haben.
Catopygus Agassiz, 1836.
Schale von mittler Grösse, länglich, vorn gerundet, hinten etwas abgestutzt, unten fast eben. Fühler-
gänge blumenblattartig. Peristom etwas vor der Mitte liegend, fünfseitig und von einer deutlichen Floscelle
umgeben. Periprokt an dem oberen Theile der hinteren schwach eingedrückten Fläche gelegen. Scheitelapparat
compact.
1. ©. carinatus Goldfuss sp.
1826—1833. Nucleolites carinatus Goldf. Petr. Germ. I. p. 142. Taf. 43. fig. 11.
1836. Catopygus carinatus Agassiz.
1841. A. Römer, d. Verst. d. norddeutsch. Kreideg. p. 32.
1842. Gein. Char. III. p. 90. XIX. z. Th.
1849—1850. Gein. Quad. Deutschl. p. 224.
1853—1855. Cat. columbarius d’Orbigny, Pal. fr. terr. eret. VI. p. 436. Pl. 970.
1858. Desgl. Gümbel, Beitr. z. Kenntn. d. Procän.-od. Kreidef. in Böhmen, (Abh. d. k. bayer. Ak. d. Wiss. X.
II. p. 56).
1858. Cat. carinatus Desor, Syn. des Ech. foss. p. 283. Taf. 34. fig. 1—4. _
1855—1869. Cotteau & Triger, Ech. du d6p. de la Sarthe, p. 184. Pl. 32. fig. 1—4.
1870. F. Römer, Geol. v. Oberschlesien, p. 293. Taf. 27. fig. 3—4.
Die mittelgrosse Schale hat einen ovalen, undeutlich fünfseitigen Umfang und ist in der Mitte ihrer
hinteren Hälfte am breitesten. Ihre obere Fläche ist stark gewölbt und längs der Mitte gekielt, ihre untere
Fläche ist flach und verläuft mit einer Rundung in die Seiten. Der hintere, nur wenig abwärts gebogene
Kiel überragt mit seinem dicken Ende, unter welchem der ovale After liegt, die hintere, geradabgestutzte
—. 83
Fläche und selbst den Unterrand. Der Scheitel liest wenig vor der Mitte der oberen, der fünfeckige Mund
vor der Mitte der unteren Fläche. In der Mitte des Scheitels findet sich eine grössere, längliche, unregel-
mässig-sechsseitige Platte, welche schief gestellt ist und um welche sich die kleineren Plättchen gruppiren.
Die Fühlergänge bestehen aus Reihen von Poren, deren äussere querverlängert sind, während die
“inneren, durch seichte Querfurchen damit verbundenen rund erscheinen. Sie bilden blumenblattartige Zeich-
nungen, da sie vom Scheitel aus divergiren, schon auf der oberen Schalenhälfte aber wieder convergiren
und dann mehr oder minder deutlich parallel nach dem Munde verlaufen, wo sie durch polsterartige Höcker
von einander geschieden sind.
Der etwas länger gestreckte Catopygus columbarius Lam. sp., Ag. und d’Archiac, welcher bei Tour-
nay in Belgien vorkommt, wird von Desor und Cotteau als besondere Art unterschieden, während .d’Orbigny
ihn mit Cat. carinatus vereinigt hat.
Vorkommen. Wie in dem Grünsande von Essen an der Ruhr findet sich Cat. carinatus auch in dem
unteren Quadersandsteine von Tyssa in Böhmen, bei-Groschowitz unweit Oppeln in Oberschlesien (nach F. Römer)
und in anderen cenomanen Bildungen Frankreichs, bei Rouen, Fecamp (Seine-Inf.), Villers-sur-Mer (Calvados),
le Mans (Sarthe) ete., bei Warminster in England ete. — Nach Gümbel kommt Cat. columbarius in den zu
dem Mittelquader gehörenden Mallnitzer Schichten von Mallnitz und Drahomischel in Böhmen vor. Er ver-
muthet, dass die Exemplare von Tyssa einer anderen Species angehören, was vielleicht eine Trennung des
Cat. carinatus von Cat. columbarius noch mehr rechtfertigen würde.
2. C. Albensis Gein. — Taf. 19. Fig. 3.
Im Quader des sächsischen Elbthales begegnet man nicht selten den Steinkernen eines Seeigels von
mittler Grösse, welche bei naher Verwandtschaft mit C. carinatus sich durch grössere Breite constant davon
unterscheiden.
Bei Catopygus carinatus von Essen verhalten sich Länge zur Breite und Höhe, wie 25: 21: 18 mm,,
bei ©. Albensis, wie 28: 27: 18 mm. Diese Art hat einen rundlich-ovalen, undeutlich fünfseitigen Umriss ;
die grösste Breite fällt in die Mitte der hinteren Hälfte und der Hinterrand ist flacher gerundet, als der
Vorderrand. Die obere Fläche ist stark gewölbt und von dem etwas vor der Mitte liegenden Scheitel aus
bis an den After stumpf gekielt. Die flache untere Fläche stösst mit einer deutlichen Kante an die schief
abgeschnittene hintere Fläche an, welche mehr zurücktritt, als bei ©. carinatus, wo der hintere Schalentheil
gerade abgestutzt ist. Bei beiden Arten liegt aber das runde Periprokt an dem oberen Theile dieser Fläche
unmittelbar unter dem Ende des oberen Längskieles.
Das fünfseitige Peristom liegt wenig vor der Mitte und ist neben den Enden der Fühlergänge mit
kleinen Polstern, einer sogenannten Floscelle begrenzt. Die Fühlergänge divergiren vom Scheitel aus, con-
vergiren unterhalb der Mitte der Seiten, um dann von neuem wieder schwach auseinander zu treten und
fast parallel bis an den Mund zu laufen. Auf der Oberfläche der Steinkerne lassen sich meist deutlich noch
die grossen und breiten Tafeln unterscheiden, welche die Schale zusammensetzen.
Vorkommen. Diese Art geht aus dem unteren Quader, in welchem sie bei Oberhässlich unweit
Dippoldiswalda durch Herrn Ingenieur E. Poppe gefunden worden ist, bis in den oberen Quader des Elbthales
hinauf und soll bei Behandlung des letzteren von Neuem besprochen werden.
Pygurus Agassiz, 1839.
Die grosse Schale ist schild- oder scheibenförmig, vorn gerundet oder ausgerandet, nach hinten oft
schnabelartig verlängert, oben mehr oder weniger bauchig, unten polsterartig. Der Scheitel liegt fast in der
Mitte. Die Fühlerfelder sind blumenblattartig, breit und an ihrem unteren Ende fadenförmig ausgezogen.
Das unpaarige Fühlerfeld ist schmäler als die anderen. Der fünfseitige Mund, oder das Peristom, liegt etwas
vor der Mitte und wird von 5 an dem Ende der Zwischenfühlerfelder befindlichen Wülsten (einer Floscelle
nach Cotteau) umgeben. Das Periprokt fällt an die untere Seite des hinteren Endes. Scheitelapparat klein.
P. Lampas de la Beche sp. 1819. — Taf. 20. Fig. 1.
1849—1850. Pygorhynchus rostratus Gein. Quad. Deutschl. p. 222. z. Th.
1853—1855. Pygurus oviformis d’Orbigny, Pal. fr. terr. eret. VI. p. 311. Pl. 919.
1858. Pygurus Lampas Desor, Syn. des Echin. foss. p. 311.
1855—1869. Desgl. Cotteau & Triger, Ech. du d&p. de la-Sarthe, p. 191, Pl. 32. fig. 8. 9.
Eine grosse hochgewölbte, beiderseits abgedachte und langgestreckte Art, welche bei übrigens eiför-
migem Umriss nach hinten schnabelartig verlängert ist. Ihre obere Fläche ist der ganzen Länge nach gekielt,
wobei der Rücken von dem Vorderrande an aufsteigt, dann über den Scheitel hin eine nur wenig gekrümmte
Linie bildet, bis er nach dem hinteren Ende der Schale schief abfällt. Der kleine Scheitel fällt noch vor
die Mitte der Schalenlänge. Um ihn gruppiren sich die grossen, breiten, lanzettförmigen Fühlerfelder, deren
fadenförmige Verlängerungen den scharfen Unterrand überschreiten und das Peristom erst erreichen, nachdem
sie sich in dessen Nähe wieder lanzettförmig erweitert haben. Sie werden an dem fünfeckigen Peristom von
den dicken höckerartigen Erhebungen an dem Ende der Zwischenfühlerfelder begrenzt. Das quer-ovale Peri-
prokt, oder der After liegt unter dem schmalen Ende des hinteren schnabelförmigen Fortsatzes, welchem
auf der unteren Fläche der Schale ein kielartiger Wulst entspricht. Zwischen diesem und einer seitlich vor-
springenden Ecke des Unterrandes in 2)» der Schalenlänge, wo die Schale ihre grösste Breite erreicht, ist der
Rand deutlich eingebogen.
Vorkommen. Im unteren Quadersandstein von Pankratz in Böhmen, 80 mm. lang, 54 mm. breit,
35 mm. hoch. In cenomanen Schichten Frankreichs, bei Mans, Fouras (Charente-Inf.), Yvre-l’Evöque, Coulaines
(Sarthe) und im oberen Grünsande von Leyme in England.
Fam. Echinocoridea Cotteau. (Spatangoidea Desor z. Th.)
Fühlergänge nicht blumenblattartig, sondern mehr ruthenförmig. Das unpaarige Fühlerfeld weicht
durch die Form seiner Poren zuweilen ab von den anderen. Peristom nach vorn gerückt, fast quer-elliptisch.
Periprokt am unteren oder oberen Hinterrande. Scheitelapparat verlängert. f
Holaster Agassiz, 1836.
Schale herzförmig, oben mehr oder weniger bauchig. Das unpaarige Fühlerfeld liegt meist in einer
Furche und besteht aus einfachen und von den anderen abweichenden Poren. Die paarigen Fühlergänge
liegen in der Ebene der Schale. Periprokt oval, an dem oberen Theile der hinteren Seite gelegen.
Scheitelapparat verlängert. |
ey
1. H. suborbicularis Defr., Agassiz, nicht Goldfuss. — Taf. 20. Fig. 3. 4.
1849—1850. Gein. Quad. Deutschl. p. 226 z. Th.
18553—1855. d’Orbigny, Pal. fr. terr. cret. VI. p. 93. Pl. 814. fig. 6. 7; Pl. 815.
Hol. cenomanensis d’Orbigny, Pal. fr. terr. eret. VI. p. 111. Pl. 819. fig. 7—12.
1858. Hol. suborbicularis, Desor, Syn. des Ech. foss. p. 340.
1855—1859. Cotteau & Triger, Ech. du dep. de la Sarthe, p. 198. 430. Pl. 33. tig. 1—6.
1865. W. A. Ooster, Pötr6fications r&marg. des Alpes Suisses. Echinodermes fossiles, p. 97. Pl. 23. fig. 3—6.
Nach der neueren Auffassung dieser Art gehören ihr mehrere Exemplare aus dem unteren Quader-
sandsteine und unteren Pläner des Elbthales an. Sie sind von mittlerer Grösse, länglich-herzförmig, vorn
gerundet und stark ausgefurcht, hinten verengt und abgestutzt. Ihre Oberfläche ist in der Nähe des vor
der Mitte liegenden Scheitels nur schwach-, an den Seiten aber stark gewölbt. In der Nähe des Scheitels
beginnt eine breite, von Kanten begrenzte Ausfurchung, welche über die steil gewölbte vordere Seite nach
dem Munde läuft. Nach hinten verflacht sich die Schale sehr langsam, bis sie zuletzt steil abfällt. Die
untere Fläche ist nur in der Nähe des querelliptischen Mundes etwas eingedrückt, von da aus zieht sich ein
breiter, stumpf gekielter Wulst bis an den Hinterrand. Der ovale After liegt ziemlich weit oben an der
hinteren, oft eingedrückten Fläche.
Die Fühlergänge gruppiren sich um den länglichen Scheitelapparat in der Weise, dass das hintere
Paar der Fühlerfelder von dem vorderen Paare ziemlich weit getrennt liegt. Sie laufen in der Regel nicht
weit nach unten.
Vorkommen. Selten im unteren Quadersandsteine von Rippien und Welschhufa, sowie in dem
unteren Pläner von Kauscha. — In» Grünsande von Essen an der Ruhr, bei Tournay in Belgien; im oberen
Grünsande der Insel Wight, wahrscheinlich im Grünsande von Kieslingswalde im Glatzischen, nach Cotteau
ziemlich verbreitet in cenomanen Schichten Frankreichs, bei le Mans (Sarthe), Villers-sur-Mer (Calvados),
Honfleur (Seine-Inf.), Gace (Orne) etc. — Nach W. A. Ooster in der Kreideformation der Alpen von Unter-
walden, Appenzell, Schwytz und Valais. Cotteau und Triger führen a. a. O. S. 202 auch Nagorzany bei
Lemberg als Fundort an, was auf einem Irrthume zu beruhen scheint, da dort nur senone Bildungen
bekannt sind.
2. H. carinatus Lam. sp. — Taf. 20. Fig. 5.
1826— 1833. Spatangus nodulosus Goldf. Petr. Germ. I. p. 149. Taf. 45. fie. 6.
1849—1850. Desgl. Gein. Quad. Deutschl. p. 226.
1853—1855. Hol. carinatus d’Orbigny, Pal. fr. terr. cret. VI. p. 104. Pl. 818.
1858. Desor, Syn. des Ech. foss. p. 340.
1855—1869. Cotteau & Triger, Ech. du dep. de la Sarthe, p. 195, 430. Pl. 24. fig. 3—5.
1865. W. A. Ooster, Petr. remarg. des Alpes Suisses. Echinod. foss. p. 95. Pl. 23. fig. 1. 2.
Im Wesentlichen unterscheidet sich diese Art von H. suborbicularis nur durch ihre weit flachere
vordere Einbuchtung, welche erst in einiger Entfernung vom Scheitel deutlicher wird und von seinen hervör-
tretenden Kanten begrenzt ist.
Vorkommen. Selten im unteren Quadersandsieine von Tyssa in Böhmen, im unteren Pläner von
Plauen. — H. carinafus ist eine cenomane Art, welche bei Essen an der Ruhr, nach Unger im unteren Pläner
von Neuwallmeden bei Lutter am Barenberge, bei Neuchätel, im Sarthe-Departement und in anderen Gegenden
Frankreichs, sowie bei Warminster in England häufig gefunden worden ist. W. A. Ooster begegnete dieser
Art in den Alpen von Valais.
Fam. Spatangidea Cotteau.
Fühlergänge blumenblattartig. Das unpaarige Fühlerfeld ist von den anderen stets verschieden durch
seine Form und die Structur seiner Poren. Peristom nach vorn gerückt, fast quer-elliptisch, oft lippenförmig.
Periprokt hinten, unter oder über dem Rande. Scheitelapparat zusammengedrängt.
Epiaster d’Orbigny, 1853.
Schale gross oder mittelgross, länglich, fast herzförmig, mehr oder weniger bauchig. Vordere Furche
breit und ziemlich tief. Das unpaarige Fühlerfeld ist von den anderen sehr abweichend. Die paarigen
Fühlerfelder sind blumenblattartig, ausgehöhlt und ungleich; die vorderen meist weit grösser als die hinteren.
Peristom quer und lippenförmig. Periprokt oval, an der hinteren Seite gelegen. Ein bandförmiger Streifen
oder Fasciola fehlt.
E. distinetus Agassiz sp. — Taf. 20. Fig. 6.
1840. Micraster distinctus Ag.
1853— 1855, ZEpiaster distinctus d’Orbigny, Pal. france. terr. cret. VI. p. 196. Pl. 861.
1855—1869. Cotteau & Triger, Ech. du Dep. de la Sarthe, p. 205. Pl. 24. fig. 6. 7.
Es lassen sich an unseren von oben zusammengedrückten Exemplaren nicht alle Charaktere der Art
beobachten, doch sind sie deutlich genug zu ihrer richtigen Bestimmung.
Die Schale ist ziemlich gross und von herzförmigem Umfange, länger als breit, vorn wenig aus-
gerandet. Der Scheitel liegt fast in der Mitte. Das unpaarige Fühlerfeld fällt in eine breite Furche und
enthält jederseits 2 Reihen etwas entfernter liegender runder Poren; die paarigen Fühlerfelder, welche gleich-
falls in flachen und breiten Vertiefungen liegen, enthalten gedrängt stehende, in die Quere verlängerte Poren.
Die Länge der vorderen Fühlerpaare verhält sich zur Länge der hinteren wie 4:3.
Vorkommen. Selten im unteren Pläner von Plauen, sehr verbreitet in cenomanen Schichten Frank-
reichs, wo man sie mit Pecten asper zusammen findet.
Hemiaster Desor, 1847.
Schale von mittler Grösse, erweitert und fast herzförmig, vorn ausgefurcht, hinten abgestutzt. Das
vordere Fühlerfeld ist von den anderen verschieden. Die paarigen Fühlerfelder sind in der Regel breit,
blumenblattartig und ausgehöhlt; die vorderen länger als die hinteren. Peristom nach vorn gelegen, quer
und lippenförmig. Periprokt oval, an dem oberen Theile der hinteren Fläche. Scheitelapparat zusam-
mengedrängt. Eine Binde oder Fasciole umgiebt die Fühlergänge, ist aber an Steinkernen meist nicht
zu sehen.
H. cenomanensis Cotteau, 1856. — Taf. 20. Fig. 2.
1855 —1869. Cotteau & Triger, Echinides du dep. de la Sarthe, p. 210. Pl. 34. fig. 7. 8.
Die gegen 40 mm. grosse Schale hat einen rundlich-herzförmigen Umfang, erreicht ihre grösste
Breite fast in der Mitte der Länge und verschmälert sich ein wenig nach hinten. Ihre obere Fläche. ist
schwach gewölbt, an dem Scheitel und nach vorn niedergedrückt, nach hinten stumpf-gekielt, wo sie in
einiger Entfernung vom Scheitel ihre grösste Höhe erreicht. Der Scheitel liest ein wenig hinter der Mitte
und lässt selbst an Steinkernen des Quaders noch 4 Genitalöffnungen erkennen. Kleinere Oeffnungen. zeigen:
sich auch noch an dem Anfange der Fühlerfelder. Das hintere Paar der breiten, flach ausgebuchteten
Fühlerfelder ist nur zwei Drittheile so lang, als das vordere Paar. Ihre eng hinter einander liegenden Poren:
Palaeontographica XX. 3. 13
sind quer-verlängert, während die an der äusseren Seite des unpaarigen Fühlerfeldes befindlichen Poren ein-
fach rund sind. Das querverlängerte Peristom liegt auf der unteren, fast ebenen Seite in der Nähe des
Vorderrandes, das elliptische Periprokt in dem oberen Theile der hinteren Fläche.
Vorkommen. Mit dieser in ober-cenomanen Schichten von le Mans und Yvre-l’Ev&que (Sarthe) in
Frankreich selten vorkommenden Art stimmen einige Steinkerne aus dem unteren Quader von Tyssa in
Böhmen, aus dem unteren Plänersandsteine von Rippien und aus dem Mittelquader von Rottwernsdorf bei
Pirna’nahe überein. Sie treten aber auch einer Art aus dem oberen Quadersandsteine der Sächsischen
Schweiz sehr nahe, welche später als Hemiaster sublacunosus beschrieben werden soll und deren Fühlerfelder
stets tiefer ausgehöhlt sind als bei dieser Art.
2. Asteroidea. Seesterne.
Die Asterien sind Seesterne, bei denen die Arme Ausdehnungen der Scheibe selbst sind, ohne dass |
sie von der Scheibe abgesetzt sind, und bei denen die Bauchseite der Arme eine mit weichen Fühlern be-
setzte tiefe Furche hat, die sich vom Munde bis zu der Spitze der Arme fortsetzt. Der Rand dieser Furche
ist mit Papillen besetzt.
An der Hautbedeckung ist die Bauch- und Rückenseite zu unterscheiden. Beide gehen entweder
allmählich in einauder über, und die Bedeckung ist auf beiden Seiten gleich, oder ihr Rand ist geschärft,
oder, wie bei den hier zu beschreibenden Arten, durch eigenthümliche Platten ausgezeichnet. Diese Rand-
platten bilden meistens eine doppelte Reihe, eine dorsale und ventrale, zuweilen fehlt die dorsale. Die
Randplatten sind entweder glatt (Astrogonium) oder gekörnt, wie bei den meisten, und sind zuweilen noch
mit Stacheln bewaffnet.
Alle Asterien haben auf der Rückenseite ein ausgezeichnetes Kalkstück, die Madreporenplatte. (Nach
- Müller und Troschel.)
Der erste Nachweis von dem Vorkommen fossiler Asteroideen oder Asteriaden in der Kreideforma-
tion wurde von Goldfuss (Petrefacta Germaniae, I. 1826—1833) gegeben, wo S. 209, Taf. 63, fig. 5
Täfelchen von Seesternen als Asterias qwingueloba beschrieben werden. Es ist die Literatur über die
seitdem unterschiedenen Gattungen und Arten cretacischer Seesterne neuerdings von Schlüter”) zusammen-
gestellt worden.
Die in den Quader- und Plänerbildungen des sächsischen Elbthales vorkommenden Arten lassen sich
auf 2 bis 3 Gattungen dieser Autoren zurückführen. —
Stellaster Gray, 1840. Goniaster Agassiz z. Th., Goniodiscus und Stellaster Müller u. Troschel,
Goniaster (mit Goniodiscus und Astrogonium) und Stellaster Forbes.
Müller und Troschel haben a. a. 0. $. 12 u. 62 für Stellaster folgende Diagnose aufgestellt:
Körper fast pentagonal, auf beiden Seiten platt, mit zwei Reihen grosser granulirter Randplatten,
welche beide zur Bildung des hohen Randes beitragen. Jede ventrale Randplatte trägt einen hängenden
Stachel. Beide Flächen der Scheibe sind mit granulirten Tafeln bedeckt. After subcentral.
*) Dr. Cl. Schlüter, fossile Echinodermen des nördlichen Deutschland. I. Bonn, 1869. (Verh. d. naturf. Ver. d. preuss.
Rheinl. u. Westphalens, 26. Jahrg. p. 225.) — Das wichtigste Quellenwerk für die Systematik ist noch immer: J. Müller und
F. H. Troschel, System der Asteriden. Braunschweig, 1842, für cretaeische Arten ‚aber: _E. Forbes, Notes on Cretaceous
Echinodermata, in Dixon, the Geology and Fossils of the Tertiary and Cretaceous Formations of Sussex, London, 1850,
p- 325 u. £.
gi
In der von diesen Autoren S. 12 u. 57 für Goniodiscus M. & Tr. gegebenen Diagnose lässt sich
von Stellaster kein weiterer Unterschied herausfinden, als das Vorhandensein jenes hängenden Stachels an den
ventralen Randplatten, was doch wohl kaum als ein wesentlicher Gattungscharakter betrachtet werden kann.
Dagegen ist Astrogonium M. u. Tr. durch glatte Beschaffenheit der nur von einem Körnerringe um-
gebenen Randtafeln verschieden. Auf dieses Verhältniss hat Forbes keine Rücksicht genommen, da er
unter Goniaster Agassiz: Goniodiscus und Astrogonium, allermeist mit granulirten Tafeln, vereinigt hat,
Seine Goniodiscus-Arten unterscheiden sich nur durch kürzere, die Astrogonium-Arten durch längere Arme.
Ein genereller Unterschied zwischen den von Forbes zu Goniaster und jenen zu Stellaster gestellten Arten
ist weder aus den Beschreibungen noch den Abbildungen von Forbes zu ersehen, wenn man berücksichtigt,
dass die beiden Stellaster uns nur in der Rückenseite entgegentreten, während man die Ambulacralplatten
der Bauchseite, welche bei @oniaster Forbes längsgefurcht sind, nicht sehen und beurtheilen kann.
Goniaster Agassiz umfasst bekanntlich noch mehrere andere Gattungen als die vorher genannten,
wie namentlich Oreaster M. & Tr., die wir festhalten müssen, so dass es nicht zweckmässig erscheint, nur
einen Theil für das ursprüngliche Ganze zu nehmen. - Es wird sich vielmehr darum handeln, ob man für die
von Forbes beschriebenen und hier zu beschreibenden Arten den Namen Stellaster oder Goniodiscus wählt.
Für den ersteren spricht, wenn wir nicht irren, die Priorität, ferner die dem Oreaster ähnliche Bildung des
Namens, endlich die Thatsache, dass Forbes gerade den am frühesten bekannt gewordenen Seestern des
Quadersandsteins, Asterias Schulzei Cotta & Reich, mit Stellaster passend vereinigt hat. Eine Beschreibung
desselben wird in dem zweiten Theile unserer Arbeit folgen. Mit ganz demselben Rechte aber, womit man
Asterias Schulzei zu Stellaster stellt, können auch Asterias tuberculifera Drescher *) aus dem senonen Quader
des Hockenberges in Niederschlesien und Goniodiscus Becksii Schlüter ”*) aus der senonen Kreide des Baum-
berges im Münsterlande in der Gattung Stellaster Aufnahme finden.
1. St. Ottoi Gein. — Taf. 21. Fig. 1. 2.
Die beiderseits flache Scheibe wird von fünf stumpf-hyperbolisch eingebogenen Seiten begrenzt, an
welchen sich jederseits gegen 27 längliche Randplatten befinden, die sich wie die Steine eines Gewölbes nach
innen erweitern und dicht aneinander stossen. Ihre Breite ist an dem Ende der Arme oder Strahlen nur
wenig geringer als in der Mitte der Seiten, wo ihre Länge etwa das Doppelte der Breite beträgt, während
sie an dem Ende der Strahlen nur eben so breit als lang sind. Ihre Oberfläche war ursprünglich fein granulirt
und erscheint jetzt punktirt nach Ablösung der verloren gegangenen Körner. Der kleine Radius verhält sich
zu dem grossen Radius der Scheibe, wie 27:49 mm., also kaum wie 1:2.
Die Rückenseite, welche Fig. 2 im Abdrucke zeigt, war mit kleinen sechsseitigen Platten getäfelt,
die sich in der Richtung der fünf Arme zu drei Längsreihen anordnen, während das dazwischen liegende Feld
(Interradialfeld) mit ähnlichen Plättchen dicht besetzt ist, deren Begrenzung jedoch weit undeutlicher hervortritt.
Der Abdruck der Bauchseite, Fig. 1, lässt zunächst die Ausfüllungsmasse der tiefen vom Munde
bis zum Ende der Arme laufenden Furche erkennen, welche jederseits mit rechtwinkelig daran befestigten
birnenförmigen Anhängseln versehen ist, die den weichen Fühlern entsprechen (a), wie sie von Müller und
Troschel a. a. ©. Taf. IV. fig. 3 a abgebildet werden. An abgeriebenen Stellen dieser Ausfüllungsmasse
nimmt man einen Theil der vierseitigen Ambulacralplatten wahr (5), an deren Seite hier und da noch kleine
längliche Gruben die Stellung der Papillen bezeichnen (e).
5) Zeitsch. d. deutsch. geol. Ges. 1863. Bd. XV. p. 360. Taf. 8. fig. 5.
**) Foss. Echinodermen d. nördl. Deutschl. I. Bonn, 1869. p. 5. 6.
EOS
Unter den von Forbes beschriebenen Arten nähert sich Goniaster (Astrogonium) Coombii Forb.
(a. a. O. p. 334. Tab. 23. fig. 6) aus der unteren Kreide von England dieser Art wohl am meisten, doch
besitzt er schlankere Arme und das Verhältniss seiner Radien ist wie 1:21. Zur Unterscheidung von
Stellaster Schulzei (Asterias Schulzu Aut.) sei erwähnt, dass sich bei dieser Art der kleine Radius zum
grossen verhält, wie 1:2%3 und dass eine jede seiner stumpfwinkelig ausgerundeten Seiten mit einer weit
grösseren Anzahl (bis 50) schmälerer Randtafeln besetzt. ist.
Ich widme diese neue Art dem Andenken meines verstorbenen Freundes Ernst von Otto, dessen
eifrige Forschungen im Gebiete unseres Quadersandsteines und insbesondere der bei Dippoldiswalda auftretenden
Ablagerungen auf die Verleihung dieses Grosskreuzes der Paläontologen gerechtesten Anspruch hatten.
Vorkommen. Diese Art gehört dem unteren, cenomanen Quader von Oberhässlich bei Dippoldis-
walda an und findet sich wahrscheinlich auch unter den aus dem gleichalterigen Sandsteine des Tharander
Waldes in auswärtigen Sammlungen zerstreueten Seesternen.
2. St. Plauensis Gein. — Taf. 21. Fig. 3— 14.
Die in dem Pläner von Plauen am gewöhnlichsten vorkommenden Platten von Seesternen gehören
einer zunächst mit Asterias quingueloba Goldf. nahe verwandten Art an, die man in Deutschland bisher
davon nicht unterschieden hat, da sich auf ihrer Oberfläche gleichfalls eine siebartig durchlöcherte Ober-
schicht von einem fein punktirten Rande unterscheiden lässt. Bei einem Vergleiche mit den Abbildungen
bei Goldfuss (Petr. Germ. I. Taf. 63. fig. 5 a. b. c), mit deren Beschaffenheit die Exemplare aus der
oberen Kreide von Rügen sehr genau übereinstimmen, erkennt man jedoch einen ‚wesentlichen Unterschied
von den Plauenschen Exemplaren. Es ist bei den letzteren der Rand, von welchem sich jene Oberschicht
scharf abtrennt, allermeist weit schmäler, als bei Asterias quinqueloba der senonen Kreideablagerungen. Auf
dieser siebartig durchlöcherten Schicht stehen die runden Poren einander bald näher bald entfernter, wie diess
auch bei Stellaster qwingueloba Goldf. sp. der Fall ist, in Form und Grösse weichen die Tafeln von beiden
Arten nicht von einander ab. Es herrschen vierseitige Tafeln vor, mit einer derartigen Wölbung, dass die eine
Seite zugeschärft, die gegenüberliegende abgestumpft ist. Die Fig. 5 und 6 abgebildeten grösseren Tafeln
haben nach Analogie mit Asterias quwingqueloba Goldf. die vorletzten Tafeln der wahrscheinlich kurzen Arme
gebildet, woran vielleicht als letztes Glied das Fig. 14 abgebildete dreieckige Täfelchen gestossen ist.
Vorkommen. Häufig im unteren Pläner von Plauen, sowie auf dem Gamighügel bei Leubnitz und
bei dem Kammergute Gross-Sedlitz.
Oreaster Müller u. Troschel, 1842. (Goniaster Ag. z. Th.)
Die Unterseite -dieser fünfstrahligen Seesterne ist platt, die Rückenseite mehr oder weniger bergartig
erhaben, die Arme sind auf der Mitte entweder in einen Kiel erhoben, mehr oder weniger areiseitig, oder
doch stark gewölbt. Am Seitenrande zwei Reihen grosser granulirter Platten, der Rand wird jedoch nur von
einer dieser Reihen, der oberen, eingenommen, so dass die ventralen Randplatten schon auf der Bauchseite
liegen. Der übrige Körper ist mit kleineren oder grösseren Platten besetzt, welche, wie auch die Seiten-
platten, entweder blos granulirt sind, oder zugleich Tuberkeln tragen, die mehr oder weniger stachelartig
werden. Porenfelder zwischen den Platten des Rückens gekörnt mit vielen Poren. Pedicellaren sitzend,
entweder klappenartig oder zangenartig. After subcentral. (Nach Müller u. Troschel.)
En
Es kommen im Pläner von Plauen zahlreiche Platten vor, die zu Oreaster gehören, und sowohl mit
lebenden Arten als auch mit den von Forbes beschriebenen nahe Verwandtschaft zeigen. Ganze Seesterne
sind indess bei Plauen noch nicht gefunden worden.
1. O. thoracifer Gein. — Taf. 22. Fig. 1-15. 16—25?
a. Die unter 1—15 abgebildeten Platten, welche den Typus der Art bezeichnen, gehören sämmtlich
dem Rande an. Sie sind quer-verlängert, an ihrer äusseren, in den Abbildungen unteren Seite
gerade abgestutzt, an ihrer inneren, in den Abbildungen oberen Seite schief abgeschnitten und
ringsum mit zahlreichen Gelenkflächen versehen. Ihre frei liegende Fläche gleicht einem halben
Brustharnisch, worauf sich der Name bezieht. Sie ist hochgewölbt, fast diagonal gekielt und hier
mit mehreren hohen, warzenförmig gerundeten Tuberkeln versehen. Diese sind, wie die ganze
freiliegende Oberfläche, mit Ausnahme eines schmalen Randes, mit grösseren runden Poren bedeckt,
welche ziemlich entfernt liegen und eine quincunciale Anordnung zeigen. An dem von einer
Furche begrenzten Rande sind die Poren weit kleiner und enger gestellt.
Unter den vorliegenden Randtafeln, welche theilweise der rechten, theilweise der linken
Seite des Armes angehören, weichen Fig. 12 und 13 durch das geringere Hervortreten ihrer
Tuberkeln von der gewöhnlichen Form etwas ab, bei Fig. 14 und 15 sind die Tuberkeln durch
Abreibung verloren gegangen.
Unsicherer ist die Zugehörigkeit der Fig. 16 abgebildeten Platte zu dieser Art, da sie durch
ihre mehr vierseitige Form und regelmässigere Wölbung von den anderen abweicht. Sie trägt
nur einen Tuberkel in der Nähe des Randes.
b. Die Fig. 17—25 abgebildeten Scheibenplatten, welche nur provisorisch zu Oreaster thoracifer
gezogen werden können, nehmen sehr verschiedene Gestalten an. Sie nähern sich mehr oder
weniger der Form eines Pistills, mit längerem oder kürzerem, durch zahlreiche Gelenkflächen viel-
kantigem Stiele, während ihre frei liegende Fläche mehr oder minder hoch gewölbt und mit Poren
von derselben Beschaffenheit und Grösse, wie bei den unter a beschriebenen Randtafeln, bedeckt
ist. Andere sind dagegen weit niedriger, besitzen eine nur wenig vorstehende Basis, an welcher
man meistens vier Gelenkflächen zählt (Fig. 21. 22) und eine geringere Wölbung der Oberfläche
Möglicher Weise sind einige derselben, wie Fig. 21—23, die Scheibenplatten des Stellaster
Plawuensis.
Im Allgemeinen erinnern diese Scheibenplatten aber sehr an die von Oreaster Boysii und Or.
pistilliformis Forbes (a. a. ©. p. 328. 329. Taf. 21. fig. 6 und 15) aus der oberen Kreide von Kent, ohne
damit identisch zu sein.
Vorkommen. Hier und da nicht selten im unteren Pläner von Plauen.
2. 0. decoratus Gein. — Taf. 22. Fig. 26—33. Taf. 23. Fig. 1—6.
Die unter diesem Namen zusammengefassten Tafeln weisen auf eine Art hin, welche dem Oreaster
coronatus Forbes (a. a. ©. p. 327. Tab. 21. fig. 7) verwandt ist.
a. Die Randtafeln (Fig. 26—30) sind länglich, an ihrem äusseren (in den Abbildungen unteren)
\ Rande abgestutzt, an dem inneren (in den Abbildungen oberen) Rande in eine mittlere Ecke vor-
springend, an ihren dicken Seitenwänden ringsum mit ebenen oder vertieften Gelenkflächen ver-
sehen, an der flachen Basis verengt und zum Theil eingeschnürt. Die freiliegende Oberfläche
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zeigt an ihren längeren Seiten meist eine unregelmässige Furche und ist von einer grösseren An-
zahl grosser runder Warzen bedeckt, deren “flach eingedrückter Scheitel in der Mitte durchbohrt
ist, zur Aufnahme von kegelförmigen Stacheln. Diese Platten sind den Randplatten des Goniaster
Smithü Forbes (a. a. O. p. 334. Tab. 22. fig. 12) nicht unähnlich.
b. Die hiermit vereinbaren Scheibenplatten sind im Allgemeinen schildförmig und von rundlichem,
vier- bis sechsseitigem Umriss, an ihrer Basis entweder flach-vertieft (Taf. 22. Fig. 31—33) oder
mit stumpfwinkelig an einander stossenden Flächen versehen (Taf. 23, Fig. 1—6), während sich
die gewölbte "Oberfläche in ihrer Mitte zu einer ganz ähnlichen runden, meist eingedrückten und
durchbohrten Warze erhebt, wie sie auf den Randplatten zu finden sind. Neben der mittleren
Warze stellen sich zuweilen noch einige ähnliche kleinere Warzen oder Höcker ein, welche un-
regelmässig gestellt sind. Der um die mittlere Warze befindliche Raum zeigt eine fein-grubige
Beschaffenheit und verbreitet sich strahlenförmig, oft mit 6 flachen Furchen, bis an den Rand der
Tafel. Diese Furchen sind nach innen hin oft von hufeisenförmigen Wulsten begrenzt (Taf. 29)
Fig. 31, 32). Etwas unregelmässiger erscheint die Oberfläche derjenigen Tafeln, deren Basis nicht
eben, sondern mehr stumpf-dachförmig oder überhaupt mehr erhaben ist (Taf. 23, Fig. 1—6), und
diese gerade zeigen am meisten Aehnlichkeit mit den Scheibentafeln des Or. coronatus Forbes aus
der oberen Kreide von England.
Vorkommen. In dem unteren Pläner von Plauen.
3. 0. simplex Gein. — Taf. 21. Fig. 15—20.
Die Randplatten dieser Art haben zum grössten Theile einen rhombischen oder elliptischen Umfang,
sind auf ihrer freiliegenden Seite hoch gewölbt und auf ihrem Gipfel mit einer glatten schüsselförmigen und nicht
durchbohrten Vertiefung versehen, zur Einlenkung eines kegelförmigen Stachels, wie bei einer uns vorliegenden
lebenden Art von unbekanntem Fundorte. Die ganze übrige Oberfläche ist mit gleichgrossen runden Poren oder
Gruben besetzt, die weit enger beisammen stehen, als bei den vorher beschriebenen Arten, und sich in con-
centrischen Kreisen um die grosse mittlere Gelenkfläche anordnen.
Die mit vielen ovalen Gelenkflächen versehene Basis ist nach unten keilförmig verengt (Fig. 17 bu. s. w.).
Vorkommen. Selten im unteren Pläner von Plauen.
4. OÖ. perforatus Gein. — Taf. 21. Fig. 21, 22; Taf. 23. Fig. 7.
Die Randplatten dieser Art haben den rhombischen oder elliptischen Umriss, die ähnliche Wölbung
der Oberfläche und die schüsselförmige Vertiefung einer grossen kreisrunden Gelenkfläche am Scheitel mit
der vorigen Art gemein, unterscheiden sich jedoch davon durch ihre fast glatte Beschaffenheit und durch das
Vorhandensein einiger kleinen tiefen Löcher, die sich in der Nähe der längeren Seiten in die Oberfläche ein-
senken. Die Stellung derselben entspricht in Fig. 21 den Diagonalen eines Quadrates oder einem liegenden Kreuze.
Dazu mag als Scheibenplatte das Taf. 23. Fig. 7 abgebildete Stück gehören, welches bei stumpf-
siebenkantigem Umriss eine grössere Anzahl ähnlicher Löcher zeigt, die eine unregelmässige Anordnung be-
sitzen. Die am Rande vorspringenden Ecken lassen undeutliche Gelenkflächen erkennen; in dem erhobenen
Scheitel findet sich nur eine kleine Grube, wie sie in ähnlicher Weise auch an den Randplatten vorkommt,
die verengte Basis ist stumpf.
Vorkommen. Sehr selten im unteren Pläner von Plauen.
Se oe
3. Crinoidea. Haarsterne.
Der Körper der Haarsterne ist mehr oder weniger kugel-, kegel- bis becherförmig und heisst Kelch.
Er besteht aus mehreren Reihen von Gliedern oder Täfelchen, welche in Kreisen übereinander liegen und
von welchen im Umkreise die gegliederten Arme ausstrahlen. Der Mund liegt in der Mitte der Bauchseite
oder oberen Seite, welche der unteren Seite der Seeigel entspricht, während der Scheitelapparat der
Seeigel das Analogon für die Basis der Crinoideen ist (Vgl. H. E. Beyrich, über die Basis der Crinoidea
brachiata, in Monatsber. d. K. Ak. d. Wiss. zu Berlin, Febr. 1871).
a. Ungestielte Haarsterne.
Glenotremites Goldfuss, 1826—1833.
Eine mit Comatula Lam. und Solanocrinites Goldf. zunächst verwandte Gattung, welche mit diesen
zu den ungestielten Crinoideen gehört.
Der Kelch ist halbkugelig oder niedergedrückt, und besitzt einen kreisrund-fünfseitigen Umriss. Die
gewölbte Rückenseite ist dicht besetzt mit vertieften Gelenkflächen, welche eine unregelmässige oder quin-
cunciale Anordnung haben, nicht in geradlinigen Reihen stehen, wie dies bei Solanocrinus der Fall ist. Die-
selben haben zur Befestigung sogenannter Hilfsarme oder Ranken gedient, welche den Ranken an der Säule
der gestielten Crinoiden entsprechen, und sind zwischen ihrer Mitte und dem oberen Rande von einer runden
Oeffnung durchbohrt, welche dem Nahrungskanale dieser Ranken entspricht. Um den Scheitel dieser Fläche,
welche meist eingedrückt, bei Fig. 8 aber wohl erhalten ist, gruppiren sich sternförmig 5 längliche oder
keulenförmige Einschnitte, welche durch ihre Lage der Mündung des Hauptkanales in den Säulengliedern
gestielter Crinoideen entsprechen. In der Nähe des einen derselben bemerkt man_ Fig. 8. b. c. eine kleine
dreilappige Oeffnung, welche vielleicht die Lage einer Madreporenplatte bezeichnet.
Die Bauchseite ist flach vertieft und besitzt in der Mitte eine rundliche Mundöffnung (Fig. 9. c),
um die sich symmetrisch 5 tiefe ovale oder lanzettförmige Gruben vertheilen, die man als Genitalöffnungen
aufzufassen pflegt. An einem unserer Fxemplare, wo der Mundrand verbrochen ist (Fig. 8. d), erkennt man,
wie jede dieser länglichen Gruben aus zwei hintereinander liegenden besteht, also entsprechend der Abbildung
bei Goldfuss, Petr. Germ. I. Taf. 51. fig. 1. d), und neben denselben noch jederseits eine Reihe von kleinen
Grubensich findet, welche für Fühler bestimmt sein mochten.
Zwischen diesen Genitalöffnungen ziehen sich von dem Munde aus bis an den äusseren Rand der
Bauchfläche die Gelenkflächen für die 5 Arme des Glenotremites, welche Goldfuss als Fühlergänge bezeichnet
hat. Sie bilden fast glatte, von einer seitlichen Furche begrenzte Streifen, in welchen Poren, die Goldfuss darin zu
erkennen glaubte, fehlen. Der sie trennende Raum hat eine sehr fein granulirte oder grubige Beschaffenheit.
1. Gl. paradozus Goldf.
1826-1833. Goldfuss, Petr. Germ. I. p. 159. Taf. 49. ig. 9; Taf. 51. fig. 1.
1851—1852. Bronn, Leth. geogn. V. p. 177. Taf. 29. fig. 14.
Der Kelch ist halbkugelig, auf seiner Rückenseite mit grossen, an ihrem Rande strahlig gezeichneten
Gelenkflächen für Ranken bedeckt. Die Gelenkflächen für die Arme auf der Bauchseite verschmälern sich
nach dem äusseren Rande hin und haben, nach der Abbildung von Goldfuss zu schliessen, eine mehr lanzett-
förmige Gestalt. Grösse kaum 5 mm.
Vorkommen. Im Kreidemergel bei Speldorf zwischen Duisburg und Mühlheim an der Ruhr.
Se
9. Gl. Schlueterianus Gein. — Taf. 23. Fig. 8. 9.
Der Kelch ist niedergedrückt — halbkugelig, hat einen rundlich-fünfseitigen Umriss und ist mit
grossen rauhen Gelenkflächen für Ranken bedeckt. Die Gelenkflächen für die Arme auf der Bauchseite er-
weitern sich bis an den Rand hin und enden hier stumpf. Sie sind fast eben und längs ihrer Mitte zuweilen
undeutlich gefurcht (Fig. 9 c). Durchmesser wenig über 5 mm.
Vorkommen. Die beiden vorliegenden Exemplare stammen aus dem unteren Pläner von Plauen.
Sie sollen den Namen des Dr. Cl. Schlüter in Bonn tragen, dem wir schon so viele werthvolle Mittheilungen
über fossile Strahlthiere verdanken und welcher demnächst auch seine Beobachtungen über Glenotremiten
veröffentlichen wird (N. Jahrb. 1870. p. 957).
3. Gl. rosaceus Gein. — Taf. 23. Fig. 10.
Der Kelch ist sehr niedergedrückt und hat einen deutlich-fünfseitigen Umriss. Bei wenig über 5 mm.
Durchmesser ist er noch keinen mm. hoch. Die Rückenfläche ist mit zahlreicheren und kleineren Gelenk-
flächen für Ranken bedeckt, als bei den vorigen. Sie zeigen eine ähnliche spirale Anordnung wie die Blätter
einer gefüllten Rose oder die Blütnchen auf dem Fruchtboden einer Compositee. Die Gelenkflächen für die
Arme auf der Bauchseite bilden breite, sich bis an den Aussenrand erweiternde Streifen, welche längs ihrer
Mitte flach ausgefurcht sind.
Vorkommen. Bis jetzt ist nur ein Exemplar im unteren Pläner von Plauen gefunden worden.
b. Gestielte Haarsterne.
Pentacriwus Miller, 1821.
1. P. lanceolatus Ad. Röm. — Taf. 23. Fig. 12. 13.
1841. A. Römer, d. Verst. d. nordd. Kreidegeb p. 27. Taf. 6. fig. 3. p
1846. Reuss, d. Verst. d. böhm. Kreidef. II. p 59.
1849—1850. Geinitz, Quad. Deutschl. p. 228.
Wir kennen aus dem Elbthale nur niedrige Glieder einer stumpf-fünfkantigen Säule, welche zwischen
den Kanten eingedrückt sind und einen sehr engen, runden Kanal besitzen, dessen Rand oft ein wenig er-
höhet ist. Ihre Gelenkfläche zeigt 5 bis nahe dem Rande laufende Blätter, die jederseits von 5 bis 7 kurzen,
zahnartigen Leisten begrenzt werden, von welchen die in der Mitte der Reihe befindlichen am längsten sind.
Mehrere derselben stossen mit den Leisten der benachbarten Reihe zusammen, und sind von diesen nur durch
eine schwache Furche getrennt. Der Umfang der Säulenglieder ist stumpf-gekielt. An einzelnen dieser Glie-
der treten zwischen jeder der Kanten Gelenkflächen für Ranken oder Hülfsarme auf (Fig. 12), in deren
Mitte sich eine punktförmige Oeffnung einsenkt, während sich jederseits ein rundlicher Höcker erhebt.
Vorkommen, Als Seltenheit im unteren Pläner von Plauen bis 6 mm. gross, in der Regel weit kleiner.
Nach Reuss in dem kalkigen Conglomerate von Kutschlin bei Bilin, welches dem unteren Pläner entspricht;
nach Römer in der oberen Kreide von Rügen und in den Feuersteingeschieben der norddeutschen Ebene.
Antedon Sars, 1868. — Vel. II. 1. Hft.
A. Fischeri Gein. — Taf. 23. Fig. 11.
Unsere Abbildung zeigt ein Säulenglied dieser Art, welche im unteren Pläner von Plauen sehr selten
ist, dagegen häufiger im Plänerkalke von Strehlen gefunden wird. Wir behalten uns daher eine nähere Be-
schreibung ihrer Ueberreste bis zu dem zweiten Theile vor.
Index generum et specierum.
(Die hier beschriebenen Arten sind mit Cursivschrift, die Synonyme und nur beiläufig genannten Arten in gewöhnlicher Schrift.)
Antedon Sars. 92.
A. Fischeri Gein. 92.
Arbacia granulosa Ag. 75.
Asterias quinqueloba Goldf.
86. 88.
A. Schulzii Cotta & Reich. 87.
A. tuberculifera Drescher 87.
Asteroidea. 86.
Astrogonium M. u. Tr. 86. 87.
Cassidulidea Ag., Des. 80.
Catopygus Ag. 81.
C. Albensis Gein. 82.
C. carinatus Goldf. sp. 81.
C. columbarius d’Orb. 81. 82.
Cidaridea. 64.
Cidaris Klein. 65. 69.
. cenomanensis ÜCott. 68.
. elavigera Gein. 68.
. Dixoni Cott. 69.
. perforata A. Röm. 65.
. Sorigneti Des. 68.
. vesiculosa Goldf. 65.
Cidarites Aut. 65.
C. granulosus Goldf. 72.
C. variolaris Goldf. 73.
Codiopsis Ag. 74.
C. Doma Desmar. sp. 74.
C pisum Des. 74.
Cottaldia Des. 75.
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Palaeontographica XX. 3.
©. Benettiae König sp. 75.
C. granulosa Des. 75.
Cyphosoma Ag. Tl.
. cenomanense Cott. 73.
. Koenigi Mant. sp. 72.
. Milleri Br. 72.
. radiatum Sorignet. 72.
. subcompressum Cott. 73.
Orinoidea. 91.
Diadema granulare Ag. 71.
Diadematidea Cott. 70.
Discoidea Klein. 78.
D. subuculus Kl. 78.
Echinideen. 64.
Echinoidea. 64.
Echinoconidea Cott. 77.
Echinocoridea Cott. 83.
Echinoneidea Cott. 79.
Echinus granulosus Mün. 75.
Epiaster d’Orb. 85.
E. distinetus Ag. sp. 85.
Galeridea Des. 77.
Galerites subuculus Goldf. 78.
@Glenotremites Goldf. 91.
G. paradozxus Goldf. 91.
G. rosaceus Gein. 92.
G. Schlueterianus Gein. 92.
Goniaster Ag. 86. 87.
DIILSIIIN
Druck von Mahlau & Waldschmidt.
. granulosum Goldf. sp. 72.
Goniodiscus M. & Fr. 86. 87.
G. Becksii Schlüter. 87.
Hoarsterne. 91.
Hemiaster Des. 85.
H. cenomanensis Cott. 85.
Hemipedina granularis Cott. 71.
Holaster Ag. 83.
H. carinatus Lam. sp. 84.
H. cenomanensis d’Orb. 84.
H. suborbicularis Defr. 84.
Laterna Aristotelis 64. 66.
Micraster distinctus Ag. 85.
Nucleolites Lam. 80.
N. carinatus Goldf. 81.
N. Fischeri Gein. 80.
Oreaster M. & Tr. 88.
OÖ. decoratus Gein. 89.
O. perforatus Gein. 90.
O. simplex Gein. 90.
O. thoracifer Gein. 89.
Orthopsis Cott. 71.
O. granularis Ag. sp. 71.
Pentacrinus Mill. 92.
P. lanceolatus A. Röm. 92.
Physosoma granulosum.Des. 72.
Pseudodiadema Des. 70.
P. variolare Bgt. sp. 70.
P. Roissyi Cott. 70.
P. granulare Des. 71.
Frankfurt a. M.
Pygaster Ag. 77.
P. truncatus Ag. 77.
Pygorhynchusrostratus.Gein.83.
Pygurus Ag. 83.
P. Lampas de la Beche sp. 83.
P. oviformis d’Orb. 83.
Pyrina des Moul. 79.
P. Desmoulinsi d’ Arch. 79.
P. inflata d’Orb. 80.
Radiata. 64.
Salenia Gray. 76.
S. liliputana Gein. 76.
S. rugosa d’Arch. 76.
S. scutigera Goldf. 76.
Salenidea Wright. 76.
Seeigel. 64.
Seesterne. 86.
Spatangidea Cott. 85.
Spatangoidea Des. 83.
Spatangus nodulosus Goldf. 84.
Stellaster Gray. 86.
St. Becksi Schlüter sp. 37.
St. Ottoi Gein. 87.
St. Plauensis Gein. 88.
St. quinqueloba Goldf. sp. 88.
St. Schulzei C. & R. sp. 87.
St. tuberculifer Drescher sp. 87.
Strahlthiere. 64.
Trematopygus d’Orb. 80.
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A. Die Bryozoen des unteren Quaders.
1. Allgemeine Bemerkungen.
Die cenomane Periode scheint dem Leben und Gedeihen der Bryozoen im Allgemeinen günstig ge-
wesen zu sein, denn die Ablagerungen dieser Epoche bieten überall, wo die Beschaffenheit der abgelagerten
Massen die Erhaltung kalkiger Fossilreste überhaupt gestattete, eine grosse Mannigfaltigkeit derselben dar.
Ich brauche nur auf das Cenoman Frankreichs, die Mergel von Essen an der Ruhr, den unteren Pläner Böhmens
u. Ss. w. hinzuweisen. Nur wo das fossilführende Gestein sandiger Natur ist und eine sehr reichliche und
rasche Wassercirculation befördert, fehlen auch die Bryozoen ganz oder sind doch unkenntlich und zur näheren
Bestimmung untauglich geworden.
Auch das sächsische Cenoman bietet, wie aus den nachfolgenden Blättern hervorgeht, eine grosse
Mannigfaltiekeit hierher gehöriger Formen dar und ihre Zahl würde sich ohne Zweifel noch weit grösser er-
weisen, wenn ihr Erhaltungszustand durchgehends einer genauen Bestimmung der Gattungen und Arten günstig
wäre und wenn man immer den Bryozoen, besonders den incrustirenden Arten, welche in grosser Anzahl,
wenngleich meistens weniger gut erhalten, die Austern- und Exogyren-Schalen überziehen, eine vorwiegende
Aufmerksamkeit geschenkt hätte. Die meisten der untersuchten Arten stammen aus dem kalkigen Cenoman
von Plauen, einem Gesteine, das zur Conservirung zarterer Fossilreste noch am geeignetsten war. Eine viel
geringere Anzahl ist anderen Fundorten entnommen z. B. dem Gamighügel bei Leubnitz u. a. Dieselben
sind aber in den meisten Fällen durch den Versteinerungsprozess mehr oder weniger unkenntlich geworden.
Der grösste Theil des untersuchten und beschriebenen Materiales gehört dem Kön. mineralogischen
Museum in Dresden an und wurde mir von meinem hochverehrten Freunde, Prof. Dr. Geinitz, zur Bearbeitung
überlassen. Eine nicht unbeträchtliche Zahl vorzüglich inerustirender Arten aus den Familien der Membrani-
porideen und Celleporideen verdanke ich auch der Güte des Herrn Prof. A. Stelzner, welcher mir dieselben
schon vor mehreren Jahren gütigst mitgetheilt hatte.
Ueber die geologischen Verhältnisse der Lagerstätten unserer Bryozoen brauche ich mich nicht näher
auszusprechen, da schon Prof. Geinitz im ersten Hefte des Werkes über das Elbthalgebirge Sachsens in aus-
führlicher und erschöpfender Weise darüber gehandelt hat. Mir erübrigt nur noch, einige Bemerkungen über
die Charaktere der beschriebenen Bryozoenfauna beizufügen.
Dieselbe umfasst bisher 69 Arten, von welchen 22 den Chilostomen, 47 (d. h. mehr als die doppelte
Anzahl den Cyelostomen angehören. Die artenreichsten Gattungen sind aus dem Gebiete der ersteren: Mem-
branipora, Lepralia und Eschara, aus der zweiten Abtheilung Proboseina, Berenicea, Entalophora und Ceriopora.
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Die grösste Zahl der Individuen bieten dar: Membranipora irregularis, Eschara heteromorpha,
Proboscina subclavata, Stomatopora divaricata, Diastopora Oceani, mehrere meist schlecht erhaltene Berenicea- -
Arten, Meliceritites gracilis, Heteropora coronata, Petalopora Dumonti, Desmeopora semicylindrica, Ceriopora
substellata und Radiopora stellata. Da die meisten der chilostomen Bryozoen bisher nur vereinzelt aufgefunden
worden sind, was aber wohl theilweise in zufälligen Verhältnissen begründet sein mag, so wird der Charakter
der Fauna vorzugsweise durch die cyclostomen Formen bezeichnet. Dieselbe zeigt übrigens eine grosse
Uebereinstimmung mit der Bryozoenfauna der Cenomanschichten anderer Gegenden, welche sich aber nicht
überall im ganzen Umfange erfassen lässt wegen theilweise unvollständiger Bekanntschaft mit den fossilen
Bryozoen mancher dieser Fundorte.
Am längsten bekannt — schon durch Goldfuss und A. Römer beschrieben — ist ein Theil der
Bryozoen von Essen an der Ruhr. Neuerdings hat Simonowitsch !) dieselben zum Gegenstande einer Mono-
graphie gemacht, von welcher jedoch bisher nur die erste Hälfte erschienen ist, so dass sich der Gesammt-
umfang der Fauna noch nicht ermessen lässt. Nach dem vorliegenden Materiale kehren unter den Bryzoen
des sächsischen Cenoman’s auch bei Essen wieder acht Species: Lepralia inflata Röm. sp., Stomotopora
divaricata Goldf. sp., Spiropora verticillata Goldf. sp., Meliceritites gracilis Röm., Ceriopora substellata
d’Orb. sp., spongites Goldf. und mieropora Goldf. und Radiopora stellata Goldf. sp., von welchen vier zu den
am häufigsten vorkommenden Arten gehören. Ohne Zweifel ist aber, wie sich in Zukunft herausstellen wird,
die Zahl der identischen Species noch grösser.
Sehr beträchtliche Analogie verräth ferner die Fauna von Plauen mit jener des unteren Pläners der
Schillinge bei Bilin in Böhmen. Dieselbe ist schon ausgeprägt in der Uebereinstimmung zahlreicher Spongien
Cribrospongia subreticulata v.M. sp., Or. isopleura Rss. sp., Or. heteromorpha Rss.sp., Or. bifrons Rss. sp., Stelli-
spongia Reussi Gein., Ohenendopora undulata Mich., Elasmostoma Normanianum d’Orb. sp., El. consobrinum
d’Orb. und Siphomia pyriformis Goldf.), sowie nicht weniger Mollusken (z. B. Ostrea hippopodium Nilss., Exogyra
haliotoidea Sow., E. sigmoidea Rss., E. reticulata Rss. u. s. w.). Aber auch mehrere Bryozoen sind identisch,
obwohl diese weniger vertreten sind und in dem festeren Gesteine einen weniger günstigen Boden für ihre Er-
haltung gefunden haben. Ich habe schon vor langer Zeit bei Bilin nachgewiesen: Membranipora elliptica v.
Hag., M. irregularis v. Hag. sp., M. tenwisulca Rss., Lepralia radiata Röm. sp. und L. sulcata Rss., Berenicea
grandis d’O., B. confluens Röm., Vincularia Bronni Rss., Spiropora verticillata Goldf. sp., Ceriopora
spongites Goldf.
Endlich theilt der untere Pläner von Plauen noch eine nicht unbeträchtliche Zahl von Arten mit dem
französischen Cenoman, besonders von Le Mans, wie z. B. Diastopora Oceani d’O., Proboscina angustata d’O.,
Stomatopora divaricata Röm. sp., Reptotubigera virgula d’O., Entalophora Vendinnensis d’O., Spiropora
vertieillata Goldf. Sp., Truncatula aculeaia d’O., Ceriopora spongites Goldf. und C. avellana d’O., Heteropora
surculacea Mich. Ohne Zweifel wird dadurch eine grosse Analogie beider Faunen angedeutet, wenngleich,
nach Orbigny’s Angaben zu schliessen, jene von Le Mans einen grösseren Formenreichthum zu entfalten scheint.
Bei der Besprechung der Bryozoen verschiedener Tertiärablagerungen wurde schon früner mehrfach
hervorgehoben, dass die Fossilreste dieser Thierclasse nicht durchgehends zur scharfen Charakterisirung einzelner
besonders beschränkter geologischer Horizonte verwendet werden können, weil sie — vielleicht in Folge eines
!) Beiträge zur Kenntniss der Bryozoen des Essener Grünsandes. Bonn 1871. Mit 4 lith. Tafeln.
°) Geinitz, das Elbthalgebirge in Sachsen I. Die Seeschwämme des unteren Quaders. Cassel 1871.
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intensiveren Accomodationsvermögens für wechselnde äussere Verhältnisse und Einflüsse — nicht selten durch .
längere Zeiträume hindurch fortexistirt haben und daher eine ausgedehntere verticale Verbreitung besitzen.
Dieselbe Erscheinung tritt auch an den Bryozoen des sächsischen Cenoman’s hervor. Die Zahl der Species,
welche dasselbe mit den höheren Kreideschichten gemeinschaftlich besitzt, ist nicht unbeträchtlich. So kehren
Membranipora elliptica und ünregularis, Berenicea grandis und confluens, Meliceritites gracilis, Entalophora
virgula, Spiropora verticillata, Peripora ligeriensis, Osculipora truncata, Supereytis digitata, Desmeopora
semicylindrica, Petalopora Dumonti (?), Ceriopora micropora und Heteroporella collis, theils im Kreidetuffe
von Maastricht und Falkenberg, theils in der Senonkreide Rügen’s, Frankreich’s und England’s wieder.
Membranipora concatenata, Berenicea grandis und confluens findet man im Böhmischen und Sächsischen
Pläner, Proboscina radiolitorum im Französischen Turon wieder. Die letztgenannte Species liegt, so wie
Membranipora cincta, Stomatopora rugulosa und Proboseina punctatella, auch in den Kreidemergeln der Gosau.
Dagegen ist Derenicea COlementina von d’Orbigny bisher nur aus dem Französischen Aptien beschrieben
worden.
Endlich bieten die cenomanen Reste der Membranipora subtilimargo, der Entalophora pulchella und
vielleicht auch der Radiopora stellata keine Merkmale dar, welche eine Sonderung von den tertiären Formen
dieser Species rechtfertigen würden. !)
2. Aufzählung und Beschreibung der einzelnen Arten.
I. Br. chilostomata.
Ueberrindend, knollig oder frei sich erhebend, lappig- oder baumförmig-ästig, hornig oder kalkig, ge-
gliedert oder ungegliedert, Zellen mehr weniger liegend, nicht röhrig, nur in beschränktem Umfange am vorderen
Ende gemündet, meist mit beweglicher, deckelartiger Lippe schliessbar. Der übrige Theil der Zelle durch
eine membranöse oder kalkige Ausbreitung (Zellendecke) geschlossen, welche im Fossilzustande nur im zweiten
Falle erhalten geblieben ist.
Alle mir aus dem Sächsischen Cenoman bekannten Arten dieser Abtheilung gehören den ungegliederten
Formen (Inarticulata) an.
1. Fam. Hippothoidea.
Die kriechenden Zellenreihen von einander entfernt, sich nicht berührend.
Hippothoa Lamx.
Die Reihen der krug- oder birnförmigen liegenden Zellen einfach, ästig; die Aeste aus den Zellen
seitlich hervorspriessend; ‚die Zellen selbst am hinteren Ende mehr oder weniger, mitunter sehr beträchtlich
röhrenförmig verdünnt.
!) Entalophora pulchella Rss. ist aus den Miocänschichten Oesterreich-Ungarn’s, aus dem Mitteloligocän von Söllingen.
und aus dem Unteroligocän von Latdorf bekannt; Membranipora subtilimargo aus dem Oberoligocän von Astrupp und Bünde.
Endlich dürfte auch Radiopora stellata hierher gehören, wenn sie mit den miocänen, ober- und mitteloligocänen Formen wirk-
lich identisch ist.
— 100 —
1. H. brevis.n.'sp.. — Taf. 24. Big. 1.
Leider sind die spärlichen mir vorliegenden Reste nur mangelhaft erhalten. Die geraden Zellenreihen
sind nur wenig verästelt, stets aber entspringen die Aeste unter rechtem Winkel, indem aus beiden Seiten
der Mutterzelle je eine neue Zelle hervorspriesst. Die sehr kleinen Zellen sind eiförmig, hochgewölbt, am
hinteren Ende nur in eine sehr kurze, stielförmige Verengerung zusammengezogen, mit kleiner quer-ovaler
oder rundlicher Mündung und mit je 5—6 flachen kurzen Radialstreifen auf jeder Seite der Zellendecke.
Ich fand diese Species nur sehr selten auf Schalen von Exogyra haliotoidea aufgewachsen.
2. Fam. Membraniporidea.
Die häutig-kalkige oder kalkige, inerustirende, meistens einschichtige Colonie besteht aus liegenden,
sich am Rande rings berührenden Zellen.
Membranipora Blainv.
“Einschichtige incrustirende Ausbreitungen Hacher Zellen mit erhabenem Rande. Die Zellendecke ist
oft ganz oder theilweise häutig, die fossilen Zellen daher oft ganz oder in weiterem Umfange geöffnet.
a) Zellen weit geöffnet, Zellendecke häutig.
In diese Gruppe gehört überhaupt eine beträchtliche Anzahl sehr verwandter und ähnlicher Formen
in den verschiedenen Etagen der Kreide- und Tertiärformation, welche vielleicht specifisch nicht von einander
zu trennen sind, vielmehr nur Racen derselben Grundform darstellen. Da aber zur bestimmten Entscheidung
der Frage ein umfassendes Material erfordert wird, wie es mir nicht zu Gebote steht, und da die abweichenden
Formen grossentheils auch verschiedenen geologischen Horizonten angehören, so ziehe ich es vor, dieselben
vorläufig noch getrennt zu halten und mit besonderen Namen zu belegen, um mich nicht etwa der Gefahr
ungerechtfertigter Identifieirungen auszusetzen.
1. M. dilatata n. sp. — Taf. 24. Fig. 2.
Einfache Ausbreitungen breit-hexagonaler, bisweilen gerundeter Zellen, in ihrer gesammten Ausdeh-
nung eiförmig oder breit-elliptisch gemündet. Die ziemlich breiten flachen Zwischenränder werden durch eine
darauf verlaufende deutliche Furche halbitt.
Von der sehr verwandten M. lax«a Rss. ') aus den Korallenschichten von Crosara im Vicentinischen
unterscheidet sich unsere Species vorzüglich durch die breiteren Zwischenränder der Zellen und -durch den
mehr abgerundeten eiförmigen Umriss ihrer Oeffnungen.
Ich fand sie aufsitzend auf Schalen von Ostrea hippopodium Nilss. und auf Stämmchen von Zschara
heteromorpha Rss.
2. M. subtilimargo Rss. var. — Taf. 24. Fig. 3.
1864. Reuss, zur Fauna des deutschen Oberoligocäns II. pag. 17. Taf. 1. fig. 5.
Unser Fossil stimmt zwar nicht vollständig mit den oberoligocänen Formen überein. Bei der grossen
Veränderlichkeit der einfach umrandeten Membranipora-Arten ist es jedoch weder zulässig noch wünschens-
werth, für jede wenig bedeutende Abweichung die Aufstellung einer neuen Art vorzunehmen.
Den Ausgangspunkt der wenig regelmässigen Colonieen bildet gewöhnlich eine kreisrunde Zelle, von
welcher grössere, breit-elliptische, selten etwas polygonale Zellen in alternirenden, oft etwas unregelmässigen
!) Reuss, palaeont. Stud. über die älteren Tertiärschicht. d. Alpen II. 1869, pag. 40. Taf. 36. fig. 14.
— 11 —
Reihen ausstrahlen. Sie werden durch schmale, aber deutliche Furchen gesondert, sind in ihrer ganzen Weite
geöffnet und besitzen nur einen sehr dünnen, bisweilen nur in seinem hinteren Theile sich wenig verdickenden Rand.
Von der typischen M. subtilimargo unterscheiden sich die sächsischen Kreideformen durch die weniger
regelmässig gestellten und gestalteten, mehr elliptischen als hexagonalen Zellen.
Selten auf Stämmchen von Eschara heteromorpha Rss. aufgewachsen.
3. M. elliptiea Hag. sp. — Taf. 24. Fig. 4, 5.
1839. Cellepora elliptica v. Hagenow in Leonh. u. Bronn's Jahrb. pag. 268. Taf. 4. fig. 6.
1841. Marginaria elliptica Römer, die Verstein. d. norddeutsch. Kreidegeb. pag. 13.
1846. Reuss, die Verstein. d. böhm. Kreideform, pag. 68. Taf. 15. fig. 17, 18.
Das Centrum der ziemlich grossen dünnen Colonieen bilden mehrere fast kreisförmige, im Mittelpunkte
nur klein und rundlich gemündete Zellen. Die übıigen sind ziemlich regelmässig elliptisch und stehen in
alternirenden Radialreihen. Sie werden durch schmale aber deutliche Furchen geschieden, während bei sehr
regelmässiger Anordnung die derselben Längsreihe angehörigen Zellen bisweilen nur sehr seichte Furchen
zwischen sich haben. Sie sind insgesammt in ihrer ganzen Weite geöffnet, mit elliptischer oder im hinteren
Theile etwas verbreiterter, eiförmiger Mündung. Der sie umgebende Rand ist schmal, nur im hinteren Theile
breitet er sich öfter etwas aus, ja mitunter beträchtlich, in welchem Falle die Zellen gleichsam kurz gestielt
erscheinen. Nicht selten steht hinter den Zellen ein rundliches Avicularium mit ziemlich grosser centraler
Oeffnung. Hin und wieder findet man auch einzelne kleine, nur im Centrum eng gemündete, ja selbst ganz
geschlossene Zellen eingestreut. Besonders am Rande grösserer Colonieen sieht man sie bisweilen gruppen-
weise stehen.
Die Species ist manchen Formen der lebenden M. Lacroixiö Sav. sp.) und der M. monostachys
Busk2), wenn man von der feinen Kerbung des Randes bei denselben absieht, sehr ähnlich.
Sie ist aus der weissen Kreide von Rügen und aus dem unteren Pläner der Schillinge bei Bilin in
Böhmen bekannt. Bei Plauen findet man sielauf Ostrea hippopodium und Exgoyra haliotoidea nicht selten.
4. M. concatenata Rss. — Taf. 25. Fig. 7.
1846. Marginaria concatenata Rss. d. Verstein. d. böhm. Kreideform. pag. 69. Taf. 15, fig. 16.
Sie ist der vorigen sehr ähnlich, unterscheidet sich aber durch den dünnern, sich im hinteren Theile
nur sehr selten und wenig verdickenden Rand und durch die Avicularien. Die weniger regelmässigen alter-
nirenden Zellenreihen stehen nicht selten etwas weiter von einander ab. Die Zellen sind elliptisch, kaum ver-
längert, von einem schmalen, etwas erhabenen, gewöhnlich in seinem ganzen Umfange gleich breiten Rande
eingefasst, der gegen die Mündung hin abschüssig ist. Hinter jeder Zelle steht entweder nur eine Avicularie
in der Mittellinie, oder man beobachtet ihrer zwei, eine an jeder Seite, oder es sind in seltenen Fällen sogar
drei vorhanden, ein mittleres Avicularium und zwei seitliche. Immer sind sie jedoch zarter, als bei M. elliptica
und in der Mitte fein gemündet.
Selten im Cenoman von Plauen auf Ostrea hippopodium, wurde jedoch von mir schon früher im
Scaphitenpläner von Kutschlin in Böhmen gefunden. M. ostiolata Rss.°) aus dem unteren Pläner von Bilin in
Böhmen, ist nichts als M. concatenata mit zwei Avicularien, in welchem Falle dann die Zellen gewöhnlich
1) Busk catal. of mar. polyzoa II. 1854. pag. 60. Taf. 69, Taf. 104. fie. 1.
?) Busk 1. c. pag. 61. Taf. 70.
®) Reuss 1. c. pag. 69. Taf. 15. fig. 14.
— 192 —
seitlich etwas weiter von einander abstehen, was jedoch 1. c. in der gegebenen Abbildung viel zu sehr hervor-
gehoben worden ist.
5. M. patellaris n. sp. — Taf. 24. Fig, 6.
Der die grossen elliptischen oder etwas eiförmigen Mündungen umgebende Rand ist, besonders in
seinem hinteren Theile, breit und dacht sich allerseits schüsselförmig nach innen ab. Die Zellen, gewöhnlich
in ausstrahlende, alternirende Reihen geordnet, nehmen öfters eine regellose Stellung an und stehen weiter
von einander ab. Hinter den Zellen, bald näher, bald entfernter, sieht man ein bläschenartiges, meist ellip-
tisches, eng gemündetes Avicularium. Bisweilen befinden sich sogar zwei solche Avicularien hinter oder neben
einander. An manchen Zellen verengert sich die Mündung sehr, ja mitunter obliterirt sie gänzlich.
Einigermassen der tertiären M. appendiculata Rss. verwandt, unterscheidet sich unsere Species doch
davon durch die Gestalt der viel weiter von einander abstehenden Zellen und Mündungen.
Sehr selten bei Plauen auf Eschara heteromorpha aufgewachsen.
6. M. cineta Rss. — Taf. 24. Fig. 7.
1854. Reuss, Beiträge z. Kenntn. d. Kreideschichten in d. Ostalpen. pag. 136. Taf. 27. fig. 15.
Wie es scheint, bisweilen mehrschichtige Ausbreitungen mit mehr weniger deutlich im Quincunx
stehenden, beinahe kreisrunden Mündungen, welche von einem sehr verschiedentlich breiten, oben flachen, ge-
meinschaftlichen Rande umgeben werden, auf welchem keine äusserliche Begrenzung der einzelnen Zellen wahr-
nehmbar ist. Wohl aber beobachtet man um jede Mündung einen den benachbarten gemeinschaftlichen
mehr weniger regelmässigen Kranz von 7—12 kleinen, etwas ungleichen eckigen Poren, die vielleicht von
abgefallenen Stacheln abzuleiten sind. Manche Mündungen ragen in Folge eines erhabenen Randes, mit
welchem sie umgeben sind, etwas über die Umgebung vor.
Sehr selten auf Rhynchonella compressa Lam. aufgewachsen. An den Exemplaren aus den Kreide-
schichten der Gosau, in welchen ich die Species zuerst gefunden habe, sind die Mündungen mehr elliptisch
und die Zwischenporen schwach umrandet.
8) Mündung nur einen beschränkten Theil am vorderen Ende der Zelle einnehmend, der übrige Theil
der Zelle durch eine dünne kalkige Decke geschlossen.
7. M. clathrata n. sp. — Taf. 24. Fig. 8.
Sie bildet ziemlich grosse einschichtige Ausbreitungen, deren Ausgangspunkte einige kleine, bisweilen
ganz geschlossene polygonale Zellen bilden. An diese legen sich nach aussen, allmählich grösser werdend,
in radialen Reihen, im Quincunx oder weniger regelmässig andere Zellen, deren Umriss aus dem polygonalen
oft in den rhombischen übergeht. Sie werden von einem schmalen gemeinschaftlichen Rande eingefasst, inner-
halb dessen sich eine ebene und glatte, sehr dünne Zellenwand ausspannt, welche nur am vorderen Ende
eine quer-ovale Mündung übrig lässt. In den meisten Fällen ist jedoch diese Zellendecke gänzlich verschwunden
und die übrig gebliebenen Ränder bilden ein offenes polygonales oder rhombisches Gitterwerk; oder man
entdeckt an den Rändern noch stellenweise, besonders in der vorderen Hälfte noch einzelne übrig gebliebene
Lappen der zerstörten Zellendecke.
Selten auf Ostrea hippopodium Nilss. aufgewachsen.
Marginaria tenera Rss. (1846. Verst. d. böhm. Kreideform. pag, 69. Taf. 15. Fig. 12) ist ohne
— 103° —
Zweifel das Gerüste einer sehr verwandten, wenn nicht derselben Species. Auch das Netzwerk der Marg.
rhomboidalis d’Orb. !) aus dem französischen Senonien dürfte wohl auf analoge Weise entstanden sein.
8. M. irregularis Hag. sp. — Taf. 24. Fig. 9-11.
1839. Cellepora (Discopora) irregularis v. Hagenow in Leonh. u. Bronn's Jahrb. pag. 276. — 1851. Die Bryozoen
d. Maastrichter Kreidebildung. p. 92. Taf. 11. fig. 14.
1841. Discopora irregularis Römer, d. Verstein. d. norddeutsch. Kreidegeb. pag. 12.
1846. Reuss, Verst. d. böhm. Kreideform. pag. 70. Taf. 15. fig. 6 (icon mala).
Diese sehr veränderliche Species bildet zahlreiche und nicht selten umfangreiche Colonieen, besonders
auf Schalen von Ostrea hippopodium und Exogyra haliotoidea. Die Zellen, die bald im Quincunx, bald sehr
regellos gestellt sind, wechseln in ihrer Form beträchtlich und sind von einem schmalen und niedrigen Rande
eingefasst, der in seiner vorderen Hälfte etwas dicker ist. Die normal gebildeten Zellen sind mehr weniger
birnförmig, mit nicht sehr grosser, am vorderen Ende gelegener Mündung, deren scharfer Hinterrand abgestutzt
ist. Oft verlängert sich die Mündung an beiden Seiten etwas weiter nach hinten, so dass der Hinterrand
lippenartig vorragt. Mitunter hat diese Lippe noch in der Mitte einen kleinen Vorsprung. Die kalkige Zellen-
wand ist eingesenkt, beinahe ohne alle Wölbung.
Zwischen die eben beschriebenen normalen Zellen sind zahlreiche Zellen von sehr abweichendem Um-
riss eingestreut, schmal elliptisch, an beiden Enden zugespitzt, oder selbst spindelförmig oder auch etwas
sichelförmig gebogen. Sie tragen im niedergedrückten Centrum oder etwas oberhalb desselben eine kleine
rundliche Mündung. Diese Avicularzellen sind entweder ganz regellos zwischen die übrigen in verschiedener
Anzahl eingeschoben, oder sie alterniren ziemlich regelmässig mit denselben. Bisweilen wechseln radiale Reihen
normaler und abnormer Zellen mit einander ab.
Die Species wurde häufig in der Schreibkreide von Rügen gefunden, nicht selten bei Balsberg in
Schweden, seltener im Kreidetuff von Maastricht, häufig im unteren Pläner der Schillinge bei Bilin in Böhmen.
9. M. depressa Hag. sp. — Taf. 25. Fig. 1.
1851. Cellepora depressa v. Hagenow. Bryoz. v. Maastricht. pag. 93. Taf, 11. fig. 13.
Sie gehört ebenfalls in die Gruppe der M. irregularis, von welcher sie sich schon bei flüchtiger
Betrachtung durch die grösseren, weniger unregelmässigen Zellen unterscheiden lässt, wenn sie auch nicht
immer so breit sind, wie sie die Hagenow’sche Abbildung darstellt.
Die eiförmigen Zellen stehen mehr weniger deutlich im Quincunx und sind mitunter ebenso breit
als lang. Sie werden von einem ziemlich dicken erhabenen Rande eingefasst, der in etwas angewittertem Zu-
stande eine darauf verlaufende Längsfurche wahrnehmen lässt. Die ebene Zellendecke liegt ziemlich tief unter
dem Niveau des genannten Randes; die grosse Mündung ist meist halbrund mit abgestutzter Hinterlippe.
Zwischen diese Zellen findet man nicht selten Avicularzellen eingestreut, welche an beiden Enden,
besonders aber am vorderen, lang zugespitzt und bisweilen gebogen sind. In der Mitte tragen sie eine ziemlich
grosse elliptische Mündung.
Sehr selten, auf Exogyra reticulata aufgewachsen. A
low Mestenunsuleaskssı — lat 257 Big 2 35u16,
1846. Marginaria tenuisulea Rss., Verst. d. böhm. Kreideform. pag. 69. Taf. 15. fig. 10. (icon mala).
Die mehr weniger regelmässig im Quineunx stehenden Zellen sind elliptisch und von einem schmalen,
wenig erhabenen Rande eingefasst, der in seinem vorderen Theil am dicksten und am höchsten ist. Die
1) Palaeont. france. terr. eret. V. pag. 554. Taf. 729. fig. 9, 10.
Palaeontographica XX, 4. 16
— 104 —
mässig grosse Mündung ist halbrund oder gerundet dreiseitig, die Zellendecke sehr wenig von einer Seite zur
anderen gewölbt, gegen die Mündung hin abschüssig. Von den Seitentheilen der Mündung läuft längs dem
Zellenrande nach hinten eine seichte furchenartige Depression, welche sich rückwärts allmählich verflacht.
Bei den vom Ausgangspunkte der Colonie entfernteren Zellen steht oft am hinteren Ende entweder in
der Mittellinie oder etwas seitwärts ein kleines rundliches oder ovales Avicularium. Die Övicellarien sind
helmförmig, etwas verlängert, schwach seitlich zusammengedrückt, glatt, mit scharfem Mündungsrande.
Selten auf Ostrea hippopodium aufgewachsen. — In demselben Schichtenniveau auch in den Schillingen
bei Bilin in Böhmen.
Lepralia Johnst.
Meistens einschichtige incrustirende Colonieen, durch von einem Centrum ausstrahlende, mehr weniger
regelmässig alternirende Zellenreihen gebildet. Die Zellen sich berührend, durch Furchen geschieden, Krug-
förmig, liegend, mit kalkiger, mehr weniger gewölbter Zellendecke, die nur eine Mündung von beschränktem
Umfange offen lässt. Mit oder ohne Avicularien und Vibrakeln !).
«) Ohne Avicularporen.
1. L. sulcata Rss. — Taf. 25. Fig. 8.
1846. Escharina sulcata Reuss, d. Verst. d. böhm. Kreideform. pag. 67. Taf. 15. fig. 25. (icon mala).
Mitunter umfangreiche Colonieen kleiner, mehr weniger im Quincunx stehender, flacher, gewöhnlich
hexagonaler, bisweilen durch Abrundung der Ecken ovaler Zellen, die von einer schmalen seichten Furche
umgrenzt sind. Die sehr kleine Mündung ist quer-oval oder halbrund, scharfrandig. Die glatte Zellendecke
erhebt sich in der Mitte nur in sehr flacher Wölbung, am meisten unmittelbar hinter der Mündung; zunächst
dem Rande bietet sie eine seichte furchenartige Depression dar, die im hinteren Seitentheile am deutlichsten
ausgesprochen ist.
L. Maceana d’Orb.?) aus dem Cenoman von Le Mans ist sehr ähnlich, wenn nicht identisch.
Selten auf Ostrea hippopodium. Auch im unteren Pläner der Schillinge bei Bilim in Böhmen.
2. L. undata n. sp. — Taf. 25. Fig. 5.
Unregelmässige Ausbreitungen ziemlich grosser, mehr weniger im Quincunx stehender, eiförmiger oder
etwas hexagonaler, durch tiefe Furchen gesonderter Zellen. Die ziemlich kleine, runde oder hinten schwach
abgestutzte Mündung ist hoch und scharf umrandet. Der in der Mitte der Länge nach schwach und stumpf
gekielte Zellenbauch trägt ungleiche, wellige quere Anwachslinien.
Sehr selten auf Eschara heteromorpha Rss.
2
3. L. radiata Röm. sp.?
1841. Escharina radiata Römer ]. ce. pag. 13. Taf. 5. fig. 4.
1846. Reuss, d. Verst. d. böhm. Kreideform. pag. 68. Taf. 15. fig. 19.
Die vorliegenden kleinen, auf Ostrea hippopodium aufsitzenden Colonieen sind in Folge von Abreibung
so unvollständig erhalten, dass ihre Identität mit der Römer’schen Species trotz ihrer Wahrscheinlichkeit doch
nicht mit Sicherheit ausgesprochen werden kann.
!) Busk, a Monograph of the Crag Polyzoa. pag. 37. — Reuss, Foraminiferen, Anthozoen u. Bryozoen des deutsch.
Septarienthones. pag. 56.
?) d’Orbigny 1. c. V. pag. 405. Taf. 604. fig. 15, 16. (Zscharina).
— 15 —
Findet sich selten auch im unteren Pläner der Schillinge bei Bilin, nach Römer in der unteren
Kreide von Peine.
ß) Mit Avieularporen.
4. L. interposita n. sp. — Taf. 25. Fig. 4.
Kleine, in wenig regelmässigen Radialreihen stehende gewölbte, durch tiefe Furchen geschiedene
eiförmige oder etwas hexagonale Zellen, welche sich mit dem vorderen verschmälerten Ende, das die ziemlich
dick umrandete, kleine rundliche Mündung trägt, etwas aufrichten. Hinter den meisten Zellen steht eine
sehr kleine längliche, gewölbte, fein-gemündete Avicularcelle. Bisweilen sind sogar zwei solche Zellen vor-
handen, symmetrisch zu beiden Seiten des hinteren Zellenrandes gelegen.
Sehr selten auf Eschara heteromorpha Rss. aufgewachsen.
3. Fam. Escharidea.
Aufrechte, mit fester kalkiger Basis aufgewachsene, zusammengedrückte, blätterige, gelappte, baumförmig
ästige oder netzförmig verästelte Polypenstöcke, bestehend aus einer einfachen oder aus 2 oder mehreren
mit der Rückenseite mit einander verwachsenen Schichten liegender Zellen, welche nur auf einer oder auf
beiden Seiten des Polypenstockes ausmünden.
Eschara Ray.
Der aufrechte, mehr weniger zusammengedrückte, baumförmig- oder lappig-ästige oder selbst blattförmige
Polypenstock besteht aus 2 mit dem Rücken an einander liegenden und untrennbar verwachsenen Schichten
von im Quincunx angeordneten, liegenden, krugförmigen Zellen, welche auf beiden Flächen des Polypen-
stockes ausmünden.
1. E. latilabris n. sp. — Taf. 25. Fig. 9.
Von dieser Species liegen nur kleine Bruchstücke vor, welche es wahrscheinlich machen, dass sie
dünne blattartige Ausbreitungen gebildet habe. Die kurzen Zellen stehen in wenig schrägen, nach beiden
Seiten abfallenden Reihen. Die grosse runde Mündung wird von einem vorragenden, besonders im unteren
Theile breiten, nach innen abschüssigen Randsaume eingefasst. Der übrige, kleinere Theil der Zellen dacht
sich nach unten und gegen beide Seiten ab. Seitlich werden sie durch tiefe Furchen geschieden.
Sehr selten.
2. E. heteromorpha n. sp. — Taf. 25. Fig. 10— 13; Taf. 26. Fig. 1.
Diese sehr häufig vorkommende Species steht der E. pyriformis Goldf.!) sehr nahe, unterscheidet
sich aber durch die Form der Colonie, die geringere Grösse der Zellen und einige andere Merkmale.
Noch mehr stimmt sie in mancher Beziehung mit E. Delarueana d’Orb. aus dem Senonien von
Royan ?) überein, doch auch von dieser weicht sie "durch eine sehr differente Bildung der seitlichen Zellen-
reihen ab, wovon Orbigny keine Erwähnung thut.
Sie bildet breite, stark zusammengedrückte, sich gabelig spaltende Stämmchen, die in der Mitte am
dicksten sind und gegen die Ränder hin sich etwas zu verdünnen pflegen. Die Zellen stehen jederseits sehr
regelmässig in 7— 11 alternirenden Längsreihen. Sie sind birnförmig, oben gerundet, unten beträchtlich
!) Goldfuss, Petref. Germ. I. pag. 24. Taf. 8. fig. 10. — v. Hagenow, Bryozoen v. Maastricht. pag. 75. Taf. 9. fig. 65
Taf. 11. fig. 6.
®) d’Orbigny, Paleont. frang. terr. cr&t. V. pag. 105. Taf. 602. fig. 6—8; Taf. 673. fig. 8.
— 106 —
verschmälert und abgestutzt. Nur sehr selten nehmen einzelne Zellen einen rhomboidalen Umriss an. Im
wohlerhaltenen Zustande werden sie von einem ziemlich breiten gemeinschaftlichen erhabenen Rande umgeben,
auf welchem man schon bei dem geringsten Grade des Abgeriebenseins eine feine Grenzlinie verlaufen sieht.
Bei stärkerer Abreibung verflacht sich die Randerhebung mehr und die Zellengrenze gibt sich als eine
Furche zu erkennen, die aber immer seicht und sehr schmal bleibt.
Der innere Theil der Zelle ist flach, schüsselförmig vertieft und fällt gegen die am tiefsten gelegene
Mündung allmählich ab. Diese ist verhältnissmässig gross, indem sie beinahe die Hälfte der Zelle einnimmt,
halb elliptisch, oben gerundet, unten abgestutzt, von einem sehr schmalen und niedrigen scharfen Rande um-
geben. In sehr wohl erhaltenem Zustande ragt die Unterlippe in ihrem mittleren Theile mit zwei sehr kurzen
Läppchen in die Mündung hinein. In den meisten Fällen ist dies jedoch nicht mehr wahrnehinbar. Die
Zellendecke ist niedergedrückt, fast eben.
Die von d’Orbigny bei E. Delarueana angegebenen und abgebildeten sichelförmigen Avicularzellen
habe ich an den zahlreichen sächsischen Exemplaren nie gesehen. Dagegen hatte ich Gelegenheit, mancherlei
abnorm entwickelte Zellen zu beobachten. Bisweilen verkürzen sich dieselben beträchtlich, werden fast gleich-
seitig hexagonal oder selbst pentagonal, wobei die kleinere, mehr rundliche Mündung beinahe in die Mitte
der Zelle rückt. In selteneren Fällen vergrössern sich einzelne Zellen ungewöhnlich und nehmen dabei einen
unregelmässig hexagonalen Umriss an. Noch seltener spaltet sich eine Zelle durch eine schräge Furche in
zwei sehr regellos gestaltete mit kleineren Mündungen. Bisweilen verlängert sich die Zellendecke nach unten,
mit zwei seitlichen Zipfeln endigend, wobei diese Verlängerung die Mündung der nächstunteren Zelle theilweise
überdeckt. Endlich schliesst sich mitunter die Mündung einzelner kleimer Zellen bis auf eine enge rundliche
Centralöffnung. Eine constante Ahweichung in ihrer Beschaffenheit zeigen aber die Zellen der seitlichen End-
reihen an den Stämmchen. Abgesehen von der oft eintretenden Unregelmässigkeit ihres Umrisses, hat jede
Mündung neben sich nach aussen eine Avicularpore von wechselnder Grösse, aber stets grösser als die Nachbar-
poren. Sehr oft wird sie auch auf der inneren Seite von einer solchen grösseren, gewöhnlich etwas weiter
abwärts gerückten Pore begleitet. Ferner zeigt sich die Decke der abwechselnden, seltener zweier oder gar
dreier auf einander folgender Zellen gewölbter und am Rande von einem Porenkranze durchbohrt. Oft stellen
sich jedoch auch noch einzelne kleinere Poren auf dem Mittelfelde des Zellenbauches ein. Die meistens kleinere
Mündung dieser Zellen wird überdies gewöhnlich durch einen oder selbst zwei von unten und aussen hinein
ragende spitzige Zähne verengt. Die zwischenliegenden, nicht porösen Zellen sind in der Regel kleiner und
weniger regelmässig gestaltet.
3. E. osculifera n. sp. — Taf. 26. Fig. 2 —4.
Die vorliegenden Bruchstücke zusammengedrückter, gabelästiger Stämmchen sind in ihrer Physiognomie
sehr veränderlich. Sie werden von alternirenden Längsreihen unregelmässig eiförmiger, äusserlich nur selten
und unvollständig begrenzter Zellen bedeckt. Gewöhnlich lässt sich ihre Stellung, Gestalt und Grösse nur
aus der Lage der Mündungen erkennen. Dieselben sind ziemlich gross und rundlich; in wohlerhaltenem Zu-
stande entspringt jedoch eine zungenförmige Verlängerung von der Mitte des Unterrandes und verengert die-
selbe. In den meisten Fällen ist aber davon keine Spur mehr wahrnehmbar. Fast immer ist die Mündung
nur eingesenkt; nur selten sieht man sie von einem meist wenig deutlichen erhabenen Rande umgeben.
Zu beiden Seiten unterhalb der Mündung steht eine mässig grosse pustulöse, dick umrandete Avicular-
pore mit einer rundlichen Oeffnung von sehr wechselnder Grösse. Bisweilen beobachtet man aber noch
weiter abwärts auf dem Zellenbauche, entweder in der Mittellinie oder mehr seitwärts, eine gewöhnlich kleinere
— 107 —
Avicularpore. Nebstdem sind noch einige nicht umrandete grobe Poren an den Seitenrändern der Zellen oder
auf dem Zellenbauche einzeln zerstreut. Die Oberfläche der Stämmchen wird dadurch oft sehr uneben, fast höckerig,
Nicht gar selten.
4. E. pupoides n. sp. — Taf. 26. Fig. 5.
Blattartig zusammengedrückte Stämmchen, deren Flächen nicht sehr regelmässige alternirende Längs-
reihen verlängerter, schmaler, flacher, durch wenig tiefe Furchen gesonderter Zellen darbieten. Am oberen
Ende steht die verhältnissmässig kleine, oben gerundete, unten verschmälerte und abgestutzte Mündung, ober-
halb welcher sich beiderseits eine kleine ohrförmige Avicularpore erhebt. Bisweilen rücken diese etwas tiefer
neben die Mündung herab. In seltenen Fällen beobachtet man jedoch über den in normaler Stellung befind-
lichen Avicularporen noch ein zweites Paar ähnlich gestalteter Avicularien. Uebrigens ist die Mündung von
einem schwach erhabenen, schmalen Rande umsäumt. Auf der flachen Zellendecke verlaufen jederseits 7—11
sehr seichte Querfurchen, sich in der Mittellinie begegnend, die oberen vollkommen horizontal, nur die unteren
schwach aufsteigend.
Selten im unteren Pläner von Plauen.
Biflustra d’Orb.
Der blättrige oder ästige Polypenstock besteht aus zwei mit der Rückenseite an einander liegenden,
gewöhnlich leicht trennbaren Schichten von in regelmässig alternirenden Längsreihen stehenden, umrandeten
Zellen. Sehr oft lösen sich auch die Zellenreihen leicht von einander ab.
1. B. crassimargo n. sp. — Taf. 26. Fig. 6.
In der Zellenform kömmt sie sehr mit der Vineularia Argus d’Orb.!) überein, ist jedoch eine echte
Biflustra, indem die beiden Zellenschichten ohne Vermittlung einer Germinalplatte verbunden sind und sich
leicht trennen lassen, wie auch die Längsreihen der Zellen selbst.
Die grossen Zellen stehen in alternirenden Längsreihen, sind birnförmig oder unregelmässig hexagonal
und von einem dicken Rande eingefasst, auf welchem nur an wohlerhaltenen Stücken eine sehr seichte
Trennungsfurche verläuft. Die grosse Mündung ist vertical elliptisch, bisweilen in der unteren Hälfte etwas
verschmälert. Der sie vorne und seitlich begrenzende dicke Rand ist gegen die Mündung hin ziemlich tief
abschüssig. Ebenso senkt sich die Zellendecke gegen den am meisten niedergedrückten Unterrand der. Mün-
dung allmählich beträchtlich. Die Ovarialzellen sind stark gewölbt und in verticaler Richtung etwas verlängert
mit abwärts gerichteter Oeffnung. Sie überdecken den oberen Theil der Zellenmündung. Diese ist an den
seitlich gelegenen Zellenreihen oft beträchtlich verengert.
An der Seitenwand jeder Zelle zählt man 5—6 in einer Verticalreihe stehende Poren, durch welche
jede Zelle mit den seitlich angrenzenden zwei Zellen in Verbindung steht.
Sehr selten. Mir lag nur ein wohlerhaltenes Bruchstück zur Untersuchung vor.
4. Fam. Vineularidea.
Die Stämmehen kalkig, ungegliedert, gabelästig, drehrund oder prismatisch. Die Zellen stehen in
regelmässigen, alternirenden Längsreihen um eine imaginäre Axe.
“ineularia Defr.
Die Zellen sind niedergedrückt, umrandet. Sie entspricht der Gattung Salicornaria unter den ge-
gliederten chilostomen Bryozoen.
1) Biflustra Argus d’Orbigny, 1. c. V. pag. 253. Taf. 689. fig. 1—4.
— 108 —
1. V. Bronni Rss.
1846. Reuss, d. Verstein. d. böhm. Kreideform. pag. 66. Taf. 15. fig. 30.
Die nicht seltenen, sehr dünnen stabförmigen Fragmente stimmen mit der 1. c. gegebenen Beschrei-
bung und Abbildung vollständig überein.
Die Species gehört zu der d’Orbigny’schen Gattung Quadricellaria,‘) welche durch vier Längsreihen
von Zellen und daher durch einen rectangulären Querschnitt charakterisirt wird. Die Zahl der Zellenreihen
kann aber ebenso wenig zur Aufstellung einer haltbaren Gattung verwendet werden, als der Umstand, dass
zwei dieser Längsreihen etwas breiter sind als die übrigen. Es kann daher Quadricellaria wohl nicht von
Vincularia getrennt werden. Es kann dies um so weniger geschehen, da man an manchen Stämmchen fünf
Zellenreihen zählt.
Die Species wurde von mir schon früher ziemlich häufig im unteren Pläner der Schillinge bei Bilin
in Böhmen gefunden.
9. V. Plauensis n. sp. — Taf. 26. Fig. 7.
Sie ist der Y. bella Hag.”?) von Maastricht sehr nahe verwandt, und es wäre möglich, dass sie nur
eine Form derselben darstellte. Doch hat eine sorgfältige Vergleichung von Originalexemplaren als constante
Differenzen nachgewiesen: den robusteren Habitus der Stämmchen und der Zellen, die grössere Zahl der Längs-
reihen, in welche dieselben geordnet sind, und die grössere Mündung.
Ich habe nur einfache, unverästelte Fragmente gesehen, mit 10— 12 alternirenden Längsreihen von
Zellen. Diese sind hexagonal, mit auf- und abwärts gerichteten kürzeren Seiten und dickem erhabenem ge-
meinschaftlichem Rande, innerhalb dessen die Zellendecke seicht niedergedrückt ist. Die ziemlich grosse, breit-
elliptische Mündung steht in der oberen Hälfte der Zelle. Sie scheint von einem schwach erhöhten Rande
umgeben gewesen zu sein.
Sehr selten.
U. Br. cyclostomata.
Ueberrindend oder frei sich erhebend, knollig, lappig — oder baumförmig ästig, kalkig, gegliedert
oder ungegliedert. Zellen röhrig, in ihrer ganzen Weite geöffnet, meist ohne Deckel, ohne Avicularien und
Vibrakeln, auf verschiedene Weise angeordnet und gruppirt.
1. Fam. Diastoporidea.
Polypenstock meistens incrustirend oder kurz gestielt, kreis- oder fächerförmig, seltener sich frei
erhebend, lappig-blättrig oder ästig. Die röhrigen Zellen im unteren Theile liegend und verwachsen, mit dem
oberen Theile sich mehr weniger frei erhebend. Die etwas verengerte Mündung rund, seltener eckig. Am
peripherischen Rande des Polypenstockes eine Zone kleinerer eckiger Germinalzellen.
1. Berenicea Lamx.
Incrustirende, ein- oder mehrschichtige, fächerförmige oder durch Verwachsung mehrerer neben ein-
ander gebildeter Colonieen gelappte Ausbreitungen. Das obere Ende der Röhrenzellen mii runder, mehr
weniger frei emporragender Mündung. °)
‘) Quadricellaria Bronni d’Orb. 1. ec. V. pag. 184.
?) v. Hagenow, Bryozoen v. Maastricht. pag. 60. Taf. 6. fig. 13.
°) Reuss, die Bryozoen, Anthozoen u. Spongiarien d. braunen Jura von Balin. pag. 4. (Denkschr. d. k. Akad. d. Wiss.
in Wien. Bd. 27.)
—Z510 IE —
1. B. Clementina d’Orb. — Taf. 26. Fig. 8.
1850—1851. d’Orbigny 1. c. V. pag. 865. Taf. 636. fig. 1, 2. (Diastopora Clementina.)
Flache einschichtige fächer- oder scheibenförmige Ausbreitungen, deren lange schlanke, oft gebogene
Zellen halbeylindrisch gewölbt sind und seitlich durch deutliche Furchen begrenzt werden. Sie stehen in mehr
weniger ausgesprochenen alternirenden Radialreihen. Die terminale, rundliche Mündung ist scharf umrandet
und ragt mässig stark hervor. Die Oberfläche der Zellen zieren feine, aber scharfe ungleiche Querrunzeln.
Obwohl d’Orbigny die Species nur aus dem Aptien anführt, kann doch die Identität unserer Species
kaum einem Zweifel unterliegen. In einem Falle bildeten sich drei Ausbreitungen über einander, aber sich
ungleichförmig überlagernd und scharf von einander geschieden.
Sehr selten.
2. B. rudis n. sp. — Taf. 26. Fig. 9.
Unregelmässige mehrschichtige Ausbreitungen mit regellos stehenden kurzen, sehr wenig gewölbten,
an den Seiten durch schwache Furchen begrenzten Zellen, deren rundliche Mündungen sehr schwach ringförmig
vorragen. Ihre Oberfläche ist mit gedrängten groben Poren bedeckt.
Sehr selten auf Ostrea hippopodium aufgewachsen.
3. B. grandis d’Orb. — Taf. 26. Fig. 10.
1850—1851. d’Orbigny l. c. V. pag. 866. Taf. 639. fig. 4, 5.
1846. Diastopora gracilis Reuss 1. c. pag. 65. Taf. 14. fig. 33. (ic. mala.)
e
Einschichtige rundliche, oft zusammenfliessende Ausbreitungen, deren lange, nicht selten gebogene,
röhrige Zellen äusserlich nur sehr undeutlich geschieden sind. Meistens sind ihre Grenzen nur an durch-
scheinenden Linien erkennbar. Die verhältnissmässig grösseren, senkrecht elliptischen Mündungen ragen mit
ihrem scharfen Rande mässig hervor und stehen ziemlich entfernt in wenig regelmässigen alternirenden Radial-
reihen. Ihre Zwischenräume erscheinen bei stärkerer Vergrösserung fein porös.
Die Species scheint durch sämmtliche obere Kreideschichten hindurch zu gehen. Bei Plauen ist sie
auf Austernschalen aufgewachsen. In Böhmen liegt sie im unteren Pläner der Schillinge bei Bilin und im
Scaphiten-Pläner von Hundorf, in Frankreich im Senon von F&camp (Seine-Inferieure).
4. B. Hagenowi Rss. — Taf. 26. Fig. 12.
1854. Reuss, Beiträge z. Kenntn. d. Kreideschichten d. Ostalpen. pag. 136. Taf. 28. fie. 6.
Sehr kleine und dünne Fächer- oder kreisförmige Ausbreitungen mit sehr gedrängten schmalen, halb-
cylindrischen, ziemlich kurzen Röhrenzellen, deren sehr kleine, rundliche, wenig vorragende Mündungen nahe
und im Quincunx stehen.
Selten auf Ostrea hippopodium aufgewachsen.
5. B. conferta n. sp. — Taf. 26 Fig. 11; Taf. 27. Fig. 1.
Sie nähert sich sehr der B. Olementina d’Orb., unterscheidet sich jedoch durch die zarteren, dünneren
gedrängten Röhrenzellen. Die dünnen einschichtigen Colonieen sind mehr weniger kreisförmig und bedecken
sich zuweilen theilweise. Die sehr schmal röhrenförmigen mässig langen Zellen sind durch deutliche Furchen
begrenzt und ragen halbeylindrisch vor. Ihre Oberfläche zeigt an besser erhaltenen Stellen bei starker Ver-
grösserung feine Querstreifen. Die rundlichen oder elliptischen Mündungen sind sehr klein.
Sehr selten auf Austernschalen aufgewachsen im Cenoman von Plauen und im Scaphitenpläner
von Strehlen.
—- 110 —
5. B. confluens Röm. sp. — Taf. 27. Fig. 7.
1841. Rosacilla confluens Römer, d. Verst. d. deutsch. Kreidegeb. pag. 19.
1846. Diastopora confluens Reuss, d. Verst. d. böhm. Kreideform. pag. 65. Taf. 15. fig. 41, 42.
1850—1851. Reptomultisparsa congesta d’Orbigny, 1. c. pag. 878. Taf. 640. fig. 1—6.')
Reptomultisparsa glomerata d’Orbigny. 1. c. pag. 877. Taf. 636. fig. 7, 8.
Scheibenförmige dicke, aus übereinandergelagerten Schichten, die nach oben hin allmählich kleiner
werden, bestehende Ausbreitungen, welche die Gestalt eines niedrigen Kegelabschnittes besitzen. Ihre obere
Fläche trägt in unregelmässig ausstrahlenden Reihen stehende, rundliche oder elliptische, von einem ange-
schwollenen Rande umgebene Mündungen. Die Zellengrenzen sind entweder gar nicht oder nur schwach
angedeutet. Stellenweise sind auf der Aussenwand derselben feine Querrunzeln wahrzunehmen. Obwohl diese
anderwärts nicht beobachtet worden sind, so kann ich mich bei der Uebereinstimmung aller übrigen Charak-
tere nicht entschliessen, darin einen Species-Unterschied zu sehen. Die schräg abschüssige Randfläche der
Colonie ist mit gedrängten Kleinen eckigen Germinalzellen bedeckt.
Selten auf Exogyra haliotoidea. Häufig im unteren Pläner der Schillinge bei Bilin und im Scaphiten-
pläner von Hundorf in Böhmen. In der Senonkreide von Rügen und im oberen Kreidemergel von Gehrden.
Diastopora Lamouroux.
In der Jugend bisweilen incrustirende, später frei in die Höhe wachsende, selten knollige, meistens
blätterige oder baumförmig verästelte Colonieen, die entweder einschichtig sind oder durch successive Ueber-
lagerung mehrschichtig werden. Die Mündung meistens rundlich, selten anders gestaltet.
1. D. Oceani d’Orb. — Taf. 27. Fig. 2, 3.
1850—1851. Reptelea Oceani d’Orbigny 1. c. V. pag. 641. Taf. 636. fig. 5, 6. (Diastopora Oceani.)
Ziemlich grosse unregelmässige Ausbreitungen, die mitunter einschichtig sind, wie es d’Orbigny von
seiner Reptelea angibt. Er scheint keine anderen Formen beobachtet zu haben. Das Vorhandensein eines
Deckels auf der Zellenmündung, welches Orbigny als charakteristisches Kennzeichen von Reptelea anführt,
dürfte an den bloss fossilen Formen wohl nicht mit Sicherheit beobachtet worden sein.
Bisweilen legen sich 2—3 Schichten über einander und in seltenen Fällen bildet die Species hohle
Stämmchen, wenn sie cylindrische Körper, die später zerstört werden, umhüllt. Eine solche Form scheint
auch die Diastopora escharoides d’Orb. (1. ec. T. 636. Fig. 3—5) darzustellen.
R Sehr häufig aber ist die Zahl der sich überrindenden Schichten eine noch grössere und es ver-
schmelzen auch mehrere Colonieen seitlich mit einander. Es entstehen dadurch dicke unregelmässige Rinden
oder selbst mehr als zollgrosse knollige Gestalten.
An denselben sind die Zellen meistens regellos gestellt und gestaltet und durch Abreibung oft in
ihrer ganzen Weite geöffnet. Sie sehen in diesem Zustande einer Celleporaria täuschend ähnlich und werden
von Orbigny zu Reptomultisparsa gezählt.
Die oberste Schichte der Colonieen zeigt wenig deutlich umgrenzte eiförmige, am vorderen Ende zu-
gespitzte Zellen, die mehr weniger im Quincunx angeordnet sind. Nur die grossen, etwas abgerundet drei-
seitigen, von einem ziemlich stark erhabenen Rande eingefassten Mündungen, die mehr als die Hälfte der
Zellenlänge einnehmen, treten deutlich hervor. Die übrige Zellenoberfläche ist ziemlich grob porös. Zwischen
!) d’Orbigny zieht ganz mit Unrecht die Diastopora congesta Rss. (l. c. pag. 65. Taf. 15. Fig. 43.) zu D. confluens,
von welcher sie sehr abweicht. Was d'Orbigny 1. c. Taf. 640. Fig. 1, 2 als solche abbildet, scheint wohl nur eine Form von
D. confluens mit etwas deutlicher begrenzten Zellen zu sein, ist aber von D. congesta Rss. sehr verschieden.
— 11 —
den typischen Zellen liegen einzelne, bei welchen der vordere Winkel des Mündungsrandes sehr verlängert
ist; an anderen ist das vordere nicht verlängerte Eck zu einem kleinen Höcker angeschwollen. Nicht selten
erscheint übrigens die Mündung geschlossen.
Selten auf Zxogyra haliotoidea und Ostrea hippopodium. In Frankreich im Cenoman von Le Mans
(Sarthe), Cap du Heve bei Havre (Seine-Inferieure).
Disecosparsa d’Orb. (Patinella Gray).
Die scheibenförmige Colonie auf der Oberseite gewöhnlich schüsselförmig vertieft mit stark verwach-
senen, gegen die Peripherie aufsteigenden Zellen mit einfacher rundlicher Mündung. Die öfter kurz gestielte
Unterseite mit einer concentrisch gestreiften Epithek überdeckt. Die Zwischenräume der Zellen porenlos.
1. D. clathrata n. sp. — Taf. 27. Big. 4.
Leider liest mir nur ein proliferirendes Exemplar zur Untersuchung vor. Die primäre Colonie sitzt
mit einem kurzen dünnen Stiele fest. Aus der Oberseite ihrer tellerförmigen Ausbreitung sprosst eine zweite
ähnlich gestaltete etwas grössere Colonie hervor; aus dieser zwei mit einander seitlich verwachsene kleinere,
und endlich aus den Rändern derselben erheben sich in vierter Reihe noch zwei sehr kleine niedrig becher-
förmige jugendliche Colonien. Alle sind am oberen Ende schüsselförmig ausgebreitet, die unteren mehr weniger
verbogen. Ihre Unterseite erscheint, wo sie frei ist, mit einer starken concentrisch streifigen Epithek bedeckt.
Die Oberseite besitzt eine bei den grösseren Colonieen ziemlich weite und tiefe Centraldepression. In der-
selben beobachtet man die schräg nach aussen aufsteigenden halbröhrigen, fest mit einander verwachsenen,
in Radialreihen stehenden Zellen mit eckig-rundlichen Mündungen. Der sehr breite peripherische Rand der
Colonieen zeigt fest verwachsene ziemlich grosse, fast vierseitige, sehr dünnwandige Germinalzellen, wodurch er
ein beinahe gitterförmiges Ansehen gewinnt.
Deframeia Bronn.
Polypenstock einfach, scheiben- oder pilzförmig oder durch Verschmelzen mehrerer einzelner Colonieen
regellos gestaltet, mit der ganzen Unterseite oder nur mit einem kurzen centralen Stiele festsitzend. Auf
der in der Mitte vertieften Oberseite sind die nach aussen aufsteigenden Röhrenzellen zu radialen, bald ein-
bald mehrreihigen leistenartigen Rippen verwachsen, auf deren oberem freiem Rande sie ausmünden. Die
Zwischenfurchen sind bald porös, bald porenlos. Orbigny hat auf diese Verschiedenheiten eine grosse Anzahl
von Gattungen gegründet, die kaum beibehalten werden können.
1. D. multiradiata n. sp. — Taf. 27. Fig. 5, 6.
Die Colonie ist scheiben-, linsen- bis präsentirtellerförmig. Die Unterseite ist in verschiedenem Grade
gewölbt bis zum Niedrig-kegelförmigen, mit einer concentrisch gestreiften Epithek überkleidet und mit einem
kurzen dünnen Stiele festgewachsen. Die Oberseite erscheint dagegen sehr flach gewölbt, mit seicht depri-
mirtem kreisförmigem Mittelfelde. Dasselbe umgeben zahlreiche (bis 50) schmale und niedrige radiale Leistchen,
die bald gleich am Rande dieser Centraldepression beginnen, bald erst in grösserem oder geringerem Abstande
davon einsetzen und- daher eine sehr verschiedene Länge besitzen. Auf ihrem Rücken tragen sie eine ein-
fache Reihe kleiner etwas eckiger Zellenmündungen, deren Rand nach innen hin dicker ist als in seinem
äusseren Theile. Gegen den peripherischen Rand der Colonie verflachen sich diese Leisten allmählich ganz.
Die Zwischenfurchen der Leisten, sowie die Centraldepression werden von eben solchen, aber ringsum dünn-
wandigen Mündungen bedeckt, die im Centrum am grössten, am Rande am kleinsten sind.
Palaeontographica XX. 4. 77
—-— 12 —
Selten ist die Colonie proliferirend, indem aus irgend einer Stelle der Oberseite eine zweite kurz
gestielte Colonie hervorwächst. Mitunter findet man auch mehrere Colonieen mit ihren Seitenrändern in eine
zusammenhängende Fläche verwachsen.
Ziemlich selten.
2. Fam. Tubuliporidea.
Colonieen liesend, meistens angewachsen, einfach oder verästelt, von einem excentrischen Punkte aus-
gehend. Die röhrenförmigen Zellen im unteren Theile verwachsen, am oberen Ende mehr weniger frei, in
ihrer ganzen Weite geöffnet mit runder Mündung und scharfem, einfachem Mündungsrande.
Stomatopora Bronn.
Colonie kriechend, mit ihrer Unterseite angewachsen, baumförmig verästelt; die Aeste aus einer ein-
fachen Längsreihe röhriger Zellen bestehend, von denen jede jüngere aus dem oberen Theile der Unterseite
der nächst älteren entspringt. Die Mündungen rund, mehr weniger ring- oder röhrenförmig vorragend.
1. St. rugulosa Rss. — Taf. 27. Fig. 8.
1854. Alecto rugulosa Reuss, Beiträge zur Kenntniss d. Kreidesch. der Ostalpen, pag. 137. tab. 27. fig. 13.
Unregelmässige, sich dichotom verästelnde schlanke Ausbreitungen mit bisweilen langen, in der Breite
veränderlichen Aesten. Die einzelnen halbwalzigen Zellen sind 2—2% mal so lang als breit. Die engen
kreisförmigen Mündungen ragen als niedrige Ringe oder als sehr kurze Röhrchen hervor. Die Oberfläche
der Zellen ist mit sehr ungleichen feinen Querrunzeln bedeckt.
Sie unterscheidet sich von der ebenfalls querrunzeligen St. subgracilis d’Orb. !) durch die längeren
schlanken Aeste und die viel mehr verlängerten schmäleren gleichbreiten Zellen. Noch viel kürzer sind die
Zellen der St. Calypso d’Orb. ?)
Nicht selten auf Ostrea hippopodium aufgewachsen. Im Nefgraben der Gosau findet man sie vor-
zugsweise auf Cyeloliten sitzend.
2. St. divaricata Röm. sp. — Taf. 28. Fig. 1, 2.
1848. Bronn. Ind. palaeont. pag. 1201.
1850—1851. d’Orbigny, l. e. V. pag. 840. tab. 629. fig. 16—18. (Alecto brevis.)
1836. Aulopora divaricata Römer, Oolith. pag. 15. tab. 17. fig. 2.
Die Aeste der unregelmässig dichotomen Ausbreitungen sind beträchtlich breiter als bei der vorigen
Art, halbeylindrisch gewölbt, an den niedergedrückten Seitenrändern etwas ungleich. Die einzelnen Zellen,
wenig länger als breit, erscheinen bei starker Vergrösserung fein und gedrängt punktirt. Mitunter treten
auch noch Spuren sehr feiner Querrunzeln hervor. Das Vorderende der Zellen biegt sich unter beinahe
rechtem Winkel um und ragt im wohlerhaltenen Zustande röhrig hervor.
Nicht selten auf Austernschalen aufgewachsen. Auch bei Essen an der Ruhr und bei Le Mans
in Frankreich.
Proboscina d’Orbigny.
Colonie kriechend, baumförmig verästelt, bisweilen netzförmig verbunden. Die halb cylindrischen,
seltener mehr flachen Aeste bestehen aus mehreren Längsreihen verlängerter röhriger Zellen, die, in dem
grössten Theile ihrer Länge fest verwachsen, sich mit dem oberen, gewöhnlich etwas verschmälerten Ende
!) Orbigny, 1. c. V. pag. 838. tab. 629. fig. 1—4.
?) Orbigny, 1. c. V. pag. 841. tab. 630. fig. 5—8.
— 18 —
aufwärts biegen. Dieses in wechselnder Ausdehnung freie Ende trägt die runde scharf umrandete Mündung.
Die Knospung erfolgt, indem die Tochterzellen an der Krümmungsstelle aus der Unterseite der älteren Zelle
hervorspriessen. Die Mündungen liegen bald mehr weniger regelmässig in Querreihen, bald regellos zerstreut.
1. Pr. angustata d’Orb. — Taf. 28. Fig. 3, 4.
1850—1851. D’Orbieny 1. c. V. pag. 852. tab. 632. fie. 7—9.
Sie ist die zarteste unserer Proboscina-Arten und bildet sehr schlanke unregelmässige dichotome
Colonieen, deren schmale Aeste aus sehr langen dünnen Röhrenzellen bestehen, deren nur zwei oder höchstens
drei in einem Aste neben einander liegen. Sie werden äusserlich in ihrer ganzen Ausdehnung durch sehr
feine vertiefte Linien begrenzt. Die sehr entfernt stehenden vereinzelten kreisrunden Mündungen sind sehr
klein und ragen ringförmig hervor.
Sehr selten auf Hxogyra haliotoidea aufgewachsen. Auch in Frankreich bei Le Mans (Sarthe).
2. Pr. gracilis n. sp. — Taf. 28. Fig. 6, 9.
Die kriechenden Colonieen wenig ästig mit vereinzelten schlanken, langen Aesten, die nur sehr lang-
sam an Breite zunehmen und an dem verdickten Ende abgerundet sind. Die sehr dünnen halbeylindrischen
Röhrenzellen stehen unregelmässig alternirend, im dickeren Theile der Aeste 3—5 an einander gedrängt. In
der Längsrichtung der Aeste sind die kleinen rundlichen Mündungen der ziemlich langen Zellen viel weiter
von einander entfernt. Bei stärkerer Vergrösserung erscheint auch hier die Zellenwand sehr fein quergestreift.
Sehr selten auf Ostrea hippopodium aufgewachsen.
3. Pr. subelavata n. sp. — Taf. 28. Fig. 5.
Sie zeigt mit manchen der schon beschriebenen Arten Aehnlichkeit, ohne jedoch mit einer derselben
völlig übereinzustimmen. Von Pr. radiolitorum d’Orb. !) unterscheidet sie sich durch den nicht kantigen Rücken
der Aeste, durch die kleineren Mündungen und die deutlicher gesonderten röhrigen Zellen ; von Pr. cornucopiae
d’Orb.?), mit welcher sie in der letztgenannten Beziehung übereinkommt, durch die längeren, schmäleren, sich
weniger verdickenden und gewölbteren Aeste. Am meisten Analogie besitzt sie mit Pr. ramosa Mich. sp. >).
Jedoch sind bei unserer Species die Aeste meistens länger, die Zellenmündungen viel gedrängter.
Die Colonieen sind etwas unregelmässig gabelästig; die ziemlich langen, an der Basis sehr schmalen
Aeste verbreitern sich sehr allmälich und nehmen dadurch eine keulenförmige Gestalt an. Besonders ist diess
der Fall bei den sich dichotom theilenden Aesten. Doch fehlt diese Verdickung auch nicht ganz bei den
einfach bleibenden Aesten, in welchem Falle auf die Verdickung wieder eine zeitweilige Verschmälerung folgt.
Die seitliche Begrenzung der verwachsenen röhrenförmigen Zellen ist auf der halb cylindrisch ge-
wölbten Oberfläche der Aeste durch deutliche Furchen ausgesprochen. Die runden, stark röhrig vorragenden
Mündungen stehen je 3—7 in schrägen, queren oder selbst winkelig gebrochenen Reihen und sind einander
manchmal sehr genähert. Die Entfernung der Querreihen der Mündungen ist etwa doppelt so gross, als
jene der Längsreihen.
Selten auf Austernschalen aufgewachsen.
4. Pr. punctatella Rss. — Taf. 28. Fig. 7.
1854. Reuss, Beiträge z. Charakt. d. Kreideschichten in d. Ostalpen, pag. 137. tab. 27. fig. 11, 12.
!) Orbigny l. c. V. pag. 854. tab. 633. fig. 8S—10.
2) Orbigny 1. c. V. pag. 854. tab. 633. fig. 11—13; tab. 634. Fig. 7—9.
3) Orbigny 1. ce. V. pag. 851. tab. 632. fig. 1-3; tab. 633. fig. 1—3.
— 1lda —
Die Colonieen sind wenig und unregelmässig gabelförmig-ästig; die Aeste sehr regellos gestaltet und
ausgebreitet. Ihre flache Oberseite ist mit in regellosen Querreihen (zu je 4—7) stehenden, nicht sehr stark
ringförmig vorragenden, ziemlich grossen, runden Mündungen bedeckt, welche sowohl in querer als in der
Längsrichtung, besonders in der ersteren, einander sehr genähert sind. Die seitliche Begrenzung der nieder-
gedrückten Zellenröhren ist nur durch schwache Furchen angedeutet, ihre Oberfläche stark porös.
Sehr selten auf Austernschalen aufgewachsen. Die von mir 1. c. aus dem Nefgraben in der Gosau
abgebildeten Exemplare besitzen weniger breite Aeste, als die aus dem sächsischen Cenoman.
5. Pr. radiolitorum d’Orb. — Taf. 28. Fig. 12.
1850—1851. D’Orbigny 1. ec. V. pag. 854. tab. 633. fig. S—10.
1854. Reuss, Beitr. z. Charakt. d. Kreideschichten im d. Ostalpen. pag. 137. tab. 27. fig. 14; tab. 28. fie. 7.
Unsere Exemplare dürften wohl mit der französischen Species identisch sein; mit den böhmischen
und jenen aus der Gosau stimmen sie ohne Zweifel überein. Die Colonieen sind unregelmässig gabelästig.
Die gewölbten Aeste verdicken sich gegen das Ende hin etwas und sind mit mehr weniger regelmässigen
Querreihen sehr genäherter kreisförmiger, ringförmig vorragender kleiner Mündungen bedeckt. Die seitlichen
Grenzen der kurzen Röhrenzellen sind nur selten und undeutlich wahrnehmbar.
Selten. Gemeiner ist die Species in der Gosau, wo sie gewöhnlich auf der Unterseite der Oycloliten
aufsitzt. Im unteren Pläner der Schillinge bei Bilin in Böhmen, sowie im Turonien von Pons in Frankreich
sehr selten.
6. Pr. anomala n. sp. — Taf. 28. Fig. 8.
Sie ähnelt sehr manchen Formen, welche ich aus dem Leithakaike von Eisenstadt in Ungarn früher
irriger Weise unter dem Namen Diastopora echinata v. M. beschrieben hatte. !)
Sie ist einfach oder unregelmässig ästig. Die ungleich, aber sehr stark röhrenförmig vorragenden
runden Mündungen stehen in sehr genäherten regellosen Querreihen. Die Zellenoberfläche ist fein und un-
gleich quergerunzelt.
Sehr selten auf Austernschalen aufgewachsen.
7. Pr. aggregata n. sp. — Taf. 28. Fig. 10, 11.
Kurz und regellos ästige gewölbte oder flächenartig ausgebreitete Ueberrindungen, bedeckt von ge-
drängten sich beinahe überall berührenden, ringförmig umrandeten runden Mündungen, welche, besonders an
den verzweigten Colonieen, stellenweise eine Anordnung in Querreihen wahrnehmen lassen, während sie ander-
wärts regellos gehäuft sind. Die ziemlich hohen, steil abfallenden Ränder der Colonien sind mit gedrängten,
scharfrandigen, etwas kleineren und polygonalen Mündungen bedeckt.
Selten auf Ostrea hippopodium aufgewachsen.
Unsere Species dürfte wohl mit Pr. (Reptotubigera) elevata d’Orb.?) aus dem französischen Senon
zusammenfallen. Orbigny’s Beschreibung scheint nur nach einer Form der in der Gestalt offenbar recht ver-
änderlichen Species entworfen zu sein. Ich habe es deshalb aber doch nicht gewagt, die Identification direct
vorzunehmen, sondern die Wahrscheinlichkeit nur angedeutet.
!) Reuss, fossile Polypen d. Wiener Tertiärbeckens. pag. 52. tab. 7. fig. 14, 15.
?) Orbigny 1. c. V. pag. 755. tab. 760. fig. 1—3.
— 115 —
Reptotubigera d’Orb.
Die kriechenden Colonieen einfach, vorne verbreitert, fächerförmig oder dichotom ästig. Die runden
ringförmig vorragenden Mündungen stehen in in der Mitte winkelig gebrochenen Querreihen. Ihre seitliche
Begrenzung ist wenig deutlich. Die Germinalporen am vorderen Ende der Ausbreitung.
Die Gattung I/dmonea wurde von Lamouroux !) unzweifelhaft auf eine kriechende Species, die jurassische
Id. triquetra Lam. gegründet und erst später wurden derselben freiwachsende Arten einverleibt und dadurch
der Gattungscharakter verrückt, nicht blos erweitert. Orbigny versuchte anfänglich 2) die ursprüngliche Be-
deutung festzuhalten, indem er für die freiwachsenden Arten die Gattung Crisisina gründete; später ging er
jedoch wieder von dieser Ansicht ab und gebrauchte statt letzterer den Namen Idmonea, schuf dagegen für
die incerustirenden Arten die Gattung Reptotubigera°). Auch J. Haime *) hat sich auf den Standpunkt Lamou-
roux’s gestellt und nimmt den Namen /dmonea nur für die kriechenden inerustirenden Species an. Die meisten
neueren Palaeontologen haben dagegen die von Orbigny später adoptirte Ansicht angenommen. So sehr
ich nun auch die Berechtigung des Lamouroux’schen Gattungsbegriffes anerkenne, glaube ich doch, um die
unvermeidliche Namenverwirrung nicht immer mehr zu steigern, der fast allgemein adoptirten, wenngleich
willkürlichen Methode folgen zu müssen. Ich begreife daher unter Idmonea die frei sich erhebenden, baum-
förmig verästelten Arten (Orisisina d’Orb. prius) und lege den kriechenden Arten den Namen Reptotubigera
bei. Dabei halte ich mich jedoch streng an die von Orbigny gegebene Charakteristik. Nach dieser müssen
mehrere als Reptotubigera beschriebene und abgebildete Arten, wie z. B. R. neocomensis (Taf. 763. fig. 1—3)
und R. elevata d’Orb. (Taf. 760. fig. 1—3) ausgeschlossen und zu Proboscina versetzt werden.
1. R. virgula d’Orb. — Taf. 28. Fig. 13.
1850—1851. Orbigny 1. e. V. pag. 753. tab. 631. fig. 15--17. (Idmonea virgula.)
Die Fossilreste von Plauen stimmen völlig mit der Orbigny’schen Species aus dem Cenoman von
Le Mans (Sarthe) überein. Sie bilden längliche, stark gewölbte, hinten zugespitzte, vorne breit gerundete
Ausbreitungen, auf deren Oberseite die dick umrandeten, ringförmigen Mündungen in geraden, in der Mittel-
linie fast rechtwinkelig gebrochenen Reihen angeordnet sind. In ihren Zwischenräumen ist keine Begrenzung
der Zellen äusserlich sichtbar. Am Rande des Vorderendes der Colonie stehen kleine Germinalzellen.
Sehr selten.
Tubulipora Lam.
Colonieen liegend, grösstentheils angewachsen, einfach oder wenig getheilt, von einem excentrischen
Punkte ausgehend. Die röhrenförmigen Zellen nur in ihrem unteren Theile verwachsen, mit dem oberen,
freien Ende in beträchtlicher Ausdehnung röhrig vorragend. Die runden Mündungen scharfrandig.
1. T. linearis n. sp. — Taf. 33, Fig. 17.
Sie gehört zu jener Gruppe, welche Lamouroux in seiner Gattung Obelia zusammenfasst (Expos. meth.
des genres de polyp. pag. 81. Taf. 8. Fig. 7, 8). Die auf Austernschalen aufgewachsenen Colonieen sind sehr
klein, unverästelt, sehr schlank und beinahe in ihrer gesammten Länge gleich breit. Auf ihrer gewölbten
Oberseite stehen die feinröhrenförmigen, in mässiger Ausdehnung freien Zellenmündungen in zwei Län gsreihen
abwechselnd nach rechts und links gewendet.
1) Expos. method. des genres de polyp. pag. 80.
2) Prodrome de paleont. strat. II. pag. 265 — Cours el&ment. de paleont. et de geol. strat. II. 1. pag. 107.
3) Pal. frangaise terr. eret. V. pag. 728, 751.
4) Deseript. des bryozoaires foss. de la format. jurass. 1854. pag. 170.
— 1M16) —
3. Fam. Entalophoridea.
Polypenstock frei in die Höhe wachsend, mehr weniger baumförmig verzweigt. Die langen Röhren-
zellen bündelförmig fest verwachsen, entweder rund um die Stämmchen oder nur auf einer Seite derselben
ausmündend. Keine poröse Rückenschichte, keine accessorischen und Zwischenporen.
Entalophora Lamx.
Die Zellenmündungen sind rings um die Stämmchen vertheilt, bald regellos zerstreut, bald mehr
weniger deutlich im Quincunx gestellt. ')
1. E. virgula v. Hag. sp. — Taf. 29. Fig. 1, 2.
1851. Pustulipora virgula v. Hagenow, Bryoz. v. Maastricht. pag. 17. tab. 1. fig. 3.
Pustulipora rustica v. Hagenow, 1. ce. pag. 17. tab. 1. fig. 5.
Auf den nicht sehr dünnen gabelästigen Stämmchen stehen die schräg nach aufwärts gerichteten
Mündungen, gewöhnlich je 4—6 in einem Umkreise einer wenig regelmässigen, steilen Spirale. Im wohler-
haltenen Zustande sind sie rundlich und ragen nicht unbeträchtlich vor; sehr oft bilden sie aber in Folge
von Abreibung nur schwache Vorragungen und haben einen elliptischen Umriss angenommen. Die langen
Röhrenzellen sind nur in ihrem Endtheile durch seichte Furchen geschieden; übrigens erkennt man ihre seit-
liche Begrenzung nur an dem Vorhandensein durchscheinender feiner dunkler Linien. Die Schalenoberfläche
trägt zarte ungleiche Querstreifen und lässt bei stärkerer Vergrösserung sehr zahlreiche und feine Poren
wahrnehmen.
Ob E. virgula wirklich mit E. raripora d’Orb. ?) übereinstimme, vermag ich bei dem Mangel fran-
zösischer Originalexemplare nicht zu entscheiden. Die Orbigny’schen Abbildungen, die aber selbst wenig Ueber-
einstimmung zeigen, scheinen nicht dafür zu sprechen.
Pustulipora rustica v. Hag. ist aber von EP. virgula nicht zu trennen; sie ist nur auf Fragmente
älterer diekerer Stämmchen gegründet. E. attenuata Stol. 3) scheint auch nur wenig verschieden zu sein.
Nicht häufig bei Plauen. — Im Kreidetuff von Maastricht und Falkenberg.
2. E. pulchella Rss. — Taf. 29. Fig. 3.
1869. Spiropora pulchella Reuss, pal. Stud. über die ält. Tertiärschicht. d. Alp. I. pag. 75. tab. 36. fig. 4, 5.
Diese Species scheint sich einer ausgedehnten verticalen Verbreitung zu erfreuen. Zuerst habe ich
sie im Miocän Oesterreichs aufgefunden; später völlig übereinstimmend im Oligocän des Vicentinischen,, in
beiden Schichtengruppen häufig. Jetzt sehe ich mich ausser Stande, eine Entalophora-Art aus der Tourtia
von Plauen durch irgend ein annehmbares Kennzeichen davon zu unterscheiden.
Auf den sich etwa unter 80° gabelnden cylindrischen Stämmchen stehen die runden, schwach ring-
förmig umrandeten Mündungen in steilen Spiralen, in etwa 15—17 meistens regelmässigen Längsreihen. Ihr
verticaler Abstand ist weit beträchtlicher als ihr seitlicher, denn die Röhrenzellen erreichen eine nicht unbe-
deutende Länge. Sie sind nur selten seitlich durch sehr seichte Furchen begrenzt; meistens hat der abge-
flachte Zellenbauch jederseits eine sehr schwache erhabene Linie neben sich. Die Schalenoberfläche ist mit
gedrängten zarten Poren bedeckt.
Nicht häufig.
!) Reuss, Foraminif., Anthoz. und Bryozoen d. deutsch. Septarienthones. pag. 77.
2) d’Orbigny 1. c. V. pag. 787. tab. 621. fig. 1—3; tab. 623. fig. 25—27.
®) Reuss, paläont. Stud. über d. ält. Tertiärschicht. d. Alpen. II. pag. 74. tab. 36. fig. 1, 2.
— uf —
E. tenuis d’Orb. aus dem Cenoman von Le Mans ist von unserer Species offenbar nicht wesentlich
verschieden.
3. E. Vendinnensis d’Orb. — Taf. 29. Fig. 4, 5.
1850—1851. D’Orbigny 1. c. V. page. 784. tab. 617. fie. 15—17.
Entalophora Sarthacensis d’Orb. ]. c. tab. 619. fie. 6—9.
Aestige cylindrische bald dickere, bald schlankere Stämmchen mit in regelmässigen alternirenden
Längsreihen stehenden und steil aufsteigende Spiralen bildenden, ziemlich langen, röhrenförmigen Zellen,
die, seitlich durch eine Furche begrenzt, mit ihren runden Mündungen stark ringförmig vorragen. Jedoch
wechselt die Länge des freien Mündungsendes sehr je nach dem Erhaltungszustande. Die Aussenwand der
Zellen lässt feine ungleiche Anwachsstreifen, in den meisten Fällen jedoch nur zarte Poren wahrnehmen. An
abgeriebenen Fragmenten ragen die Mündungen gar nicht vor und sind in verticaler Richtung verlängert, wie
dies von Orbigny 1. c. Taf. 619. Fig. 8 dargestellt wurde,
Pustulopora echinata Mich. ') aus dem Cenoman von Le Mans scheint, nach der Abbildung zu urthei-
len, von der in Rede stehenden Species verschieden zu sein.
E. Vendinnensis, zuerst bei Le Mans gefunden, kommt bei Plauen nicht gar selten vor.
4. E. Geinitzi n. sp. — Taf. 29. Fig. 6, 7.
Bei derselben stehen die Mündungen am gedrängtesten unter allen mir bekannten Arten der Gattung
Entalophora. Die kleinen kurzröhrigen Zellen sind auf den schlanken, fast rechtwinkelig dichotomen Stämm-
chen regelmässig im Quincunx zusammengedrängt und werden seitlich durch schwache Längsfurchen begrenzt.
Sie bilden steil um das Stämmchen aufsteigende Spiralreihen, wobei jeder Umkreis etwa 16—18 Mündungen
umfasst. Im wohlerhaltenen Zustande sind die kleinen runden Mündungen stark ringförmig umrandet. Bei
weniger vollständiger Erhaltung verflacht sich zuerst der untere Theil des Mündungsrandes und der Umriss der
Mündung geht in das Vertical-Elliptische über, bis endlich im weiteren Verlaufe der Rand völlig verschwindet.
Die Zellenwand ist nur schwach von einer Seite zur anderen gewölbt und von zahlreichen nicht sehr zarten
Poren durchstochen. An abgeriebenen Stücken erscheint dagegen die flache Zellenwand beiderseits von einer
feinen erhabenen Längslinie eingefasst.
Das flach gewölbte Ende der Aeste zeigt in der Mitte zahlreiche kleine rundliche Germinalporen.
Die Species scheint bei Plauen ziemlich selten zu sein.
5. E. conjugata n. sp. — Taf. 29. Fig. 8.
Sie zeichnet sich vor allen hier beschriebenen Entalophora-Arten dadurch aus, dass die Mündungen
nicht vereinzelt sind, sondern je drei, seltener nur zwei zu kleinen Gruppen verwachsen sind.
Die Stämmchen sind schlank, walzenförmig, wenig ästig. Die rundlichen Mündungen ragen in Gestalt
kurzer, am Ende bisweilen etwas angeschwollener Röhrchen hervor, deren drei oder zwei unmittelbar neben
einander liegen und mit einander verschmolzen sind. Diese kleinen Gruppen bilden unterbrochene unregel-
mässige Ringe oder Spiralen rings um die Stämmchen, welche sich in wenig ungleichen verticalen Abständen
von einander befinden.
Von den Mündungen laufen feine erhabene Linien — die Grenzlinien der Röhrenzellen — bis zur
nächstunteren Spiralreihe herab. Bei stärkerer Vergrösserung erscheint auch hier, wie bei allen übrigen
Entalophora-Arten, die Schalenoberfläche fein porös.
Sehr selten.
!) Michelin, Iconogr. zoophyt. pag. 211. tab. 53. fie. 5.
— 118 —
Spiropora Lamx.
Die rundlichen Zellenmündungen bilden um die baumförmig-ästigen Stämmchen mehr weniger ein-
fache kreisförmige Reihen in bald grösserem, bald kleinerem verticalem Abstande von einander.
1. Sp. verticillata Goldf. sp. — Taf. 29. Fig. 9.
1826—1833. Oeriopora verticillata Goldfuss, Petref. Germ. I. pag. 36. tab. 11. fig. 1.
1839. Ceriopora annulata v. Hagenow, in Leonh. u. Bronn’s Jahrb. pag. 284. tab. 5. fie. 1.
1846. Oricopora annulata Reuss, Verstein. d. böhm. Kreideform. pag. 64. tab. 14. fig. 2, 3.
1850— 1851. Spiropora antiqua d’Orbigny, l. c. V. pag. 710. tab. 615. fig. 10—18; tab. 745. fig. 14—19.')
1851. Cricopora verticillata v. Hagenow, 1. c. pag. 20. tab. 1. fig. 12.
1851. Cricopora Reussi v. Hagenow, Bryoz. v. Maastricht. pag. 21. tab. 1. fig. 13.
1871. Spiropora verticillata« Simonowitsch, Beitr. z. Kenntn. d, Bryoz. d. Essener Grünsandes. pag. 63.
Eine sehr veränderliche Art. Dadurch wird es erklärbar, dass sie zur Aufstellung so vieler Species
Veranlassung geboten hat. Schon das spärliche mir vorliegende Material genügt zum Beweise, das Sp. ver-
tieillata und Reussi (annulata) nicht von einander geschieden werden können, denn der Abstand der Mündungs-
kreise ist einem sehr grossen Wechsel unterworfen. Dies wurde auch von Orbigny und neuerdings von
Simonowitsch anerkannt. Ersterer hat die grosse Formenmannigfaltigkeit, welche die Species annehmen kann,
gezeigt, obwohl es immerhin noch möglich wäre, dass vielleicht einzelne derselben dem Formenkreise der
Sp. verticillata nicht einverleibt werden dürfen.
Alle Formen kommen darin überein, dass sie zierliche selten verästelte Stämmchen bilden, an welchen
in grösseren oder kleineren Abständen die sich nach aussen umbiegenden Röhrenzellen ausmünden, in bald
horizontalen, bald mehr schiefen Ringen. Die runden oder wenig quer-ovalen Mündungen ragen hoch umran-
det hervor und verschmelzen an ihren Rändern zum leistenartig vorragenden Ringe. Von beiden Seitenrändern
der Mündungen laufen gerade Linien bis zum nächstunteren Ringe herab, — die Begrenzungen der aussen
etwas abgeplatteten Zellenröhren. Oft ragen diese Linien mehr weniger hervor und ertheilen den Stämm-
chen ein etwas kantiges Ansehen. Die Schalenoberfläche ist mit zahlreichen feinen Poren bedeckt.
Die älteren Stämmchen sind gewöhnlich als Sp. vertieillata entwickelt, welche im Allgemeinen dicker
ist. Die Mündungen stehen zu je 12—16 in einem Ringe und der Abstand zweier Mündungsringe eines
Stämmchens beträgt nicht viel mehr als der Querdurchmesser des Stämmchens selbst.
Die jüngeren Zweige stellen in der Regel die Sp. annulata dar. Sie sind schlanker, haben nur 6—10
Mündungen in einem Ringe, während der Abstand zweier Mündungsringe 2!1/. —4 mal so gross ist als der
Durchmesser des Stämmchens.
Zwischen diesen beiden nur graduellen Extremen gibt es alle möglichen Zwischenstufen, deren Zahl
noch durch die verschiedene Höhe der Umrandung der Mündungen vermehrt wird.
Die Species findet sich bei Plauen nur selten; ebenso im unteren Pläner von Weisskirchlitz bei Teplitz
und in den Schillingen von Bilim in Böhmen. Häufig bei Maastricht und Falkenberg, auf der Insel Rügen, in
Schoonen; selten im Grünsand von Essen; in Frankreich nach Orbigny weit verbreitet in allen drei Kreide-
becken, im englisch-Pariser, im Pyrenäischen und im Mittelmeerischen. -
Sp. cenomana d’Orb. (l. c. pag. 708. Taf. 615. fig. 1—9 = Cricopora vwerticillat« Mich. aus dem
Cenoman von Le Mans ist unzweifelhaft auch nur eine Form der hier besprochenen vielgestaltigen Species.
!) Dort ist auch die weitere Synonymie nachzusehen.
— 19, —
Sp. cenomana d’Orb. (l. ec. pag. 708.) tab. 615. fig. 1—9 = Cricopora verticillata aus dem Cenoman
von Le Mans ist unzweifelhaft auch nur eine Form der hier besprochenen vielgestaltigen Species.
Periopora d’Orb.
Wie bei Spiropora; nur sind die oft unregelmässigen Mündungsringe nicht einfach, sondern bestehen
aus mehreren dicht neben einander liegenden Mündungsreihen. Die Gattung kann wohl auch nur als eine
Unterabtheilung von Spiropora betrachtet werden.
1. P. Ligeriensis d’Orb. — Taf. 29. Fig. 10.
1850 —1851. Orbigny 1. e. V. pag. 704. tab. 16. fig. 9—11; tab. 745. fig. 11—13.
1851. Zscharites distans v. Hagenow, Bryoz. v. Maastricht, pag. 56. tab. 1. fig. 16.
Auch diese Art ist offenbar sehr veränderlich, wenngleich vielleicht nicht alle von Hagenow auf sie
bezogenen Formen ihr wirklich angehören sollten. Wenigstens bei 1. c. Taf. 1. fig. 17 ist mir dies höchst
wahrscheinlich. Zu der Verschiedenheit des Aussehens trägt jedoch der Grad des Abgeriebenseins der Stämm-
chen ungemein viel bei. Im frischen Zustande ragen die rundlichen Mündungen mehr weniger röhrig hervor
und stehen in wechselndem Grade von einander ab. Abgerieben liegen sie in gleichem Niveau mit der Um-
gebung, drängen sich näher an einander und werden etwas eckig. Bei noch weiter vorgeschrittenem Ange-
griffensein verlängern sie sich in verticaler Richtung, indem ein Theil der Zellenwandung verloren geht.
Die wenigen mir vorliegenden Bruchstücke befinden sich durchgehends in etwas abgeriebenem Zu-
stande. Sie sind schlank, drehrund, meist unverästelt. Die rundlichen, etwas verlängerten oder eckigen Mün-
dungen stehen gedrängt in unterbrochenen, aus mehreren (2—4) Reihen zusammengesetzten Ringen oder
Spiralen, die durch sehr ungleiche mündungsfreie Zonen von einander geschieden werden. In denselben treten
die Zellen als schwach gewölbte, seitlich durch Furchen begrenzte Röhrchen hervor, auf deren Oberfläche man
ungleiche quere Anwachsstreifen und bei stärkerer Vergrösserung zarte Poren wahrnimmt.
Selten. — Auch bei Maastricht und Falkenberg, sowie im der Senonkreide des englisch-Pariser und
des Pyrenäischen Kreidebeckens Frankreichs.
Umpbrellina n. gen.
Sie unterscheidet sich von Fasciculipora d’Orb. (= Fungella von Hag.), mit welcher ich sie zuerst
vereinigt hatte, durch den einfachen niemals ästigen Polypenstock und den Mangel der dicht gedrängten
terminalen Mündungsgruppen, deren Stelle vereinzelte, mehr weniger kreisförmig geordnete, umrandete Mün-
dungen einnehmen.
Die hier angegebenen Charaktere trägt nebst der von mir zu beschreibenden Species auch ein Fossil
an sich, das von Lonsdale unter dem Namen Olypeina tubaeformis aus der weissen Kreide von Kent
beschrieben wird. !) Es weicht durch seine deutlichen Röhrenzellen himmelweit ab von der Olypeina mar-
giniporella?) aus dem Pariser Eocän, welche vielmehr den Foraminiferen und zwar der Familie der vielge-
staltigen Dactyliporideen zuzurechnen ist.
1. U. Stelzneri n. sp. — Taf. 29. Fig. 11.
Sie ist nur wenige mm. hoch und hat eine kreisförmige Gestalt. Von einem kurzen Stiele ausgehend,
verdickt sie sich nach oben allmälich und endet zuletzt gerade abgestutzt in einer fast kreisrunden, wenig
unebenen Fläche, die am Rande einen Kreis ziemlich grosser, rundlicher, ringförmig umrandeter Mündungen
!) Dixon, the geol. and foss. of the tert. and cret. form. of Sussex. pag. 274. tab. 18. A. fig. 4. 4a.
?) Michelin, iconogr. zoophyt. pag. 177. tab. 46. fig. 27.
Palaeontographica XX. 4. 18
— 120 ° —
trägt. Einige derselben stehen übrigens auch vereinzelt und weit von einander entfernt im inneren Theile
der oberen Kreisfläche.
Die Seiten der Colonie zeigen nur durchscheinende feine Längslinien, die seitlichen Grenzen der nach
aufwärts sich an Zahl vermehrenden Röhrenzellen. Bei stärkerer Vergrösserung erscheinen auch feine Poren
auf den Wandungen.
Ich habe die sehr seltene Speeies zu Ehren des Hrn. A. Stelzner benannt, der mir dieselbe nebst
zahlreichen anderen Bryozoen aus der Tourtia von Plauen auf die zuvorkommendste Weise zur freien Dis-
position stellte.
Meliceritites Röm.
Sie bildet gabelig ästige Stämmchen gleich Escharites, mit welchem sie auch im inneren Baue
vollständig übereinstimmt. Auf dem Querschnitte und an den freien Enden der Zweige beobachtet man näm-
lich innerhalb des äusseren Ringes grösserer Zellen zahlreiche mehr weniger in concentrischen Kreisen stehende,
nach innen hin immer kleiner werdende Oeffnungen von Embryonalzellen. Die Röhrenzellen, aus welchen
nach oben hin stets neue hervorspriessen, sind in einer der Hauptaxe parallelen Richtung zu einem Bündel
verwachsen, dessen äussere sich mit ihrem oberen Ende nach aussen umbiegen, um an der Oberfläche der
Stämmchen auszumünden. Die die Mündungen tragenden Zellenenden bilden regelmässige alternirende Quer-
reihen. Darin kömmt Meliceritites mit Melicerita M. Edw. überein, welche aber in ihrem inneren Baue
völlig mit Eschara übereinstimmt, daher von Escharites und Meliceritites wesentlich abweicht. Letztere
Gattung verhält sich mithin zu Escharites gerade so wie Melicerita zu Eschara. So lange man diese zwei
Gattungen gesondert hält und so lange man die Stellung der Zellen oder ihrer Mündungen zur Aufstellung
anderer Gattungen verwerthet, müssen offenbar auch Escharites und Meliceritites gesonderte Gattungen bilden.
1. M. gracilis Röm. — Taf. 29. Fig. 12—16.
1826—1833. Ceriopora gracilis Goldfuss, Petref. Germ. I. pag. 35. tab. 10. fig. 11.
1841. Römer, Verstein. d. norddeutsch. Kreidegeb. pag. 18. tab. 5. fig. 13.
1851. Escharites gracilis v. Hagenow, Bryoz. v. Maastr. pag. 56. tab. 1. fig. 15. d—h, non a—c.
Die schlanken cylindrischen gabelästigen Stämmchen nehmen je nach ihrem Erhaltungszustande eine
sehr abweichende Physiognomie an, so dass man ohne Vergleichung der Zwischenstufen sich leicht veranlasst
sehen könnte, die Extreme für verschiedene Species anzusehen. — Taf. 5. fig. 13 bei Römer ]. c. und zum
Theile auch Taf. 1. fig. 15c bei Hagenow ]. c. stellen den normalen Zustand dar, während Taf. 10. fig. 11
bei Goldfuss 1. e. und in noch höherem Grade Taf. 1. fig. 15 d bei Hagenow Bilder von sehr abgeriebenen
Exemplaren liefern. Aber Taf. 1. fig. 15a, b bei Hagenow gehören wohl einer anderen Species an, da sie
sich aus dem Normalzustande von M. graecilis nicht ableiten lassen. Dagegen scheint Pustulipora dubia Hag.!)
in den Formenkreis von M. gracilis aufgenommen werden zu müssen. Mit Pustulipora kann sie auf keinen
Fall verbunden werden.
Auf den Stämmchen stehen die kleinen Zellen in deutlichen alternirenden Querreihen (meistens 12—16
in einer derselben) und nur an den Gabelungsstellen der Zweige wird diese Anordnung weniger regelmässig.
Gewöhnlich haben die Zellen einen länglich-hexagonalen Umriss, wobei das eine schärfere Eck des Hexagons
nach oben, das andere nach unten gerichtet ist. Bisweilen nehmen sie jedoch die Rhombenform an. Sie
werden von einem gemeinschaftlichen scharfen erhabenen Rande umgeben, der in seiner oberen Hälfte,
welche die Mündung umfasst, am höchsten emporragt.
!) v. Hagenow, Bryozoen von Maastricht. pag. 19. tab. 1. fig. 10.
— 121 —
Die Mündung nimmt fast die halbe Zellenfläche ein, ist dreieckig mit aufwärts gerichteter Spitze und
nach unten von einem erhabenen Rande eingefasst. Die übrige Zellenwand ist flach und dacht schwach
nach unten ab.
An abgeriebenen Frragmenten ändert sich das Aussehen allmählich nicht unbeträchtlich. Der erhabene
Rand der Zellen und der Mündung verschwindet nach und nach völlig. Die Oberfläche der Stämmchen wird
eben und es prägt sich allmählich eine schwache Furche als Begrenzung der Zellen aus. Die Mündung wird
grösser, verliert ihre trigonale Gestalt und wird endlich zur breiten Ellipse, indem die Zellenwand verschwindet
und die Zelle nach Art der typischen Membraniporen fast in ihrer ganzen Weite geöffnet erscheint.
Eine Zwischenstufe stellt die Abbildung Taf. 10. fig. 11c bei Goldfuss 1. c. dar. Es ist durch Zer-
störung der Zellenwand ebenfalls eine Oeffnung entstanden, die aber noch durch den brückenartig stehen ge-
bliebenen Unterrand der Mündung von dieser geschieden wird, wodurch eine Doppelöffnung entsteht. Ich
habe solche Formen mehrfach beobachtet.
Die gewölbten freien Enden der Zweige sind innerhalb des äusseren Kranzes grösserer Mündungen
mit mehr weniger regelmässigen concentrischen Kreisen kleinerer Oeffnungen der Embryonalzellen bedeckt.
Auf dem Verticalschnitte sieht man die äussere Schichte der bündelförmig verwachsenen aufsteigenden Röhren-
zellen sich mit ihrem oberen Ende nach aussen umbiegen, und, sich zugleich zur grösseren Zellenhöhlung
erweiternd, auf der Oberfläche der Stämmchen auf die früher angegebene Weise in Querreihen ausmünden.
Die Species kömmt häufig vor im Cenoman von Plauen, sowie in jenem von Essen; ziemlich häufig
im Kreidetuff von Maastricht und Falkenberg.
2. M. Geinitzi n. sp. — Taf. 29. Fig. 17; Taf. 30: Fig. 1.
Sie ist offenbar der M. Römeri Hag. sp.!) aus der weissen Kreide von Rügen sehr verwandt, aber
durch Grösse und Gestalt der Mündung verschieden. Auch von M. gracilis Röm. weicht sie durch constante
Merkmale ab.
Ihre spärlich dichotom ästigen walzenförmigen Stämmchen sind stets schlanker als bei der vorigen
Species. Die in alternirenden Querreihen stehenden Zellen sind kleiner, weniger scharf hexagonal und zeigen
eine weit grössere Neigung zu Unregelmässigkeiten in der Stellung. Die Mündung ist weniger scharf drei-
eckig, mehr an den Winkeln abgerundet, nur von einem zarten erhabenen Rande eingefasst, der dem Mün-
dungsrande von M. gracilis an Dicke weit nachsteht. Uebrigens ist die Mündung auch verhältnissmässig
grösser, indem sie den grössten Theil der Zelle einnimmt und nur am unteren Ende derselben einen kleinen
Theil frei lässt, der durch eine dünne flache Zellendecke geschlossen wird.
An abgeriebenen Exemplaren erscheinen die Zellen in ihrer ganzen Weite geöffnet mit runder Mün-
dung, welche bei M. gracilis im gleichen Falle vertical elliptisch ist.
An einem Exemplare beobachtete ich einzelne grosse, flach gewölbte, eiförmige Ovicellarien, deren
Oberfläche bei starker Vergrösserung sehr fein porös erscheint.
Selten.
4. Fam. Frondiporidea.
An dem verschieden gestalteten Polypenstock stehen die Mündungen der bündelförmig verwachsenen
Röhrenzellen in einzelnen Gruppen von verschiedener Lage, Grösse und Form. Ihre Zwischenräume sind bald
porös, bald undurchbohrt.
1) Römer, 1. ec. pag. 18. — Ceriopora Römeri v. Hagenow, in Leonh. u. Bronn’s Jahrb. 1839. pag. 285. tab. 5. fig. 7.
=. a
Osculipora d’Orb.
v. Hagenow hat in seiner Gattung Trumcatula‘!) Arten von zweierlei Typus vereinigt. Dem ersten
gehören Tr. filix v. Hag. und Tr. pinnata Röm. an, welche Hagenow selbst als die hauptsächlichsten Geschlechts-
typen hervorhebt. Bei ihnen entspringen an beiden Seiten der Aeste des baumförmig-ästigen Polypenstockes
je eine Reihe mehr weniger langer und zugespitzter auswärts gerichteter zweigförmiger Fortsätze, welche auf
ihrer Unterseite die gedrängten eckigen Zellenmündungen tragen, während die Oberseite der etwas nieder-
gedrückten Stämmchen und Fortsätze mit einer dünnen Epithek überkleidet und porenlos ist. Diesen Formen
hat Orbigny den Namen T’runcatula erhalten.
Bei der zweiten Gruppe sprossen aus beiden Seiten der meist wenig verästelten Stämmchen ebenfalls
zweizeilig alternirend und vorwiegend vorwärts gerichtet zackenförmige Fortsätze hervor, aber kürzer und
stumpfer und vorwärts gewendet, so dass sie von rückwärts nur wenig oder gar nicht gesehen werden. Die
Mündungen stehen in Bündeln, mehr oder weniger reihenförmig geordnet und sich bisweilen etwas nach rück-
wärts fortsetzend auf den Spitzen der zackenförmigen Fortsätze. Der übrige Theil der Oberfläche der wohl-
erhaltenen Stämmchen ist porenlos. Diese Formen bilden die Gattung Osculipora d’Orb.
1. OÖ. truncata Goldf. sp. — Taf. 30. Fig. 2, 3.
1826—1833. Retepora truncata Goldfuss, 1. e. I. pag. 29. tab. 9. fig. 14.
1850—1851. d’Orbigny, 1. c. V. pag. 679.
1851. Truncatula truncata v. Hagenow, ]. c. pag. 35. tab. 3. fig. 2.
Die Species scheint bei Plauen selten zu sein; mir liegen nur wenige Fragmente vor. Die gewölbte
Rückseite ist mit verzweigten feinen Längsfurchen bedeckt, in welchen vereinzelte feine Poren stehen. Von
der Vorderseite entspringen, abwechselnd nach der rechten und der linken Seite gewendet, zwei Längsreihen
kurzer stumpfer, meist vorwärts gerichteter Aeste, deren Wurzeln einander bald mehr genähert sind, bald
weiter von einander abstehen. Ihre Enden sind mit gedrängten kleinen rundlichen Mündungen bedeckt, die
sich auch etwas auf die Rückseite hinabziehen; ja einzelne reichen mitunter selbst bis auf die Seitenfläche
des Stämmchens herab. Die Vorderseite der Stämmchen sowohl als der zweizeiligen Aeste ist porenlos und
lässt nur dunkle Längslinien, die Grenzlinien der Röhrenzellen, sowie bei stärkerer Vergrösserung zarte Poren
wahrnehmen. Die Species kommt auch und zwar häufiger, als bei Plauen, im Kreidetuff von Maastricht und
Falkenberg und in der Schreibkreide von Rügen vor.
Truncatula v. Hag.
Die Charakteristik ist schon oben bei Osculipora gegeben worden.
1. Tr. aculeata Mich. sp. — Taf. 30. Fig. 4.
1840—1847. Idmonea aculeata Michelin, iconogr. zoophyt. pag. 203. tab. 52. fig. 10.
1850—1851. d’Ordigny 1. c. V. pag. 1054. tab. 796. fig. 1—5.
Nicht mit völliger Sicherheit rechne ich ein mir vorliegendes kleines offenbar jugendliches, etwas
verdrücktes Exemplar hierher. Es war mit sehr kurzem dickem Stiele aufgewachsen und breitet sich am
oberen Ende sehr rasch nach allen Seiten hin in ein- bis zweifach sich gabelnde, am freien Ende stumpf zu-
gespitzte Aeste aus. Diese erreichen jedoch an dem untersuchten Exemplare bei weitem nicht die von Michelin
und Orbigny angegebene Dicke und Länge, was wohl aus seinem jugendlichen Alter zu erklären sein dürfte.
Die flach gewölbte Unterseite ist mit schmalen, schrägen, in alternirenden Längsreihen stehenden
Zellen bedeckt; die ebenfalls convexe Oberseite zeigt dagegen Längsstreifen ohne allen Poren.
Die Species wurde zuerst im Cenoman von Le Mans (Sarthe) und von Villers (Calvados) gefunden.
!) Bryozoen von Maastricht pag. 35.
Supercytis d’Ork.
Die Gattung stimmt in ihren gestaltlichen Verhältnissen mit Truncatula überein und weicht nur darin
von derselben ab, dass die Oberseite der Stämmchen die porenartigen Mündungen trägt, während die Unter-
seite, von einer dünnen Epithek bedeckt, porenlos ist.
1. S. digitata d’Orb. — Taf. 30. Fig. 5.
1850—1851. d’Orbigny 1. c. V. pag. 1060. tab. 798. fig. 6—9.
Die Colonie besitzt eine becherförmige Gestalt und sitzt mit einem kurzen cylindrischen Stiele fest,
von dessen oberem Ende nach allen Seiten hin dünne, sich gabelförmig spaltende kurze Aeste ausgehen, wo-
durch die Colonie eine becherförmige Gestalt erhält. Die porenlose Unterseite der Aeste ist mit sich spal-
tenden erhabenen Längsstreifen geziert, während ihre Oberseite sammt den stumpfen Endspitzen mit gedräng-
ten länglichen schrägen Mündungsporen bedeckt erscheint.
Die bei Plauen nur sehr selten vorkommenden Stücke stimmen mit den französischen völlig überein.
In Frankreich wurde die Species gefunden im Senon von Meudon, von St. Colombe (Manche), Lavardin, Lisle
(Loir-et-Cher), Fecamp (Seine-Inferieure).
Desmepora Lonsd.
Sie gehört gleich den vorhergehenden Gattungen in die Gruppe der Truncatuliden, welche früher von
vielen Paläontologen mit den Idmoneen vereinigt wurden. Doch hat schon M. Edwards!) auf die wesent-
liche Verschiedenheit der mit büschelförmig gehäuften Mündungen versehenen Arten von jenen, deren Mündungen
in. alternirenden Querreihen stehen (/dmonea), hingedeutet. Lonsdale ?2) hat dieser Ansicht bestimmten Aus-
druck gegeben und für einen Theil der erstgenannten Arten die Gattung Desmeopora ?) gegründet. Später
hat Orbigny dieselbe Gattung mit dem Namen Semicytis *) belegt. Auf den, wie es scheint, wenig beachteten
oder beinahe vergessenen Namen Desmeopora hat Simonowitsch ?) zuerst wieder aufmerksam gemacht.
Abgesehen von allen übrigen mit den anderen Truncatulidengattungen gemeinschaftlichen Kennzeichen
wird Desmepora dadurch charakterisirt, dass sowohl die Rückenseite, als die zwischen den grösseren Zellen-
mündungen gelegenen Theile der Vorderseite mit Porenmündungen bedeckt sind. Dadurch unterscheidet sie
sich von Truncatula, Osculipora, Supercytis u. a.
1. D. semieylindrica Lonsd. — Taf. 30. Fig. 6—8.
1850. Lonsdale in Dixon the Geol. and Foss. ofthe tert. and cret. form. of Sussex. pag. 281. tab. 18 A. fig. 6—6c.
Die mehr weniger schlanken Stämmchen sind gabelästig und auf der Vorderseite mit Konischen,
stumpfen oder abgestutzten, oftmals zusammengedrückten Zacken besetzt, die sich oft zu kurzen gerade
vorwärts oder zugleich schwach auf- und auswärts gerichteten Zweigen verlängern. Zuweilen biegen sie sich
ziemlich regelmässig alternirend nach beiden Seiten; oft ist jedoch ihre Stellung viel regelloser oder sie ent-
springen auch nur in einfacher Reihe beinahe aus der Mitte der Vorderseite, in welchem Falle sie nicht
selten an ihren freien Enden eine Neigung zur Zweitheilung verrathen.
!) Annales des seiene. nat. 2. ser. IX. Memoire sur les Crisies etc. pag. 27.
2) Dixon, the geol. and foss. of the tert. and cretac. form. of Sussex 1850. pag. 278 etc.
®) Ich habe den Namen in Desmepora umgewandelt, weil er von deoun faseiculus, und nicht von deowos vinculum
abgeleitet ist.
4) d’Orbigny 1. c. V. pag. 1048.
5) Sp. Simonowitsch, Beiträge z. Kenntn. d. Bryozoen d. Essener Grünsandes I. 1871. pag. 57.
— 124 —
Die stumpfen oder abgestutzten Enden dieser Zacken sind bedeckt mit gedrängten kleinen, etwas
eckigen, dünnwandigen Mündungen.
Die Rückseite der Stämmchen ist gewölbt und bietet gleich der Vorderseite ein feines Netzwerk dar,
welches aber auf der ersteren regelmässiger zu sein pflegt. Man beobachtet sehr feine Längsrippchen, die
mehr weniger unregelmässig mit einander anastomosiren und sich wieder spalten. Sie werden in kleinen,
ziemlich gleichen Abständen durch feine Querfäden verbunden, wodurch ein zartes Netzwerk entsteht, in
dessen Maschen zarte, schräg aufwärts gerichtete Poren stehen. Der Querschnitt der Stämmchen ist beinahe
kreisförmig und auf ihrer Vorderseite sind die zackenartigen Fortsätze, wenn sie in doppelter Reihe vor-
handen sind, nicht durch eine deutliche Zwischenfläche geschieden, sondern mit ihrer Basis ganz genähert,
ja nicht selten verschmolzen.
Unter den beschriebenen Exemplaren fand ich einzelne, die bei dem ersten Anblicke einen sehr ab-
weichenden Zellenbau der Rücken- und Vorderseite zu besitzen schienen. Man beobachtet nämlich öfters
dichotomirende Längsreihen zarter, zusammengedrückter, röhriger Zellen, die mit einem sehr schräg aufwärts
gerichteten, feinen, queren Spalt ausmünden. Vergleicht man jedoch Exemplare von verschiedenem Erhal-
tungszustande, so überzeugt man sich, dass ein allmählicher Uebergang in die früher beschriebenen Formen
statt findet, indem die deprimirten Zellenröhrchen seitlich von einer erhabenen Linie begrenzt werden und
diese Linien allmählich in deutliche Rippenstreifen übergehen. Die spaltförmige Beschaffenheit der Mündung
bleibt unverändert.
Wie sich unsere Species, welche bei Plauen nicht selten vorkommt und von Lonsdale aus der weissen
Kreide von Kent beschrieben wird, zu Idmonea semicylindrica Röm.!) verhalte, lässt sich aus der durchaus
ungenügenden Beschreibung und Abbildung dieser Art nicht entnehmen, um so weniger, als Retepora truncata
Goldf. dabei als Synonym eitirt wird.
9. Familie. Cerioporidea.
Die Colonieen sehr vielgestaltig, überrindend, knollig, lappig, blätterig, fingerförmig zertheilt oder
aufrecht, baumförmig-ästig, aus gedrängten, fest verwachsenen feinen Zellenröhren bestehend. Die runden
oder polygonalen Mündungen getrennt, oft von kleineren Poren umgeben, die ganze Oberfläche bedeckend
oder auf einzelne Gruppen oder Zonen beschränkt. Die Zellenröhren in ihrem unteren Theile oft durch
quere Scheidewände abgetheilt.
Ceriopora Goldf. p. parte.
Colonie überrindend, knollig oder baumförmig-ästig, oft aus sich überlagernden Schichten zusammen-
gesetzt. Die mit einander verwachsenen Zellenröhren sich auf der gesammten Oberfläche des Polypenstockes
in ihrer ganzen Weite öffnend in gedrängten rundlichen oder eckigen Mündungen von gleicher Grösse. Gegen
die Basis der Colonie hin verengern sich die Mündungen bisweilen oder sie obliteriren auch gänzlich.
Die Gattung Ceriopora hat früher nicht nur dazu gedient, die verschiedensten Formen cyclostomer
Bryozoen aufzunehmen, sondern man hat damit auch einzelne chilostome Bryozoen, ja selbst Foraminiferen
und insbesondere Spongiarien und Nulliporiden vereinigt. Nachdem die Gattung von den zahlreichen fremden
Elementen gereinigt worden war, blieb eine weit geringere Zahl von Arten übrig, deren gemeinschaftliche
Merkmale in der vorhin gegebenen Gattungsdiagnose zusammengefasst sind.
!) Römer, Verst. d. nordd. Kreidegeb. pag. 20. tab. 5. fig. 21.
oe
Orbigny hat versucht, die Gattung Ceriopora (abgesehen von den höckerigen Formen), nach den
Verschiedenheiten des Umrisses und des Baues der Colonie unterabzutheilen. Für die einschichtigen Formen
schuf er die Gattungen Ceriocava und Semicava; für mehrschichtige die Sippen Ceriopora (sensw strict.),
Reptimulticava und Semimulticava. Semicava und Semimulticava umfassen hohle ästige Formen ; Ceriocava
und Ceriopora sind solide frei wachsende Arten, während die Species von Reptomulticava inerustirend sind.
Doch scheint mir diese Trennung nicht haltbar zu sein, weil die zu Grunde gelegten Charaktere
keine scharfen Grenzen darbieten. Es wird aus der Schilderung der einzelnen beobachteten Species hervor-
gehen, dass man von den einfach incrustirenden Formen einen ununterbrochenen Uebergang durch die Kknopf-,
knollen-, pilzförmigen bis zu den freiwachsenden ästigen verfolgen kann. Zwischen den ein- und mehrschich-
tigen Arten lässt sich ohnedies in der Praxis keine scharfe Grenze ziehen, da jede der letzteren Arten in
ihrem frühesten Lebensalter einschichtig gewesen sein muss.
1. Ceriopora substellata d’Orb. sp. —. — Taf. 30. Fig 9—12; Taf. 31. Fig. 1—3.
1826—1833. Ceriopora stellata Goldfuss, 1. e. I. pag. 85. tab. 31. fig. 1a. b. (non fig. 1e).')
1850—1851. Radiopora substellata d’Orb. 1. c. V. pag. 993.
1871. Simonowitsch 1. c. pag. 46. tab. 2. fig. 4.
Orbigny und Simonowitsch haben die Species der Gattung Radiopora einverleibt. Es liegt jedoch
dafür kein ausreichender Grund vor. Immer beobachtet man nur eine Art von Zellen und selbst bei diesen
nur sehr selten eine Hinneigung zur radialen Anordnung, von der auch Herr Simonowitsch weder in seiner
Beschreibung, noch in der Abbildung eine Andeutung macht. Es fehlen daher die charakteristischen Merk-
male von Radiopora und unsere Species bildet gleichsam ein Mittelglied zwischen dieser Gattung und Cerio-
pora, deren Trennung überhaupt nur eine künstliche ist nach der sehr wechselnden Anordnung der Zellen-
mündungen. Ich habe daher die Species naturgemässer bei Ceriopora belassen.
Sie kommt in doppelter Form vor, einmal als einfache unverästelte Colonie, das zweite Mal mehr
weniger ästig-knollig. Erstere Form scheint die häufigere zu sein. Sie ist im Allgemeinen sehr veränderlich
und hat mit manchen anderen Arten Aehnlichkeit, ohne jedoch bei genauerer Prüfung mit einer derselben
identisch zu erscheinen. Die in der Gestalt sehr ähnliche C. celavata Goldf.?) hat reihenweise stehende
grössere Mündungen. Radiopora inflata Sim.°), die wohl zu Heteropora gezogen werden muss, ist nicht aus
über einander gelagerten Schichten aufgebaut und besitzt ebenfalls Mündungen doppelter Art.
CO. substellata zeigt eine beträchtliche Mannigfaltigkeit der Form, vom Cylindrischen einerseits bis
zum Keulen- oder Kopfförmigen, anderseits bis zur undeutlichen Kegelform. Immer bietet die in verticaler
Richtung mehr weniger verlängerte Colonie tiefe kreisförmige Einschnürungen dar, die durch Wachsthumsunter-
brechungen hervorgebracht werden. Es legen sich über ihren oberen Theil stets neue Zellenschichten und
ein Verticalschnitt lässt erkennen, dass deren Zahl noch beträchtlich grösser ist, als jene der genannten Ein-
') Goldfuss fasst unter dem Namen Ceriopora stellata vier verschiedene Species zusammen:
1. Taf. 31. fig. 1a, b. Ceriopora substellata d’Orb. sp.
. Taf. 31. fig. 1c. Semimulticavea Goldfussi Simon. (Radiopora.)
Taf. 30. fig. 12. Radiopora stellata Goldf. sp.
. Taf. 11. fig. 11. Radiopora sp., zu welcher wohl auch Taf. 11. fig. 12a, b bei Goldfuss (Ceriopora diadema
pars) zu zählen sind.
2) Goldfuss 1. ec. I. pag. 36. tab. 10. fig. 15a, b.
®) Simonowitsch 1. c. pag. 41. tab. 1. fig. 4.
PoMm
— 126 —
schnürungen, indem manche derselben sich an der Seite der Colonie sehr weit herabziehen und dabei sich
allmählich so sehr verdünnen, dass ihr Endrand keinen Absatz bildet und mithin auch keine Einschnürung
verursacht. Die Ueberlagerung scheint aber auf doppeltem Wege zu Stande zu kommen, einmal dadurch,
dass sie, in der Mitte der oberen Seite beginnend, dort einen knopfförmigen Fortsatz bildet, welcher sich an
der Peripherie immer mehr ausbreitet, oder sie beginnt am Rande, durch Neubau von Zellen zuerst eine
scharfe Kante bildend und dann allmählich nach oben und innen fortschreitend.
Von diesem etagenförmigen Aufbau hängt auch der Umriss der gesammten Colonie ab. Wenn die
sich neu bildenden Zellenschichten an Umfang zunehmen, wird die Colonie selbst nach oben allmählich dicker,
keulenförmig. Sobald aber der Umfang der späteren Auflagerungen abnimmt, verdünnt sich im Gegentheile
die Colonie in ihrem oberen Theile.
Das obere Ende der Colonie zeigt eine sehr verschiedenartige Bildung. An manchen Exemplaren ist
dasselbe von einer ringförmigen Depression umgeben, innerhalb welcher sich der kreisrunde centrale Theil in
schwacher gleichförmiger Wölbung erhebt. Es ist dies eine ähnliche Bildung, wie sie Goldfuss 1. c. Taf. 31.
fig. 1a abbildet. In zwei Fällen sah ich sogar die Mündungen auf dem peripherischen Ringe nach Art der
Radioporen in radialen Reihen geordnet. An der bei weitem überwiegenden Zahl der Exemplare ist jedoch
keine Spur einer solchen Anordnung zu erkennen und immer und überall fand ich die Mündungen von
gleicher Grösse und Beschaffenheit. An einer Colonie beobachtete ich zwei solche ringförmige Depressionen
neben einander.
In den meisten Fällen fehlt jedoch der beschriebene niedergedrückte Randsaum und das obere Ende
der Colonie erscheint mehr weniger einfach abgerundet und convex.
Die Mündungen pflegen am oberen Ende der Colonie etwas grösser zu sein, als an den Seitentheilen.
Uebrigens sind sie gleichförmig, regellos gestellt, etwas eckig und durch mässig dicke Zwischenwandungen ge-
schieden. An etwas angewitterten Stücken sieht man auf diesen; Wandungen eine feine Trennungsfurche
verlaufen.
Die etwas kleineren Mündungen der Seitenflächen sind auch etwas deutlicher eckig und dünnwandiger,
Meistens stehen sie völlig regellos nebeneinander; doch sieht man sie bisweilen in deutliche schmale Längs-
reihen geordnet, aber stets alle von gleicher Grösse und Gestalt. Mitunter erscheinen sie dann schwach in
die Länge gezogen.
An einem Exemplare beobachtete ich eine eigenthümliche Anordnung derselben in concentrische Bögen,
welche den unteren Rand der successiv abgelagerten Zellenschichten zur Basis haben. Mehrere solche Bogen-
gruppen liegen neben einander.
Die zusammengesetzten ästigen Formen scheinen häufiger vorzukommen. Gewöhnlich beginnt die
Verästelung nicht weit über der Basis, indemfsich der Stamm in 2, 3 oder selten noch mehrere fast gleich
dicke kurze Zweige spaltet, welche alle bei den einfachen Formen beschriebenen Modificationen darbieten.
Häufig, aber sehr oft schlecht erhalten, im Cenoman von Plauen. In jenem von Essen ist sie die
gemeinste Bryozoenspecies.
2. C. spongites Goldf. — Taf. 31. Fig. 4. 5.
1826—-1833. Goldfuss 1. c. I. pag. 35. tab. 10. fig. 14.
1846. Reuss, Verstein. d. böhm. Kreideform. pag. 63. tab. 14. fig. 12.
1850—1851. Beptomulticava spongites d’Orb. 1. c. V. pag. 1037. tab. 792. fig. 6—11. (R. cupula.)
1871. Simonowitsch, Beitr. z. Kenntn. d. Bryozoen des Essener Grünsandes. pag. 52. tab. 3. fig. 1 a—f.
oe —
Wenn wirklich alle in dieser Species vereinigte Formen zusammengehören, zeigt dieselbe eine unge-
meine Formenmannigfaltigkeit. Es lassen sich auch hier zwei Formengruppen unterscheiden. Die eine um-
fasst höhere pilzförmige und knollige Gestalten, wie sie Goldfuss abbildet und wie ich sie auch aus dem
unteren Pläner Böhmens kennen lernte. Bei denselben scheinen die Mündungen der Oberseite etwas kleiner
zu sein als bei den übrigen Formen, und auch die Seitenflächen sind mit Mündungen bedeckt, die, wenn sie
gleich nicht durch eine deutliche Epithek maskirt werden, doch etwas undeutlicher zu sein pflegen. Diese
Formen habe ich im sächsischen Cenoman nicht beobachtet.
Die der zweiten Gruppe angehörigen Polypenstöcke sind mehr weniger scheiben- oder kuchenförmig
und nehmen dadurch, dass sie sich auf der Unterseite in einen kurzen Stiel zusammenziehen, oft eine pilz-
oder kreiselförmige Gestalt an. Solche Formen bildet Simonowitsch von Essen ab. Da sie nur mit dem
Stiel aufgewachsen waren, ist die übrige Unterseite bisweilen mit einer concentrisch streifigen Epithek bedeckt.
In den sächsischen Exemplaren, die gewöhnlich mit der ganzen Unterseite festgesessen sind, ist eine solche
Epithek nur äusserst selten wahrnehmbar. Sie sind öfters verbogen und besitzen eine ebene oder selbst
schwach deprimirte Oberseite, in welchem letzteren Falle der peripherische Rand zugeschärft ist. In anderen
Fällen wölbt sich die Oberseite flach empor, wobei der Seitenrand stumpf wird. Die obere Fläche und der
Seitenrand werden von verhältnissmässig grossen, meist rundlichen, durch ziemlich dieke Wandungen geson-
derten Mündungen dicht bedeckt, die bisweilen unregelmässige Radialreihen erkennen lassen. Durch Abreibung
scheinen sie sich etwas zu verlängern.
Die gewöhnlich etwas concave Unterseite gestattet einen Einblick in den inneren Bau der Colonie.
Das Centrum nehmen kurze eckig gemündete Zellen ein. Die mehr nach aussen gelegenen verlängern sich
und werden kurzröhrig. Die inneren steigen daher senkrecht empor, während sich die seitlichen mehr nach
aussen umbiegen.
Die etwas Ähnliche ©. orbiculata Rss. aus dem Oberoligocän von Astrupp!) ist viel kleiner, gewölbter,
mit viel kleineren Mündungen.
Die Species liegt im Cenoman von Plauen nicht.selten, überdies in gleich alten Schichten Frankreichs,
von Essen und von Bilin in Böhmen.
3. C. micropora Goldf. — Taf. 31. Fig. 6. 7.
1826—1833. Gold£uss, 1. c. I. pag. 33. tab. 10. fig. 4.
1851. v. Hagenow, Bryoz. v. Maastricht. p. 52. tab. 5. fig. 4.
1850—1851. d’Orbigny, 1. ec. V. pag. 1050.
1871. Simonowitsch, 1. c. pag. 50.
Sie bildet kleine oder grössere, kugelige, seltener etwas verlängerte Knollen, die aus concentrisch
sich überlagernden Schichten kurzer feiner Röhrenzellen zusammengesetzt und mit breiter Basis aufgewachsen
sind. Ihre Oberfläche bedecken gedrängte kleine, schmal umrandete, meistens etwas polygonale Mündungs-
poren. Diese sind vorwiegend von ziemlich gleicher Grösse; nur hin und wieder findet man eine einzelne
beträchtlich kleinere eingestreut. An abgeriebenen Exemplaren, an welchen die scharfen Kanten der Zwischen-
wandungen verloren gegangen sind, erscheinen diese dicker.
Warum Simonowitsch die in Rede stehende Species zu Ceriopora und C. spongites zu Reptomalticava
d’Orb. zieht, ist nicht wohl einzusehen, da doch beide, ja erstere noch deutlicher, aus concentrischen Zellen-
!) Reuss, zur Fauna d. deutsch. Oberoligocäns II. pag. 70. tab. 7. fie. 3.
Palaeontographica XX. 4. 19
— 12383 —
lagen bestehen. d’Orbigny betrachtet die baumförmig-ästige Gestalt der Colonie als den Hauptcharakter von
von Ceriopora in dem von ihm adoptirten Sinne, der aber gerade der knolligen ©. mieropora Goldf. mangelt.
Sie ist bei Plauen nicht selten, jedoch sind früher manche knollige Spongien mit ihr verwechselt
worden. Sie kommt nicht häufig auch bei Essen und selten in dem Kreidetuff von Maastricht vor.
4. C. avellana Mich. — Taf. 31. Fig. 8. 9.
1840—1847. Michelin, Iconogr. zoophyt. pag. 208. tab. 52. fig. 13.
Die Formen von Plauen stimmen mit den französischen aus dem Cenoman von Le Mans (Sarthe) über-
ein. Die Knollen sind mehr weniger kugelig, bisweilen höckerig, und aus übereinander liegenden Zellenschichten
zusammengesetzt. Die gedrängt stehenden Mündungen sind sehr klein, kleiner als bei ©. micropora, mit
freiem Auge nicht deutlich erkennbar, eckig und durch ziemlich dicke Zwischenwände geschieden.
Selten.
5. C. phymatodes n. sp. — Taf. 31. Fig. i0. 11.
Mit breiter Basis aufgewachsene traubige Knollen, mit verwachsenen Kugelsegmenten unregelmässig
besetzt. Die gedrängten, regellos gestellten Mündungen klein, rundlich oder etwas eckig, durch ziemlich
dicke Zwischenwände gesondert. Auch hier vermag man die Bildung der Knollen aus über einander gelagerten
Zellenschichten zu erkennen.
Nicht selten.
Radiopora d’Orb.
Die Gattung ist in ihren Formverhältnissen sehr veränderlich. Die Colonie bleibt bald einfach, bald
spriessen aus ihren Rändern seitlich neue Colonieen daraus hervor. Es findet aber zugleich sehr oft ein Wachs-
thum in verticaler Richtung durch Proliferiren statt, mdem aus der Mitte der Oberseite eine neue Colonie
hervorwächst, die mit der Muttercolonie an den Rändern mehr weniger vollständig verschmilzt. Durch diese
etagenweise Fortbildung verwandeln sich die anfänglich incerustirenden Formen in knollige, pilz-, keulenförmige,
selbst mitunter ästige Stöcke. Den Scheitel der Colonie nimmt ein rundliches ebenes oder etwas depri-
mirtes Feld ein, von dessen Rande nach allen Seiten radiale leistenartige Rippchen ausgehen, welche sich
in verschiedenem Abstande vom Centrum durch Einsetzen neuer vermehren und auf ihrem Rücken eine ein-
fache bis dreifache Reihe von Mündungen tragen. Doch sind auch die Zwischenfurchen der Rippen, so
wie die centrale Area, mit Poren besetzt, die oft in Grösse und Form von den Rippenporen abweichen. !)
Dass Radiopora d’Orb. sich von Domopora d’O. nicht trennen lässt, habe ich schon früher (l. c.
pag. 63) dargethan. Ebenso können die einschichtigen Arten (Unicavea d’O.) von den mehrschichtigen nicht
gesondert werden. Das Vorhandensein einer Epithek auf der Unterseite, welche Semimultieawea d’Orb. aus-
zeichnen soll, dürfte ebensowenig zur Charakterisirung einer selbstständigen Gattung genügen.
Uebrigens scheint, wie schon früher angedeutet wurde, Radiopora auch mit Ceriopora durch ver-
mittelnde Zwischenformen verknüpft zu werden, so dass man mitunter im Zweifel bleibt, ob man einen Fossil-
rest der einen oder der anderen Gattung einverleiben soll. ?
i. R. stellata Goldf. sp. — Taf. 31. Fig. 12 —14; Taf. 32. Fig. 1 —5.
1826 —1833. Ceriopora stellata Goldf. 1. c. I. pag. 85. tab. 30. fig. 12.
1841. Heteropora stellata Römer, die Verstein. d. norddeutsch. Kreidegeb. pag. 23.
1850—1851. Domopora stellata d’Orbigny 1. c. V. pag. 988.
1871. Simonowitsch 1. ec. pag. 43. tab. 2. fig. 3.
!) Reuss, zur Kenntn. d. Oberoligocäns II. pag. 63, 64.
— 129 —
Diese Species wechselt gleich den meisten. Cerioporideen ausnehmend in Gestalt und Bau und manche
Formen sind von analogen der Ceriopora substellata d’Orb. kaum zu unterscheiden. Ueberhaupt dürfte es, so sehr
ihre Extreme auch von einander abweichen mögen, doch schwierig sein, beide Species nach allen Seiten hin
scharf zu begrenzen.
Die Colonieen der in Rede stehenden Art sitzen mit kurzem dickem Fusse und mit sehr ungleicher
Fläche auf ihrer Unterlage fest und verästeln sich gewöhnlich schon in geringem Abstande von der Basis, in-
dem sich auf der Scheitelfläche der Muttercolonie 2 bis 3: oder selbst vier neue Colonieen neben einander zu
bilden beginnen. Diese wachsen durch Auflagerung neuer Schichten von Zellenröhren allmählich in die Höhe,
um nach einem gewissen Zeitraume sich durch Proliferiren wieder zu theilen u. s. f£ Es entstehen auf diese
Weise verzweigte, kurz- und dickästige Colonieen, die je nach der Gestalt der Zweige einen doppelten Habitus
annehmen können. Entweder behalten nämlich die Aeste bei ihrem Fortwachsen ihre ursprüngliche Dicke
bei oder verdicken sich noch mehr, wodurch ihre oberen Enden kopf- oder pilzförmig werden; oder die
neuen Anlagerungen verdünnen sich nach und nach, wodurch — der seltenere Fall — die Zweige mehr we-
niger conisch werden. Immer aber bestehen die einzelnen Zweige selbst wieder aus mehr oder weniger zahl-
reichen und dicken, an den Seiten der Stämmchen oft weit sich herabziehenden, sich überlagernden Schichten,
die sich schon äusserlich durch ringförmige Furchen oder selbst durch Einschnürungen zu erkennen geben.
Das freie Ende der Aeste ist gewöhnlich mehr weniger zugerundet; selten sind Spuren einer seichten
Scheiteldepression wahrzunehmen. Wohl aber zeigen die Exemplare von Plauen beinahe stets, wenngleich
nicht immer in gleicher Deutlichkeit, 18—26 radiale Leistchen und Furchen, die fast vom Centrum des
Scheitels bis zum unteren Rand der letzten Ablagerungsschichte herablaufen. Bisweilen werden sie jedoch
schon viel früher undeutlich. Die Zellenmündungen, die auf den Radialleistchen stets in mehreren unregel-
mässigen Reihen neben einander stehen, sind nur selten wenig grösser als jene der Zwischenfurchen. Alle
sind übrigens klein, gedrängt, rundlich oder etwas eckig, dünn umrandet. Ganz übereinstimmend mit der eben
gegebenen Beschreibung stellt Goldfuss die Vertheilung der Mündungen dar. Grössere Mündungen aber, in
einfachen Längsreihen stehend, wie sie Simonowitsch beschreibt und abbildet, habe ich an den sächsischen
Exemplaren nie gesehen. An den Seitenwänden der Colonieen pflegen die kleinen sehr dünnwandigen Mün-
dungen etwas eckiger zu sein una in deutlich ausgesprochenen Längsreihen zu stehen.
Bisweilen findet man alle Mündungen etwas in die Quere verlängert, wobei sie gewöhnlich in deutliche
Längsreihen geordnet sind, ohne dass man aber eine Spur von Radialleistchen wahrzunehmen im Stande wäre.
Die Defrancia (Radiopora) stellata Rss.') aus den Miocänschichten Oesterreichs, sowie die früher
von mir damit vereinigte Radiopora Goldfussi Rss.?), aus dem Oberoligocän von Freden und Luithorst und
aus dem Septarienthone von Söllingen dürften von der Kreidespecies nur schwer zu sondern sein.
Häufig bei Plauen, sowie im Cenoman von Essen.
Hleteropora Blainv.
Der vielgestaltige, stets aber aufrechte knollige, kopf- oder keulenförmige, sehr oft baumförmig oder
auch netzförmig verzweigte Polypenstock ist auf seiner ganzen Oberfläche mit gedrängten runden oder eckigen
Poren zweierlei Art bedeckt, von grösseren Zellenmündungen und dazwischen liegenden, verschiedentlich grup-
pirten kleineren Oefinungen der röhrenförmigen Interstitialcanäle. Im wohlerhaltenen Zustande sind jedoch
!) Reuss, die foss. Polyp. d. Wiener Beckens pag. 37. tab. 6. fig. 2.
2) Reuss, Septarienthon pag. 84, tab. 10. fig. 11, 12. — Zur Fauna des deutschen Oberoligocäns II. pag. 63.
— 130 —
letztere durch ein sehr dünnes Kalkblättchen geschlossen. Die Zellenröhrchen findet man sehr oft durch
mehr weniger gedrängte dünne Querscheidewände unterabgetheilt.
1. H. coronata n. sp. — Taf. 32. Fig. 6, 7.
Dichotom ästig mit unter stumpfem Winkel abgehenden dicken walzigen Aesten. In der Vertheilung
der Poren findet Aehnlichkeit statt mit HZ. verrucosa Röm.!); aber die Oberfläche der Aeste ist eben, ohne
alle Hervorragungen. Die Differenz in der Grösse der Mündungen ist nicht sehr auffallend ; doch scheint sie
im Allgemeinen an verschiedenen Stämmchen, ja an verschiedenen Aesten desselben Stämmchens, einem
grossen Wechsel unterworfen zu sein. Grössere fast rundliche Mündungen werden von einem ziemlich regel-
mässigen einfachen Kranze von 5—10 etwas kleineren eckigen Poren eingefasst. Alle Mündungen, besonders
die letzteren stehen gewöhnlich sehr gedrängt und werden durch dünne Wandungen geschieden, doch ist
an stärker abgeriebenen Exemplaren ihr wechselseitiger Abstand etwas grösser, — ein Beweis, dass die Zellen
nach aussen hin an Weite zunehmen.
An wohlerhaltenen Stämmchen findet man nur die Zellenmündungen geöffnet, die Interstitialcanäle
aber durch eine dünne Kalklamelle geschlossen. Ihre Grenzen erkennt man an dem Vorhandensein durch-
scheinender Linien.
Die Species, welche im Cenoman von Plauen häufig auftritt, hat in der Gestalt der Stämmechen grosse
Aehnlichkeit mit ZH. crassa Hag.?) und ich würde sie damit vereinigt haben, wenn Hagenow nicht ausdrücklich
von seiner Species bemerkte, dass die Mündungen 3—5 mal so gross seien, als die Zwischenporen, was bei
dem sächsischen Fossile nie der Fall ist.
2. H. surculacea Mich. — Taf. 32. Fig. 8, 9.
1840—1847. Michelin 1. c. pag. 209. tab. 51. fig. 8. — d’Orbigny 1. c. V. pag. 1070.
Michelin hebt in seiner übrigens sehr kurzen und unzureichenden Diagnose ausdrücklich hervor, dass
die Colonie aus sich concentrisch überlagernden Zellenschichten besteht. Trotzdem wird die Species von
d’Orbigny zu seiner Gattung Heteropora gerechnet, als deren Charakter er das Vorhandensein einer einzigen
Zellenschichte betrachtet. Auch an dem mir vorliegenden nicht sehr reichen Materiale beobachtete ich die
Mehrschichtigkeit deutlich, wenngleich nur an den dicksten Zweigen und an einzelnen Stellen, was zweifellos
nur durch den Vorgang des Versteinerungsprocesses bedingt ist.
Die Colonieen sind baumförmig-ästig und die wenig zahlreichen Aeste liegen entweder sämmtlich in
einer Ebene oder weichen nur wenig davon ab. Die Stämmchen erreichen bisweilen eine Dicke von 12—13 Mm.
und sind nicht vollkommen stielrund. Die Aeste entspringen in der Regel unter einem Winkel von 90°;
die Endzweige sind gabelspaltig, sehr kurz und am Ende abgerundet oder kurz conisch. Die Oberfläche des
Polypenstockes ist mit sehr feinen, dem freien Auge nicht erkennbaren, gedrängten, rundlichen oder wenig
eckigen, mässig dünnwandigen Mündungen bedeckt, die gewöhnlich so gestellt sind, dass eine derselben von
einem Kranze von 5—7 anderen umgeben wird. An manchen Stellen der Stämmchen stimmen alle Mündungen
in der Grösse überein, während man an anderen zwischen grösseren deutlich kleinere eingestreut findet.
Der Querschnitt eines Astes zeigt im Mittelfelde sehr Kleine und dünnwandige Poren — die Quer-
schnitte des immer neu zuwachsenden centralen Zellenbündels, — und dieselben nach aussen umgebend die
!) Römer, Verstein. d. norddeutsch. Kreidegeb. pag. 23. tab. 5. fig. 26.
2) v. Hagenow, Bryoz. v. Maastricht pag. 46. tab. 5. fig. 12, 13.
— 131 —
Querschnitte der nach aussen umgebogenen peripherischen Zellenröhren, deren Längsschnitte zahlreiche feine
Querdissepimente wahrnehmen lassen.
Selten. In Frankreich im Cenoman von Le Mans (Sarthe).
3. H. coalescens n. sp. — Taf. 32. Fig. 10—12.
Die Species ist verwandt der FH. intricata Mich.!) aus dem Falunien von Mantelan und Dore, unter-
scheidet sich aber schon durch die schlankeren, an den Enden nicht abgestutzten Zweige.
Die zahlreichen Aeste der baumförmig verzweigten Stämmchen liegen grösstentheils in einer Ebene
und verschmelzen in ihrem unteren Theile oft netzförmig, wobei sie grosse elliptische oder oblonge Maschen
bilden. Ihr Querschnitt ist beinahe kreisrund und sie enden stumpf, abgerundet. Auf dem Querbruche kann
man sich bisweilen überzeugen, dass sie aus sich überlagernden dünnen Zellenschichten bestehen, meistens
ist jedoch diese Zusammensetzung durch den Versteinerungsprocess verwischt.
Die Oberfläche der Aeste zeigt sehr ungleich grosse Mündungen. Die grösseren sind rund, dick-
wandig und werden von zerstreuten, ebenfalls ziemlich dickwandigen 3—4mal kleineren Poren umgeben.
Häufig.
Ditascia Hagenow.
v. Hagenow?) hat die Gattung Ditaxia aufgestellt für Bryozoen aus der Gruppe der Cerioporideen,
welche aus zwei mit dem Rücken an einander gewachsenen, durch eine undurchbohrte Medianplatte getrennten
Zellenschichten bestehen, die mithin auf zwei einander entgegengesetzten Seiten ausmünden. Er hat zwei
Species in dieser Gattung zusammengefasst, von denen aber eine, D. compressa (Ceriopora compressa Goldf.)
offenbar nicht hierher, sondern zu Bidiastopora gehört, so dass für Ditaxia nur D. anomalopora (Ceriopora
anom. Goldf.) übrig bleibt.
Orbieny hat die Gattung Ditaxia adoptirt und mit ihr die Species D. anomalopora. Wenn man
auch zugeben will, dass die von Goldfuss und Hagenow beschriebenen Formen derselben durch Abreibung
gelitten haben, so ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass die von Orbigny aus dem französischen Senonien
angeführten und abgebildeten Fossilreste?) mit der Goldfuss’schen Species zu identificiren sind. Mir scheinen
sie eine differente Species zu bilden.
Busk hat, durch die D. compressa irregeführt, Ditaxia mit Diastopora vereinigt, aber gewiss mit
Unrecht, da die echten Ditaxien den Cerioporideen angehören und durch die zwischen den Zellenmündungen
eingestreuten Zwischenporen sich den Heteroporen zunächst anschliessen. Mit diesen können sie jedoch nicht
vereinigt werden wegen der abweichenden Lage und Vertheilung der Zellen und ihrer Mündungen, die bei
Heteropora rings um die centrale Längsaxe nach allen Seiten der Peripherie gerichtet sind, während sie bei
Ditaxia parallel einer medianen undurchbrochenen Platte nur nach zwei entgegengesetzten Seiten sich kehren.
Ditaxia verhält sich mithin zu Heteropora, wie Eschara zu Vincularia, und man muss sie ebenso von ein-
ander gesondert halten, wie viele andere Gattungen unseres bisherigen künstlichen Bryozoen-Systemes, welche
nur auf einer verschiedenen Stellung und Anordnung der Zellen beruhen.
1. D. multicineta n. sp. — Taf. 32. Fig. 15—19.
Die Species bildet kleine fächerförmig verästelte Stämmchen, die mit breiter Basis festsitzen. Die
1) Michelin 1. c. pag. 320. tab. 77. fig. 6.
2) Bryozoen d. Kreidetuffs v. Maastricht. pag. 49.
8) Orbigny 1. c. V. pag. 953. tab. 775. fig. 7—15.
— 12 —
sich dichotom spaltenden Aeste liegen fast sämmtlich in einer Ebene oder weichen doch nur wenig von der-
selben ab. Die Endzweige sind kurz, fast abgestutzt oder nur schwach gewölbt. Uebrigens sind sie zusammen-
gedrückt und zwar desto mehr, je jünger sie sind.
Die Seitenflächen tragen selten regellos, meistens in alternirenden Längsreihen stehende, breit-ellip-
tische, seltener fast kreisrunde Mündungen, deren Zwischenräume mit gedrängten 3—4mal kleineren, etwas
eckigen Poren besetzt sind, die sie nicht selten in Gestalt eines regelmässigen Kranzes umgeben. Oefters
werden die Mündungen auch von einem schmalen, etwas erhabenen Rande ringförmig eingefasst oder sie stehen
auf flachen bläschenartigen Erhabenheiten. In abgeriebenem Zustande liegt aber Alles in einer Ebene. Bis-
weilen ragt dagegen der Zwischenraum zwischen den Mündungen derselben Längsreihe am meisten hervor,
und dann erscheinen die Stämmchen mit kleinen, in queren oder schrägen Reihen stehenden Höckerchen be-
deckt. In anderen Fällen erhebt sich der zwischen mehreren Zellenmündungen gelegene Theil zu einem flachen
Knötchen. An den ältesten Theilen der Stämmchen, die übrigens weniger zusammengedrückt sind, findet man
die grösseren Mündungen oft durch Kalkmasse völlig geschlossen.
Auf einem Querbruche der Zweige oder an den freien Enden derselben beobachtet man zu beiden
Seiten der undurchbrochenen Medianplatte eine Reihe grösserer Zellenmündungen, umgeben von sehr feinen
Zwischenporen.
Ziemlich häufig bei Plauen.
Petaiopora Lonsd.
Schon Römer deutete darauf hin, dass seine Chrysaora puichella‘) wohl eine selbstständige Gattung
bilden müsste. Ebenso hat Lonsdale, der eine sehr ähnliche Art in der Schreibkreide Englands nachwies,
gezeigt, dass beide Species weder mit Zeteropora, noch mit Ohrysaora vereinigt werden können.?) Er grün-
dete daher für dieselben die Gattung Petalopora. d’Orbigny hat, derselben Ansicht folgend, später auf analoge
Arten das Genus Cavea gegründet. Dem Namen Petalopora kommt mithin das Recht der Priorität zu.
Die dichotomen baumförmig ästigen Stäminchen sind durch die eigenthümliche Vertheilung der Mün-
dungen von verschiedener Grösse ausgezeichnet. Die grösseren Zellenmündungen stehen rund um das Stämm-
chen in regelmässigen alternirenden Längsreihen. Ihre Zwischenräume bedecken kleinere Poren, welche ge-
wöhnlich auch in (2—4) mehr weniger deutliche Längsreihen geordnet sind. Bisweilen sind porenlose Zwischen-
rippchen vorhanden, durch welche die Gattung Petalopora sich einigermaassen den Neuroporen (Chrysaora
Lamx.) näkert; jedoch sind dieselben meist nur sehr schwach entwickelt oder fehlen auch ganz. Die Petalo-
pora-Arten sind bisher nur in den Schichten der Kreideformation gefunden worden.
1. P. Dumonti Hag. sp. — Taf. 33. Fig. 1—4.
1841. Heteropora Dumonti v. Hagenow, 1, c. pag. 48. tab. 5. fig. 15.
Die jüngern Aeste der baumförmigen eylindrischen Stämmchen sind lang und dünn und spalten sich unter
Winkeln von 50—60° Die Stämmchen tragen 12—14 oft unterbrochene alternirende Längsreihen entfernter
rundlicher Mündungen, die oft auf kleinen bläschenartigen Erhöhungen sitzen, wodurch die gesammte Ober-
fläche etwas höckerig erscheint. Doch werden diese Hervorragungen oft sehr flach oder verschwinden stellen-
weise oder auch durchaus. Nicht selten obliteriren die Mündungen, mögen sie pustulös hervorragen oder nicht,
einzeln oder gruppenweise oder auf ganzen Zweigen. Besonders scheint dies auf älteren Partieen der Stämm-
ı) 1. cc. pag. 24. tab. 5. fig. 29.
?) Dixon, the geol. and foss. of the tert. and cret. form. of Sussex. pag. 283. tab. 15. fig. —7h.
— Ba —
chen constant der Fall zu sein. Die Oberfläche der mitunter flachhöckerigen Aeste ist dann nur mit ge-
drängten, regellos gestellten Poren bedeckt, wodurch dieselben ein von den jüngeren Zweigen völlig abwei-
chendes Ansehen erhalten.
Zwischen den Längsreihen der grösseren Mündungen laufen einzelne schwach erhabene porenlose
Längslinien herab, 12—14 im Umfange eines Stämmchens. Durch stärkere Entwickelung derselben erscheinen
die Stämmchen schwach kantig; sehr oft sind sie aber kaum merkbar oder fehlen auch gänzlich.
Innerhalb zweier solcher Linien werden die Zwischenräume der Mündungen durch je drei, selten je
vier etwas unregelmässige Längsreihen sehr kleiner gedrängter rundlicher Poren ausgefüllt. An Stellen, wo
die grösseren Mündungen geschlossen sind, sind die klemen Poren allein vorhanden, welche dann auch die
undurchbohrten pustulösen Höcker bedecken. Es verschwinden in diesem Falle die porenlosen Längslinien
an manchen Zweigen gänzlich.
Ob unsere Species mit ?. Dumonti Hag. sp. wirklich übereinstimme, lässt sich bei der gegebenen
etwas unvollkommenen Schilderung nicht mit Sicherheit bestimmen. Hagenow’s Abbildung und Beschreibung
scheint nach älteren nicht vollständig erhaltenen Stammstücken entworfen zu sein. Da sie jedoch mit ein-
zelnen der sächsischen Exemplare stimmt, so habe ich beide Vorkommnisse zu identifieiren gewagt.
Ohrysaora pulchella Röm. aus dem Kreidemergel von Gehrden und Quedlinburg!) mit welcher
Dixon die englischen Formen identifieirt, hat zahlreichere stärkere glatte Längsstreifen und nur je zwei Längs-
reihen kleiner Poren, während Cavea polypora d’Orb.?) aus dem Senon von Lisle (Loir-et-Cher) 12 stärkere
glatte Längsrippen und je 4—5 regellose Längsreihen kleiner Poren darbieten soll.
Unsere Species kommt bei Plauen häufig vor.
2. P. tenera n. sp. — Taf. 33. Fig. 5.
Mit der eben beschriebenen Species kommen einzelne Fragmente vor, die sich mit derselben nicht
wohl vereinigen lassen. Sie stellen sehr dünne einfache cylindrische Stämmchen dar, an welchen 15—16
zarte Längsstreifen herablaufen, zwischen welchen je eine Reihe kleiner rundlicher nicht umrandeter Mün-
dungen liegt. Sie nehmen die ganze Breite zwischen zwei Längssfreifen ein und stehen viel gedrängter, als
bei der vorigen Species, indem die Mündungen einer Längsreihe nur je zwei, höchstens drei unregelmässige
Querreihen kleiner Poren zwischen sich aufnehmen. Uebrigens stehen diese auch hier in zwei oder höchstens
drei sehr unregelmässigen alternirenden Längsreihen.
Heteroporella Busk.
Polypenstock inerustirend, scheibenförmig oder auf der Oberseite mehr weniger convex oder von un-
regelmässigem Umriss. Die Zwischenräume der grösseren Mündungen, die mitunter annähernd radial geordnet
sind, werden von kleineren Interstitialporen bedeckt.
Die Gattung unterscheidet sich daher von Heteropora nur durch die Form des Gehäuses, das bei
der letzteren aufrecht und meistens ästig, bei Heteroporella aber niedrig ausgebreitet und incrustirend ist.
Dass dadurch eine scharfe Begrenzung und Scheidung beider Gattungen nicht ermöglicht wird, unterliegt wohl
keinem Zweifel.
1. H. collis d’Orb. sp. — Taf. 33. Fig. 6.
1850—1851. Umicavea collis d’Orbigny 1. c. V. pag. 973. tab. 778. fig. 1, 2.
Sie ist mit der ganzen Unterseite aufgewachsen, im Umrisse scheibenförmig, fast halbkugelig gewölbt,
!) Römer ]. e. pag. 24. tab. 5. fig. 29.
2) d’Orbigny 1. e. V. pag. 946. tab. 774. fig. 6—8
— 134 —
mit kleiner seichter Scheiteldepression. Von derselben strahlen 18—29 kürzere und längere abgerundete
radiale Leistchen gegen die Peripherie aus, die mit einreihig stehenden ziemlich grossen eckigen Mündungen
besetzt sind. Etwa 8—10 dieser Leisten reichen bis in die Nähe der Scheiteldepression, die übrigen setzen
erst in grösserer Entfernung derselben ein.
Die Centraldepression und die Zwischenrinnen der genannten Leistchen sind mit wenig kleineren,
aber mehr genäherten, durch dünne Wände gesonderte Poren besetzt.
Selten im Cenoman vom Gamighügel bei Dresden, sowie im Senon Frankreichs.
2. H. placenta n. sp. — Taf. 33. Fig. 7.
Bis 7 Mm. grosse dünne scheiben- oder kuchenförmige Colonieen, die mit ihrer ganzen Unterseite auf-
gewachsen waren. Ihre sehr flach gewölbte Obeıseite ist in der Mitte mehr weniger deutlich und in grösserem
oder geringerem Umfange, aber immer nur sehr seicht eingedrückt, während die untere Fläche concav, selten
eben oder selbst sehr flach gewölbt ist. Der peripherische Rand ist etwas abwärts gebogen und mehr oder
weniger scharf.
Die freie obere Seite ist mit dichtgedrängten Mündungen bedeckt, die meistens rundlich, seltener
schwach elliptisch sind. Die im mittleren Theile liegenden sind etwas grösser, etwas dicker umrandet und
stehen ganz regellos. Weiter nach aussen hin ordnen sie sich in deutliche, dicht gedrängte Radialreihen, die
durch Einsetzen neuer an Zahl rasch zunehmen, ohne dass sie aber leistenartig vorragen würden. Zugleich
sind diese Mündungen kleiner, dünner umrandet und nicht so deutlich gerundet, sondern in radialer Richtung
etwas, wenngleich nur schwach verlängert. In dem dem Centrum zunächst liegenden Theile der Scheibe sieht
man zwischen die beschriebenen Mündungen einzelne grössere rundliche eingestreut, welche von einem ver-
dickten und etwas erhöhten Rande eingefasst sind.
Ob die Unterseite mit einer Epithek versehen war, lässt sich nicht mit Bestimmtheit nachweisen,
Wenn sie durch Abreibung verloren gegangen ist, muss sie jedenfalls sehr dünn gewesen sein. Jetzt erscheint
die Unterseite überall mit dichtgedrängten kleinen, sehr dünnwandigen, etwas eckigen Poren bedeckt. Man
überzeugt sich zugleich, dass die Zellen gegen den Rand der Colonie hin eine schräge Richtung annehmen
und sich zur kurzen Röhre verlängern.
Selten im unteren Pläner von Plauen.
B. Die Foraminiferen des unteren Quaders.
Die Zahl der Foraminiferen, welche mir das sächsische Cenoman geliefert hat, ist nur sehr gering (13).
Doch liegt der Grund dieser Erscheinung gewiss nicht in der absoluten Armuth der Foraminiferen-Fauna dieses
Schichtencomplexes. Denn einerseits ist der Aufsammlung dieser Fossilreste, besonders der kleineren Formen,
nur sehr geringe Aufmerksamkeit zugewendet worden; andererseits ist selbst das kalkige Gestein von Plauen,
in welchem die Bryozoen sich theilweise vortrefflich conservirt haben, der Erhaltung sehr kleiner dünner
Kalkschalen nur wenig zuträglich gewesen. Deshalb gelangten auch meistens nur grössere und derbere For-
men zur Untersuchung; zartere Schalen nur sehr selten und meistens nur in Bruchstücken.
Als charakteristisch für die cenomane Stufe sind nur die grossen und eigenthümlichen Polyphragma
eribrosum Rss. und Thalamopora cribrosa Goldf. sp. zu betrachten, von welchen das erstere auch aus dem
unteren Pläner von Bilin in Böhmen, die letztere aus dem Grünsand von Essen bekannt ist, und vielleicht
auch Nodosaria oigotoma Rss., die von mir bisher nur bei Plauen aufgefunden wurde.
— 1355 —
Alle übrigen Arten sind kosmopolitische Formen von ausgedehnter verticaler und horizontaler Ver-
breitung. Oristellaria rotulata Lam. sp. reicht durch alle Kreideschichten vom Gault bis in das Senon und
noch darüber hinaus. Flabellina cordata Rss. und rugosa d’Orb., Frondicularia inversa Rss., Nodosaria com-
munis d’Orb. und Gardryina rugosa d’Orb. liegen in Menge im Senon und im Pläner; Cymbalopora radiata
Hag. sp. wurde von Hagenow zuerst im Kreidetuff von Maastricht aufgefunden. Placopsilina cenomana d’Orb.
ist auf Molluskenschalen im Pläner häufig nachgewiesen worden; Vaginulina arguta Rss. dagegen wurde von
von mir nur im deutschen Gault und Cenoman angetroffen.
Verzeichniss der einzelnen Arten.
I. Mit poröser Kalkschale.
1. Nodosaridea.
Nodosaria Lam.
Die Kammern sind in einer einfachen Reihe über einander gestellt, welche bald gerade (Nodosaria),
bald mehr weniger gekrümmt ist (Dentalina). Mündung einfach rund, terminal, bei Nodosaria central, bei
Dentalina etwas excentrisch.
1. N. oligotoma n. sp. — Taf. 33. Fig. 16.
Sie hat mit vielen der gerippten Nodosarien Aehnlichkeit, ohne mit einer derselben vollkommen
übereinzustimmen. Am meisten verwandt ist sie mit N. Zudwigi Rss.) aus dem Septarienthon von Alsfeld.
Doch hat diese einen excentrischen Schnabel und zahlreichere Rippen.
Das gerade Gehäuse unserer Species ist verhältnissmässig kurz und dick und verschmälert sich ab-
wärts ziemlich rasch zur stumpfen Spitze. Wenige (5) Kammern, die untersten durch seichte, die jüngeren
durch tiefere Nähte gesondert. Die Eınbryonalkammer ist wenig gewölbt und kleiner als die folgenden; die
letzte dagegen gross, fast kugelig, in einen kurzen centralen Schnabel auslaufend. Elf bis zwölf sehr feine,
scharfe Längsrippchen mit breiten Zwischenrinnen laufen über die Kammern und Nähte herab.
Sehr selten bei Plauen, wie alle folgenden Arten.
2. N. (Dentalina) communis d’Orb.
1839. d’Orbigny, Mem. sur les foram. de la craie blanche du bass. de Paris, pag. 13. tab. 1. fig. 4.
Die sächsischen Formen stimmen in Folge der grossen Veränderlichkeit der Nodosarien überhaupt
mit den Parisern nicht völlig überein. Sie sind meistens etwas, wenngleich schwach, zusammengedrückt, und
ihre Primordialkammer ist nicht grösser und convexer als die folgenden.
Selten. — In der Senonkreide von Paris, England, Westphalen; in” den Mucronatenmergeln von
Lemberg, in den Baculitenthonen und im Pläner Böhmens ete.
Vaginulina Orb.
Die Kammern in einfacher gerader oder wenig gekrümmter Linie über einander stehend. Das Ge-
häuse schmal, verlängert oder kürzer, dreieckig, zusammengedrückt, mitunter im Anfangstheile etwas vorwärts
gekrümmt. Die zahlreichen Kammern niedrig, meistens schräg; die letzte schräge abgestutzt, ohne Schnabel;
!) Reuss, Septarienthon pag. 19. tab. 2. fig. 23.
Palaeontographicı XX. 4.
— 136 —
die runde Mündung end- und rückenständig. Manche Formen gehen allmählich in die Gattung Nodosarıa
(Dentalina) über.
1. V. arguta Rss.
1860. Reuss, Foraminif. d. Westphäl. Kreideform. pag. 58. tab. 8. fig. 4.
1862. Reuss, Foraminif. d. norddeutsch. Hils und Gault, pag. 47. tab. 3. fig. 13.
Sehr selten, meistens Bruchstücke. Ueberdies liegt eine Schale vor, an welcher sich im späteren
Verlaufe des Wachsthums über die normalen Kammern einige reitende Kammern gelegt haben, wodurch der
Vaginulinentypus in den Frondicularientypus übergegangen ist.
2. Frondicularidea.
Frondicularia Defr. i
Das gerade, stark zusammengedrückte, oft blattförmige Gehäuse besteht mit Ausnahme der Primordial-.
kammern aus bogenförmigen oder winkelig gebrochenen reitenden Kammern, welche sich mit zwei in einer
Ebene liegenden Armen umfassen. Daher sind auf den Seitenflächen sämmtliche Kammern sichtbar. Die auf
einer centralen Spitze der letzten Kammer sitzende Mündung ist fast immer rund.
1. Fr. inversa Rss.
1845. Reuss, Verstein. d. böhm. Kreideform. pag. 31. tab. 8. fig. 15—19; tab. 13. fig. 42.
1860. Reuss. Foraminif. d. westphäl. Kreidef. pag. 50.
Selten. — Im obereren Senon Westphalens; in der Quadratenkreide und im Scaphitenpläner Böhmens.
FPlabellina d’Orb.
Ein Mischtypus, entstanden durch Combination des einfach spiralen, mit dem rhabdoiden Typus der
Frondieularien. Die ersten Kammern des zusammengedrückten Gehäuses sind zu einer meist kleinen gleich-
seitigen Spira eingerollt, der jüngere Theil derselben stellt dagegen eine Frondicularia dar. Die terminale
mittelständige Mündung rund oder verlängert.
1. Fl. cordata Rss.
1845. Reuss, Verstein. d. böhm. Kreideform. pag. 32. tab. 8. fig. 37—46, 78.
1854. Reuss, Beiträge z. Kenntniss d. Kreideschichten d. Ostalpen pag. 67. tab. 25. fig. 6—8.
1860. Reuss, Foraminif. d. Westphäl. Kreideform. pag. 72.
Nicht selten.
2. Fl. rugosa d’Orb.
1839. d’Orbigny, 1. c. pag. 23. tab. 2. fig. 4—7.
1860. Reuss, Foraminif. d. Westphäl. Kreideform. pag. 71.
Selten, meist fragmentär. — In der weissen Kreide verbreitet; in den Gosaumergeln des Gosauthales,
in der Quadratenkreide und im Pläner Böhmens.
3. Cristellaridea.
Cristellaria Lam.
Entweder sind nur die älteren Kammern mehr weniger spiral eingerollt (Marginulina, Oristel-
lariae rectae), während die übrigen in gerader Reihe über einander stehen, oder sie sind sämmtlich zu einer
gewöhnlich linsenförmigen Spira eingerollt. Das stets gleichseitige Gehäuse trägt die runde (Oristellaria)
oder spaltenförmige Mündung (Robulina) am Carenalwinkel.
1. Cr. rotulata Lam. sp.
1839. d’Orbigny, M&m. de la soc. g60l. de France IV. 1. pag. 26. tab. 2. fig. 15—18.
1860. Reuss, die Foraminif. d. Westphäl. Kreideform. pag. 69.
— 137° —
Die häufigste und verbreitetste Foraminiferen-Species der Kreideformation, welche vom Gault aufwärts
bis in das obere Senon reicht. Auch im Cenoman von Plauen tritt sie nicht selten auf.
4. Rotalidea.
Cymbalopora v. Hag.
Das kreiselförmige oder niedrig conische Gehäuse trägt auf der Unterseite eine weite Nabelhöhlung,
in welche die ringförmig oder unregelmässig spiral angeordneten Kammern einzeln ausmünden. Diese stehen
aber auch durch je zwei Sprossencanäle mit den Nachbarkammern in Verbindung. Während Cymbalopora
daher noch den Habitus der Rotalideen an sich trägt, neigt sie sich in manchen Merkmalen ihres Baues zu
den Dactyloporiden hin.
1. Cymbalopora sp.
Die sehr seltenen Schalen gehören zwar mit Sicherheit der Gattung Cymbalopora an und sind wahr-
scheinlich sogar mit C. radiata Hag.!) identisch; sie sind aber nicht vollständig genug erhalten, um dies
mit Bestimmtheit aussprechen zu können.
5. Thalamoporidea.
Thalamopora Röm.
1. Th. eribrosa Goldf. sp. — Taf. 33. Fig. 11—15.
1826—1833. Ceriopora cribrosa Goldfuss, Petref. Germ. I. pag. 36. tab. 10. fig. 16a—c:
1841. Römer, Verstein. d. deutschen Kreidegeb. pag. 21.
1840—1847. Thalamopora vesiculosa Michelin, Iconogr. zoophyt. pag. 209. tab. 53. fig. 8.
1850. Monticulipora cribrosa d’Orbigny, Prodr. d. paleont. stratigr. II. pag. 184. n® 739.
1871. Simonowitsch, Beiträge z. Kenntniss d. Bryoz. d. Essener Grünsandes pag. 26. tab. 1. fie. 1a—c.
Dieses eigenthümliche Fossil wurde schon von Goldfuss sehr gut abgebildet, aber trotz der beobach-
teten mannigfachen Structurabweichungen doch mit der Bryozoengattung Ceriopora vereinigt. Römer erkannte
wohl die grosse Verschiedenheit von den Cerioporen und gründete darauf ein neues Genus mit dem Namen
Thalamopora, welches er aber demungeachtet bei den Bryozoen in der Nachbarschaft von Pustulopora und
Ceriopora beliess. Diesem Beispiele folgten alle Paläontologen, welche bisher die Gattung T’halamopora be-
sprachen. Selbst Simonowitsch, der neueste Monograph der Essener Bryozoen, der zugleich den Bau des
hier in Rede stehenden Fossils am genauesten dargelegt hat, ist trotz der Einsicht in die völlige Abweichung
vom Bryozoenbaue noch der alten Ansicht gefolgt; ja er hat die Begrenzung von T’halamopora noch schwankend
gemacht, indem er ein sehr differentes Fossil, das nicht die geringste Aehnlichkeit mit einer Bryozoe und mit
Th. eribrosa besitzt, die 7’h. Michelini Simon.”) mit dieser Gattung vereinigte.
Bronn hat die Unsicherheit der Stellung von Thalamopora wohl erkannt, und dies war wohl die
Ursache, weshalb er derselben in „den Klassen und Ordnungen des Thierreiches“ keine Erwähnung thut, was
ihm zum Vorwurfe gemacht wird.
Dass Thalamopora keineswegs bei den Bryozoen belassen werden könne, darüber kann nach meiner
Ansicht nicht der geringste Zweifel obwalten. Die Aehnlichkeit mit den Cerioporiden ist nur eine ganz
oberflächliche und beruht blos auf äusserlichen Momenten, während aus dem inneren Bau, wie die nach-
folgende Schilderung lehrt, keine Analogie nachgewiesen werden kann.
Unsere Species, welche mitunter die beträchtliche Höhe von 1,5 Zoll erreicht, bleibt in den meisten
!) v. Hagenow, Bryozoen v. Maastricht pag. 104. tab. 12. fig. 18.
2) Simonowitsch 1. c. pag. 31. tab. 1. fig. 2.
— 133 —
Fällen einfach, ist ziemlich dick und fast walzenförmig. Nach oben verdickt sie sich gewöhnlich nur wenig,
seltener wird das Gehäuse, in Folge des stärkeren Anwachsens in der Breite keulenförmig. Eine solche Form,
bei welcher der Breitendurchmesser nach oben hin besonders stark zugenommen hat, scheint die verhältniss-
mässig kurze und verkehrt kegelförmige Th. vesiculosa Mich. aus dem Cenomanien von Le Mans zu sein.
In seltenen Fällen theilt sich der Stamm, gewöhnlich in geringem Abstande von der Basis in 2—5
Aeste, welche sich von der cylindrischen Gestalt nur wenig entfernen.
Immer ist das Gehäuse mit seiner ganzen Breite aufgewachsen; ja bisweilen breitet sich der Fuss
noch beträchtlicher aus.
Die Oberfläche ist mit gerundeten Anschwellungen bedeckt, die bisweilen nur sehr wenig hervortreten,
in anderen Fällen aber sich beinahe halbkugelig wölben. Sie werden durch mehr weniger seichte De-
pressionen gesondert und stehen in ziemlich regelmässigen alternirenden Kreisen. Wegen der Dünne der
Wandung an ihrem convexesten Theile findet man dieselbe oft zerbrochen, und dann erscheint die Aussenseite
des Stockes an der Stelle der Erhöhungen mit ziemlich grossen rundlichen Löchern bedeckt, welche in einen
flachen Hohlraum führen. Einen solchen Kranz von 5—7 Erhöhungen oder Einsenkungen nimmt man auch
am oberen Ende des Stockes, die Centralhöhlung desselben umgebend, wahr. Diese durchzieht als ein ziemlich
weiter eylindrischer Canal von fast gleichbleibendem Durchmesser den ganzen Stock in seiner Mittellinie.
Quer- und Längsschnitte des Gehäuses belehren uns, dass den erwähnten Erhöhungen der Aussenseite
die innern Höhlungen entsprechen, welche von rundlichem Umfange und in senkrechter Richtung etwas
niedergedrückt sind. Sie stehen in ziemlich regelmässigen alternirenden Längsreihen um die Centralhöhlung
herum. Jede dieser Kammern verschmälert sich nach innen zu einem kurzen Halse und mündet mit einer
rundlichen Oeffnung in den Centralcanal. In Folge der symmetrischen Stellung der Kammern selbst zeigen
auch diese Mündungen eine ziemlich regelmässige Anordnung in alternirenden Längsreihen, wie man sich an
einem gerade durch den Centralcanal geführten Verticalschnitt überzeugt. Unter einander stehen die Kammern
durch keine grössere Mündung in Verbindung; nur grobe Poren, welche die einfachen Wandungen, ziemlich
gedrängt, aber regellos stehend, durchbohren, vermitteln ihren Zusammenhang. Nur der innerste Theil der
Wandung. welcher dem Centralcanal zugekehrt ist, zeigt keine Poren, ist — mit Ausnahme der genannten
grösseren Mündung — undurchbohrt.
Aus der eben gebotenen Charakteristik ergibt sich unzweifelhaft, dass Thalamopora keineswegs den
Bryozoen, von welchen sie sich in ihrem Baue fundamental unterscheidet, angehören könne. Schon der Mangel
der Sprossencanäle und die dadurch gegebene Abweichung in dem Aufbau des Gehäuses verbietet dies von
vorne herein. Die Communication der Kammern wird nur bewirkt, einerseits direct durch die Poren der
Kammerwandungen, anderseits mittelbar durch die in die Centralhöhlung sich öffnenden Mündungen der
Kammern. Es kann daher kaum einem Zweifel unterliegen, dass die Centralhöhlung durch einen grösseren
Sarkodekörper ausgefüllt war, mit welchem die die Kammerhöhlungen erfüllenden Sarkodesegmente durch
dickere Stränge zusammenhingen, während die Verbindung der Segmente unter einander nur durch dünne
Sarkodefäden vermittelt wurde, denen die zahlreichen Wandungsporen freien Durchgang gestatteten.
Aus dieser Gliederung des Thierkörpers, wie sie sich aus dem Baue des Gehäuses erschliessen lässt,
ergibt sich eine grosse Analogie von Thalamopora mit den vielgestaltigen Dactyloporen und theilweise auch
mit Cymbalopora. Nur findet in Betreff der erstgenannten der wesentliche Unterschied statt, dass Thala-
mopora eine grob-poröse, Dactylopora hingegen eine dichte porzellanartige Kalkschale besitzt. Will man der
Analogie im Baue des Thierleibes Rechnung tragen, so wird der Schluss erlaubt sein, dass T’halamopora in
— 139 —
der Reihe der porös-kalkschaligen Foraminiferen eine analoge Stellung einnimmt, wie Dactylopora unter jenen
mit undurchbohrter Kalkschale, und dass sie gleichsam als vicarirende Bildungen in den genannten zwei
grossen Foraminiferengruppen anzusehen sind.
I. Mit kieseliger Schale.
1. Lituolidea.
Haplophragmium Rss.
Das unregelmässige veränderliche Gehäuse spiral oder nur im Anfangstheile spiral, im oberen
gerade gestreckt. Mündung einfach oder mehrfach, die Mündungsfläche siebförmig durchlöchernd, Kammer-
höhlungen ununterbrochen.
1. H. irregulare Röm. sp.
1841. Spirolina irregularis Römer, 1. c. pag. 98. tab. 15. fig. 29.
1841. Spirolina lagenalis Römer, 1. c. pag. 98. tab. 15. fig. 28.
1860. Reuss, die Foraminif. d. Westphäl. Kreideform. pag. 75. tab. 10. fig. 9; tab. 11. fig. 1.
Auch Spirolina aequalis Röm. (l. c. pag. 98. Taf. 15. Fig. 27) dürfte der Species nach kaum ver-
schieden sein. da sich zwischen allen diesen Formen keine scharfe Grenze ziehen lässt.
Bei Plauen sehr selten. — In der weissen Kreide Englands, im Senon Westphalens und von Lem-
berg; in der Quadratenkreide und im Scaphitenpläner Böhmens; in den Gosauschichten der Gosau, im Ceno-
man von Peine, von Salzgitter etc.
Polyphragma nov. gen.
1. P. eribrosum Rss. Taf. 33. Fig. 8—10.
1846. Lichenopora cribrosa Reuss, Verstein. d. böhm. Kreideform. pag. 64. tab. 14. fig. 10; tab. 24. fig. 5, 5.
Ich habe vor 25 Jahren ein kleines Fossil, welches ich im unteren Pläner der Schillinge bei Bilin
nur selten, in den gleichalten Schichten von Weisskirchlitz bei Teplitz dagegen häufig angetroffen hatte, unter
dem Namen Lichenopora cribrosa beschrieben und abgebildet und irriger Weise den Bryozoen beigesellt. Jetzt,
da ich dasselbe im unteren Pläner von Plauen, wenngleich selten, wieder aufgefunden habe, lehrt mich die
wiederholte genauere Untersuchung, dass es den Foraminiferen zugerechnet werden müsse und zwar der Familie
der Lituolideen. Nimmt man die Gattung Lituola in dem den englischen Forschern geläufigen weiten Um-
fange, wo sie eigentlich sämmtliche Formen der Lituolideen umfasst, so müsste auch unser Fossil derselben
einverleibt werden. Eine solche Anschauungsweise, die vielleicht in genetischer Beziehung auf einige Berech-
tigung Anspruch machen kann, scheint mir aber in systematischer und noch mehr in paläontologischer Rich-
tung nicht annehmbar zu sein. Zu diesen Zwecken und zur leichteren Uebersicht empfiehlt sich hier, wie
anderwärts, eine Sonderung in Gruppen oder Gattungen, die übrigens auch in wirklichen Differenzen des
Schalenbaues ihre Berechtigung findet. Die Verwandtschaft und der Zusammenhang dieser Gruppen unter
einander wird dadurch auf keine Weise in Abrede gestellt.
Unser Fossil ist mit seinem unteren Ende, das sich bisweilen in einen breiten inerustirenden Fuss
ausbreitet, aufgewachsen gewesen und erhebt sich frei und mehr weniger cylindrisch bis zu 0,5 Zoll Höhe.
Nicht selten ist jedoch der Cylinder auf mannigfache Weise verbogen und gekrümmt. Schon bei schwacher
Vergrösserung nimmt man wahr, dass die ziemlich dicke Schale aus kleinen und annähernd gleichen Kiesel-
körnchen besteht, die durch ein spärliches Kalkeäment verbunden sind, so dass sie bei Behandlung mit Salz-
säure ihre Form und ihren Zusammenhang behält. Zugleich nimmt man seichte kreisförmige, oft schräg
— 140 —
verlaufende Einschnürungen wahr, welche die äusseren Grenzen der successiv über einander gebildeten Kammern
darstellen. Das obere Ende der letzten Kammer bildet eine mehr weniger kreisrunde, sehr flach gewölbte
oder fast ebene Fläche dar, die, von einem schmalen, glatten, wenig erhabenen Rande umgeben, zahlreiche
eckige Mündungsporen trägt, die gewöhnlich regellos zusammengedrängt sind, manchmal jedoch auch eine An-
deutung kreisförmiger Anordnung verrathen.
An einem Verticalschnitte überzeugt man sich, dass, dieser Endfläche mehr weniger parallel und den
äusseren Einschnürungen der Seitenwand entsprechend, ebensoviele Querscheidewände mit verschiedenem Grade
von Regelmässigkeit die. Röhre durchziehen. Ebenso nimmt man aber wahr, dass der Kammerraum nicht
ununterbrochen ist, sondern durch regellos sich verbindende lamellare Fortsätze der Querwände vielfach
unterabgetheilt wird.
Es ergibt sich daraus eine vollkommene Uebereinstimmung der Structur mit Zituola. Polyphragma
stellt gleichsam den oberen verticalen Theil einer Zituola dar, welche, statt sich im Anfangstheile spiral ein-
zurollen, mit demselben aufgewachsen ist. Placopsilina weicht dagegen darin ab, dass sie mit einer Seiten-
fläche aufgewachsen ist, dadurch gleichsam durch einen verticalen Flächenschnitt halbirt erscheint, nicht durch
einen horizontalen Querschnitt, wie Polyphragma.
Placopsilina d’Orb.
Gehäuse in der Fläche fest aufgewachsen. Die sehr ungleichen und unregelmässigen Kammern bald
sämmtlich, bald nur im Anfangstheile spiral eingerollt, bald in bogenförmiger oder verschiedentlich gekrümmter
Linie angeordnet, bald ganz regellos gehäuft, im Innern oft durch secundäre Septa regellos zellig.. Mündung
veränderlich, ein- oder mehrfach.
1. Pl. cenomana d’Orb.
1850. d’Orbigny. Prodr. de pal&ont. strat. II. pag. 185. nro. 758.
1860. Reuss, Beiträge z. Charact. d. Kreideschicht. d. Ostalpen. tab. 28. fig. 4, 5.
Aeusserst veränderlich in ihrer Form, selten bischofsstabförmig, einem mit der Fläche aufgewachsenen
Haplophragmium gleichend, oft mehr weniger regelmässig spiral, regellos gehäuft oder linear, meistens hin
und her gebogen. Ebenso veränderlich ist die Zahl, Grösse und der Umriss der Kammern, die durch mehr
weniger tiefe Nähte geschieden werden.
Bei Plauen selten auf Austern- und Exogyrenschalen aufgewachsen. — Im böhmischen Pläner, in den
Gosauschichten; in Frankreich im Cenoman von Le Mans. Ohne Zweifel noch viel weiter verbreitet.
2. Uvellidea.
Gaudryina dOrb.
Die ältesten kleinen Kammern des geraden verlängerten Gehäuses sind zu einer schraubenförmigen
gerundeten oder dreikantigen Spira eingerollt und stellen daher ein Ataxophragmium oder eine Vernewilina
dar. Die übrigen jüngeren Kammern dagegen stehen in zwei geraden parallelen alternirenden Längsreihen
nach Art der Textilarien. Mit diesen stimmt auch die Mündung überein, eine kurze nackte Querspalte am
inneren Rande der Kammern, die bisweilen an denselben höher — ja bis zur Mitte — hinaufrückt und mit-
unter gelippt oder selbst kurzröhrig wird. Die Gattung schliesst sich nahe an Olavulina an.
1. G. rugosa d’Orb.
1839. d’Orbigny, Mem. de la soc. g&ol. de France IV. 1. pag. 44. tab. 4. fig. 20—21.
1860. KReuss, d. Foraminif. d. westphäl. Kreideform. pag. 85.
Sehr selten. — Im Senon Frankreichs, Englands, Westphalens, von Lemberg u. a.; in der Quadraten-
kreide Böhmens; im Plänermergel vor dem Clever Thore von Hannover, im Ananchytenmergel zwischen
Ahlfeldt und Imstadt etc.
— le —
C. Nachtrag zu den Anthozoen des Cenomans von Plauen.
Unter dem mir zur Untersuchung mitgetheilten Materiale aus dem Cenoman von Plauen befanden
sich auch zwei fossile Anthozoen, welche in Dr. Bölsche’s monographischer Bearbeitung der Korallen dieses
Schichtencomplexes !) nicht aufgenommen worden sind. Sie gehören beide der Familie der Isideen an. Eine
derselben, Stichobothrion foveolatum Rss., wurde von mir schon früher im böhmischen Cenoman aufgefunden
und als Isis. foveolata beschrieben. Da beide dem Cenoman eigenthümlich zu sein scheinen, lasse ich zur
Vervollständigung der Fauna desselben ihre Beschreibungen hier folgen, soweit sie sich aus den ziemlich
unvollständig erhaltenen Fossilresten ergeben.
1. Isis tenuistriata n. sp. 3
Sie ist der oligocänen I. brevis d’Ach.?), sowie der miocänen m gracilis Rss.°) verwandt. Die
kalkigen Glieder sind kurz, übersteigen nicht die Höhe von 13— 16mm bei einer Dicke von 6mm. Gewöhnlich
sind sie nur 9— 10mm lang und 3,5mm dick. Uebrigens sind sie bald gerade, bald etwas gebogen und ver-
dicken sich gegen die Enden hin nur wenig. Ihre Oberfläche ist der Länge nach mit gedrängten schmalen,
aber scharfen Rippenstreifen bedeckt, welche selten ganz regelmässig verlaufen, sich oft krümmen und gabel-
förmig spalten, kurz manche Unregelmässigkeiten wahrnehmen lassen. Sie scheinen fein gekörnt zu sein, doch
lässt sich dies bei dem weniger vollkommenen Erhaltungszustande der Oberfläche nicht mit völliger Sicher-
heit bestimmen.
Die Gelenkflächen stellen einen niedrigen, concentrisch gestreiften Kegel dar. Zuweilen liegen an
einem Ende des kalkigen Gliedes zwei Einlenkungsflächen, — das Zeichen beginnender Gabeltheilung. Andere
Gelenkflächen sind seicht vertieft, und dergleichen von kleinem Umfange beobachtet man auch hin und wieder
an den Seitentheilen der Glieder.
Die Species scheint bei Plauen selten zu sein; mir liegen nur sechs Glieder vor.
Die obenstehenden Fig. 1 und 2 stellen zwei Glieder in vergrössertem Maassstabe dar.
1) Geinitz, das Elbthalgebirge in Sachsen. II. 1871.
2) Reuss, paläont. Studien über d. ält. Tertiärschichten d. Alpen. II. pag. 80. tab. 28. fig. 14—16.
3) Reuss, die foss. Korallen des österr.-ung. Miocäns. 1871. pag. 9. tab. 20. fig, 13.
a u —
9. Stichobothrion foveolatum nov. gen.
1846. Isis foveolata Reuss, d. Verstein. d. böhm. Kreideform. 1846. II. pag. 70. tab. 15. fig. 1, 2.
Dieses Fossil, welches ich vor langer Zeit unter dem angegebenen Namen aus dem untern Pläner
der Schillinge bei Bilin in Böhmen beschrieben habe, wurde von mir auch unter dem mir aus dem Cenoman
von Plauen in Sachsen zur Untersuchung mitgetheilten Materiale aufgefunden, wo es ebenfalls nur selten
und in nicht sehr wohlerhaltenem Zustande vorzukommen scheint.
Dass dasselbe den Isideen angehört, geht aus der Gliederung der sclerobasischen Axe hervor. Es
unterscheidet sich aber von allen bekannten Isideengattungen dadurch, dass die kalkigen Axensegmente in
ziemlich regelmässigen .alternirenden Längsreihen stehende Gruben tragen, in welche offenbar die einzeinen
Polypen eingesenkt waren. Ich habe daher eine besondere Gattung darauf gegründet, welcher ich zur Be-
zeichnung der vorerwähnten auffallenden Eigenschaft den Namen Stichobothrion (von otıxyn Reihe und BoSpiov
Grübchen) beigelegt habe. 3
-—
Die einzelnen Glieder besitzen eine Länge von 9—1l5mm bei 2—3mm Dicke, welche‘ sie in ihrer ge-
sammten Länge unverändert beibehalten. Oefters sind sie schwach gekrümmt, übrigens walzenförmig oder, wenn
die eingesenkten Grübchen tiefer werden, etwas kantig.
Ihre Seitenfläche trägt in 6—10 mehr weniger regelmässigen alternirenden Längsreihen stehende ziemlich
grosse Gruben von meistens elliptischem Umrisse, welche gewöhnlich seicht, selten etwas tiefer eingesenkt sind.
In letzterem Falle stehen sie einander nahe, werden von einem schmalen scharfen Rande umgeben und weichen
von der regelmässigen Reihenstellung mehr weniger ab. Ihr Boden, dessen Beschaffenheit jedoch nicht mit
wünschenswerther Deutlichkeit erkennbar ist, erscheint in der Mitte sehr flach erhaben, zunächst dem Rande
aber mit kleinen Grübchen versehen. Die die Gruben trennenden Zwischenränder zeigen, wo sie breiter und besser
erhalten sind, eine unregelmässige grobe Längsstreifung.
Die Verzweigung scheint in den meisten Fällen an den Enden der Glieder statt zu haben, welche dann
nicht selten verdickt erscheinen. Man beobachtet an ihnen öfters doppelte Gelenkflächen, während ich dieselben
niemals an den Seiten der Glieder fand. Die Ansatzflächen sind mit einigen groben concentrischen Streifen
versehen und tragen im Centrum ein in der Mitte durchbohrtes Knötehen. Uebrigens sind sie theils concav, theils
niedrio conisch.
Fig. 3 gibt die vergrösserte Darstellung eines Gliedes mit seichteren, in regelmässigen Reihen stehenden
Gruben, Fig. 4 dagegen eines mit tieferen, regelloser gestellten Gruben.
<> — —
Index generum et specierum.
(Die hier beschriebenen Arten sind mit Cursivschrift, die Synonyme und nur beiläufig genannten Arten in gewöhnlicher Schrift.)
Alecto brevis d’Orb. 112.
A, rugulosa Rss. 112.
Aulopora divaricata Röm. 112.
Berenicea Lamx. 108.
. Clementina d’Orb. 109.
. conferta Rss. 109.
. confluens Röm. sp. 110.
. grandis d’Orb. 109.
. Hagenowi Rss. 109.
. rudis Rss. 109.
Bidiastopora compressa 131.
Biflustra d’Orb. 107.
B. crassimargo Rss. 107.
Bryozoa chilostomata 99.
B. cyclostomata 108.
Bryozoen 97.
Cavea d’Orb. 132.
C. polypora d’Orb. 133.
Cellepora depressa Hag. 103.
C. elliptica Hag. 101.
C. irregularis Hag. 103.
Celleporaria 110.
Ceriopora Goldf. 124.
C. annulata Hag. 118.
C. anomalopora Goldf. 131.
C. avellana Mich. 128.
C. clavata Goldf. 125.
C. compressa Goldf. 131.
C. eribrosa Goldf. 137.
C. gracilis Goldf. 120.
C. mieropora Goldf. 127.
C. orbieulata Rss. 127.
C. phymatodes Rss. 128.
C. spongites Goldf. 126.
C. stellata Goldf. 125. 128.
Bu u
C. substellata d’Orb. sp. 125. 129.
C. vertieillata Goldf. 118.
Cerioporidea 124.
Chrysaora pulchella Röm. 132.
33.
Clypeina tubaeformisLonsd. 119.
C. marginiporella Mich. 119.
Cricopora annulata Rss. 118.
Palaeontographica XX. 4.
C. Reussi Hag. 118.
C, vertieillata Hag. 118. 119.
Crisisina d’Orb. 115.
Oristellaria Lam. 136.
C. rotulata Lam. 136.
Cristellaridea 136.
Cymbalopora Hag. 137.
©. radiata Hag. 137.
Defrancia Br. 111.
D. multiradiata Rss. 111.
D. stellata Rss. 129.
Desmepora Rss. 123.
D. semieylindrica Lonsd. 123.
Desmeopora Lonsd. 123.
Diastopora Lamx. 110.
. Clementina d’Orb. 109.
. confluens d’Orb. 110.
. congesta Rss. 110.
. echinata M. 114.
. escharoides d’Orb. 110.
. gracilis Rss. 109.
D. Oceani d’Orb. 110.
9008098
[ Diastoporidea 108.
Discosparsa d’Orb. 111.
D. clathrata Rss. 111.
Discopora irregularis Röm. 103.
Ditaxia Hag. 131.
D. anomalopora Goldf. sp. 131.
D. compressa Hag. 131.
D. multieineta Rss. 131.
Domopora d’Orb. 128.
D. stellata d’Orb. 128.
Entalophora Lamx. 116.
E. attenuata Stol. 116.
E. conjugata Rss. 117.
E. Geimitzi Rss. 117.
E. pulchella Rss. 116.
E. raripora d’Orb. 116.
%. Sarthacensis d’Orb. 117.
E. tenuis d’Orb. 117.
E. Vendinnensis d’Orb. 117.
E. virgula Hag. 116.
Entalophortdea 116.
Eschara Ray 105. 120.
E. Delarueana d’Orb. 105.
E. heteromorpha Rss. 105.
E. latilabris Rss. 105.
E. osceulifera Rss. 106.
E. pupoides Rss. 107.
E. pyriformis Goldf. 105.
Escharidea 105.
Escharina radiata Röm. 104.
E. sulcata Rss. 104.
Es.harites 120.
E. distans Hag. 119.
E. gracilis Hag. 120.
Fascieulipora d’Orb. 119.
Flabellina d’Orb. 136.
F. cordata Rss. 136.
F. rugosa d’Orb. 136.
Foraminiferen 154.
Frondicularia Defr. 136.
F. inversa Rss. 156.
Frondieularidea 136.
Frondiporidea 121.
Fungella Hag. 119.
Haplophragmium Rss. 139.
H. irregulare Röm. sp. 139.
Heteropora Blainv. 129.
H. coalescens Rss. 131.
H. coronata Rss. 130.
H. crassa Hag. 150.
H. Dumonti Hag. 132. 133.
H. intricata Mich. 131.
H. stellata Röm. 128.
H. surculacea Mich. 130.
H. verrucosa Röm. 130.
Heteroporella Busk. 133.
H. collis d’Orb. sp. 133.
HA. placenta Rss. 154.
Hippothoa Lamx. 99.
H. brevis Rss. 100.
Hippothoidea 99.
Gaudryina d’Orb 140.
G. rugosa d’Orb. 140.
Idmonea Lamx. 115. 123.
I. aculeata Mich. 122.
I. semieylindrica Röm. 124.
I. virgula d’Orb. 115.
Isis brevis d’Ach. 141.
I. toveolata Rss. 142.
I. gracilis Rss. 141.
I. tenuistriata Rss. 141.
Lepralia Johnst. 104.
L. interposita Rss. 105.
Maceana d’Orb. 104.
. radiata Röm: sp. 104.
. sulcata Rss. 104.
L. undata Rss. 104.
Lichenopora cribrosa Rss. 139.
Lituolidea 139.
Marginaria appendiculata Rss.
102. .
M. concatenata Rss. 101.
M. elliptica Röm. 101.
M. ostiolata Rss. 101.
M. rhomboidalis d’Orb. 103.
M. tenera Rss. 102.
M. tenuisulca Rss. 103.
Marginulina 136.
Meliceritites Röm. 120.
M. Geimitzi Rss. 121.
M. gracilis Röm. 120.
Melicerita M. Edw. 120.
Membranipora Blainv. 100.
M. cineta Rss. 102.
M. clathrata Rss. 102.
M. concatenata Rss. 101.
M. depressa Hag. sp. 103.
M. dilatata Rss. 100.
M. elliptica Hag. sp. 101.
M. irreqularis Hag. sp. 103.
M. laxa Rss. 100.
M. patellaris Rss. 102.
M. subtilimargo Rss. 10%.
M. tenuisulea Rss. 103.
Membraniporidea 100.
Monticulipora ceribrosa d’Orb.
157.
L
L
L
21
4
Nodosaria communis d’Orb. 135.
N. Ludwigi Rss. 135.
N. oligotoma Rss. 134. 135.
Obelia Lamx. 115.
Osculipora d’Orb. 122.
O. truncata Goldf. sp. 122.
Patinella -Gray 11i.
Peripora d’Orb. 119.
P. Ligeriensis d’Orb. 119.
Petalopora Lonsd. 132.
P. Dumonti Hag. sp. 132.
P. tenera Rss. 153.
Placopsilina d’Orb. 140.
P. cenomana d’Orb. 140.
Polyphragma Rss. 139.
P. cribrosum Rss. 134. 139.
Proboseina d’Orb. 112.
P angustata d’Orb. 113.
P. anomala Rss. 114.
P. cornucopiae d’Orb. 113.
P. elevata d’Orb. 114.
P. gracilis Rss. 113.
P. punctatella Rss. 113.
P radiolitorum d’Orb. 113.114.
P. ramosa Mich. sp. 113.
P. subelavata Rss. 113.
Pustulipora dubia Hag. 120.
P. echinata Mich. 117.
P. rustica Hag. 116.
P. virgula Hag. 116.
Quadricellaria d’Orb. 108.
Radiopora d’Orb. 128.
R. Goldfussi Rss. 129.
R. inflata Sim. 125.
R. stellata Goldf. sp. 125. 128.
R. stellata Rss. 129.
R. substellata d’Orb. 125.
Reptelea Oceani d’Orb. 110.
Reptimulticava d’Orb 125.
rt. spongites d’Orb. 126.
Reptimultisparsa congesta
d’Orb. 110.
R. glomerata d’Orb. 110.
Reptotubigera d’Orb. 115.
R. elevata d’Orb. 114.
R. virgula d’Orb. 115.
Retepora truncata Goldf. 122.
Rosacilla confluens Röm. 110.
Mahlau & Waldschmidt.
144
Rotalidea 137.
Semicava d’Orb. 125.
Semimulticava d’Orb. 125.
Semimulticavea d’Orb. 128.
S. Goldfussi Sim. 125.
Spirolina aequalis Röm. 139.
S. irregularis Röm. 139.
S. lagenalis Röm. 139.
‚Spiropora Lamx. 118.
S. antiqua d’Orb. 118.
S. annulata Rss. 118.
S. cenomana d’Orb. 118.
S. pulchella Rss. 116.
S. verticillata Goldf. sp. 118.
Stichobothrion Rss. 142.
St. foveolatum Rss. 142.
Stomatopora Br. 112.
St. Calypso d’Orb. 112.
St. divaricata Röm. sp. 112.
St. rugulosa Rss. 112.
St. subgracilis d’Orb. 112.
Supercytis d’Orb. 123.
S. digitata d’Orb. 123.
Thalamopora Röm. 137.
Frankfurt a. M.
Th. cribrosa Goldf. 134. 137.
Th. vesiculosa Mich. 137.
Thalamoporidea 137.
Truncatula Hag. 122.
T. aculeata Mich. sp.
T. filix Hag. 122.
T. pinnata Röm. 122.
T. truncata Hag. 122.
Tubulipora Lamx. 115.
T. linearis Rss. 115.
Tubuliporidea 112.
Umbrellina Rss. 119.
Umbrellina Stelzneri Rss. 119.
Unicavea d’Orb. 128.
U. collis d’Orb. 133.
Uvellidea 140.
Vaginulina d’Orb. 135.
V. arguta Rss. 136.
Vineularia Defr. 107.
V. Argus d’Orb. 107.
V. bella Hag. 108.
| V. Bronni Rss. 108.
| V. Plauensis Rss. 108.
Vineularidea 107.
122.
Allgemeine Bemerkungen.
Bei Untersuchung der Brachiopoden und Pelecypoden des Quadergebirges im Sächsischen Elbthale
begegnen wir Arten, welche theils wegen ihrer weiten geographischen Verbreitung, theils wegen der langen
Zeitdauer ihrer Existenz innerhalb der verschiedenen aufeinander folgenden Etagen der Kreideformation in
hohem Grade das Interesse beanspruchen.
Für eine sehr weite Verbreitung einzelner Arten sind von den hier beschriebenen Arten hervor-
zuheben: Ostrea carinata Lam., ©. diluwviana L., ©. hippopodium Nilss., Exogyra lateralis Nilss. sp.,
E. Columba Lam. sp., E. haliotoidea Sow. sp., Pecten membranaceus Nilss, P. curvatus Gein., Vola
phaseola Lam. sp., V. quinquecostata Sow. sp., V. quadricostata Sow. sp., Lima tecta Goldf., ete., welche
die südindische Kreideformation mit unserem Elbthalgebirge gemein hat. Unter diesen ist namentlich Vola
quinquecostata (Pecten quinquecostatus) eine schon seit 1834 durch Morton für Nordamerika nachgewiesene
Form. Weitere Parallelen knüpfen sich an die in der zweiten Abtheilung der Pelecypoden niederzulegenden
Beschreibungen, und wir erwähnen aus ihnen vorläufig nur den auch in Südindien und in Nordamerika
häufigen Inoceramus labiatus Schl. (= I. mytiloides Mant.)
Man hat in der neuesten Zeit die genauesten Aufschlüsse über die Fauna der südindischen Kreide-
formation durch F. Stoliczka erhalten in: Memoirs of the Geological Survey of India; Palaeon-
tologia Indica, Cretaceous Fauna of Southern India, I. The Cephalopoda; U. The
Gasteropoda; II. The Pelecypoda. Calcutta, 1863—1871.
Für Sachsen haben diese Untersuchungen ein ganz besonderes Interesse. Stoliczka bemerkt, dass
die beiden tiefsten Glieder der Kreideformation, das Neocom oder Lower Greensand und der Gault,
welche auch in Sachsen fehlen, in der südindischen Kreideformation nicht entwickelt sind. Die von ihm
unterschiedenen Ootatoor-Gruppe, als die älteste, und die Trichonopoli-Gruppe entsprechen dem
Cenomanien und der unteren Partie der Turonien d’Orbigny’s, während die Arrialoor-Gruppe Süd-
indiens, als die jüngste, der oberen Partie des Turonien und dem Senonien gleichsteht. Diese drei Etagen
fallen aber zusammen mit den in Sachsen entwickelten Quader- und Plänerablagerungen, wie auch die beiden
entfernten Gegenden gemeinsamen Versteinerungen beurkunden. Der in dem Plänerkalke von Strehlen
so häufige Ammonites peramplus Sow. gehört auch in Indien zu den gewöhnlichsten Formen; Vola guinque-
costata geht, wie in Sachsen, auch durch alle drei Gruppen Südindiens hindurch; Inoceramus labiatus,
das Leitfossil für den mittleren Quader und mittleren Pläner, wurde dagegen in der Ootatoor-Gruppe Süd-
indiens erkannt.
Palaeontographica XX. 5. 22
— 148 —
Eine sehr erwünschte Unterlage für neue Parallelen zwischen den Ablagerungen der Kreideformation
oder des Quadergebirges im sächsischen Elbthale, oder in anderen Gegenden Deutschlands mit einigen
Gegenden Nordamerika’s, bot dem Verfasser eine Anzahl Fossilien dar, welche Herr A. Dittmarsch-Flocon
aus Dresden auf einer Reise nach Colorado und dem nördlichen Neu-Mexiko im Sommer 1871 gesammelt
und dem Königl. Mineralogischen Museum in Dresden überlassen hat. Darunter befinden sich kalkige Mergel
von Colorado City, welche sowohl petrographisch als paläontologisch mit dem mittleren Pläner des Elbthales
bei Dresden identisch sind. Sie führen, wie dieser, zahlreiche Exemplare des Inoceramus labiatus Schl. sp.,
und gehen, wie hier, allmählich in den normalen Plänerkalk oder die Strehlener Schichten über. Es
wurden von dieser Localität bei Colorado City Ammonites peramplus Sow. sp., Baculites baculoides Mant. sp.,
Inoceramus Brongniarti Sow., und eine von Inoc. striatus Mant. oder Inoc. Websteri Mant. wohl kaum zu
unterscheidende Art festgestellt, welche bei Strehlen und Weinböhla in Sachsen so häufig ist.
Jünger als diese turonen Schichten sind Schichten mit Jnoceramus Goldfussianus d’Orb., grossen
Baculiten und Scaphiten, die sich in der Nähe von Colorado City über den turonen Ablagerungen vor-
finden und offenbar zur senonen Etage gehören. (Vgl. Sitzungsb. d. Isis in Dresden, 1871, pag. 195.)
Thatsachen dieser Art unterstützen die Annahme von Wanderungen der Arten aus Indien
nach Europa, oder von hier nach Amerika, schon in uralten Zeiten, lange vorher ehe das Menschengeschlecht
ähnliche Wanderungen ausgeführt hat.
Für die lange Existenz einiger Arten, die man mit Sicherheit in allen Etagen unseres Quader-
gebirges nachgewiesen hat, spricht namentlich auch das Vorkommen einer Reihe von Pelecypoden, welche
der untere cenomane Quadersandstein und Pläner mit den jüngsten Schichten der Kreideformation der
Provinz Schonen im südlichen Schweden gemein hat. Es sind dies, ausser der noch fraglichen Terebratula
triangularis Nilss., welche von den jungen Exemplaren der Rrhynchonella compressa Lam. nicht wohl
unterschieden werden kann, namentlich: Ostrea dilwiana L., O. hippopodium Nilss, Exogyra lateralis
Nilss., Pecten membranaceus Nilss., P. laevis Nilss., P. curvatus Gein., P. multicostatus Nilss, und Vola
quingquecostata SoWw. SP.
Unter diesen sind Rhynchonella compressa, Pecten laevis und P. multicostatus bisher noch nicht in
den dazwischen liegenden unter- und oberturonen Ablagerungen gefunden werden,
Gegenüber diesen Beispielen für eine sehr lange Lebensdauer oder einer Unveränderlichkeit
von Arten treten uns Beispiele von einer Veränderung oder Umprägung der Arten vielfach
entgegen. Die nahe Verwandtschaft zwischen mehreren in älteren Schichten auftretenden Arten mit jenen
in jüngeren Etagen vorkommenden ist an den betreffenden Stellen bemerkt worden, so bei Terebratula
biplicata Sow. und T. obesa Sow., Terebratulina striatula Mant. und 7, striata Wahlenberg sp., Radiolites
Saxoniae Röm. und R. suevicus Lundgren, Ostrea carinata Lam. und O. frons Park., Exogyra conica
Sow. sp. und Ex. cornu arietis Nilss., Ex. haliotoideaw Sow. sp. und Ex. auricularis Wahlenb. sp., Pecten
curvatus und verwandten Formen, P. hispidus Goldf. und P. serratus Nilss., Vola quwinguecostata Sow. Sp.
und V. guadricostata Sow. sp., Lima Reichenbachi Gein. und Limea Oldhamiana Stoliczka, Lima simplex
d’Orb. und Z. Hoperi Mant., etc.
Es ist unschwer, für verschiedene Reihen einen förmlichen Stammbaum zu entwerfen, doch ist der
Willkür des Systematikers dabei stets ein grosser Spielraum überlassen.
Viele Arten unseres Quadergebirges sind nur auf bestimmte Etagen oder geologische Horizonte ver-
wiesen, und diese werden als Leitfossilien dem Geognosten eine um so willkommnere Erscheinung
— 149 —
bleiben, als ihre geographische Verbreitung oft sehr bedeutend ist. Gerade der untere Quader aber, mit
seinen sandigen und mergeligen Gliedern, ist solch ein Horizont, dessen Leitfossilien wabrschemlich von
Südindien aus über einen grossen Theil von Deutschland, Belgien, Frankreich und England geführt sein
mögen.
IV. Classe. Mollusca (Weichthiere).
I. Ordn. Brachiopoda (Armfüsser).
Es fehlt diesen Thieren der Kopf, wie den Muscheln, weshalb sie zu Cuvier’s Acephalen gehören.
Zweischalig, wie diese, unterscheiden sie sich von allen übrigen Bivalven durch ihre genaue und vollständige
Symmetrie nicht nur ihrer äusseren, sondern auch ihrer inneren Theile, so dass die Schalen aller Brachio-
poden im normalen Zustande gleichseitig sind.
Quenstedt bezeichnet sie in seinem trefflichen Werke über Brachiopoden, Leipzig 1871, pag.5 u. £.
als bilateral, da sie auf eine der Schalen gelegt, links wie rechts (gleichseitig) bleiben, während die eine
Schale über die andere hervorragt und sie daher ungleichschalig sind. Er hebt abermals hervor, dass es
bei der Beschreibung der Arten alte Sitte sei, die grössere Schale nach unten, die kleinere nach oben zu
legen, weil man dann mit einem Blicke die wichtigsten Kennzeichen, namentlich die Wirbellage, übersieht.
Daraus ergab sich aber der Name Oberschale für die kleinere und Unterschale für die grössere
Klappe Weil nun die obere sich nicht selten wie ein Leib zurundet und der Schnabel darüber brustartig
hervorragt, so nannte man überdies jene kleinere Klappe Bauch- oder Ventralschale, und die grössere
Rücken- oder Dorsalschale.
Diese Art der Bezeichnung ist nach dem Vorbilde L. v. Buch’s in unseren Grundriss der Ver-
steinerungskunde, 1846, sowie in viele andere Schriften übergegangen, und Quenstedt ist ihr bis heute noch
treu geblieben.
Nachdem aber Owen diesen Sprachgebrauch gänzlich umgekehrt hat, indem er Bauchschale nennt,
was als Rückenschale galt, und Rückenschale, was Bauchschale hiess, so empfiehlt sich zur Vermeidung aller
Verwechselungen der Sprachgebrauch Davidson’s, welcher die eine Schale oder Klappe als die grössere,
die andere als die kleinere bezeichnet.
Wir nennen mit L. v. Buch auch fernerhin die beiden Kanten der Schale, welche in der Schnabei-
spitze eines Brachiopcden zusammenlaufen, die Schlosskanten, den dem Schlossrande gegenüber liegenden
Rand den Stirnrand oder die Stirn, und die beiden Kanten zwischen den Schlosskanten und der Stirn
die Seitenkanten.
Die Ausdehnung der Schale zwischen dem Wirbel und der Stirn ist ihre Länge, und die zwischen
den beiden Seitenkanten ihre Breite. Die Schnabelöffnung in der grösseren Schale mancher Brachiopoden
für den Durchgang eines Haftmuskels wird durch ein dreieckiges, deltaförmiges und meist zweitheiliges
Schalenstückchen, des Deltidium, von dem Wirbel der kleineren Schale getrennt und zu beiden Seiten von
einem breiteren dreieckigen Felde, der Area, eingeschlossen.
Beide Schalen sind entweder eingelenkt mittelst Zähnen und Schlossgruben, oder nicht eingelenkt
und blos durch die Wirkung der Muskeln zusammengehalten.
— 150 —
Das Oeffnen und Schliessen der Schalen ist durch Quenstedt !) schon 1835 (Wiegmann’s Archiv, 221)
am genügendsten erläutert worden, und man hat hiernach Oeffnungsmuskeln (Diductoren oder Divari-
catoren) und Schliessmuskeln (Adductoren) zu unterscheiden, welche im Innern der Schalen ihre Ein-
drücke hinterlassen haben.
Beim Oeffnen der Schalen aller Gattungen mit Schlossapparat bewegt sich (nach Quenstedt) die
kleinere Schale wie der Balken einer Schnellwage auf der Unterlage der Schlosszähne, Da nun an der
Spitze des kurzen Wagenarms, der sich bei der Bewegung unter dem Deltidium versteckt, die beiden deut-
lichsten Muskeleindrücke liegen, so müssen diese Muskeln bei ihrer Contraction wie die Belastung der Wage
wirken, also den langen Wagenarm, d. i. die kleinere Schale, emporschnellen. Bei der Kreuzung der
Muskeln sind die kürzeren, dickeren Oeffnungsmuskeln die umfassenden, die längeren, dünneren Schliess-
muskeln die umfassten.
Die Eigenthümlichkeit der inneren Knochengerüste der Brachiopoden, wozu auch die sogenannte
Schlossplatte und die Schleife gehören, sind bei den verschiedenen Familien und Gattungen selbst
hervorgehoben worden. Bei Unterscheidung der letzteren sind wir den Arbeiten von Davidson und
Suess?) gefolgt.
1. Fam. Terebratulidae.
„Schale zweiklappig, von mannichfacher Gestalt, bald quer, bald verlängert, gewöhnlich gerundet oder etwas fünfseitig,
glatt, gestreift oder gefaltet. Die grössere Klappe ist am Schnabel durchbohrt; die Durchbohrung oft durch ein Deltidium,
das aus einem oder zwei Stücken besteht, theilweise oder ganz umgrenzt; Klappen eingelenkt durch zwei Zähne in der
grösseren Klappe, welche von Gruben in der kleineren Klappe aufgenommen werden.
Thier an submarine Körper meist durch einen Haftmuskel befestigt, der durch die Durchbohrung der grossen Klappe
hervortritt. Mundanhänge durch eine eigene, oft zurückgefaltete Membran verbunden, ganz oder theilweise gestützt von einer
kalkigen Vorrichtung, die gewöhnlich das Aussehen eines Bandes hat, das in Bezug auf seine Dimensionen und Gestalt viele
Abänderungen bietet, stets jedoch an die kleinere oder Rückenklappe befestigt ist. i
Die Structur der Klappen ist punktirt, jene der Vorrichtungen des Innern jedoch nicht.“ (Nach Davidson und
Suess, p. 35.)
Terebratula Lihwyd, 1696.
„Schale eiförmig, quer oder verlängert, mit glatter oder gefalteter, oft auch anderweitig verzierter
Oberfläche und punktirter Structur,; Klappen mehr oder weniger ungleich gewölbt; Ränder gerade oder ge-
gezähnelt; Schlosslinie gekrümmt; Schnabel kurz, abgestutzt durch die Oeffnung für den Haftmuskel, deren
Grösse veränderlich ist und deren unterer Rand von einem Deltidium gebildet wird, das entweder ganz oder
in zwei Theile zerspalten ist. Der Brachial-Apparat ist kurz, ganz auf die Scheitelgegend der kleineren
Klappe beschränkt, nicht oder kaum bis in das zweite Drittheil der Länge der Klappe hinabreichend, und
einfach mit seinen Wurzeln an die Schlossplatten befestigt. Die beiden kalkigen Bänder, welche denselben
bilden, geben gleich unterhalb ihrer Befestigungsstellen je einen spornförmigen Fortsatz nach innen zu ab,
verlängern sich noch ein klein wenig nach der Längsrichtung der Klappe, wobei sie etwas windschief um
sich selbst gewendet sind, biegen sich dann wieder nach auf- und einwärts, und vereinigen sich.“ (Nach
Davidson und Suess, pag. 36.)
‘) Vgl. auch Davidson in Ann. or Mag. of Nat. Hist., Dec. 1855, p. 8.
°) Classification der Brachiopoden von Thomas Davidson, deutsche Bearbeitung von Ed. Suess, Wien 1856.
— al —
1. T. biplicata Sow. 1815. — Taf. 34. Fig. 1-11.
1815. Sowerby, Mineral Concholosy, Tab. 90, Tab. 437, fig. 3—5.
1825. Ter. obtusa, Sow. M. C., Tab. 437, fie. 6, 7.
1834. Ter. biplicata v. Buch, über Terebrateln, p. 107, z. Th.
1839. Ter. ovoides Gein. Char. I., p. 17, Taf. 8, fig. 5 (nicht Sowerby).
1841. Ter. curvirostris, T. ovoides und T. subundata A. Römer, d. Verstein. d. norddeutsch. Kreidef. p. 42 z. Th.,
Ter. biplicata A. Röm. eb. p. 43 z. Th.
1846. Ter. biplicata u. T. ovoides Gein. Grundr. p. 510 u. 511 z. Th.
1847. Ter. Tornacensis, Bouei, Roemeri, crassa, crassificata u. T. rustica d’Archiae in M&m. de la Soc. geol. de
France, 2. II. pag. 316—320. Pl. 18, fig. 3—9; Pl. 19, fie. 1, 2.
1847. Ter. Dutempleana d’Orbigny, Pal. fr. terr. cret. IV, pag. 93, Tab. 511, fig. 1—8.
1850. Ter. ovoides u. T. biplicata Gein. Quad. Deutschl. pag. 214 z. Th.
1854. Ter. biplicata Davidson, Brit. Cretac. Brachiopoda, pag. 55, Pl. 6, fig. 1-44; Ter. Tornacensis Davidson, ib,
pag. 61, Pl. 7, fig. 11—16; Pl. 9, fig. 1—8.
1867. Ter. biplicata U. Schloenbach, Brachiop. d. norddeutsch. Cenomanbild. (In Benecke’s geogn.-paläont. Beitr. I, 3,
München pag. 433, Taf. 21 (1). Fig. 1—6.
Ter. Tornacensis; U. Schloenb. eb. pag. 445, Taf. 21 (1), fig. 8.
1871. Ter. biplicata Quenstedt, Petrefactenkunde Deutschlands II. Die Brachiopoden, pag. 381, 382 z. Th., Taf. 48°
fig. 61—63.
Ist es schon unmöglich, eine scharfe Trennung zwischen jurassischen und eretacischen Formen der
biplicaten Terebrateln zu ziehen (vgl. v. Buch, H.Credner und Quenstedt), so ist dies in einem noch
höheren Grade in den verschiedenen Etagen der Kreideformation selbst der Fall; daher auch die von ein-
ander sehr abweichende Auffassung des Formenkreises der Terebratula biplicata durch die verschiedenen
Autoren. Recht passend bezeichnet sie Quenstedt als den Proteus unter den glatten Terebrateln.
Wir wollen dem jetzt herrschenden Gebrauche, die jurassischen Biplicaten, wie 7. bisuffarcinata
Ziet. ete., von den. cretacischen zu trennen, nicht weiter entgegentreten, zumal auch innere Unterschiede zum
Theil schon festgestellt worden sind,!) man wird auch meistens die Zer. biplicata des Neokom unter dem
Namen Ter. Sella Sow. oder Ter. praelonga Sow. abtrennen können, wenngleich man einzelne Individuen von
Plauen (Taf. 34. Fig. 7) davon kaum unterscheiden kann. In der Regel treten nämlich bei neokomen
Formen, auf welche sich H. Credner’s Untersuchungen ?) vorzugsweise beziehen, die nach der Stirn hin-
laufenden Falten und Buchten am stärksten hervor, und ihre Schale ist in der Nähe der Stirn weniger stark
gewölbt, sondern mehr keilförmig verenst, als bei Ter. biplicat« in dem Gault und in cenomanen
Ablagerungen.
Davidson und U. Schloenbach haben das Vorkommen der Ter. biplicata Sow. auf diese
beiden Etagen der Kreideformation beschränkt; haben jedoch dienormale Ter. biplicata von Essen an der Ruhr
als T. Tornacensis davon abgetrennt, eine Auffassung, der wir nicht beitreten können. Die grosse Mehrzahl
der bei Essen vorkommenden Exemplare ist weit schmäler als die von Schloenbach (nordd. Cenomanb.
Taf. 22. fig. 8) gegebene Abbildung.
Auch unsere Abbildungen auf Taf. 34. Fig. 4 und 5, welche das innere Gerüst und die Muskel-
eindrücke in der kleineren Schale darstellen, sind breiten Individuen entnommen.
1) Vgl. die inneren Gerüste der Ter. biplicata von Essen und der Ter. insignis aus dem weissen Jura von Nattheim
in_Quenstedt’s Petrefactenkunde Deutschlands II., pag. 370, Taf. 48, fig. 13, 14.
:2) H. Credner in Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1864, pag. 557.
— 1532 —
Im Allgemeinen sind die cenomanen Formen der Ter. biplicata im engeren Sinne, denen wir im
Sächsischen Elbthale und bei Essen an der Ruhr begegnen, länger als breit, oval, drei- bis fünfseitig und
ihre grösste Breite fällt in der Regel unterhalb der Mitte der Schalenlänge. Sie sind im normalen Zustand
bauchig gewölbt, und zwar die grössere Schale mehr als die kleinere; beide Klappen fallen an der Stirn
schneller ab, als bei Ter. Sella und Ter. oblonga. Falten und Buchten treten meist sehr deutlich hervor, so
dass ihr Stirnrand, wenn man die grössere Schale nach unten kehrt, M-artig gebogen ist, indess reichen
diese Falten bis kaum in die Schalenmitte, während sie bei der neokomen Form meist über die Mitte
hinaufreichen.
Unser einziges eine Ausnahme hiervon machendes Exemplar von Plauen (Taf. 34. Fig. 7) nähert
sich in dieser Beziehung einer Ter. Sella am meisten, und unterscheidet sich von dieser fast nur durch ihre
weit kleinere Schnabelöffnung.
Der mehr oder weniger stark gebogene Schnabel der Ter. biplicata besitzt meist eine grosse runde
Oeffnung, unter welcher ein breites Deltidium oft deutlich sichtbar wird. Der Rand des Schnabels grenzt an
die Area mit einer stumpfen Kante an. Die Structur der Oberfläche ist sehr fein punktirt (Taf. 34.
Fig. 1, e und 3, e).
Jugendformen, an welchen der Stirnrand ziemlich einfach erscheint, sind von anderen, namentlich jenen
der Ter. phaseolina kaum zu unterscheiden. Ihrer Form nach zu urtheilen, lassen sich vielleicht die Taf. 54.
Fig. 8—11 abgebildeten als solche betrachten. Zu einer sicheren Unterscheidung von Arten sind solche
Jugendformen bekanntlich am wenigsten geeignet.
Vorkommen. Im unteren Pläner von Plauen finden sich Riesenexemplare der Ter. biplicata, von
welchen das grösste Taf. 34. Fig. 2 abgebildet worden ist. Von wenig geringerer Grösse kamen sie in dem
Grünsande des unteren Quaders in dem Tunnel von Oberau, in dem Rathsweinberge bei Meissen und in dem
unteren Pläner von Bodomus vor. Wir hatten diese früher als 7er. ovoides Sow. oder Ter. Nerviensis
d’Arch. aufgeführt, welche letztere mit 7er. depressa Lam. identisch ist, und in der That wird man zwischen
den Fig. 3 von Oberau und Fig. 6 von Plauen abgebildeten Exemplaren und den bei Essen vorkommenden
typischen Formen der Ter. depressa kaum einen Unterschied wahrnehmen.
Der umsichtige U. Schloenbach wagte jedoch nicht, sie von Ter. biplicata zu trennen, und wir wollen
ihm solange folgen, bis ihr Vorkommen sich öfter wiederholt hat und zu einer Trennung noch mehr
berechtigen kann.
Im cenomanen Grünsande von Frohnhausen bei Essen kam 7er. biplicata von mittlerer Grösse bis
zu 35 Mm. Länge früher sehr häufig vor; dass sie in der Tourtia von Tournay in Belgien eine Hauptrolle
spielt, zeigen die zahlreichen Artnamen, unter welchen sie von d’Archiac beschrieben worden ist. Wir besitzen
dieselbe aus dem unteren Quadermergel von der Steinholzmühle bei Quedlinburg, und aus dem Gault von
Feldkirch in Vorarlberg.
Ihre grosse Verbreitung in cenomanen Schichten Westphalens, wie im Grünsande von Schelk bei Unna
und bei der Waterlappe unweit Werl, im Gault und Upper Greensand Englands, wie bei Cambridge, auf
Isle of Wight etc. ist durch U. Schloenbach, Credner und Davidson zur Genüge erwiesen worden.
Gegen eine, von Schloenbach empfohlene Vereinigung der Ter. suleifera Morris aus der unteren
Kreide von Cambridge mit Ter. biplicata, spricht ausser Davidson’s trefficher Darstellung in Brit. Cret.
Brach. pag. 64. Pl. 7. fig. 17—20, auch das in dem Dresdener Museum befindliche Modell, worauf Schloen-
— 153 —
bach Bezug nimmt. Ihre regelmässigen, stark hervortretenden Anwachslinien und ihr fast gerade abgeschnittener
Stirnrand weichen sehr von Ter. biplicata ab.
Aus dem Plänerkalke Sachsens, welcher der unteren Kreide Englands entspricht, ist uns keine Tere-
bratel bekannt, die mit Ter. biplicata verwechselt werden könnte, Sie wird da durch Ter. semiglobosa
Sow. ersetzt.
In den oberen, senonen Kreideablagerungen wird Ter. biplicata durch Ter. obesa Sow. (Min. Conch.
Pl. 438. fig. 1, 2) vertreten, die ihr so ähnlich werden kann, dass Davidson (Brit. Cret. Brach. pag. 53.
Pl. 5. fig. 13—16) neben Exemplaren der letzteren aus der oberen Kreide auch das aus dem oberen Grün-
sande herrührende Exemplar fig. 16 mit zu dieser Art zählt.
Mit allem Rechte führt U. Schloenbach auch Ter. Sowerbyi v. Hagenow aus der weissen Kreide von
Rügen (N. Jahrb. 1842. pag. 541) und die in Korallenkalke von Faxe auf Seeland vorkommende grosse
glatte Terebratel auf Ter. obesa Sow. zurück. Die Wiederkehr dieser mit Ter. biplicata so nahe verwandten
Form aber in weit jüngeren Schichten erinnert uns lebhaft an die Wiedererscheinung der Gattung Arethusina,
welche Barrande im N. Jahrb. 1868. S. 257 so meisterhaft geschildert hat.
2. Ter. phaseolina Lam. 1819. — Taf. 35. Fig. 1—24.
1819. Lamarck, An. s. Vert. VI, pag. 251 (seg. Schlönbach).
1847. Ter. biplicata d’Orb. Pal. fr. t. cret. IV, pag. 95, Tab. 511, fig. 9—15.
Ter. phaseolina d’Orb. ib. pag. 109.
1848. Ter. revolula, Roysi et var., Virleti, subpectoralis, Tehihatcheffi et var. d’Archiac in Mem. Soc. geol. 2, III,
pag. 321, 322, 325, 328; Tab. 19, fig. 3-6, 9; Tab. 20, fig. 8, 9.
1849—1850. Ter. bucculenta Gein. Quad. Deutschl. pag. 216 (excel. T. bucculenta Sow. et T. pectoralis Röm.).
1866. Ter. phaseolina U. Schlönb. Brach. nordd. Cenom. pag. 42.
1868. Ders., Brach. d. nordd. Cenom. pag. 441.
Ders., in Jahrb. d. k. k. Reichsanst. XVII, pag. 150, Taf. 5, fig. 1.
Der Umriss der Schale ist kreisrund — fünfseitig und es fällt ihre grösste Breite in die Mitte der
Länge oder selbst noch darüber. Der kurze, nur wenig gebogene Schnabel und die schärferen Kanten der
Area, besonders an jüngeren Exemplaren, unterscheiden diese Terebratel meist leicht von Ter. biplicata, mit
welcher sie Falten und Buchten und den M-förmig gestalteten Stirnrand gemein hat.
Die Schnabelöffnung ist von mittlerer Grösse, das Deltidium ziemlich breit. Die Oberfläche der Schale
ist sehr fein und dicht punktirt und lässt bei älteren Individuen oft unregelmässige und undeutlich aus-
strahlende Linien, sowie Anwachsstreifen erkennen.
Die grössere Klappe ist ihrer ganzen Länge nach stumpf gekielt und fällt nach den gerundeten
Seiten hin ziemlich regelmässig ab. Nach dem Stirnrande hin senken sich die den Kiel begrenzenden Längs-
buchten ein, welche oft nur schwach angedeutet sind, häufig aber auch ebenso deutlich kervortreten, wie
bei Ter. biplicata.
Auf der fast gleichstark gewölbten kleineren Klappe verhalten sich die nach der Stirn hin divergirenden
Falten und die von denselben eingeschlossene Bucht ganz ähnlich. Die grösste Dicke beider Schalen fällt
ungefähr in das obere Drittheil der Länge.
Jugendformen von Ter. phaseolina (Taf. 35. Fig. 19—24) lassen den Hauptcharakter der Art meist
wohl erkennen, wenn auch ihr Stirnrand oft keine Falten mehr zeigt.
Palaeontographica XX. 5. 23
— 154 —
Eine von der gewöhnlichen Form durch grössere Länge der Schale etwas abweichende ist die Taf. 35.
Fig. 17 abgebildete Terebratel, die man indess von der Hauptform nicht trennen kann, da ihre grösste Breite
noch über die Mitte der Länge fällt.
Bei allen jüngeren Exemplaren der Ter. biplicata pflegt die grösste Breite der Schale unter die
Mitte der Länge zu fallen, ihr Schnabel ist länger, als bei 7er. phaseolina, und grenzt stumpfkantiger an
die Area an. Trotzdem wird man bei jüngeren Individuen sich oft in Verlegenheit befinden, ob man sie der
einen oder anderen Art zurechnen soll.
Ihrer äusseren Forın nach liess sich Ter. phaseolina mit Ter. bucculenta Sow. (M. C. Tab. 438, fig. 3, 4)
vergleichen, doch haben Morris und Davidson später gezeigt, dass letztere eine verschiedene jurassische
Species sei. Ebenso nähert sich ihre Gestalt sehr der Ter. pectoralis A. Röm. (Nordd. Kreidegeb. pag. 42.
Taf. 7, fig. 19), welche bei Essen mit Ter. phaseolina vorkommt. U. Schloenbach hat jedoch nachgewiesen,
dass diese Terebratel mit Megerleia lima Defr. sp. zusammenfällt. Dem Scharfsinne dieses Forschers
verdanken wir die endliche Entzifferung unserer vielverkannten und vielbenannten Art.
Vorkommen: Ter. phaseolina ist die gewöhnlichste Terebratel in dem unteren Pläner von Plauen
und wird in denselben Schichten bei Koschütz und Dölzschen an den Gehängen des Plauenschen Grundes
und am Gamighügel bei Leubnitz gefunden. Sie kommt in dem unteren Quadersandsteine und Serpulasande
des Goligberges bei Welschhufa, Horkenberges bei Bannewitz und bei Niederschöna, unweit Freiberg, vor.
Das K. Mineralogische Museum in Dresden besitzt sie aus dem unteren Quadermergel von Heim-
burg im Harz und der Steinholzmühle bei Quedlinburg, von Essen an der Ruhr und von Le Havre in
Frankreich. Sehr häufig ist sie in der Tourtia von Belgien. Schlönbach hat ihr Vorkommen in dem
unteren Pläner Böhmens bei Weisskirchlitz (Ter. lentoidea Reuss), Korycan, Holubice und Klein-Herrendorf,
sowie in verschiedenen Cenomanbildungen Frankreichs verfolgt, dagegen scheint sie in England noch nicht
beobachtet worden zu sein.
3. T. capillata d’Arch. — Taf. 34. Fig. 12, 13.
1842. Spondylus undulatus Gein. Char. III, pag. 32.
1847. Ter. capillata d’Archiac in Mem. de la Soc. ge&ol. de France, 2. ser. T. II, pag. 323, tab. 20, fig. 1—3.
1849. Desgl. Geinitz, Quad. Deutschl. pag. 212.
1868. Desgl. U. Schlönbach, Brach. d. norddeutsch. Cenomanbild. pag. 454.
1868—1871. Desgl. Quenstedt, Brachiopoden pag. 385. Taf. 48, fig. 75, 76.
Eine robuste Art, welche ziemlich gross wird, von ovalem Umfange, mit einem kurzen, stark nieder-
gebogenen Schnabel versehen, der eine weite runde Oeffnung besitzt und mit einer langen, deutlich hervor-
tretenden Kante eine breite concave Area begrenzt. Beide Schalen sind ziemlich regelmässig gewölbt und
erreichen ihre grösste Dicke ein wenig oberhalb der Mitte. Die stärker gewölbte, grössere Schale zeigt in
der Nähe der Stirn eine stumpfe kielartige Falte, und neben dieser eine kurze und flache Bucht. Die
kleinere Schale ist kreisrund oder selbst breiter als lang, querelliptisch, und flacher gewölbt als die andere
Schale. Der Stirnrand ist nur schwach wellenförmig gebogen (Fig. 12 d), an jungen Exemplaren fast
geradlinig (Fig. 13 d).
Beide Schalen zeigen starke Anwachsringe, welche besonders an der Stirn zahlreich sind und stark
hervortreten. Die ganze Oberfläche ist mit feinen, haarförmigen, oft wellenförmig gebogenen, ausstrahlenden
Linien bedeckt, die sehr gedrängt liegen und sich durch Einsetzung neuer Linien nach dem Rande hin
bedeutend vermehren. Nur an jungen Exemplaren sind diese Linien verwischt, wie dies aus d’Archiac’s Ab-
— 155 —
bildung, Tab. 20, Fig. 3, hervorgeht, und wofür unser Taf. 34, Fig. 13 abgebildetes Exemplar einen
weiteren Beleg abgibt.
Schlönbach war deshalb geneigt, dieses Exemplar mit 7er. Robertoni d’Arch. zu vereinen, eine An-
sicht, die bei weiteren Untersuchungen keine Bestätigung gefunden hat.
Die von Davidson (Brit. Cret. Brach. P. II., pag. 46. Pl. 5. fig. 12) aus dem Gault beschriebene
Terebratel unterscheidet sich von Ter. capillata d’Arch. durch weit gröbere und stärkere, ausstrahlende
Linien, was schon U. Schlönbach hervorgehoben hat.
Vorkommen: In dem Grünsande des unteren Quaders am Tunnel von Oberau, und in dem
daraufliegenden unteren Pläner sind von uns 4 Exemplare dieser seltenen Art gefunden worden, wovon das
am besten erhaltene in die Sammlung von L. de Koninck in Lüttich übergegangen ist.
Das Taf. 34, Fig. 12 abgebildete Exemplar lässt das Deltidium nicht mehr erkennen, indess kann
über die Identität der in Sachsen vorkommenden Art mit jener von Tournay in Belgien beschriebenen kein
Zweifel obwalten, wie überhaupt die vollkommene Uebereinstimmung der Tourtia von Tournay mit dem
unteren Pläner von Plauen bei Dresden und dem Grünsande von ÖOberau schon 1849 von uns erkannt
worden ist (Gein. Quad. Deutschl., S. 16).
Terebratulina d’Orbigny, 1847.
„Schale meist länger als breit, mehr oder weniger oval; Schnabel durch eine Oeffnung abgestutzt,
die meistens bis zum Scheitel der kleinen Klappe hinabreicht; Deltidium klein, bisweilen undeutlich. Kleinere
Klappe gewöhnlich etwas flacher gewölbt und an ihrem Scheitel mit zwei kleinen, ohrförmigen Ausbreitungen
versehen. Oberfläche fein dichotomisch gestreift, gerippt, oder mit zierlichen Perlreihen besetzt. Klappen
mittelst Zähnen und Zahngruben in einander gelenkt; Schleife kaum so lang als das erste Drittheil der
Klappe, durch die Vereinigung des rechten und linken Querfortsatzes zu einem blossen Ringe umgewandelt ;
die Arme ragen weit davon in die Höhlung des Gehäuses. Structur punktirt.“ (Nach Davidson und Suess,
pag. 38.)
1. T. striatula Mant. — Taf. 36. Fig. 39—41; Il, Taf. 7. Fig. 16, 17.
1822. Terebratula striatula Mantell, Geol. of Sussex pag. 131. Tab. 25, fig. 7, 8, 12.
1834. Desgl. v. Buch, über Terebrateln, pag. 61.
1837. Desgl. Sowerby, Min. Conch. Taf. 536, fig. 5—9.
1839—1840. Ter. chrysalis und Ter. striatula Gein. Char. I, pag. 15, II, pag. 59. Taf. 16, fig. 12.
1841. Ter. striatula u. Ter. auriculata A. Römer, Verst. d. norddeutsch. Kreidegeb. pag. 39. Taf. 7, dig. 9.
1846. Ter. striatula u. Ter. chrysalis Reuss, Böhm. Kreidef. II, pag. 49. Taf. 26, fig. 2, 3.
1847. Terebratulina striata d’Orbigny, Pal. fr. terr. eret. IV, pag. 65 z. Th.
Ter. Martiniana d’Orb. ebend. pag. 59. Pl. 502, fig. 8-12.
Ter. campaniensis d’Orb. ebend. pag. 60. Pl. 502, fig. 13—18.
1849—1850. Ter. striatula u. Ter. auriculata Gein. Quad. Deutschl. pag. 213.
1852. Ter. striata Davidson, Brit. Cret. Brach. pag. 35 z. Th. Pl. 2, fig. 18—28.
1866. Ter. chrysalis U. Schlönbach, Krit. Stud. über Kreide-Brachiopoden (Paläontographica, XII) pag. 11 z. Th
Taf. 38, fig. 3.
1868. Desgl. in Sitzb. d. Ak. d. Wiss. LVII. Bd. pag. 18 z. Th. Taf. 1, fig. 3—5; in, Jahrb. d. k. k. geol. Reichs
anstalt, Bd. 18, pag. 149 z: Th.
1870. Ter. striata F. Römer, Geol. v. Oberschlesien, pag. 314. Taf. 34, fig. 8.
1871. Ter. striatula Quenstedt, Brachiopoden, pag. 247. Taf. 44, fig. 29, 30.
— 156 —
Bei spitz-eiförmigem, oft deutlich fünfseitigem Umriss liegt die grösste Breite der Schale meist in
der Mitte der Länge. Die Schlosskanten bilden einen mehr oder weniger spitzen Winkel, der Stirnrand ist
flach-gerundet oder abgestutzt. An demselben Fundorte finden sich breitere Abänderungen, deren grössere
Schale selbst ebenso lang als breit wird, und schmälere Abänderungen, bei welchen sich die Breite zur
Länge verhält, wie 2:3. Bei allen erscheint aber der Theil der Schale, welcher dem Stirnrande zunächst
liegt, verhältnissmässig kürzer und breiter, als dies bei Zer. striata Wahlenb. sp. oder Ter. Defrancii Bgt.
der Fall ist.
Beide Schalen besitzen oft eine mittlere Einsenkung (Fig. 41), so dass sich am Stirnrande selbst
eine mittlere Ausrandung zeigen kann, in der Regel wird aber nur die kleinere Schale an ihrem Stirnrande
durch das Eingreifen der grösseren schwach erhoben. An vielen Exemplaren findet sich von solch einem
mittleren Sinus gar keine Andeutung vor.
Der Schnabel der grösseren besitzt eine grosse runde Oeffnung, welche den Wirbel der kleineren
Schale berührt, so dass die kleinen Stücken des Deltidiums an die Seite gedrängt werden und über die
stumpfwinkeligen Ohren der kleineren Schale zu liegen kommen.
Bei allen Exemplaren dieser Terebratulina, welche uns vorliegen, ist die Biegung des Schnabels
stärker, als bei Ter. striata Wahl. aus der oberen Kreide von Mörby in Schonen, bei welcher die Schnabel-
öffnung fast senkrecht zu der Länge der Schalen liegt, während sie bei 7. striatula damit einen sehr stum-
pfen Winkel bildet, wenn sie nicht gar in die Ebene der Schalenlänge selbst fällt. Die Oberfläche der
Schalen ist mit zarten, sich durch Einsetzung und durch Dichotomie stark vermehrenden Streifen bedeckt,
welche an jungen Exemplaren (Taf. 36. Fig. 40) zierlich gekörnt sind. Wenn auch in der Stärke dieser
ausstrahlenden Linien mehrfache Verschiedenheiten vorkommen, so erreichen sie bei 7. striatula doch niemals
die Feinheit und relative Menge, wie bei der wahren 7. striata von Schonen, welche Quenstedt mit sicherem
Takte wieder aus den Synonymen der 7. striatula gestrichen hat. 3
T. striatule besitzt meist nur eine Grösse von 15 Mm., das grösste von uns in Sachsen beobach-
tete Exemplar (IL, Taf. 7. Fig. 17) ist 20 Mm. lang.
Von T. striata liegen uns dagegen Exemplare von 55 Mm. Länge vor.
Vorkommen: Die verticale Verbreitung der Zerebratulina striatula ist sehr bedeutend. Selbst
nach Ausscheidung der von ihr nur durch stärkere Streifen unterschiedenen 7. auriculata bei d’Orbigny
(Pal. fr. t. cr. IV. pag. 58. Pl. 502, fig. 3, 4) aus dem Neokom von Couronne (Bouches-du-Rhöne), würde
doch 7. Martiniana d’Orb. ihr Erscheinen im Gault bezeichnen. In cenomanen Schichten von Essen an der
Ruhr, von Plauen, Gamighügel und Oberau in Sachsen wird sie sehr häufig gefunden; vereinzelt zeigt sie
sich in dem Plänerkalke von Strehlen und Weinböhla in Sachsen, mit dessen Horizonte die Schichten von
Oppeln in Oberschlesien, Hundorf in Böhmen, der Grey Chalk Marl oder untere weisse Kreide von England
und andere turonen Ablagerungen übereinstimmen; man begegnet ihr aber auch noch in der oberen weissen
Kreide von Rügen und Moön.
2. T. Rudolphi Gein. — Taf. 35. Fig. 25—28.
Eine kleine Art, von 2—4 Mm. Grösse mit fast kreisrundem Umriss, deren beide Schalen ziemlich
gleichmässig gewölbt und mit 10—12 divergirenden schmalen Längsrippen bedeckt sind, die in der Regel
granulirt erscheinen und zwischen denen sich in der Nähe des äusseren Randes hier und da eine kleinere
Rippe einzudrängen sucht. Der Stirnrand, an welchem die Rippen beider Schalen alterniren, ist einfach und
zeigt keinen Sinus. Die grössere Schale besitzt einen mehr oder weniger vorspringenden, im Allgemeinen
— Sf —
stumpfen Wirbel, welcher nur schwach gebogen ist und mit scharfen Kanten an die Area angrenzt. Zur
Seite der grossen runden Oefinung, welche den Wirbel der kleineren Schale berührt, liegen die beiden, weit
von einander getrennten Stücken eines niedrigen Deltidiums (Fig. 27 b, 28 a.).
Die kleinere Schale besitzt einen langen, geradlinigen Schlossrand, pflegt aber ihre grösste Breite
erst in der Mitte ihrer Länge zu erreichen.
In ihrer ganzen äusseren Erscheinung an Argyope megatrema Sow. sp. !) von Blackdown, erinnernd,
unterscheidet sich unsere Art schon äusserlich durch das Alterniren ihrer Rippen und eine andere Textur der
Schale, innerlich aber durch den Mangel eines Septums in der kleineren Schale, so dass ihre Stellung bei
Terebratulina gesichert erscheint. Ich benenne sie zu Ehren eines braven unermüdlichen Sammlers, Aug.
Jul. Rudolph, dessen scharfes Auge auch diese Art, wie so viele andere in dieser Monographie beschrie-
benen Seltenheiten der Wissenschaft gerettet hat.
Vorkommen: Aus dem unteren Pläner von Plauen liegen uns von dieser neuen Art gegen 30
Exemplare vor.
Terebratella d’Orbigny, 1847.
„Schale von mannichfacher Gestalt, verlängert oder quer. Die beiden Klappen zwar regelmässig,
aber meist ungleich stark gewölbt; auf der kleineren öfters eine Längs-Depression. Schnabel durch eine
schräge, kreisförmige oder ovale Oeifnung abgestutzt, die bei manchen Arten stark nach rückwärts tritt und
theilweise begrenzt wird von einem Deltidium in zwei Stücken, welche in manchen Fällen von einander
getrennt sind. Die Kiele oder Kanten an jeder Seite des Schnabels sind stets mehr oder minder ausge-
sprochen und begrenzen gewöhnlich ein flaches oder concaves Schlossfeld. Aussenfläche glatt oder gefaltet.
Einlenkung durch zwei Schlosszähne hergestellt, die sich in der grossen Klappe befinden und welchen zwei
Schlossgruben in der kleineren Klappe entsprechen. Im Innern der kleineren Klappe läuft von unterhalb
des Schlossfortsatzes und der Schlossplatten bis etwa in die Mitte der Klappe ein mehr ‘oder minder
erhabenes Septum herab. Das Brachial-Gerüste ist auf doppelte Weise an der Klappe befestigt, erstens
zwischen den Schlossgruben und dem Schlossfortsatze, wie bei Terebratula, und zweitens durch zwei kleine
Fortsätze, die rechtwinkelig an der Längswand der Klappe nach rechts und links abgehen, und von denen
sich jeder an einem absteigenden Ast der Schleife befestigt. An jeder Seite dieser Längswand sieht man
einen doppelten Schliessmuskel-Eindruck.” (Nach Davidson und Suess, pag. 45.)
T. Menardi Lam. sp. — Taf. 36. Fig. 37, 38.
1819. Ter. Menardi Lam.
1829. Ter. truncata Sow., Min. Conch. Pl. 537, fig. 5—8.
1834. Ter. Menardi v. Buch, Terebr. pag. 78. Tab. 3, fig. 42.
1841. Ter. canalieulata A. Röm., Nordd. Kreidegeb. pag. 41. Taf. 7, fie. 12.
1842. Ter. iruncata Gein. Char. III, pag. 86. Taf. 19, fig. 17.
1847. Terebratella Menardi d’Orbigny, Pal. fr. terr. cret. IV, pag. 118. Pl. 517, fig. 1-15.
1847. Ter. canaliculata d’Archiac, in Me&m. de la Soc. G£ol. de France II. 2, pag. 331. Pl. 21, fig. 15.
1849—1850. Ter. Menardi Gein. Quad. Deutschl. pag. 210.
1852. Terebratella Menardi Davidson, Brit. Cret. Brach. II, pag. 24. Pl. 3, fig. 34—42.
1867. Desgl. Schlönbach, Brachiop. d. nordd. Cenomanbild. pag. 458 (58). Taf. 22 (2), fig. 1, 2.
1871. Ter. truncata Quenstedt, Petref. Deutschl. II, Brachiopoden, pag. 260.
1) 1836. Ter. megatrema Sowerby bei Fitton, Observations on some of the strata, etc., pag. 343. Pl. 18, fig. 3. —
Arg. megatrema Davidson, Brit. Cret. Brach. II, pag. 101. Pl. 12, fig. 31—32, 34--36.
— 158 —
Die wenigen uns noch vorliegenden Exemplare aus den sandigen Conglomeratbildungen des unteren
Quaders am westlichen Ende des Tunnels der Leipzig-Dresdener Eisenbahn bei Oberau sind sämmtlich
kleinere oder Dorsal-Klappen von fast halbkreisförmigem Umriss, welche in der Nähe des geraden Schloss-
randes ihre grösste Breite erreichen. Der mittlere Längswulst, welcher einer tiefen Bucht der grösseren
Schale entspricht, tritt stark hervor und ist, wie die daneben liegenden Falten, mehr oder weniger deutlich
in dachförmige Rippen zerspalten.
Die Exemplare, deren richtige Bestimmung schon längst L. v. Buch und später U. Schloenbach
anerkannt haben, stimmen sehr genau überein mit Exemplaren aus dem Grünsande von Essen an der Ruhr
und den von d’Archiac aus der Tourtia von Tournay beschriebenen, wogegen an Exemplaren von Mans oft
eine grössere Anzahl von regelmässigeren Längsrippen beobachtet wird.
Ein Uebergang zu der von v. Hagenow (N. Jahrb. 1842, pag. 539. Taf. 9, Fig. 5) als Ter. Humboldti
bezeichneten Art aus der oberen Kreide von Rügen und dem oberen Kreidemergel von Klosterholz bei Ilse-
burg im Harze, worauf Quenstedt hinweist, tritt deshalb an Exemplaren von Sachsen und Belgien weniger,
als an Exemplaren aus England und Frankreich hervor. — Sie gehört der cenomanen Stufe an und wurde
auch bei Oberau mit Rihynchonella compressa ete. zusammen gefunden.
Magas Sowerby, 1816.
„Schale ungleichklappig, mehr oder weniger oval, oder vierseitig; Schnabel vorgebogen oder zurück-
stehend, in einzelnen Fällen von einer ganz unverhältnissmässig grossen Oeffnung für den Haftmuskel durch-
brochen, die sich stets bis an den Scheitel der kleineren Klappe erstreckt; das Deltidium ist verkümmert,
die Aussenfläche glatt oder schwach gestreift. Die Schalenstructur ist stark punktirt; die Brachial-Vor-
richtung besteht aus einer erhabenen Längswand, welche zwei Paare zarter Kalklamellen trägt, und zuweilen
so hoch ist, dass sie die andere Klappe berührt. Das tiefer liegende Paar von Lamellen ist zuerst an die
Schlossplatten befestigt und erstreckt sich von da, zwei kleine convergirende Fortsätze bildend, in zierlicher
Beugung gegen die Vorderregion der Wand, an deren Flanken rechts und links je eine sich anschmiegt;
das zweite, viel breitere und höher liegende Paar hat die Form eines Ankers und geht aus dem oberen
Rande der Wand hervor. In der Mitte der grossen Klappe läuft gewöhnlich eine stumpfe Längsleiste herab.
Die Lage der Muskel scheint ähnlich wie bei anderen Terebratuliden zu sein; in solchen Fällen, wo die
Oefinung sehr gross ist, entsprechen auch dem sehr entwickelten Haftmuskel namentlich auf den Schloss-
platten der kleineren Klappe ausserordentlich grosse Haftstellen.“ (Nach Davidson und Suess, pag. 52.)
M. Geinitzi U. Schloenbach.
1842. Terebratula pumia Gein. Char. III, pag. 87.
1846. Terebratula hippopus Reuss, Verst. d. böhm. Kreidef. II, pag. 52. Taf. 26, fig. 14 (nicht T. kippopus Röm.).
1846. Desgl. Gein. Grundriss, pag. 511.
1850. Desgl. Gein. Quad. Deutschl. pag. 212 z. Th.
1866. Magas Geinitzi Schlönbach, Krit. Studien über Kreide-Brachiopoden (Paläont. XIII), pag. 32. Taf. 2 (39)
fig. 4—8.
1868. Desgl. Schlönbach, über Brachiopoden der norddeutsch. Cenomanbild. (in Benecke, geogn.-pal. Beitr. I, 3),
pag. 474. x
1868. Desgl. Schlönbach, im Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanst. XVII, pag. 153.
Der ausführlichen Beschreibung dieser Art durch Schloenbach entlehnen wir nachstehende Diagnose:
„Eine kleine ovale oder nahezu kreisrunde Art, oft gerundet fünfseitig; grösste Breite und Dicke zwischen
— 21597 ——
der Mitte und dem Schnabel; gewöhnliche Dimensionen: 8 Mm. lang, 7 Mm. breit, 4Ye—5 Mm. dick; bei
grossen Individuen bez. 11, 9! und 6, Mm. Die Oberfläche der dünnen Schale ist glatt, mit schwachen
Anwachslinien; Färbung derselben hell fleischroth. Die Schalenstructur ist regelmässig und dicht punktirt.
Grössere Klappe, namentlich in der Mittellinie, stark gewölbt und oft einen stumpfen Kiel bildend,
mit mehr oder weniger gebogenem kurzem Schnabel, der mit scharfen Seitenkanten versehen und von einem
meist ziemlich grossen Foramen durchbohrt ist, das an den Seiten durch die beiden schwach entwickelten
Deltidial-Platten, vorn vom Wirbel der kleinen Klappe begrenzt wird.
Die kleine Klappe, die eine fast gerade, wenig gekrümmte Schlosslinie hat, ist weit schwächer
gewölbt, am stärksten in der Wirbelgegend; in der Nähe des Wirbels beginnt eine schwache sinusartige
Längs-Depression, die nach der Stirn zu immer stärker wird, wo die kleine Klappe mit leichtem Bogen in
die grössere eingreift.
Vorkommen: In dem Dresdener Museum, dessen Brachiopoden Schloenbach genauer studirt hat,
erkannte er diese Art in dem unteren Quadersandstein von Goppeln, S. von Dresden, wo kurze Zeit hindurch
ein kleiner Bruch im Liegenden des dortigen Plänersandsteines in Betrieb stand, im Serpulasande des unteren
Quaders am Horkenberge (oder der Prinzenhöhe) bei Bannewitz, und in dem unteren Pläner vom Galgenberge
bei Regensburg.
Im charakteristischer Weise findet sich Magas Geinitzi im Exogyrensandsteine von Laun, Mallnitz
und Postelberg in Böhmen mit Exogyra Columba und Rhynchonella bohemica Schloenbach zusammen; Schloen-
bach weist ferner ihre weite verticale Verbreitung namentlich in cenomanen Bildungen, wie in dem Grünsande
von Essen an der Ruhr, und von Rougefort bei Lieques (Pas-de-Calais) in Frankreich, sowie einigen jüngeren
Ablagerungen nach.
Thecidea Defrance, 1824 seq. Quenstedt )), (Thecidium J. B. Sowerby).
„Schale dick, drei- oder viereckig, quer oder länglich oval; Zahn- oder grössere Klappe gewölbt,
zum Theil oder fast ganz mit der Schalenmasse an unterseeische Körper angewachsen; Schnabel gerade,
nach vorn oder auch nach rückwärts, oft auch nach rechts oder links gebeugt, mit einem mehr oder weniger
scharf begrenzten Schlossfelde der Area und einem Pseudo-Deltidium versehen; kleine oder Deckelklappe
leicht concav oder convex, oft auch längs der Schlosslinie eine schmale Area zeigend. Aussenfläche glatt
oder verschiedenartig gestreift. Die Zuwachslinien setzen ohne Unterbrechung von der Klappe über das
Schlossfeld fort. Klappen mittelst Zähnen und Zahngruben wie bei den übrigen Terebratuliden eingelenkt. —
Im Innern umgibt ein breiter und verdickter, gekörnter, schräger Rand die beiden Klappen ; in der Mitte
der grossen Klappe erstreckt sich derselbe oft von der Stirn aus eine Strecke weit nach innen, eine mehr
oder weniger ausgesprochene Längswulst bildend, welche zwischen die grossen Eindrücke der Oeffnungsmuskel
hineintritt; gleich unter dem Schnabel sieht man die beiden kleinen Haftstellen des Adductors von zwei
‘kleinen Septen an den Seiten begrenzt, die meistens auf einer kleinen aus der Schnabelhöhle hervortretenden
Wand aufsitzen; ausser- und unterhalb dieser Septa befindet sich auf jeder Seite ein etwas grösserer, ovaler
Fleck (der Anheftungsplatz der Fussmuskel?) und unter diesen sieht man die grossen, länglichen Eindrücke
der Schlossmuskeln. Der gekörnte Reif, welcher die Klappe umgibt, mit dem dazu gehörigen mittleren
Längsstreifen an der Stirn entsprechen höchst wahrscheinlich jenen Stellen, wo der Mantel unmittelbar an der
1) Die unpassende Umänderung von Thecideain Thecidium istin Quenstedt's Brachiopoden, pag. 690, erwiesen worden.
— 160 —
Klappe haftete; in vielen Fällen ist jedoch bei fossilen Stücken die Lage auch des frei über die Klappe
erhabenen Theiles des Mantellappens dadurch kenntlich geblieben, dass die in demselben enthaltenen Kalk-
platten sich zu einem Netze vereinigten, welches sich nun entweder nur über jedem Oefinungsmuskel erhebt,
oder auch sich mit der ganzen Fläche vom Grunde der Klappe loslöst. — Die Einrichtung der kleinen Klappe
bietet je nach dem Alter und der Art ein sehr verschiedenes Aussehen. Der Schlossfortsatz ist in der Regel
etwas vorgezogen und unter demselben vereinigen sich die Querfortsätze der Schleife zu einer zarten, frei
über dem Eingange in die Eingeweidehöhle schwebenden Brücke; die Schleife selbst ist am Grunde der
Klappe festgewachsen, oder sie wird von einem freien, kalkigen Netze getragen; die Brachial-Membran ist
bei fossilen Exemplaren ebenso wie der Mantel durch ein zartes Kalknetz repräsentirt. Die Arme sind in
Schlangenlinien gewunden, und die Anzahl ihrer Windungen und der Loben, in welche in Folge dessen die
Brachial-Membran zertheilt ist, schwankt zwischen 2 und 14. Schalenstructur punktirt, Thier klein; die
langen, gleichsam auf sich selbst zurückgefalteten Arme sind mit langen Cirrhen besetzt; der Mantel hängt
ringsum mit der Klappe zusammen.“ (Nach Davidson und Suess, pag. 65).
1. Th. digitata Br., Goldf. — Taf. 35. Fig. 29—33.
1838. Thecidea digitata Bronn, Leth. geogn. II, pag. 664 z. Th. (Fundort: Essen.)
1839. Thecidea teiragona A. Römer, norddeutsch. Oolitheng. Nachtr. pag. 22. Taf. 18, fig. 4.
1834—1840. Th. digitata Goldfuss, Petr. Germ. II, pag. 290. Taf. 161, fig. 6.
Th. hieroglyphica Goldf. eb. pag. 290 z. Th. (Fundort: Essen.)
1841. Th. tetragona u. Th. Essensis A. Römer, nordd. Kreideg. pag. 36.
1847. Th. tetragona d’Orbigny, Pal. frang. terr. cret. IV pag. 152. Pl. 522, fig. 1—6.
1849—1850. Th. tetragona u. Th. digitata Gein. Quad. Deutschl. pag. 216.
1851—1852. Th. digitata Bronn, Leth. geogn. V, pag. 239. Taf. 30, fig. 4.
1853. Desgl. Süss, Sitzb. d. Wien. Ak. XI, pag. 991. Taf. 3, fig. 3.
1853. Thecidium digitatum Davidson, Brit. Foss. Brach. Introduction, Pl. 6, fig. 40.
1856. Desgl. Süss und Davidson, Class. d. Brachiopoden. Taf. 2, fig. 9.
1864. Thecidium tetragonum Herm. Credner, in Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. XVI, pag. 569. Taf. 21, fig. 6—9.
1867. Thecidium digitatum U. Schlönbach, Brach. d. nordd. Cenomanbild. pag. 477. Taf. 23 (II), fig. 14.
1871. Thecidea digitata u. Th. tetragona Quenstedt, Brachiopoden, pag. 697—698. Taf. 61, fig. 125—132.
Wir betrachten als Typus für diese Art die Exemplare aus dem cenomanen Grünsande oder der
Tourtia von Essen (Goldfuss, P. G. II. pag. 290. Taf. 161, fig. 6), die schon vielfach beschrieben und sehr
gut von Goldfuss abgebildet worden sind. Sie unterscheiden sich von Th. hieroglyphica Defr. aus der oberen
Kreide von Maastricht nicht nur durch die grössere Breite ihrer kleinen Schale und den Verlauf der finger-
artigen Vertiefungen auf deren inneren Seite, sondern namentlich auch durch die Beschaffenheit ihres Schloss-
randes. Bei 7%. hieroglyphica, von welcher Goldfuss, Taf. 161, fig. 5 eine typische Abbildung gibt, fällt
ein nach innen steil aufgerichteter leistenartiger Rand m der unmittelbaren Nähe des Schlossrandes in die
Augen, während bei 7%. digitata der Schlossrand nach innen von einer in der Regel nur schwach abgedachten
Randfläche begrenzt wird.
Unsere Exemplare von Maastricht und Fauquemont gehören zu 7'h. hieroglyphica und es lässt sich
aus der von Schloenbaeh für Th. digitata cirtirten Abbildung von Faujas-Saint-Fond !) durchaus nicht ent-
1) 1799. Histoire nat. de la Montagne de Saint-Pierre, pag. 162. Pl. 26, fig. 16.
—. 16 —
nehmen, ob man hier die wirkliche 7%. digitata vor sich hat, welche nach Goldfuss a. a. OÖ. pag. 290 nicht
bei Maastricht, sondern nur im Grünsande von Essen vorkommen soll.
Anderseits wird an den Essener Exemplaren nicht selten eine ähnliche Richtung jener fingerförmigen
Vertiefungen auf der inneren Fläche der kleineren Schale, wie bei Th. hieroglyphica beobachtet, was auch
der Grund sein mag, dass Goldfuss diese Art auch von Essen citirt, indess wird man vor einer Verwechselung
beider Arten durch die Beschaffenheit der an den äusseren Schlossrand unmittelbar angrenzenden inneren
Fläche meistens geschützt.
Schlönbach’s eingehende Untersuchungen haben schon gezeigt, dass kleine Exemplare einer Zhecidea
aus dem unteren Pläner von Plauen zu 7%. digitata gehören, wenn auch ihre Grösse meist nur 5—6 Mm,,
also kaum die Hälfte oder gar ein Drittheil von der Grösse der Essener Exemplare beträgt. Sie lassen
freilich in Bezug auf ihre Deutlichkeit in dem Innern der Schalen noch manches zu wünschen übrig; was an
ihnen sichtbar ist, wurde Taf. 35. Fig. 29—33 wiedergegeben.
Nach Exemplaren der 7h. tetragona Röm. aus dem Neokom von Achim bei Wolfenbüttel in unserem
mineralogischen Museum lässt sich die Identität dieser Art mit 7%. digitata, die bereits Quenstedt nach-
gewiesen hat, nur bestätigen.
Die rundliche oder unregelmässige Schale der 7%. digitata ist gewöhnlich etwas breiter als lang.
Ihre grössere Klappe ist ziemlich gleichmässig gewölbt und an dem Wirbel in Folge ihrer Befestigung an
fremdartigen Körpern mehr oder weniger abgestutzt. Die äussere Oberfläche zeigt unregelmässige, zum Theil
blätterige Anwachsschichten und erscheint ausserdem nicht selten fein punktirt (Fig. 30). Ihre oft hohe und
breite Area ist dreieckig, scharf begrenzt, mit einem schmalen Pseudo-Deltidium und an dessen Grenze mit
vorstehenden Schlosszähnen versehen (Fig. 30 b, 31). Im Innern liegen unter dem Wirbel drei dünne Septen,
die auf einem mittleren Lager ruhen und deren beide seitlichen sich an die stumpfe Zahnleiste stützen.
Neben den Schlosszähnen liegen unter dem Schlossrande die beiden Gruben für die Oeffnungsmuskeln
während zwei langgezogene an ihrem Ende mitunter gelappte Eindrücke für die Schliessmuskeln einen
ansehnlichen Theil der Seitenflächen bedecken (Fig. 31). Der übrige Raum, insbesondere der Rand der
Schale ist granulirt.
Die kleinere Klappe bildet einen ziemlich flachen Deckel (Fig. 30 ce), der jedoch an der Wirbel-
gegend zuweilen etwas aufgetrieben ist (Fig. 29). Sie besitzt einen geraden Schlossrand, nach welchem sich
die Schale sowohl auf ihrer äusseren Seite, wo sich eine niedrige Area bildet, als auch au ihrer finneren
Seite, zuschärft; doch finden sich in letzterer Beziehung auch bei Essen Uebergänge nach Th. hieroglyphica
hin. Ihr breiter Schlossfortsatz greift in das Pseudo-Deltidium der grösseren Klappe ein (Fig. 29).
Im Innern wird diese Schale in ihrem ganzen Umfange von einem schräg abfallenden Saume umgeben,
welcher fein granulirt ist, und es grenzen zwei grosse runde Muskeleindrücke an dem Schossrande dicht
an jenen Schlossfortsatz an (Fig. 33), während zwei andere Muskeleindrücke neben dem Ende der Eingeweide-
höhlung liegen, die von dem Schlossfortsatze bis fast in die Mitte der Schale reicht, aber zum grossen Theile
überbrückt ist.
Die Anzahl der nach dem Rande divergirenden, zuweilen aber auch an Essener Exemplaren gegen
die Mitte convergirenden, fingerartigen Buchten beträgt jederseits meistens 4 bis 5. Es ist dieser Apparat
von Süss, Schlönbach, Quenstedt u. A. sehr genau beschrieben worden.
Vorkommen: In Sachsen kennt man diese Art nur aus dem unteren Pläner von Plauen. Römer
und H. Credner beschrieben sie aus dem Neokom oder Hilsconglomerat von Schöppenstedt, Volkmarode und
Palaeontographica XX. 5. 234
Schandelahe etc., d’Orbigny aus dem unteren Neokom von Vallerest bei Wassy (Haute-Marne), als Th. tetragona;
am häufigsten kam Th. digitata in dem cenomanen Grünsande von Frohnhausen bei Essen vor, Davidson
lehrte ihr Vorkommen in dem oberen Gründsande Englands kennen.
2. Th. vermicularis Schloth. sp. — Taf. 35. Fig. 35—38.
1799. Faujas-Saint-Fond, hist. nat. de la Montagne de Saint-Pierre de Mistricht, pag. 160. Pl. 26, fig. 12.
1813. Th. vermicularis Schlotheim, in Leonhard’s Taschenb. 113.
1820. Desgl. Schloth., Petrefactenkunde, pag. 272.
1834—1840. Th. hippocrepis Goldfuss, Petr. Germ. II, pag. 289. Taf. 161, fig. 4.
1853. Th. vermicularis Suess, Sitzb. d. Wien. Ak. XI, pag. 991. Taf. 1 u. 2.
1867. Thecidium vermiculare Schlönbach, Brach. d. nordd. Cenomanbild. pag. 482. Taf. 22 (II), fig. 9, 10; Taf. 23
(II), fig. 12, 15:
1871. TR. vermicularis Quenstedt, Brach. pag. 693. Taf. 61, fig. 111—113.
Auch von dieser Art hat Schlönbach die Identität der Plauenschen Vorkommnisse mit Exemplaren
von Essen erwiesen, nur sind sie weit kleiner und erreichen selten über 4 Mm. Grösse. Schlönbach hat
sie recht genau beschrieben. Grosse Klappe an dem wenig gekrümmten Schnabel mit einem ziemlich
grossen, fast rechtwinkelig zu der durch die Klappenränder gelegten Ebene stehenden, ziemlich grossen
Theile ihrer Oberfläche unregelmässig angewachsen (Fig. 37 b c), stark und gleichmässig gewölbt; Anwachs-
linien undeutlich; Area und Pseudodeltidium undeutlich begrenzt; Schlosszähne nach innen vorspringend
(Fig. 37 a, 38).
Kleine Klappe flach oder nur wenig gewölbt, Scheitel nahe dem geraden Schlossrande, über welchem
der viereckige, von den beiden Zähnen der grösseren Klappe eingeschlossene, Schlossfortsatz in das Pseudo-
deltidium eingreift (Fig. 36). Auch die Oberfläche dieser Schale ist zuweilen fein punktirt.
Das Innere dieser kleineren Klappe oder Deckelschale (Fig. 34—36) weicht von dem der vorigen
Art wesentlich ab durch seine pferdehufartige Beschaffenheit, worauf sich der Name „hippoerepis‘‘“ bezieht.
Man trifft jederseits nur eine Schlinge an, welche durch ein breites Mittelfeld auseinander gehalten werden.
Die von einem scharfen Rande umgebene Eingeweidehöhle war ebenfalls überbrückt. Nahe dem Unterrande
erhoben sich Spuren eines Septums, das sich unter dem zerrissenen Oberrande des Medianfeldes verliert.
(Vgl. die Beschreibungen von Suess, Schlönbach und Quenstedt.).
Vorkommen: Im unteren Pläner von Plauen häufiger als die vorige Art, dagegen im Grünsande
von Essen, wie es scheint, seltener. Exemplare aus der oberen Kreide von Maastricht lassen sich davon
nicht unterscheiden, und es erinnert daher auch dieses Vorkommen an das Wiedererscheinen der Gattung
Arethusina, worüber wir Herrn Barrande jene lehrreiche Abhandlung verdanken.)
2. Fam. Rhynchonellidae.
„Schale entweder gar nicht angeheftet, oder mit einer Durchbohrung für den Haftmuskel versehen, die sich unter der
Spitze des Schnabels der grossen Klappe befindet, und dann gewöhnlich nach unten oder ringsum durch ein oft verstecktes
Deltidium begrenzt wird; Schlosslinie gekrümmt; Klappen wie bei den Terebratuliden durch zwei Zähne in der grösseren, und
zwei entsprechende Gruben in der kleineren Klappe eingelenkt. Die Träger der Lippen-Anhänge bestehen nur aus zwei kurzen
schmalen, gekrümmten, schaligen Lamellen, die an der Scheitel-Gegend der kleinen Klappe befestigt sind. Muskeleindrücke
!) Barrande in Leonhard und Geinitz, N. Jahrb. 1868, pag. 257 u. f.
— 163 —
ähnlich wie bei den Terebratuliden vertheilt. Gefässeindrücke in jeder Klappe aus zwei engen Hauptstämmen entspringend
daran rückwärtige Aeste die Geschlechtstheile umschliessen. Schalenstructur faserig, nicht punktirt.‘
Rehynchonella Fischer, 1809.
„Schale ungleichklappig, von veränderlicher Gestalt, quer oder verlängert, kreisrund oder dreieckig;
Klappen mehr oder weniger convex, mit oder ohne mittlere Falte und Wulst; Schnabel nicht abgestutzt,
spitz, vorragend oder so stark eingebogen, dass kein Raum zum Durchgange der Haft- oder Stielmuskel
bleibt; Oeffnung in Grösse und Gestalt veränderlich, unter dem Schnabel gelegen, sichtbar oder versteckt,
ganz oder theilweise von einem Deltidium umgeben, in letzterem Falle von einem Theile des Buckels der
kleinen Klappe begrenzt. Deltidium in zwei Stücken, zuweilen in Gestalt einer röhren- oder trichterförmigen
Ausbreitung, oder auch nur rudimentär vorhanden. Aussenfläche gestreift oder gefaltet, selten glatt.
Brachial-Vorrichtung aus zwei kurzen, abgeplatteten, schmalen und mässig nach aufwärts gekrümmten, an
die tief eingeschnittene Schlossplatte angehefteten Blättchen bestehend; in der kleineren Klappe ein deut-
licher vierfacher Eindruck des Schliessmuskels, durch eine kurze Mittelleiste der Länge nach getheilt; die
Stielmuskel-Eindrücke haften auf der kleinen Schlossplatte, in deren Mitte der kleine und schmale Schloss-
fortsatz sich befindet; die zwei starken, auseinander gehenden Zähne der grösseren Klappe werden gestützt
durch zwei Zahnplatten, die bis an den Boden der Klappe reichen, und von deren Basis jederseits eine
halbkreisförmige Leiste herabläuft, und eine mehr oder weniger napfförmige Vertiefung zur Anheftung von
Muskeln einschliesst; die zwei schmalen und länglichen Eindrücke des Stielmuskels sitzen hart an der inneren
Basis der Zahnplatten, den übrigen grösseren Raum nehmen hauptsächlich die Oefinungsmuskel (Schloss-
muskel bei Suess) ein, welche der Länge nach durch eine kurze, erhöhte Leiste zertheilt sind; über ihnen
liegt in der Mitte der kleine, ovale Eindruck des Schliessmuskels oder Adductors. Schalenstructur faserig
Thier frei oder an Gegenständen unter der Meeresfläche mittelst eines Stieles haftend; Masse der Eingeweide auf
einen engen Raum beschränkt, der dem obersten Theile der Klappen entspricht.“ (Nach Davidson u. Suess, pag. 97.)
1. Rh. compressa Lam. — Taf. 36. Fig. 1—30.
1819. Terebratula diformis u. Ter. compressa Lamarck, An. sans vert. 6, pag. 255 u. 256.
1821. Ter. dimidiata Sowerby, Min. Conch. Pl. 277, fig. 7, 8.
1822. Ter. gallina Brongniart, Deser. geol. des env. de Paris, pag. 84. P]. 9, fig. 2. — 3. ed. 1835, pag. 152, 644.
Pl. Q. fie. 2.
1825. Ter. lata Sowerby, l. c. Pl. 502, fig. 1, 2. (Nicht Pl. 100, fig. 2.)
1828. Ter. deformis Defrance, (seq. d’Orbigny et Quenstedt).
1834. Ter. depressa, alata u. plicatilis v. Buch, Terebrateln, pag. 39, 48 u. 51 z. Th.
1836. Ter. dilatata Sowerby, bei Fitton, Observations on some of the strata, Pl. 18, fie. 2.
1839—1842. Ter. gallina, Gibbsiana u. triangularis Gein. Char. I, pag. 14, II, pag. 59, III, pag. XVND. Taf. 16, fig. 11,
14,15. Tat. 190g. 13. :
1841. T. gallina, latissima u. nuciformis A. Römer, nordd. Kreidegeb. pag. 37, 88. Taf. 7, fig. 4. 5.
1846. Ter. alata Gein. Grundr. pag. 501 z. Th. Taf. 21, fig. 7, 9 (nicht 8).
1846. Ter. depressa, rostrata, latissima u. gallina Reuss, böhm. Kreidef. II, pag. 46. Tab. 25, fig. 9; pag. 46.
Taf. 42, fig. 25; pag. 47. Taf. 25, fig. 1, 2.
1847. Ter. latissima, rostrata und Scaldiensis d’Archiac, in M&m. de la Soc. geol. de France, 2. ser. II, 2, pag. 330
Pl. 21, fig. 7—9; pag. 330. Pl. 21, fig. 11; pag. 330. Pl. 21, fig. 11.
1847. Rh. Lamarckiana d’Orbigny, Pal. franc. terr. eret. IV, pag. 32. Pl. 496, fig. 5—13.
Rh. contorta ib. pag. 34. Pl. 496, fig. 14—17.
Rh. compressa ib. pag. 35. Pl. 497, fig. 1—6.
— 164 —
Rh. difformis ib. pag. 41. Pl. 498, fig. 6—9.
1850. Ter. compressa Gein. Quad. Deutschl. pag. 206. Var. lata und compressa.
1850—1851. Rh. compressa Bronn, Leth. geogn. V, pag. 211. Taf. 30, fig. 8.
1854. Rh. compressa Davidson, Brit. Cret. Brach. pag. 80. Pl. 11, fig. 1-5; Pl. 12, fig. 25.
Rh. latissima ib. pag. 82. Pl. 11, fig. 6—22; Pl. 12, fig. 24.
Rh. depressa ib. Var. A. und B. pag. 92. Pl. 12, fig. 28, 30.
1867. Rh. dimidiata U. Schlönbach, Brach. d. nordd. Cenomanbild. pag. 486 (exel. Ter. Dufrenoyi, T. Desnoyersi
u. ? T. dubia). Taf. 23 (III), fig. 1—3.
1870. Rh. compressa F. Römer, Geol. von Ober-Schlesien, pag. 334.
1871. Rh. difformis Quenstedt, d. Brachiopoden, pag. 159. Taf. 41, fig. 20—23.
Diese Citate beziehen sich fast sämmtlich auf Exemplare aus cenomanen Schichten. Wir haben noch
Bedenken getragen, die nahe verwandten Formen der Rh. depressa aus neokomen Ablagerungen mit ein-
zuschliessen, wie auch anderseits die meist unter Rh. alata unterschiedenen Formen der jüngeren cretacischen
Schichten ausgeschlossen worden sind, indem die letzteren sämmtlich eine kleinere Schnabelöffnung besitzen.
Die ältesten, gleichzeitig für diese Art aufgestellten Namen sind Ter. difformis und Ter. compressa.
Quenstedt hält den ersteren Namen für bezeichnender und stellt ihn deshalb an die Spitze, wenn auch
Schlotheim 1820 (Petrefactenkunde, pag. 263) die in Encyel. method. tab. 242, fig. 5 befindliche Ab-
bildung, welche Lamarck für 7. difformis anführt, für seine 7. dissimilis in Anspruch genommen hat; es
scheint uns indess der schon eingebürgerte Name Ah. compressa ebenso passend als Ah. difformis zu sein,
da eine Unsymmetrie bei dieser Art zwar häufig vorkommt, jedoch nicht Gesetz ist; wenn sie aber eintritt,
so nimmt die Muschel in der That eine seitlich zusammengedrückte Gestalt an. Eine scheinbare Compression
macht sich ferner fast bei allen, selbst den breitesten Exemplaren in der Nähe des Wirbels an den Schloss-
kanten deutlich bemerkbar, so dass der Wirbel der grösseren Schale meist spitz ist und weit vorragt.
Die Schale der Rh. compressa ist vorherrschend dreiseitig, mit langen, geraden oder eingebogenen
Schlosskanten versehen, an den Seiten gerundet und an der Stirn nur wenig vorspringend, allermeist weniger
als bei Ah. depressa und noch weniger als bei Rh. alata und Rh. plicatilis. Im jugendlichen Zustande
bilden die Schlosskanten oft einen sehr spitzen Winkel (Taf. 36. Fig. 25, 28) und man kann diese Varietät
als Var. triangularis bezeichnen, da sie mit Ter. triangularis Nilsson !) grosse Aehnlichkeit zeigt; mit zu-
nehmendem Alter nähert sich dieser Winkel einem rechten, oder wird noch grösser, wobei aber dennoch
selbst an den breitesten Schalen die schon erwähnte Compression in der Nähe des Wirbels sich geltend macht.
Von der jurassischen Ah. lacımosa und deren Verwandten unterscheidet sie sich sogleich durch
scharfe Kanten der Area. Die Schnabelöffnung ist oval und gross, und von einem kräftigen Deltidium um-
geben (Taf. 36. Fig. 1,2, 8,9, 11, 12, 15 u. s. w.).
Die grössere Schale besitzt einen breiten, tiefen Sinus, welcher schon über der Mitte, oder doch in
der Mitte der Schalenlänge, beginnt und sich ganz allmählich mehr oder weniger tief bis zu dem Stirnrande
herabsenkt (Taf. 36. Fig. 3, 4, 5, 14). Im der Beschaffenheit dieses Sinus liegt ein wesentliches Unter-
scheidungsmerkmal von Rh. plicatilis, wo er erst später beginnt, um sich dann um so schneller und tiefer
herabzusenken. Nur bei jungen Exemplaren fehlt der Sinus zuweilen ganz und diese erscheinen dann sehr
flach (Taf. 36. Fig. 10, 17, 20, 25). Die kleinere Schale erreicht ihre grösste Dicke meist zwischen Wirbel
'‘) Nilsson, Petref. Suecana, Tab. 4, fig. 9, 10.
— 165 —
und Mitte, und wird oft bauchig (Fig. 13, 14). Sie ist stets breiter als lang und kann an den breitesten
Exemplaren fast doppelt so breit werden, als ihre Länge beträgt.
Die ganze Oberfläche ist mit Falten bedeckt, deren relative Zahl und Gestalt sehr veränderlich ist.
Sie stehen bald dichter (Fig. 4, 7), bald entfernter (Fig. 5, 6), sind entweder dachförmig und selbst ziemlich
scharf, oder flacher gewölbt und meist stumpfkantig; an vielen Exemplaren sind sie einfach, an zahlreichen
anderen aber gespalten (Fig. 5, 11, 12, 15, 16).
Unregelmässigkeiten der Form, wahre Missbildungen kommen so häufig vor, dass sie die Namen
compressa, difformis, dimidiata, contorta vollkommen rechtfertigen, dann hat sich in der Regel die eine Seite
auf Kosten der anderen mehr ausgebildet (Fig. 6, 7, 10, 15).
Zu den nächsten Verwandten dieser Art gehören die meist als Rh. alata und Rh. vespertilio
beschriebenen Formen, unter welchen U. Schlönbach noch Rh. bohemica abgetrennt hat, der man häufig
in dem Exogyrensandstein Böhmens begegnet. Sie bilden eine wahre Mittelstufe zwischen Rh. compressa
und Ah. plicatilis und unterscheiden sich von der ersteren immer durch ihre weit kleinere und runde
Schnabelöffnung.
Vorkommen: In Sachsen ist Rh. compressa auf den unteren Quadersandstein und unteren Pläner
beschränkt, und wird nicht selten mit Exogyra Columba zusammen in den Sandsteinen der Prinzenhöhe und
goldenen Höhe bei Bannewitz und Welschhufa, bei Pabstenau, Ober-Hässlich und Wendisch-Carsdorf, in dem
Grünsande am Tunnel bei Oberau, namentlich aber in dem untersten Pläner an den Rathsweinbergen bei
Meissen, bei Plauen, Koschütz, Dölzschen (Teltschen), Goppeln u. a. ©. gefunden, insbesondere war sie an
dem Eingange des Plauenschen Grundes in der Nähe des Forsthauses (s. S. 13) in unglaublicher Menge zu
sammeln. Diesem Vorkommen entspricht genau das in anderen Ländern, wie in dem glaukonitischen unteren
Quader von Mühlhausen in Böhmen, im Exogyrenstandsteine von Drahomischel, in den untersten, zum Theil
conglomeratigen Plänerbildungen Böhmens, bei Bilin und Kutschlin, oder im Hippuritenkalk vor Kutschlin, Deberno,
Grossdorf, Wodolka, Hollubitz in Böhmen (7. depressa und T. latissima bei Reuss), nach F. Römer bei Neudörfel
und Damasko in Oberschlesien, bei Regensburg, ferner in der Tourtia von Frohnhausen bei Essen an der Ruhr, wo sie
gleichfalls sehr häufig’vorkam, von Tournay und Montignies-sur-Roc in Belgien, in cenomanen Schichten bei Mans,
La Fleche (Sarthe), Rouen, Havre, Villiers, Honfleur (Calvados), ile Madame, ile d’Aix (Charente-Inf.), etec.,
in Frankreich, wo sie d’Orbigny überall mit Exogyra Columba zusammenfand, während von ihm nur Rn. dif-
formis in turonen Schichten über der Zone der Hippuriten beobachtet wurde, und in dem oberen Grünsande
Englands bei Blackdown, Warminster, Farringdon in Berkshire, sowie auch in dem chloritischen Mergel von
Chard, welcher sich eng an den unteren Grünsand von Chardstock anzuschliessen scheint.
2%. Rh. Grasiana d’Orb. — Taf. 36. Fig. 31—34.
1847. Rh. Grasiana d’Orbigny, Pal. fr. terr. cret. IV, pag. 38. Pl. 497, fig. 7—11.
1847. Ter. Dufrenoyi, Ter. Desnoyersi und ?Ter. dubia d’Archiac in M&m. de la Soc. g6ol. de France, 2. ser. T. II. 2,
pag. 332. Pl. 22, fig. 1, 2; pag. 333. Pl. 22, fig. 3.°)
1850. Ter. pisum Gein. Quad. Deutschl. pag. 210 z. Th. (Fundorte: Zscheila und Plauen.)
1) Terebratula alata Reuss, böhm. Kreidef. II, pag. 45. Taf. 25, fig. 3—8; Taf. 42, fig. 26.
Rh. bohemica Schlönbach, im Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1868. Bd. XVII, pag. 159. Taf. 5, fig. 10.
2) Sehlönbach hat diese 3 Arten zu Rh. dimidiata gezogen, doch schliessen sie sich nach der Beschaffenheit ihres
Deltidiums, wie ihrer ganzen Form nach, an Ah. Grasiara an, und es hat schon d’Archiac die nahe Verwandtschaft der
T. Desnoyersi mit Ter. pisum Sow. hervorgehoben.
— 16 —
1854. Rh. Grasiana Davidson, Brit. Cret. Brach. pag. 96. Pl. 12, fig. 17—19.
1867. Rh. Grasiana U. Schlönbach, Brach. d. nordd. Cenomanbild. pag. 496. Taf. 23 (III), fig. 8, 9.
Die Exemplare von Plauen, in welchen zuerst Schlönbach diese Art erkannt hat, sind meist etwas
länger als breit, und mit sehr zahlreichen schmalen Falten bedeckt. Ihre grösste Breite fällt etwas unter
die Hälfte der Länge. Die grössere Schale senkt sich von der Mitte aus nach der Stirn in einem breiten,
meist flachen Sinus allmählich herab und verläuft vorn in einen kleinen spitzen und wenig gebogenen Wirbel,
dessen runde Oeffnung oft den Wirbel der kleineren Schale berührt und von einem starken Deltidium ganz
umschlossen wird, welches mitunter einen trichterförmigen oder hörnerartigen Vorsprung bildet (Fig. 34).
Die Area wird jederseits von einer deutlichen Kante begrenzt.
Die weit stärker gewölbte kleinere Schale erreicht ihre grösste Dicke in der Mitte, von wo aus sie
nach der Stivn hin in einen flachen Wulst verläuft.
Rh. Grasiana unterscheidet sich von den Jugendformen der Rh. plicatilis im Plänerkalke (II. Taf. 7,
Fig. 12), die oft als Ter. oder Rh. pisum bezeichnet worden sind, durch ein kräftigeres Deltidium, eine etwas
grössere Schnabelöffnung und ihre allmähliche Einsenkung der Bucht auf der grösseren Schale, sowie durch
eine grössere Anzahl ihrer schmalen Falten, von welchen oft 10 in dem Sinus liegen.
Dagegen vermuthet schon d’Orbigny, dass Ter. pisum Sow., Min. Conch. Pl. 536, Fig. 10—12, mit
Rh. Grasiana identisch sein möge. Auch Davidson tritt dieser Ansicht nicht bestimmt entgegen, wenn er
auch vorläufig noch Ter. pisum Sow. unter dem älteren Namen Ah. Martini Mant. sp. von Rh. Grasiana
getrennt beschreibt.
Vorkommen: Aus dem unteren Pläner von Plauen liegen uns einige 20 Exemplare vor, deren
grösstes 13 Mm. Länge, 12 Mm. Breite und 10 Mm. Dicke erreicht. Dieselben stimmen im Allgemeinen
sehr genau mit jenen aus dem oberen Grünsande von Chute bei Warminster und aus cenomanen Schichten
von Hävre (Seine-Inf.) überein und lassen sich von allen anderen Brachiopoden unseres Elbthales wohl
unterscheiden.
Nach Schlönbach kommt sie selten in dem cenomanen Grünsande von Essen, häufiger in dem Grün-
sande von Spelldorf bei Mühlheim an der Ruhr vor. Die von d’Archiac beschriebenen Arten stammen aus
der Tourtia von Tournay, Montignies-sur-Roc und Gussignies in Belgien.
3. Rh. Mantelliana Sow. sp. — Taf. 36. Fig. 35.
1825. Ter. Mantelliana Sowerby, Min. Conch. Taf. 537, fig. 11—13.
1841. Ter. paucicosta A. Römer, nordd. Kreideg. pag. 38. Taf. 7, fig. 6.
1847. Rh. Mantelliana d’Orbigny, Pal. fr. terr. cret. IV, pag. 40. Pl. 498, fig. 1—5.
1850. Ter. paucicosia Gein. Quad. Deutschl. pag. 210.
1855. Rh. Mantelliana Davidson, Brit. Cret. Brach. pag. 87. Pl. 12, fig. 20—23.
1867. Rh. Mantelliana U. Schlönbach, Brach. d. nordd. Cenomanbild. pag. 494. Taf. 23 (II), fig. 11.
Eine kleine rundliche Art, meist etwas breiter als lang, mit fast gleichgewölbten Schalen, deren
grössere oder Ventralschale nach der Stirn hin schwach eingesenkt ist und einen kurzen, wenig gebogenen
Schnabel besitzt. Die ovale Oefinung darin wird von dem Deltidium ganz umgeben; die Area ist von stumpfen
Kanten begrenzt. Die Oberfläche einer Schale trägt etwa 15 einfache dachförmige Falten, von welchen meist
3 in der flachen Bucht an dem Stirnrande liegen. Ihre Grösse beträgt oft nur 10 Mm., bei 5—6 Mm. Dicke.
Es ist nicht zu verkennen, dass diese Art jüngeren Individuen der Rh. plicatilis mit sparsameren
Falten (II. Taf. 7. Fig. 11) aus dem Plänerkalke sehr ähnlich wird, die man häufig als Ter. Mantelliana
— 167 —
bezeichnet hat. Man kann sie von der letzteren oft nur durch geringere Wölbung ihrer Schale, durch
schärfere dachförmige Falten, durch einen seichteren Sinus der grösseren Schale und durch einen weniger
erhobenen Wulst der kleineren Schale unterscheiden.
Vorkommen: Selten in dem- unteren Pläner von Plauen, wo Rh. plicatilis gänzlich fehlt, häufiger
in dem cenomanen Grünsande von Essen an der Ruhr, ferner im unteren (cenomanen) Quadermergel an der
Steinholzmühle bei Quedlinburg und in dem unteren Pläner von Langelsheim im Harz. Davidson beschreibt
sie aus dem oberen Grünsande von Chute Farm bei Warminster, aus der unteren Kreide von Lewes und
der grauen Kreide von Folkstone und Hamsey, d’Orbigny entdeckte sie in turonen Ablagerungen bei Cap
Blanc-Nez (Pas-de-Calais) und la Cadiere (Var).
4. Rh. lineolata Dav. — Taf. 36. Fig. 36.
1835. ? Ter. lineolata Phillips, Geol. of Yorkshire I, pag. 178. Pl. 2, fig. 27.
1843. Terebratula, der T. Puscheana Röm. nahestehend, Gein. Char. IV, pag. 17.
1850. Ter. Jugleri Gein., Quad. Deutschl. pag. 208 z. Th. (Fundort: Plauen).
1855. Rh. lineolata Davidson, Brit. Cret. Brach. pag. 98. Pl. 12, fig. 7—10. ? Pl. 12, fig. 6.
1867. Rh. cf. lineolata U. Schlönbach, Brach. d. nordd. Cenomanbild. p. 493. Taf. 23 (III), fig. 4.
Das in unserer Charakteristik und später von Schlönbach beschriebene Exemplar von Plauen ist
von neuem hier abgebildet worden, wobei sein Schnabel nach einem zweiten Exemplar von Plauen vervoll-
ständiget werden konnte.
Die Schale ist breiter als lang, unterhalb der Mitte am breitesten. Der Schnabel ist kurz, stumpf
und stark übergebogen. Area niedrig. Oeffnung klein. Beide Schalen sind gleichmässig gewölbt, am stärksten
wenig über der Mitte. Oberfläche mit feinen ausstrahlenden Linien bedeckt, deren mehrere sich in der
Nähe der Seiten und der Stirn zu stärkeren Falten vereinigen. Ein sehr breiter und flacher Sinus der
grösseren Schale wird von zwei grösseren Falten begrenzt, die von zwei schwächeren Falten auf der kleineren
Schale eingeschlossen sind. An den Seiten und in dem Sinus liegen noch ‘ein paar kleinere Falten.
Schlönbach füst dem hinzu: Die feinen und dichten Rippchen setzen auf den an den Rändern sich aus-
‚bildenden gröberen Falten, deren jede etwa 3—6 derselben trägt, noch etwas fort; an der Stirn, wo die
groben Falten noch nicht so deutlich entwickelt sind, gehen die Rippchen bis zu dem Rande.
Vorkommen: Sehr selten in dem unteren Pläner von Plauen und in der Tourtia von Tournay
in Belgien, häufiger, nach Davidson, in dem oberen Grünsande von Cambridge. — Ob die von Phillips und
später von Davidson (l. c. Pl. 12. Fig. 6) aus dem Speeton Clay abgebildete Form wirklich mit jenen aus
cenomanen Ablagerungen identisch sei, lässt sich mit Schlönbach noch bezweifeln.
3. Fam. Oraniadae.
„Schale an unterseeische Körper mit der Masse der unteren Klappe aufgewachsen; obere Klappe deckelförmig. Kein
Schloss oder sonstiger Einlenkungs-Fortsatz. Schalenstructur grob punktirt. Thier mit fleischigen Spiralarmen versehen, welche
gegen die Höhlung der Deckelklappe gerichtet sind und von einem nasenförmigen Fortsatze im Mittelpunkte der unteren Klappe
unterstützt werden. Die Gefässeindrücke sind in einfache Digitationen zertheilt.“
Crania Retzius, 1781.
„Schale von veränderlicher Gestalt, kreisrund, fast quadratisch, quer oder verlängert, theilweise oder
fast an der ganzen Unterfläche der unteren Klappe aufgewachsen, selten frei; obere oder Deckelklappe
— 168 —
(Oberschale oder Deckelschale) mehr oder weniger kegelförwig, mit subcentralem Scheitel; kein Schloss-
gelenk oder Schlossband ; die Klappen werden lediglich durch vier, in etwas schiefer Richtung von einer
Klappe zur andern gehende Muskel zusammengehalten. Die angeheftete Klappe ist meist dicker als die
andere, mit oder ohne Schnabel und Area. Aussenseite glatt, stachelig, oder mit strahlenförmigen Rippen
oder blattartigen Ausbreitungen verschiedenartig geziert; concentrische Wachsthumsstreifen setzen ununter-
brochen von der Klappe über die Area fort. Im Innern jeder Klappe bemerkt man vier paarweise gestellte
Haupteindrücke von Muskeln ; das eine Paar liegt nahe beisammen, vereinigt sich öfters und zeigt sich stets
nahe am Mittelpunkte der Schale, hinter oder zwischen diesem sieht man eine Vorragung; das andere Paar
ist weit von einander und nahe dem Schlossrande gelegen ; die Muskeleindrücke der angehefteten Klappe
sind zuweilen etwas gewölbt, manchmal auch tief ausgehöhlt, die der Deckelklappe sind convex, das centrale
Paar mitunter sogar zu sehr vorragenden Apophysen entwickelt. Das Innere der angehefteten Klappe wird
von einem verdiekten und erhabenen Rande umkränzt, an dem sich der röhrige Bau der Schale besonders
deutlich zeigt. Auf der übrigen Fläche einer jeden Klappe sieht man mit grösserer oder geringerer Schärfe
die Eindrücke des Gefäss-Systemes in Gestalt von einfachen Digitationen. Schalenstructur röhrig. (Nach
Davidson und Suess, pag. 137.)
C. gracilis Mün. — Taf. 37. Fig. 1—4.
1834--1840. Münster in Goldfuss, Petr. Germ. II, pag. 296. Taf. 163, fig. 2.
1846. Crania irregularis Reuss, böhm. Kreidef. II, pag. 53. Taf. 42, fig. 27, 28.
1847. Crania cenomanensis d’Orbigny, Pal. fr. terr. cret. IV, pag. 138. Pl. 524, fig. 1—4.
1854. Desgl. Davidson, Brit. Cret. Brach. II, pag. 103. Pl. 12, fig. 40, 41.
1866. Or. gracilis u. Or. eximia U. Schlönbach, Krit. Stud. üb. d. Kreide-Brach. (Paläontogr. XIII.), pag. 56. Taf. 3,
der 17%
1867. Desgl. U. Schlönbach, Brach. d. nordd. Cenoman-Bild. pag. 502, 503.
Unter Berücksichtigung von 8 uns von Essen und 20 von Plauen vorliegenden, zumeist wohl erhal-
tenen Exemplaren gewinnt man die Ueberzeugung, dass sich alle diese Citate auf nur eine Art beziehen, für
welche Crania gracilis der älteste Name ist. Graf Münster hat davon nur die Oberschale gekannt, während
Schlönbach eine Unterschale derselben Art für die Oberschale einer neuen Art hielt, der er den Namen
Or. eximia gab. D’Orbigny beschrieb eine Oberschale als Or. cenomansis, und erst Davidson lehrte von
dieser sowohl die Oberschale als die Unterschale kennen. Beiden entsprechende Formen kommen gemein-
schaftlich sowohl in dem Grünsande von Essen, als in dem Pläner von Plauen vor.
Es ist eine grosse Art, die bei Essen 25 Mm. Breite und 20 Mm. Länge erreicht, und auch von
Plauen und anderen Fundorten 15—20 Mm. gross gefunden wird. Der Umriss ihrer Schale ist vierseitig,
bald oblong, bald trapezisch, wobei die Stirnseite die breitere ist. Der Schlossrand ist stets geradlinig, der
Stirnrand nicht selten sehr flach gerundet und zuweilen in seiner Mitte schwach eingebogen. Die Seiten-
kanten stossen an den Schlossrand nahezu rechtwinkelig, an den Stirnrand aber stumpfwinkelig oder mit einer
Rundung an.
Die schildförmige Oberschale besitzt einen wenig vor der Mitte liegenden spitzen Scheitel
(Fig. 1a, b), und ist mit sehr unregelmässigen, ausstrahlenden Runzeln bedeckt, welche von blätterigen An-
wachsringen unterbrochen werden (Fig. 1a). Auf ihrer inneren Fläche liegen zwei grosse runde Muskelein-
drücke wenig entfernt von einander hinter dem Schlossrande, während zwei längliche Eindrücke für die
beiden Schliessmuskeln, oder Adductoren, in der Mitte der Schale unter einem Winkel zusammenstossen.
— 109 —
Sie liegen vor einer dünnen, aufgerichteten Scheidewand, deren Seitenflügel nach den Enden des Schloss-
randes hin divergiren. Hinter dieser zum Theil wellig gebogenen Scheidewand strahlen zahlreiche finger-
artige Gefäss-Eindrücke nach dem Rande hin, ohne denselben zu erreichen, welche an Exemplaren von Essen
und Plauen durch dünne Kalkleisten von einander geschieden sind (Fig. 1 e).
Die untere Schale ist je nach der Grösse ihrer Aufwachsungsfläche und der Substanz, worauf sie
befestigt war, flach oder mehr weniger gewölbt. Während z. B. einige auf Austern aufgewachsene Schalen
ganz flach erscheinen, findet man andere auf zarten Seeschwämmen befestigte nur mit einer kleinen Fläche
aufgewachsen, gewölbt und z. Th. bauchig. Diesem Zustande entspricht das von Schlönbach als Or. eximia
abgebildete Exemplar von Essen. Das Innere der unteren Schale ist von einem wulstförmigen Rande begrenzt,
welcher mitunter in der Mitte des Schlossrandes eine kleine wellenförmige Biegung wahrnehmen lässt.
Unmittelbar an dem Schlossrande liegen zwei grosse runde Eindrücke für die Oeffnungsmuskeln, die von
einander etwas weiter getrennt sind, als in der Oberschale; in der Mitte der Schale finden sich die zwei
divergirenden länglichen Eindrücke oder auch vorragende Apophysen für die Schliessmuskeln, die an ihrer
Basis durch einen kleinen Höcker geschieden werden, in welchem man das Rudiment eines mittleren Septum
erblicken kann. Hinter diesen länglichen Vorsprüngen, an die sich die Schliessmuskeln befestigt haben,
breiten sich undeutliche fingerartige Eindrücke aus, welche fast bis zu dem Rande strahlen (Fig. 2 c). Der
grösste Theil der inneren Fläche ist fein punktirt (Fig. 2 d).
. Vorkommen: Im unteren Quadersandsteine von Golberoda bei Dresden als Steinkern (Fig. 3),
im unteren Pläner von Plauen, in analogen Schichten von Korizan in Böhmen, im Grünsande von Frohn-
hausen bei Essen an der Ruhr, in unter-cenomanen Schichten von Mans in Frankreich, und im 'oberen Grün-
sande von Farringdon in England.
2. Ordn. Peleeypoda (Beilfüsser). Conchiferen. Bivaliven (Zweischalige
Muscheln).
l. Fam. Rudistae. Hippuritidae.
Die in unserem Grundriss der Versteinerungskunde 1846 den Rudisten provisorisch angewiesene Stellung als Anhang
der Chamaciden ist durch die wichtigen Arbeiten von S. P. Woodward,‘) und E. Bayle,?) über die Structur und Verwandt-
schaft der Hippuritiden vollkommen bestätigt worden, und wir finden von Woodward namentlich die Merkmale hervorgehoben,
wodurch sich dieselben von den Brachiopoden unterscheiden, wozu sie von Goldfuss,°’) d’Orbigny,*) und Bronn,?)
gezählt worden sind. Stoliczka°) reihet sie in seinem für die Systematik hochwichtigen Werke über die Pelecypoden der süd-
indischen Kreideformation geradezu in die Ordnung der O’hamacea und die Familien der Ohamidae und Hippuritidae ein.
ı) S. P. Woodward in Quart. Journ. of the Geol. Soc. London, 1854, X. pag. 397; 1855, XI. pag. 40, fie. 1—31.
Pl. 3—5. — N. Jahrb. 1855, pag. 376—379.
2) E. Bayle, Bull. de la Soc. g6ol. de France, 1855, XII. pag. 772, t. 17—19; XI. pag. 71, t.1; pag. 102, t. 6. --
N. Jahrb. 1856, pag. 383—384. \
®) Goldfuss, Petrefacta Germaniae, 1834—1840, II. pag. 298—303. Taf. 164, 165.
4) D’Orbigny, Paleontologie francaise, terrains eretaces, t. IV, 1847, pag. 157—267. Pl. 526—599.
°) Bronn, Lethaea geognostica, 1851—52, V. pag. 240—262.
6) F. Stoliczka, in Th. Oldham’s Memoirs of the Geological Survey of India, Palaeontologia Indica, Cretaceous
Fauna, Vol. II, 1871, pag. 223—244.
Palaeontographica XX. 5.
25
— 10 =
Die von ihnen in dem Quadergebirge Sachsens und Böhmens aufgefundenen Ueberreste, deren Erhaltungszustand viel
zu wünschen übrig lässt, sind auf den unteren Quader und untersten Pläner, mithin auf die tiefsten cenomanen Ablagerungen
beschränkt. Sie wurden zum Theil in dem Quader des Muschelfelsens bei Koschütz, dem Pläner von Koschütz und Plauen,
sowohl am rechten Gehänge der Weisseritz in der Nähe des Forsthauses, an der I. pag. 13 abgebildeten. Stelle, als an dem
linken Gehänge der Weisseritz, an dem Flossrechen oder unterhalb Dölzschen (Teltschen), unmittelbar über dem Syenit, auf-
gefunden, oder kommen als Steinkerne in dem Quader-Sandsteine von Oberhässlich bei Dippoldiswalde vor.
Von Caprotina semistriata sind Steinkerne nur aus den sandigen Conglomeratschichten an dem westlichen Ende des
Tunnels von Oberau an der Leipzig-Dresdener Eisenbahn bekannt, welche unmittelbar auf Gneiss auflagern.!) Die Hippuriten-
schichten Böhmens, welche sich gleichfalls als Localbildung dem unteren Quader anschliessen, sind von Reuss, böhm. Kreidef.
II, pag. 118, genauer beschrieben worden.
Einige der darin vorkommenden Arten sind mit unseren Arten identisch.
Radiolites Lamarck 1801. (Sphaerulites de la Metherie,*) 1505.)
„Schale am Grunde aufgewachsen, dick, aus sechseckig-prismatischen Zellen gebildet, oft fast faserig,
meist sehr ungleichklappig, runzelig-blätterig, auch längsrippig; Unterklappe unregelmässig cylindrisch - oder
umgekehrt kegelförmig, mit einer Seite oder dem Ende aufgewachsen, oft mit einer auch durch Biegung der
Querstreifen ausgezeichneten Längsfurche ; die trichterförmige Höhle glatt oder fein quergestreift, in der
hinteren Hälfte mit 2—3 oder mehr senkrechten Leistchen ; der Rand mit ästig-strahligen Fasern (Grund-
lagen der Zellenstructur).
Die Oberklappe kleiner, niedriger, kegelförmig bis flach, mit mittelständigem Scheitel, dick, blätterig,
mit einer vom Scheitel zum Rande ziehenden Furche, innen niedrig kegelförmig ausgehöhlt, ohne äussere
Oeffnungen ünd Kanäle. Der Kern (Birostrites und Jodamia) aus zwei sehr ungleich-grossen, unter stum-
pfem Winkel gegen einander geneigten, unregelmässigen Kegeln bestehend, welche beiden Klappen ent-
sprechend, öfters mit undeutlicher Querstreifung.
Aus der Höhle der Deckelklappe ragt halbkreisförmig ein Zahnapparat weit senkrecht in die der
Unterklappe herab, fast parallel mit der Biegung der Wand, innerhalb welcher er steht, doch in der Mitte,
welche sich senkrecht in zwei mächtige Zähne verlängert, mehr als an den Seiten von derselben entfernt
und die beiden Seitenflügel mehr oder weniger vom Boden abgelöst. Diese beiden Zähne gleiten an zwei
senkrecht stehenden Leisten der Seitenwände der Unterklappe wie in zwei Nuthen so herab, dass nur eine
verticale Schiebung der Oberklappe bewirkbar ist, ein deckelartiges Oefinen und Schliessen am Charnier
aber unmöglich wäre. Die zwei Flügel des Zahnapparates, welche auf ihrer äusseren Fläche oft senkrecht
gestreift sind, legen sich sehr nahe an die ähnlich gestreiften Seiten der Unterklappe an.“ (Nach Bronn.)
1. R. Saxoniae A. Röm. sp. — Taf. 37. Fig. 5—9.
1839. Sphaerulites Saxonicus Gein. Char. I, pag. 18. Taf. 7, fig. 2 a. b.
1841, Sphaerulites Saxoniae A. Römer, Norddeutsche Kreideg. pag. 35. Taf. 7, fie. 1.
1846. Hippurites (Sphaer.) Saxoniae Reuss, böhm. Kreidef. II, pag. 54.
1849— 1850. Rad. Saxoniae Gein. Quad. Deutschl. pag. 218.
Die Unterklappe (Fig. 5—7) ist verkehrt-kegelförmig oder trichterförmig, meist gerade, zuweilen
etwas gewunden, und mit zahlreichen gerundeten Längsrippen versehen, die sich nach oben durch Spaltung
vermehren und durch schmälere Zwischenfurchen getrennt sind. Ueber beide laufen hier und da zuweilen
1), Vgl. das geognostische Profil eines Theils des Tunnels zu Oberau, in Geinitz, Charakteristik, Taf. A.
°) D’Orbigny schreibt: Delametrie, Stoliczka: de la Merth.
— 11 —
kragenförmige Anwachsstreifen hinweg. Die innere Wandung ist glatt oder fein-quergestreift, mit Ausnahme
ihres oberen Randes, der bei Steinkernen einen strahlig-gerippten Rand hinterlässt (Fig. 8, 9).
Man hat zuweilen solche Reste von Steinkernen, an welchen die Ausfüllungsmasse der kegelförmigen
Unterschale abgebrochen war, für den Abdruck der Deckelschale gehalten (Gein. Char. pag. 18. Taf. 7, fig. 2b).
Deckelschalen lassen sich nur unsicher auf diese Art zurückführen ; soll man aber auf Grund der
Verwandtschaft das R. Saxoniae mit R. Sauwvagesi (d’Orb. Pal. fr. IV. pag. 211. Pl. 553) einige bei Plauen
vorkommende Fossilien als die Deckelschalen des R. Saxoniae ansprechen, so haben sie eine kappenförmige
Gestalt von nahezu elliptischem Umfange mit einem dem schmalen Ende genäherten stumpfen Scheitel
besessen.
An den Steinkernen der unteren Schale findet sich stets auf der einen Seite des Kegels eine schmale
Längsfurche vor (Fig. 9), die einer inneren Leiste entspricht, wie sie in einer ganz ähnlichen Weise auch an
R. Sauvagesi aus dem senonen Kreidemergel von Osterfeld in Westphalen beobachtet wird.
Nahe verwandt mit unserer Art ist ferner Rad. Swevicus Lundgren aus der oberen Kreide von
Schonen, von welchem B. Lundgren !) eine ganze Reihe von Entwickelungsstufen der Unterschale be-
schrieben hat.
Vorkommen: Einzeln oder gruppenweise im untersten Pläner von Koschütz und Plauen, beson-
ders in der Nähe des Forsthauses, als Steinkerne im unteren Quadersandsteine von Oberhässlich bei Dippol-
diswalde; nach Reuss in dem Hippuritenkalke von Grossdorf und Wodoka in Böhmen.
2. R. Germari Gein. — Taf. 37. Fig. 10—13.
1839—1840. Siphaerulites ellipticus und Hippurites Germari Gein. Char. pag. 17, 59, 60. Taf. 7, fig. 1 ec. d.e. f. (nicht
a. b.), Taf. 9, fig. 4, 5. Taf. 14, fig. 3—5. Taf. 16, fig. 23 (nicht 22). Taf. 19, fig. 11.
1846. Hipp. ellipticeus u. Hipp. Germari Reuss, böhm. Kreidef. II, pag. 55. Taf. 45, fig. 13, 14, 15.
1849—1850. Sphaer. ell. u. Sph. Germari Gein. Quad. Deutschl. pag. 218.
Nach Ausscheidung der zu Acmaea Plauensis Gein. gehörenden Schalen (Char. Taf. 7, fig. 1a, b,
und Taf. 16, fig. 22) erscheint eine Trennung des R. Germari und R. elliptieus nicht mehr räthlich. Die
Veranlassung. dass diese Schalen früher als Deckelschalen des Sphaerulites elliptieus beschrieben worden
sind, gab die ihnen allerdings sehr ähnliche Deckelschale, welche auf dem, Taf. 37. Fig. 12 abgebildeten
Exemplare noch aufliegt, indess entspricht ihr Umfang nicht einer Ellipse, sondern der Fig. 12a gezeich-
neten Linie. 5
Die Unterklappe ist verlängert kegeliörmig, mehr oder weniger comprimirt und meist nur wenig,
zuweilen jedoch hakenförmig gekrümmt (Fig. 11). Ihr Querschnitt nähert sich einem oft verbogenen
Ellipsoid. Die Schale ist dicht mit Anwachslinien besetzt, lässt aber besonders auf ihrer Innenseite durch
engstehende Längsstreifen die faserige Structur erkennen.
Aeussere Längsfurchen, wie sie die Gattung Hippurites besitzt, sind nicht vorhanden, wohl aber
bemerkt man bei mehreren Exemplaren einige innere Längsleisten, welche zum Theil durch unregelmässige
Querscheidewände mit einander verbunden sind (Fig. 13).
Die Oberklappe (Deckelschale) entspricht auch in dem Fig. 10 gezeichneten Exemplare dem Quer-
schnitte der Unterklappe Fig. 12 a, ist unregelmässig gewölbt, diagonal gekielt und mit einem seitwärts ge-
!) Om Rudister i Kritformationen i Sverge, Lund, 1870.
— 12 —
legenen, niedergedrückten Scheitel versehen, nach welchem inmitten der concentrischen Anwachslinien feine
radiale Linien laufen.
Vorkommen: Im unteren Quadersandsteine der Muschelfelsen bei Koschütz und bei Oberhässlich,
im unteren Pläner von Plauen und in dem Hippuritenkalke von Kutschlin bei Bilin.
3. R. polyconilites d’Orb. — Taf. 38. Fig. 2, 3.
1842. D’Orbigny, Ann. des sc. nat. pag. 182.
1847. D’Orbigny, Pal. fr. terr. eret. IV, pag. 203. Pl. 547.
Zu d’Orbigny’s Beschreibung und Abbildung Fig. 1 scheint eine Unterklappe von kreiselförmiger
Gestalt und rundlichem Querschnitte aus dem unteren Quadersandsteine der Koschützer Muschelfelsen zu
passen, die mit einer starken Längsfurche versehen und mit gedrängt liegenden, etwas blätterigen Anwachs-
streifen bedeckt ist, an welchen die faserige Textur unter der Loupe noch erkennbar ist.
Die Taf. 38. Fig. 2 und 3 abgebildeten Steinkerne aus dem unteren Quadersandsteine von Ober-
hässlich treten der Abbildung von d’Orbigny a. a. O., Fig. 3, so nahe, dass man sie ohne Bedenken damit
vereinigen kann. Dieselben zeigen eine grössere Anzahl ungleich-langer, zusammengedrückter und daher
kantiger Kegel oder Pyramiden, die von einer gemeinschaftlichen glatten Fläche aus dem unteren spitzen
Ende zulaufen und den inneren Höhlungen dieser Klappe entsprechen. Die Deckelschale ist uns nicht be-
kannt, nähert sich aber nach d’Orbigny’s Abbildung, 1. c. fig. 1, 2, der Taf. 38. Fig. 1 als Rad. agariciformis
abgebildeten Schale, von welcher sie sich jedoch durch einen seitlichen Einschnitt unterscheidet.
Vorkommen: Selten im unteren Quadersandsteine von Oberhässlich und vielleicht von Koschütz.
D’Orbigny eitirt diese Art aus cenomanen Schichten von ile Madame, ile d’Aix, Fourras und Nancras (Cha-
rente-Inf.), Angouleme und Cognac (Charente).
4. R. agariciformis de la Meth. sp. — Taf. 38. Fig. 1.
1805. Sphaerulites agariciformis de la Metherie.
1826. Sph. foliacea Desmoulins, Essai sur les Spherulites, pag. 103.
1834—1840. Hippurites agariciformis Goldfuss, Petr. Germ. Il, pag. 300. Taf. 164, fig. 1a. b.
1840. Sphaer. agar. Gein. Char. II, pag. 59. Taf. 9, fig. 3 (nicht Taf. 7, fie. 3).
1847. R. agar. d’Orbigny, Pal. fr. IV, pag. 200. Pl. 544, 545.
1849—1850. Desgl. Gein. Quad. Deutschl. pag. 216.
1851—1852. Desgl. Bronn, Leth. geogn. V, pag. 258. Taf. 31, fig. 6.
Es folgt hier eine neue Abbildung derselben Deckelschale aus den Conglomeratschichten am Tunnel
bei Oberau, die schon Char. Taf. 9, fig. 3 vorgelegen hat, nachdem sie zum grossen Theile von den darauf
befindlichen fremdartigen Körpern befreit worden ist.
Diese ziemlich flache Deckelklappe oder Oberschale hat einen elliptischen Umfang von 35 Mm.
Länge und 28 Mm. Breite, und ist mit blätterigen Anwachsringen bedeckt, auf welchen gedrängt liegende,
feine, radiale Linien unter der Loupe sehr deutlich hervortreten. Der fast flache Scheitel liest in der Mitte.
Eine Unterklappe ist in dem Elbthale bis jetzt noch nicht gefunden worden.
Das Char. Taf. 7. Fig. 3 zu dieser Art gezogene Fossil aus dem unteren Quadersandsteine von
Bannewitz ist-ebenso auf einen zersetzten Fischwirbel zurückzuführen, wie die von F. Römer in der Geologie
von Oberschlesien S. 334. Taf. 26. Fig. 6, 7 zu Sphaerulites Saxoniae gestellten Formen. .
Vorkommen: Selten in den unteren cenomanen Ablagerungen Sachsens, zu welchen die sandigen
Conglomeratschichten in dem Tunnel von Oberau gehören ; nach d’Orbigny in gleichalterigen Schichten von
— M3 —
ile Madame, Fourras, Marennes, Nancras, Pons (Charente), Perigueux (Dordogne), Chinon (Indre-et-Loire) in
Frankreich.
Caprotina d’Orb. 1842.
„Schale aufgewachsen, dickwandig, blätterig, sehr ungleich-klappig, in der Jugend Exogyren-förmig.
Unterklappe in der Jugend gewunden, später gerade oder nur etwas schief, mit seitlicher Rinne. Oberklappe
gewöhnlich kleiner, gewölbt, mit seitlichem, eingewundenem Wirbel und einer der in der unteren entsprechen-
den Schlossfurche ; beide ohne innere Canäle. Kein Schlossband ; aber ein grosser Zahnapparat, und in jeder
Klappe 2 Muskeleindrücke. In der Unterklappe sind innen am hinteren oder Schlossrande 2, später immer
zahlreicher werdende kreiselförmige Vertiefungen ; der Vordertheil der inneren Höhle ist beharrlich durch
eine Längswand in zwei getheilt. Oberklappe im Hintertheile anfangs mit zwei starken vorstehenden, doch
ungleichen und vom Rande entfernt stehenden Zähnen, welche in zwei kreiselförmige Gruben der unteren
einpassen, während die Leisten der letzten zwischen diese Zähne eintreten und so eine Art Schloss entsteht,
welches weit nach hinten liegt; der Vordertheil stellt eine einfache, zwei- oder dreitheilige Höhle dar.
Oberfläche glatt, blätterig, gerippt, gefurcht oder gestreift. Textur wie bei Radiolites, von dem sie sich,
namentlich durch ihren seitlich gelegenen und selbst etwas spiralen Wirbel der Oberschale unterscheidet.’
(Nach d’Orbigny und Bronn.)
1. C. semistriata d’Orb. — Taf. 38, Fig. 4—6.
1839. Caprina semistriata d’Orbigny, Revue cuvierienne, pag. 169 (seq. d’Orbigny).
1839— 1842. Sphaerulites cylindracea Gein. Char. pag. 18. Taf. 8, fig. 6; Diceras Saxonicum Gein. eb. pag. 18. Taf. 8,
fig. 1 a. b. c.; Diceras falcatum Gein. eb. pag. 18. Taf. 8, fig. 2; Hippurites Sawonicus Gein. eb. Taf. 19, fig. 15.
1846. Hippurites falcatus Reuss, böhm. Kreidef. II, pag. 55. Taf. 45, fig. 16.
1847. 0. semistriata d’Orbigny, Pal. fr. IV, pag. 244. Pl. 594.
1849—1850. Hipp. falcatus und Ohama Saxonica Gein. Quad. Deutschl. pag. 218, 206.
1851—1852. C. semistriata Bronn, Leth. geogn. V, pag. 260. Taf. 31', fie. 7.
Nach d’Orbigny ist die Schale unregelmässig und sehr ungleichklappig. Die Unterklappe ist schief
— und stumpf — kegelförmig, ungleich, — und grob — längsgestreift. Die Oberschale, welche oft weit
grösser als die untere wird, ist stark gewölbt, glatt, und krümmt sich mit ihrem Wirbel stark nach unten.
Im Innern der Unterschale sind die beiden kreiselförmigen Aushöhlungen ziemlich tief und vom Rande ent-
fernt, in der Oberschale erreichen die Schlosszähne eine enorme Grösse. Sie stossen an verticale Leisten an
und begrenzen mit diesen drei kegelförmige Höhlungen, eine grosse und zwei kleine seitliche. Diese Höhlen
bilden an Steinkernen eine gleiche Anzahl von kegelförmigen Abgüssen.
Unter Vergleichung der instructiven Abbildungen von d’Orbigny, welche auch in der Lethaea auf-
genommen worden sind, ist es wohl kaum zweifelhaft, dass unsere früher so unsicher gedeuteten Steinkerne
dieser Art angehören. So würde die Abbildung Taf. 38. Fig. 6 (= Char. Taf. 8. Fig. 1a, b in umgekehrter
Stellung) von einer Unterklappe herrühren können. Der kleine Seitenkegel bei a, welcher auf seiner
äusseren Seite mit einer tiefen Längsfurche versehen ist und an einen zungenförmigen Muskeleindruck 5 an-
grenzt, der in Char. Taf. 8. Fig. 1 a,b noch besser hervortritt, dürfte einer jener beiden kreiselförmigen
Gruben entsprechen.
An dem Char. Taf. 19. Fig. 15 und in Reuss, 1. c. Taf. 45. Fig. 16 abgebildeten Exemplare tritt
noch die grobe Längsstreifung der Unterschale als Abdruck hervor und es mögen manche Bruchstücke von
— 14 —
ihr, die in dem Hippuritenkalke von Kutschlin gefunden werden, mit den oft ähnlichen Schalen des Spondy-
lus striatus verwechselt worden sein, welcher dort gleichfalls vorkommt.
Dagegen beziehen sich unsere früheren Abbildungen in Char. Taf. S. Fig. 1c, 2b wohl auf Stein-
kerne der oberen Klappe. Ihre Aehnlichkeit-mit d’Orbigny’s Abbildung Pl. 594. Fig. 6 tritt in der jetzigen
Abbildung Taf. 38. Fig. 5 weit besser hervor als in jenen.
Der noch vollständigere Steinkern einer Oberklappe aus dem Hippuritenkalke von Kutschlin, Taf. 38,
Fig. 4a, b, verbürgt ihre Identität noch mehr durch das Vorhandensein eines, gleichfalls mit einer breiten
Längsfurche versehenen hohen Seitenkegels.
Vorkommen: In den sandigen Conglomeratschichten des Tunnels von Oberau, welche den unteren
(Quadersandstein vertreten, und in dem Hippuritenkalke von Kutschlin bei Bilin in Böhmen ; nach d’Orbigny
in den unteren cenomanen Schichten Frankreichs bei Mans (Sarthe), ile d’Aix, ile Madame, Fourras (Cha-
rente-Inf.), ete.
2. GC. Plauensis Gein. — Taf. 35. Fig. 7.
1849—1850. Chama Plauensis Gein. Quad. Deutschl. pag. 206. Taf. 11, fig. 10, 11.
Die Unterschale gleicht der einer Exogyra Columba, nur ist ihr Wirbel oder Schnabel nicht spiral
eingerollt, sondern stielartig verlängert und an seinem Ende an fremden Körpern angeheftet. Derselbe ist
ferner auf der inneren Seite seiner Biegung mit einer deutlichen Längsfurche versehen. Die Oberfläche ist
mit ungleichen Längsstreifen dicht bedeckt, welche die Dicke eines Pferdehaares kaum übertreffen.
Die Oberschale ist schief, quer-oval, längs ihrer Mitte wulstförmig gewölbt, daneben niedergedrückt
und besitzt einen niedrigen Wirbel, welcher nahezu wit der vorerwähnten Längsfurche der Unterschale
zusammenstösst. Sie ist mit ähnlichen ausstrahlenden Linien oder Streifen, wie die Unterschale bedeckt.
Vorkommen: Von 30 Min. Länge und 25 Mm. Breite selten in dem unteren Pläner von Plauen.
2. Fam. Ostracidae.
Ostrea Lam. Auster.
Beide Schalen sind unregelmässig, ungleichseitig und blätterig. Die untere ist theils ganz, theils
nur mit einer kleinen Stelle aufgewachsen, wird dickschaliger als die obere, und ihr Wirbel verlängert sich
mit zunehmendem Alter nach vorn oder nach der linken Seite hin. Die obere oder Deckelschale ist gewöhnlich
fsscher, dünner und ihr Wirbel kürzer. Das zahnlose Schloss besteht in beiden Schalen aus einer quer-
gestreiften, meist dreieckigen Fläche, welche sich in eine mittlere vertiefte dreieckige Bandgrube und zwei
dieselbe wulstförmig begrenzende Theile abschneidet. Der grosse Muskeleindruck nähert sich der Mitte
der Schale.
1. O. carinata Lam. 1819. — Taf. 39. Fig. 6—11.
1834. Goldfuss Petr. Germ. II. pag. 9. Taf. 74, fig. 6.
1839. Gein. Char. I. pag. 19.
1841. A. Römer, nordd. Kreideg. pag. 45 z. Th.
1843. D’Orbigny, Pal. fr. terr. cr. III. pag. 714. P}. 474.
1846. Gein. Grundr. pag. 478 z. Th.
1846, Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 38 z. Th.
1849—1850. Gein. Quad. Deutschl. pag. 196.
1350. D’Orbigny, Prodr. de Pal. IT. pag. 170.
1865. Kunth, in Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. pag. 724.
1868. Gümbel, Geogn. Beschr. d. Königreichs Bayern II. — Desgl. in Abh. d. k. bayer. Ak., II. Cl. X. Bd.
2. Abth. page. 60.
1870. F. Römer, Geol. v. Oberschlesien, pag. 333.
1571. Stoliezka, Cret. Fauna of South India, Pelecypoda, 468. Pl. 48, fig. 5.
Die schmale langgestreckte Schale ist bogenförmig gekrümmt und in der Nähe des Wirbels nach
inks hin flügelartig ausgebreitet und aufgewachsen (Fig. 7), übrigens stark comprimirt, mit um so steiler
abfallenden Seitenflächen, je älter sie ist. Aus der schmalen, oft kielförmigen Rückenseite (Fig. 6, 9) ent-
springen die zahlreichen dachförmigen Falten in einem durch sich wiederholende Gabelung unterbrochenen
Kiele, erheben sich an der Kante des Rückens meist zu einem spitzen Höcker und laufen von hier aus in
gleicher Stärke bis an den Rand, wo sie mit den Falten der anderen Schale unter spitzen Winkeln ineinander-
greifen (Fig. 6). Hier und da bilden sich auch Höcker auf den Falten der Seitenflächen aus. Die auf dem
seitlichen Flügel oder in dessen Nähe befindlichen Falten erhalten nicht selten durch stärkere Anwachs-
schichten unregelmässig gebogene stachelförmige Verlängerungen, welche zur Befestigung der Schale gedient
haben (Fig. 7).
Auf der inneren Fläche der Schale, sowie an den Steinkernen sind die seitlichen Falten mehr oder
minder angedeutet, Abdrücke der Schalen im Quadersandsteine bezeichnen die Arbeiter oft als „versteinerte
Raupen.“ Der längliche Muskeleindruck breitet sich an dem Anfange jenes seitlichen Flügels aus, die drei-
eckige Bandgrube krümmt sich deutlich nach links, also diesem Flügel zu (Fig. 7).
Schon an jungen Exemplaren (Fig. S—11) spricht sich der Charakter der Art meist sehr deutlich
aus, wenn auch ihre relative Länge sehr variirt und der Seitenflügel mitunter nicht so deutlich hervortritt.
Die kleinen Schalen sind in der Regel noch sehr flach und ihre Rippen oft nur durch eine starke seitliche
Einkerbung angezeigt.
Eine nahe verwandte Art ist Ostrea macroptera Sow. des Neokom, die sich indess durch grössere
Länge der Schale und entfernter liegende Falten unterscheidet, welche auf der Rückenseite weniger hervorzu-
treten pflegen, als bei der O. carinata. In dieser Beziehung entspricht sie weit mehr den Jugendzuständen
dieser Art, in ähnlicher Weise etwa, wie der Salamander dem Kaulquappenzustande des Frosches.
Die in jüngeren Schichten sie vertretende Ostrea frons Park, welche oft damit verwechselt worden
ist, unterscheidet sich durch das Fehlen oder die nur geringe Ausbildung des vorderen Flügels und geringere
Compression der Schale.
Vorkommen: Diese Leitmuschel für unteren Quader oder cenomane Schichten findet sich überall
im unteren Quadersandsteine, bei Koschütz, an der Prinzenhöhe (Bannewitz und Klein-Naundorf), goldenen
Höhe (Welschhufa), bei Golberoda, Oberhässlich bei Dippoldiswalde, und bei Niedergrund an der Elbe (pag. 63),
im Grünsande des Elbstolles zwischen Zaukeroda und Priessnitz, in dem Bohrloche der Dresdener Papier-
fabrik bei 366° Tiefe (s. pag. 14), und im Tunnel bei Oberau, im unteren Pläner bei Plauen, namentlich an
der Frohbergsburg (pag. 11) wo sie mit Ostrea diluviana zusammen ganze Bänke bildete, Koschütz, Dölzschen,
am Gamighügel bei Leubnitz u. s. w. — Sie findet sich im unteren Quadersandstein von Tyssa, Pankratz,
und im unteren Pläner Böhmens, in den sandigen cenomanen Schichten bei Leobschütz, Sabschütz und
Hotzenplotz in Oberschlesien (nach F. Römer), in cenomanen Schichten bei Lähn in Schlesien, in dem Grün-
sandsteine von Regensburg (nach Gümbel), in cenomanen Schichten Frankreichs auf ile d’Aix, bei Villers,
— 1716 —
Havre, Source-Salee, le Mans, St-Sauveur, la Malle, Eaulx (B.-Alpes) ete. (nach d’Orbigny), in der Ootatoor-
und Trichonopoly-Gruppe Süd-Indiens bei Veraghoor, Coonum ete. (nach Stoliczka).
9%. ©. diluviana L. 1767. — Taf. 39. Fig. 1—5.
1827. Nilsson, Petr. Suec. pag. 32.
1834. Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 11. Taf. 75, fig. 4.
O. pectinata Goldf. eb. pag. 9. Taf. 74, fig. 7.
1839. O. diluviana Gein. Char. I. pag. 19.
1841. O. macroptera A. Römer, Nordd. Kreideg. pag. 45 z. Th.
1842. 0. Hübleri, O. plicato-striata u. O. macroptera Gein. Char. III. pag. 85. Taf. 21, fig. 12, 14, 15.
1843. O. dilwviana d’Orbieny, Pal. fr. t. cr. III. pag. 728. Pl. 480.
1846. Desgl. Gein. Grundr. pag. 478.
1846. Desgl. Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 38. Taf. 30, fig. 16, 17; Taf. 41, fig. 1; Taf. 45, fig. 1.
1849—1850. Desgl. Gein. Quad. Deutsch]. pag. 198.
1850. -O. Carantonensis, O. diluviana u. O. Santonensis d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 170, 171, 198, 255.
1863. O. dilwviana Kunth, in Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. pag. 724.
1868. ©. diluviana Gümbel, Geogn. Beschr. d. Königreichs Bayern II. 2, pag. 758. — Desgl. in Abh. d. k. bayer.
Ak., II. Cl. X. Bd. 2. Abth. pag. 68.
1871. O. diluviana Stoliczka, Cret. Fauna of South Ind., Pelecypoda, pag. 466. Pl. 46, fig. 1, 2; Pl. 47, fie. 1, 2.
Eine vielgestaltige, oft sehr dickschalige Art, in ihren typischen Formen von oval-dreiseitigem Umriss,
indem ihre linke oder vordere Fläche eine flache flügelartige Ausbreitung bildet (Fig. 1, 4), welche entweder
allmählich in die Rückenfläche verläuft, oder durch eine mehr oder minder deutliche Bucht von dieser
geschieden ist. Die Rückenfläche ist ein wenig gebogen, oft hoch gewölbt und fällt nach dem Hinterrande
oder rechten Rande stärker ab als nach dem Flügel hin. Die Oberfläche beider Schalen ist, soweit die
untere nicht aufgewachsen ist, mit hohen, scharfkantigen Falten bedeckt, welche durch Anwachsblätter zick-
zackförmig gestreift sind und mit grossen spitzen Zähnen an der Verbindungsebene beider Schalen in
einandergreifen.
Oft ist ein grosser Theil, selbst der Oberschale, von Falten befreiet und diese zeigen sich nur noch
am Rande, oder fehlen zum Theil, zumal auf der Flügelseite, auch da. Sie werden an manchen Exemplaren
nur durch vereinzelte Knoten ersetzt, an anderen wieder durch büschelförmig ausstrahlende Streifen. Im
Allgemeinen sind..die Falten auf der hinteren convexen Seite ansehnlich grösser und constanter, als auf der
flacheren vorderen Seite.
Die Unterschale ist mit einer ziemlich grossen Fläche aufgewachsen und lässt oft nur noch an ihrer
rechten oder hinteren Seite hohe, senkrecht aufgerichtete Falten wahrnehmen (Fig. 2, 3), wodurch Formen
entstehen, die sehr eng an Ostrea haliotoidean angrenzen und früher als O0. Hübleri ein. unterschieden
worden sind. Natürlich ist die Form der Oberschale wesentlich beinflusset von der Grösse und Form der
Aufwachsungsfläche der Unterschale.
Der grosse Muskeleindruck liegt vor der Mitte am Anfange der flügelartigen Ausbreitung des
vorderen Schalentheiles. Die Bandgrube bildet ein schmales meist langgezogenes Dreieck, welches sich mehr
oder weniger nach der vorderen Seite hin wendet, wodurch in der Unterschale die Aehnlichkeit mit Exogyr«
haliotoides noch mehr hervortritt (Fig. 2, 3).
An diese Hauptform, welche in zahllosen Mengen bei Essen und Plauen gesammelt worden ist, schliessen
sich schmälere, langgestrecktere Formen von Essen an, welche Goldfuss Taf. 75, fig. 4 a, b, c, als O. diluviana
und Taf. 74, fig. 7 als O. pectinata abgebildet hat. Dieselben -bilden einen förmlichen Uebergang nach
— fl
O. carinata und O. frons Park. (O. prionota und ©. serrata Goldfuss Taf. 74, fig. 8, 9,) aus jüngeren
Schichten der Kreideformation. Von der ersteren unterscheiden sie sich durch ihre breiteren Falten und
geringere Compression, sowie durch die kleinere flügelartige Ausbreitung, so dass sie der O. diluviana näher
rücken, als der O. carinata, womit sie d’Orbigny vereinigt hat.
Vorkommen: Vereinzelt im unteren Quadersandsteine bei Welschhufa, Golberoda, Oberhässlich
und Malter bei Dippoldiswalde, in den Conglomerat-Bildungen des Tunnels bei Oberau und bei Zeschnig
unweit Hohnstein (S. 63), massenhaft im unteren Pläner von Plauen, Koschütz, Dölzschen, Gamighügel bei
Leubnitz und Gross-Sedlitz bei Pirna. Im unteren Quader von Tyssa, in den Hippuritenschichten und dem
unteren Pläner von Bilin u. a. OÖ. Böhmens; im unteren Quader zwischen Löwenberg und Hirschberg u. a. O.
in Schlesien, in dem Grünsandsteine von Regensburg, in grossen Mengen in dem Grünsande von Frohn-
hausen bei Essen an der Ruhr, in der Tourtia von Tournay in Belgien, in cenomanen Schichten Frankreichs bei
le Mans, Ile Madame, in turonen bei Uchaux und Beausset und in senonen Schichten (0. Santonensis d’Orb.).
Die in der oberen Kreide von Schonen, bei Balsberg und Carlshamn etc. vorkommenden Exemplare
stimmen in allen wesentlichen Beziehungen mit jenen von Plauen überein. Im südlichen Indien hat Stoliczka
das Vorkommen dieser Art bei Anapaudy und Serdamungalum, Moraviatoor, Odium und Ootatoor in der
Trichonopoly und Ootatoor-Gruppe. erwiesen.
3. O0. Hippopodium Nilss. — Taf. 39. Fig. 12—27; Taf. 40. Fig. 1—3; U. Taf. 8. Fig. 5—7.
1827. Nilsson, Petrificata Suecana, pag. 30. Taf. 7, fig. 1.
1834. Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 23. Taf. 81, fig. 1.
1837. Hisinger, Lethaea Suecica, pag. 47. Taf. 13, fig. 4.
1839. ©. Hippopodium u. O. vesicularis Gein. Char. I. pag. 19.
1841. A. Römer, nordd. Kreideg. pag. 46.
1842. v. Hagenow, in Leonh. n. Jahrb. pag. 546.
1842. O. trapezoidea Gein. Char. III. pag. 84. Taf. 21, fig. 13.
1843. O. Limae Gein. Kieslingswalda, pag. 17. Taf. 3, fig. 18.
1843. O. biaurieulata d’Orbigny, Pal. fr. terr. eret. III. pag. 719. Pl. 476, und
O. hippopodium, pag. 731. Pl. 481, fig. 4—6; Pl. 482.
1846. Gein. Grundr. pag. 480.
1846. O. Hippopodium Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 39. Taf. 28, fig. 10—15, 17, 18; Taf. 29, fig. 1-18; Taf. 30,
fig. 13—14.
O. vesicularis ib. pag. 37. Taf. 29, fig. 21, 22; Taf. 30, fig. 1—8.
O. trapezoidea ib. pag. 40. Taf. 30, fig. 9, 10.
O. Naumanni ib. pag. 41. Taf. 27, fig. 48—53; Taf, 28, fig. 1.
1847. O
1849—1850. O
. vasculum d’Archiac, M6m. de la Soc. g6ol. de France, 2. ser. II. 2. pag. 312. Pl. 15, fig. 5.
. Hippopodium, O. trapezoidea, ©. Limae, O. vesicularis z. Th. u. O. biaurieulata Gein. Quad. Deutschl.,
pag. 200—202.
1863. O. hippopodium Kunth, in Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges., pag. 732.
1868. O. vesiculosa Gümbel, Geogn. Beschr. d. Königreichs Ban II. 1. pag. 710
O. biauriculata Gümbel, in Abh. d. k. baier. Ak. X. 2. pag. 59.
1870. F. Römer, Geol. v. Oberschlesien, pag. 317. Taf. 37, nr 7.
1871. Gryphaea vesiculosa Stoliezka, Cret. Fauna of South. India, pag. 466. Pl. 39, fig. 1, 2.
Eine der veränderlichsten Arten, je nachdem sie mehr oder weniger befestiget war, meist ziemlich
dünnschalig, besonders in ihrer Jugend, oft von rundlichem, querovalem, oder trapezoidischem Umriss, doch
auch länglichoval oder sehr unregelmässig, vorherrschend flach, seltener stärker gewölbt.
Palaeontographica XX. 5. 26
— U —
Die Unterschale ist mehr nach der linken oder vorderen Seite hin ausgedehnt, nach welcher Seite
hin sich auch die dreieckige Bandgrube zu biegen plegt, die über den kielartigen Schlossrand hervortritt
(Taf. 40. Fig. 2, 3). In beiden Schalen läuft von der Schlossfläche aus eine schwielig-gekerbte Linie mehr
oder minder weit an dem inneren Rande der Schale hin. Der grosse Muskeleindruck liegt in der Regel vor
der Mitte der Schale und drängt sich, je dicker die Schale wird, mehr und mehr nach der Mitte derselben
(0. biauriculata Lam.).
Die Unterschale ist entweder mit ihrer ganzen Fläche, zum Theil selbst an einem welliggebogenen
Rande aufgewachsen (Taf. 40. Fig. 2, 3), oder sie ist es nur zum grösseren oder kleineren Theile, in welchem
Falle ihr äusserer Rand oft senkrecht emporsteht. Sie breitet sich dann zu beiden Seiten ihres Wirbels
selbst ohrartig aus und bildet nach vorn hin einen grösseren, nach hinten einen kleineren Flügel, welche
bald stumpfwinkelig, rechtwinkelig, spitzwinkelig oder gerundet sind (0. biauriculata« Lam. ©. Naumanni
Reuss ete.). Von typischen Exemplaren der ©. Hippopodium aus dem Grünsande von Essen und aus der
Kreide von Schonen unterscheidet sich ©. biauriculata Lam. schliesslich nur durch die mittlere Lage des
Muskeleindruckes, worauf in keinem Falle ein zu grosses Gewicht gelegt werden kann. Man findet nicht nur
alle Uebergänge in dieser Beziehung an den Essener Exemplaren der O0. Hippopodium, womit wir sehr
reichlich versehen sind, sondern bemerkt auch an einem typischen Exemplare der ©. biauriculata von le Mans,
wie sich der Muskeleindruck mit Zunahme der Schalendicke mehr und mehr nach deren Mitte gedrängt hat,
damit der Schliessmuskel die stärkeren Schalen kräftiger anziehen konnte.
Wenn die Unterschale nur mit einer kleinen Fläche in der Nähe ihres Wirbels aufgewachsen war
(Taf. 39. Fig. 13—17), so nimmt sie eine bauchige Form an, wird oft wulstförmig in die Breite gezogen
(Fig. 14, 17) und selbst diagonal gekielt, fällt nach dem vorderen Flügel oder dem vorderen Rande über-
haupt steil ab und wird dann nicht selten durch eine tiefe Furche von einem ohrartig gefalteten Flügel
geschieden (Taf. 39. Fig. 12). Das Thier bedarf Raum zu seiner Entwickelung und verschafft sich denselben
nach irgend einer Richtung hin.
Alle Abänderungen kommen gemeinschaftlich in dem cenomanen Grünsande von Essen vor und sind
von einander unmöglich zu scheiden.
An jüngeren Exemplaren fehlt eine solche Furche oft gänzlich und ihre bauchige Schale ist nur in
der Nähe des Wirbels durch die Befestigungsstelle abgestutzt (Taf. 30. Fig. 14—17), wodurch Formen ent-
stehen, die an Gryphaea vesieulosa Sow. (Min. Conch. Pl. 369) sehr eng angrenzen. Exemplare der letzteren
von le Havre, die ich Herrn Hebert verdanke, zeigen an ihrem Wirbel eine kleine Befestigungsstelle. Sie sind
etwas breiter als die Figuren bei Sowerby, entsprechen am meisten unserer Abbildung Taf. 39. Fig. 13, und
lassen, wie letztere, sich füglich mit ©. Hippopodium vereinigen. Auch an ihnen bemerkt man an der vorderen
Seite eine deutliche Furche.
Die Oberschale, deren Form durch jene der Unterschale wesentlich beinflusst wird, ist in der Regel
sehr flach, seltener stärker gewölbt. Im Allgemeinen ist ihre Oberfläche glatt, doch treten hier und da
ausser den zarten Anwachslinien auch undeutliche ausstrahlende Linien auf ihrer Oberfläche hervor (Taf. 39.
Fig. 20; II. Taf. 8. Fig. 5), wie sie auch Goldfuss, Taf. 81, fig. 1 g, und d’Orbigny, Pl. 481, fig. 8,
angedeutet haben. :
Trotz der uns unzweifelhaften Zusammengehörigkeit von O0. Hippopodium Nilss. und O. biauriculata
Lanı., sowie wahrscheinlich auch Gryphaea vesiculosa Sow., empfiehlt es sich, ersteren Namen für die Art
aufrecht zu erhalten, da man darunter den eigentlichen Arttypus begreift, während O. biaurieulata und Gr.
le Ze
vesiculosa nur Ausnahmszustände und jugendliche Formen der Art bezeichnen, ausserdem aber der Name
Gr. vesieulosa mit Gr. vesicularis sehr leicht zu verwechseln ist.
Vorkommen: Im unteren Quadersandsteine von Koschütz, Bannewitz, besonders im Serpulasande
der Prinzenhöhe, bei Welschhufa, Goppeln, im Grünsande des Tunnels von Oberau, sehr gemein in dem unteren
Pläner von Plauen, und vom Gamighügel bei Leubnitz, und fast in jedem Plänerbruche des Elbthals, wie in
dem Mittelpläner von Constappel und Niederwartha, wenn auch nur in jungen vereinzelten Exemplaren; im
Plänerkalke von Strehlen und Weinböhla oft auf Spondylus spinosus aufgewachsen.
In Böhmen im unteren Quadersandsteine von Tyssa, im Mittel-Quader von Malnitz und Lobkowitz,
und im unteren und oberen Pläner, im unteren Quader und Pläner von Regensburg, nach Kunth im Pläner
am Bober in Schlesien, im oberen Pläner von Oppeln in Oberschlesien und im Grünsandsteine von Kieslings-
walda (©. Limae); im cenomanen Grünsande von Halberstadt auf Siphonien, im Plänerkalke von Quedlin-
burg, Neinstedt, Ahlten, im turonen Grünsande von Nolle bei Rothenfelde und im senonen Grünsande des
Sudmerberges bei Goslar; im cenomanen Grünsande von Frohnhausen bei Essen bis 12 Cm. gross, in der
Tourtia von Gussignies in Belgien (©. vasculum d’Arch.), in der weissen Kreide von Lebbin auf Wollin und
von Rügen (neben ©. Nilssoni v. Hag., N. Jahrb. 1842, pag. 546), und in den oberen senonen Kreide-
bildungen von Schonen bei Ifö, Carlshamn u. s. w., hier neben ©. Marklini v. Hag., welche eine dickschalige
Abänderung ist mit einer breiteren und geradgestreckten Bandgrube; in Frankreich von cenomanen bis in
senone Ablagerungen hinauf; in Südindien nach Stoliczka in der Ootatoorgruppe.
Untergattung Exogyra Say. 1819.
4. 0. (Exogyra) lateralis Nilss. — Taf. 41. Fig. 23—35, U. Taf. 8. Fig. 15—17.
1813. Chama canaliculata Sowerby, Min. Conch. Pl. 26, fig. 1. — Nicht Ostrea canaliculata Sow. Pl. 135, fig. 1,2.
1827. O. lateralis Nilsson, Petr. Suec. pag. 29. Taf. 7, fig. 7—10.
1834. Desgl. Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 24. Taf. 82, fig. 1.
1837. Desgl. Hisinger, Leth. Suec. pag. 46. Tab. 13, fig. 1.
1839—1840. Desgl. Gein. Char. I. pag. 19, 84.
1841. Desgl. A. Römer, Nordd. Kr. pag. 46.
1843. O. canaliculata d’Orbigny, Pal. fr. terr. eret. III. pag. 709. Pl. 471, fig. 4—8.
1846. O. lateralis Gein. Grundr. pag. 480. Taf. 20, fig. 22.
1846. Exogyra lateralis Reuss, böhm. Kreidef. I. pag. 42. Taf. 27, fig. 33—47.
1850. O. canaliculata d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 139, 170, 255, 294.
1863. O. lateralis Kunth, in Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges., pag. 732.
1868. 0. Reussi Gümbel, Geogn. Beschr. d. Königreichs Bayern, II. 1. pag. 769. — Abhand!. d. k. bayer. Ak. X.
2, pag. 59.
1870. Exogyyra lateralis F. Römer, Geol. v. Oberschles., pag. 341. Taf. 29, fig. 4, 5.
1870. ? Ostrea lateralis Credner, in Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges., pag. 228.
1871. Exogyra canaliculata Stoliczka, Cret. Fauna of South. India, Pelecypoda, pag. 463. Pl. 48, fig. 6-8.
Eine kleine dünnschalige Art, die nach der Grösse ihrer Befestigungsstelle sehr variirt und durch
ihre spiralförmig eingerollten Wirbel, bei einer breiten, mittelständigen, und nur wenig nach links gebogenen
Bandgrube, einen förmlichen Uebergang von Ostrea im engeren Sinne zu Exogyra vermittelt, was jedoch in
ähnlicher Weise auch für einige andere Ostreen, selbst O. diluviana, gilt. Die länglich-ovale Unterschale ist
ihrer ganzen Länge nach bauchig gewölbt, bald gerade, bald nach der linken wie auch nach der rechten
Seite hin verlängert, mit einem vorstehenden, aber bis an den Schlossrand zurückgerollten und mit seiner
Spitze nach links gebogenen Wirbel versehen, an dessen linker Seite sie befestigt ist. Die Befestigungs-
— 189 —
stelle breitet sich häufig über einen grösseren Theil des linken Schalenrandes aus, woduıch dieser oft
senkrecht abgeschnitten erscheint (Taf. 41. Fig. 28, 30), während sich die linke Seite der Schale in der
Regel flügelartig verlängert und durch eine nach dem Unterrande laufende Furche von dem mittleren Theile
der Schale geschieden wird (Taf. 41. Fig. 28, 31, 32, 33). Dieser vielgestaltige, durch Befestigung zum
Theil beschnittene Flügel ist in den Abbildungen von Sowerby, Nilsson (Taf. 7. Fig. 8), Goldfuss (Taf. 82.
Fig. 1a), Gümbel u. A. sehr deutlich hervorgehoben.
Der gegenüberliegende Schalenrand, nach welchem die Schale mit einer regel mässigeıen Wölbung
abfällt, ist im Allgemeinen gerundet, das untere Ende der Schale ist häufig verengt und wendet sich, wie
erwähnt, bald nach rechts, bald nach links. An der Obeifläche treten neken feineren Anwachslinien auch
entfernte blätterige Anwachsstreifen hervor, die auf der inneren Fläche der Schale noch als schmale leisten-
förmige Ringe bemerkbar sind. Ein rundlicher Muskeleindruck fällt in die obere Hälfte der linken Seite.
Die Oberschale ist flach und nicht selten vertieft. Ihre Form ist meist dreiseitig-oval, je nach
der Grösse des an der Unterschale sich entwickelnden Flügels, welchem in dieser Schale nur ein gerundeter
Vorsprung entspricht (Taf. 41. Fig. 54, 35; II. Taf. 8. Fig. 17).
Sie besitzt einen kleinen, über den Schlossrand nicht hervortretenden Wirbel, der sich an der Mitte
des Schlossrandes kaum erhebt, jedoch spiralförmig gewunden ist. Schmale leistenartige Anwachsringe er-
heben sich an den dünnschaligen Exemplaren von Essen ziemlich scharf und bjätterig, an den dickschaligeren
Exemplaren aus dem Pläner mehr als wulstförmige Ringe in regelmässigen Entfernungen. Die Innenfläche
ist glatt. Der Muskeleindruck fällt etwas über und vor die Mitte der Schale.
Dass Ohama canaliculata Sow. und Ostrea lateralis Nilss. zusammenfallen, hat zuerst d’Orbigny
erkannt; wir haben indess (schon Grundr. pag. 480) Bedenken getragen, den älteren Namen von Sowerby
an die Spitze zu stellen, weil dieser Autor (Min. Conch. Pl. 135. Fig. 12) als Ostrea canaliculata eine sehr
verschiedene Art beschreibt, welche nähere Verwandtschaft mit O. unata Nilss. als mit O. 1 ateralis Nilss. zeigt.
Östrea Reussi Gümbel ist in keiner Weise von O. lateralis zu trennen ; ob auch Gruphaca vomer
Morton !) aus dem Grünsande von New Jersey damit identisch ist, wie H. Credner ?) annimmt, mag ich
nicht verbürgen ; jedenfalls ist sie ihr aber sehr nahe verwandt, wenn sie auch eine weit anschnlichere
Grösse erreicht als O. lateralis in Europa.
Vorkommen: ©. lateralis beginnt in dem Sächsischen Elbthale mit dem unteren Quader und
wird namentlich in dem Serpulasande der Prinzenhöhe bei Bannewitz und in dem Pläneısandsteine zwischen
Rippien und Goppeln, sowie in vielen anderen Brüchen des unteren Pläners bei Leutewitz, Plauen, Koschütz,
Gittersee, Gamighügel, Kauscha, Gross-Sedlitz häufig gefunden, sie verbreitet sich in den Mittelpläner von
Constappel und Priessnitz in der Elbe, und den Plänerkalk von Weinböhla und Strehlen, und wurde ver-
einzelt auch dem Cottaer Grünsande und dem oberen (turonen) Pläner von Kritzschwitz bei Pirna und ähn-
lichen Quadermergeln zwischen Mittel- und Oberquader in der Sächsischen Schweiz, z. B. am Königsbrunn
oder bei Lückendorf in der Oberlausitz unweit Zittau, entnommen.
Ebenso steigt sie in Böhmen von dem unteren Quader und unteren Pläner an duch den Mittel-
Quader und Pläner bis in die oberen Plänermergel von Luschitz und senonen Quadeimergel von Kreibitz
hinauf; eine ähnliche verticale Verbreitung hat Gümpel für Bayern erwiesen, wir besitzen sie sehr deutlich
!) Synopsis of the Organic Remains, Philadelphia 1834, pag. 54. Pl. 9, fie. 5.
°®) H. Credner, Die Kreide von New Jersey. Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges., 1870, pag. 228.
—. 181 —
aus dem oberen Pläner oder Plänerkalk von Buchleitner bei Söldenau. F. Römer fand sie im sandigen grauen
Mergel bei Bladen in Oberschlesien, Beyrich und Kunth in dem Pläner am Bober, sie zeigt sich in dem
Grünsande von Kieslingswalda im Glatzischen. Im Harze trifft man ©. lateralis sowohl in dem cenomanen
Grünsande an der Steinholzmühle bei Quedlinburg, als in dem senonen Grünsande an der Klus bei Halber-
stadt, und in dem Kreidemergel des Wahrberges bei Ilseburg ; prachtvolle Exemplare liegen in grosser
Menge aus dem cenomanen Grünsande von Essen an der Ruhr vor, und sie zeigt sich wieder in dem turonen
Grünsande von Nolle bei Rothenfelde.
Ihre Verbreitung in Frankreich aus der Etage des Gault (Terrain albien), durch alle Etagen hin-
durch bis in die obere senone Kreide hat d’Orbigny verbürgt; die vollständige Uebereinstimmung zwischen
den Exemplaren aus den jungen Kreideschichten von Schonen, wie_im Grünsande von Köpingemölla, mit
jenen bei Essen vorkommenden ist daher keineswegs befremdend; sie findet sich auch in dem Saltholmkalke
von Copenhagen und in der Korallenkreide von Faxe auf Seeland. Stoliczka entdeckte sie in der Ootatoor-
Gruppe des südlichen Indien bei Odium und Illpagoody, und in Amerika tritt sie als Gryphaea vomer in
dem Grünsande von New Jersey auf. !)
5. 0. (Exogyra) Columba?) Lam. — Taf. 40. Fig. 4—7.
1768. J. E. J. Walch, die Naturgeschichte der Versteinerungen zur Erläut. d. Knorr'schen Samml., 2. Th. 1. Absch.
Taf. D. III. ce. fig. 1—3.
1802. Gryphaea suborbiculata Lamarck, Syst. des An. sans vertebres, pag. 398 (seq. Stoliczka).
1813. Gryphites ratisbonensis Schlotheim, in Leonhard’s Taschenbuch f. d. Min., VII. pag. 105.
1819. Gryphaea Columba u. Gr. plicata Lamarck, An. sans vert. VI. pag. 198. (seq. d’Orbigny).
1820. Gryphites spiratus Schlotheim, Petrefactenkunde, pag. 288 z. Th.
1822. Gr. Columba Sowerby, Min. Conch. Pl. 383, fig. 1-4.
1834. Exogyra Columba Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 34. Taf. 86, fig. 9.
1835. Gr. Columba Brongniart, Deser. g6&ol. des env. de Paris, 3. ed., pag. 151, 638. Pl. N., fig. 8.
1837. Amphidonte Columba Pusch, Polens Paläontologie, pag. 37. Taf. 5, fig. 1, 2.
1839. Ex. Columba Gein. Char. I. pag. 20.
1841. Desgl. A. Römer, nordd. Kr. pag. 46.
1843. Ostr. Columba d'Orbigny, Pal. france. terr. eret. II. pag. 721. Pl. 477.
1846. Ex. Columba Gein. Grundr. pag. 481. Taf. 20, fig. 19, 20.
1846. Desgl. Reuss, böhm. Kr. II. pag. 43. Taf. 31, fig. 1—4.
1849—1850. Desgl. Gein. Quad. Deutschl. pag. 202.
1850. O. Columba d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 171.
1851—1852. Ex. Columba Bronn, Leth. geogn. V. pag. 270. Taf. 31, fig. 10.
1865. Ostrea Columba Briart et Cornet, Deser. de la Meule de Braquegnies, pag. 46. Pl. 4, fig. 13—15.
1866. Ostrea cf. Columba Zittel, die Bivalven der Gosaugebilde, pag. 47. Taf. 19, fig. 2.
1868. Ostr. Columba Gümbel, Geogn. Beschr. d. Königreichs Bayern, II. 1.
1870. Ex. Columba F. Römer, Geol. v. Oberschlesien, pag. 332. Taf. 26, fig. 1.
1871. Ex. suborbieulata Stoliczka, Cret. Fauna of South. Ind. Pelecypoda, pag. 462. Pl. 35, fig. 1—4.
Die tiefe Unterschale ist von ovalem, bald schmälerem, bald breiterem Umfange, erscheint
äusserlich längs ihrer Mitte hoch gewölbt und verlängert sich in einen mittleren schlanken Wirbel, welcher
1) Die nach mir früher aus Amerika zugegangenen Mittheilungen in Quad. Deutschl. pag. 202 befindliche Notiz, dass
Gryphaea vomer Morton eine tertiäre Art sei, beruht nach H. Credner a. a. O. auf einem Irrthum.
?2) Der 1819 von Lamarck gegebene Name ist jetzt so eingebürgert, dass es keinen Vortheil gewähren kann, einen
älteren von dem Autor selbst wieder aufgegebenen Namen an seine Stelle zu setzen.
— 19) —
hakenförmig vortritt, stark niedergebogen ist und plötzlich dünner werdend, sich mit einer Windung seiner
Spitze nach links dreht (Taf. 40. Fig. 4, 5, 6). Nur an dieser Spitze, und meist nur in ihrer Jugend, war
die Schale angeheftet. Die Schale fällt nach ihrer rechten oder hinteren (in der Abbildung linken) Seite
regelmässig gewölbt ab, auf ihrer vorderen oder linken Seite aber, wohin die Schnabelkrümmung gewendet
ist, meist weit steiler, und es wird letztere durch eine mehr oder weniger deutliche Längsfurche begrenzt,
welche die steile Rückenfläche von einem vorderen, flach-gerundeten Flügel trennt. In diese Furche fällt
auf der inneren Fläche der Schale der Muskeleindruck. Die Aussenfläche der Oberschale ist in der Regel
glatt und mit feinen Anwachslinien bedeckt, sie lässt zuweilen, namentlich auf Exemplaren des böhmischen
Mittelquaders oder Exogyrensandsteines von Malnitz und von Meauene bei Lude (Maine-et-Loir) braune
dunkelfarbige Bänder wahrnehmen, die von dem Wirbel nach dem Rande divergiren.
Jüngere Exemplare zeigen nicht selten faltenartige Streifen, die in der Nähe des Wirbels von dem
Rücken aus nach den Seiten laufen. (Fig. 6.) Lamarck hat diese Abänderung als Gryphaea plicata unter
schieden. (Vgl. d’Orbigny, 1. c. pag. 723. Pl. 477. fig. 4.)
Die Oberschale ist flach, deckelartig, und zum Theil selbst vertieft. Ihr Umriss ist rundlich
und ihre feinen concentrischen Anwachslinien lassen in der Nähe des kaum bemerkbaren Wirbels eine spiral-
förmige Biegung wahrnehmen.
Steinkerne des Quadersandsteines (Taf. 40. Fig. 7) sind glatt, weniger stark gewölbt und mit
einem kurzen, nur wenig auf die linke Seite gebogenen Fortsatze versehen, welcher der inneren Fläche des
Wirbels der Unterschale entspricht. Der grosse Muskeleindruck von beiden Schalen tritt auf beiden Flächen
des Steinkernes meist sehr deutlich hervor.
Vorkommen: Es ist ein Irrthum, wenn man meint, dass Exogyra Columba einen bestimmten
geologischen Horizont bezeichne. Sie ist in dem unteren Quadersandsteine des Elbthales sehr gemein, in
dem Muschelfeisen bei Koschütz, auf der Prinzenhöhe (bei Bannewitz und Klein-Naundorf), goldenen Höhe
(Goligberg, Welschhufa), bei Eutschütz, Golberoda, Oberhässlich und Malter bei Dippoldiswalde, Naundorf
und Niederschöna im Grüllenburger Walde, Weissig auf dem rechten Elbufer ; findet sich im Plänersand-
steine zwischen Goppeln und Rippien, in den conglomeratführenden Grünsanden des unteren Quaders im
Elbstolln bei Zaukeroda und am Tunnel von Oberau, seltener im unteren Pläner von Plauen, Koschütz und
Zuschendorf bei Pirna, häufiger wieder im Mittelquader von Gross-Cotta, Langhennersdorf und anderen
Localitäten des Gottleubethales, ferner im Mittelquader und Oberquader der Sächsischen Schweiz, wo man
selbst noch auf dem hohen Schneeberg in Böhmen verkümmerte Exemplare von ihr antrifit; nur im
Plänerkalke von Strehlen scheint sie zu fehlen.
Die bekannten Fundorte für sie in Böhmen, wie Tyssa, Weltrus und Pankratz, in Oberschlesien bei
Nieder-Paulowitz und Hotzenplotz (nach F. Römer), der Regensburger Grünsand in Bayern, gehören dem
unteren Quader an; die Exogyrensandsteine von Malnitz (oder vom Postelberge) in Böhmen, und vom
Galgenberge bei Regensburg, wo die stattlichsten Exemplare mit Schale vorkommen, fallen dem Mittelquader
zu, in dem cenomanen Hippuritenkalke und unteren Pläner Böhmens sind sie ebenso sparsam vertheilt, wie
in Sachsen. Das von Zittel aus der Gosauformation von Losenstein in Ober-Oesterreich abgebildete Exem-
plar ist eine ächte Zxogyra Columba. D’Orbigny hält sie für cenomane Ablagerungen Frankreichs charak-
teristisch, wo sie sich allerorts zeigen, z. B. bei Saumur, Angers, Meauene bei Lude, ebenso wie in der
Meule von Braquegnies in Belgien, auch kommen sie bei Oviedo in Spanien vor.
— 9 =
Ihre Existenz in der Ootatoor-Gruppe des südlichen Indien bei Puravoy, Poodoor und Monglepaudy
ist durch Stoliezka verbürgt.
6. ©. (Exogyra) conica Sow. sp. — Taf. 40. Fig. 8-13; II. Taf. 8. Fig. 14.
1813. Chama conica Sowerby, Min. Conch. Pl. 26, fig. 3; Chama recurvata u. Ch. plicata Sow. ib. Pl. 26, fig. 2, 4.
1829. Exogyra conica Sow. ib. Pl. 605, fig. 1—4, u. Ex. undata Sow. ib. Pl. 605, fig. 7—10.
1834. Ex. undata Goldf. u. Ex. subcarinata Mün., Goldf., Petr. Germ. II. pag. 35, 37. Taf. 86, fig. 10; Taf. 87, fig. 4.
1839—1842. Ex. cornu arietis, Ex. Aquila u. Ex. plicatula Gein. Char. pag. 20, 84.
1841. Ex. subcarinata, E. conica u. E. plicatula A. Römer, Nordd. Kreidegeb. pag. 47.
1843. O. conica d’Orbigny, Pal. fr. terr. eret. III. pag. 726. Pl. 478, fig. 5—8 ; Pl. 479, fig. 1—3.
1846. Ex. plicatula Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 44. Taf. 31, fig. 5—7.
1849—1850. Ex. conica Gein. Quad. Deutschl. pag. 202.
1850. O. conica d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 171.
1858. 0. conica Gümbel, Geogn. Beschr. d. Kön. Bayern, II. 1. pag. 758.
1865. O. haliotoidea u. O. conica Briart et Cornet, Descr. de la Meule de Braquegnies, pag. 45. Pl. 4, fig. 3—6, 8.
Die schief-eiförmige Schale ist mit einem bogenförmig-gekrümmten Rückenkiele versehen, welcher
bis in den eingerollten und nach links gebogenen Wirbel fortsetzt. Nach vorn hin (oder bei natürlicher
Schalenstellung nach links) fällt die Schale mit einer flachen Wölbung und ohne Furche ab, nach hinten zu
ist sie stärker gewölbt. Hierdurch, sowie durch ihren weniger schlanken Wirbel, der an jungen Exemplaren
mit einer grösseren oder geringeren Befestigungsstelle oft verdeckt wird, unterscheidet sie sich von Exogyra
Columba, welcher sie nahe verwandt ist. Die Jugendformen sind meist mit gabelnden, zum Theil runzeligen
Falten bedeckt, welche in ziemlicher Menge von dem Wirbel und dem Rückenkiele nach dem Rande laufen.
Im Alter ist die Schale meist glatt und nur mit unregelmässigen Anwachslinien bedeckt, welche den Kiel
wohl auch etwas knotig erscheinen lassen.
Die Oberschale ist flach oder in ihrer Mitte selbst vertieft und im Allgemeinen ohrförmig ge-
staltet, wie bei Zxogyra haliotoidea, von der sie sich durch ihren mehr nach der Mitte der Schale
zurückgekrümmten Wirbel unterscheidet. Ihr Hinterrand ist durch Blätterlagen verdickt und durch Längs-
streifen deutlich gekerbt, der Vorderrand ist weit dünner und fast scharf.
In beiden Schalen liegt der Muskeleindruck ziemlich in der Mitte der Länge und nähert sich etwas
dem Vorderrande (Taf. 40. Fig. 9b). Von der stark nach links gebogenen und oft verdeckten Schlossgrube
aus zieht sich auf der inneren Wandung der Schale eine gekerbte Linie nach beiden Seiten hin fort.
Vorkommen: In kleinen Exemplaren häufig im Serpulasande des unteren Quaders der Prinzen-
höhe, im unteren Pläner von Plauen, Koschütz, Dölzschen, Gittersee, im Mittelpläner von Costebaude an der
Elbe, sehr selten im Plänerkalke von Strehlen.
Im Hippuritenkalke von Kutschlin, im unteren Pläner von Bilin und im Exogyrensandsteine von
Malnitz in Böhmen ; im unteren Quader und Pläner von Regensburg, im unteren Quadermergel der Stein-
holzmühle bei Quedlinburg, sehr ausgezeichnet bei Essen an der Ruhr, im oberen Grünsande der Insel
Wight, in der Meule von Braquegnies in Belgien und in cenomanen Schichten Frankreichs bei Rouen,
le Havre, Villers, la Malle, Nontron, und in Spanien bei Llama obscura (nach d’Orbigny).
Der Typus dieser Art wiederholt sich in der Ex. cornu arietis Nilss. sp. !), aus der oberen Kreide,
1) Chama cornu arietis Nilsson, Petr. Suec. pag. 28. Taf. 28, fig. 1; Exogyra cornu arietis Goldfuss, Petr. Germ. II.
pag. 36. Taf. 37, fig. 2.
— 184 —
welche Art nach Exemplaren von Kjuge in Schonen nur etwas länger gestreckt und mehr comprimirt
erscheint, als bei Zr. conica.
Auf Ex. cornu arietis beziehen sich die Abbildungen von Unterschalen bei Goldfuss, Taf. 86. Fig. 11
(Ex. decussata) und Taf. 87. Fig. 1 (Ex. conica), aus senoner Kreide von Maastricht und Quedlinburg.
Eine ebenso grosse Aehnlichkeit findet zwischen den Oberschalen von Essen und aus Schonen statt.
Die ausstrahlende Faltung der Unterschale, welche den älteren Exemplaren der Ex. conica von
Essen fehlt, tritt jedoch noch an den ältesten Individuen der Ex. cornu arietis in Schonen hervor, wodurch
diese Art sich der Ost. Matheroniana d’Orb. ]. c. Pl. 485 und selbst der Ex. lacıniata Nilss. nähert.
7. 0. (Exogyra) digitata Sow. sp. — Taf. 40. Fig. 14.
1817. Chama digitata Sowerby, Min. Conch. P]. 174, fig. 1, 2.
1840. Ex. laciniata Gein. Char. II. pag. 58.
1849—1850. Ex. digitata Gein. Quad. Deutschl. pag. 204.
Von dieser seltenen Art liest ein Steinkern und Abdruck aus dem unteren Quadersandsteine von
Bannewitz und ein zweiter Steinkern aus dem unteren Quader von Tyssa in Böhmen vor, welche gut zu
Sowerby’s Abbildung passen.
Hiernach ist die rhomboidal-verlängerte Unterschale diagonal gekielt und mit einem vorspringenden
Wirbel versehen, der nach abwärts und links gebogen ist. Von diesem Kiele aus fällt die Schale einerseits,
und zwar nach vorn oder links, schief oder ziemlich steil ab, während nach der gegenüberliegenden Seite
hin vier bis fünf starke, gerundete, handförmig vertheilte Rippen laufen, welche den Schalenrand buchtig
erscheinen lassen. In der Nähe des Wirbels zeigt die Schale, nach ihrem Abdrucke zu urtheilen, eine
grössere Anzahl von feinen ausstrahlenden Streifen.
Sowerby’s Exemplare gehören dem Grünsande von Long Comb-Girts an und sind von den Min.
Conch. Pl. 174. fig. 3, 4 damit vereinigten Exemplaren aus dem Kelloway Rock von Hund-Cliff bei Redcar
in Yorkshire zu trennen, wie dies schon Agassiz in der deutschen Bearbeitung von Grossbritanniens Mineral-
Conchologie, 1837, pag. 224, bemerkt hat.
Ex. digitata Sow. sp. ist der Ex. lacinigta Nilss. aus senonen Ablagerungen am nächsten verwandt,
doch tritt an keinem der uns von dieser Art vorliegenden Exemplare der letzteren jener Längskiel so scharf
und deutlich hervor als bei Ex. digitata, und er würde auf Steinkernen von Ex. laciniata kaum zu bemerken
sein, da die innere Fläche dieser Schalen weit mehr gerundet erscheint. In dieser Beziehung tritt demnach
zwischen beiden Arten ein ähnlicher Unterschied ein wie zwischen Ex. Columba und Ex. conica.
Ex. laciniata ist in dem sächsischen Elbthale bisher noch nicht beobachtet worden.
8. O0. (Exogyra) haliotoidea Sow. sp. — Taf. 41. Fig. 1—13.
1513. Chama haliotoidea Sowerby, Min. Conch. Pl. 25.
1834. Ex. haliotoidea Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 38. Taf. 88, fig. 1.
1839. Desgl. Gein. Char. I. pag. 20.
1841. Desgl. A. Römer, nordd. Kreidegeb. pag. 47.
1843. O. haliot. d’Orbigny, Pal. frang. terr. cret. II. pag. 724 z. Th. Pi. 478, fig. 1—4.
1846. Desgl. Gein. Grundr. pag. 481 z. Th. Taf. 20, fig. 21 b.
1846. Desgl. Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 44. Taf. 27, fig. 5, 9, 10; Taf. 31, fig. 8—10.
Ex. reticulata u. Ex. auricularis, ib. pag. 44. Taf. 27, fig. 8, 11.
— 15 —
1849—1850. Ex. haliotoidea u. Ex. reticulata Gein. Quad. Deutschl. pag. 204.
1850. O. haliotoidea d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 171.
1871. Ex. haliotoidea Stoliczka, Cret. Brach. of South. Ind., Pelecypoda, pag. 458. Pl. 36, fig. 7; Pl. 37, fig. 1—3.
Die flache, länglich-ovale bis ohrförmige Muschel verläuft in einen vorn gelegenen, spiral eingeroll-
ten Wirbel, der in der Schale selbst eingewachsen ist. Die Unterschale ist zum grössten Theile auf-
gewachsen, während ihr verdickter Hinterrand oft senkrecht aufgerichtet ist. Ihr Wirbel greift meist nicht
weit in die Schale hinein. Je kleiner aber die Aufwachsungsfläche ist, um so tiefer drängt sich seine
spiralige Windung nach der Mitte der Schale hin, wodurch Abänderungen entstehen, die eng an Ex. auri-
cularis Wahl. !) angrenzen.
Auch die meist flache Oberschale verdickt sich durch blätterige Anwachsschichten, welche die
ganze Oberfläche bedecken, längs ihres Hinterrandes, während ihre Hauptfläche flach oder selbst vertieft und
an dem Vorderrande zugeschärft ist. Die Anwachsstreifen der Schale stehen an dem abgeriebenen Hinter-
rande nicht selten wie aufgerichtete Blättchen empor (Taf. 41. Fig. 8, 9). Ausser den Anwachsstreifen
bemerkt man an Plauenschen Exemplaren nicht selten auf der Oberschale auch unregelmässige ausstrahlende
Linien und Furchen, die sich dem vorderen und unteren Rande zu krümmen (Taf. 41. Fig. 1, 2, 7). Der
Hinterrand ist sehr häufig vertical gestreift und wohl auch gefaltet (Taf. 41. Fig. 1, 3, 4), wodurch eine
Aehnlichkeit mit flachen Schalen der Ostrea diluwviana eintritt (Taf. 39. Fig. 2, 3), zumal der Wirbel und
die Bandgrube auch dieser Art eine deutliche Biegung nach links zeigen. Bei Ex. haliotoidea ist die Band-
grube an der unteren Schale oft ganz verdeckt, dagegen tritt sie an der Oberschale meist sehr deutlich
hervor und zeigt stets eine weit stärker hakenförmige bis spiralige Biegung, als dies bei O. dilwiana der
Fall ist. Ihre Länge variirt je nach der grösseren Dicke der Schale. Neben ihr breitet sich längs des
ganzen Vorderrandes eine senkrecht gestreifte, bandartige Fläche, längs des Hinterrandes aber nur eine
gekerbte Linie aus (Taf. 41. Fig. 2b, 3, 4b, 5, 6b).
Der lange Muskeleindruck liest in der Mitte der Schalenlänge in der Nähe des vorderen Randes.
Vorkommen: In allen Grössen bis 9 Cm. Länge vereinzelt im unteren Quadersandsteine bei
Oberhässlich, im Grünsande des Elbstollns bei Zaukeroda, und im Tunnel von Oberau, sehr gemein in dem
unteren Pläner der beiden Gehänge des Plauenschen Grundes, bei Plauen, Koschütz und Dölzschen, am
Gamighügel bei Leubnitz, bei Kauscha und Gross-Sedlitz unweit Pirna. — Sie kommt sehr häufig im unteren
Pläner von Böhmen vor, ist ein Hauptfossil in dem Grünsande von Essen an der Ruhr, in der Tourtia von
Tournay in Belgien, in cenomanen Schichten Frankreichs bei Villers und Trouville (Calvados), ile Madame,
ile d’Aix (Charente), Havre, Rouen, Cognac, etc., und im oberen Grünsande von Wiltshire in England.
Nach Stoliczka in der Ootatoor-Gruppe Südindiens bei Ootatoor.
Die der Ex. haliotoides am nächsten entsprechende Form im Neokom des Elligser Brinkes, von
Oesel bei Wolfenbüttel, Gross-Vahlberg an der Asse, Berklingen u. s. w. wurde von A. Römer (Oolith, 1836,
pag. 65), zu Ex. spiralis Goldf., einer jurassischen Art, gestellt, später von ihm zu Ex. undata Sow.
gerechnet und dann von d’Orbigny als Ostrea Tombeckiana unterschieden. In der oberen Kreide von
Maastricht und Schonen wiederholt sich der Typus der Ex. haliotoidea in der Ex. auricularis Wahlb., die
1) Ostracites auricularis Wahlenberg, 1821. — Chama haliotoidea Nilsson, Petr. Suec. pag. 28. Taf. 8, fig. 3. —
Ex. auricularis u. Ex. planospiritis Goldfuss, II. pag. 39. Taf. 88, fig. 2, 3, sämmtlich aus senoner Kreide.
27
Palaeontographica XX: 5.
— 1866 —
sich jedoch zumeist durch den grösseren Umfang der Spiralwindung ihres Wirbels von Ex. haliotoidea
unterscheiden lässt.
9. O. (Exogyra) sigmoidea Rss. — Taf. 41. Fig. 14—27.
1844. Reuss, geognostische Skizzen, II. pag. 180.
1846. Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 44. Taf. 27, fig. 1—4; Ex. squamula Rss., ib. pag. 45. Taf. 27, fig. 6, 7.
1846—1847. Ex. haliotoidea Gein. Grundr. pag. 481 z. Th. Taf. 20, fig. 21 a, c.
1849—1850. Ex. sigmoidea u. Ex. squamula Gein. Quad. Deutschl. pag. 204.
Sie ist der Ex. haliotoideaw zwar sehr nahe verwandt, unterscheidet sich jedoch durch ihre allermeist
schmälere, ohrförmige bis halbmondförmige Gestalt und durch die schnabelartige Verlängerung oder spitze
Ecke ihres unteren Endes.
Die Unterschale (Taf. 42. Fig. 25, 26, 27) ist ebenfalls mit dem grössten Theile ihrer Fläche
aufgewachsen und erhebt sich senkrecht an ihrem rechten oder hinteren Rande. Die Oberschale ist mit
einem scharfen, ganz auf die Seite gedrängten Längskiele versehen, von welchem ihre schmale rechte Seite
senkrecht abfällt, während die breite, vor ihm liegende Fläche mit schwacher Neigung und oft concav nach
dem Vorderrande der Schale läuft. Der letztere bildet zwischen dem Wirbel und der Mitte der Länge einen
gerundeten Vorsprung, auf den sich an der inneren Schalenfläche der Muskeleindruck mit ausbreitet
(Fig. 22b, 23b, 24b), der daher eine höhere Lage einnimmt, als bei Eir. haliotoidea. Die Bandgrube
verhält sich ähnlich wie bei dieser, ebenso wird auf der Innenfläche Hinter- und Vorderrand von einer
gekerbten Linie begleitet, die jedoch an dem Vorderrande weit schmäler, kürzer und undeutlicher ist, als
bei Zw. haliotoidea.
Wellige Anwachslinien bedecken die Oberfläche, der hintere Schalentheil ist oft senkrecht gestreift ;
andere ausstrahlende Linien wurden bei dieser Art nicht bemerkt.
Vorkommen: Bis 4 Cm. lang, mit Er. haliotoidea zusammen im unteren Pläner von Plauen,
Koschütz, am Gamighügel, bei Kauscha und Gross-Sedlitz; ebenso in dem unteren Pläner von Bilin in
Böhmen; selten, doch in ausgezeichneten Exemplaren auch in dem cenomanen Grünsande von Essen.
3. Fam. Spondylidae.
Spondylus Klein., 1753; L. 1757 (seq. Stoliczka).
a. Rippen ohne Stacheln.
1. Sp. striatus Sow. sp. — Taf. 42. Fig. 1—3.
1815. Dianchora striata Sowerby, Min. Conch. Pl. 80, fig. 1.
1834—1840. Sp. striatus Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 98. Taf. 106, fig. 5.
1839—1842. Desgl. Gein. Char. pag. 58.
1841. Desgl. A. Römer, nordd. Kreidegeb. pag. 59.
1843. Desgl. d’Orbieny, Pal. fr. terr. cret. III. pag. 660. Pl. 458.
1846. Desgl. Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 37. Taf. 40. Fig. 5, 10, 11.
1847. Sp. capillatus d’Archiac, M&m. de la Soc. geol. de France, II. 2, pag. 311. Pl. 17, fig. 1.
1849. Sp. capillatus u. Sp. striatus Gein. Quad. Deutschl. pag. 194.
1850. Sp. striatus d’Orbigny, Prodrome de Paleont. II. pag. 170.
1871. Sp. subcostulatus Stoliczka, Pal. Ind. Cret. Fauna, Pelecypoda, pag. 449. Pl. 33, fig. 8; Pl. 34, fig. 2.
—
Die vielgestaltige Unterschale ist in der Nähe ihres Wirbels mit einer grösseren oder kleineren Fläche
durch blätterige Anwachsschichten aufgewachsen und lässt zuweilen unter ihrem oft vorstehenden und
erhabenen, oder seitlich gebogenen Wirbel ein hohes dreieckiges Schlossfeld wahrnehmen (Taf. 42. Fig. 1b;
d’Orbigny, Pl. 453, fig. 2, 3). Sie ist unregelmässig schief-oval, meist länger als breit, bald nach ihrer
linken, bald nach ihrer rechten Seite sich ausdehnend, in der Nähe des Wirbels bauchig und abgestutzt. An
dem freien Theile ihrer Oberfläche ist sie von flachen Längs-Rippen oder Streifen bedeckt, welche von
gedrängten Anwachsstreifen durchschnitten werden und oft verwischt erscheinen. Auf ihrer inneren Fläche
treten die ersteren stärker hervor als ziemlich gleich breite, flache oder schwachgewölbte Rippen, die nicht
selten durch eine Furche getheilt und durch schmälere Furchen von einander getrennt werden. Der untere
Rand der Innenfläche ist durch die Rippen deutlich gekerbt, die concentrischen Anwachslinien in seiner-Nähe
sind wellenförmig gekräuselt. Die Abbildungen bei Goldfuss, und wahrscheinlich auch Taf. 106, fig. 5 a,
beziehen sich nur auf die Unterschale.,
Die Oberschale tritt uns dagegen in den guten Abbildungen von Sowerby (Pl. 80, fig. 1 links),
d’Orbigny (Pl. 453, fig. 1) und d’Archiac (als Sp. capillatus) entgegen, unter denen die letztere namentlich
den Plauenschen Exemplaren am meisten entspricht. Sie ist im Allgemeinen schief-eiförmig, stark gewölbt,
zu beiden Seiten des niedergebogenen Wirbels mit stumpfwinkeligen, glatten Ohren versehen, an ihrer rechten
Seite deutlich eingebogen und mit zahlreichen, flachen Längsrippen bedeckt, welche durch schmälere, meist
nur linienförmige Zwischenräume geschieden werden. Diese Rippen sind im Allgemeinen gleich stark, schon
in der Wirbelgegend sehr zahlreich und vermehren sich durch Spaltung; an den Steinkernen erscheinen sie
weit schmäler als an der Oberfläche der Schale.
Am nächsten verwandt mit dieser Art ist Sp. latus Sow. (Sp. lineatus Goldf.), eine in dem Pläner-
kalke von Strehlen nicht seltene Art, die auch hier und da schon im unteren oder cenomanen Pläner
beobachtet wird. Es sind jedoch nicht blos die feineren und zahlreicheren Längsrippen bei Sp. latus, sondern
namentlich auch die stärkere, oft bauchige Wölbung beider Schalen und das weit stärkere Hervortreten der
Wirbel des Sp. striatus, welche beide Arten von einander scheiden. Wir haben Formen, die sich auf Sp.
striatus zurückführen lassen, in jüngeren als cenomanen Bildungen noch nicht angetroffen.
Durch die Gleichartigkeit seiner Rippen und die Abwesenheit von Stacheln auf denselben unter-
scheidet sich Sp. striatus von Sp. Hystrix Goldf., welcher ihn überall begleitet. Nur bei Steinkernen und
inneren Schalenflächen kann die Bestimmung sehr erschwert werden und oft zweifelhaft bleiben, da sich beide
Arten dann in Formen begegnen, welche Goldfuss als Sp. radiatus Taf. 106, fig. 6 unterschieden hat.
Vorkommen: Spondylus striatus ist ein Leitfossil für cenomane Schichten. Er ist nicht selten
in dem unteren Pläner von Plauen bei Dresden, zum Theil unmittelbar auf Syenit aufgewachsen, in den
Conglomeraten des Tunnels von Oberau, im Hippuritenkalke von Kutschlin und Koriezan, im Grünsande von
Czenezic und Laun, im Plänersandstein von Trziblitz etc. in Böhmen, im Grünsande von Essen an der Ruhr,
in der Tourtia von Tournay in Belgien, nach d’Orbigny bei Havre (Seine-Inf.) und Villers (Calvados) in
Frankreich, nach Sowerby in dem oberen Grünsande von Chute Farm in Warminster. Der davon wohl
kaum unterscheidbare Sp. subcostulatus Stol. kommt in einem sandigen Kalksteine der Ootatoor-Gruppe,
O. von Parally, bei Moraviatoor und Odium in Süd-Indien vor.
2. Sp. latus Sow. sp. — Taf. 42. Fig. 4—6; II. Taf. 8. Fig. 18—21.
1814. Dianchora lata Sowerby, Min. Couch. Pl. 80, fig. 2.
1322. Dianchora obligua Mantell, Geol. of Sussex, pag. 206. Pl. 25, fig. 1; Pl. 26, fig. 12.
— 183 —
1834—1840. Spondylus lineatus Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 97. Taf. 106, fig. 3.
1839-1842. Spond. lineatus u. Sp. obliquus Gein. Char. pag. 25. XVI. Taf. 20, fig. 39.
1841. Sp. latus u. Sp. lineatus A. Römer, norddeutsch. Kreidegeb. pag. 59.
1846. Sp. lineatus u. Sp. obliquus Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 36. Taf. 40, fig. 4, 7, 8, 9.
1849. Sp. obliquus u. Sp. lineatus Gein. Quad. Deutschl. pag. 194 z. Th.
1850. Sp. latus Dixon, Geol. a. Fossils of Sussex, Pl. 28, fig. 30, 31.
1850. Sp. lineatus d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 254.
1870. Sp. striatus F. Römer, Geol. v. Oberschlesien, pag. 315. Taf. 37, fig. 3, 4.
Nach den von Dixon gegebenen Abbildungen kann wohl kein Zweifel darüber mehr obwalten, dass
Dianchora lata Sow., Dianchora obligua Mant. und Spondylus lineatus Goldf. zu einer Art gehören, welche
in Folge der unvollkommenen Abbildung bei Sowerby lange verkannt worden ist, zumal sie nicht selten dem
cenomanen Sp. striatus Sow. sehr nahe tritt. .
Ihre Unterschale ist durch blätterige, zum Theil gekräuselte Anwachsschichten und durch herab-
steigende Randfalten oft mit ihrer ganzen Fläche festgewachsen (II. Taf. 8. Fig. 20). Sie ist in der Regel
ziemlich flach und nähert sich in ihrer Form einem Kreise (Goldf., Taf. 106, fig. 3 b, d. — Dixon, Pl. 28,
fig. 30), oder ist schief-oval und sehr ungleichseitig (Dixon, Pl. 28, fig. 31; F. Römer, Taf. 37, fig. 3). Wo
Längsstreifen oder Rippen an ihrer Aussenfläche zum Vorscheine gelangen, sind diese in der Nähe des Randes
sehr regelmässig, dagegen treten auf der inneren Fläche dieser Schale nicht selten zwischen etwas stärkeren,
im Allgemeinen gleichförmigen stets schwachen Rippen auch schwächere zwischen den letzteren auf, nicht
unähnlich der Innenfläche der Unterschale von Sp. radiatus Goldf. (Taf. 106, fig. 6). Wir können trotzdem
die obengenannte Art nicht mit Sp. lafus vereinen, sondern haben sie vielmehr zu Sp. hystrix gestellt, da
sie diesem durch einen mehr hervortretenden Wirbel und durch ihr Zusammenvorkommen mit bestachelten
Unter- und Oberschalen von 8». hystrix, welche man in dem Plänerkalke noch nicht gefunden hat, mehr
entsprechen.
Die Oberschale ist im Allgemeinen schief-oval, und wird oft sehr breit (anscheinend schmal) und
schief, was die Namen „latus“ ‚und „obliguus‘‘ rechtfertiget, so dass sie sich einem Halbkreise nähern kann,
sie ist gleichmässig gewölbt, in der Regel viel weniger bauchig, an der rechten Seite weniger eingebogen und mit
einem weniger vorstehenden Wirbel, als bei Sp. striatus, von dem sie sich ausserdem durch ihre zahlreicheren
und daher feineren Längsrippen unterscheidet. Auf den Ohren beider Schalen sind Spuren ausstrahlender
Linien zu bemerken.
Goldfuss hat die Oberschale Taf. 106, fig. 3 a, ce sehr gut abgebildet und bemerkt, dass sie mit
kleinen, gedrängten, glatten, regelmässigen Rippen besetzt sei, welche am unteren Rande gleichförmig auslaufen,
gegen den Wirbel aber abwechselnd grösser und kleiner werden; die Zwischenräume seien flach und etwas
breiter als die Rippen. In beiden Beziehungen findet nicht immer eine gleiche Regelmässigkeit statt,
indem sich nicht selten kleinere Rippen in die Zwischenräume einlegen und letztere dann nur noch sehr
schmal werden.
Vorkommen: Im Plänerkalke von Strehlen und Weinböhla, am Sauerbrunnenberge bei Bilin,
bei Oppeln in Oberschlesien, bei Alfeld und anderen Orten des nordwestlichen Deutschlands, in dem Scaphiten-
Mergel, von wo sie v. Strombeck wahrscheinlich als Sp. striatus citirt hat; vereinzelt auch schon in tieferen
Schichten, wie im unteren Quadersandstein von Trziblitz in Böhmen (nach Reuss), im unteren Pläner von
Gross-Sedlitz bei Pirna ete. In England gehört sie der Kreide von Lewes und Kent in Sussex an, ihr Vor-
— IM —
kommen in dem oberen Kreidemergel vom Sudmerberge bei Goslar ist nach einem Exemplare im Dresdener
Museum wahrscheinlich.
b. Rippen mit Stacheln.
3. Sp. hystrix Goldf. — Taf. 42. Fig. 7—12.
1834—1840. Goldfuss, Petr. Germ. II, pag. 96. Taf. 105, fig. 8.
Sp. radiatus Goldf. eb. pag. 98. Taf. 106, fig. 6.
1839—1842. Sp. radiatus Gein. Char. pag. 58, 82.
1841. Sp. hystrix u. Sp. radiatus A. Römer, nordd. Kreidegeb. pag. 59, 60.
1843. Sp. hystrix d’Orbigny, Pal. fr. terr. cret. III. pag. 661. Pl. 454.
1849. Sp. hystrix u. Sp. striatus z. Th. Gein. Quad. Deutschl. pag. 194.
1850. Desgl. d’Orbisny, Prodr. de Pal. II. pag. 170.
Durch ihre oft schief-ovale Form, die Befestigung ihrer Unterschale und die ausstrahlenden Rippen
ist diese Art sehr nahe verwandt mit Sp. striatus und Sp. latus Sow. sp., unterscheidet sich aber von beiden
dadurch, dass ca. 6 jener Rippen stärker als die anderen hervortreten und mit kurzen, steilaufgerichteten,
comprimirten Stacheln besetzt sind, welche bald näher, bald entfernter von einander liegen und nur
selten fehlen (Fig. 9). Zuweilen trifft man ähnliche Stacheln auch auf den kleineren Rippen an.
Die zwischen den Rippen befindlichen Furchen sind tief, theils von gleicher Breite wie jene, theils
schmäler, zumal wo sich die Anzahl der Rippen durch Spaltung oder Einlagerung neuer in den Zwischen-
furchen vermehrt.
Die Unterschale ist, wie bei Sp. latus, gewöhnlich mit dem grössten Theile ihrer Fläche durch aus-
laufende Randfalten fest gewachsen und lässt nur selten, bei einigen Essener Exemplaren aber recht schön,
die stacheltragenden Rippen auf ihrer Aussenfläche wahrnehmen (Fig. 7 a), dagegen treten auf ihrer Innen-
fläche gegen 6 oder mehr grössere Rippen sehr deutlich hervor. Goldfuss hat sie nach Exemplaren von
Essen als Sp. radiatus mit folgenden Worten beschrieben: „Sie sind keiner so grossen Formveränderung unter-
worfen, wie jene des Sp. striatus und entweder eiförmig oder schief-oval. Die untere flach-convexe Schale
ist immer mit ihrer ganzen Fläche durch auslaufende Randfalten festgewachsen, und die zahlreichen Rippchen
der inneren Fläche sind abweselnd grösser und kleiner. Bei älteren Exemplaren treten 6—8 der grösseren
Rippen aus den übrigen hervor.“
Von den Schalen des Sp. Tatus unterscheiden sich die Essener Unterschalen sehr leicht durch das
stärkere Vorragen ihres Wirbels und eine meist stärkere Wölbung, von jenen des Sp. striatus aber oft nur
durch das Hervorragen einzelner Rippen.
Die Oberschale ist theils schief-oval, kreisrund, theils fast gleichseitig (Fig. 10, 12), gleichmässig
und meist nur schwach gewölbt und mit deutlichen stumpfwinkeligen Ohren versehen, auf welchen oft aus-
strahlende Linien bemerkbar sind, welche an den Seiten der Schale, wo die Ohren angrenzen, förmliche
parallele Einkerbungen zu hinterlassen pflegen (Fig. 12 a und d’Orbigny 1. ©).
Vorkommen: Im unteren Quadersandsteine von Klein-Naundorf an der Prinzenhöhe, in den
Conglomeraten des unteren Quaders am Tunnel von Oberau, sehr häufig im unteren Pläner von Plauen von
mittlerer Grösse bis 40 Mm. Häufig im Grünsande von Frohnhausen bei Essen an der Ruhr, Sp. Hystrix und
Sp. radiatus Goldf., in cenomanen Schichten Frankreichs bei le Mans (Sartlıe), Port-des-Barques (Charente-
Inf.) ete. — In der oberen Kreide ist Sp. Hystrix durch Sp. fimbriatus Golf. und Sp. truncatus Goldf. ver-
treten, die man jedoch als besondere Arten wird festhalten müssen.
— 1909 —
Unter den südindischen Arten hat Sp. Hystrix ihre nächsten Verwandten in dem Sp. Arrialoorensis
Stoliezka, Pal. Ind., Cret. Fauna, Pelecypoda pag. 447. Pl. 33, fig. 5 aus einem Grünsande der Arrialoor-
Gruppe, S. W. von Mulloor, und dem Sp. calcaratus Forbes, eb. pag. 448. Pl. 33, fig. 6. 7. 9. 10, aus
der Trichonopoly-Gruppe bei Coonum und Serdamungalum.
Der erstere dieser Arten nähert sich indess wohl noch mehr dem Sp. fimbriatus Gold£. 1. c. pag. 97.
Taf. 106, fig. 2, der in der oberen Kreide von Rügen, in den oberen Kreidemergeln von Coesfeld etc. vor-
kommt, was dem geologischen Horizonte der Arrialoor-Gruppe recht wohl entspricht, während die nahe Ver-
wandtschaft des einer älteren Gruppe angehörenden Sp. 'calcaratus mit Sp. trumcatus schon von Stoliczka
hervorgehoben wird.
Exemplare aus senonen Ablagerungen vom Luisberg bei Aachen und von Carlshamn in Schonen,
welche meist zu Sp. truncatus gerechnet werden, von Hagenow aber 1858 als Sp. Drakenbergi v. Hag.
versendet hat, sind den südindischen Formen des Sp. calcaratus theilweise zum Verwechseln ähnlich.
4. Sp. Omalii d’Arch. — Taf. 42. Fig. 13.
1843. Sp. asper Gein. Nachtr. z. Char. pag. 17.
1847. D’Archiac, Mem. de la Soc. g&ol. de France, 2. ser. II. 2, pag. 312. Pl. 15, fig. 11.
1849. Sp. Omalii Gein. Quad. Deutschl. pag. 196.
Die schon von d’Archiac beschriebene Oberschale ist schief-oval, oft nur wenig länger als breit,
regelmässig längs ihrer Mitte gewölbt, mit niedergebogenem, wenig vorstehendem Wirbel, auf dessen rechter
Seite sich das grosse stumpfwinkelige hintere Ohr ausbreitet, welches nur mit Anwachsstreifen bedeckt ist.
Das andere, vordere Ohr ist kleiner, doch von ähnlicher Beschaffenheit. Die Oberfläche der Schale ist bis
in die Nähe der Seitenränder mit zahlreichen flachgerundeten Längsrippen bedeckt, welche durch tiefe, ziemlich
schmale Zwischenfurchen geschieden werden. Auf vielen Rippen erheben sich, unregelmässig zerstreuet, oder
den Anwachslinien folgend, ohrförmig aufgerichtete und nach dem Wirbel gekehrte kurze Stacheln, welche
auf ihrer unteren Seite rinnenartig gefurcht sind und sich seitwärts über die Rippen hinaus verbreiten, von
welchen sie entspringen. Besonders breit und zahlreich pflegen dieselben in der Nähe des Unterrandes zu
sein. Diese Charaktere unterscheiden Sp. Omalii leicht von Sp. Hystrix und seinen Verwandten, bei welchen
die Stacheln comprimirt, also schmäler und zumeist nur an wenig stärker hervorragenden Rippen gebunden
sind, während bei Sp. asper Mün., Goldf. 1. ec. pag. 96. Taf. 106, fig. 1 aus dem oberen Kreidemergel von
Rinkerode kleinere und grössere Rippen regelmässig mit einander abwechseln sollen, was bei Sp. Omalii nicht
der Fall ist. Länge und Breite verhalten sich zu einander wie 56:48 Mm., oder wie 7:6.
Vorkommen: Aus dem unteren Pläner von Plauen liegen 7 grössere Oberschalen vor, während
die Unterschale uns noch nicht bekannt ist. Selten in der Tourtia von Tournay in Belgien.
4. Fam. Pectinidae.
Pecten Klein, 1753.
Als Unterschale oder rechte Klappe ist diejenige bezeichnet worden, deren meist grösseres
vorderes Ohr an seiner Basis einen Ausschnitt für den Austritt des Byssus oder eine Einbuchtung
besitzt. Die andere Schale ist daher Oberschale odes linke Klappe. Die nach dem Schlossrande hin-
laufenden Kanten, welche den Wirbel oder Buckel begrenzen, werden Seitenkanten genannt.
— 191 —
1. P. membranaceus Nilss. — Taf. 43. Fig. Ss—11.
1827. Nilsson, Petr. Suecana, pag. 23. Tab. 9, fig. 16. (Die untere kleinere Figur !).
1834. Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 75. Taf. 99, fig. 7.
1837. Hisinger, Leth. Suecica, pag. 53. Tab. 17, fig. 6.
1839. Gein. Char. I. pag. 23.
1341. A. Römer, Norddeutsch. Kreidegeb. pag. 49.
1842. v. Hagenow, in Leonh. n. Jahrb. pag. 553 (excl. P. spathulatus Röm.).
1843. P. orbieularis d’Orbigny, Pal. fr. terr. cret. III. pag. 597 z. Th.
1846. Gein. Grundr. pag. 467.
Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 26. Taf. 39, fig. 4.
1349. P. membranaceus u. P. laevis z. Th. Gein. Quad. Deutschl. pag. 178.
1868. Gümbel, Geogn. Beschr. d. Kön. Bayern, II. 1, pag. 756.
1870. F. Römer, Geol. v. Oberschlesien, pag. 333. Taf. 26, fig. 5.
1871. Amusium membranaceum Stoliczka, Pal. Ind. Cretaceous Fauna, 1II., Pelecypoda, pag. 436. Pl. 32, fie. 5;
Pl. 41, fig. 7, 8.
Die dünne, glatte und glänzende Schale ist sehr flach gewölbt und gleichklappig, von kreisrund-ovalem
Umriss, etwas ungleichseitig, besitzt einen fast rechtwinkeligen oder etwas stumpfwinkeligen Wirbel, ziemlich
gleichgrosse Ohren, welche wenig stumpfwinkelig und an ihren Ecken oft schwach gerundet sind. Die Ein-
buchtung an der Basis des vorderen Ohres der Unterschale ist sehr klein (Fig. 9, 10).
Zuweilen lässt die glatte Schale unter der Lupe äusserst feine und undeutliche Längslinien wahr-
nehmen, welche von zarten, gedrängt liegenden Anwachslinien durchbrochen werden.
So schwach auch die Wölbung der Schale ist, zeigt sich doch selten daran eine vom Wirbel aus-
gehende flach-wulstförmige Erhöhung der Rückenfläche. Sie ist auch von Stoliczka an den südindischen
Exemplaren hervorgehoben worden.
Wir dürfen unsere Fig. S—10 abgebildeten Exemplare als normale . betrachten, während Fig. 11
eine längere Varietät ist.
Von P. Nilssoni Goldf. (Elbth. II. Taf. 9. Fig. 15—18) unterscheidet sich P. membranaceus im
Wesentlichen durch den kleineren Winkel, unter welchem die Seitenkanten am Wirbel zusammenlaufen, der
bei P. Nilsson: sehr stumpf ist; und dem entsprechend würden sich auch P. spathulatus A. Römer
(Nordd. Kreideg. Taf. 8, fig. 5) und P. membranaceus Zittel (Bivalven der Gosaugebilde, 1866. Taf. 17,
fig. 3) mehr an P. Nilssoni als an P. membranaceus anschliessen, von welchem erstgenannten es längere
Varietäten sind.
Vorkommen: Im unteren Quadersandsteine von Bannewitz an der Prinzenhöhe, Weissig bei
Pillnitz und Tyssa in Böhmen, im unteren Pläner von Plauen, Koschütz, Dölzschen, Okerwitz und Podemus
bei Dresden, im oberen Plänermergel an der Walkmühle bei Pirna. — Nach F. Römer in cenomanen Schichten
von Leobschütz in Oberschlesien, nach Reuss in fast allen Schichten der böhmischen Kreideformation, nach
Gümbel in den unterturonen Winzerbergschichten Bayerns, nach A. Römer im Flammenmergel von Simmen-
stedt, im Plänerkalke von Sarstedt, Rethen, Berne, in senonen Ablagerungen von Nagorzany bei Lemberg,
1) Die obere grössere Fig. 16 auf Tab. 9 bei Nilsson soll Fig. 19 sein und bezieht sich auf Pecten corneus Nilss.,
der aber von P. corneus Sow. aus dem Londonthone verschieden ist und mit P. laminosus Mant. oder P. orbicularis Sow.
vereinigt werden kann.
— 1192 —
von Lemförde in Westphalen, im Kieselkalke zwischen Aachen und dem Altenberge, in der Kreide von
Könrad bei Aachen, in der Tufikreide von Maastricht, in der weissen Kreide von Rügen, in den Schichten
von Köpinge, Käseberga in Schonen etc.
Nach Stoliczka in der Arrialoor-Gruppe Südindiens bei Arrialoor und Karapaudy.
2. P. laevis Nilss. — Taf. 43. Fig. 12, 13.
1827. Nilsson, Petr. Suecana, pag. 24. Tab. 9, fig. 17.
1837. Hisinger, Leth. Suecica, pag. 53. Tab. 17, fig. 7.
1842. v. Hagenow, in Leonh. n. Jahrb. pag. 554.
Gein. Char. III. pag. 83. Taf. 21, fie. 9.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 178.
1868. Gümbel, Geogn. Beschr. d. Kön. Bayern, II. 1, pag. 744, 756.
1870. P. membranaceus F. Römer, Geol. v. Oberschlesien, pag. 356. Taf. 39, fig. 11, 12.
Eine kleine glattschalige, fiachgewölbte Art von oval-kreisförmigem Umfange mit fast gleichlangen
Seitenkanten, deren Winkel gegen 90 Grad beträgt, und sehr ungleichen Ohren. Das hintere Ohr ist klein
und stumpfwinkelig, das vordere gross und fast rechtwinkelig.
Die von Reuss (Böhm. Kreidef. II. pag. 26. Taf. 38, fig. 22, 23) zu P. laevis gezogenen Exemplare
unterscheiden sich durch ihre weit grösseren Ohren und scheinen junge Exemplare von P. membranaceus zu
sein; auch bei P. laevis Zittel (Die Bivalven der Gosaugebilde, 1866. pag. 108 (33). Taf. 17, fig. 4) ist das
hintere Ohr für P. laevis zu gross.
Vorkommen: Exemplare aus dem unteren Pläner von Plauen passen genau zu Nilsson’s Abbildung.
Ganz ähnlich kommen sie in dem kalkigen Sandsteine an der Basis des oberen Quadersandsteines von Hain,
Petersdorf und Lückendorf in der Oberlausitz mit Lima canalifera Goldf. zusammen vor und mit P. curvatus
Gein. zusammen bei Lindenau unweit Böhmisch Zwickau. Unser Museum besitzt sie ferner aus dem senonen
Kreidemergel von Nagorzany bei Lemberg und aus der Tuffkreide von Maastricht; v. Hagenow hebt sie aus
der oberen Kreide von Rügen hervor; F. Römer beschrieb sie als P. membranaceus aus dem senonen Kalk-
mergel von Ölbracheice N. O von Pzyrow in Oberschlesien.
3. P. laminosus Mant. — Taf. 43. Fig. 14.
1822. Pecten laminosa Mantell, Geol. of Sussex, pag. 128. Pl. 26, fig. 8.
1834. Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 76. Taf. 99, fig. 9.
1839. Gein. Char. I. pag. 23.
P. circularis Gein. ebend. pag. 23.
1841. A. Römer, norddeutsch. Kreidegeb. pag. 49.
1842. P. orbicularis Gein. Kiesl. pag. 16.
P. orbicularis d’Orbigny, Pal. fr. terr. cret. III. pag. 597 z. Th. Pl. 433, fig. 14—16. (Nicht P. orbicularis
Sow. und P. membranaceus Nilss.)
1846. Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 27. Taf. 39, fig. 5.
1849. P. orbicularis Gein. Quad. Deutschl. pag. 180 z. Th.
1868. P. orbicularis Gümbel, Geogn. Beschr. d. Kön. Bayern, II. 1, pag. 736, 756.
Man hat diese Art nach d’Orbigny’s Vorgange oft mit P. orbicularis Sowerby (Min. Conch. Pl. 186)
vereint, doch mit Unr&cht, wie auch schon A. Römer (Nordd. Kreideg. pag. 49) sehr richtig bemerkt. Die
Schale des P. orbicularis ist noch mehr kreisförmig, als die von P. Iaminosus, und besitzt sehr langgezogene
Ohren, von welchen sich namentlich das vordere Ohr der Oberschale eine lange Strecke weit längs des Seiten-
randes herabzieht. Ferner ist nur die eine und zwar die Oberschale mit regelmässigen concentrischen Furchen
versehen, wie sie beide Klappen des P. laminosus besitzen sollen, während die Unterschale des P. orbieu-
laris eine ähnliche glatte Beschaffenheit zeigt, wie P. membranaceus. Ein uns vorliegendes Exemplar aus
dem oberen Grünsande der Insel Wight stimmt genau mit Sowerby’s Abbildung des P. orbicularis von
Devizes überein.
Wenn d’Orbigny P. membranaceus Nilss. als Synonym von P. orbieularis hinstellt, so kann er sich
nur auf Nilsson’s obere, grössere Figur 16 auf Tab. 9 bezogen haben, die aber, wie schon gezeigt, für
P. corneus Nilss. pag. 23 gilt.
Unter den aus Deutschland beschriebenen Arten zeigt jedenfalls P. orbicularis bei Reuss, böhm.
Kreidef. II. pag. 27. Taf. 41, fig. 18. 19, aus dem unteren Quader von Kleinherrendorf in Böhmen, die
Charaktere des P. orbicularis Sow. am deutlichsten. —
Bei P. laminosus ist die Schale kreisrund-oval und flachgewölbt; der mittlere gewölbte Theil des
Rückens ist, wie es auch bei P. orbicularis vorkommt, zuweilen durch zwei von dem Wirbel aus divergirende
undeutliche Furchen begrenzt. Die Seitenkanten stossen am Wirbel fast rechtwinkelig oder wenig stumpf-
winkelig zusammen. Die hohen, fast gleichgrossen Ohren bilden an der Schiosslinie oft einen stumpfen ein-
springenden Winkel. Die ganze Oberfläche beider Schalen ist mit ziemlich regelmässigen niedergedrückten
concentrischen Linien bedeckt.
Die Schale wird an älteren Exemplaren fast ebenso breit als lang und erreicht ca. 30 Mm. Grösse.
Vorkommen: Selten im Grünsande des unteren Quaders von Oberau und im unteren Pläner
von Plauen und Kauscha (in Char. pag. 23 als P. eircularis bezeichnet). Im cenomanen Grünsandsteine
von Raspenau an der schlesisch-böhmischen Grenze und von Regensburg und in dem Grünsande von Essen
an der Ruhr.
4. P. curvatus Gein. — Taf. 43. Fig. 15; I. Taf. 10. Fig. 1.
1813. P. arcuatus Sowerby, Min. Conch. Pl. 205, fig. 7 (nicht P]. 205, fig. 5).
1827. P. arcuatus Nilsson, Petr. Suec. pag. 22. Tab. 9, fig. 14.
1834. P. arcuatus Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 50. Taf. 91, fig. 6.
1837. P. arcuatus Hisinger, Lethaea Suec. pag. 52. Tab. 17, fig. 2.
1847. P. arcuatus A. Römer, Norddeutsch. Kreidegeb. pag. 51.
1842. P. striato-punctatus Gein. Char. III. pag. 83 (nicht A. Römer).
1843. P. curvatus Gein. Kieslingswalda, pag. 16. Taf. 3, fig. 13.
P. virgatus d’Orbieny, Pal. fr. terr. eröt. III. 602. Pl. 434, fig. 7—10 (nicht P. virgatus Nilss.).
1846. P. curvatus Gein. Grundr. pag. 468.
P. arcuatus, P. divaricatus u. P. concentrice-punctatus Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 27, 28. Taf. 39, fig. 6,7, 8.
1849. P. virgatus z. Th., P. concentrice-punctatus u. P. curvatus Gein. Quad. Deutschl. pag. 181.
1850. P. virgatus, P. curvatus, P. divaricatus, P. concentrice-punctatus u. P. subvirgatus d’Orbigny, Prodr. de
Pal. II. pag. 168, 197, 252, 253.
1866. P. virgatus Zittel, Die Bivalven der Gosaugebilde (Denkscehr. d. k. Ak. d. W. in Wien), pag. 109 (33),
Tat I7,ho, 8:
1868. P. virgatus Gümbel, Geogn. Beschr. d. Kön. Bayern, II. 1, pag. 756.
1870. P. virgatus F. Römer, Geol. v. Oberschles. pag. 333.
1871. P. curvatus Stoliczka, Pal. Ind., Cret. Fauna III, Pelecypoda, pag. 433. Pl. 31, fig. 15, 16.
Die Schale ist kreisrund-oval bis schief-oval, schwach gewölbt, etwas ungleichseitig, besonders die
untere oder rechte Klappe, deren vordere Seite oft eingebogen ist; daher pflegt ihr Wirbel auch spitzer zu
R 9
Palaeontographica XX. 5. 28
— 194 —
sein, als bei der oberen oder linken Klappe. Die Ohren sind ungleich. Das kleinere hintere Ohr ist stumpf-
winkelig, das grosse vordere Ohr fast rechtwinkelig, an der oberen Schale etwas vorspringend, an der Unter-
schale mit einer tiefen Ausbuchtung versehen. -Die ganze Oberfläche ist mit zierlichen, nach dem Rande
hin gekrümmten und sich mehrfach spaltenden Strahlenlinien bedeckt, deren Zwischenfurchen durch concen-
trische Linien punktirt erscheinen. Auch die Ohren tragen ausstrahlende Linien.
P. virgatus Nilss., Petr. Suec. Taf. 9. Fig. 15, besitzt eine andere Vertheilung der radialen Linien,
welche mehr jener von Lima divaricata gleicht, und nur die unvollkommenen Abbildungen bei Nilsson und
Hisinger konnten die Veranlassung geben zu einer unrichtigen Synonymie dieser Art in Geinitz, Quad.
Deutschl. pag. 180, bei d’Orbigny und bei Zittel, welche erst durch Stoliezka rectificirt worden ist. Die
meiste Aehnlichkeit mit ?. virgatus Nilss. tritt wohl an P. divaricatus Reuss hervor, den wir aber dennoch
mit P. curvatus vereinigen.
Vorkommen: Vereinzelt im unteren Quadersandsteine von Goppeln bei Dresden, Weissig bei
Pillnitz, im Grünsande des Tunnels von Oberau, sowie im unteren Quadersandsteine von Tyssa in Böhmen ;
im mittleren Plänermergel von Nieder-Wartha, im Plänerkalke von Strehlen, im oberen Plänermergel an der
Walkmüble bei Pirna, häufiger im kalkigen Sandsteine am Fusse des oberen Quaders bei Lückendorf in der
Oberlausitz und bei Lindenau, unweit Böhmisch Zwickau; F. Römer fand diese Art in cenomanen sandigen
Schichten bei Leobschütz in Oberschlesien, Reuss in dem Mittelpläner von Laun, Postelberg u. s. w. in
Böhmen, Gümbel in turonen und senonen Ablagerungen Bayerns, Zittel in der Gosauformation der nord-
östlichen Alpen; am grössten ist ihre Entwickelung in dem Grünsande von Kieslingswalde in der Grafschaft
Glatz und den entsprechenden unter-senonen Ablagerungen von Kreibitz in Böhmen, Marterberge bei Passau,
am Salzberge bei Quedlinburg, in dem Kreidemergel von Dülmen, Gehrden, am Luisberge bei Aachen, im
oberen Quadersandsteine von Haltern, und in der senonen Kreide von Schonen bei Köpinge, Yngsjö, etc.
Sowerby’s Exemplar stammt aus dem Grünsande von Devizes in England, d’Orbigny führt die von
ihm aufrecht erhaltenen Varietäten aus cenomanen, turonen und senonen Bildungen Frankreichs auf,
d’Orbigny und Stoliezka wiesen ihr Vorkommen in der Trichonopoly-Gruppe Süd-Indiens nach.
5. P. acuminatus Gein. — Taf. 43. Fig. 16; Taf. 44, Fig. 1.
1842. Gein. Char. III. pag. 84. Taf. 21, fig. 6.
1846. Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 29. Taf. 39, fig. 20, 21.
1847. D’Archiac, Mem. de la Soc. geol. de France, II. 2, pag. 309. Tab. 16, fig. 3.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 182.
1863. A. Kuuth, in Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. pag. 725.
1870. F. Römer, Geol. v. Oberschles. pag. 333. Taf. 26, fig. 3.
Beide fast gleich- und sehr flach-gewölbte Schalen sind oval-zugespitzt. Von ihren fast gleichlangen
Seiten, die an dem spitzen Wirbel zusammenstossen, ist die vordere etwas eingebogen. Die Oberfläche der
Schale ist mit 20— 25 starken, dachförmigen, selten mehr gerundeten Längsrippen bedeckt, welche durch
gleichbreite Zwischenräume getrennt sind. Ueber beide laufen wellenförmige Anwachslinien hinweg. Die
grossen Ohren sind von dem Rücken der Schale durch einen steilen Absatz scharf getrennt ; das hintere ist
stumpfwinkelig, das vordere nähert sich einem rechten Winkel, ist an der Oberschale in seinem mittleren
Theile etwas auswärts gebogen (Fig. 16), bei der Unterschale an seiner Basis stark ausgeschnitten. Beide
Ohren sind mit ausstrahlenden Linien und Anwachslinien verziert. Unsere grössten Exemplare erreichen
105 Mm. Länge und 84 Mm. Breite, häufiger sind Exemplare von 63 Mm. Länge und 44 Mm. Breite.
— 19) —
Vorkommen: Im unteren Quadersandsteine von Koschütz und Klein-Naundorf bei Dresden,
Oberhässlich bei Dippoldiswalda, Tyssa in Böhmen, und nach Kunth bei Schmottseifen in Schlesien ; im
unteren Pläner von Plauen, Dölzschen ; nach Reuss im Hippuritenkalke von Kutschlin, Grossdorf bei Weltrus,
Hollubitz, Deberno und Koriczan in Böhmen; nach F. Römer in der Sandgrube von Sabschütz bei Leob-
schütz ; in der Tourtia von Tournay in Belgien, im cenomanen Grünsande von Le Mans in Frankreich,
6. P. subacutus Lamarck, 1819. — Taf. 44. Fig. 5.
1846. D’Orbigny, Pal. fr. terr. cr&t. III. pag. 605. Pl. 435, fig. 5—10.
1847. P. Brongniarti d’Archiac, Me&m. de la Soc. g60l. de France, 2. ser. II. 2, pag. 310. Pl. 16, fig. 4.
1849. Desgl. Gein. Quad. Deutschl. pag. 182,
1850. D’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 169.
In seiner Form und Structur dem P. acuminatus sehr nahe tretend, unterscheidet er sich von
dieser Art fast nur durch höckerige Schuppen, welche sich in regelmässigen Abständen auf der Höhe der
Rippen erheben, während die flach-gerundeten Zwischenfurchen mit feinen Anwachslinien bedeckt sind. Auf
den Ohren finden sich mehrere ausstrahlende Linien vor.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner von Plauen, in der gleichalterigen Tourtia von Tournay
in Belgien und in cenomanen Schichten von Le Mans, La Malle und Porte-des-Barques in Frankreich.
7. P. elongatus Lamarck, 1819. — Taf. 44. Fig. 2—4a.
1834. P. ceretosus Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 58. Taf. 94, fig. 2 (nicht P. cretosus Defrance).
1839—1842. P. cretosus Gein. Char. I. pag. 22; P. Faujasi, Char. III. pag. 83.
1841. P. crispus u. P. comans Ad. Römer, Norddeutsch. Kreidegeb. pag. 51. Taf. 8, fig. 6.
1843. D’Orbigny, Pal. france. terr. cret. III. 607. Pl. 436, fig. 1—4.
1846. P. Faujasiü Gein. Grundr. pag. 468 z. Th.
P. affinis u. P. comans Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 29. Taf. 39, fig. 11, 13.
1849. P. comans u. P. elongatus Gein. Quad. Deutschl. pag. 180, 182 (excl. Fundort Hundorf).
1850. P. elongatus u. P. crispus d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 169.
Die Gestalt der ovalen Schale ist wiederum ähnlich jener des P. acuminatus, doch sind ihre Klap-
pen, und namentlich die linke oder Oberschale, längs ihrer Mitte stärker gewölbt. Beide sind mit zahl-
reichen, sehr gedrängt liegenden, ausstrahlenden Rippen von ungleicher Stärke bedeckt, welche durch Längs-
linien meist zwei- bis dreitheilig werden und durch die über sie hinweglaufenden Anwachslinien eine
dicht- und feinschuppige Beschaffenheit erhalten (Fig. 2a). Die Ohren sind sehr ungleich. Das weit kleinere
hintere Ohr ist stumpfwinkelig, das vordere Ohr der rechten oder unteren Schale ist an seiner Basis tief
eingebuchtet (Fig. 2), das der linken oder oberen Schale zeigt statt dessen eine vorspringende flache Falte
(Fig. 3, 4). Ausstrahlende Linien zeigen sich wenigstens auf einem grossen Theile sämmtlicher Ohren.
Die von Goldfuss als P. crefosus, von A. Römer als P. crispus und P. comans beschriebenen
Formen, welche sämmtlich von Essen stammen, wie das Fig. 3 abgebildete Bruchstück, sind von P. elongatus
untrennbar, einer mit P. Faujasii Defr. jedenfalls am nächsten verwandten Art. Steinkerne (Fig. 4a) oder
innere Schalenflächen (Fig. 4) zeigen nur glatte Rippen von ungleicher Stärke, und solche Zustände sind
zum Theil als P. affinis und P. comans beschrieben worden.
Grösse der Exemplare oft 72 Mm. lang und 57 Mm. breit, oder 64 Mm. lang und 50 Mm. breit.
Vorkommen: Im unteren Quadersandsteine von Koschütz, Klein-Naundorf an der Prinzenhöhe,
in den Conglomeraten am Tunnel von Oberau, sehr häufig im unteren Pläner von Plauen, Koschütz,
— 196 —
Dölzschen, Gamighügel, Kauscha und Gross-Sedlitz bei Pirna. Im Grünsandsteine des unteren Quaders von
Raspenau in Böhmen, in dem Hippuritenkalke von Grossdorf bei Weltrus und im unteren Pläner des Borzen
bei Bilin, häufig im Grünsande von Frohnhausen bei Essen an der Ruhr, und in cenomanen Schichten
Frankreichs bei Le Mans (Sarthe), Rouen (Seine-Inf.), Neuvilly (Meuse), Sancerre (Cher.).
8. P. Galliennei d’Orb. — Taf. 44. Fig. 6.
1846. D’Orbigny, Pal. fr. terr. cr&t. III. pag. 608. Pl. 436, fig. 5—8.
1847. P. Passyi d’Archiac, Mem. de la Soc. g&ol. de France, 2. ser. II. 2, pag. 309. Pl. 15, fie. 9, 9a.
1850. D’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 169.
Mehrere Oberschalen von Plauen stimmen sehr genau mit den Abbildungen von d’Orbigny überein.
Dieselben sind oval, fast gleichseitig, schwach gewölbt, und ihre Seitenkanten, die unter einem wenig spitzen
Winkel zusammenlaufen, fallen nach den Ohren hin plötzlich ab. Das kleinere hintere Ohr ist stumpf-
winkelig, das grössere vordere Ohr fast rechtwinkelig; das erstere trägt drei, das letztere mindestens sechs
ausstrahlende Rippen.
Die Schale des P. Galliennei lässt gegen dreissig schmale und ungleiche, flachgerundete und fast
glatte Längsrippen unterscheiden, welche hier und da zu niedrigen Querschuppen erhoben sind. Ihre breiten
und flachen Zwischenräume sind mit eng aneinander liegenden, diagonal-gekrümmten Linien bedeckt, die sich
an dem Seitenrande der Schale senkrecht zu demselben stellen.
Länge der Schale 43 Mm., Breite 36 Mm.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner von Plauen, in der Tourtia von Tournay und in ceno-
manen Schichten Frankreichs bei Coudrecieux (Sarthe) und Villers (Calvados).
z 9. P. Rhotomagensis d’Orb. — Taf. 42. Fig. 20; Taf. 44. Fig. 8.
1846. P. Rhotomagensis d’Orbigny, Pal. fr. terr. cr. III. pag. 609. Pl. 436, fig. 9—11.
1847. P. subinterstriatus d’Archiac, M6m. de la Soc. geol. de France, 2. ser. t. I. 2. pag. 311. Pl. 15, fig. 10.
1850. D’Orbigny, Prodr. de Pal. pag. 169.
Von ähnlicher Form wie P. Galliennei, und ebenso flach gewölbt, erscheint ihr Wirbel doch etwas
spitzer, zumal seine Seitenkanten deutlicher eingebogen sind. Das kleinere hintere Ohr ist fast rechtwinkelig,
das grössere vordere Ohr besitzt an der Unterschale eine deutliche Einbuchtung ; auf beiden Ohren erkenn;
man wenige ausstrahlende Linien.
Die Bedeckung der Schale besteht aus gedrängt-liegenden ungleichen Längsstreifen, die sich durch
Einsetzung neuer Linien nach der Mitte der Schale hin bedeutend vermehren. Sie sind durch schmale
Furchen von einander geschieden und liegen nur in der Nähe des Seitenrandes etwas entfernter. Hier
stellen sich auch ähnliche feine diagonale Linien in den flachen Zwischenräumen ein, wie bei P. Galliennei
(Fig. 8a, b). Die Längsstreifen erscheinen sämmtlich granulirt und zuweilen haben sie durch stärkere
Anwächsstreifen theilweise eine zickzack-förmige Biegung erhalten (Taf. 42. Fig. 20). Das grösste Exemplar
von Plauen ist 56 Mm. lang und 47 Mm. breit.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner von Plauen, im Grünsande von Essen an der Ruhr, von
Tournay in Belgien und in cenomanen Schichten des Berges Ste-Catherine bei Rouen in Frankreich.
—-— 197 —
10. P. inserens Gein. — Taf. 44. Fig. 7.
Die tlach-gewölbte ovale Schale hat eine gleiche Form wie P. Galliennei, ist aber ausgezeichnet
durch die höchst regelmässige Insertion aller auf ihrer Oberfläche befindlichen ausstrahlenden Rippen oder
Linien. Bei 25 Mm. Länge und 19 Mm. Breite der Schale trifft man schmale gerundete Längsleisten, in
deren Mitte sich eine etwas kleinere einstellt, welche jederseits von einer noch feineren begleitet wird, neben
welcher sich noch eine sehr schwache Linie vorfindet. Wie bei P. Galliennei zeigen die 'stärkeren Leisten
einige entfernte Querschuppen und es stellt sich in der Nähe des Randes zwischen den Rippen eine diagonale
Streifung ein.
Vorkommen: Im Grünsande des unteren Quaders von Oberau und von Essen a. d. Ruhr.
11. P. hispidus Goldf. — Taf. 44. Fig. 9, 10.
1834. Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 59. Taf. 94, fig. 4.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 182 z. Th.
1850. D’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 169.
1863. P. serratus Kunth, in Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. pag. 725 z. Th.
1868. Gümbel, Geogn. Beschr. d. Kön. Bayern, II. 1, pag. 736, 757.
Die Schale ist eiförmig, etwas gewölbt und wird von zahlreichen schmalen Längsrippen bedeckt,
welche zum grossen Theile ziemlich gleichartig sind und in der Regel eine schwache Einbiegung nach der
vorderen Seite hin zeigen. Die zwischen ihnen liegenden Zwischenräume sind flach gerundet und in der
Regel weit breiter als die Rippen. Letztere tragen aufgerichtete Schuppen, die in mässigen Entfernungen
von einander stehen (Fig. 9a). Die ungleichen Ohren sind mit ähnlichen Rippen verziert, was von Goldfuss
nicht hervorgehoben worden ist; auch scheinen die Ohren an dem von ihm abgebildeten Exemplare nicht
richtig ergänzt zu sein, denn auch bei dieser Art sind die hinteren Ohren die kleineren, und das grössere
vordere Ohr ist fast rechtwinkelig und besitzt an der Unterschale die gewöhnliche Einbuchtung für den
Byssus.
Als Typus für die Art müssen die Exemplare aus dem Grünsande von Essen gelten, von welchen
P. serratus Nilss. (Petr. Suec. pag. 20. Tab. 9. Fig. 9) aus Schonen sicher verschieden ist. Die weit zahl-
reicheren, daher schwächeren und viel gedrängter stehenden Längsrippen des häufig damit verbundenen
P. serratus entbehren jener für P. hispidus charakteristischen Biegung nach vorn und sind mit viel enger
aneinander liegenden und breiteren Querschuppen besetzt, während die schmalen Zwischenfurchen zwischen
den Längsrippen ganz flach erscheinen.
Vorkommen: P. hispidus liegt uns nur aus cenomanen Schichten vor, ausser von Essen a. d.
Ruhr aus dem Grünsandsteine von Leiteritz und Eutschütz bei Dresden, Raspenau in Böhmen, Regensburg
und dem oberen Grünsande der Insel Wight:
12. P. cenomanensis d’Orb. — Taf. 43. Fig. 17.
1843. D’Orbigny, Pal. fr. terr. er. III. pag. 603. Pl. 434, fig. 11—14.
1850. D’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 168.
Die kleine ovale Schale ist fast gleichklappig und ziemlich flach, mit fast gleichlangen Seitenkanten
versehen, die den spitzen Wirbel begrenzen und nach den ungleichen Ohren schnell abfallen, auf ihrer
Oberfläche mit sieben bis acht starken, dachförmigen Rippen bedeckt, deren obere Kante stellenweise zu
vereinzelten höckerigen Schuppen, oder selbst zu warzenförmigen Höckern anschwillt. Ihre kaum breiteren
Zwischenfurchen sind flach vertieft. Das grössere vordere Ohr ist spitzwinkelig.
— 198 —
Längsfurchen, welche d’Orbigny auf Rippen und Zwischenräumen entdeckte, sind an unseren Exem-
plaren sehr undeutlich; dagegen weisen die Steinkerne auf eine nahe Verwandtschaft mit P. decemcostatus
Goldf. hin. Bei 19 Mm. Länge und 16 Mm. breit.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner von Plauen und im Grünsande des Tunnels von Oberau.
Nach d’Orbigny in cenomanen Gebilden bei Le Mans (Sarthe), Tourtenay (Deux-Sevres) und Soulage (Aube).
13. P. asper Lamarck, 1819.
1822. Sowerby, Min. Conch. Pl. 370, fig. 1, 2.
1834. Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 58. Taf. 94, fig. 1.
1835. A. Brongniart, Descr. des env. de Paris, 3. ed. pag. 151. Pl. M., fie. 1.
1839. Gein. Char. I. pag. 23.
1841. A. Römer, Norddeutsch. Kreidegeb. pag. 53.
1843. Gein. Kiesl. pag. 2.
D’Orbigny, Pal. frang. terr. cret. III. pag. 599. Pl. 434, fig. 1—6.')
1846. Gein. Grundr. pag. 469.
Reuss, Böhm. Kreidef. II. pag. 30. Taf. 40, fig. 1.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 184.
1850. D’Orbigny, Prod. de Pal. 11. pag. 168.
1863. Kunth, in Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. pag. 724.
1868. Gümbel, Geogn. Beschr. d. Königr. Bayern, II. 1, pag. 757 u. s. w.
Eine grosse gleichschalige und stark gewölbte Art von nahezu kreisförmigem Umriss, oft sogar
breiter als lang, mit fast gleichlangen, sanft-eingebogenen Seitenkanten, die unter einem stumpfen Winkel
an dem Wirbel zusammenstossen und durch eine Kante von den Ohren scharf abgetrennt sind. Das etwas
kleinere hintere Ohr ist in beiden Schalen stumpfwinkelig, das vordere Ohr fast rechtwinkelig und springt
in seiner Mitte oft vor, oder ist an seiner Basis (bei der Unterschale) mehr.oder minder tief eingebuchtet.
Beide Ohren sind strahlig gerippt.
Jede Schale trägt siebzehn bis achtzehn breite Rippen, welche sich in drei kleinere Rippen trennen,
deren mittlere wieder in drei bis fünf, die zwei seitlichen in zwei bis drei radiale schuppig-stachelige Linien
geschieden sind. Die flach-concaven Zwischenfurchen lassen nur feine concentrische Anwachslinien wahr-
nehmen.
An einigen Steinkernen des Quadersandsteines ist all dieser Schmuck verloren gegangen und sie
besitzen fast einfache gerundete Rippen mit flach-concaven Zwischenräumen, so dass sie einem P. multi-
costatus Nilss. nicht unähnlich werden.
Vorkommen: Im unteren Quadersandsteine von Malter bei Dippoldiswalda, im Grünsandsteine
von Leiteritz und dem Elbstolln bei Dresden, im unteren Quader von Waltersdorf bei Lähn und anderen Orten
Niederschlesiens, im Grünsandsteine von Raspenau an der schlesisch-böhmischen Grenze, im unteren Quader
von Graslitz und Tyssa in Böhmen, im Grünsandsteine von Regensburg, sehr schön im Grünsande von
Essen a. d. Ruhr, in cenomanen Ablagerungen von Lassigny, Villers, Honfleur, Havre, Rouen, St. Sauveur,
Cornes, La Malle in Frankreich, im oberen Grünsande von Horningsham bei Frome in England, etc. —
Meine frühere Angabe seines Vorkommens im oberen Quader von Schandau (Grundr. pag. 469) hat sich
‘) Die Bemerkung von d’Orbigny 1. c. p. 601, dass A. Römer P. asper von Essen falsch bestimmt haben solle, ist
ungerecht.
— 1997 —
nicht bestätigt, jenes nicht mehr vorliegende Exemplar könnte etwa aus dem unteren Quader des Elbthales
bei Niedergrund herrühren ; andere früher für oberen Quader gehaltene Sandsteine in Schlesien und Böhmen
(Quad. Deutschl. pag. 185) sind seitdem zu dem unteren Quader verwiesen worden.
14. P. multicostatus Nilss, — Taf. 45. Fig. 1.
1827. Nilsson, Petr. Suecana, pag. 21.
1334. Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 53. Taf. 92, fig. 3.
1837. Hisinger, Leth. Sueeica, pag. 51. Tab. 16. fig. 6.
Schale flach-gewölbt, ebenso breit als lang, einen grossen Kreisabschnitt darstellend, über welchem
die beiderseits eingebogenen Seitenkanten an dem Wirbel fast rechtwinkelig zusammenlaufen, mit zwanzig
gleichförmigen, hohen, gerundeten Längsrippen bedeckt, welche durch gleichbreite, fast ebene Zwischenräume
geschieden sind. Die Ohren sind von den Seitenkanten scharf abgetrennt, an der Oberschale oder linken
Klappe fast gleichförmig und etwas stumpfwinkelig, an der Unterschale oder rechten Klappe aber ist das
vordere Ohr merklich breiter und an seiner Basis mit einer tiefen Ausbuchtung versehen. Ausser gedrängten
Anwachsstreifen nimmt man auch einige ausstrahlende Linien darauf wahr. (Fig. 1.)
Vorkommen: Da diese Art schon im unteren Quadersandsteine von Golberoda bei Dresden und
von Malter bei Dippoldiswalda vorkommt, so spricht sie mit anderen Arten für eine Migration aus cenoma-
nen Gebilden in jene senonen Ablagerungen der oberen Kreide von Maastricht und Balsberg in Schonen.
Vola Klein. 1753 (seq. Stoliczka). (Janira Schumacher, 1817; Neithea Drouet, 1824.)
Die Arten dieser von Pecten abgetrennten Gattung besitzen eine hochgewölbte Unterschale und
eine allermeist flache, ja selbst concave Oberschale. Goldfuss hat die erstere als linke, die letztere
als rechte Schale bezeichnet. Eine Ausnahme von der allgemeinen Regel bildet V. digitalis A. Röm., bei
welcher beide Schalen gewölbt sind. Wie bei Pecten ist auch bei Vola das meist grössere vordere Ohr der
Unterschale an seiner Basis mehr oder weniger tief ausgeschnitten oder eingebuchtet.
1. V. phaseola Lam. sp. — Taf. 45. Fig. 2—4.
1819. Pecten phaseolus Lamarck, 1819 (seqg. d’Orbigny).
1843. Janira phaseola d’Orbigny, Pal. fr. terr. cret. III. pag. 635. Pl. 444, fig. 6—10.
1846. Pecten decipiens Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 31. Taf. 45, fig. 3.
1850. Janira phaseola d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 169.
1868. Pecten phaseolus Gümbel, in Abh. d. k. bayer. Ak., II. Cl. X. Bd., 2. Abth., pag. 66.
1871. Vola laevis Stoliczka, Pal. Ind., Cret. Fauna IIN., Pelecypoda, pag. 438. Pl. 31, fig. 7, 8.
Eine grosse Art, deren Steinkerne früher von uns zu V. aequicostata gerechnet wurden, der sie
sehr ähnlich sind.
Sie ist kreisrund-oval, stark gewölbt und fast gleichseitig, auch mit ähnlichen Ohren versehen wie
V. aequicostata; doch erscheint sie weniger dreieckig, da ihr niedergebogener Wirbel sich nicht so stark
verlängert, wie bei jener Art. Von dieser unterscheidet sich V. phaseola durch die fast glatte Beschaffen-
heit ihrer Unterschale, worauf sich der Name Pecten laevis von Drouet, 1824, bezieht. Diese Schale ist
indess durch mehr oder minder deutliche vertiefte Linien in flache Längsstreifen geschieden (Fig. 3). Unter
der Schale treten auf Steinkernen breite und flache, in der Regel längsgefurchte Rippen hervor, deren flache
Zwischenräume oft mit einem erhabenen Längsstreifen versehen sind (Fig. 2, 3). Diese Beschaffenheit der
Längsrippen unterscheidet neben der runderen Gestalt auch die Steinkerne der V. phaseola wesentlich von
jenen der V. aeguicostata.
— 200 —
Ihre flache Oberschale (Fig. 4) zeigt einen fast gleichförmigen Umriss und trägt ziemlich gleich-
starke schmale ausstrahlende Rippen mit weit breiteren Zwischenfurchen.
Vorkommen: Exemplare mit Schale liegen aus dem unteren Pläner von Dölzschen bei Dresden
und dem unteren Quadersandsteine von Tyssa in Böhmen vor, grosse prächtig erhaltene Steinkerne aus dem
unteren Quadersandsteine von Malter bei Dippoldiswalda. D’Orbigny beschrieb diese Art aus cenomanen
Schichten von Le Mans, Sarlat, Chätellerault und Touvois (Loire-Inf.) in Frankreich, Reuss aus dem Hip-
puritenkalke und Sandsteine von Hollubitz und Koriezan, Gümbel aus Unterpläner von Schwarzochs und
Tuchomeritz in Böhmen, Stoliczka aus der Ootatoor-Gruppe Südindiens.
9—17.
g.
1834. Pecten aequicostatus Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 54. Taf. 92, fie. 6.
1839. Desgl. Gein. Char. I. pag. 22.
1841. P. aequicostatus u. P. longicollis A. Römer, Nordd. Kreidegeb. pag. 54. Taf. 8, fig. 8.
1843. Janira aequicostata d’Orbigny, Pal. fr. terr. eret. III. pag. 657. Pl. 445, fig. 1—4.
1846. P. aequicostatus Gein. Grundr. pag. 469.
Desgl. Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 32. Taf. 39, fig. 22; Taf. 40, fig. 2, 3.
1849. Desgl. Gein. Quad. Deutschl. pag. 186.
1850. Janira aequwicostata d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 170.
1863. Pect. aequicostatus Kunth, in Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. pag. 725.
1865. Desgl. Briart & Cornet, Descr. min., g60l. et pal. de la Meule de Braquegnies (Mem. de 1’Ac. belg. t. 34),
pag. 49 Pl. 4, fig. 25, 26.
2. V. aequicostata Lam. sp., 1819. — Taf. 45. Fi
Die Unterschale ist oval-dreiseitig, hochgewölbt und mit dem weit vorragenden Wirbel bis zu dem
geraden Schlossrande zurückgebogen ; die Oberschale ist fast kreisrund, oft etwas breiter als lang, und eben
oder zum Theil concav. Die ziemlich gleichen und verhältnissmässig kleinen Ohren sind spitzwinkelig und
glatt. Die Schalenflächen sind mit 25—30 hohen, fast gleichstarken, glatten Rippen bedeckt, die auf der
Unterschale breiter als jene der Oberschale werden, wogegen die sie trennenden Furchen sich umgekehrt
verhalten. Bei normalen Exemplaren ist die Stärke und Höhe aller Rippen der Unterschale sehr gleich-
förmig (Fig. 5), dagegen pflegen sich auf der Oberschale einige derselben mehr zu erheben (Fig. 7), wo-
durch eine Annäherung zu V. quinguecostata eintritt. D’Orbigny hat für seine Abbildungen gerade einen
Ausnahmezustand gewählt, der auch in seiner Unterschale der V. quinguecostata nicht unähnlich wird. Von
dieser unterscheidet sich V. aequwicostata noch durch glatte Ohren und ungleiche Anzahl von kleineren
zwischen je zwei grösseren Rippen. (Fig. 6.)
Vorkommen: Sie ist neben Ostrea carinata eine der besten Leitmuscheln für den unteren
Quader oder cenomane Ablagerungen. In Sachsen ist sie neben dieser und Exogyra Columba die gewöhn-
lichste Erscheinung im unteren Quadersandsteine der Prinzenhöhe bei Bannewitz und Klein-Naundorf, der
goldenen Höhe bei Welschhufa, bei Golberoda, Pabstenau, im Grünsandsteine von Leiteritz, ferner im Elb-
stolln bei Dresden, in den Conglomeratschichten am Tunnel von Oberau, in dem unteren Quader bei Nieder-
grund an der Elbe und in der isolirten Sandsteinpartie von Weissig auf der rechten Elbseite.
In weit grösseren Exemplaren trifft man sie in dem Grünsandsteine des unteren Quaders zwischen
Alt-Moletein und Landskron unweit Mährisch Trübau, und in eigenthümlich verbogenen Exemplaren bei
Pankratz in Böhmen, etc., in dem unteren Quader von Lähn und anderen Orten Schlesiens, und in dem
Grünsandsteine von Regensburg, wo sie ihre grösste Entwickelung zeigt. Die Exemplare in dem Grünsande
— 201 —
von Essen, wo diese Art sehr selten ist, und in der Meule von Bracquegnies sind ebenso klein, wie die
meisten in Sachsen vorkommenden. D’Orbigny fand diese Art in cenomanen Bildungen von Le Mans, Villers,
La Malle und Escragnolles.
3. V. quinquecostata Sow. sp. — Taf. 45. Fig. 8, 9; 1. Taf. 10, Fig. 17, 18.
1814. Pecten quinquecostatus Sowerby, Min. Conch. Pl. 56, fig. 4—8.
1819. P. versicostatus Lamarck z. Th. (seq. d’Orbigny).
1827. P. quinquecostatus Nilsson, Petr. Suec. pag. 19. Taf. 9, fig. 8; Tab. 10, fig. 7.
1834. Desgl. Morton, Synopsis of the Organic Remains of the Cretac. Group of the United States, pag. 57. Pl. 19, fig. 1.
1835. Desgl. Al. Brongniart, Deser. g6ol. des env. de Paris, 3. ed., pag. 151, 173, 626. Pl. L., fig. 1.
1836. Desgl. Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 55. Taf. 93, fig. 1.
1837. Desgl. Hisinger, Leth. Suec. pag. 50. Tab. 16, fig. 2.
1839. Desgl. Gein. Char. I. pag. 22.
1841. Desgl. A. Römer, Nordd. Kreidegeb. pag. 54.
1843. Janira quinquecostata d’Orbigny, Pal. franc. terr. eret. III. pag. 632. Pl. 444, fig, 1—5.
1846. P. quinquecostatus Gein. Grundr. pag. 470.
P. versicostatus Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 31 z. Th.
1849. P. quinquecostatus Gein. Quad. Deutschl. pag. 186.
1850. Desgl. Dixon, Geol. and Foss. of Sussex, pag. 356. Pl. 28, fig. 1—3.
1851—1852. Neithea quinquecostata Bronn, Leth. geogn. V. pag. 275. Taf. 30, fig. 17.
1863. P. quinquecostatus Kunth, in Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. pag. 725.
1868. P. quinquecostatus Gümbel, Geogn. Beschr. d. Kön. Bayern, II. 1, pag. 757.
1870. P. quinquecostatus F. Römer, Geol. v. Oberschles. pag. 340.
1871. Vola quinquecostata Stoliczka, Pal. Ind. Cret. Fauna, III., Pelecypoda, pag. 437 z. Th.
Von einer ähnlichen Gestalt wie V. aegwicostata, doch mit ungleichen Rippen bedeckt, von welchen
auf jeder Schale 6 weit stärker hervortreten, als alle anderen. Zwischen je zweien derselben liegen 4 andere
Rippen, deren zwei mittlere in der Regel etwas breiter als die äusseren sind. Die Rippen werden von den
flachen Zwischenfurchen scharf geschieden und sind auf ihrem Rücken flachgewölbt. Dicht gedrängte regel-
mässige Anwachslinien laufen über beide hinweg (Fig. 9 a). Hinter- und Vorderrand der Unterschale werden
von einer der grösseren Rippen begrenzt, unter welcher auf der steilabschüssigen Seitenfläche noch einige
schwächere Längsrippen liegen, während auch die Ohren dieser Art mit zahlreichen ausstrahlenden Linien
bedeckt sind. Dies ist ein weiterer Unterschied von V. aequicostata. Das vordere Ohr ist nur selten erhalten;
in der Abbildung Taf. Fig. 45 9 ist es nach einem Essener Exemplare ergänzt.
Entsprechend dem stärkeren Hervortreten jener 6 Längsrippen ist der Stirnrand der Schale oft
kantig, was sich namentlich an der flachen oder flach-concaven Oberschale geltend macht, auf deren Aussen-
fläche sich öfters 6 faltige Erhebungen bilden (II. Taf. 10. Fig. 18).
Vorkommen: Das Verbreitungsgebiet dieser Art ist sehr gross. Sie gehört unter diejenigen,
deren Anwesenheit schon seit langer Zeit in beiden Hemisphären nachgewiesen worden ist. In Sachsen
begegnet man ihr zuerst neben Y. aeguicostata im unteren Quadersandsteine von Welschhufa bei Dresden
und in dem unteren Pläner von Plauen, wo ihre Schalen bei 4 Cm. Länge 3,5 Cm. Breite besitzen, oft aber
noch weit grösser sind; kleinere Exemplare von nur 2,5—3 Cm. Grösse trifft man nicht selten im Pläner-
kalke von Strehlen, mit V. guadricostata zusammen wahrscheinlich auch noch im oberen Quadersandsteine des
Elbthales. Von anderen Fundorten liegen im Dresdener Museum vor grosse Exemplare aus dem cenomanen
Palaeontographica XX. 5. 39
Grünsandsteine von Essen an der Ruhr, aus cenomanen Schichten von le Havre in Frankreich, aus dem
oberen Grünsande der Insel Wight, welche von jenen aus den jüngsten :cretacischen Bildungen von
Oretorp u. a. O. in Schonen keinen Unterschied wahrnehmen lassen. Nach Gümbel in cenomanen bis ober-
turonen Bildungen Bayerns; F. Römer hat ihr Vorkommen in einem cenomanen sandigen Mergel von Bladen
in Oberschlesien nachgewiesen, Kunth sowohl in cenomanen Schichten als auch in senonen Schichten von
Schlesien, Stolicezka in den Schichten der südindischen Kreideformation.
4. V. notabilis Mün. sp. — Taf. 45. Fig. 10—12.
1834. Pecten notabilis Münster, in Goldfuss’ Petr. Germ. II. pag. 56. Taf. 93, fig. 3.
1839. Desgl. Gein. Char. I. pag. 22.
1841. Desgl. A. Römer, Nordd. Kreidegeb. pag. 55.
1849. Desgl. Gein. Quad. Deutschl. pag. 188.
1865.? Janira cometa Briart et Cornet, Deser. min., geol. et pal. de la Meule de Bracquegnies (Mem. de l’Acad. belg.
t. 34), pag. 50. Pl. 4, fig. 23, 24.
Die hochgewölbte Unterschale (Fig. 10) bildet in ihrem Umfange ein spitzwinkeliges Dreieck, dessen
Basis sechsseitig ist; der niedergebogene Wirbel ragt weit über den Schlossrand vor. V.on den sehr ungleichen
Ohren ist das vordere in einen langen spitzen Flügel verlängert, während das hintere sehr klein ist. Das
Auszeichnende für diese Art liegt in dem Vorhandensein von 6 hohen, dachförmig-gekielten Längsrippen,
deren Seiten und concaven Zwischenräume mit ausstrahlenden Linien verziert sind, über welche gedrängte
wellenförmige Anwachslinien, sowie oft mehrere unregelmässige Anwachsringe hinweglaufen. Oft liegen 3—4
ziemlich gleichartige Linien in den Zwischenräumen und einige schwächere Linien auf den Seiten der Rippen,
häufig tritt aber auch eine grössere Unregelmässigkeit durch weitere Spaltung derselben ein.
Die weit kürzere Oberschale (Fig. 11 und 12 im Abdrucke) bildet einen flachen Deckel mit 6 ähnlichen
Längsrippen und deren Verzierung, wie auf der Unterschale, nur sind die Rippen schmäler, auch etwas
niedriger und die sie trennenden Zwischenräume breiter. :
Eine ihr nahe verwandte Art .ist V. (Janira) cometa d’Orbigny (Pal. fr. terr. eret. III. pag. 640.
Pl. 445, fig. 15—19), doch soll diese Art nur 5 Längsrippen besitzen, von welchen eine in die Mitte der
Schale fällt, während bei Y. notabilis eine Längsbucht die Länge der Schale in ihrer Mitte scheidet. In
(dieser Beziehung nähert sich die von Briart und Cornet gegebene Abbildung eines Exemplars aus der Meule
von Bracquegnies weit mehr der V. notabilis als der V. cometa.
Die Grösse dieser Art ist gering und überschreitet selten 2 Cm. Länge und 1,5 Cm. grösste Breite,
während sie meist geringer ist.
Vorkommen: Den zuerst aus dem Grünsande von Essen bekannt gewordenen Exemplaren ent-
sprechen genau die aus dem unteren Quader und unteren Pläner Sachsens, wie von der Prinzenhöhe bei
Bannewitz, im Grünsandsteine von Leiteritz bei Costebaude, im Elbstollen bei Dresden, im Pläner von Plauen
und Koschütz, und allem Anscheine nach auch aus der Meule von Bracquegnies in Belgien.
5. V.longicauda d’Orb. — Taf. 45. Fig. 16, 17.
1843—1846. Janira longicauda d’Orbigny, Pal. fr. terr. cret. III. pag. 639. Pl. 445, fig. 9—14.
1850. Desgl. d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 170.
Von einer noch spitzer-dreieckigen Form, einer ähnlichen Wölbung der Unterschale, mit breiten
vorderen Ohren, wie V. notabilis und V. cometa, unterscheidet sich V. longicauda von der ersteren durch
nur 5 ausstrahlende Rippen auf Unter- und Oberschale, deren eine demnach fast in die. Mitte der Schale
— 203 —
fällt. Ihre hohen Rippen sind stumpf-gerundet, während sie bei jenen dachförmig gekielt erscheinen. Ausser
einer zarten concentrischen Streifung der sämtlichen Rippen lassen sich in deren Zwischenräumen hier und
da noch einige undeutliche Längslinien bemerken. Exemplare von mittler Grösse erreichen bei 47 Mm.
Länge 11 Mm. Breite.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner von Plauen und im cenomanen Grünsande von le
Mans in Frankreich.
6. V.digitalis A. Römer sp. — Taf. 45. Fig. 13—15.
1841. Peeten digitalis A. Römer, Nordd. Kreidegeb. pag. 55. Taf. 8, fig. 7.
1842. Desgl. Gein. Char. III. pag. 84; Nachtr. pag. 16.
1843. Janira digitalis d’Orbigny, Pal. fr. terr. cret. III. pag. 642. Pl. 446, fig. 1—3.
1849. P. digitalis u. P. comela Gein. Quad. Deutschl. pag. 188.
Eine der schönsten Arten des unteren Quaders und unteren Pläners, welche nahe verwandt mit
V. longicauda ist, sich aber leicht durch ihre grössere Breite und die bei Vola so ungewöhnliche Wölbung
der Oberschale unterscheiden lässt.
Ihr Umfang ist oval-dreiseitig und ihre Oberfläche in 5 ungleiche, breite und hochgewölbte Längs-
rippen geschieden, welche durch tiefe, aber schmale Furchen getrennt werden. Die mittlere Längsrippe ist
am breitesten, die am hinteren Rande liegende am schwächsten und von der angrenzenden Rippe nur undeutlich
geschieden. Alle Rippen sind mit mehr oder minder deutlichen ausstrahlenden Linien bedeckt, die man mit-
unter auch in den Zwischenfurchen bemerkt und welche von zarten Anwachslinien durchschnitten werden. Nur an
verwitterten Exemplaren tritt eine ungleiche Längsstreifung oft sehr deutlich hervor. Die innere Seite des
langen Schlossrandes ist blätterig-gekerbt und unter dem Wirbel zeigen sich zwei divergirende zahnartige
Leisten (Fig. 14 a, b).
Die deutlich gewölbte Oberschale (Fig. 15) ist mehr schief-oval-dreiseitig und nach hinten ver-
längert. An den Schalen sind die vorderen Ohren breit und spitzwinkelig, die hinteren Ohren klein und
rechtwinkelig.
Vorkommen: Vereinzelt im unteren Quadersandsteine von Tharand, Malter und Oberhässlich bei
Dippoldiswalde, sowie von Tyssa in Böhmen; öfters im unteren Pläner am Forsthause und an dem hohen
Steine bei Plauen gefunden; nach d’Orbigny im cenomanen Grünsande von le Mans in Frankreich,
Lima Desh.
1. L. Reichenbachi Gein. — Taf. 43. Fig. 1, 2.
1834. Inoceramus sulcatus Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 112 z. Th.
1839. Gein. Char. I. pag. 24. Taf. 8, fig. 4; Nachtr. 1843, Taf. 5, fig. 9.
1841. A. Römer, Nordd. Kreideg. pag. 57.
1843. D’Orbigny, Pal. france. terr. cret. II. pag. 544. Pl. 418, fig. 1—4.
1846. Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 34.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 190.
1850. D'Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 166.
Ihre Schale ist schief-halbkreisförmig und gewölbt; ihre lange Vorderseite fällt steil ab und umschliesst
mit der kurzen hinteren Seite den niedergebogenen Wirbel unter einem wenig spitzen Winkel. Ohren klein
und stumpfwinkelig. Die Oberfläche der Schale trägt 7—8 starke gerundete Rippen, welche durch gleieh-
breite Zwischenräume getrennt und, wie die Rippen, mit zahlreichen feinkörnigen Längsstreifen bedeckt werden.
Sie erreicht bei 33 Mm. Länge gegen 21 Mm. Breite.
Vorkommen: Die prächtige Lima ist eine Leitmuschel für die unteren cenomanen Schichten.
Sie findet sich in dem unteren Pläner bei Plauen und Koschütz, in den Conglomeratschichten von Teplitz
und Janegg und in dem Hippuritenkalke von Kutschlin in Böhmen, im Grünsande von Essen an der Ruhr,
in der Tourtia von Tournay in Belgien, bei Condrecieux (Sarthe) und Saumur (Maine-et-Loire) in Frankreich.
Die ihr sehr nahe verwandte Lima Oidhamiana Stoliezka (Pal. Ind. Cret. Fauna, Pelecypoda, pag. 423.
Pl. 30, fig. 6, 7; Pl. 36, fig. 5) vertritt sie in einem conglomeratigen Sandsteine der Arrialoor-Gruppe in
Südindien. Letztere pflegt etwas kürzer zu werden und besitzt einige Rippen mehr als Zima Reichenbachi.
2. L. plauensis Gein. — Taf. 43. Fig. 5, 6.
Bis 12 Mm. gross, trifft man im unteren Pläner von Plauen, besonders in der Nähe der Frohbergs-
burg, eine zierliche Lima an, die ein Cardium-artiges Ansehen hat. Bei kreisrund-ovalem Umriss ist ihre
bauchiggewölbte Schale fast gleichseitig und besitzt einen niedergebogenen, über den Schlossrand vorragenden
spitzen Wirbel, an dessen Seiten sie bis an die kleinen, ziemlich gleichartigen Ohren steil abfällt. Ihre Ober-
fläche ist mit hohen Rippen bedeckt, die in der Nähe des Wirbels meist glatt und flach-gerundet erscheinen,
dann aber dachförmig werden und in der Regel durch drei Längslinien getheilt sind, deren mittlere mit
niedrigen dachziegelförmigen Schuppen besetzt ist. In den Zwischenräumen treten regelmässige concentrische
Anwachslinien hervor.
Es lässt sich die,nahe Verwandtschaft dieser Art mit Zima aequicostata Gein. (Char. III. pag. 82.
Taf. 20, fig. 40, 41. — Reuss, Böhm. Kreidef. II. pag. 33. Taf. 38, pag. 1) aus den Hippuritenschichten
von Kutschlin nicht wohl vorkennen, doch wird man sie so lange davon getrennt halten müssen, bis ihre
Identität womöglich an Exemplaren von Kutschlin selbst nachgewiesen sein wird.
Vorkommen: Nicht selten im unteren Pläner von Plauen, sowie auch bei Kauscha.
3. L. pseudocardium Reuss. — Taf. 42. Fig. 14, 15.
1840. Cardium dubium Gein. II. pag. 52. Taf. 16, fig. 21; Taf. 21, fig. 20.
1846. Desgl. Gein. Grundr. pag. 424. Taf. 19, fie. 5.
Lima pseudocardium Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 33. Taf. 38, fig. 2, 3.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 191.
1850. D’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 167.
1868. Gümbel, Geogn. Beschr. d. Kön. Bayern, II. 1, pae. 757, und in Abh. d. k. bayer. Akad. II. Cl, X. Bd.,
2. Abth. pag. 63.
Eine kleine Art von Cardium-artigem Ansehen, welche kaum grösser als 18 Mm. wird, mit schief-
oval kreisrundem Umriss, einem spitzen, über die Mitte vorstehenden Wirbel, an welchem die starkgewölbte
Schale nach beiden Seiten hin bis an die kleinen stumpfwinkeligen Ohren schnell abfällt. Die ganze Ober-
fläche ist mit schmalen, gleichstarken ausstrahlenden Rippen bedeckt, welche glatt und gerundet sind und
durch kaum breitere flache Zwischenräume geschieden werden. Ihre Zahl beträgt bei Exemplaren von der
Grösse der Abbildung 35 und mehr, bei jüngeren ist sie weit geringer.
Vorkommen: Nicht selten im unteren Quadersandsteine der Prinzenhöhe bei Bannewitz und
Goldenen Höhe bei Welschhufa, bei Gittersee und Koschütz, seltener im unteren Pläner von Plauen und
Sobrigau, im Mittelquader bei Rottwernsdorf und Gross-Cotta, in dem turonen Copitzer Grünsandsteine von
Copitz bei Pirna, im Mittelpläner von Priessnitz an der Elbe und im Plänerkalke von Strehlen. Mit diesem
— 205 —
Vorkommen in cenomanen und turonen Schichten Sachsens stimmt ihr Vorkommen in Böhmen überein, wo
man sie aus dem unteren Quadersandsteine von Tyssa, dem Hippuritenkalke von Kutschlin, dem Plänersand-
steine von Hradek, Trziblitz, im Exogyrensandsteine von Malnitz u. s. w., in dem kalkigen Sandsteine am
Fusse des Oberquaders bei Lindenau unweit Böhmisch Zwickau, sowie auch im Pläner von Laun u. s. w. ange-
troffen hat. Gümbel führt diese Art aus ober-turonen und senonen Schichten Bayerns auf.
4. L. ornata d’Orb. — Taf. 42. Fig. 16. 17.
1839. L. aspera Gein. Char. I. pag. 23 z. Th.
1843. D’Orbigny, Pal. fr. terr. cret. III. pag. 551. Pl. 421, fig. 6—10.
1849. L. ornata Gein. Quad. Deutschl. pag. 192.
1850. D’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 167.
Die flachgewölbte Schale ist länglich-schief-oval und verläuft in einen spitzwinkeligen Wirbel. Sie
besitzt einen langen gerade abgeschnittenen Vorderrand, welcher kielartig an einen vertieften Hof anstösst,
einen gerundeten Hinterrand und sehr kleine Ohren, von denen kaum das hintere etwas deutlicher hervortritt.
Ihre ganze Oberfläche ist ziemlich dicht mit ausstrahlenden Linien bedeckt, die durch Anwachslinien zuweilen
unregelmässig gebogen sind und durch regelmässige höckerige, fast ziegelschuppige Höcker geschmückt werden.
Letztere treten am Rande der Schale am deutlichsten hervor.
Plagiosioma aspera Mantell (Geol. of Sussex, pag. 129. Taf. 26, fig. 18) ist ihr nahe verwandt,
wird aber breiter, während L. aspera bei Goldfuss (Petr. Germ. II. pag. 90. Taf. 104, fig. 4) und bei
d’Orbigny (Pal. fr. III. pag. 566. Pl. 425, fig. 3—6) wohl eher auf L. Dunkeri v. Hagenow (Leonh. Jahrb.
1842. pag. 556) aus der oberen Kreide zurückzuführen sind.
Vorkommen: Im Grünsande und Conglomerate des unteren Quaders im Tunnel von Oberau und
im unteren Pläner von Plauen und Dölzschen (= Teltschen). Im Grünsande von Essen an der Ruhr und
im Cenoman von le Mans in Frankreich.
5. L. simplex d’Orb. — Taf. 43. Fig. 7.
1843. D’Orbigny, Pal. fr. terr. cröt. III. pag. 545. Pl. 418, fig. 5—7.
1849. L. dichotoma u. L. Hoperi Gein. Quad. Deutschl. pag. 192 z. Th.
1850. D’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 166.
Im unteren Pläner des Elbthales kommt eine fast glatte Lima vor, welche einige Aehnlichkeit mit
L. Hoperi zeigt, womit wir sie früher vereinigten. Sie unterscheidet sich von der letzteren durch ihre langge-
strecktere Form und ihren viel spitzeren Wirbel, an welchem die lange, stets eingebogene Vorderseite mit der
kurzen Hinterseite zusammenstösst. Der Vorderrand begrenzt einen nur wenig vertieften Hof ziemlich scharf-
kantig und hier nimmt man, wie auf einem grossen Theile der Schale mehr oder minder ‚deutliche aus-
strahlende Linien wahr. Besonders deutlich tritt diese Streifung an einem Steinkern von Plauen und Dölzschen
hervor, welche daher früher zu L. dichotoma Reuss gestellt worden waren.
Vorkommen: In unteren Pläner von Plauen, Dölzschen und Okerwitz; nach d’Orbigny in cenomanen
Schichten von le Mans.
6. L. divaricata Dujardin. — Taf. 42. Fig. 18.
1840. L. arcuata Gein. Char. II. pag. 57. Taf. 9, fig. 7.
1841. A. Römer, Nordd. Kreidegeb. pag. 58.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 188.
1850. D’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 248.
— 2706 —
Der Umriss der Schale ist länglich-eirund und unsere grössten Exemplare erreichen bei 46 Mm. Länge
ziemlich in der Mitte ihre grösste Breite von 35 Mm. Sie ist regelmässig- und ziemlich flach-gewölbt, fällt
aber in der Nähe des wenig niedergebogenen Wirbels nach beiden Seiten hin schnell ab, ohne einen
deutlichen Hof zu bilden, und besitzt jederseits ein kleines stumpfwinkeliges Ohr. Das Auszeichnende liegt
für sie in der Structur der Schale, welche nebst den Ohren dicht mit feinen, durch zarte Anwachslinien
gekörnten, ausstrahlenden Linien bedeckt ist, die sich in der Mitte der Schale unter einem Winkel nach links
und rechts hin scheiden und sich ausserdem durch Spaltung vermehren.
Vorkommen: Vereinzelt im unteren Pläner von Plauen und Dölzschen, im mittleren. Pläner von
Priessnitz und Niederwartha an der Elbe, häufiger und in grösseren Exemplaren im Plänerkalke von Strehlen.
In cenomanen Schichten von Tournay in Belgien und nach d’Orbigny in senonen von Tours (Indre-et-Loire)
und St. Gervais bei Blois.
7. L. interstriata Gein. — Taf. 42. Fig. 19.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 188. Taf. 12, fig. 1, 2.
Eine fast kreisrunde und fast gleichseitige, demnach einem Pecten ähnliche Art, deren beide Schalen
gleichmässig flachgewölbt und jederseits mit einem stumpfwinkeligen Ohre versehen sind, von welchen das
hintere nur wenig grösser als das vordere ist. Die Seiten fallen nach letzteren hin, ohne einen Hof zu
bilden, ab. Die Schale ist vor allen ausgezeichnet durch 16—20 unregelmässige Längsrippen, zwischen
welchen und auf welchen. aneinander-gedrängte feine Längslinien liegen, die durch Anwachslinien punktirt
oder körnig werden und, von der Mitte der Schale aus sich nach beiden Seiten krümmend, zum Theil in
schiefer Richtung über die Rippen hinweglaufen, zum Theil aber auch die Richtung der letzteren verfolgen.
Unregelmässige Anwaächslinien bringen mitunter eine Störung in der Richtung der Rippen und Linien hervor.
Vorkommen: Bisher nur in wenigen Exemplaren auf der linken Seite des Plauenschen Grundes
bei Dölzschen (Teltschen) gefunden.
8. L. rapa d’Orb. — Taf. 43. Fig. 4.
1845. D’Orbigny, Pal. fr. terr. cret. III. pag. 546. Taf. 419, fig. 1—4.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 188.
1850. D’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 166.
Zwei Exemplare dieser grossen Art stimmen sehr nahe mit d’Orbigny’s Abbildung überein. Bei
66 Mm. Länge und 50 Mm. in deren Mitte fallender grösster Breite ist der Umriss ziemlich regelmässig-
oval, da die unter einem spitzen Winkel an dem Wirbel zusammenlaufenden Seitenkanten von zwar schmalen,
aber langgestreckten und fast gleichartigen Ohren begrenzt werden, über welche der Wirbel nur wenig
hinausragt. Der Rücken der Schale ist flach- und regelmässig-gewölbt. Ausser den zahlreichen und oft
gedrängt liegenden concentrischen Anwachslinien bemerkt man an unseren Exemplaren keine ausstrahlenden
Streifen oder Linien, die jedoch d’Orbigny an besser erhaltenen Schalen, wahrgenommen hat.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner bei Dölzschen, nach d’Orbigny in cenomanen Schichten
von le Mans und Condrecieux in Frankreich.
9. L. tecta Goldf. — Taf. 43. Fig. 3.
1834. Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 91. Taf. 104, fie. 7.
1839. L. lamellosa Gein. Char. I. pag. 23.
1841. A. Römer, Nordd. Kreidegeb. pag. 58.
— 207 —
1843. D’Orbigny, Pal. frane. terr. cret. III. pag. 547. Pl. 419, fig. 5—8.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 188.
1850. D'Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 166, 247.
1871. Radula tecta Stoliczka, Pal. Ind. Cret. Fauna, Pelecypoda, pag. 420. Pl. 30, fig. 12.
Die sehr flach-gewölbte Schale hat einen länglich-ovalen, etwas schiefen Umriss, erreicht bei 63 Mm.
Länge gegen 45 Mm. Breite und wird auf ihrer ganzen Oberfläche mit dicht stehenden, regelmässigen aus-
strahlenden Linien bedeckt, welche in regelmässigen Abständen von zahlreichen, blattartig vorspringenden
Anwachsringen unterbrochen werden. Die längere Vorderseite ist etwas eingebogen und die grossen Ohren
zu beiden Seiten des niedrigen Wirbels sind lang urd stumpfwinkelig.
Vorkommen: Schon im unteren Quadersandsteine von Golberoda und Klein-Naundorf bei Dresden,
Tyssa in Böhmen, im unteren Pläner von Plauen, Dölzschen und Gross-Sedlitz, während sich das früher
erwähnte Vorkommen bei Cotta, Strehlen und Schandau aus Mangel an Originalen nicht mehr verbürgen
lässt. Es ist dasselbe indess nicht unwahrscheinlich, da Goldfuss diese Art selbst noch in der oberen Kreide
von Maastricht gefunden hat. D’Orbigny führt sie sowohl aus cenomanen Schichten von le Mans und la Malle,
als aus senonen Schichten von Tours und les Essards (Loir-et-Cher) an. Sie kommt nach Stoliczka in der
Arrialoor-Gruppe in Südindien N. von Poodoopolliam vor.
— all —
1843. D’Orbigny, Pal. frane. terr. eröt. III. pag. 547. Pl. 419, fig. 5—8.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 188.
1850. D’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 166, 247.
1871. Radula tecta Stoliczka, Pal. Ind. Cret. Fauna, Pelecypoda, pag. 420. Pl. 30, fig. 12.
Die sehr flach-gewölbte Schale hat einen länglich-ovalen, etwas schiefen Umriss, erreicht bei 63 mm.
Länge gegen 45 mm. Breite und wird auf ihrer ganzen Oberfläche mit dicht stehenden, regelmässigen aus-
strahlenden Linien bedeckt, welche in regelmässigen Abständen von zahlreichen, blattartig vorspringenden
Anwachsringen unterbrochen werden. Die längere Vorderseite ist etwas eingebogen und die grossen Ohren
zu beiden Seiten des niedrigen Wirbels sind lang und stumpfwinkelig.
Vorkommen: Schon im unteren Quadersandsteine von Golberoda und Klein-Naundorf bei Dresden,
Tyssa in Böhmen, im unteren Pläner von Plauen, Dölzschen und Gross-Sedlitz, während sich das früher
erwähnte Vorkommen bei Cotta, Strehlen und Schandau aus Mangel an Originalen nicht mehr verbürgen
lässt. Es ist dasselbe indess nicht unwahrscheinlich, da Goldfuss diese Art selbst noch in der oberen Kreide,
von Maastricht gefunden hat. D’Orbigny führt sie sowohl aus cenomanen Schichten von le Mans und la Malle,
als aus senonen Schichten von Tours und les Essards (Loir-et-Cher) an. Sie kommt nach Stoliczka in der
Arrialoor-Gruppe in Südindien N. von Poodoopolliam vor.
Nachtrag zu Spondylus Klein, S. 186.
5. Sp. oceultus Gein. — Taf. 46. Fig. 1.
Eine kleine, regelmässig gewölbte Oberschale von fast kreisrundem Umriss, mit einem kleinen, fast
in der Mitte liegenden Wirbel, der von zwei kleinen stumpfwinkeligen Ohren eingefasst wird. Die ganze
Oberfläche ist mit feinen, körnig-schuppigen ausstrahlenden Ringen bedeckt, die sich durch wiederholte regel-
mässige Zwischenlagerung schwächerer, jedoch ähnlich beschaffener Linien nach dem Rande hin vermehren
und nur durch schmale Zwischenfurchen von einander geschieden sind. Grösse 7 mm.
‘Vorkommen: Selten im unteren Pläner von Plauen.
Fam. Aviculidae.
Avicula Klein, 1753.
1. A. anomala Sow. — Taf. 46. Fig. 5, 6.
1827—1836. Sowerby in Fitton, Observations on some of the Strata between the Chalk and the Oxford Oolite (Geol.
Trans; 2d. Ser. Vol. IV.) pag. 342. Pl. 17. fig. 18.
1843. D’Orbigny, Pal. franc. terr. eret. III. 478. Pl. 392.
1846. Reuss, Böhm. Kreidef. II. pag. 22. Taf. 22. fig. 1—3.
1849. A. anomala Gein. Quad. Deutschl. pag. 170 z. Th.
1865. Briart & Cornet, Deser. de la Meule de Bracquegnies (Mem. des sc. de l’Acad. r. de Belgique, t. XXXIV.
pag. 52. Pl. 4. fig. 7).
1868. Gümbel, Geogr. Beschr. d. Kön. Bayern. II. 1. pag. 756.
Die schiefe Schale ist länger als breit und von fünfseitigem Umriss. Ihr meist flacher Rücken ist beider-
seits stumpf-gekielt, unten schief abgeschnitten und von einem hohen und breiten hinteren Flügel deutlich
geschieden, während die vordere Seite steil gewölbt von dem Rücken abfällt und in einen schmalen vorderen
Flügel verläuft. Die ganze Oberfläche der Schale ist mit ausstrahlenden Linien bedeckt, die selbst auf den
f
Steinkernen von Tyssa noch angedeutet sind.
Palaeontographica XX. 6. 30
—2 208% —
Vorkommen: Diese Form, welche aus dem oberen Grünsande von Blackdown in Devonshire, aus
cenomanen Schichten von Mans (Sarthe) und aus der Meule von Bracquegnies beschrieben worden ist,
kommt in ganz ähnlicher Weise auch in dem unteren Quadersandsteine von Tyssa in Böhmen vor. Indessen
stellen sich hier Varietäten mit breiterem und schmälerem Flügel ein, auch erhebt sich bei ihnen zuweilen
die vordere Rückenkante zu einem schmalen, scharfen Kiele, wodurch sich diese Art der folgenden nähert.
Der Rücken ist in der Nähe des Wirbels gewölbt und verflacht sich nach unten hin, die ausstrahlenden
Linien verschwinden oft ganz, was, analog der Zeichnung auf Avicula speluncaria des Zechsteins, kein Unter-
schied zur Trennung einer Art sein kann.
Die früher in «Charakteristik» Taf. 20. fig. 38, und in «Grundriss» Taf. 20. fig. 5 gegebenen Ab-
bildungen dieser Art von Tyssa sind ganz ungenügend, weshalb ihre richtige Bestimmung von d’Orbigny
bezweifelt wurde.
Reuss hat a. a. O. Taf. 32. fig. 1. 2. 3 Exemplare aus dem Plänersandstein von Trziblitz
und Hradek abgebildet, von welchen wenigstens die zwei ersten sich eng an A. anomala anschliessen und
wozu auch fig. 3 noch gehören mag. Nach Gümbel findet sich A. anomala im unteren Pläner bei Regens-
burg. Man braucht kein Bedenken zu tragen, auch die in dem unteren Quadersandstein und in dem Pläner
Sachsens vorkommende Avicula, und sowohl den Mytilus angustus Mün. (Goldfuss, Petr. Gern. U. p. 170.
Taf. 129. fig. 7.) aus dem Quader von Koschütz, als auch Gervillia Reichü (oder G. Cottae) A. Römer
(Verst. d. nordd. Kreidegeb. pag. 64. Taf. 8. fig. 14) von Tyssa und Koschütz, mit Av. anomala zu vereinen.
Der Mytilus angustus ist eine Avicula ohne sichtbaren hinteren Flügel, Gervillia Reichii oder G. Cottae
ist eine schmale Abänderung der A. anomala, welche wahrscheinlich von Tyssa stammt.
Die in «Charakteristik» Taf. X. fig. 2 a—d schlecht abgebildeten Exemplare aus dem unteren
Quader und Pläner von Sachsen zeigen wenigstens die nächsten Reziehungen zu dieser oder der folgen-
den Art.
Das Exemplar von Kieslingswalde in «Charakteristik, Nachtrag» Taf. 3. fig. 8. hat schon Reuss zu
Av. triloba Ad. Roemer verwiesen.
2. A. glabra Reuss. — Taf. 46. Fig. 7; II. Taf. 11. Fig. 2.
1846. Reuss, Verst. d. Böhm. Kreilef. II. 22. Taf. 32. fig. 4. 5.
1849. A. anomala Gein. Quad. Deutschl. p. 170. z. Th.
1854. _A. raricosta Reuss, Beitr. z. Charakt. d. Kreideschichten in den Ostalpen, pag. 147. Taf. 28. fig. 16.
1866. Desgl. Zittel, die Bivalven der Gosaugebilde, pag. 14. Taf. 13. fig. 6.
Exemplare aus dem unteren Pläner von Koschütz und Gorbitz, sowie aus dem turonen oberen
Pläner von Strehlen unterscheiden sich von A. anomala meist durch geringere Länge und einen niedrigeren
hinteren Flügel, namentlich aber auch eine stärker erhabene ausstrahlende Linie, die von der Spitze des
Wirbels über den vorderen Rückenkiel hinweg nach dem unteren Ende hinläuft. Neben demselben treten auf
der vorderen steilgewölbten Seite noch einige schwächere Linien auf; Rücken und hinterer Flügel der Schale
pflegen von ausstrahlenden Linien befreit zu sein.
Dennoch zeigen aber einige Exemplare von Strehlen auch einzelne, wenn auch deutlich ausstrahlende '
Linien auf diesen Schalentheilen, was auf eine Verbindung dieser Art mit Av. raricosta Reuss hinweist.
Vorkommen: Nicht selten in kleinen Exemplaren in dem unteren Pläner von Koschütz und
Gorbitz in der Nähe von Dresden und in dem Plänerkalke von Strehlen. 4A. glabra nach Reuss häufig im
— 209 —
unteren Pläner von Laun und im Plänermergel von Priesen und Postelberg in Böhmen; A. raricosta nach
Reuss und Zittel ziemlich häufig in den sandig-mergeligen Gosaugebilden des Billmannsgraben am St. Wolf-
gang-See.
3. A. Roxelana d’Orb. — Taf. 46. Fig. 2—4.
1842. A. radiata Gein. Char. III. pag. 79. Taf. 10. fig. 6; Taf. 20. fig. 47.
1849. A. tenuicostata Gein. Quad. Deutschl. pag. 170. z. Th. _
1850. 4A. Roxelana d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 168.
Der Umfang der kleinen Schale ist quer-oval vierseitig und es fällt ihre grösste Breite mit dem
langen Schlossrande zusammen, welcher in dem vorderen Drittheile seiner Länge von dem kleinen Wirbel
nur wenig überragt wird. Die Oberschale ist stärker, die Unterschale schwächer — und ziemlich gleich-
mässig bis an die Flügel gewölbt. Der vordere Flügel ist klein und spitzwinkelig und an der Unterschale
(Fig. 4) deutlich eingeschnitten; der hintere Flügel ist gross und rechtwinkelig. Auf der Schale strahlen
gegen 20 Linien in regelmässigen Entfernungen von einander nach dem Rande und werden durch breite
Zwischenräume getrennt. Steinkerne erscheinen glatt. Grösse bis 5 mm.
Vorkommen: Vereinzelt im unteren Quadersandstein und Plänersandstein bei Bannewitz, Goppeln
und Rippien, sowie in dem unteren Quader von Tyyssa in Böhmen.
Gervillea Defrance, 1820. (Gervillia, Gervilleia Aut.)
G. solenoides Defr. 1818 seq. d’Orbigny. — Taf. 48, Fig. 19. Var.; II. Taf. 11. Fig. 1.
1834—40. Goldfuss, Petr. Germ. JI. pag. 124. Taf. 115. fig. 10. — Sowerby, Min. Conch. Pl. 510. fig. 4—5.
1841. A. Römer, Nordd. Kreideg. pag. 63.
1842. v. Hagenow in Leonh. Jahrb. pag. 559.
1842—43. Gein. Char. III. pag. 80; Kiesl. pag. 15. Taf. 1. fig. 33; Taf. 3, fig. 9, 10.
1843. @G. aviculoides d’Orbigny, Pal. fr. terr. eret. III. p. 489. Pl. 397.
1846. G. solenoides Gein. Grundriss d. Verst. pag. 460. — Reuss, Böhm. Kreidef. II. pag. 23. Taf. 32. fig. 13. 14.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 172.
1866. Zittel, die Bivalven der Gosaugebilde, pag. 15. Taf. 13. fig. 2.
1868. Gümbel, Geogn. Beschr. d. Kön. Bayern II, 1, pag. 756.
1870. Credner in Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. pag. 232.
1871. Stoliczka, Pal. Ind. Cret. Fauna, Pelecypoda, pag. 409. Pl. 50. fig. 5.
Ihre flach-gewölbte Schale ist schmal, nach hinten sehr verlängert und oft sichelförmig gebogen, vor
dem kaum vortretenden Wirbel mit einem kleinen spitzen Flügel, hinter demselben mit einem breiteren
stumpfwinkeligen Flügel versehen, welcher durch eine Furche sehr deutlich abgetrennt ist. Der Schlossrand
nimmt oft ein Drittheil der Länge ein und besitzt unter dem Wirbel 3 breite Bandgruben. Das Taf. 48
abgebildete Exemplar ist eine seltener vorkommende Varietät, bei welcher die Schale noch lange nicht ihre
gewöhnliche Länge erreicht hat. Es kommen neben ihr auch typische Formen vor, welche dem H. Taf. 11
abgebildeten Exemplar gleichen.
Die ganze Oberfläche der Schale ist mehr oder weniger deutlich concentrisch gestreift und erscheint
an den besterhaltenen Exemplaren sogar etwas blätterig. An Steinkernen bemerkt man zum Theil sowohl
an dem Schlossrande als auch auf dem hinteren Flügel die von d’Orbieny (l. c. Pl. 397. fig. 2. 5) und von
Zittel (l. c. Taf. 13. fig. 2. b) abgebildeten schrägen Furchen. ;
Vorkommen: Vereinzelt im unteren Pläner von Plauen und im oberen Plänerkalke von Strehlen.
Exemplare bis 16 cm. Länge kommen im unteren Quadersandstein von Tyssa und Pankratz in Böhmen
— 210 —
vor. Nach Beobachtungen von Reuss u. A. geht diese Art von cenomanen bis in senone Schichten hinauf.
Sie findet sich in den Baculitenschichten bei Luschitz und Priesen in Böhmen, in dem Grünsande von Kies-
lingswalde im Glatzischen. nach Zittel in den Gosaugebilden der nordöstlichen Alpen und, nach v. Hagenow
in der Kreide von Rügen, Gümbel führt sie aus den Schichten des Marterberges bei Passau an. d’Orbigny
wies sie im Cenoman von le Mans, im Turon von Montdragon und Uchaux, und im Senon von Valognes,
Orglandes, St. Colombe, im Ootentin, bei Aix in Charente nach, Stoliczka hat sie auch in der südindischen
Kreideformation bei Pondicherry aufgefunden.
Perna Bruguiere, 1789. Melina Retzius, 1788, seq. Stoliczka.
P. lanceolata Gein. — Taf. 46. Fig. 8.
1842. Gein. Char. pag. 80. Taf. 21. fig. 18.
1843. D’Orbigny, Pal. fr. terr. eret. III. p. 498. Pl. 402. fig. 1—3.
1846. Reuss, Böhm. Kreidef. II. pag. 24. Taf. 32. fig. 15, 21; Taf. 33. fig. 2; Taf. 37. fig. 3. 4.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 172.
1850. D’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 168.
Ihre Schale ist schief ei-lanzettförmig, flach gewölbt und glatt. Der lange Schlossrand, welcher mit
10—12 schmalen und hohen Bandgruben versehen ist, die durch fast gleich breite Zwischenrinnen geschieden
werden, bildet mit der vorderen, sanft eingebogenen Seite einen spitzen Winkel. Ein am Steinkerne sicht-
barer, sehr grosser elliptischer Muskeleindruck, welcher das Ende des Schlossrandes erreicht, ist der hinteren
Seite genähert.
Es kommen nicht selten auch schmälere Abänderungen vor, deren unteres Ende dann mehr spatel-
förmig erscheint.
Vorkommen: Vereinzelt im unteren Quadersandstein des Muschelfelsen bei Koschütz und im unteren
Pläner bei Plauen und Dölzschen an beiden Gehängen des Plauenschen Grundes. Auch im unteren Quader-
sandstein von Tyssa und im Hippuritenkalke von Koriczan in Böhmen, sowie in cenomanen Schichten von
Condrecieux in Frankreich.
Inoceramus Sowerby, 1819.
1. I. striatus Mant. — Taf. 46. Fig. 9—13; II. pag. 41. Taf. 13. Fig. 1, 2, 9, 10.
Diese Art, welche zu den gewöhnlichsten Muscheln des unteren Quadersandsteins gehört, ist eines
besseren Vergleiches mit andern Arten der Gattung halber im zweiten Theile des Werkes pag. 41 beschrieben
worden, ebenso:
2. I. latus Mant. — II. pag. 45.
Die breitere Form dieser Art zeigt sich hier und da schon in dem unteren Pläner des Elbthales.
Orthoconchae d’Orbigny.
Der allermeist gleichklappigen Schale und verticalen Stellung der Orthoconchen, wobei der Schloss-
rand die obere Seite bildet und der Wirbel allermeist nach vorn gerichtet ist, entsprechen die für folgende
Gattungen gebräuchlichen Bezeichnungen einer linken und rechten Schale und andere leicht verständliche Be-
griffe, wie oben und unten, vorn und hinten, Länge oder Breite.
— 21l —
Fam. Mytilidae.
Pinna L. 1758. (seq. Stoliczka).
1. P. Cottai Gein. — II. Taf. 15. Fig. 1.
1840. P. Cottae Gein. Char. II. pag. 55. Taf. 11. fig. 1.
1846. Desgl. Gein. Grundr. pag. 451. Taf. 19. fig. 21.
1849. P. Cottai Gein. Quad. Deutschl. pag. 164.
1850. P. obliquata Deshayes, Traite &l. de Conchyl. Paris, Pl. 38 fig. 3.
1871. P. intumescens Stoliczka, Pal. Ind. Cret. Fauna, III, Pelecypoda pag. 385. Pl. 26. fig. 2—3.
Der Schalenumfang bildet ein ungleichseitiges Dreieck, dessen relative Länge grossen Schwankungen
unterliegt. An 3 Exemplaren verhält sich die grösste Breite in der Nähe des schief abgeschnittenen hinteren
Endes zur grössten Länge wie 1:1,54, 1: 2,17, 1:2,75, unter welchen eine Mittelform II. Taf. 15. Fig. 1
abgebildet worden ist.
Sie ist meist sehr hoch gewölbt, so dass sie in der Nähe des Wirbels sogar dicker als breit wird.
Nach hinten verflacht sie sich und nimmt einen rhombischen Querschnitt an. Nur an einigen Exemplaren
ist das hintere Ende durch Druck ganz geschlossen (Char. II. Taf. 11. fig. 1 und Gein. Grundr. Taf. 19.
fig. 21).
Die untere Seite ist in ihrem vorderen Theile eine Strecke weit eingezogen und diese Stelle ist an
den Steinkernen durch eine breite, lange Rinne ausgezeichnet. Der mittlere Rückenkiel ist durch zwei diver-
girende Furchen zerspalten, welche auf dem hinteren Schalentheile in der Richtung der Anwachsstreifen
schnell umbiegen.
Von der Wirbelspitze an strahlen schmale Rippen aus, die jedoch nur eine Strecke weit deutlicher
sind, während der grösste Theil der Schale davon befreit bleib. 8-10 solcher Rippen fallen auf die obere,
etwa 5 mehr genäherte auf die untere Schalenfläche in die unmittelbare Nähe des Spaltes.
Die ganze Oberfläche ist mit unregelmässigen, meist runzeligen Anwachsstreifen bedeckt, die unter
einem stumpfen Winkel von dem Schlossrande aus über die Rückenkante ziemlich gerade hinweglaufen, in
der Mitte der unteren Fläche aber knieförmig umbiegen und unter sehr spitzen Winkeln den Unterrand
erreichen.
Man findet Exemplare bis zu 30 cm. Länge. Der Name wurde zu Ehren von Bernhard von Cotta
gegeben, und die Schreibweise «Pinna Cottaiv nach Bronn’s Vorgang, statt «Pinna Cottae», wie Jul.
Caesar, de bello gallico, V. 29, den Genitiv gebildet hat, findet auch bei hervorragenden Philologen
Billigung,
Vorkommen: Schon im unteren Quadersandstein von Malter und Oberhässlich bei Dippoldiswalda
und bei Tyssa in Böhmen; häufiger im Mittelquader von Gross-Cotta, sowie in dem Elbthale bei Strand
zwischen Königstein und Rathen. Stoliezka hat diese Art als P. intumescens aus der Ootatoorgruppe bei
Odium in Südindien beschrieben.
3. P. decussata Goldf. — Taf. 47. Fig. 4, 5; II. Taf. 15. Fig. 2, 3; Taf. 16. Fig. 1.
1821. P. tetragona Sowerby, Min. Conch. Pl. 313, fig. 1, 2. (Nicht P. tetragona Brocchi 1814).
1834—-40. P. decussata Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 166. Taf. 128, fig. 1, 2.
P. pyramidalis Münster, Goldf. eb. pag. 167. Taf. 128. fig. 1, 2.
P. compressa Goldf. eb. pas. 167. Taf. 128. fig. 4.
1840. P. pyramidalis, P. decussata u. P. compressa Gein. Char. II. pag. 55. Taf. 10. fig. 1.
_— 212 —
1841. P. fenestrata, A. Römer, nordd. Kreideg. pag. 65. Taf. 8. fig. 22.
1846. P. pyramidalis Gein. Grundr. pag. 451.
P. decussata Reuss, Böhm. Kreidef. II. pag. 14.
1849. P. diluviana u. P. fenestrata Gein. Quad. Deutschl. pag. 166.
1850. P. decussata Dixon, Geol. a. Foss. of Sussex, pag. 355. Pl. 28. fig. 20.
P. subtetragona, P. compressa a. P. decussata d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. 165; P. fenestrata, II. pag. 246.
1871.?2 P. complanata Stoliczka, Pal. Ind., Cret. Fauna III, Pelec. pag. 384. Pl. 24. fig. 3—4.
Die Schale bildet ein langgezogenes Dreieck, dessen Basis schief abgeschnitten ist. Ihr Unterrand
ist eine Strecke weit eingezogen, wodurch ihre Form mehr lanzettförmig wird. Nach Messung der best er-
haltenen Exemplare verhält sich die Breite zur Länge der Schale durchschnittlich wie 1: 2,2, mit kleinen
Abweichungen davon bis 1: 2,5. Hierdurch unterscheidet sie sich von der längeren P. cretacea Schlotb.,
bei welcher dieses Verhältniss zwischen 1:3 und 1:4 schwankt.
Der Querschnitt ist bis in die Mitte der Länge hin rhombisch, dann wird er flacher und flacher
linsenförmig. Ueber der mittleren gespaltenen Rückenkante liegen 7—9 schmale Längsrippen, welche durch
etwa dreimal breitere flache Zwischenräume geschieden werden; unter dem Spalt findet sich eine geringere
Zahl, 5—7, ähnlicher Rippen vor, welche enger beisammen stehen und an welche die an dem Unterrande
entspringenden runzeligen Falten unter spitzem Winkel, und mit einer stärkeren Krümmung wie bei P. cre-
tacea, anstossen.
Ein weiterer Unterschied von der letztgenannten Art liegt in den oft sehr deutlichen concentrischen
Linien und Runzeln, die über sämmtliche Längsrippen und Zwischenräume hinweglaufen und zu den Namen
«decussata» und «fenestrata» Veranlassung gegeben haben. Die Steinbrecher halten daher diese Pinna ge-
wöhnlich für Fische und bezeichnen sie häufig als «Karpfen.» Die Abbildungen II. Taf. 15. Fig. 3 und
Taf.16. Fig. 1 stellen sie deutlicher dar. Sehr bestimmt treten sie auch auf den noch mit Schale bedeckten
Exemplaren aus dem Plänerkalke von Strehlen hervor.
P. pyramidalis Mün. ist schon von Goldfuss mit P. decussata vereinigt worden; P. depressa
Mün. (Goldfuss pag. 167 Taf. 127 Fig. 3, b) stellt den Umviss einer Schale der P. decussata dar, während
Taf. 127. Fig. 3 a zu der langgestreckteren P. cretacea gehören mag.
P. compressa Goldf., Taf. 127. Fig. 4, scheint nur ein Bruchstück der unteren Schalenhälfte von
P. decussata zu sein, an die sie sich durch Beschaffenheit und Richtung der Anwachsstreifen weit mehr, als
an P. cretacea, anschliesst. Als Fundort dafür ist Pirna angegeben, wo der an P. decussata reiche Mittel-
quader von Gross-Cotta durch die dortigen Steinmetzen sehr viel verarbeitet wird.
Nach Exemplaren, die uns aus dem Kreidemerge! von Osterfeld und von Lemförde vorliegen, kann
P. fenestrata A. Röm. nur mit P. decussata vereinigt werden. Stoliczka’s P. complanata schliesst sich sehr
gut an die bier gegebenen Abbildungen der P. decussata an.
Vorkommen: Vereinzelt im unteren Quadersandstein der goldenen Höhe und Prinzenhöhe bei den
Dörfern Welschhufa, Bannewitz u. s. w., bei Koschütz und Gittersee, bei Dippoldiswalde und bei Tyssa in
Böhmen; häufiger im Mittelquader bei Rottwernsdorf und Gross-Cotta und in dem Sandstein am linken Elb-
ufer in den Bornbrüchen und Schlammschuhbrüchen gegenüber Schandau, am rechten Ufer der Elbe in den
Öber-Kirchleithener Brüchen unter dem Liliensteine, und bei Porsdorf, der theilweise zum oberen Quader ge-
hören dürfte; seltener im Plänerkalke von Strehlen. Ebenso beobachtete Reuss diese Art vom unteren
Quader an bis in den Plänerkalk.
— 213 —
P. tetragona Sow. gehört dem cenomanen Grünsande von Devizes in England an, Dixon bildet
P. decussata aus der Kreide von Sussex und Norfolk ab, P. Ffenestrata A. Röm. kommt in dem senonen
Kreidemergel von Osterfeld bei Essen und von Lemförde in Westphalen vor, Stoliczka’s P. complanata von
Anapauda in Süd-Indien gehört der Trichonopoly-Gruppe an.
Mytilus L. 1758.
1. M. Galliennei d’Orb. — Taf. 48. Fig. 1—3.
1444 d’Orbigny, Pal. fr. terr. cret. III. pag. 273. Pl. 339. fig. 1, 2.
1846. Reuss, Böhm. Kreidef. II. pag. 14. Taf. 33. fie. 5; Taf. 37. fig. 6.
1847. M. tornacensis d’Archiac, Mem. le la Soc. geol. de France, 2. ser. Taf. II. 2. pag. 307. Pl. 15. fig. 3.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 166. Taf. 12. fig. 3, 4.
1850. D’Orbigny, Prodr. de Pal. II. 165.
Die verlängerte dreiseitige Schale ist vorn zugespitzt und an ihrem breiten Hinterrande schief-ge-
rundet. Sie ist regelmässig und flach gewölbt bis zu einer vom Wirbel nach hinten laufenden Kante in der
Nähe des Unterrandes, von welcher die schmale untere Seite steil abfällt. Ihre zum grössten Theile glatte
Oberfläche ist in der Nähe des langen Schlossrandes und des Unterrandes mit davon senkrecht auslaufenden
und dann rückwärts gekrümmten Furchen und flachen Streifen verziert. Die schmäleren Abänderungen dieser
Art wurden von d’Archiac als M. tornacensis unterschieden.
Vorkommen: Bis 11,5 em. gross im. unteren Quadersandstein bei Dippoldiswalde, kleiner in den
Muschelfelsen bei Koschütz, nicht selten in den tiefsten Schichten des unteren Pläners an dem linken Ge-
hänge des Plauenschen Grundes bei Dölzschen (Teltschen), und bei Plauen, sowie vereinzelt in der Conglo-
meratschicht und dem Grünsande des Elbstollens zwischen Zaukeroda und Priesnitz und im Tunnel von
Oberau. Reuss fand sie in den Hippuriten-Schichten von Koriezan in Böhmen, das Dresdener Museum be-
wahrt ein Exemplar aus dem cenomanen Grünsande von Frohnhausen bei Essen an der Ruhr, d’Archiac be-
schrieb sie aus der Tourtia von Tournay in Belgien, d’Orbigny von Condrecieux in Frankreich.
Untergattung Modiola Lamarck, 1799.
Schon d’Orbigny hat gezeigt, dass es unmöglich sei, scharfe Grenzen zwischen Mytilus und Modiola
zu ziehen.
2. M. (Modiola) Neptuni Goldf, sp. — Taf. 47. Fig. 1, 2.
1834—40. Cardium Neptuni Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 221. Taf. 144. fig. 9.
1840—43. Desgl. Gein. Char. Il. pag. 53; Nachtr. pag. 14.
1841. Desgl. A. Römer, Nordd. Kreideg. pag. 71.
1843. Pinna Neptuni d’Orbigny, Pal. fr. terr. eret. III. pag. 255. Pl. 333. fig. 1—3.
1846. Cardium Neptuni Reuss, Böhm. Kreidef. II. pag. 2.
Desgl. Gein. Grundr. d. Verst. pag. 422.
1849. Mytilus Neptuni Gein. Quad. Deutschl. 168.
Eine zur Gruppe der Modiola gehörende Form, welche nicht zu Pinna gezogen werden kann, da
ihre Schale hinten geschlossen und nicht, wie bei Pinna, klaffend war, noch weniger zu Cardium, wenn sie
auch wegen der herzförmigen Gestalt ihrer Vorderseite (Taf. 47. Fig. 2. b) von den Steinbrechern «Herz-
muschel» genannt wird.
Bei einem dreiseitigen oder länglich-dreiseitigen Umriss erhebt sich der Rücken der Schale zu einem
hohen, gekrümmten, wulstförmigen Kiele, der von der Spitze des Wirbels bis an das untere, fast spitze Ende
— 2l4 —
der Schale reicht und eine mit dicken ausstrahlenden Rippen bedeckte vordere Schalenfläche von der fast
glatten oder nur undeutlich gestreiften hinteren Fläche scheidet. Der Wirbel, an welchem die Längsrippen
entspringen, biegt sich stark nach vorn, während sich vor ihm noch ein ziemlich spitzer, flügelartiger Vor-
sprung ausbreitet, welcher von Rippen befreit ist. Der nur bis zur Spitze des Wirbels reichende Schloss-
rand lässt keine Spur von Zähnen oder Bandgruben wahrnehmen und pflegt mit einer Rundung in den langen
Hinterrand zu verlaufen. Ueber die ganze Oberfläche laufen concentrische Anwachsstreifen hinweg, welche
den mit Längsrippen versehenen Theil der Schale zuweilen gitterförmig erscheinen lassen. Auch von dieser
Art finden sich breitere und schmälere Abänderungen, Taf. 47. Fig. 1 u. 2.
2
An verschiedenen Exemplaren verhalten sich Höhe, Breite und Dicke zu einander, wie 15:85:11;
10,5:7:7,5; 9,5:5:6 cm.
Vorkommen: Als Steinkerne nicht selten in dem unteren Quadersandstein an der goldenen Höhe
bei Welschhufa und Prinzenhöhe bei Bannewitz, Klein-Naundorf und Cunnersdorf, ferner in dem unmittelbar
folgenden Plänersandstein von Goppeln, Rippien, Noethnitz und Gittersee, sowie auch im Pläner von Plauen.
Goldfuss beschrieb sie aus dem Grünsande des Waldenburger Gebirges in Schlesien, worunter wohl auch der
untere Quader von Raspenau inbegriffen ist, Glocker fand sie in dem gleichalterigen Grünsandstein von Peters-
dorf bei Moletein in Mähren; sie geht aber auch in die jüngeren Schichten von Kieslingswalde im Glatzischen
und Kreibitz in Böhmen über. d’Orbigny traf sie in turonen Schichten von Montblainville, Meuse in Frank-
reich an. Die von letzterem Autor ‘gegebene Abbildung weicht indess darin von unseren Exemplaren ab, dass
das untere Schalenende ziemlich gerade abgeschnitten erscheint, was wohl auf eine nicht ganz richtige Er-
gänzung dieser Zeichnung zurückgeführt werden darf.
3. M. (Modiola) Cottae A. Röm. — Taf. 48. Fig. 4—8.
1836.
lineatus Gmelin,
1339.
Deshayes, 1824,
1340.
1841.
1843.
1843 —47.
1846.
1849.
1850.
Modiola lineataSowerby bei Fitton, Obs. on some of the strata etc. pag. 338, Pl. 14. fig. 2. (Nicht Mytilus
1789, seq. d’Orbigny.)
Modiola angusta A. Römer, d. Verst.d. nordd. Oolitheng., Nachtr. pag. 33. Taf. 18. fig. 36. (Nicht M. angusta
seg. d’Orbigny).
Modiola Cottae “ein. Char. II. pag. 56. Taf. 10. fig. 5. (zusammengedrückt).
Myt. Cottae A. Römer, nordd. Kreideg. pag. 66. Taf. 8. fig. 18. zusammengedrückt).
Mod. angusta eb. pag. 66.
Myt. Cottae Gein. Nachtr. z. Char. pag. 15.
Myt. lineatus d’Orbigny, Pal. fr. terr. eret. III. pag. 266. Pl. 337. fig. 7—9.
Myt. Cotiae Reuss. Böhm. Kreidef. II. pag. 14. Taf. 33. fig. 4.
Desgl. Gein. Quad. Deutschl. pag. 168. ;
Myt. sublineatus d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 81: Myt. subangustus d’Orb. ib. pag. 81. (Neokom).
Myt. peregrinus d’Orb. pag. 165. (Cenoman.) B
Myt. Cottae d’Orb. ib. pag. 246. (Senon.)
Die hochgewölbte Schale ist lanzettförmig und etwas gekrümmt. Ihr kleiner niedergebogener Wirbel
liest an dem schmalen vorderen Ende, welches einen kleinen gerundeten Flügel besitzt; dieser fällt jedoch
mit der ganzen unteren Fläche der Schale von der meist gerundeten Rückenkante nach dem sanft-eingeboge-
nen Unterrande steil ab. Der obere Theil der Schale ist regelmässig gewölbt. Der Schlossrand verläuft
mit einer sanften Biegung in den breiteren gerundeten Hinterrand, wohin sich die Schale fest keilförmig
verflacht.
Die ganze Oberfläche ist mit gedrängt-liegenden ausstrahlenden Linien bedeckt, die sich nach hinten
zu durch Einsetzung neuer Linien vermehren, über welche eng-liegende wellenförmige Anwachslinien, zum
— 2 —
Theil auch stärkere, fast blätterige Anwachsringe hinweglaufen. Nur in der Nähe des Wirbels ist das an
den kleinen Flügel angrenzende Feld von ausstrahlenden Linien befreit (Taf. 48. Fig. 6).
Je nach der Höhe der Wölbung des Rückens lassen sich schmälere und breitere Abänderungen
unterscheiden, bei denen die Länge der Schale um 3,3—2,5 mal die grösste Höhe derselben übertrifft.
Der verschiedene Eindruck, welchen mehrere der oben eitirten Abbildungen gewähren, kommt zum
Theil auf Rechnung dieser Abweichungen in der grösseren und geringeren Wölbung, Breite und Krümmung
der Schale. Besonders stark gebogen erscheint z. B. M. sublineatus d’Orb. (Pal. fr. Pl. 337. Fig. 7) aus dem
Neokom, welche Form dennoch nach einem hier vorliegenden Exemplare aus dem Neokom von Berklingen,
sowie nach Ad. Römer’s Abbildung der Modiola angusta aus dem Hils von Schöppenstedt, mit Modiola
Cottae (statt Mod. Tineata) vereinigt werden muss.
Vorkommen: Modiola Cottae A. Röm. geht von neokomen Schichten bis in die senonen Ab-
lagerungen hinauf. In Sachsen ist sie am häufigsten in den tiefsten Lagen des unteren Pläners von Plauen
und Dölzschen und sie wird in denselben Schichten bei Kauscha, Sobrigau, Gross-Sedlitz u. s. w., sowie auch
im unteren Quadersandstein von Golberoda und Klein-Nauendorf, ferner in dem oberen Pläner von Strehlen
gefunden. In ähnlicher Weise traf sie Reuss im cenomanen Hippuritenkalke von Kutschlin und im Pläner-
kalke von Hundorf in Böhmen. A. Römer führt sie aus dem Plänerkalke des Galgenberges bei Quedlingburg an.
Sie wurde von Fitton zuerst in dem Lower Greensand Englands und von A. Römer aus dem Hils
von Schöppenstedt beschrieben, später fand sie auch d’Orbigny in neokomen Schichten von Narcy und Ma-
rolles und im terrain aptien von Vassy; als cenomane Fundorte für M. peregrina werden von ihm genannt:
Tournay, Coudrecieux und la Malle, deren Alter mit Plauen übereinstimmt. Diese Art tritt in einem ganz
unveränderten Zustande noch in der Korallenkreide von Faxe auf Seeland auf und liest uns noch aus einem
andern senonen Kreidemergel von Aachen vor. Sie bietet daher ein ausgezeichnetes Beispiel für die
lange Beständigkeit einer Art, deren Charaktere sich von der Bildung des Neokom an bis in die jüngsten
Ablagerungen der Kreideformation nicht merklich verändert haben.
4. M. (Modiola) ornatissima d’Orb. — Taf. 49, Fig. 17, 18.
1844. Myt. ornatus d’Orbigny, Pal. franc. terr. cret. III, pag. 283. Pl. 342. fig. 10—12.
1850. Myt. ornatissimus d’Orbieny, Prodr. de Pal. II, pag. 166.
Drei kleine ca. 7 mm. lange Schalen von Plauen stimmen am nächsten mit dieser Art überein. Ihre läng-
liche Schale ist an dem S-förmig gekrümmten Wirbel stark erhoben und mit einem schmalen gerundeten Vorsprung
versehen, erweitert sich nach hinten schnell und verläuft dann wieder in einen schmäleren gerundeten Hinterrand.
Von ihrem kielartigen Rücken, unterhalb dessen die Schale steil abfällt, während sie sich nur langsam nach
dem Ober- und Hinterrande verflacht, strahlen divergirende Längsrippen aus, die sich durch Theilung wieder-
holt vermehren und an Stärke nach hinten und unten zunehmen, während die Wirbelgegend fast glatt erscheint.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner von Plauen; nach d’Orbigny in cenomanen Schichten von Le Mans.
5. M. (Modiola) siliqua Matheron, 1842. — Taf. 47, Fig. 3; II. Taf. 15, Fig. 4.
1844. Myt. siligua d’Orbigny, Pal. fr. terr. eret. III, pag. 274. Pl. 339. fig. 3. 4.
1849. Desgl. Gein. Quad. Deutschl. pag. 168. Taf. 10. fig. 14.
1850. Desgl. d’Orbigny, Prodr. de Pal. II, p. 165.
1866. Mod. siliqua Zittel, d. Bivalven der Gosaugebilde, pag. 81 (5), Taf. 11. fig. 3.
Die zusammengedrückte Schale ist deutlich gebogen, mit einem gerundeten diagonalen Rücken ver-
sehen, an ihrem schmalen Vorderende, das der verschwindend kleine Wirbel berührt, stumpf gerundet, an
Palaeontographica XX, 6. al
— 216 —
dem erweiterten Hinterende schief abgerundet und keilförmig verflacht, wobei der lange Schlossrand allmählich
in den Hinterrand übergeht. Eine concentrische Streifung ist mehr auf der unteren concaven, als auf der
oberen Seite der Schale vorhanden. Bei etwa 65 mm. Länge beträgt die grösste Höhe der Muschel circa
25 mm., doch trifft man auch schmälere und breitere Abänderungen.
Vorkommen: Selten im unteren Quadersandsteine von Welschhufa und im unteren Pläner von Plauen,
im Mittelquader von Gross-Cotta und von Ober-Kirchleithen bei Königstein. Sie liegt aus dem unteren
Quadersandsteine von Tyssa in Böhmen vor, wurde von Zittel in den Gosaugebilden der nordöstlichen Alpen
und von d’Orbigny in conomanen Ablagerungen Frankreichs bei Le Mans und Orange aufgefunden.
6. M. reversa Sowerby. — Taf. 48, Fig. 9. (Var.)
1836. Sowerby bei Fitton, on some of the Strata between the Chalk and the Oxford Oolite. (Geol. Trans. 2. ser.
Vol. IV. pag. 342. Pl. 17, fig. 13.)
1843. Gein., Verst. v. Kieslingswalde, pag. 15. Taf. 3, fig. 11, micht Taf. 5, fig. 8).
1844. Mytilus semiradiatus d’Orbigny, Pal. fr. terr. er6t. IIL. pag. 277. Pl. 541. fig. 1. 2.
1846. Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 15. Taf. 33. fig. 9.
1849. Myt. reversus, Gein. Quad. Deutschl. pag. 168 z. Th.
1850. Desgl. d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 165.
1866.? Mod. aequalis, Zittel, die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen, pag. 4 (80), Taf. 11. fig. 4
(exel. Synon).
Die oval-rhomboidisch verlängerte Schale ist an ihrem vorderen, schmäleren Ende stumpf gerundet,
an ihrem breiten hinteren Ende schief abgerundet. Ihr kleiner niedergebogener Wirbel erreicht nicht ganz
das vordere Ende. Von ihm läuft ein stark hervortretender gerundeter Rücken nach dem unteren Theile
des Hinterrandes, dessen obere Seite an den langen Schlossrand fast stumpfwinkelig angrenzt. Die Schale
ist nur in der Nähe des Wirbels regelmässiger gewölbt, dacht sich von dem Rücken aus nach dem Oberrande
hin ziemlich gleichförmig ab, fällt aber nach der Mitte des Unterrandes steil ab, um auf ihrer unteren Fläche
eine breite Bucht zu bilden, die in der Regel durch eine Anzahl feiner ausstrahlender Linien ausgezeichnet
ist. Die ganze übrige Oberfläche der Schale ist nur mit concentrischen Linien bedeckt, die ziemlich regel-
mässig in geringer Entfernung von einander liegen.
Nach einem Exemplare von Tanneberg in Böhmen konnte diese Art an 70 mm. Länge erreichen,
wobei ihre grösste Höhe oder Breite gegen 30 mm. beträgt.
Die grosse Aehnlichkeit dieser Art mit Myt. Fittoni d’Orbigny, Prodr. de Pal. II, pag. 81, aus
dem Neocomien hatte diesen Autor veranlasst, sie in Pal. fr. terr. eret. III. pag. 264. Pl. 337. fig. 1, 2
damit zu vereinen, doch unterscheidet sich M. Fittoni durch einen schärfer gekielten Rücken und etwas
schmälere Form.
Aehnlicher ist sie der Modiola aequalis Sow. (Min. Conch, Pl. 210, fig. 3, 4) und d’Orbigny (Pal.
franc. terr. eret. II. p. 265, Pl. 337, fig. 3, 4) aus dem Neokom, die sich jedoch durch den Mangel aus-
strahlender Linien unterhalb des ziemlich scharfen Rückenkieles unterscheidet.
Vorkommen: Aus dem unteren Pläner von Plauen liegt nur das Taf. 48, Fig. 9 abgebildete junge
Exemplar vor, was durch seine etwas kürzere Form von anderen abweicht; in grösseren und deutlicheren
Exemplaren besitzt sie das Dresdener Museum aus dem oberturonen oder untersenonen Grünsandstein von
Kieslingswalde im Glatzischen und aus dem oberen Quader von Kreibitz und Tanneberg an der böhmischen
Nordbahn in Böhmen.
— 217 —
Sowerby’s Modiola reversa gehört dem Grünsande von Blackdown an, d’Orbigny erkannte diese Art
in cenomanen Schichten von Le Mans, Reuss in dem unteren Plänerkalk von Laun in Böhmen; die von
Zittel als Modiola aequalis aus den Gosaugebilden der nordöstlichen Alpen beschriebene Art unterscheidet
sich von Mod. reversa wohl nur durch den Mangel radialer Linien.
7. M. capitata Zittel. — Taf. 48, Fig. 10; II. Taf. 16, Fig. 9, 10.
1837. Cypricardia? elongata, Pusch, Polens Paläontologie, pag. 68. Taf. 7. fig. 6.
1843. Desgl., Gein., Nachtr. z. Char. pag. 13. Taf. 5. fig. 7.
1846. Desgl., Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 4. Taf. 33, fie. 26; Taf. 41, fie. 5.
1849. Lithodomus elongatus, Gein. Quad. Deutschl. pag. 168.
1866. M. capitata, Zittel, die Bivalven der Gosaugebilde, pag. 4 (80). Taf. 12, fig. 1 a—d.
Zittel beschreibt die Schale als: länglich-oval, dattelförmig, vorn sehr stark angeschwollen, auf den
Seiten mit einem stumpfen Rücken versehen, der am vorderen Theile ziemlich stark hervortritt. Die Ober-
fläche ist mit gleichmässigen concentrischen Zuwachsstreifen bedeckt. Die grösste Höhe der Schale liegt im
vorderen Theil; etwas hinter den dick angeschwollenen, nach unten eingekrümmten, vollständig endständigen
Wirbeln; die verlängerte Hinterseite verschmälert sich und wird durch den bogenförmig abwärts laufenden
Hinterrand schräg abgestutzt. Länge 45 —55 mm. Grösste Höhe am vorderen Theile der Schale 20—25 mm.
Die oben citirten Abbildungen lassen sich mit dieser Diagnose und den von Zittel veröffentlichten
Abbildungen gut vereinen, wenn auch bei Reuss, 1. c. Taf. 33, fig. 26, der Wirbel weiter zurückliegt, als
dies in der Regel der Fall ist. Schon an Zittel’s Abbildungen, fig. 1 a, ist aber ersichtlich, dass sich die
Schale nach hinten nicht immer so stark verschmälert, wie in seinen Abbildungen Fig. 1, a, b und in den
von Pusch, Geinitz und Reuss als Oypricardia elongata beschriebenen Abänderungen. Aus dem Plänerkalke
von Strehlen liegen Exemplare vor, an denen sich die Schale nach hinten sogar etwas erweitert, und in
diesem Falle besitzt die Art grosse Aehnlichkeit mit Modiola reversa Sow., von welcher sich M. capitata
durch einen stärker vortretenden Wirbel und eine sanftere Bucht auf der unteren Schalenfläche unterscheidet,
worin keine Spur von ausstrahlenden Linien zu finden ist.
Hiernach möchte es aber fast scheinen, als ob auch Modiola aequalis bei Zittel (1. c. pag. 4 (80), Taf. 11,
fig. 4) zu M. capitata gehöre und vielleicht deren normalsten Zustand bezeichne.. In diesem Falle würde
man unbedenklich auch die Gein., Char. pag. 78. Taf. 20. fig. 35 als Mod, laevigata und Nachtr. z. Char.
Taf. 5. fig. S als Mod. reversa, von Reuss aber (a. a. O. pag. 15. Taf. 33. fig. 10) als Mod. aequalis be-
zeichnete Art damit vereinigen können.
Vorkommen: Selten in dem, wahrscheinlich cenomanen Plänersandsteine von Lockwitz und im
Plänerkalke von Strehlen. Nach Reuss im unteren Plänerkalke von Laun und in den Schillingen bei Bilin,
sowie im Exogyrensandstein von Grossdorf in Böhmen; nach Zittel häufig in den Gosaugebilden der nord-
östlichen Alpen und, nach Pusch, m dem Kreidemergel bei Kadzimirz, Zamose u. a. Punkten der Lubliner
Woiwodschaft in Polen.
8. M. irregularis, Gein. — Taf. 48. Fig. 14. 15.
1840. Mytilus —? Gein. Char. II. pag. 56. Taf. 10, fig. 4. a. b.
1849. Lithodomus irregularis, Gein., Quad. Deutschl. pag. 170.
In ihrem Habitus mehr an eine Cardinia oder Anthracosia anschliessend, weicht diese Art von den
gewöhnlichen Formen einer Modiola wesentlich ab, soll aber dennoch, da ihr eine jede Spur von Zähnen zu
fehlen scheint, vorläufig noch zu ihr gerechnet werden,
— 218 —
Ihre Schale ist quer oval, vorn gerundet, nach hinten verengt und besitzt einen kielartigen Rücken,
der von dem niedrigen Wirbel aus in der Nähe des Oberrandes nach hinten läuft. Der Wirbel liegt nahezu
in dem vorderen Drittheile der Länge. Von jenem etwas gebogenen Kiele aus fällt die Schale nach der
oberen Seite und nach dem mässig langen Schlossrande hin steil ab, während sie sich nach der unteren Seite
hin langsam abdacht. Eine Bucht ist auf letzteren kaum angedeutet. Ueber die ganze Oberfläche laufen
entfernte, zum Theil fast blätterige Anwachsringe hinweg, welche den Kiel etwas knotig erscheinen lassen.
Vorkommen: Bisher nur aus den Conglomeratschichten des unteren Quaders im Tunnel von
Oberau bekannt.
9. M. carditoides Gein. — Taf 48. Fig. 11—13; Taf, 49. Fig. 19. 20.
1840. Cardita striata Gein. Char. I. pag. 52. Taf. 10. fig. 3 ac.
Von trapezoidischem Umriss ist die hochgewölbte Schale von einer stumpfen diagonalen Rückenkante
durchzogen. Der hakenförmig niedergebogene Wirbel liegt an dem, übrigens gerundeten Vorderende der
Schale. Letztere fällt von der Rückenkante aus nach oben hin mit starker Wölbung ab und ist an ihrem
hinteren Ende schief abgeschnitten, während sich die untere Schalenfläche nach der Mitte des Unterrandes hin
zu einer flachen Bucht einsenkt. Nur jungen Exemplaren scheint die letztere bisweilen zu fehlen (Taf. 48,
Fig. 13). Die ganze Oberfläche ist mit regelmässigen, gewölbten, schmalen Längsrippen bedeckt, die durch
schmale Furchen geschieden und von concentrischen Anwachsringen durchschnitten werden.
Die ihr wohl zunächst verwandte Art ist Myt. alternatus d’Orb. (Pal. frane. terr. eret. III. pag. 284.
Pl. 342. fig. 13—15), dessen Schale jedoch in ihrem mittleren Theile von Längsrippen befreit ist. Myt.
clathratus d’Archiac (Mem. de la Soc. geol. de France, 2. ser. II. 2. Taf. 4 fig. 15) von Tournay unterscheidet
sich von ihr durch grössere Länge.
Vorkommen: In den Conglomeraten des unteren Quaders im Tunnel von Oberau, wo sie 3 cm.
Länge erreicht, und in jüngeren Exemplaren selten im unteren Pläner von Plauen.
10. M. arcacea Gein. — Taf. 48. Fig. 16—18.
1849. Mytilus arcaceus Gein. Quad. Deutschl. pag. 168. Taf. 10. fig. 12.
Eine grössere Art, welche einerseits mit Mod. carditoides, andererseits mit Arca Galliennei manche
Aehnlichkeit zeigt. Ihre quer-verlängerte Schale ist stark gewölbt und ebenfalls diagonal gekielt, wenn auch
meist stumpfer als bei der vorigen Art. Sie wird etwa doppelt so lang als hoch, verkürzt sich nach dem
gerundeten Vorderende und verlängert sich nach dem schief abgerundeten Hinterrande. Der niedergebogene
Wirbel liegt, wie bei Arca Galliennei nicht fern von dem vorderen Schalenende. Mit dieser Art hat M.
arcacea ausser ähnlicher Form und Grösse auch eine flache, breite Bucht gemein, die von dem oberen Theile
des Rückens aus nach dem Unterrande zieht (Fig. 16) und nur selten nicht bemerkbar ist (Fig. 17). Sie
unterscheidet sich jedoch wesentlich von jener Arca durch ihre Neigung, sich nach hinten noch mehr zu ver-
längern, durch die Art ihrer Wölbung der oberen Seite, welche analog der von M. carditoides ist, und durch
ihre weit stärkeren und unregelmässigen Längsrippen, die von zahlreichen Anwachsstreifen durchschnitten
werden (Fig. 18). — Bis jetzt sind noch an keinem der vorliegenden Exemplare Spuren von Zähnen oder
Bandgruben vorgekommen, die auf eine Zusammengehörigkeit mit der Gattung Arca ete. schliessen liessen.
Dennoch betrachten wir auch die Stellung dieser Art, wie der beiden vorher beschriebenen, zu Modiola nur
als eine provisorische. Sie ähnelt in mancher Beziehung der Pholas? giganten Sowerby bei Fitton (Obser-
vations on some of the Strata etc. in Geol. Trans. 2. Ser. Vol. IV. Pl. 14. fig. 1) aus dem Lower Greensand
von Kent, bei welcher sich jedoch keine Andeutung jener Bucht vorfindet.
Vorkommen: Diese Art ist in Exemplaren z. Th. von 10 cm. Länge und 5 cm. Höhe besonders
in den auf Syenit ruhenden untersten Plänerlagen bei Dölzschen an der linken ‘Seite des Plauenschen
Grundes vorgekommen, wo sie zuerst die Aufmerksamkeit des Herrn E. Zschau auf sich gezogen hat.
Lithodomus Cuvier, 1817.
1. L. rugosus d’Orb. — Taf. 51. Fig. 24—26.
1845. d’Orbigny, Pal. france. terr. cr6t. III. pag. 294. Pl. 346. fig. 1—3.
1850. d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 166.
Seine langgestreckte, fast cylindrische Schale ist an dem vorderen Ende, wo der niedrige Wirbel
liegt, etwas verschmälert und abgestutzt, erreicht ihre grösste Höhe und Dicke im vorderen Drittheile der
Länge, von wo sie allmählich niedriger und schwächer wird, bis sie in einem stumpfgerundeten Hinterrande
endet. Ihre Oberfläche ist concentrisch gestreift. Sie wird etwa 3mal länger als ihre grösste Höhe beträgt.
Die sie einschliessende kalkige Umhüllung, oder auch Bohrlochausfüllung, entspricht der Form der inneren
Schalen und zeigt meist eine gerade, lang-keulenförmige, etwas spindelförmige Gestalt, mit ovalem oder ellip-
tischem Querschnitte namentlich in der Nähe des hinteren verschmälerten Endes.
Vorkommen: Mit Gastrochaena Ostreae zusammen im unteren Pläner von Plauen, nach d’Orbigny
in cenomanen Schichten von Le Mans.
2. L. pistilliformis Reuss. — Taf. 49. Fig 21; Taf. 51. Fig. 19. 20. 21.
1843. Fistulana Ostreae, Gein. Char. Nachtr. Taf. 6. fig. 5-6 (nicht fig. 7).
1846. Fistulana pistilliformis Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 20. Taf. 37. fig. 7. 8.
1849. Gastrochaena Ostreae, Gein. Quad. Deutschl. pag. 144 z. Th.
Die fast eylindrisch-gewölbte Schale ist verlängert-eiförmig, ungefähr doppelt so lang als hoch, vorn
stumpf gerundet und unter den sich berührenden Wirbeln tief eingedrückt, nach hinten wenig verschmälert und
zuletzt gerundet, so dass der Unterrand mit dem Oberrande fast parallel läuft. Ueber die Oberfläche laufen
starke, wulstförmige und fast blätterige Anwachsstreifen hin, deren Längenausdehnung eine vorherrschende
Richtung nach dem oberen Rande hat. Hierdurch, sowie durch geringere Länge, unterscheidet sich diese Art
von Z. rugosus, während sie weit länger ist als L. pyriformis d’Archiac (Mem. de la Soc. geol. de France,
2. ser. T. II. 2. pag. 307. Pl. 15. fig. 5) von Tournay.
Ihre äussere Umhüllung oder Bohrlochausfüllung hat eine eylindrisch-keulenförmige Gestalt, welche
weniger spindelförmig ist als die des Lith. rugosus, und an ihrer Oberfläche nicht selten unregelmässig gerieft
ist (Taf. 51. Fig. 21).
Vorkommen: Im unteren Pläner von Plauen und im Hippuritenkalke von Koriezan in Böhmen,
oft in Astraeen bohrend.
3. L. Scheuchzeri v. Gutbier sp. — Taf. 51. Fig. 22. 23. 27—30.
1858. Pholas Scheuchzeri v. Gutbier, Geogn. Skizzen aus der Sächsischen Schweiz, pag. 49, fig. 59—61.
Neben den oval-keulenförmigen Bohrlochausfüllungen der Gastrochaena Ostreae (Taf. 51. Fig. 14—-18)
und solchen von einer mehr spindelförmigen Gestalt, die sich vielleicht noch an Zithodomus rugosus an-
schliessen (Taf. 51. Fig. 22. 23), begegnet man in dem Conglomerate von Zeschnig bei Hohnstein sehr häufig
noch einer dritten Art dieser Gattung (Taf. 51. Fig. 27—30).
Ihre bauchig-gewölbte Schale ist an ihrem vorderen Ende abgestumpft, nach hinten keilförmig ver-
längert und verengt, ihrer Länge nach von einem gerundeten Rücken durchzogen und an ihrem Unterrande
etwas eingebogen. Die Wirbel berühren sich, ein deutliches Mondchen vor denselben ist nicht vorhanden.
Am hinteren Theile des Schlossrandes erhebt sich dagegen ein schmales lanzettförmiges Feld (Fig. 28. 29).
Oft gegen 15 mm. lang und hinter dem Wirbel halb so hoch und dick. Ihre Oberfläche zeigt nur
selten die ihr eigenthümlichen, mehr oder minder stark hervortretenden concentrischen Anwachsstreifen
(Fig. 30 a), meist ist sie von einer glatten Hülle verdeckt, welche mit zunehmender Grösse und Verdickung
nur noch durch eine Längsfurche und am hinteren Ende durch eine Kante den Rand der Schalen andeutet
(Fig. 22. 23).
Vorkommen: In dem an Brocken jurassischer Gesteine aus der nächsten Umgegend reichen Grünsand-
Conglomerate des unteren Quaders an der Ziegelei von Zeschnig zwischen Rathewalde und Hohnstein in der
Sächsischen Schweiz.
4. Lithodomus sp. jurassica. — Taf. 51. Fig. 31.
Inmitten eines jurassischen Kalksteines in den Conglomeraten von Zeschnig kam die Taf. 51, Fig. 31
abgebildete Art vor, die ihrem. Vorkommen nach der älteren Fauna des Hohnsteiner Jura angehört. Sie ist
mit der Masse desselben dichten Kalksteines erfüllt, von dem sie umschlossen wird, während alle anderen
dort in Brocken verschiedener jurassischer Gesteine vorkommenden Bohrmuscheln mit Masse von Grünsand
des Quadermeeres erfüllt sind, welches die dortige jurassische und granitische Küste bespült hat.
Fam. Arcacidae.
Arca L. 1797. Cucullaea Lam. 1801.
1. A. Galliennei d’Orb. — Taf. 48, Fig. 20—22.
1844. d’Orbigny, Pal. frane. terr. cret. III. pag. 218. Pl. 314.
1846.? A tenuistriata, Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 11.
1847. d’Archiac in Mem. de la Soe. geol. de France, 2. ser. T. II. 2. pag. 348.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 164.
1850. d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 164.
Die quer-oval-längliche Schale ist an beiden Enden gerundet, nach vorn verkürzt, nach hinten ver-
längert. Der niedergebogene Wirbel nähert sich dem vorderen Ende. Ihr stark gewölbter Rücken ist nach
der Mitte des Unterrandes hin sanft eingebuchtet. Die Bandfläche ist sehr schmal. Ihre ganze Oberfläche
ist dicht mit ausstrahlenden Linien bedeckt, welche durch Theilung oder durch Zwischenlagerung neuer
Linien oft stärker und schwächer erscheinen (Fig. 20 ce). Sie stehen gedrängt beisammen und werden von
eng liegenden concentrischen Anwachslinien durchkreuzt (Fig. 22 b). In der Regel ist die Schale fast doppelt
so lang als hoch. Exemplare von Plauen haben zum Theil bis 6 cm. Länge erreicht.
Vorkommen: Ziemlich häufig in dem unteren Pläner von Plauen, Koschütz und Dölzschen, sowie
in den Conglomeraten des unteren Quaders im Tunnel von Oberau. Steinkerne liegen aus Schichten von
gleichem Alter, dem Grünsande von Essen vor. Ihr Vorkommen in dem unteren Pläner der Schillinge bei
— 221 —
Bilin (A. tenwistriata bei Reuss), in der Tourtia von Tournay in Belgien und in cenomanen Schichten Frank-
reichs bei Le Mans, Coudrecieux und Rouen verweist diese Art überall in denselben geologischen Horizont.
2. A. tricarinata Gein. — Taf. 48. Fig. 23. 24.
1840. Arca sp. Gein. Char. II. pag. 50. Taf. 10. fig. 7.
1849. A. tricarinata Gein. Quad. Deutschl. pag. 164.
Die quer-elliptische Schale ist meist doppelt so lang als hoch und besitzt einen niedrigen, wenig
vor der Mitte liegenden Wirbel und eine sehr schmale Bandfläche. Beide Enden der Schale sind regelmässig
gerundet und weniger hoch als in der Mitte. Sie ist in der Nähe des Oberrandes schief abgedacht und hier
treten nicht selten einige der schmalen Längsrippen kielartig hervor (Fig. 23), was aber auf den zuerst be-
kannten Steinkernen noch deutlicher ist und zu dem im Allgemeinen nicht sehr passenden Speciesnamen
Veranlassung gab. Derselbe lässt sich jetzt nicht mehr ändern, wiewohl auf dem Fig. 24 abgebildeten
Exemplare diese Kiele ganz fehlen. Ueber sämmtliche radiale Linien, welche die Oberfläche dicht bedecken,
laufen concentrische Linien hinweg, welche die ersteren gekörnt erscheinen lassen (Fig. 24 b).
Vorkommen: Selten im unteren Pläner von Koschütz bei Plauen und in den Conglomeratschichten
des unteren Quaders im Tunnel von Oberau.
3. A. Plauensis Gein. — Taf. 49. Fig. 4.
Eine zunächst mit A. subangulata d’Orb. (— A. angulata Reuss, böhm. Kr. II. pag. 11. Taf. 34. fig. 30)
verwandte Art, deren schmale quer-verlängerte Schale vorn gerundet, hinten fast gerade abgeschnitten ist und wenig
vor ihrer Mitte einen kräftigen, niedergebogenen Wirbel besitzt. Von diesem läuft ein Kiel nach der unteren
Ecke des Hinterrandes, über welchem sich eine nach oben steil abfallende und mit einer Längsfurche versehene
Fläche bildet. Vor dem Kiele ist nur eine schwache Einsenkung des ungewöhnlich breiten Rückens bemerkbar.
Die Oberfläche ist dicht mit ausstrahlenden Linien bedeckt, die durch regelmässige concentrische
Linien körnig werden. Durch diese Linien unterscheidet sich A. Plauensis von A. subangulata, welcher nach
Reuss alle ausstrahlende Linien fehlen. Länge 35 mm., Höhe am Wirbel 18 mm.
Vorkommen: Wenige Exemplare liegen aus dem unteren Pläner von Plauen vor.
4. Arca glabra Park. sp. — Taf. 49. Fig. 1—3.
1811. Cucullaca glabra Parkinson, Organie Remains of a former world, III. pag. 171. Pl. 13. fig. 1.
1814. Desgl. Sowerby, Min. Conch. Pl. 67.
1834— 1840. Arca carinata Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 150, Taf. 124. fig. 2. (Nicht Arca carinata Sow. und nicht
Cucullaea carinata Sow.).
1840. Cucullaea glabra Gein. Char. II. pag. 49.
1842. Cue. ovalis Gein. Char. III. pag. 78. Taf. 20. fig. 16. (zusammengedrückt.)
1843. Arca ligeriensis d’Orbieny, Pal. france. terr. cret. III. pag. 227. Pl. 317. fig. 1—3.
Arca Passyana d’Orb. ib. pag. 241. Pl. 327. fig. 1, 2.
1846. Arca glabra Reuss, Böhm. Kreidef. II. pag. 13. Taf. 34. fig. 44; Taf. 35. fig. 1, 2.
1849. A. Ligeriensis Gein. Quad. Deutschl. pag. 162.
1350. A. ligeriensis und A. Passyana d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 164.
1865. A. glabra Briart & Cornet, deser. min., geol. et pal. (Mem. de l’Ac. R. des sc. & Bruxelles, Taf. XXXIV.)
pag. 55. ex parte Pl. 5. fig. 1—3 (nicht fig. 4—6).
Parkinson und Sowerby haben diese Art als Oucullaes glabra zuerst aus dem cenomanen Grünsande
von Blackdown in Devonshire beschrieben, daher muss man zur Klärung der verschiedenen Ansichten über
— 22 —
Arca glabra auf Exemplare von Blackdown zurückkommen, von welchen Taf. 49. Fig. 2 eine Abbildung gibt.
Dieselbe erscheint etwas weniger schief als Sowerby’s Abbildung, nach welcher die untere Seite des Vorder-
randes etwas mehr verkürzt ist. Ein zweites mir vorliegendes Exemplar, welches gut damit übereinstimmt,
hatte Capt. Boscawen Ibbetson in einem rothen Thoneisenstein der Insel Wight gesammelt, welcher nach
ihm dem Lower Greensand angehören soll.
Der Umfang der hochgewölbten Schalen ist quer-rhomboidisch und etwas breiter als hoch. Der
vordere Rand stösst an den Schlossrand stumpfwinkelig an und verläuft mit einer vorspringenden Rundung
allmählich in den nur schwach gerundeten Unterrand; der Hinterrand ist schief abgeschnitten und bildet an
seinem unteren Ende eine abgerundete Ecke, in welche eine von dem mittelständigen Wirbel ausgehende
Rückenkante verläuft, hinter welcher die Schale steil abfällt. Es ist für Arca glabra besonders bezeichnend,
dass diese Rückenkante um so deutlicher hervortritt, als sie nicht nur auf der hinteren abschüssigen Schalen-
fläche von einer sehr deutlichen Längsfurche begrenzt ist, sondern dass sich die Schale auch vor jener Kante
eine Strecke weit flacher einsenkt, als auf dem übrigen Theile des breiten Rückens. Dieser Charakter fehlt
der Arca subglabra d’Orb., oder A. glabra bei Goldfuss u. A. aus den oberturonen und untersenonen Ab-
lagerungen, wo jene Rückenkante mehr gerundet ist und allmählich in den gleichartigen gewölbten Rücken
der Schale verläuft.
A. glabra Park. sp. hat in ihren Jugendzuständen das Ansehen der A. carinata bei Goldfuss, ist
zuweilen selbst noch schmäler. Die Taf. 49. Fig. 1 u. 3 abgebildeten Steinkerne aus dem unteren Quader-
sandstein schliessen sich hier an. Mit zunehmendem Alter tritt eine Neigung zur weiteren Ausdehnung der
Schale nach hinten hervor, sie wird zu A. ligeriensis d’Orb. und durch eine noch stärkeren Ausdehnung nach
dieser Richtung zu A Passyana d’Orb., mit welcher letzteren d’Orbigny gerade die Exemplare vereinigt hat,
welche Reuss aus dem unteren Quader und Pläner Böhmens als A. glabra beschrieben hat. Letztere sind
leider etwas zusammengedrückt, ebenso wie das von Geinitz früher zu Cuc. ovalis Nilss. gestellte Exemplar
vom Postelberg.
Umgekehrt besitzt Arca subglabra mehr die Neigung zu einer Ausdehnung der Schale nach vorn hin.
Vorzügliche Abbildungen von A. glabra haben Briart und Cornet a. a. O. Pl. 5. fig. 1—3 gegeben,
während sie mit Unrecht auch Arca fibrosa Sow. sp. mit ihr vereinen. Es unterscheidet sich letztere Art,
welche Sowerby (Min. Conch. Pl. 207. fig. 2) aus dem Grünsande von Blackdown als Cucullaea fibrosa be-
zeichnet, durch eine weit flachere Rundung der hinteren Seite, so dass die für A. glabra so ausgezeichnete
Rückenkante nach unten hin gänzlich verschwindet. Sie tritt hierdurch der Arca subglabra, oder A. glabra
bei Goldfuss, weit näher, welche letztere daher d’Orbigny in Pal. fr. IH. pag. 212 mit A. fibrosa Sow.
vereinigt, während er sie später in Prodrome de Pal&ontologie, II. pag. 244 als besondere Species mit dem
Namen A. subglabra abgetrennt hat. Es können nur zusammengedrückte Exemplare der A. glabra zu einer
Verwechselung mit A. fibrosa und A. subglabra Veranlassung geben.
Die Oberfläche der Schale ist im Allgemeinen glatt, d. h. concentrisch gestreift und hier und da mit
undeutlichen ausstrahlenden Linien versehen.
Vorkommen: Diese wirkliche Arca glabra Park. sp. ist in Sachsen und Böhmen nur aus ceno-
manen und allenfalls unterturonen Schichten bekannt. Sie zeigt sich nicht selten in dem unteren Quadersand-
stein der Muschelfelsen bei Koschütz, vereinzelt in dem Quader von Niederschöna und der Goldenen Höhe,
sowie in dem unteren Quader von Tyssa, in dem Grünsande von Laun und dem Exogyrensandsteine von Mal-
nitz und Postelberg in Böhmen. Ein junges Exemplar wurde im unteren Pläner des Tunnels am Oberau
— 2233 —
aufgefunden, ein der Var. Arca Passyana d’Orb. angehöriger Steinkern in dem cenomanen Grünsande von
Frohnhausen bei Essen a. d. Ruhr. Das Vorkommen der A. Ligeriensis und A. Passyana d’Orb. in ceno-
manen Schichten von le Mans und Rouen, sowie die Entdeckung der A. glabra in der Meule von Brac-
quegnies entsprechen gleichfalls dem geologischen Niveau von Blackdown in Devonshire.
5. A. carinata Sow. — Taf. 49. Fig. 5, 6.
1813. Sowerby, Min. Conch. Pl. 44. fig. 2, 3.
1843. D’Orbigny, Pal. frang. terr. er6t. III. pag. 214. Pal. 313. fig. 1—3.
1850. D’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 138, 164.
1865. Briart et Cornet, deser. min., g6ol. et pal. de la Meule de Bracquegnies, pag. 56. Pl.5. fig. 15, 16.
Die quer-verlängerte trapezoidale Schale ist sehr ungleichseitig, hoch gewölbt und besitzt einen stark
niedergebogenen Wirbel in der Nähe des Vorderrandes. Der letztere stösst fast rechtwinkelig an den Schloss-
rand an und verbindet sich unter einer Rundung mit dem langen, fast geraden Unterrand. Der hintere
Theil der Schale fällt von einem scharfen Kiele plötzlich ab und scheidet den breiten Rücken von dem deut-
lich eingedrückten, schief abgeschnittenen, hinteren Schalenfelde. Die Oberfläche ist dicht bedeckt mit
flachen Längsrippen, welche am Kiele und hinter demselben ziemlich ungleich sind und von concentrischen
Anwachslinien durchschnitten werden. Unserem jüngeren Exemplare von Plauen (Fig. 5.) entspricht sehr
genau die zum Vergleiche (Fig. 6.) mit abgebildete Schale aus dem oberen Grünsande der Insel Wight,
die wir Herrn Capt. Boscawen Ibbetson verdanken. Diese Schale erscheint in Folge von Druck wesent-
lich breiter als die in Sowerby’s Abbildung, indess nähert sich der letzteren die auf dem Gestein noch vor-
handene andere Schale dieses Exemplares um so mehr.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner von Plauen. Sowerby beschrieb sie zuerst aus dem Grün-
sande von Devizes in England; d’Orbigny führt sie aus dem Gault oder Albien von Geraudot, Ervy, Perte-
du-Rhone und Clansayes, sowie aus dem Cenoman von LaMalle undLamnay in Frankreich und von Blackdown
in Devonshire auf, während sie Briart und Cornet als Seltenheit auch in der Meule von Bracquegnies in
Belgien entdeckten.
Pectuncuius Lamarck.
1. P. obsoletus Goldf. — Taf. 49. Fig. 7—11.
1834—1840. Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 160. Taf. 126. fig. 4.
1840. Gein. Char. II. pag. 51. Taf. 11. fig. 2.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 160.
Die dicke, regelmässig gewölbte Schale besitzt einen schief-oval-kreisrunden Umriss und einen vor
der Mitte liegenden stumpfen Wirbel, hinter welchem sich eine nur sehr schwach eingedrückte Furche herab-
zieht. Ihre Oberfläche ist mit flachen, oft undeutlichen Längsrippen bedeckt, welche durch schmale Furchen
geschieden und durch wellenförmige Anwachslinien gekräuselt sind. Die Bandfläche unter dem Wirbel ist
verhältnissmässig niedrig; wo letztere abgerieben ist, erscheinen die mittleren Schlosszähne weit höher, als
sie in der That sind. Ihre normale Beschaffenheit ist Fig. 9 wenig vergrössert dargestellt.
Steinkerne sind glatt und nur an ihrem unteren Rande gekerbt (Fig. 10. 11). Auf ihnen treten die
beiden Muskeleindrücke und der Manteleindruck sehr deutlich hervor. In Fig. 11 sind erstere durch Schalen-
reste verdeckt.
Palaeontographica XX. 6. 32
— 224 —
Nahe verwandt mit P. obsoletus ist P. subpulvinatus d’Archiac (Mem. de la Soc. geol. de France,
2. ser. T. II. P. 2. pag. 1. Pl. 15. fig. 2) von Tournay, doch fehlen demselben die wellenförmigen An-
wachslinien und er besitzt eine grössere Anzahl von Schlosszähnen, was vielleicht nur als eine Varietät auf-
zufassen ist. P. sublaevis Sowerby (Min. Conch. Pl. 472. fig. 5. 6), womit d’Orbigeny den P. obsoletus ver-
einiget hat, unterscheidet sich durch eine grössere Gleichseitigkeit der Schale, durch einen spitzeren Wirbel,
an dessen Seiten die Schale schneller abfällt, einen mehr gerundeten Schlossrand und durch schmälere, un-
gleichere und häufig mehr vorstehende Längsrippen. Diese Art ist für oberturone oder untersenone Schichten,
wie den Grünsand von Kieslingswalda, den Kreidemergel vom Luisberg bei Aachen und am Salzberge bei
Quedlinburg charakteristisch.
Vorkommen: P. obsoletus Goldf. ist in den Muschelfelsen des unteren Quadersandsteines von
Koschütz bei Dresden massenhaft angehäuft und wird in den untersten Schichten des unteren Pläners von
Koschütz und Plauen sehr häufig gefunden. Gewöhnliche Grösse 3—3,; cm.
9. P. Lens Nilsson. — Taf. 49. Fig. 12; II. Taf. 16. Fig. 6.
1827. Nilsson, Petr. Suecana pag. 15. Tab. 5. fig. 4.
1837. Hisinger, Lethaea Suecica pag. 59. Tab. 18. fig. 6.
1842. Gein. Char. III. pag. 77. Taf. 20. fig. 18, 33.
1846. Gein. Grundr. pag. 447.
Reuss, Böhm. Kreidef. II. pag. 9.
1849. Gein. Quadr. Deutschl. pag. 162.
Der Umfang der schwach-gewölbten Schale ist kreisrund und ihr kleiner, fast rechtwinkeliger Wirbel
liegt in der Mitte. Ihre Oberfläche erscheint durch ca. 40 flache und schmale Längsrippen radial gestreift.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner von Plauen (Taf. 49. Fig. 12) und in dem turonen Pläner-
mergel an der Walkmühle bei Pirna (II. Taf. 16. Fig. 6). Damit stimmen Exemplare aus dem cenomanen
Hippuritenkalke von Kutschlin, sowie aus dem Grünsandstein von Czencziz und Postelberg und dem oberen
(senonen) Plänermergel von Luschitz in Böhmen sehr gut überein. Nilsson beschrieb diese Art aus den
senonen Ablagerungen von Balsberg und Köpinge in Schonen.
Fam. Trigoniidae.
Trigonia Bruquiere, 1789.
1. T. sulcataria Lam. 1819. — Taf. 49. Fig. 13, 14.
1834—40. Lyrodon suleatum Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 203. Taf. 137. fig. 7.
1839—53. Deshayes, Trait& €. de Conchyologie, Pl. 33. fig. 10.
1840. Agassiz, Mem. sur les Trigonies, Tab. 11. fig. 17.
1840. Gein. Char. II. pag. 54. Taf. 21. fig. 3.
1843. D’Orbigny, Pal. franc. terr. eret. III. pag. 150. Pl. 294. fig. 5. 6.
1846. Gein. Grundr. pag. 444.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 158.
1868. Gümbel, Geogn. Beschr. des Kön. Bayern, II. 1. pag. 700.
Schale dreiseitig-keilförmig, vorn gerundet, nach hinten verlängert und verengt und zuletzt schief
abgeschnitten. Der hohe Wirbel liegt vor der Mitte und ist nur wenig rückwärts gekrümmt. Ein von ihm
nach der hinteren Ecke des Unterrandes laufender Kiel ist einwärts gebogen und schneidet ein breites, fast
aan
ebenes hinteres Feld ab, welches längs seiner Mitte gefurcht und mit abwärts gebogenen Falten verziert ist,
(Fig. 14. b). Der Unterrand ist nur in der Nähe des Hinterrandes ein wenig eingebogen und verbindet sich
durch eine Rundung mit dem Vorderrande. Das Auszeichnende für diese Art liegt in einer grösseren Anzahl
concentrischer Rippen, die von dem Vorderrande nach hinten laufen und in der hinteren Hälfte der Schale
von vertical-Jaufenden Rippen durchkreuzt und abgeschnitten werden. Sie beginnen erst hinter dem Wirbel
und stossen unter spitzem Winkel mit den Falten des hinteren abgedachten Feldes zusammen. Sowohl jene Längs-
rippen, als auch ein grosser Theil der unteren Querrippen ist mit rundlichen Knoten besetzt, was sowohl an
Tyssaer als Plauenschen Exemplaren weit deutlicher als an vielen von dieser Art gegebenen Abbildungen
hervortritt. Die Länge der Schale verhält sich zur Höhe etwa wie 32:30.
Vorkommen: In Sachsen kennt man diese Art nur in wenigen Exemplaren aus dem unteren Quader
der Muschelfelsen bei Koschütz und dem unteren Pläner von Plauen. Sehr schön kommt sie im unteren
Quadersandsteine von Tyssa und nach Gümbel bei Koriczan in Böhmen vor. Goldfuss beschrieb sie aus
cenomanen Schichten von le Havre.
2. T. Buchi Gein. — Taf. 49, Fig. 15. 16.
1840. Trigonia de Buchiü Gein. Char. II. pag. 54. Taf. 21. fie. 1. 2.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 158.
Bei nierenförmig-dreiseitigem Umriss ist die Schale etwas breiter als bei 7. sulcataria, verschmälert
sich mehr nach hinten und ist an ihrem Unterrande in der Nähe des hinteren Endes deutlich eingebogen.
Nur der vordere gerundete Theil der Schale ist mit concentrischen Rippen bedeckt, der ganze übrige Scha-
lentheil trägt eine weit grössere Anzahl gekörnter Längsrippen, deren vorderste sich unter stumpfen Winkeln
mit jenen stärkeren Querrippen verbinden. ‚Das obere concave Schalenfeld hinter dem. hohen, sich nach der
Mitte hin drängenden Wirbel ist fast glatt und seiner Länge nach eingebuchtet.
Gemäss ihrer Form und Structur der Schale bildet 7. Buchi eine Mittelstufe zwischen 7. sulcataria
und T. disparilis d’Orb. (Pal. franc. terr. er&t. II. Pl. 299. fig. 3. 4) aus turonen Schichten. Letztere unter-
scheidet sich von 7. Bucht durch ihre geringere Höhe, durch den Mangel einer Einbiegung an dem unteren
Rande und durch eine weit geringere Anzahl der vorderen Querrippen.
Vorkommen: Selten in dem Grünsande des unteren Quaders im Tunnel von Oberau und im EIb-
stollen zwischen Zaukeroda und Priessnitz.
Fam. Crassatellidae.
Crassatell« Lam. 1799.
C. regularis d’Orb. — Taf. 50. Fig. 4; II. Taf. 17.
1840. Trigonia — ? Gein. Char. II. pag. 54. Taf. 11. fie. 9.
1843. D’Orbigny, Pal. franc. terr. er6t. III. pag. 80. Pl. 266. fig. 4—7.
1846. Reuss, Böhm. Kreidef. II. pag. 3. Taf. 33. fig. 25.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 156.
1850. D’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 238.
1370. F. Roemer, Geologie von Oberschlesien, pag. 339. Taf. 29. fig. 8.
Schale quer-oval-dreiseitig, da der spitze wenig vor der Mitte liegende Wirbel nur schwach nieder-
gebogen ist. Von ihm läuft eine Kante nach dem hinteren Ende des fast geraden Unterrandes, der sich an
— 226 —
den schief abgeschnittenen Hinterrand mit einer stumpfen Ecke anschliesst, dagegen in den gerundeten Vorderrand
allmählich verläuft. Das hintere, schief abgeschnittene Feld ist geebnet, ohne eine mittlere Furche oder Falte
zu besitzen. Die Oberfläche wird von regelmässigen, engliegenden Anwachsstreifen bedeckt. Auf den glatten
Steinkernen (II. Taf. 17) treten Muskeleindrücke und Manteleindruck sehr deutlich hervor, während
eine undeutlichere Längsfurche sich von der vorderen Seite des Wirbels in eine rückwärts gebogene Linie
nach unten wendet und unter spitzem Wirbel die Mitte des Manteleindruckes zu erreichen sucht.
Crassatella macrodonta Zittel (die Bivalven der Gosaugebilde, pag. 46. Taf. 8. fig. 2. 3) entwickelt
sich mehr in die Höhe und hat daher eine mehr oval-dreiseitige Form, so dass man sie nach den uns vor-
liegenden Exemplaren dieser Art aus dem Hofersgraben damit nicht vereinigen kann.
Or. Vindinnesis d’Orb., welche Gümbel im unteren Quader von Regensburg erkannt hat, unter-
scheidet sich von Or. regularis durch eine Längsfalte in der Mitte des hinteren Feldes und durch ihr
spitzeres hinteres Ende, was namentlich auch an den Steinkernen von Regensburg sehr deutlich hervortritt.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner von Plauen, und als Steinkern im Plänerkalke von Strehlen.
Nach Reuss im unteren Pläner von Laun in Böhmen, nach F. Römer im cenomanen Kalkmergel von Bladen
in Oberschlesien, in dem oberturonen oder untersenonen Grünsande von Kieslingswalda im Glatzischen, nach
d’Orbigny in senonen Schichten von Bains-de-Rennes in Frankreich.
Fam Astartidae.
4Astarte Sowerby, 1817.
1. A. Plauensis Gein. — Taf. 50. Fig. 7.
Die nur wenige Millimeter grosse Schale hat einen rundlich-vierseitigen Umfang und mittelständige
Wirbel, die sich berühren. Vor diesen liegt ein vertieftes herzförmiges, hinter ihnen ein lanzettförmiges
Feld. (Fig. 7. c). Ihre Oberfläche ist ziemlich gleichmässig gewölbt, nach dem Hinterrande hin aber sanft
eingebuchtet und mit entfernt liegenden glatten concentrischen Rippen bedeckt. Der Schlossrand stösst recht-
winkelig an den Hinterrand an, der vordere Rand der Schale bildet eine etwas vorstehende Ecke.
Sie nähert sich durch ihren Umriss wohl am meisten der A. acuta Reuss (böhm. Kreidef. II. pag. 3.
Taf 33. fig. 17; Taf. 37. fig. 14), welche im oberen Plänermergel von Priesen, Böhmisch Kamnitz und bei
Kreibitz in Böhmen vorkommt, ohne damit identisch zu sein.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner von Plauen.
2. A. cingulata Gein. — Taf. 50. Fig. 8.
Die comprimirte Schale ist quer-oval-dreiseitig, breiter als hoch, an ihrem Unterrande etwas ein-
gebogen, vorn und hinten verschmälert und besitzt einen kleinen, vor der Mitte ihrer Länge liegenden,
niedrigen Wirbel. Sie ist mit dicken concentrischen Anwachsringen bedeckt, die sich besonders nach unten
hin zu hohen glatten Wulsten zu erheben pflegen.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Cyprina incerta d’Archiac (Mem. de la Soc. g6ol. de France,
2. ser. Taf. II. P. 2. Tab, 14. fig. 6) von Tourmay mit A. cingulata identisch ist, doch weist das dort ab-
gebildete Bruchstück auf grössere Höhe der Schale hin. Unsere Exemplare sind bei 19 mm. Länge an dem
Wirbel nur 11 mm. hoch. Der Schlossapparat ist noch nicht genügend bekannt. Das Bandfeld ist schmal.
-
— 227 —
Vorkommen: In den tiefsten Schichten des unteren Pläners von Plauen und in den Conglomeraten
des unteren Quaders im Tunnel von Oberau. E
3. Astarte? sp.
1842. 4A. formosa Gein. Char. III. pag. 76. Taf. 21. fig. 19. (Nicht Sowerby bei Fitton).
1846. A. multistriata Gein. Grundr. d. Verst. pag. 429. -—- Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 3.
Das einzige noch vorliegende Exemplar aus den Conglomeratschichten des unteren Quaders im
Tunnel von Oberau, das sich jetzt in der Sammlung des Dresdener Polytechnikums befindet, ist nur ein
Abdruck, worauf sich weitere Schlüsse nicht bauen lassen. Durch Form und ihre dicken concentrischen
Rippen sich der A. formosa Sow. nähernd, liegt doch ein Hauptunterschied von dieser Art in ihren feinen
ausstrahleuden Linien, welche über diese Querleisten hinweglaufen, wodurch sie der A. multistriata Sow. nahe
verwandt werden.
Exemplare aus dem oberen Quadermergel von Kreibitz in Böhmen, welche im Grundriss der Ver-
steinerungskunde pag. 429 damit in Verbindung gebracht worden sind, scheinen sich auf eine mit Cardita
tenwistriata nahe verwandte Art zurückführen zu lassen.
Opis Defrance, 1825.
O0. bicornis Gein. — Taf. 50. Fig. 1—3.
1843. Arca bicornis Gein. Char. Nachtr. pag. 14. Taf. 5. fig. 10.
1845. Opis Galliennei d’Orb. Pal. frang. terr. eret. III. Pl. 257 bis. fig. 6—8.
1846. Opis bicornis Gein. Grundr. d. Verst. pag. 427.
Reuss, böhm. Kreidef. II. pag. 2.
1849. Gein. Quad. Deutschl. p. 156.
1850. Opis Truellei d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 238 z. Th.
Diese grosse Art zeichnet sich durch ihre sehr hohen, hörnerartigen Wirbel aus, die sich etwas nach
vorn richten und schwach gegen einander biegen und ebensoweit hervorragen, als die Höhe der Schale bis
an den Schlossrand beträgt. Mit ihren langen Wirbeln erscheint die Schale pyramidal, ohne dieselbe ist ihr
Umfang breiter als hoch, etwas vierseitig, und zwar am Vorderrande convex, am Hintervrande gerade ab-
geschnitten und etwas eingebuchtet, wie längs ihrer ganzen hinteren Seite, die von einer Kante aus schnell
abfällt, am Unterrande nur schwach gewölbt, entsprechend dem fast geebneten Rücken. Sie ist sehr dick-
schalig und mit starken concentrischen Anwachsringen bedeckt, welche eng an einander liegen. Steinkerne
zeigen die beiden grossen ovalen Muskeleindrücke an der Basis der hornartigen Hervorragung, deren innere
Fläche an der vorderen Seite mit einer scharfen Kante begrenzt wird (Fig. 3. b), neben welcher sich eine
flache Bucht bis an die Spitze des Wirbels hinzieht, an welche wiederum eine flachwulstige Erhöhung grenzt.
O0. Truellei d’Orb. (Pal. frane. terr. eret. III. pag. 56. Pl. 255), womit d’Orbigny diese Art ver-
einigt, besitzt einen weniger schlanken Wirbel, dagegen stimmt die von d’Orbigny weit später gegebene
Abbildung des O. Galliennei mit ©. bicornis gut überein. \
Unter den von Stoliczka beschriebenen Arten aus der südindischen Kreideformation ist Opisoma
Geinitziana die nächste Verwandte.
Vorkommen: Im unteren Pläner von Plauen und von Kutschlin in Böhmen, sowie in dem Grün-
sande des unteren Quaders im Tunnel von Oberau.
— 22383 —
Fam. Lucinidae.
Mutieila« Stoliczka, 1870.
M. Ringmerensis Mant. sp. — II. Taf. 16. Fig. 11—13.
Vorkommen: Im unteren Pläner von Plauen.
Unicardung d’Orbigny, 1847—1850.
U. tumidum Briart & Cornet. — Taf. 5i. Fig. 4. 5.
1865—68. Briart et Cornet, Meule de Bracquegnies, Mem. de l’Acad. belg. T. XXXII. Pag. 68. Tab. 7. fig. 6. 7.
Die rundliche, bauchig-gewölbte Schale, welche nur wenig breiter als hoch ist, hat einen stumpfen,
ganz niedergebogenen Wirbel, der fast in der Mitte liegt und eine geringe Biegung nach vorn hin macht.
Die hintere Seite fällt mit einer stärkeren Wölbung nach dem Oberrande ab, wo sich ein schmales lanzett-
förmiges Feld bildet, während die vordere Seite neben dem Wirbel schwach eingedrückt ist. Die ziemlich
dicke Schale ist concentrisch gestreift und mit unregelmässigen stärkeren Anwachsringen bedeckt. Steinkerne
lassen unter dem Wirbel eine schwache Grube für den aufrechten Schlosszahn wahrnehmen. Man findet die
Schalen gewöhnlich verschoben, was auf die geringe Festigkeit ihres Schlossapparates hinweist.
Die ganze Form der Muschel erinnert an Cardium oder Isocardia. Mit dem ersteren hat d’Orbigny
Unicardium vereinigt, während Stoliezka diese Gattung zu den Luciniden stellt. =
Vorkommen: Von 26 mm. Breite und 23 mm. Höhe selten im unteren Pläner von Plauen und
in der gleichalterigen Meule von Bracquegnies in Belgien.
Eriphyla Gabb, 1864. (Lucina Auct. p.)
Mit allem Rechte hat Stoliezka Zueina lentieularis Goldf. zu Eriphyla gestellt, da bei ihr ein, wenn
auch nur schwacher Mantelausschnitt vorhanden ist (vgl. Th. IL). Aus diesem Grunde wird diese Gattung
zur Familie der Veneriden oder Oytneriden verwiesen. Da sich Eriphyla hierdurch jedoch in einer ähnlichen
Weise zu Lucina, wie Protocardium zu Cardium, und wie Leda zu Nucula stellt, so ist sie hier vorläufig
aus dieser Familie nicht ausgeschieden worden.
E. striata Sow. sp. — Taf. 51. Fig. 1—3.
1826. Astarte striata Sowerby, Min. Conch. Tab. 520. fig. 1. 2.
1847. Astarte Konincki d’Archiac, Mem. de la soc. geol. de France, 2. ser. T. II. P. 2. pag. 302. Pl. 14. fig. 4.
1850. Astarte striata d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag. 160.
1871. Eriphila striata Stoliczka, Cret. Pelecypoda of South India, pag. 285.
Von rundlichem, undeutlich-fünfseitigem Umriss, wie E, lenticularis, und mit mittelständigem Wirbel,
unterscheidet sich diese Art von der eben genannten durch ihre weit stärkere Wölbung. Die hintere Seite
ist schief abgedacht und bildet mit dem Schlossrande einen undeutlichen stumpfen Winkel, während die etwas
vorspringende vordere Seite schief gerundet ist. Hinter dem Wirbel liegt ein schmales lanzettförmiges
Bandfeld.
Vorkommen: Sie erreicht in dem unteren Pläner von Plauen, ähnlich wie in dem Grünsand von
Blackdown und in der Tourtia von Tournay über 40 mm. Grösse. Kleinere Schalen oder Steinkerne in dem
Plänerkalke von Strehlen, welche ihr angehören können, wurden bisher meist mit als Zueina lenticularıs
oder Venus parva bezeichnet.
— 229 —
Fam. Carditidae (Oyprinidae) d’Orb.
Cyprina Lam. 1812.
C. trapezoidalis A. Röm. sp. — Taf. 50 Fig. 5. 6.
1841. Crassatella trapezoidalis A. Römer, nordd. Kreideg. pag. 74. Taf. 9. fig. 22.
1549. Gein. Quad. Deutschl. pag. 158. z. Th.
1850. Cypricardia trap. d’Orb. Prodr. de Pal. Il. pag. 240.
Die trapezoidische Schale ist stark gewölbt, quer verlängert, vorn gerundet und sehr verkürzt, (da
der niedergebogene Wirbel, welcher den Schlossrand kaum überragt, das vordere Ende ziemlich erreicht,
unter sich eine kleine Eindrückung des Vorderrandes umschliessend. Sie ist nach hinten verlängert und
schief abgeschnitten, fällt von einer scharfen Kante plötzlich nach einem hinteren, schwach concaven Schalen-
felde ab, dass auch an seinem oberen Rande von einer ähnlichen Kante begrenzt wird, welche das schmal
lanzettförmige Bandfeld einschliesst. Der Unterrand ist nur wenig gebogen und mit dem hinteren Schloss-
rande fast parallel. Ihre ganze Oberfläche ist glatt.
Vorkommen: Vereinzelt im unteren Pläner von Plauen bis 30 mm. lang und hinter dem Wirbel
nur 2 Drittel so hoch.
A. Römer führt diese Art aus dem Plänerkalke von Streblen auf, was vielleicht auf einer Ver-
wechselung des Fundortes beruht, da sie uns von dort nicht bekannt geworden ist.
Eine dieser Art sehr nahe verwandte kommt in dem oberen Quadermergel von Regensburg und bei
Nagorzany unweit Lemberg vor. Diese unterscheidet sich jedoch von (©. trapezoidalis durch ihre mehr
bauchige Beschaffenheit in der Nähe des mehr über den Schlossrand vorragenden und etwas hinter dem Vor-
derrande liegenden Wirbels.
Es empfiehlt sich vielleicht, sie als ©. subtrapezoidalis zu unterscheiden.
C. tricarinata (Crassatella tr.) A. Röm.. (a. a. O. pag. 74. Taf. 9. fig. 23) aus den Salzberg-
schichten von Quedlinburg, unterscheidet sich von der vorigen durch ihre mehr quer-ovale Form, einen
mehr zurücktretenden Wirbel und die Gegenwart einer dritten, wenn auch oft undeutlichen Kante auf dem
hinteren Schalenfelde. Diese Art scheint auch in den Schichten von Kieslingswalda nicht zu fehlen.
Die in der Korallenkreide von Faxe auf Seeland vorkommende Art weicht durch grössere Höhe und
weit stärkeres Vorragen des Wirbels, so wie durch fast wulstförmig hervortretende Anwachsstreifen wesent-
lich von ©. trapezoidalis ab und wird in Copenhagen als CO. faxensis M. U. H. unterschieden.
Fam. Cardiidae.
Cardium L. 1753.
1. C. Cenomanense d’Orb. — Taf. 50. Fig. 9.
1842—1850. Card. alutaceum Gein. z. Th.
1843. D’Orbigny, Pal. frang. terr. cret. III. pag. 37. Pl. 249. fig. 5—9.
1850. D’Orbigny, Prodr. de Pal. II. pag.. 162.
Die rundliche Schale ist aufgeblähet, hat einen dicken vorspringenden mittleren Wirbel, fällt von
dem Wirbel nach den Seiten hin schnell ab, auf der hinteren Seite sogar mit einer flachen Einbuchtung und
— 230 —
ist mit einfachen schwachen und flachen Längsrippen dicht bedeckt, die durch schmale Zwischenfurchen ge-
trennt werden. In den letzteren treten kleine Tuberkeln hervor, die sich zum Theil an die Seiten der Rippen
anschliessen und ihren Ursprung engliegenden, zickzackförmigen Wellenlinien verdanken, welche über die
Längsrippen hinweglaufen. Man nimmt dieselben sehr deutlich an verwitterten Exemplaren wahr.
Vorkommen: Von mittlerer Grösse im unteren Pläner von Plauen und in den Conglomeratschichten
des unteren Quaders im Tunnel von Oberau, wo diese Art früher mit C©. alutaceum Goldf. verwechselt wurde,
dem ihre äussere Form sehr gleicht. Wahrscheinlich gilt dies auch für das angebliche Vorkommen des
C. alutaceum in cenomanen Schichten Böhmens. Nach d’Orbigny im Cenoman von LeMans und am Libanon.
2. C. alternans Reuss. — Taf. 50. Fig. 10.
1843. Reuss, geogn. Skizzen aus Böhmen, II. pag. 196.
1846. Reuss, Verst. d. Böhm. Kreidef. U. pag. 1. Taf. 35. fig. 15, 16.
Cardium intermedium Reuss, eb. pag. 1. Taf. 40. fig. 13.
1849. C. intermedium u. C. alternans Gein. Quad. Deutschl. pag. 154.
Von bauchig-eiförmiger Schale, wie das vorige, zuweilen mit etwas spitzerem und schwächer gebogenem
Wirbel, unterscheidet sich diese Art dadurch, dass Rippen mit grösseren Höckern und solche mit kleineren
regelmässig mit einander abwechsen. Das ihm nahe verwandte CO. productum Sow. (d’Orbigny, Pal. france.
terr. er. II. pag. 30. Pl. 247) oder Cardium asperum Mün. (Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 221. Taf. 144.
fig. 8) ist davon zu trennen, da bei dieser Art allermeist 2 feiner gekörnte Rippen von stärkeren stachel-
tragenden Rippen eingeschlossen werden.
Vorkommen: Unsere Exemplare von Plauen entsprechen durch ihre mittlere Grösse dem 0. inter-
medium Teuss, aus dem unteren Pläner von Laun in Böhmen, während ©. alternans Reuss aus dem Hippu-
ritenkalke von Kutschlin ältere und grössere Exemplare umfasst.
Protocardiumı Beyrich (Protocardıa) 1845.
P. hillanum Sow. sp. — Taf. 50. Fig. 11, 12.
1813. Cardium hillanum Sowerby, Min. Conch. Pl. 14. fie. 1.
1834—40. Desgl. Goldfuss, Petr. Germ. II. pag. 220. Taf. 144. fig. 4.
1840—43. Desgl. Gein. Char. II. pag. 53.
1843. Desgl. d’Orbieny, Pal. franc. terr. eret. III. pag. 27. Pl. 243.
1845. Protocardia hillana Beyrich, in Menke’s Zeitschr. f. Malakozoologie, Februar.
1846. Protocardia hillana Gein. Grundr. pag. 421. Taf. 19. fig. 4.
1846. Desgl. Reuss, Verst. d. Böhm. Kreidef. II. pag. 22. Taf. 45. fig. 2.
1849. Desgl. Gein. Quad. Deutschl. pag. 154.
1850. Card. hillanum d’Orbisny, Prodr. de Pal. II. pag. 162; ©. Reqwienianum d’Orb. ib. pag. 195. z. Th.
1865. Card. hillanum Briart & Cornet, Meule de Bracquegnies, pag. 68. Pl. 7. fig. 4. 5.
1868. Card. hillanum Gümbel, Geogn. Beschr. d. Kön. Bayern. II. 1. pag. 754.
1870. Protocardia hillana F. Römer. Geol. v. Oberschles. pag. 334. Taf. 26. fig. 2.
1871. Stoliezka, Cret. Fauna of Southern India, III, Pelecypoda, pag. 219. Pl. 12. fig. 8-10.
Die stark gewölbte rundliche Schale ist meist etwas breiter als hoch und besitzt einen mittleren
niedergebogenen Wirbel, welcher mehr oder weniger weit über den Schlossrand vorragt. Die hintere, etwas
abgestutzte Fläche ist mit 12—15 ausstrahlenden Rippen bedeckt, zwischen denen sich theilweise eine feinere
Rippe einsetzt, die übrige Oberfläche eng concentrisch gestreift.
— 231 —
An Steinkernen tritt der kleine rundliche Mantelausschnitt, welcher Protocardium von Cardium trennt,
unmittelbar neben dem hinteren Muskeleindrucke, dem er an Grösse fast gleich kommt, meist sehr deutlich
hervor (Fig. 12).
Aus Mangel an besser erhaltenen Exemplaren aus Sachsen ist Taf. 50. Fig. 11 eine rechte Schale
aus dem oberen Grünsande der Insel Wight und Fig. 12 ein Steinkern derselben Schale aus dem oberen
Quadermergel von Kieslingswalda im Glatzischen abgebildet worden, mit welchen sächsische Exemplare genau
übereinstimmen.
Vorkommen: Nicht selten im unteren Quadersandsteine der Muschelfelsen von Koschütz und im
unteren Pläner von Plauen, schr gewöhnlich im unteren Quadersandsteine von Tyssa in Böhmen, was seinem Vor-
kommen in dem oberen, cenomanen Grünsande der Insel Wight und von Blackdown in England, sowie in der Meule
von Bracquegnies in Belgien und bei la Malle, Lamnay und le Mans in Frankreich entspricht. F. Römer
fand dieselbe im cenomanen Sandstein von Matzdorf bei Leobschütz. Im Plänerkalke Sachsens fehlt diese
Art, sie tritt. dagegen in grosser Anzahl in dem oberen Quadermergel von Kieslingswalda im Glatzischen,
nach Gümbel in den Kagerhöhschichten bei Roding in Bayern, sowie am Salzberge bei Quedlinburg wieder
hervor, was man auf Wanderungen zurückführen kann. In Südindien häufig bei Anapaudy etc., in der Tri-
chonopoly-Gruppe. Eine sehr nahe verwandte Art ist Cardium Texanum J. Hall in Emory, Rep. on the
U. St. and Mexican Boundary Survey, Washington, 1857, pag. 150. Pl. 6. fig. 6, welche schon F. Römer mit
Cardium Hillanum für identisch hielt.
Fam. Tellinidae.
Tellina L. 17558. Arcopagia Leach, 1827.
T. (Arcopagia) semicostata A. Röm. — Taf. 51. Fig. 7. 8.
1840. Psammobia semicostata Gein. Char. II. pag. 49. Taf. 16. fig. 6.
1841. Desgl. A. Römer, nordd. Kreideg. pag. 74. Taf. 9. fig. 21.
1846. Desgl. Gein. Grundr. pag. 413. Taf. 18. fig. 8.
Reuss, Böhm. Kreidef. II. pag. 19. Taf. 36. fig. 11.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 150.
1850. Arcopagia inaequalis d’Orbigny, Prod. de Pal. II. pag. 158. z. Th.
1865. Tellina inaequalis Briart & Cornet, Meule de Bracquegnies, pag. 77. Pl. 8. fig. 24. 25.
Quer elliptisch, sehr flach gewölbt, mit einem kleinen mittelständigen Wirbel, an welchem die beiden
geradlinigen Schlosskanten unter einem sehr stumpfen Winkel zusammenstossen. Das vordere, etwas schmälere
Ende ist gerundet, das hintere etwas abgestumpft, beide verlaufen in den gerundeten Unterrand. Die ganze
Oberfläche ist mit gedrängten, regelmässigen, scharfen, erhabenen, concentrischen Linien bedeckt, welche am
hinteren Schalentheile von 10—17 ausstrahlenden Rippen durchkreuzt werden.
Exemplare von Tyssa lassen an der rechten Schale unter dem Wirbel zwei kleine divergirende
Schlosszähne erkennen (Grundr. Taf. 18. fig. 8, und Taf. 51. Fig. 7), die innere Schalenfläche war bisher noch
unbekannt. Auf dem Taf. 51, Fig. 8 abgebildeten Steinkerne von Plauen lassen sich Muskel- und Manteleindrücke
ziemlich deutlich unterscheiden.
Palaeontographica XX. 6. 33
Sie wird 38 mm. lang oder breit, bei einer Höhe am Wirbel von 24—26 mm., so dass sich die
Breite zur Höhe verhält wie 100:66, was mit den von Reuss gegebenen Zahlen 100: 67 nahe übereinstimmt.
T. inaequalis Sowerby (Min. Conch. Pl. 456. fig. 4. 5) von Blackdown, womit d’Orbigny diese Art
vereiniget, unterscheidet sich durch ihre ungleichseitige Schale, bei welcher die vordere Seite länger
gestreckt und an ihrem Oberrande eingebogen ist. Mit 7. inaequalis Sow. stimmt in allen Beziehungen
T. subdecussata A. Römer (nordd. Kreideg. pag. 74. Taf. 7. fig. 20) oder Arcopagia semiradiata d’Orbigny
(Prodr. de Pal. Il. pag. 194. — A. radiata d’Orb. Pal. frang. terr. cret. III. Pl. 378. fig. 12. 13) sehr
nahe überein.
Auch bei diesen ist nur der hintere Schalentheil mit Längsrippen bedeckt.
Vorkommen: T. semicostata Röm. ist nicht selten im unteren Quadersandsteine von Tyssa in
Böhmen, sie wurde später auch in dem unteren Pläner von Plauen gefunden und fehlt nicht in der
Meule von Bracquegnies in Belgien. 7. inaegqualis ist aus dem oberen Grünsande von Blackdown beschrieben
worden, Arcopagia semiradiata d’Orb. kommt in turonen Schichten von Uchaux und nach Zittel in den
Gosaugebilden der östlichen Alpen vor. T. subdecussata A. Römer wird in dem untersenonen Kreidemergel
des Salzberges bei Quedlinburg und in dem oberen Quadermergel von Kreibitz in Böhmen gefunden.
Psammobia Lam. 1818.
Ps. Zitteliana Gein. — Taf. 51. Fig. 9. 10.
1844. Capsa elegans d’Orbigny, Pal. frang. terr. cret. III. 423. Pl. 381. fig. 1. 2.
1850. Desgl. d’Orb. Prodr. de Pal. II. pag. 159.
Von dieser eleganten Muschel liegen mehrere Exemplare von Plauen vor. Ihre nach hinten weit
verlängerte Schale, deren kleiner Wirbel im vorderen Drittheile der Länge liegt, ist sehr flach und gleich-
mässig gewölbt. Der etwas niedrigere Vorderrand ist gerundet, der Hinterrand grenzt stumpfwinkelig an
den Schlossrand an, verbindet sich aber wie jener unter einer Rundung mit dem wenig gebogenen Unter-
rande, welcher dem Oberrande fast parallel läuft. Die Oberfläche der Schale ist mit gedrängt liegenden aus-
strahlenden Rippen bedeckt, welche im Allgemeinen fein sind und nur auf der hinteren Schalenfläche dicker
und unregelmässiger hervortreten. Die sie durchkreuzenden Anwachsstreifen lassen die letzteren zum Theil
runzelig erscheinen (Fig. 9).
An Steinkernen (Fig. 10) prägt sich besonders der spitz-eiförmige vordere Muskeleindruck sehr deut-
lich aus. Unter dem etwas breiteren hinteren Muskeleindruck bildet der Manteleindruck einen kleinen
spitz-zungenförmigen Ausschnitt.
Die von Zittel beschriebene Ps. impar (die Bivalven der Gosaugeb. pag. 16 (120), Taf. 2. fig. 5)
ist von Ps. Zitteliana durch grössere Länge, einen geraden Unterrand und glatte Längsrippen auf dem
hinteren Schalentheile unterschieden. Nach diesem Autor lässt sich die Stellung dieser Arten zu Capsa
durchaus nicht rechtfertigen und da der Name Ps. elegans bereits vergeben ist, so darf wohl der dieser Art
hier ertheilte Name am geeignetsten erscheinen.
Vorkommen: In den untersten Schichten des unteren Pläners von Plauen und in cenomanen Ge-
bilden von le Mans.
— 233 —
Fam. Mactridae.
Mactra L. 1767.
M. deserta Gein. — Taf 51. Fig. 6.
Die Schale dieser kleinen Art ist regelmässig gewölbt und doppelt so breit als hoch und verlängert
und verschmälert sich nach dem hinteren schief gerundeten Ende. Der Wirbel liegt in '/,; der Länge. Von
ihm zieht sich eine scharfe Kante nach der hinteren Ecke des geraden Unterrandes, von welcher der vordere
Theil der Schale steil abfällt. Steinkerne besitzen unter dieser Kante eine deutliche Längsfurche. Ihre
Oberfläche ist glatt. Diese Art erreicht bei 17 mm. Länge fast 9 mm. Höhe.
Vorkommen: Vereinzelt im unteren Quadersandsteine der Muschelfelsen von Koschütz.
Fam. Pholadidae.
Pholas L. 1757.
Ph. Scelerotites Gein. — Taf. 49. Fig. 22, 23; Taf. 52. Fig. 1—3.
1842. Sclerotites sp. Gein. Char. III. pag. 99. Taf. 24. fig. 1—3.
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 144.
In »Charakteristik S. 99« wurden die dort abgebildeten kugeligen Körper, die sich öfters im Treib-
holze des unteren und mittleren Quadersandsteines vorfinden (Taf. 52. Fig. 3), wegen ihrer Aehnlichkeit mit
einem Sclerotium als Sclerotites beschrieben. Sie sitzen meist mit einer kleinen Fläche an den Wänden
oblonger Höhlungen fest, die mit einer körnigen, bituminösen Kohle erfüllt sind, und lassen oft eine quer über
die Oberfläche laufende Furche wahrnehmen.
Sie wurden 1849 als Höhlungen von Bohrmuscheln erkannt und Pholas Sclerotites genannt. Die
jetzt in dem unteren Pläner von Plauen entdeckte kleine Pholas (Taf. 49. Fig. 22, 23; Taf. 52. Fig. 1. 2)
darf als die Muschel betrachtet werden, von welcher diese Bohrlöcher herrühren.
Ihre Schale ist bauchig, quer-oval, vorn verkürzt und stumpf gerundet, vor den stark gewölbten und
sich fast berührenden Wirbeln eingedrückt, hinter denselben in einen schmalen Flügel erweitert. Die Schale
fällt nach letztere m steil ab und ist von ihm durch eine tiefe Furche getrennt, erhebt sich unter derselben
zu einer breiten gerundeten Falte, welche an ihrer vorderen Seite gleichfalls von einer sehr deutlichen
Längsfurche begrenzt wird, die von der tief eingeschnittenen Bucht im Mantel herrührt. Ihre Oberfläche ist
mit emporstehenden concentrischen Linien bedeckt.
Zwischen dem oberen Rande und jener äusseren Längsfurche liegt ein scharf ausgeprägter länglicher
Muskeleindruck.
Sie erreicht oft 6—8 mm. Grösse.
Bei einem Vergleiche mit schon bekannten Arten wird man zunächst auf Pholas prisca Sow. (Min.
Conch. Pl. 581) aus dem Lower Greensand verwiesen, die jedoch nicht nur durch ihre viel bedeutendere
Grösse, sondern auch durch ihre Form und Structur wesentlich abweicht. Unsere Art nähert sich dagegen
der Pholas Cornueliana d’Orb. (Pal. frang. terr. eret. Pl. 349. fig. 1—4) aus dem Aptien von Frankreich.
Vorkommen: Schalen und Steinkerne vereinzelt im unteren Pläner von Plauen, Bohrlochausfüllungen
auf verkohltem Treibholz hier und da im unteren Quadersandsteine von Welschhufa und von Goppeln, häufig
— 234 —
im mittleren Quadersandsteine von Cotta bei Pirna und von Königstein. Deutliche Bohrlöcher dieser Art liegen
auch aus dem unteren Quadersandsteine von Alt-Moletein in Mähren und aus dem unteren Pläner von
Sobrigau in Sachsen vor.
Gastrochaena Spengler, 1780. (Fistulana Brug., Lam.)
1. G. Ostreae Gein. — Taf. 51. Fig. 11—18; Taf. 52. Fig. d—17.
1843. Fistulana Ostreae Gein. Char. Nachtr. pag. 11. Taf. 6. fig. 7 (nicht 5. 6).
1846. Gastr. Ostreae Gein. Grundr. pag. 395. Taf. 17. fig. 2. 3.
Fistulana dilatata Beuss, böhm. Kreidef. II. pag. 20. Taf. 57. fig. 9 (nicht dılatata d'Orb.).
1849. Gein. Quad. Deutschl. pag. 144.
1871. Rocellaria guttula Stoliczka, Cret. Fauna of South India III. Pelecypoda, pag. 30. Pl. 1. fig. 8.
Die oft in Austernschalen steckende Röhre (Taf. 51. Fig. 11. 12) bildet eine kurze, gerade oder an
der Basis gekrümmte Keule, welche meist lang-eiförmig gerundet ist und sich an ihrem hinteren offenen
Ende schnell verengt. Das vordere Ende ragt oft aus den Schalen der Ostrea diluviana namentlich wie
eine Perle hervor.
Die inneren Schalen dieser Art (Taf. 52. Fig. 4. 5) sind quer-oval-rhomboidisch, bilden an ihrem
Vorderrande eine vorspringende Ecke, während der Hinterrand neben dem Schlossrande abgestutzt ist und
sich alsdann nach dem stark gebogenen Unterrande herabbiegt. Der vordere Theil des Unterrandes erhebt
sich schnell nach der vorderen Ecke hin. Ihre Oberfläche ist mit aufgerichteten concentrischen Linien bedeckt.
Vorkommen: Nicht selten im unteren Pläner von Plauen in Ostrea diluviana und O. hippopodium
eingebohrt; nach Reuss in dem cenomanen Hippuritenkalke von Koriczan in Böhmen. ARocellaria guttula
Stol. aus der Ootatoor-Gruppe von Odium und Moraviatoor in Süd-Indien scheint davon nicht verschieden
zu sein. — Zu dieser Art gehört wahrscheinlich auch ein Theil der in dem an Brocken jurassischer
Gesteine reichen Conglomerate des unteren Quaders an der Ziegelei von Zeschnig zwischen Rathewalde
und Hohnstein in der sächsischen Schweiz häufig vorkommenden Bohrmuscheln, welche bisher meist
als Pholas Zeuschneri Gein. bezeichnet worden sind. Es sind mehrere derselben auf Taf. 51. Fig. 14—18
abgebildet.
Die hierzu gerechneten Bohrlochausfüllungen besitzen eine oval-keulenförmige Gestalt mit einem
kreisrunden Querschnitte, ohne mittlere Längsfurche oder Längskante, theils mit glatter, theils geriefter oder
etwas höckeriger Oberfläche und öffnen sich mit einem schnell sich verengenden Ende. Sie kommen auch
bei Zeschnig, wie bei Plauen, mit Ostrea diluviana zusammen vor. Häufiger als diese Bohrmuschel sind in
dem Conglomerate von Zeschnig jene schon unter Lithodomus beschriebenen Arten, auf welche sich auch die
von v. Gutbier, Geogn. Skizzen aus der Sächsischen Schweiz, 1858, pag. 49. fig. 59—61, gegebenen Ab-
bildungen beziehen. Der Name Pholas Zeuschneri, oder richtiger: Saxicava an Gastrochaena Zeuschneri
Gein. gehört einer jurassischen Art von Balin an.
Er wurde vom Verfasser 1854 einer Bohrmuschel aus dem braunen Jura von Balin in Polen gegeben,
welche grosse Aehnlichkeit mit solchen von Zeschnig besitzt. Erstere wurden 1852 von Prof. Zeuschner
gesammelt. Dr. G. Laube hat diese jurassische Art 1867 (die Bivalven des braunen Jura von Balin,
pag. 49 (57), Taf. 5. fig. 14) als Sawicava Zeuschneri beschrieben. Die Beschaffenheit ihrer inneren
‚Schalen nähert sie den Gastrochaenen. So lange die bei Zeschnig auftretende Conglomeratbildung für
jurassisch galt, war ein Vergleich der darin vorkommenden Bohrmuscheln mit jurassischen Formen gerecht-
a
fertigt; nachdem dasselbe aber S. 63 zu dem unteren Quader verwiesen worden ist, wird man auf
eretacische Arten geführt, und unter diesen ist Gastrochaena Ostreae die nächste Verwandte, wenn nicht
identisch damit.
2.G. Amphisbaena Goldf. sp. — Taf. 52. Fig. 8—12.
1799. Fistulana sp. YFaujas-Saint-Fond, Hist. nat. de Ja montagne de St. Pierre, pag. 181. Taf. 33.
1822. Teredo sp. Mantell, Geol. of Sussex, pag. 207. Pl. 18. fig. 23.
1826—33. Serpula Amphisbaena Goldfuss, Petr. Germ. I. pag. 239. Taf. 70. fig. 16.
1839. Crambyeites sp. Gein. Char. I. pag. 13. Taf. 3—6.
1841. Serpula Amphisbaena A. Römer, Nordd. Kreideg. pag. 100.
1842—43. Desgl. Gein. Char. III. pag. 65. — Fistulana Amphisbaena Gein. Nachtr. pag. 11. Taf. 4. fig. 11—14.
1843. cf. Teredo argonnensis d’Orbigny, Pal. frang. terr. cret. III. pag. 302. Tab. 348. fig. 1. 2. 3., und Teredo
Reguienianus Math., d’Orb. ib. pag. 303. Pl. 348. fig. 3—6.
1845. Serpula Amphisbaena Reuss, böhm. Kreidef. I. pag. 19. Taf. 5. fig. 29—32.
1846. Gastr. Amph. Gein. Grundr. pag. 395.
1849. Desgl. Gein. Quad. Deutschl. pag. 144 (excel. Teredo dentatus Röm.).
1850. Teredo Amphisbaena Dixon, Geol. and Fossils of Sussex, Pl. 28. fig. 35.
1865—68. Teredo socialis v. Eichwald, Leth. Rossica II. pag. 796. Pl. 27. fig. 17.
1868. Gümbel, Geogn. Beschr. d. Kön. Bayern, pag. 754.
1870.. Teredo amphisbaena F. Römer, Geol. von Oberschlesien, pag. 317. Taf. 34. fig. 14. 15.
Noch ist es nicht geglückt, die inneren Schalen dieser Art aufzufinden. Sie bildet lange, stielrunde,
schlangenartig gebogene Kalkröhren, die sich sehr langsam erweitern und an ihrer glatten Oberfläche schwach
erhabene, etwas kantig vorstehende Anwachsringe zeigen, welche ziemlich regelmässig von einander entfernt
liegen. Das rundliche Ende dieser Röhren ist geschlossen (Taf. 52. Fig. 9), wie dies schon aus den Ab-
bildungen von Faujas-Saint-Fond und im Nachtr. zur Char., Taf. 4. fig. 12, hervorgeht. Man bemerkt an
dem Exemplare auf Taf. 52. Fig. 9 eine quer über das gerundete Ende der Schale laufende Furche, vor
weicher ein rundlicher Eindruck ist, welche dem Rande der inneren Schalen und einem Mondchen ent-
sprechen können.
Von Gastrochaena Amphisbaena rühren jene Bohrlöcher und Bohrlochausfüllungen her, welche auf
manchen versteinerten Holzstämmen des Quaders und Pläners massenhaft vorkommen (Taf. 52. Fig. 11. 12).
Diese besitzen zum Theil eine unverkennbare Aehnlichkeit mit den Bohrlöchern von Borkenkäfern und wurden
deshalb früher einem Cerambyecites zugeschrieben.
Die wiederholte Auffindung von Schalen der Gastrochaena Amphisbaena auf solchen Holzstämmen
selbst (Taf. 52. Fig. 10. 11. 12), welche zum Theil noch mit kohligen Resten bedeckt sind, lässt über den
Zusammenhang mit jenen Bohrlöchern keine Zweifel mehr übrig. Grösse und Form derselben ist sehr ver-
schieden, vorherrschend sind jedoch immer die langgestreckten, schlangenförmig-gebogenen, sich sehr langsam
verdickenden Formen der Bohrlöcher oder ihrer Ausfüllungen, zwischen denen kürzere, zum Theil nur halb-
kugelige Formen den Anfang der Bohrungen bezeichnen.
Vorkommen: Auf Holzstämmen, wahrscheinlich Treibholz, des unteren Quadersandsteins von
Cunnersdorf in der Nähe der Prinzenhöhe und Welschhufa an der goldenen Höhe, in dem unteren Pläner
von Plauen, Gorbitz, den Plänerplatten, sogenanntem Zwickpläner, von Leutewitz bei Dresden und dem
Plänerkalke von Strehlen und Weinböhla u. s. w., also von untercenomanen bis zu oberturonen Gebilden
hinauf, was auch ihrem Vorkommen in Böhmen entspricht. Gümbel fand sie im unteren Quader von Kelheim,
F. Römer in dem oberturonen Pläner von Oppeln in Oberschlesien, v. Eichwald in dem Eisensandsteine von
Kursk. Wir besitzen sie ferner aus dem Grünsande von Kieslingswalda im Glatzischen, Mantell beschrieb sie
aus der oberen Kreide von Lewes und Brighton in England, Faujas und Goldfuss aus der jüngsten Kreide
des Petersberges bei Maestricht, wodurch ihr Vorkommen auch in senonen Ablagerungen festgestellt ist.
Ob man selbst Teredo argonnensis d’Orb. aus dem Albien von Varennes (Meuse) und Teredo Re-
quienianus Math. aus turonen Schichten von Uchaux und Grand Pr& (Ardennes) damit in Verbindnng bringen
kann, müssen spätere Forschungen entscheiden.
Ordn. Gasteropoda (Bauchfüsser, Schnecken).
Unter Bezugnahme auf die neuesten Arbeiten über fossile Gasteropoden, unter welchen vor allem: die Palaeonto-
logia Indica, Cretaceous Fauna of Southern India, Gastropoda, von Ferd. Stoliczka, Calcutta, 1868, und:
K. A. Zittel, die Gastropoden der Stramberger Schichten, Cassel, 1873, hervorzuheben sind, bedarf es keiner weiteren Recht-
fertigung der Abtrennung vieler hier beschriebenen Arten von älteren Gattungen, welchen sie anzupassen man früher gewohnt war.
Eine vollständige Systematik ist in dem Werke von Stoliczka durchgeführt worden, die auch für diese Blätter
wesentlich leitend geworden ist, wenn auch aus localen Gründen hier die Prosobranchiata vor die Siphonostomata gestellt
worden sind. Wie bei diesen Autoren, welchen wir treffliche Bemerkungen über die Abgrenzung einzelner Gruppen und Gattungen
verdanken, sind auf den Tafeln die Gasteropoden mit der Spitze nach oben abgebildet und auf diese Stellung beziehen sich
auch die Bezeichnungen „oben“ und „unten“ in den Beschreibungen. Bei solch einer Stellung gehen bei den meisten Gehäusen
der Schnecken die Windungen oder Umgänge von der linken zu der rechten Hand und man nennt sie rechtsgewunden,
nur bei wenigen in entsegengesetzter Richtung, und man nennt diese linksgewunden. Bezeichnungen, wie „rechte“ und
‘„linke“ Lippe der Mündung, die zu Verwechselungen Veranlassung geben können, sind möglichst vermieden worden. Unter
„Längsverzierungen“ der Schale sind die der Naht parallel laufenden spiralen Streifen, Linien, Rippen, Knoten u. s. w.
verstanden, während die „Querverzierungen“ der Höhenaxe parallel gehen. !)
Es ist von hohem Interesse, auch unter den Gasteropoden des unteren Pläners von Plauen eine Reihe von Arten
zu finden, die sehr genau mit indischen Formen übereinstimmen. Dies gilt insbesondere für Natica pungens Sow., Trochus
Buneli d’Arch. (= Ziziphinus Geinitzianus Stol.), Teinostoma eretaceum Stol., Cerithium detectum Stol. und Oerithium Bürcki
Gein. (= Cerithium inauguratum Stol.) Die meisten der hier beschriebenen Arten sind durch Herrn Maler Ernst Fischer
am Forsthaus bei Plauen gesammelt worden.
A. Prosobranchiata. Kammkiemer, Schildkiemer und Kreiskiemer.
a. Holostomata etc. Mündung ohne Canal oder Ausschnitt. Phytophaga vorzugsweise.
1. Fam. Turritellidae.
Turritella Lam., 1799— 1801.
1. T. granulata Sow. — Taf. 54. Fig. 3, 4.
1827. Sowerby, Min. Conch. Pl. 565. fig. 1, 2.
1837. desel. deutsche Bearbeitung von Agassiz. p. 588.
1840. Gein. Char. II. p. 44. Taf. 15. fig. 7, 10?
1845—1846. Reuss, böhm. Kreidef. I. p. 51; II. p. 114. Taf. 44, fig. 12.
1846. Gein. Grundr. p. 325 z. Th. Taf. 14, fig. 9, 10.
1850. T. granulata und T. cenomanensis d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 148.
1865. Briart & Cornet, Meule de Bracquegnies p. 29. Pl. 3. fig. 43, 44.
1) Diese richtigere Bezeichnungsweise ist entgegengesetzt der nach Vorgang von Goldfuss u. A. in unserem Grund-
riss der Versteinerungskunde, 1846, S. 316 u. f. durchgeführten.
Palaeontographica XX. 7. 34
— 240 —
Die lang-kugelförmige Schale bildet 15 und mehr, fast ebene Umgänge, die in der Regel nur in
der Nähe des unteren oder vorderen Randes etwas gewölbt sind, nach oben hin aber geebnet oder selbst -
etwas concav erscheinen. Dieselben sind mit 5 — 7 gekörnten Gürteln bedeckt, von welchen die unteren
gewöhnlich die stärkeren sind, und hier und da legt sich zwischen ihnen eine schwächere Linie ein (Fig. 3 a).
Steinkerne sind glatt und ihre Umgänge deutlich gewölbt. Die Identität unserer Exemplare aus Sachsen mit
jenen von Blackdown lässt sich durch vorliegende Exemplare von dort verbürgen.
Vorkommen: Häufig im unteren Quadersandsteine der Muschelfelsen und im unteren Pläner von
Koschütz, vereinzelt im unteren Quadersandsteine von Goppeln und in den cenomanen Conglomerat-Schichten
am Tunnel von Oberau aufgefunden, sowie in dem unteren Quadersandsteine bei Weissig auf der rechten
Elbseite. Sehr gewöhnlich im unteren Quadersandsteine von Tyssa, Zloseyn, Mühlhausen und im Hippuriten-
kalke von Koriezan in Böhmen, in der Meule von Bracquegnies in Belgien und in dem Grünsande von
Blackdown, welche Fundorte sämmtlich dem Cenoman angehören.
2. T. subparallela Gein. — Taf. 54, Fig. 2.
Eine kleine ungewöhnlich langgestreckte Art mit zahlreichen, verhältnissmässig hohen Umgängen,
die an ihrer unteren Seite schnell nach der stark vertieften Naht abfallen und nach oben hin flach ab-
gedacht sind. Sie werden von 4—5, einander genäherten, glatten und stark hervortretenden, Gürteln be-
deckt, deren einer im unteren Drittheile des Umganges kielartig erhaben ist. Mündung dreiseitig.
Vorkommen: Gegen 6 Mm. gross selten im unteren Pläner von Plauen.
3. T. Kirsteni Gein. — Taf. 54, Fig. 1.
Eine grosse, sehr verlängerte Art, mit etwa 20 gewölbten Umgängen, deren Oberfläche längs ihrer
Windung meist 5 starke, gekörnte Streifen trägt, zwischen welchen eine oder mehrere schwache Linien ein-
gelagert sind (Fig. 1 a). Mündung oval.
Vorkommen: Gegen 8 Cm. gross selten im unteren Pläner von Koschütz.
4. T. subalternans Briart & Cornet. — Taf. 54, Fig. 5, 6.
Ihre spitz-kegelförmige Schale bildet gegen 10 nur sehr schwach gewölbte, etwas schrägseitige Um-
gänge, welche sich unten plötzlich zu einer tiefen Naht verengen. Jede derselben ist mit glatten spiralen
Streifen besetzt, deren Anzahl nach dem Alter der Schale verschieden ist. Es stellen sich zwischen den
stärkern Streifen bald schwächere ein und zwischen letzteren noch schwächere Linien, so dass endlich die
ganze Oberfläche dicht mit Streifen oder Linien von ungleicher Stärke bedeckt wird. Am stärksten tritt
stets, und zwar schon bei sehr jungen Exemplaren, der in der Nähe der unteren Naht gelegene Gürtel
hervor. Die Basis ist eben, die Mündung ziemlich dreiseitig.
Wie die anscheinende Verschiedenheit der beiden hier abgebildeten Exemplare nur auf den ver-
schiedenen Alterszuständen beruhet, so lassen sich auch die von Reuss und Briart & Cornet abgebildeten
Varietäten hierauf zurückführen.
T. alternans A. Römer ) aus senonen Schichten von Aachen, Quedlinburg und Ilseburg erreicht
nicht nur eine viel bedeutendere Grösse als 7. subalternans, sondern unterscheidet sich auch durch ihre
drei weit stärker als hier hervortretenden Gürtel, was nicht nur in der Abbildung von A. Römer, sondern auch
an unseren Exemplaren aus dem oberen Quadermergel von Kreibitz in Böhmen deutlich hervortritt.
') A. Römer, norddeutsche Kreidegeb. p. 80. Taf. 11, fig. 23.
— 241 —
Vorkommen: T. subalternans gehört zu den selteneren Erscheinungen in dem unteren Pläner von
Plauen und es liegen nur 12 Exemplare bis 16 Mm. Länge und etwa 6 Mm. Breite vor. Reuss fand sie
dagegen im unteren Quader von Zloseyn in Böhmen stellenweise in Menge zusammengehäuft; Briart & Cornet
wiesen ihr Vorkommen auch in der Meule von Bracquegnies nach.
Scala Klein, 1753. (Scalaria Lam. 1801.)
Sc. pulchra Sow. sp. — Taf. 54, Fig 7, 8.
1837. Scalaria pulchra Sowerby bei Fitton, Observations on some of the strata between the Chalk and the Oxford
Oolite, p. 343. Pl. 18, fie. 11.
1865. Briart & Cornet, Meule de Bracquegnies (M6m. de l’Ac. belgique, T. XXXIV.) p. 32. Pl. 3, fig. 41, 42.
Die kleine verlängert-kegelförmige Schale besteht aus 10 und mehr gewölbten Umgängen, die mit
geraden wulstförmigen Querrippen bedeckt sind, weiche ebenso wie ihre gleich breiten Zwischenräume glatt er-
scheinen. Der untere Rand des letzten Umganges ist in der Nähe der fast kreisrunden Mündung mit einer
glatten Kante versehen.
Die höchstens 7 Mm. langen Exemplare von Plauen entsprechen durch die stärkere Wölbung der
Umgänge mehr denen von Blackdown als jenen von Bracquegnies, welche schwächer gewölbt sind.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen mit vielen anderen kleinen
Schnecken zusammen; in der Meule von Bracquegnies in Belgien und in dem Grünsande von Blackdown in
Devonshire.
2. Fam. Eulimidae.
Chemnitzia d’Orb. 1837 — 1839.
1. Ch. Reussiana Gein. — Taf. 53, Fig. 4—6.
1849. Eulima arenosa Gein. Quad. Deutschl. p. 126. (Nicht Chemn. arenosa Reuss.)
Die verlängert - kegelförmige Schale bildet 9—10 hohe und ebene Umgänge, die an der nur wenig
vorstehenden Naht durch eine schwache Furche geschieden und mit zarten, schwach sichelförmig gebogenen
Anwachsstreifen bedeckt sind. Der Winkel der Spira beträgt etwa 24 Grad, der Nahtwinkel gegen 85 Grad.
Mündung oval und nach oben in eine Spitze auslaufend (Fig. 6).
An Steinkernen (Fig. 5, 6) fallen die Umgänge an der Naht schnell ab, was einer dicken Schale
entspricht. Sie nähern sich denen der Chemnitzia arenosa Reuss '), von welchen sie vielleicht nur durch
weniger schief laufende Umgänge unterschieden sind.
Eine andere nahe Verwandte ist Oh. Pailletteana d’Orb. ?2) aus turonen Schichten von Soulage (Aude),
deren Schale jedoch etwas breiter wird und an allen Nähten deutliche Knotenreihen trägt.
Vorkommen: Im unteren Pläner von Plauen begegnet man namentlich Steinkernen dieser Art,
welche zum Theil 18 Cm. Länge erreichen.
!) Reuss, 1845. Verst. d. böhm. Kreidef. I. p. 51. Taf. 10, fig. 7.
2) d’Orbigny, Pal. frang. terr. cret. II. p. 69. Pl. 155. fig. 19.
— 242 —
Euchrysalis Laube, 1866. !)
1. E. Stoliczkai Gein. — Taf. 53. Fig. 2, 3.
Eine der E. gigantea Stol. ?) nahe verwandte Art von länglich-ovaler Form, mit etwa sechs fast ebenen
Umgängen, neben welchen die Naht oft nur undeutlich hervortritt. Auf ihrer fast glatten Oberfläche nimmt
man nur sichelförmig gebogene Anwachsstreifen wahr. Die Spitze des Gewindes ist stumpf, der letzte Um-
gang höher, als die übrigen zusammen, und verengt sich nach unten fast eiförmig. Die ganzrandige Mündung
ist langgestreckt und nach oben spitzwinkelig ausgezogen; ihre Innenlippe liegt als breiter Saum auf dem
letzten Umgange auf, während die scharfe Aussenlippe weit absteht.
Die Länge der ganzen Schale verhält sich zu der grössten Breite in der Mitte des letzten Umganges
wie 100 : 47.
Vorkommen: Ueber 10 Cm. gross in den tiefsten Schichten des unteren .Pläners von Plauen und
Koschütz. Ihre ostindische Schwester, E. gigantea Stol. hat deutlicher gewölbte Umgänge und mehr vertiefte
Nähte und soll nach oben spitz zulaufen.
2. E. Laubeana Gein. — Taf. 53. Fig. 1.
Eine zweite Art von Plauen nähert sich mehr der Eulima amphora d’Orb. °), welche Laube als
Typus für die Gattung Zuchrysalis hinstellt.
Ihre Schale ist schlanker spindelförmig nicht nur als die vorher beschriebene Art, sondern auch als
E. amphora d’Orb. Sie besteht aus 6—7 Umgängen, welche sehr schwach gewölbt und mit schief laufenden
sichelförmig gebogenen Anwachsstreifen bedeckt sind. Der letzte, fast cylindrische Umgang nimmt min-
destens die Hälfte der ganzen Schalenlänge ein. Die Mündung ist ähnlich gestaltet, wie bei der vorigen.
Bei 60 Mm. Länge der Schale beträgt ihre Breite in der Mitte des letzten Umganges 21 Mm.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner von Koschütz und Plauen.
3. Fam. Naticidae.
Natica Adanson, 1757.
1. N. extensa Sow. -— Taf. 54. Fig. 14.
1813. Vivipara extensa Sowerby, Min. Conch. Pl. 31. fig. 14.
1847. Desgl. Agassiz, Grossbritanniens Mineral-Conchologie. p. 54. Taf. 31, fig. 14.
1850. Natica extensa d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 150.
Wenn auch mehr als doppelt so gross, so stimmt doch diese Art von Plauen sehr genau mit jenem
Vorkommen von Blackdown überein.
Ihre oval-kegelförmige Schale bildet fünf schwach gewölbte glatte Umgänge, deren Oberrand etwas
winkelig ist. Die lange Mündung nimmt die Hälfte der ganzen Schalenhöhe ein und ihre Innenlippe, die
einen langen breiten Saum bildet, hat den Nabel gänzlich verdeckt. Bis 21 Mm. hoch und in der Mitte des
letzten Umganges fast halb so breit, bei Koschütz bis 35 Mm. hoch.
Vorkommen: Im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen und bei Koschütz, sowie im Grünsande
von Blackdown in England.
') Laube, Fauna der Schichten von St. Cassian. II. p. 41.
’) Stoliczka, Cretaceous Gastropoda of Southern India. p. 289. Pl. 21. fig. 3—5.
°) d’Orbigny, Pal. frang. terr. eret. II. p. 66. Pl. 156. fie. 1.
— 2435 —
2. N. pungens Sow. — Taf. 54. Fig. 15.
1837. Litorina pungens Sowerby bei Fitton, on the strata below the Chalk, p. 343. Pl. 18, fie. 5.
1850. Natica pungens d’Orbieny, Prodr. de Pal. II. p. 150.
1865. Desgl. Briart & Cornet, Meule de Braequegnies, p. 25. Pl. 2. fig. 21, 22.
Das spitze kegelförmige Gewinde besteht aus 5—6 schwach gewölbten glatten Umgängen, von
welchen der letzte bauchig gewölbt ist. An seiner Basis senkt sich ein kleiner Nabel ein. Die ei-lanzett-
förmige Mündung nimmt mehr als die halbe Höhe der ganzen Schale ein und ihre Innenlippe verdeckt nur
einen kleinen Theil der Schale.
Die ihr nahe verwandte N. rotundata Sow. !) unterscheidet sich von ihr durch ein weniger spitzes
Gewinde und die längere Ausbreitung der Innenlippe.
Unter den südindischen Arten, welche Stoliczka beschrieben hat, nähern sich ihr ferner Euspira
pagoda Stol., ?) die jedoch ein noch spitzeres Gewinde als N. pungens besitzt, und Euspira Indrana Stol. >)
Vorkommen: Vereinzelt im unteren Pläner von Plauen, in der Meule von Bracquegnies in Belgien,
in dem Grünsand von Blackdown in England und in der Kreideformation-von Süd-Indien.
3. N. lamellosa A. Röm. — Taf. 54. Fig. 17.
1840. Litorina rotundata Gein. Char. II. p. 45. Taf. 13, fig. 7; Taf. 14, fig. 10; Taf. 15, fig. 16, 17 (nicht Sowerby).
1841. Natica lamellosa A. Römer, nordd. Kreidegeb. p. 83. Taf. 12, fie. 13.
1841—1844. Natica exaltata Goldfuss, Petr. Germ. III. p. 119. Taf. 199. fie. 13.
1343—1344. Natica vulgaris Reuss, die Kreidegeb. des westlichen Böhmens, p. 209.
1843. Desgl. Gein. Kieslingswalda, p. 10. Taf. 1, fig. 21—23.
1845. Desgl. Reuss, Verst. d. böhm. Kreidef. I. p. 50. Taf. 10, fig. 22.
1845—1846. Desgl. Gein. Grundriss, p. 339. Taf. 15, fig. 18.
1850. Desgl. Gein. Quad. Deutschl. p. 128 z. Th.
Die Schale ist kugelig-eiförmig, etwas höher als breit und enthält fünf gewölbte Umgänge, die nach
der Naht schnell abfallen. Sie ist mit dicht gedrängten, feineren oder stärkeren, fast gerade laufenden An-
wachslinien bedeckt und zeigt nicht selten auch einzelne Wachsthumsringe. Nabel klein, aber deutlich.
Mündung länglich-oval, etwas gekrümmt.
Für diese Art dürfte N. lamellosa der älteste Name sein. Das von Römer abgebildete Exemplar
stammt von Kieslingswalda, wo man ihr häufig begegnet. Dasselbe entspricht ebensowohl der Abbildung von
N. vulgaris bei Reuss aus dem Baculitenthone von Priesen in Böhmen, als der Abbildung der N. exaltata
bei Goldfuss aus dem Grünsande von Aachen.
Von diesen länger gestreckten Formen, bei welchen das Gewinde mehr als halb so hoch ist, wie der
letzte Umgang, findet man sowohl bei Kieslingswalda als namentlich auch in dem unteren Quadersandsteine
von Tyssa, kürzere Formen, an denen das Gewinde kaum halb so hoch ist, als der letzte Umgang, und diese
nähern sich sehr der Natica Iyrata Sow.*). Dagegen unterscheidet sich N. eretacea Goldf. 5) bei aller
äusseren Aehnlichkeit durch ihre weitere Mündung von ihr.
‘) Turbo rotundata Sow. Min. Conch. Pl. 433. fig. 3, 4 = Euspira rotundata Stoliczka, Ind. Cret. Gasteropoda.
723037 Bl2 21211979. )
2) Ind. Cret. Gast. p. 301. Pl. 22. fig. 7, 8.
®) Ind. Cret. Gast. p. 302. Pl. 22. fie. 5.
*) Natica Iyrata d’Orbigny, 1842, Pal. fr. terr. eret. II. p. 161. Pl. 172. fig. 5. — Desgl. Zekeli, die Gasteropoden der
Gosaugebilde, p. 46. Taf. 8, fig. 5. — Euspira Iyrata Stoliczka, Ind. Cret. Gast. p. 303. Taf. 22. fig. 2.
5) Goldfuss, Petr. Germ. II. p. 119. Taf. 199, fig. 12.
— 24 —
Vorkommen: Selten im unteren Quadersandsteine von Bannewitz, im unteren Pläner am Forst-
hause bei Plauen und in dem Pläner des Tunnels von Oberau, häufiger in dem Plänerkalke von Strehlen, in
dem turonen Plänermergel an der Walkmühle bei Pirna und dem Baculitenmergel von Zatzschke. — Häufig
im unteren Quadersandsteine von Tyssa, nach Reuss sehr gemein im unteren glauconitischen Plänerkalke von
Laun und im senonen Baculitenmergel von Priesen, Postelberg u. s. w. in Böhmen. Im Grünsande von Kies-
lingswalda im Glatzischen, am Luisberge bei Aachen, von Kunraad bei Maastricht etc. N. Iyrata Sow. kommt
in den Gosauschichten des Gosauthales häufig vor und wurde von Stoliczka auch in der Arrialoorgruppe
Südindiens nachgewiesen. Unter den südindischen Arten tritt ihr auch Natica Mariae d’Orb.‘) sehr nahe,
welche der Trichonopoly-Gruppe angehört.
4. N. Gentii Sow. sp. — Taf. 54. Fig. 16; I. Taf. 29. Fig. 12—14.
1816. Helix Gentii Sowerby, Min. Conch. Taf. 145.
1822. Ampullaria® Mantell, Geol. of Sussex, p. 111. Taf. 18, fie. 11.
Ampullaria camaliculata Mant. ib. p. 87. Taf. 19, fig 13.
1837. Natica canaliculata Sowerby bei Fitton, on the Strata below the Chalk, p. 336. Pl. 11, fig. 12; Pl. 18, fig. 6.
1840. Desgl. Gein. Char. II. p. 47. Taf. 15, fig. 25, 26.
1841. Natica acutimargo A. Römer, Nordd. Kreidee. p. 83. Taf. 12, fig. 14.
1842. Nat. gaultina d’Orbieny, Pal. france. terr ceret. II. pag. 156. Pl. 173. fig. 3, 4.
1843. Nat. canaliculata Gein. Kies]. p. 10. Taf. 1, fig. 20.
1845. Desgl. Reuss, böhm. Kreidef. I. p. 49. Taf. 11, fie. 1.
1846. Desgl. Gein. Grundr. p. 339. Taf. 15, fig. 17.
1849. Desgl. Gein. Quad. Deutschl. p. 128.
1850. Nat. Genti und Nat. Geinitzi d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 150.
1864.? Gyrodes expansus Gabb, Pal. of California, Vol. I. p. 108. Pl. 19. fig. 62.
1865. Nat. Geinitzi Briart & Cornet, Meule de Bracquegnies, p. 26. Pl. 3, fig. 5, 6.
1870. Nat, canaliculata F. Römer, Geologie von Oberschlesien, p. 339. Taf. 29, fig. 15.
Die Schale ist zusammengedrückt kugelig, stets breiter als hoch, und besteht aus 4—5 gewölbten
Umeängen, die parallel der Naht gekantet sind und hier eine breite Hache Rinne bilden. Das kleine Gewinde
ist niedergedrückt. Mündung gross und eiförmig, Nabel weit und ohne Schwiele. Die Oberfläche der Schale
lässt nur Anwachsstreifen erkennen.
Man findet diese Art oft nach verschiedenen Richtungen hin zusammengedrückt, was ihr zuweilen
ein fremdartiges Ansehen ertheilt, z. B. an N. acutimargo Röm. Bei Helix Gentii Sow. ist durch Druck von
oben die parallel der Naht laufende Kante undeutlich geworden und es liegen gleiche Exemplare uns auch
von Strehlen vor. Die Uebereinstimmung aber zwischen letzteren mit jenen aus dem Gault und cenomanen
Grünsand aus England und Frankreich beschriebenen normalen Exemplaren ist unzweifelhaft.
Hiernach ist Natica Gentii der älteste Name für diese sich vertical und horizontal sehr weit ver-
breitende Art. Man muss sie um so mehr von der bisher vorherrschenden Bezeichnung »Natica canaliculata«
befreien, als dieser Name schon 1824 von Deshayes auf Ampullaria canaliculata Lam. 1824 ?) übertragen
worden war, welche eocänen Ablagerungen angehört.
Vorkommen: In cenomanen Ablagerungen Sachsens ist N. Gentüi sehr selten und es sind nur
wenige kleine Exemplare im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen vorgekommen (Taf. 54, Fig. 16),
?) Euspira Mariae Stoliezka, Ind. Cret. Gast. p. 304. Pl. 22. fig. 6—8.
?) d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 344.
— 245 —
man findet sie vereinzelt in dem mittleren Pläner von Priessnitz an der Elbe, häufig aber, und zwar in
grossen stattlichen Exemplaren bis 55 Mm. Breite in dem oberen turonen Pläner oder Plänerkalke von
Strehlen (II. Taf. 29. Fig. 12—14). Im benachbarten Böhmen treten dagegen schon in dem unteren Quader
von Tyssa grosse ausgezeichnete Exemplare auf und Reuss führt sie ausserdem aus dem cenomanen Hippuriten-
kalke von Kutschlin, aus dem turonen Exogyrensandsteine von Malnitz, aus dem Pläner von Laun und dem
senonen Baculitenmergel von Luschitz, Priesen u. a. O. auf. Den letzteren Vorkommnissen entsprechen jene
aus dem senonen Quadermergel von Kreibitz in Böhmen, Kieslingswalda im Glatzischen, Marterberg bei
Passau, Ilseburg, Salzberg bei Quedlinburg, Osterfeld bei Essen, Dülmen in Westphalen und Hofergraben in
der Gosau, von wo diese Art als Nat. semiglobosa Zek.!) unterschieden worden ist. Ebenso liegen Exemplare
aus cenomanen Schichten von der Steinholzmühle bei Quedlinburg und von Regensburg vor; F. Römer traf sie
im cenomanen Kalkmergel von Bladen in Oberschlesien, Briart ud Cornet wiesen sie auch in der Meule
von Bracquegnies in Belgien nach. Sowerby hat diese Art aus dem Grünsande von Devizes und Blackdown
und dem Gault Englands, Mantell aus dem turonen Grey chalk marl von Hamsey (Pl. 18, fig. 11) und
dem Gault (Pl. 19, fig. 13) abgebildet, und d’Orbigny aus dem Gault von Frankreich. Es verbreitet sich
Natica Gentii daher von dem Gault an bis in die senonen Ablagerungen und kommt, wie es scheint, auch
in Californien vor (Gyrodes expansus Gabb.).
5. N. dichotoma Gein. — Taf. 54. Fig. 18.
1840. Gein. Char. II. p. 48. Taf. 13, fie. 5.
1841. N. rugosa A. Römer, nordd. Kreideg. p. 83. Taf. 12, fig. 16 (nicht Höninghaus).
1843. N. dichotoma Gein. Kiesl. p. 10. Taf. 1, fig. 19.
1845—1846. Desgl. Reuss, böhm. Kreidef. I. p. 50; II. p. 113. Taf. 44, fig. 16.
1849. N. Roemeri und N. dichotoma Gein. Quad. Deutschl. p. 128, 130.
1850. N. subrugosa d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 221.
Die fast kugelige Schale, zuweilen etwas breiter als hoch, macht drei sehr bauchige Umgänge, wobei
das kurze Gewinde sich kaum über die Kugelfläche erhebt. Die Mündung ist nach Reuss halbkreisförmig und
der Nabel ziemlich weit. Die Oberfläche der Schale ist mit Querrippen bedeckt, die dem Mundsaume parallel
laufen und nach unten hin zerspalten sind.
An dem älteren Exemplare von Kieslingswalda treten diese Querrippen scharf hervor, an Exemplaren
des Plänerkalkes erscheinen dieselben weit stumpfer (N. rugosa Röm.), was auch für viele andere Arten des
Plänerkalkes von Strehlen gilt.
Vorkommen: Selten im cenomanen Grünsande am Tunnel von Oberau (Fig. 18), im ober-turonen
Plänerkalke von Strehlen, im Grünsande von Kieslingswalda in Glatzischen und am Salzberg bei Quedlinburg ;
nach Reuss in den unteren turonen Schichten von Malnitz in Böhmen.
Narica Recluz, 1831.
1. N. carinata Sow. Taf. 57. Fig. 1.
1837. Natica carinata Sowerby bei Fitton, on some strata below the Chalk, p. 343. Pl. 18. fig. 8.
1850. Narica carinata d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 150.
Die kleine zierliche Schale wird breiter als hoch, bildet drei Umgänge mit einem kleinen nieder-
sedrückten Gewinde und einem sehr bauchigen letzten Umgange, der sich in einer weiten rundlich-vierseitigen
!) Zekeli, Gasteropoden d. Gosaugebilde in Abh. d. k. k. geol. Reichsanst. 1852. I. p. 47. Taf. 8, fie. 6.
Palaeontographica XX. 7. 35
— 246 —
Mündung öffnet. Hinter der ganzrandigen Innenlippe senkt sich ein tiefer, weiter Nabel ein. Die Oberfläche
der Schale ist mit 5—6 hohen, dachförmigen Längsrippen besetzt, deren breite Zwischenräume von blätterigen
Anwachslinien senkrecht durchschnitten werden.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner von Plauen und im dem cenomanen Grünsande von
Blackdown in England.
Neritopsis Grateloup, 1832.
1. N. nodosa Gein. — Taf. 54. Fig. 19—23.
1840. Natica nodosa Gein. Char. II. p. 47. Taf. 15, fig. 27, 28.
1845. Desgl. Reuss, böhm. Kreidef. I. p.°50. Taf. i1. fig. 2.
1846, Natica nodoso-costata Reuss, ib. II. p. 113. Taf. 44. fig. 21.
1847. Nerita cestophora de Ryckholt, Melanges pal. (Mem. de l’Ac. R. de Belgique, T. XXIV.) p. 82. Pl. 3. fi
1849. Natica nodosa Gein. Quad. Deutschl. p. 130.
1850. Natica nodoso-costata und Natica nodosa d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 192.
221. —? Nerita ornatissima d’Orb. ib. I. p. 192.
1865. Nerita rugosa Briart & Cornet, Meule de Bracquegnies, p. 34. Pl. 3. fig. 50—52.
g. 17.
Schale quer-eiförmig, drei Umgänge bildend, die sich sehr schnell bauchig erweitern, mit einem kleinen
niedergedrückten Gewinde, das nur im Alter etwas mehr hervortritt, von einem stumpfen, knotigen Kiele
aus nach der Naht hin flach abgedacht und nach unten hin steil abfallend, mit ungleichen, an der äusseren
Seite mit mehr oder minder deutlichen Längsrippen und Streifen bedeckt, welche durch Anwachsstreifen
“ knotig oder körnig werden.
Diese zierliche Art ist grossen Veränderungen unterworfen. Im jugendlichen Zustande tritt ihre Orna-
mentik am schärfsten hervor (Natica nodoso-costata Rss.). Auf der oberen Seite des letzten Umganges zeigt
sich öfters schon in der Nähe der vertieften Naht eine wulstförmige, glatte oder quergerippte Erhöhung, die
von dem erwähnten Kiele durch eine vertiefte, oder ebene, oder flachgewölbte Fläche geschieden wird
(Fig. 19 und 21). Ungleiche Spiralrippen oder Linien ziehen sich von dem obern Kiele an bis an die Basis
hin und werden von scharfen Anwachslinien durchschnitten,, die sich schon in der Nähe der Naht meist zu
stärkeren Rippen vereinigen, wodurch alle Spiralrippen knotig anschwellen, während sie sich nach unten hin
wieder in schwächere Linien auflösen, welche die Spirallinien nur noch körnig erscheinen lassen (Fig. 20. 22).
Mit zunehmendem Alter treten die Spirallinien oder Längsstreifen mehr zurück und es behalten nur
noch die stärkeren oder schwächeren Querfalten an dem oberen Theile der Schale die Oberhand (Natiea
rugosa Briart & Corn.), bis endlich auch diese nur noch als stumpfe Knoten an dem oberen Kiele bemerkbar
sind (Natica rugosa Reuss, Taf. 11. fig. 2), indessen werden auch an den älteren Exemplaren von 35 Mm,
Breite die spiralen Rippen an dem Umfange der Schale wenigstens noch angedeutet (Fig. 23).
Die Mündung ist sehr gross und rundlich-vierseitig, und zieht sich an ihrem oberen Ende in einen
spitzen Winkel aus, ganz wie es Briart & Cornet abbilden. Der Nabel ist ganz verdeckt und die innere
Lippe unterbrochen.
Vorkommen: In den tiefsten Schichten des unteren Pläners bei Plauen, sowohl auf der linken
Seite, am Flossrechen, als auf der rechten Seite der Weisseritz, namentlich auf dem hohen Stein; in den
entsprechenden Schichten von Gross-Sedlitz bei Pirna und in den cenomanen Conglomeraten am Tunnel von
Oberau. — Nach Reuss in dem gleichalterigen Hippuritenkalke von Kutschlin und Koriezan im Böhmen, nach
Briart & Cornet in der Meule von Bracqueenies, nach Rychholt im Cenoman von Tournay und Montignies-
sur-Roc und nach d’Orbigny im Cenoman von les Martiques (Ner. ornatissima).
2. N. costulata A. Röm. — Taf. 54. Fig. 24. 25. Taf. 57. Fig. 3.
1841. Nerita costulata A. Römer, nordd. Kreideg. p. 82. Taf. 12, fig. 12.
1342.? Neritopsis ornata d’Orbigny, Pal. frang. terr. eret. I. p. 176. Pl. 176. fig. 8—10.
1849. Nerita costulata Gein. Quad. Deutschl. p. 130.
1350. Neritopsis costulata d’Orbisuy, Prodr. de Pal. II. p. 222.
Ihre aus drei sich schnell erweiternden Umgängen bestehende Schale ist quer-oval, breiter als hoch
und besitzt ein kleines, nur wenig vorragendes Gewinde. Die ganze Oberfläche ist mit zahlreichen, schmalen
und glatten Längsrippen bedeckt, deren Zahl sich durch Einsetzung neuer Rippen mit dem Alter vermehrt.
Die sie trennenden breiteren Zwischenräume sind flach und von gedrängt liegenden Anwachslinien senkrecht
durchschnitten.
Die grosse rundliche Mündung wird etwas höher als breit und ihre Innenlippe hält den Nabel fast
gänzlich verdeckt.
Vorkommen: Exemplare bis 20 Mm. Breite nicht selten im unteren Pläner am Forsthause bei
Plauen, bei Dölzschen und Koschütz. Neritopsis ornata aus cenomanen Schichten von Rouen scheint von ihr nicht
verschieden zu sein, wiewohl d’Orbigny ihre, leider nicht abgebildete Mündung als halb mondförmig bezeichnet.
3. N. torulosa Gein. — Taf. 57. Fig. 2.
Drei bis vier bauchige Umgänge bilden die Schale, worin das kleine spitze Gewinde nur wenig
hervorragt. Sie ist von starken Querwülsten bedeckt, über welche genäherte, abwechselnd stärkere und
schwächere spiralförınige Rippen fortlaufen. Die grosse Mündung ist rundlich oval.
Gegen 7 Mm. gross selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen. Unter den bisher
beschriebenen Arten ist ihr Neritopsis crassa Stol., !) aus der Ootatoor-Gruppe von Odium in Süd-Indien am
nächsten verwandt, unterscheidet sich aber von ihr durch schwächere Querwülste und entferntere Spiralrippen.
4. Fam, Neritidae.
Nerita. Adanson, 1757.
1. N. ovoides Gein. & Fischer. — Taf. 57. Fig. 4.
Eine kleine, schief-eiförmige Schale, deren erste Umgänge ein sehr niedriges Gewinde bilden, das
von dem grossen bauchigen letzten Umgang durch eine vertiefte Naht deutlich geschieden ist. Ihre ganze
Oberfläche ist glatt. Mündung gross und weit breiter als bei der nahe verwandten N. plebeja Reuss ?), von
der sie sich auch noch durch ihre, wenn auch nur undeutlich gekerbte Innenlippe unterscheidet, die mit
ihrem breiten Saume einen grossen Theil der Basis bedeckt hält.
Unter den südindischen Arten hat eine ähnliche Form Nerita divaricata d’Orb.°), die jedoch deut-
liche Zähne an der Innenlippe und einige Spirallinien auf dem unteren Theile der Schale trägt.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen, bis gegen 5 Mm. gross.
9. N. minutissima Gein. & Fischer. — Taf. 57. Fig. 5.
Nur 2 Mm. grosse rundlich-eiförmige Schalen mit einem sehr kleinen Gewinde, das über die letzte
bauchige Windung gar nicht hervortritt. Die Schale ist vollkommen glatt und die Nähte sind höchst undeutlich.
1) Stoliezka, Cret. Gast. of South. India p. 310. El. 23. fig. 7.
2) Verstein. der böhm. Kreidef. II. p. 112. Taf. 44, fig. 18.
3) Stoliczka, Cret. Gastr. of South. India, p. 340. Pl. 28, fig. 12.
— 248 —
Mündung halbmondförmig, mit vorspringender, undeutlich gekerbter Innenlippe, durch deren Beschaffenheit
sie ebenfalls von N. plebeja Reuss entfernt wird.
Unter den indischen Arten ist Neritina decipiens Stol. *) ihr nicht unähnlich.
Vorkommen: Gegen 15 Exemplare wurden durch Herrn E. Fischer im unteren Pläner am Forst-
hause bei Plauen gesammelt.
Pileolus Sowerby, 1323.
1. P. Orbignyi Gein. — Taf. 57. Fig. 12 a. b. c.
cf. P. cretaceus d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 150. „Espece lisse de Saint-Calais, Sarthe.“
Der Umfang der kleinen glatten Schale ist eiförmig, ihr Scheitel liegt etwas hinter der Mitte. An
der unteren, fast flachen Basis liegt die schmale halbmondförmige Mündung in dem vorderen Drittheile der
Länge und vor ihrem vorderen Ende senkt sich eine runde buchtartige Vertiefung ein; die innere Lippe ist
feingekerbt.
Vorkommen: Gegen 6 Mm. lang, 5 Mm. breit und 3 Mm. hoch selten im unteren Pläner am
Forsthause bei Plauen. — Aus der kurzen Diagnose von d’Orbigny lässt sich nicht ersehen, ob unter P. ceretaceus
dieselbe glatte Art gemeint ist. Der cenomane Horizont bei Saint-Calais stimmt mit dem von Plauen.
2. P. Koninckianus de Ryckh. Taf. 57. Fig. 7, 8.
1847. Acmaea Koninckiana de Ryckholt, Mel. pal. (Mem. de l’Ac. R. de Belgique, T. XXIV.) p. 62. Pl. 2. fig. 33, 34.
1865. Helcion Malaisi Briart & Cornet, Meule de Bracquesnies, p. 38. Pl. 3. fig. 46, 47.
Die patellenartige Schale hat einen kreisrund-ovalen Umriss und erhebt sich zu einem mittleren
Scheitel, der oft mit einem runden Knötchen endet und sich nur wenig nach hinten kehrt (Fig. 7, c). Die
ganze Oberfläche ist mit schmalen ausstrahlenden Rippen bedeckt, welche sehr gedrängt stehen und sich nach
unten hin durch Einlagerung schwächerer Rippen vermehren. Der Unterrand ist scharf. An der fast flachen
Basis liegt die schmale halbmondförmige Mündung im vorderen Drittheile und sie ist auch bei dieser Art
an ihrem Vorderande mit einer rundlichen Ausbuchtung versehen. Die Aussenlippe ist wulstförmig etwas
erhöht, die gekerbte Innenlippe dagegen eingesenkt und steigt mit einem breiten Saume nach einem halb-
kreisförmigen flachen Wulste an.
Vorkommen: Bis 9 Mm. lang, 8 Mm. breit und 4 Mm. hoch vereinzelt im unteren Pläner am
Forsthause bei Plauen. — Acmaea Koninckiana gehört der Tourtia von Tournay in Belgien, Helcion Malaist
der Meule von Bracquegnies an. Die erstgenannte erscheint nach de Ryckholt’s Abbildung etwas niedriger,
da ihr Scheitel nicht vollständig erhalten ist. Unter den aus der Kreideformation von Californien beschriebenen
Arten kann vielleicht Heleion circularis Gabb ?) damit verglichen werden.
3. P.? subcentralis d’Arch. sp. — Taf. 57. Fig. 9.
1847. Acmaea? subcentralis d’Archiac, M&m. de la Soc. geol. de France, 2. ser. T. II. 2. p. 354. Pl. 22. fig. 5.
1850. Helcion subcentralis d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 156.
Bei elliptischem Umriss erhebt sich der Scheitel dieser Art höher als bei der vorigen, mit der sie
übrigens nahe verwandt ist. Basis und Mündung sind auch an unseren Exemplaren verdeckt.
!) Stoliezka, Cret. Gastr. of South. India, p. 340. Pl. 23. fig. 9, 10.
?) Gabb, Palaeont. of California, I. 1864. p. 141. Pl. 29. fig. 234.
— 249 —
Vorkommen: Gegen 6 Mm. lang und 4 Mm. hoch selten im unteren Pläner am Forsthause bei
Plauen. — In der gleichalterigen Tourtia von Tournay in Belgien.
4. P. capillaris Gein. — Taf. 57. Fig. 10.
Ihre kreisrunde Schale steigt zu einem niedrigen, rückwärts-gekrümmten Scheitel an, welcher hinter
der Mitte liegt, und von welchem sehr feine, haarförmige Linien nach unten strahlen, die sehr gedrängt
liegen und sich bündelförmig vereinigen. Basis und Mündung noch unbekannt. Sie wird bei 7 Mm. Grösse
wenig höher als 2 Mm.
Vorkommen: Selten mit den vorigen zusammen bei Plauen.
5. P. plicatus Gein. — Taf. 57. Fig. 11.
Bei ovalem Umriss der kleinen schildförmigen Schale ist dieselbe durch wenige dachförmige Falten
ausgezeichnet, die an dem Unterrande auslaufen, übrigens erscheint sie glatt. Eine kleine schmale Mündung
in der Nähe des Vorderrandes lässt abermals jene rundliche Ausrandung in der Mitte des äusseren Mund-
saumes und eine feine Granulirung der Innenlippe wahrnehmen.
Vorkommen: Nur 4 Mm. gross selten im unteren Pläner am Forsthause -bei Plauen.
5. Fam. Litorinidae.
Litorina (Littorina) Ferussac, 1821.
1. L. gracilis Sow. — Taf. 54. Fig. 9.
1837. Sowerby bei Fitton, Observations on some of the Strata between the Chalk and the Oxford Oolite, p. 343,
Pl. 18. fig. 12.
1850. Turbo Fittoni d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 152.
Die gegen 4 Mm. lange, etwas spindelförmige Schale bildet 5—6 gewölbte, durch eine Nahtfurche
deutlich getrennte Umgänge, die mit regelmässigen Querrippen besetzt sind, von welchen etwa 6 auf die
Hälfte der letzten Umgänge fallen. Die Mündung ist schief-oval, oben zugespitzt, an der Basis jedoch weniger
eckig, als es nach Sowerby’s Abbildung erscheint.
Vorkommen: Aus dem unteren Pläner am Forsthause bei Plauen liegen gegen 50 Exemplare
vor. — Im Grünsande von Blackdown.
2. L. minuta Gein. — Taf. 54. Fig. 10.
Bei nur 4 Mm. Grösse windet sich die Schale in ca. fünf sehr flachgewölbten glatten Umgängen auf,
welche an Höhe schnell zunehmen und durch eine wenig vertiefte Naht oft nur undeutlich von einander
geschieden sind. Die ovale Mündung verläuft auch hier nach oben in eine kurze Spitze.
Diese Art hat eine ähnliche Form wie Z. undata Stoliczka, !) die sich jedoch durch eine weit deut-
lichere Innenlippe unterscheidet.
Vorkommen: Gegen 16 Exemplare liegen aus dem unteren Pläner vom Forsthause bei Plauen vor.
1) Stoliczka, Cretaceous Gasteropoda of South. India, Pl. 20, fig. 11.
— 250 —
6. Fam. Turbinidae an Trochidae.
Phasianella Lamarck, 1804.
1. Ph. pusilla Sow. — Taf. 54. Fig. 11.
1837. Sowerby bei Fitton, Observations on some of the Strata etc. p. 343. Pl. 18, fig. 13.
1850. d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 151.
Die vollkommen glatte Schale, die aus fünf Umgängen besteht, ist elliptisch und beiderseits zugespitzt.
Der letzte Umgang nimmt ?/s, die lange Mündung mehr als die Hälfte der ganzen Höhe ein. Aussenlippe
scharf und abstehend, innere Lippe kurz und mit einer schwachen Falte eingebogen. .
Vorkommen: Selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen und im Grünsande von
Blackdown. 5
2. Ph. Beyrichi Gein. — Taf. 54. Fig. 12. 13.
Die oval-kegelförmige Schale bildet 4—5 gewölbte und deutlich von einander geschiedene Umgänge,
von welchen der letzte gegen 2; der Gesammthöhe einnimmt. Diese erscheinen fast glatt, sind in der That
aber mit feinen Spirallinien dicht besetzt. Bei jungen Exemplaren (Fig. 12) treten dieselben wenigstens noch
an der Basis deutlich hervor. Mündung weit, schief-oval, halb so hoch als die ganze Höhe, oben in eine
kurze Ecke auslaufend. Nahe verwandt ist Ph. ervyna d’Orb. ') aus dem Gault Frankreichs, von welcher sie
aber durch ihre schief-eiförmige Mündung unterschieden ist.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner ‘am Forsthause bei Plauen, 17 Mm. lang, mit Ostrea
diluwviana etc. zusammen, etwas grösser bei Koschütz.
Trochus L. 1758.
1. Tr. Geinitzi Reuss. — Taf. 55, Fig, 13.
1840. Trochus granulatus Gein. Char. II. p. 46. Taf. 15, fig. 20.
1846. Tr. Geinitzü Reuss, böhm. Kreidef. I. p. 112. Taf. 44, fig. 24.
1847. Tr. Rozeti d’Archiac, Mem. de la Soc. geol. de France, 2. ser. T. II. P. 2. p. 336. Pl. 22. fig. 11.
1549. Tr. qwinguelineatus und Tr. Geinitzi Gein. Quad. Deutschl. p. 130.
1850. Tr. Geinitzi d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 192.
1865. Desgl. Briart & Cornet, Meule de Bracquesnies p. 38. Pl. 3. fig. 39, 40.
Es gibt wenige Arten, die in ihren verschiedenen Erhaltungszuständen ein so verschiedenes Ansehen
gewähren als diese. Ihre kegelförmige Schale bildet 6-8 Umgänge mit einem Winkel der Spira von
50—60 Grad. "Im vollkommen erhaltenen Zustande erscheinen ihre Umgänge eben und sind nur undeutlich
von einander getrennt, da die Nahtlinie in die Ebene der Umeänge fällt. Dieselbe erscheint häufig glatt
(Abbildungen bei Reuss und d’Archiae), während die Oberfläche der Umgänge vier regelmässig gekörnte Linien
längs der Windung zu tragen pflegt (Taf. 55. Fig. 1). Diese Granulirung gehört indess nur der oberen
Schicht der dieken Schale an, und wo dieselbe zerstört ist, erscheinen an dem Umfange der Umgänge nur
drei glatte schmale Rippen längs der Windung (Abbildung bei Briart & Cornet und Taf. 55 Fig. 1, 3), welche
durch breite flache Zwischenräume von einander geschieden werden. Zu ähnlichen Leisten erhebt sich nicht
selten der untere und der obere Rand des Umganges, was zu der Aufstellung der dazu gehörigen Varietät
Tr. quinquelineatus Gein., 1847, Veranlassung gab.
\) Pal. frang. terr. cret. II. p. 234, Pl, 138. fig. 1.
— 2531 —
Die eigentlichen Steinkerne sind glatt, an dem unteren Rande des Umganges gekantet, in der Mitte
geebnet, oben abgedacht und unter die frühere Windung sich einschiebend (Taf. 55, Fig. 3).
Die Basis der Schale (Fig. 2) ist fast eben, die Mündung ziemlich flach-dreiseitig und ein Nabel ist
nicht sichtbar. Sie erreicht oft an 20 Mm. Höhe und meist eine nur wenig geringere Breite.
Vorkommen: Nicht selten im unteren Pläner von Koschütz und Plauen, in den gleich alten Con-
glomerat-Schichten des Grünsandes am Tunnel von Oberau, sowie in dem Hippuritenkalke von Koriezan in
Böhmen. d’Archiac beschrieb sie aus der Tourtia von Tournay in Belgien, Briart & Cornet wiesen ihr Vor-
kommen in der Meule von Bracquegnies nach.
2. Trochus Buneli d’Arch. — Taf. 55. Fig. 4—7.
1846. Phorus granulatus Gein. Grundr. p. 349. Taf. 14. fig. 18.
1847. Trochus Cordieri d’Archiac, Mem. de la Soc. geol. de France. 2. ser. T. I. P. 2, p. 335. Pl. 22, fie. 8 (nicht
d’Orbieny, 1844).
Tr. Buneli und Tr. Huoti d’Arch. ib. p. 335. Pl. 22, fig. 9, 10.
1849. Tr. Cordieri Gein. Quad. Deutschl. p. 130.
1850. Tr. Hylus, Tr. Buneli und Tr. Huoti d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 151.
1868. Ziziphinus Geinitzianus Stoliczka, Cretaceous Gasteropoda of South. India, p. 373, Pl. 24. fig. 11—15 (nicht
Trochus Geinitzi Reuss).
Nur mit Hülfe einer grösseren Anzahl von Exemplaren liess der Schleier, der diese Art noch be-
deckte, sich lüften. Die einem Kreisel oder Kegel gleichende Schale bildet Anfangs ein spitzes Gewinde,
dessen Winkel oft nur einige 50 Grad beträgt, pflegt sich aber später mehr zu erweitern, und erscheint am
häufigsten eben so breit als hoch oder wird selbst noch breiter. Man zählt gegen sechs ebene oder etwas con-
cave Umgänge, deren unterer hand scharf ist, oder mehr oder weniger hervortritt, und deren Oberfläche
mit zahlreichen gekörnten Längslinien bedeckt ist. Häufig ordnen sich diese in sechs oder mehr Gürtel von
ungleicher Stärke an, da sich zwischen den stärkeren auch schwächere Linien einzudrängen suchen. Daran
haften nicht selten fremdartige Körper, was die Veranlassung für ihre frühere Stellung zu Phorus gab.
An jüngeren Exemplaren oder an den oberen Umgängen ist die Granulirung ziemlich undeutlich und
der untere Rand eines Umganges meist glatt, an älteren sieht man ihn oft mit länglichen Höckern besetzt,
wodurch die spiralförmigen Linien, welche die Basis der Schale bedecken (Taf. 55, Fig. 5) zuweilen eigen-
thümliche Störungen in ihrer ursprünglichen Anordnung erfahren (Taf. 55, Fig. 7 b).
Die Basis der Schale ist sehr flach gewölbt und lässt ausser den zahlreichen regelmässig geordneten
Spiral- oder Längslinien, theilweise auch die feinen Anwachslinien wahrnehmen, welche die Veranlassung zur
Granulirung der einzelnen Umgänge geben, wo man sie mehr oder weniger deutlich hier und da noch vor-
findet. Neben dem engen Nabel hebt sich die Spindel etwas heraus, wodurch die Mündung etwas höher,
als bei 7r. Geinitzi, und mehr vierseitig wird. Unter den Abbildungen von d’Archiac entspricht Tr. Cordieri
d’Arch. = Tr. Hylus d’Orb. am meisten den jüngeren Schalen, Zr. Buneli ist eine schmälere, 7. Huoti
eine breitere Varietät jener älteren Schalen mit stärker hervortretendem Rande an der Basis der Umgänge;
Stoliczka’s gute Abbildungen von breiteren Abänderungen heben zum Theil die nach rückwärts laufenden
Quer- oder Anwachsstreifen deutlicher hervor.
Vorkommen: Bis 17 Mm. gross in dem unteren Pläner von Plauen, nach d’Archiac in der
Tourtia von Tournay in Belgien, nach Stoliezka aber in der Trichonopoly- und Arrialoor-Gruppe Süd-Indiens.
— 2532 —
3. Tr. Duperreyi d’Arch. — Taf. 55. Fig. 8.
1846. Turbo Asterianus Reuss, böhm. Kreidef. II. p. 112. Tat. 44. fig. 22 (nicht d’Orbieny).
1847. d’Archiac, Mem. de la Soc. g6ol. de France, 2. ser. T. II. 2. p. 336. Pl. 23. fig. 2.
1849. T. Reussi Gein. Quad. Deutschl. p. 132.
Die kleine kegelförmige Schale beginnt mit einer stumpfen Spitze, bildet 5—6 hohe Umgänge,
deren unterer Rand gerundet ist, so dass eine Nahtfurche deutlich hervortritt. Die obere Hälfte der Umgänge
ist geebnet. An ihrem Umfange liegen gegen sechs feingekörnte Gürtellinien, denen sich an dem letzten
Umgang noch viele ähnliche anschliessen, die noch die Basis bis an den kleinen Nabel dicht bedecken. Die
oberste an die Naht angrenzende Gürtellinie trägt grössere Körner als die übrigen. Mündung gross und rundlich.
Diese Art erreicht 10 Mm. Grösse und etwas geringere Breite.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner von Plauen, in dem Hippuritenkalke von Koriczan in
Böhmen und in der Tourtia von Tournay in Belgien.
4. Tr. Fischeri Gein. — Taf. 55. Fig. 9.
Die kleine Schale, welche bei 4 Mm. Höhe gegen 3 Mm. Breite erreicht, beginnt mit einem stumpfen
Gewinde und nimmt dann nur langsam an Breite zu. 5—6 an beiden Rändern gekantete Umgänge sind sehr
schwach gewölbt, durch eine vertiefte Nahtlinie von einander geschieden und mit zahlreichen gleichstarken und
glatten Längslinien bedeckt. Die Basis ist flach gewölbt, die Mündung rundlich, ein Nabel fehlt.
Vorkommen: Gegen 20 Exemplare sind «durch Herrn E. Fischer in dem unteren Pläner am
Forsthause bei Plauen gesammelt worden.
Turbo L. 1758.
1. T. Geslini d’Arch. — Taf. 55. Fig. 10.
1847. d’Archiac, Mem. de la Soc. ge&ol. de France, 2. ser. T. II. 2. p. 339. Pl. 23. fig. 7.
1850. Trochus imbricatus Nyst & de Koninck in lit., Gein. Quad. Deutschl. p. 130 (nieht Linne, 1767.)
d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 152.
Die kreiselförmig - ovale Schale bildet 4—5 hohe, mässig-gewölbte Umgänge, die nach unten hin
schnell an Breite zunehmen, durch eine deutliche Nahtfurche von einander geschieden und an ihrer Basis
stumpf gekantet sind. Sie werden von zahlreichen Querrippen bedeckt, welche durch eine beträchtliche An-
zahl sie überschreitender Längslinien fast dachziegelförmig geschuppt erscheinen. An der wulstförmig ver-
dickten Aussenlippe sieht man diese Linien rippenartig hervortreten und von feinen Anwachslinien durch-
schnitten, die namentlich auf der gewölbten Basis der Schale eine deutliche Granulirung jener Längs- oder
Spirallinien hervorrufen. Mündung rundlich, ihre Innenlippe legt sich mit einem breiten Saume an die untere
Schalenfläche an.
Vorkommen: Bis 24 Mm. hoch und etwas breiter nicht selten in den tiefsten Schichten des
unteren Pläners von Koschütz, nach d’Archiac kleiner in der Tourtia von Tournay in Belgien, nach d’Orbigny
auch in cenomanen Schichten von Le Mans in Frankreich.
2. T. Reichi Gein. — Taf. 55. Fig. 11.
1840. Trochus Reichisw Gein. Char. II. p. 47. Taf. 15. fig. 24.
1849. Desgl. Gein., Quad. Deutschl. p. 130.
Früher nur auf zwei Steinkerne aus den Conglomerat-Schichten des Tunnels von Oberau begründet,
liegt diese Art jetzt in zahlreichen wohlerhaltenen Exemplaren von Plauen vor. Mit etwa sechs sehr schwach
— 253 —
gewölbten Umgängen, die durch eine tiefe Nahtfurche von einander geschieden sind, bildet das Gewinde einen
Winkel von nahe 60 Grad. Der letzte Umgang grenzt an die gewölbte Basis zuerst mit einer stumpfen
Kante, in der Nähe der Mündung aber deutlich gerundet an. Nicht selten tritt in der Nähe der Mündung
ein sogenannter Mundwulst hervor. An der hohen rundlichen Mündung erhebt sich eine starke, deutlich ein-
gerollte Spindel; die innere Seite der übrigens scharfen Aussenlippe ist mit zahnartigen Höckern versehen,
was einen Unterschied von dem nahe verwandten Turbo Mulleti d’Arch.‘) bedingt. Die ganze Oberfläche
der Schale ist mit gleichmässigen, entfernten Spirallinien bedeckt, von welchen 6—7 auf einen Umfang fallen
und welche von schmalen, fast senkrecht darüber laufenden Rippen durchschnitten sind; die letzteren werden
durch sie mit spitzen Höckerchen verziert.
Zahl und hiernach die Stärke der kippen ist ziemlich veränderlich, immer aber sind sie durch einen
viel breiteren Zwischenraum von einander geschieden. Auch die Richtung der Rippen ist nicht ganz con-
stant, indem sie zuweilen etwas nach rückwärts gerichtet sind, wenn auch nie so stark, wie bei dem nicht
unähnlichen Trochus Marcaisi d’Orb. ?); anderseits nehmen sie auch eine schwache Biegung an, wobei sich
der Bogen nach vorn hin öffnet.
Die Basis ist dicht mit feingranulirten Spirallinien bedeckt. Ein Nabel fehlt. An Steinkernen sind
oft nur die stärkeren Rippen angedeutet, die dann an dem unteren Rande des letzten Umganges wohl auch
als längliche Knoten erscheinen, doch finden sich zuweilen auch da noch Spuren von Spirallinien, was schon
Char. p. 47 hervorgehoben worden ist. Der ihm oft zum Verwechseln ähnliche TWrbo Mulleti hat deutlich
gewölbte Umgänge und eine andere Beschaffenheit der Mündung.
Vorkommen: An einigen Stellen des unteren Pläners von Plauen nicht selten, bis 15 Mm. hoch;
es liegen von dort mindestens 60 Exemplare vor; vereinzelt in den gleichalterigen Conglomerat-Schichten
des cenomanen Grünsandes im Tunnel von Oberau.
3. T. scobinosus Gein. — Taf. 55. Fig. 12.
Das aus 5—6 schwach gewölbten Umgängen bestehende Gewinde nähert sich einem Kegel mit dem
Winkel von 60 Grad; seine Nahtlinie ist deutlich vertieft. Die Basis ist gewölbt und grenzt stumpf oder
serundet an die Aussenseite des letzten Umganges an. Ein Nabel fehlt und die Mündung ist rundlich, in
ihrer Nähe zeigt sich ein kleiner Mundwulst. Die Oberfläche ist, wie bei Zrochus Marcaisi d’Orb. °) mit
5—6 spiralen Linien verziert, welche durch zahlreiche schief nach unten und rückwärts laufende Rippen
eitterförmig durchschnitten werden und hierdurch der Oberfläche ein raspelartiges Ansehen ertheilen. Diese
schmalen Rippen erreichen die Stärke der sie durchkreuzenden Spiral- oder Längslinien und es werden beide
durch ziemlich gleichbreite Zwischenräume von einander geschieden. Ihre Zahl ist weit grösser als bei Zrochus
Marcaisi, von welchem sich Tr. scobinosus noch durch seine einfachere Mündung unterscheidet, an welcher
die Säule nicht hervorragt. Von Treurbo- Mulleti unterscheidet sich unsere Art durch die besimmt aus-
gesprochene andere Richtung der Querrippen und eine geringere Anzahl der Längslinien.
Vorkommen: Sehr selten im unteren Pläner von Plauen.
1) 1847. Me&m. de la Soc. g6ol. de France, 2. ser. T. II. P. 2. p. 340. Pl. 23. fie. 9, von Tournay.
2) 1842. d’Orbieny, Pal. franc. terr. cret. II. p. 190. Pl. 186 bis, fig, 19.
®) d’Orbigny, Pal. franc. terr. eret. II. p. 190. Pl. 186 bis, fig. 19.
Palaeontographica XX. 7. 36
— 254 —
4. T. Leblanci d’Arch. — Taf. 55. Fig. 13, 14.
1847. d’Archiac, Mem. de la Soc. geol. de France, 2. ser. T. II. 2. p. 339. Pl. 23. fig. 8.
1849. Gein. Quad. Deutschl. p. 132.
1850. d’Orbigny, Prod. de Pal. II. p. 153.
Schale kegelförmig, mit 5—6 treppenförmig gekanteten Umgängen, die ein Gewinde mit einem
Winkel von ca. 55 Grad bilden. Sie ist von zahlreichen ungleichen, durch zarte Anwachslinien durch-
schnittenen und gekörnten Längsrippen oder Linien bedeckt. Eine derselben liegt dicht an der Naht, eine
zweite stärkere Gürtellinie fällt auf die obere Kante des Umganges, von welcher sich die Schale nach der
Naht hin mit einer concav aufsteigenden Fläche abdacht, am äusseren Umfange der Schale bilden sich zwei
ähnliche Gürtel aus, welchen sich auf dem letzten Umgange noch mehrere nach unten hin anschliessen. Die
Zwischenräume sind mit schwächeren gekörnten Streifen oder auch feineren Linien erfüllt, die mit den sie
durchkreuzenden Anwachslinien der Schale ein äusserst zierliches Ansehen ertheilen. Die Basis ist stark ge-
wölbt, ein Nabel nicht sichtbar, die Mündung ist gross und rundlich. In der Nähe der Mündung macht sich
zuweilen ein Mundwulst bemerklich. Sie erreicht 10 Mm. Grösse.
Vorkommen: Nicht häufig im unteren Pläner von Plauen und Koschütz, in dem unteren Quader-
mergel der Steinholzmühle bei Quedlinburg, sowie in der Tourtia von Tournay.
5. T. Goupilianus d’Orb. — Taf. 56. Fig. 1.
1842. d’Orbigny, Pal. franc. terr. eret. II. p. 222. Pl. 185. fig. 7—10.
1849. F. Asterianus und Royanus Gein., Quad. Deutschl. p. 132 (nicht d’Orbieny),. Nicht 7. Goupilianus Gein.,
Quad. Deutschl. p. 152.
1850. d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 152.
Die fast ebenso breite als hohe Schale windet sich in 4—5 stark gewölbten Umgängen zu einer
Spira von 90 Grad. Sie ist mit regelmässigen Spiral- oder Längsrippen besetzt, welche mehr oder minder
deutlich granulirt sind. Oft treten ihre Körner sehr deutlich hervor, zuweilen erscheinen die Rippen fast glatt.
Basis gewölbt, Nabel deutlich, Mündung gerundet. In der Nähe derselben zuweilen ein schwacher Mundwulst.
Vorkommen: Bis 20 Mm. gross, häufig in den untersten Schichten des Pläners von Koschütz und
Plauen, sowie auch in den Conglomeratschichten des cenomanen Grünsandes im Tunnel von Oberau. d’Orbigny
beschrieb sie aus cenomanen Schichten von Le Mans in Frankreich.
Turbo Asterianus d’Orb., Pal. france. terr. cret. II. p. 216. Pl. 183. fig. 18—20, aus dem Gault
hat ein spitzeres Gewinde und eine grössere Anzahl Spiralrippen; Turbo royanus d’Orb. Pal. franc. terr. cret.
II. p. 223. Pl. 186. fig. 1. aus senonen Schichten von Royan hat glatte und flachere Spiralrippen. Hierzu
gehört das im Quad. Deutschl. p. 132 irrthümlich zu 7. Goupilianus gestellte Exemplar von Nagorzany.
Operculum von Turbo Goupilianus. — Taf. 56. Fig. 2—4.
1842. Operculum von Turbo, d’Orbigny, Pal. france. terr. cret. II. p. 228. Pl. 186. bis, fig. 15—17.
Sowohl der Grösse als dem häufigen Zusammenvorkommen in den unteren Schichten des cenomanen
Pläners von Koschütz und Plauen nach scheint dieser kalkige Deckel gerade zu Turbo Goupilianus zu
gehören.
Er bildet linsenförmige Körper von 8 Mm. Durchmesser und 4 Mm. Höhe, mit einem scharfen
Rande, und lässt auf der schildförmig-erhabenen äusseren Fläche S—10 spirale Umgänge unterscheiden. Die
— 25 —
innere glatte Fläche ist in der Mitte oft nabelartig vertieft und fällt nach dem scharfen Aussenrande hin
schief ab. d’Orbigny hat diese Deckel in einer ganz ähnlichen Weise aus Frankreich abgebildet.
6. T. Naumanni Gein. — Taf. 56. Fig. 56.
Eine kleine, niedergedrückte eiförmige Art, deren Schale zuerst einige stumpfe Windungen bildet
und sich dann schnell in zwei breite und ziemlich hohe gewölbte Umgänge erweitert. In die gewölbte Basis
senkt sich ein deutlicher Nabel ein, dessen Hälfte von der Innenlippe der rundlichen Mündung verdeckt wird.
Die ganze Oberfläche ist bis an den Nabel mit gleich starken Spiralleisten bedeckt, welche durch schmälere
Zwischenräume getrennt und fein granulirt sind.
Vorkommen: Gegen 12 Exemplare von etwa 7 Mm. Grösse in dem unteren Pläner von Plauen.
7. T. Leonhardi Gein. — Taf. 56. Fig. 7.
Die Kleine Schale ist ähnlich niedergedrückt, wie die vorige Art, der letzte Umgang etwas weniger
hoch und seine Basis flacher gewölbt. Nabel deutlich, Mündung rundlich. Die ganze Oberfläche ist mit kurz-
stacheligen Längsrippen besetzt, zwischen welchen sich an dem äusseren Umfange je eine feinere Linie einlagert.
Vorkommen: Bis jetzt nur in vier Exemplaren von 5—6 Mm. Grösse im unteren Pläner von
Plauen gefunden.
8. T. Plauensis Gein. — Taf. 58. Fig. 11.
Oval-kegelförmig, aus vier regelmässig gewölbten Umgängen bestehend, die mit hohen entfernt liegenden
Querrippen und regelmässig entfernten Längslinien verziert sind. Die grosse Mündung ist kreisrund. Nabel
fehlt. 3—4 Mm. gross.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
9. T. ef. Raulini d’Arch. — Taf. 61. Fig. 1. 2.
1847. d’Archiac, M&m. de la Soc. g6ol. de France, 2. ser. T. II. 2. p. 341, Pl. 23, fig. 12.
Eine nur 3 Mm. grosse glattschalige Art, von einer ähnlichen ovalen Form wie manche Natica-
Arten, von diesen aber durch ihre kleinere rundliche Mündung wohl unterschieden, wodurch sie zu Turbo
verwiesen wird. Man zählt vier tlachgewölbte, durch die vertiefte Naht deutlich geschiedene Umgänge, die ein
kleines Gewinde mit dem Winkel von ca. 80 Grad bilden, während der letzte Umgang etwas bauchig ist. Nabel fehlt.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen; nach d’Archiac in den gleich-
artigen Schichten von Tournay in Belgien.
Solarium Lam. 1799—1801.
1. S. Kirsteni Gein. — Taf. 56. Fig. 8.
Von 3—4 Umgängen, welche die kleine, bis 5 Mm. grosse Schale zusammensetzen, bilden die ersten
ein stumpfes, kaum vorragendes Gewinde, während sich der letzte, stark gewölbte Umgang schnell erweitert.
An der gewölbten Basis senkt sich ein weiter trichterförmiger Nabel ein. Die rundliche Mündung ist etwas
breiter als hoch. Die Bedeckung der Schale besteht aus ungleichen, höckerigen und gekörnten Spiralrippen
und Linien. Auf dem letzten Umgange finden sich 2—3 stachelkörnige Linien in der Nähe der Naht, dann
folgen 3 stärkere höckerige Rippen an der Aussenseite des Umfanges, zwischen welchen noch ein feinerer
Gürtel liegt. Die Basis ist bis an den stumpf-höckerigen Nabelrand mit 4—6 fein granulirten Längslinien
bedeckt, wie deren auch einige noch in dem Nabel selbst liegen.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner von Plauen.
— 256 —
2. S. Zschaui Gein. — Taf. 56. Fig. 9. 10.
Bei 5—4 Umgängen der kleinen, bis 5 Mm. grossen Schale, ist die stumpfe oder wenig erhabene
Spira treppenförmig über dem letzten, stark erweiterten Umgange abgesetzt. Das Unterscheidende von der
vorigen Art und von anderen liegt in der Verzierung der Schale. Auf dem oberen Theile eines Umganges
liegen zunächst zwei Reihen von rundlichen Knötchen, welchen eine kielförmige granulirte Leiste folgt. Unter
der letzteren nimmt man nur einfache glatte Spirallinien wahr, die nach unten hin an Stärke abnehmen, bis
sie zuletzt auf der gewölbten Basis ganz verschwinden, um hier durch ausstrahlende Linien oder auch durch
einige undeutliche Höcker vertreten zu werden. Der Rand des Nabels ist mit einer deutlichen Reihe von
Knötchen besetzt. Die Mündung ist rundlich.
Vorkommen: Selten bei Plauen.
3. 8. Reussi Gein. — Taf. 56. Fig. 11.
Ihre kleine Schale bildet nur 3 Umgänge mit einem eingedrückten Gewinde. Der letzte Umgang,
welcher 2:5 Mm. Breite erreicht, ist stark gewölbt und nimmt langsam an Stärke zu. Er trägt 4 Spiral-
rippen, deren beide oberen mit spitzen Höckern besetzt sind. Eine derselben bildet die obere Seitenkante
der Schale, die zweite fällt auf die Mitte des Umfanges, die dritte bildet die untere Seitenkante, eine vierte
begrenzt den weiten und tiefen Nabel an der flach gewölbten Basis. Durch diese Rippen wird die Mündung
der Schale rundlich-fünfseitig.
Vorkommen: Sehr selten in dem unteren Pläner von Plauen.
4. 8. Ackermanni Gein. — Taf. 56. Fig. 12.
Die ersten Umgänge der nur 25 Mm. grossen Schale sind eingedrückt und werden von dem sich
schnell erweiternden letzten Umgange stark überragt. Dieser ist nur wenig aus der Ebene herausgewunden,
an seinem oberen und unteren Rande gekantet und mit acht weit von einander entfernten Längsrippen - verziert,
welche von zarten Anwachslinien überschritten werden. Der weite Nabel ist trichterförmig eingesenkt, die
grosse Mündung schief-oval.
Vorkommen: Eine grosse Seltenheit in den tiefsten Schichten des unteren Pläners am Forsthause
bei Plauen.
Straparolus ') Montfort 1810. (Euomphalus Sow. 1812.)
St. Roemeri Gein. — Taf. 57. Fig. 6.
Auch im Pläner von Plauen sind zwei Exemplare dieser paläozoischen Gattung gefunden worden, welche
mit einer in der Kreideformation von Californien entdeckten Art ?) nahe übereinstimmen, sich von dieser
jedoch durch ihre weniger breite Mündung unterscheiden. Das eine unserer Exemplare wurde angeschliffen,
um eine grössere Sicherheit für die Bestimmung der Gattung zu erhalten; denn die kleine Schale ähnelt
') In Bezug auf die Schreibweise Straparollus statt Straparolus bemerkt ein anerkannter Philolog, dem ich diese
Frage zur Beantwortung vorlegte: Der erste Theil kommt wahrscheinlich von oTpEePo, drehen, daher oTpapßnAos = ortpoßıLAog)
gewunden sein für „Schnecken“ einmal gebraucht worden ist. Der zweite Theil soll wahrscheinlich mit der lateinischen Diminutiv-
endung wie filiolus schliessen. Auch das griechische öAos, ganz , entspräche obiger Schreibweise, während ich zur Recht-
fertigung des „ollus“ nichts anführen könnte.
’) Straparollus paucivolvus Gabb, in Palaeontology of California, Vol. I. p. 120. Pl. 20. fig 76.
sehr einem Ammoniten, da ihre Mündung fast in eine Ebene fällt. Sie bildet vier rundliche Umgänge, die
weniger involut sind, als bei Str. paueiwolvus Gabb, dagegen weit mehr als bei Str. indieus Stol. !) aus der
Ootatoor-Gruppe von Odium in Süd-Indien. Die ersten drei Umgänge vereinigen sich zu einem eingedrückten
Gewinde (Fig. 6 a). Der an der Basis der Schale sich einsenkende Nabel erscheint enger und tiefer. Die
Mündung ist kreisrund-elliptisch. Oberfläche glatt und nur mit einfachen Anwachslinien bedeckt. 10 Mm. breit
und 3 Mm. hoch.
Vorkommen: Sehr selten im unteren Pläner bei Plauen.
Teinostoma H. u. A. Adams, 1853.
1. T. cretaceum d’Orbigny sp. — Taf. 56. Fig. 13.
1847. Rotella cretacea d’Orbieny.
1850. Pitonellus eretaceus d’Orbiguy, Prodr. de Pal. II. p. 223.
1868. Stoliczka, Cret. Fauna of Southern India, Vol. II. p. 350. Pl. 25. fig. 7.
Die glatte, fast linsenförmig zusammengedrückte Schale bildet 2—3 nur sehr undeutlich geschiedene
Umgänge, deren erste sehr klein sind und kaum hervorragen. Der letzte Umgang erweitert sich sehr beträcht-
. lich, ist an seinem Umfange stumpfkantig und an der Basis gewölbt. Von dem für die Gattung charakteristi-
schen Wulst, der den Nabel verdeckt, zieht sich die scharfe Aussenlippe mit einer S-förmigen Biegung um
die rundliche Mündung herum.
Vorkommen: Sieben Exemplare verschiedenen Alters bis 9 Mm. breit und halb so hoch liegen aus
dem unteren Pläner von Plauen vor. Nach d’Orbigny in senonen Schichten von Pondichery in Ostindien, nach
Stoliczka sehr selten in der Arrialoorgruppe von Comarapolliam in Süd-Indien.
2. T. Stoliezkai Gein. — Taf. 56. Fig. 14.
Sehr niedrig-kegelförmig, der vorigen Art ziemlich ähnlich, jedoch durch schnellere Zunahme ihrer
ersten Umgänge und dadurch unterschieden, dass die wulstförmig hervortretende Säule von einer flach-
concaven, durch eine Kante begrenzten Fläche umgeben wird.
Vorkommen: Vereinzelt im unteren Pläner von Plauen.
Stelzneria Gein., 1874.
Schale oval-kreiselförmig mit einem hervorstehenden Gewinde, an der Basis verengt und abgestutzt.
Die kleine am unteren Ende der Schale liegende Mündung ist rundlich und zieht sich nach dem früheren
Umgange hin in einen canalartigen Fortsatz aus, der indess nur durch das Zusammenstossen der Aussen-
und Innenlippe der Mündung geschlossen erscheint.
St. cepacea Gein. — Taf. 58. Fig. 12.
Die aus einer grösseren Anzahl (gegen 10) fast ebener Umgänge bestehende Schale bildet zuerst
ein sehr spitzwinkeliges Gewinde, das sich schnell in eine ovale Form erweitert und dann allmählich wieder
verengt. Die einzelnen Umgänge sind nur sehr undeutlich von einander geschieden, doch tritt an den ersten
wenigstens nicht selten der Unterrand etwas hervor, wie Trochus Buneli d’Arch., womit man diesen Theil
der Schale leicht verwechseln kann. Die ganze Oberfläche ist mit feinen Spirallinien dicht besetzt, die nur
1) Stoliczka, Cret. Gastr. of South. India, p. 285. Pl. 20. fig. 7.
— 258 —
in der Nähe der Basis von deutlicheren Anwachsstreifen durchschnitten werden. Die scharfe Tunenlippe der
fast kreisrunden Mündung wird von einem halbmondförmigen Nabel begrenzt. Der canalartige Fortsatz an
der oberen Seite der Mündung ist bei einigen Exemplaren noch offen, bei anderen geschlossen.
Vorkommen: Gegen 13 Mm. hoch nicht selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
7. Fam. Haliotidae.
Pleurotomaria Defrance, 1825— 1826.
1. Pl. Plauensis Gein. — Taf. 57. Fig. 17.
1846. Pl. neocomiensis Gein. Grundr. p. 355. z. Th. Taf. 15, fig. 5, 6 (nicht d’Orbigny).
1849. Desgl. Gein., Quad. Deutschl. p. 134.
Die meist niedrig-kegelförmige Schale bildet 5—6 gerundete Umgänge, welche .durch eine tiefe
Naht von einander geschieden sind und oberhalb ihrer Mitte eine schmale, vertiefte Spaltdecke zeigen. Die
Oberfläche ist durch deutlich hervortretende Spirallinien und kräftig entwickelte Anwachslinien netzförmig
geschmückt. Der äussere Rand des letzten Umganges ist stumpfkantig, die Basis gewölbt, der Nabel weit
und tief.
Diese Art ist wohl am nächsten mit Pl. neocomiensis d’Orb. !) verwandt, unterscheidet sich aber
durch ihre weit kräftigeren Anwachslinien, welche den Spirallinien eine deutlich-körnige Beschaffenheit
ertheilen; sie unterscheiden sich ferner von Pl. perspectiva Sow. 2), womit sie d’Orbigny vereinigt zu haben
scheint (Pal. fr. II. p. 256), durch ihre vertiefte Spaltdecke und ihre überall, namentlich auch an der Basis
deutlichen Anwachsstreifen; von der weitnabeligen Pl. seriato-striata Goldf.?) aber wird sie ebenfalls durch
ihre vertiefte Spaltdecke und durch die Rundung der äusseren Seite der Umgänge geschieden.
Vorkommen: In den tieferen Schichten des unteren Pläners bei Plauen, besonders auf dem hohen
Stein, wo sie gegen 4 Cm. Durchmesser erreicht; doppelt so grosse Exemplare traf man nicht selten in dem
cenomanen Grünsande von Essen an der Ruhr an; sie ist uns auch in dem cenomanen Mergel an der Stein-
holzmühle bei Quedlinburg mit Turbo Leblanei d’Arch. zusammen begegnet.
2, Pl>Geinitzi d’Orb. — Tat. 58. Hig, 2. 3.
1845. Pl. gigantea Gein., Nachtr. z. Char. p. 10. Taf. 5, fig. 5. (nicht Sowerby).
1845? Desgl. Reuss., böhm. Kreidef. I. p. 47. Taf. 7. fig. 18.
1846. Desgl. Gein., Grundr. p. 356. Taf. 15, fig. 3. 4.
1849. Pl. texta Gein., Quad. Deutschl. p. 134. z. Th. (nicht Münster).
1850. Pl. Geinitzi d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 153.
Ihre grosse, kegelförmige Schale bildet sieben sehr schwach gewölbte, oder fast ebene Umgänge, an
welchen die schmale Spaltdecke über das obere Drittheil der Höhe fällt. Sie werden von gedrängt-liegenden,
ungleichen Spirallinien bedeckt, welche durch die sie durchkreuzenden Anwachslinien eine feinkörnige Beschaffen-
heit erhalten. Das Gewinde wird nach der Spitze hin stumpfer. Die einzelnen Umgänge sind an ihrem
Unterende gekielt und ihre Basis ist flach-gewölbt. Der Nabel ist tief und eng.
‘) d’Orbigny, Pal. frang. terr. eret. II. p. 240. Pl. 188. fig. 8—12.
?) Sowerby, Min. Conch. Pl. 428. fig. 1, 2.
®) Goldfuss, Petr. Germ. III. p. 75. Taf. 186, fig. 10.
—_— 239 —
Bei Steinkernen (Fig. 3) fallen die Umgänge sowohl an ihrem oberen als unteren Rande schnell ab,
so dass sie durch tiefe Rinnen von einander geschieden sind. Namentlich erscheint auf ihnen die der Spalt-
decke entsprechende Gegend gekielt, während die darunter befindliche Aussenfläche sanft eingebuchtet ist.
Die Höhe der Schale verhält sich zur grössten Breite an der Basis nahezu wie 3 : 4.
Pl. gigantea Sow. !) aus dem Lower Greensand von Kent hat ein relativ höheres Gewinde, die davon
verschiedene Pl. gigantea Goldf.?) aus der Umgegend von Aachen besitzt ihre flache Spaltdecke in der Mitte
der Umgänge; Pl. texta Mün. °) aus der Tourtia von Tournay besitzt stumpf gekantete Umgänge, deren
Spaltdecke sich auch mehr der Mitte nähert. Ebenso unterscheidet sich Pl. Geinitzi von der cenomanen
Pl. Delahayesi d’Orb. *) durch ihr stumpferes Gewinde und durch die höhere Lage der Spaltdecke.
Vorkommen: Häufig in dem unteren Pläner von Plauen, namentlich auf dem hohen Stein, am
Gamighügel bei Leubnitz und bei Kauscha, sowie in dem cenomanen Grünsande des Tunnels von Oberau. —
Im cenomanen Grünsande von Essen an der Ruhr ist sie durch Pl. formosa Leymerie 5), in der Tourtia
von Tournay aber durch P!. texta vertreten.
8. Fam. Fissurellidae.
Emarginula Lamarck, 1801.
1. E. Buchi Gein. — Taf. 58. Fig. 1.
1840. Fissurella de Buchii Gein., Char. II. p. 48. Taf. 16, fie. 5.
1549. Emarginula Buchi Gein., Quad. Deutschl. p. 142.
1870. Desgl. F. Römer, Geol. v. Oberschlesien, p. 359. Taf. 29, fig. 13.
Die hohe, mützenartige Schale hat elliptischen Umfang und verlängert sich in einen hohen, nach
hinten gebogenen Scheitel, dessen Spitze jedoch den Hinterrand nicht überragt. Von diesem läuft auf dem
Steinkern eine breite Furche bis an den Vorderrand, in der sich zuletzt ein mittlerer Kiel erhebt. Die
Schale ist dicht mit schmalen ausstrahlenden Rippen bedeckt, welche von concentrischen Linien gitterförmig
durchbrochen werden (Fig. 1 d).
Vorkommen: 19 Mm. lang, 13 Mm. breit und 14 Mm. hoch selten in dem cenomanen Grünsande
des Tunnels von Oberau. Nach F. Römer im cenomanen Kalkmergel von Bladen in Oberschlesien, doch ist
sie dort feiner gerippt.
2. E. pelagica Passy, 1832. — Taf. 57. Fig. 15. 16.
1842. d’Orbigny, Pal. france. terr. cret. II. p. 394. Pl. 235. fig, 1—3.
1850. d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 156.
Bei elliptischem Umriss erhebt sich die Schale zu einem schiefen Kegel, dessen fast mittelständiger
Scheitel nur wenig nach hinten gebogen ist. Von ihm läuft der schmale, nach oben hin wieder geschlossene
Spalt bis an den Unterrand. Auf Steinkernen ‚findet man statt seiner eine tiefe Furche, in deren Mitte sich
?) Fitton, on some strata below the Chalk, p. 364. Pl. 14. fig. 16.
2) Goldfuss, Petr. Germ. II. p. 77. Taf. 187, fig. 6.
s) Goldfuss, Petr. Germ. III. p. 77. Taf. 187. fig. 7. — d’Archiac, Mem. de la Soc. geol. de France, 2. ser. T. II.
Pl. 24. fig. 1.
*) d’Orbigny, Pal. frang. terr. eret. II. p. 251. Pl. 193.
>) d’Orbigny, Pal. france. terr. er6t. II. p. 259. Pl. 199. fig. 1, 2.
— 260 —
eine kleine Falte erhebt. Die Oberfläche der Schale ist mit ausstrahlenden Rippen bedeckt, zwischen denen
sich hier und da schwächere Längsrippen einlagern. In den schmalen Zwischenfurchen bemerkt man sehr eng
liegende concentrische Linien, welche weit zarter sind und genäherter liegen, als bei &. Buchi und E. gravida
Ryckholt ?), einer übrigens sehr ähnlichen Art.
Andeutungen von Längsrippen sind auch auf Steinkernen vorhanden und d’Orbigny kannte von E.
pelagica nur einen Steinkern von Rouen.
Das Fig. 15 abgebildete Exemplar scheint trotz seines weit niedrigeren Scheitels doch nur ein
Jugendzustand von ihr zu sein, der bisher bei Plauen nur einmal beobachtet worden ist. Er nähert sich in
seiner Form mehr der E. cellulosa Ryckh. (Mel. pal. p. 52. Pl. 2. fig. 13. 14) von Tournay.
Unter den aus Süd-Indien beschriebenen Arten verdient Em. sp. Stoliczka (Cret. Gast. of South.
India, p. 394. Pl. 28. fig. S) aus der Ootatoor-Gruppe damit näher verglichen zu werden.
Vorkommen: Nicht selten bis 12 Mm. lang, 10 Mm. breit und 8 Mm. hoch im unteren Pläner
am Forsthause bei Plauen. — In cenomanen Schichten von Rouen und wahrscheinlich von Tournay und
Montignies-sur-Roc in Belgien.
9, Fam. Patellidae.
Patella L. 1758. (Heleion und Acmaea Aut.)
1. P. Plauensis Gein. — Taf. 57. Fig. 13.
1849. Acmaea Plauensis Gein., Quad. Deutschl. p. 142. Taf. 9, fig. 6.
Schale elliptisch, viel länger als breit, mit einem niedrigen, fast in ein Viertheil der Länge liegenden
Scheitel, von welchem zahlreiche, oft wellenförmig gebogene Streifen nach dem Rande laufen. Ueber diese
gehen gedrängt liegende concentrische Linien und einige flache Anwachslinien hinweg.
37 Mm. lang, 23 Mm. breit und 7 Min. hoch.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner von Plauen.
2. P. radiolitarum Gein. — Taf. 57. Fig. 14.
Sie bildet grosse fast glatte Schalen von ovalem Umfang, mit einem im hinteren Drittheile der
Länge liegenden stumpfwinkligen Scheitel, von welchem nach vorn hin einige undeutliche und flache Wulste
und noch undeutlichere, fast ganz verwischte Längsstreifen herablaufen.
Bei 45 Mm. Länge bis 35 Mm. breit und 15 Mm. hoch.
Vorkommen: Mit Radiolites Germari Gein. zusammen in den tiefsten Schichten des unteren
Pläners am Eingange des Plauenschen Grundes.. Es findet eine grosse Aehnlichkeit dieser Art mit Patfella
laevis Sow. (Min. Conch. Pl. 139. fig. 3. 4) aus dem Gault von Folkstone statt, doch wird unsere Art durch
ihre ausstrahlenden Falten und Linien davon zur Genüge unterschieden.
!) Em. gravida de Ryekholt, Mel. pal. (M&m. de l’Ac. R. de Belgique, 1847, T. XXIV.) p. 50. Pl. 9, 10.
261 —
b. Siphonostomata, Mündung mit einem Ausschnitte oder Canale. Zoophaga vorzugsweise.
10. Fam. Strombidae.
Dolium Lam. 1801.
D. nodosum Sow. — Taf. 58. Fig. 13.
1823. Sowerby, Mineral Conchology, Pl. 426, 427.
1842. Pterocera incerta d’Orbigny, Pal. fr. terr. eret. II. p. 308. Pl. 215.
1849. Strombus nodosus Gein., Quad. Deutschl. p. 138.
1850. Cassidaria incerta Sowerby in Dixon, the Geology and Fossils of Sussex, p. 350, 358. Taf. 29, fig. 7 (die
beste Abbildung!).
Strombus nodulosus und St. incertus d’Orbieny, Prodr. de Pal. II. p. 154.
Die grosse, bauchig-ovale Schale bildet 3—4 gewölbte Umgänge, die sich zu einem niedrigen stumpfen
Gewinde erheben, welches nur wenig über dem sehr grossen letzten Umgange hervortritt. Ihre Oberfläche
ist mit breiten, ungleichen flachen Längsrippen bedeckt, die sowohl nach Sowerby’s Abbildung als unseren
Steinkernen nach zu schliessen, in flache Knoten anzuschwellen pflegen. Die letzteren fehlen bei der ihr
übrigens ganz ähnlichen Pterocera incerta d’Orb., welche Sowerby damit vereinigt. Die hohe und breite Mündung
ist an unseren Exemplaren leider nicht besser erhalten, als an jenem von Sowerby, und es fehlt namentlich
der an der Basis befindliche Theil, so dass man über die richtige Stellung der Art noch immer nicht sicher ist.
Vorkommen: Gegen 16 Cm. gross selten im unteren Quadersandsteine von Cunnersdorf und
Welschhufa bei Dresden; nach Sowerby in der Kreide von Sussex, nach d’Orbigny in cenomanen Gebilden
von le Mans und la Malle in Frankreich.
11. Fam. Fasciolarüdae.
Fasciolaria Lam. 1792, 1801.
1. F. distineta Gein. — Taf. 59. Fig. 15.
Schale spindelförmig, aus ca. 8 niedrigen Umgängen bestehend, deren letzter in einen mässig langen,
etwas rückwärts gebogenen Canal ausläuft und nur wenig länger als das Gewinde ist. Mündung lang und
schmal, mit scharfer Aussenlippe. Spindel mit drei schiefen Längsfalten, ähnlich wie bei Mitra, von welcher
Gattung sich diese nur durch ihren Canal unterscheidet. Oberfläche mit kräftigen Querrippen besetzt, die in
der Nähe der Naht höckerig anschwellen und durch etwas breitere Zwischenräume von einander geschieden sind.
Vorkommen: Gegen 8 Mm. gross, wobei sich die Dicke zur Höhe verhält wie 2: 5, selten im
unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
12. Fam. Fusidae et Muricidae.
Neptumea Bolten, 1798 (Stoliezka, Cret. Gastropoda of South. India, p. 116).
Die Arten dieser Gattung grenzen eng an Fusus an, unterscheiden sich aber durch ihren kurzen und zum Theil
gänzlich verschwindenden Canal.
1. N. paupercula Gein. — Taf. 59. Fig. 6. 7.
Schale oval- kegelförmig mit fünf gewölbten Umeängen, deren letzter fast zweimal so hoch als das
Gewinde wird, da er sich an seiner Basis in einen abgestutzten und nur wenig ausgerundeten Fortsatz ver-
engt, der sich etwas nach rückwärts biegt. Die weite Mündung hat eine regelmässig serundete, scharfe
Palasontographica XX. 7. 37
— 262 —
Aussenlippe, während sich ihre Innenlippe mit einem schmalen Saume ganz oder theilweise an die Schale
anlegt, wobei sie den kleinen Nabel in der Jugend halb, im Alter fast ganz verdeckt. An der Oberfläche
nimmt man sehr feine gedrängt liegende Spirallinien wahr, die sich mit zunehmendem Alter verwischen und
nur noch in dem oberen Theile der Umgänge die Naht als breiter Saum begleiten.
Vorkommen: Bis 5 Mm. gross vereinzelt im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
3. N. misera Gein. — Taf. 59. Fig. 8.
Ihre oval-kegelförmige Schale bildet 5—6 schwach-gewölbte Umgänge, die durch eine fein gekerbte
Naht getrennt sind. Der letzte Umgang ist etwa doppelt so hoch als das Gewinde und verengt sich nach
unten in einen deutlich nach rückwärts gebogenen Fortsatz, dessen Basis schwach ausgerundet ist, in einer
ganz ähnlichen Weise, wie bei N. rhomboidalis Zek. sp., Stoliczka a. a. O. p. 120, Taf. 10, fig. 21. Die
verlängerte Mündung nimmt fast zwei Drittheile der ganzen Schalenhöhe ein und zeigt eine schmale auf der
Schale aufliegende Innenlippe. Die Oberfläche des letzten Umganges ist mit undeutlichen Querrippen be-
deckt, die sich in der Nähe der Naht zu einer Spiralreihe von Knötchen erheben, übrigens erscheint sie fast glatt.
Vorkommen: Nur wenige Millimeter gross selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
3. N. loricata Gein. — Taf. 59. Fig. 10.
Eine kleine oval-kegelförmige Schale mit treppenförmig abgesetzten Windungen, unter denen die
letzte mehr als doppelt so hoch ist, wie die übrigen zusammen. Sie verengt sich an ihrer Basis in eine
stumpfe, wenig rückwärts gebogene Spitze, welche schwach ausgerandet ist. Die gebogene Spindel wird zum
Theil von dem inneren Mundsaume bedeckt. Die Oberfläche der Schale ist mit entfernt liegenden Längs-
oder Spiralrippen und ähnlich starken, rückwärts laufenden Querrippen bepanzert, die an den Durchkreuzungs-
stellen knotig anschwellen. Vor allen macht sich die obere jener Längsrippen geltend, da durch sie auf den
Umgängen eine kielartige Kante gebildet wird.
Vorkommen: 5—6 Mm. gross im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
Rapa Klein, 1753. (Fusus et Pyrula Auct.).
Nachfolgende Arten scheinen sich nach Stoliezka’s Auffassung mehr an Rapa als an Pyrula anzuschliessen, gehören
aber zu Fusus im weiteren Sinne, unter welcher Gattung sie auch auf Tafel 59 aufgeführt worden sind.
1. R. audacior Gein. — Taf. 59. Fig. 9.
Schale oval-spindelförmig in einen mässig langen, schwach gekrümmten Canal verlängert, mit 4—5
regelmässig gewölbten Umgängen, deren letzter bauchig ist und 2! mal höher als das Gewinde wird. Die
ganze Oberfläche ist mit flachgewölbten Querrippen dicht bedeckt, welche durch über sie hinweglaufende
spirale Streifen, die einander sehr genähert liegen, stumpfhöckerig werden.
Am nächsten verwandt ist Pyrula Smithii Sowerby bei Fitton, Observations ete. p. 336. Pl. 11.
fig. 15 b, aus dem Gault von England, doch ist bei unserer Art von ähnlichen kielartigen Rippen, wie bei
Sowerby fig. 15 a nichts zu entdecken. Hierdurch weicht auch Fusus Smithii bei Briart & Cornet, 1. c. p. 22,
Pl. 2, fig. 11, 12, wesentlich von ihr ab. Seeley hat Sowerby’s fig. 15 b als Pyrula Sowerbyi unterschieden. ')
Vorkommen: Bis 9 Mm. gross, selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen. Eine damit
sehr ähnliche Art findet sich in dem weit jüngeren Grünsande von Kieslingswalda im Glatzischen, doch treten
an den dortigen grösseren Exemplaren die Querrippen weit weniger deutlich hervor.
!) Vgl. Stoliczka, Cret. Gastr. of South. India. p. 149.
2
2. R. Corneti Gein. — Taf. 59. Fig. 11.
Bei einer ähnlichen Form, wie Fusus rustieus Sow. !) bildet die oval-rhomboidische Schale 4—5
treppenförmig gekielte Umgänge, deren letzter doppelt so hoch als das Gewinde ist. Während jede der
Windungen längs ihrer Mitte gekielt sind, treten auf dem letzten Umgange zwei von einander entfernte
Kiele auf, unterhalb deren noch einige andere Längsrippen angedeutet sind. Sie werden sämmtlich von
kräftigen Querrippen durchschnitten, die sich von der Naht an nach hinten richten, dann aber von der oberen
Längskante aus senkrecht herablaufen. Sie sind daher durch tiefe quadratische Gruben von einander ge-
schieden, die namentlich an alten Exemplaren tief eingesenkt sind. Der Canal ist gerade gestreckt, die
Mündüng verkehrt -ei-lanzettförmig und gekantet. Ein innerer Mundsaum ist nicht zu bemerken.
Fusus rusticus unterscheidet sich nicht nur durch einen kürzeren Canal, sondern namentlich auch
durch seine zahlreichen Längslinien.
Vorkommen: Jüngere Exemplare im unteren Pläner am Forsthause, ältere von weit bedeutenderer
Grösse finden sich gleichfalls hier und da im unteren Pläner von Plauen.
3. R. Briarti Gein. — Taf. 59. Fig. 12 a, b.
Die kleinere Schale bildet emen Doppelkegel, dessen kleinere obere Hälfte das aus 2—3 geebneten
Umgängen bestehende Gewinde bis zu einer scharf hervortretenden Kante des letzten Umganges darstellt,
während der letztere sich nach unten hin wieder kreiselförmig verengt. Die oberen Umgänge sind glatt,
der ganze untere Theil des letzten Umganges ist mit spiralförmigen flachen Streifen bedeckt, welche durch
schmale Furchen von einander geschieden werden. Die lange bis an jene Längskante reichende Mündung
ist ziemlich weit und besitzt eine scharfe Aussenlippe. Sie ist an ihrer Basis wenig ausgerandet.
Vorkommen: Nur einige Millimeter gross selten mit voriger Art zusammen.
4. R. Malaisi Gein. - Taf. 61. Fig. 4.
Die nur wenige Millimeter grosse Schale, welche vier gekielte Umgänge bildet, gleicht einem Doppel-
kegel, dessen gemeinschaftliche Basis die kielartig vorstehende Längskante des letzten Umganges darstellt.
An den früheren Umgängen nähert sich diese Kante der unteren Naht. Darüber laufen einige (6—7) schmale
Querrippen hinweg, die sich auf jenem Kiele zu einem spitzen Höckerchen erheben. Auf dem letzten Um-
gange, welcher das Gewinde mehr als das Doppelte überragt, sind noch einige Längslinien vorhanden. Die
ovale Mündung verlängert sich in einen mässig langen Canal.
Vorkommen: Selten am Forsthause bei Plauen.
Murex L. 1758.
M. armatus Gein. — Taf. 59. Fig. 16.
An den fünf Umgängen der kleinen kegelförmigen Schale tritt eine scharfe, in lange Stacheln aus-
gezogene Kante am äusseren Umgange und eine zweite Kante an der Basis der Umgänge hervor, welche
durch hohe, weit von einander entfernte Querrippen in Verbindung stehen. Mündung weit und rhomboidisch,
der Canal ist anscheinend kurz.
Vorkommen: Gegen fünf Millimeter gross selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
er er nie. N
!) Fitton, Observations on some of the strata below the Chalk, p. 344. Pl. 18. fig. 18.
Trophon Montfort, 1810.
T. electum Gein. — Taf. 59. Fig. 13.
Die Schale bildet ein verlängert-kegelförmiges Gewinde mit stark gewölbten, kantigen Umgängen,
von welchen der letzte die übrigen nur wenig an Höhe überragt. Derselbe verengt sich nach unten in einen
kurzen, wenig nach rückwärts gebogenen Canal.
Die Aussenlippe der länglichen Mündung ist wulstförmig verdickt, erscheint aber ebenso wie der.
breite imnere Mundsaum ziemlich glatt. Die Oberfläche der Schale ist mit hohen entfernten Querrippen besetzt,
welche durch die über sie hinweglaufenden ungleichen Längsstreifen zu mehr oder weniger stark hervortretenden
Höckern anschwellen. Bei 10 Mm. Höhe wird die Schale an ihrem letzten Umgange nahezu halb so dick.
Vorkommen: In kleineren und weit grösseren Exemplaren bis 65 Mm, Länge vereinzelt im unteren
Pläner am Forsthause bei Plauen und bei Koschütz.
Tritonium Müll. 1776, seq. Bronn. (Triton Montfort) 1810.
1. T. robustum Gein. — Taf. 59. Fig. 14.
Die bauchig -spindelförmige Schale bildet ein spitzes aus 6—7 schwach gewölbten Umgängen be-
stehendes Gewinde, woran sich der 1%’g mal höhere, bauchige letzte Umgang schliesst, weleher an seiner
Basis verengt und etwas rückwärts gekrümmt ist. Die längliche und oben gerundete Mündung besitzt eine
dicke Aussenlippe und ist ringsum durch Kerbzähne verengt, die Oberfläche der Schale ist mit dicken wulst-
förmigen Querrippen besetzt, | die durch breitere Zwischenräume getrennt sind, und über welche entfernt
liegende Spiralrippen laufen.
Vorkommen: Bis 14 Mm. hoch und 7 Mm. dick im unteren Pläner am Forsthause, weit grössere
Exemplare hier und da auch an anderen Stellen des Plauenschen Grundes, sowie in dem Grünsande des
unteren Quaders am Tunnel von Oberau.
13. Fam. Columbellidae.
Columbella Lam., 1801.
1. C. insignis Gein. — Taf. 59. Fig. 4.
Schale oval-kegelförmig mit 5—6 gewölbten, quer gerippten Umgängen, deren letzter fast gleiche
Höhe mit dem Gewinde hat. Die die Querrippen trennenden Zwischenräume haben gleiche Breite mit den-
selben. Mündung oval, oben in eine Ecke verlaufend, am unteren Ende mit einer kleinen Ausrandung
versehen. Spindel glatt, Aussenlippe gerundet und auf ihrer inneren Seite fein gekerbt.
Bei kaum 5 Mm. Grösse verhält sich die Höhe zur grössten Breite der Schale wie 2:1.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
2. C. elathrata Gein. — Taf. 59. Fig. 5; Taf. 61. Fig. 3.
Der glatten Beschaffenheit ihrer Spindel, der Crenulirung an der inneren Seite der Aussenlippe und
der kleinen Ausrandung an dem unteren Ende der ovalen Mündung nach gehört auch diese Art zu Columbella.
Ihre kleine Schale ist länglich-oval und besteht nur aus wenigen hohen Umgängen. Der das stumpfe Gewinde
an Höhe 1's mal überragende letzte Umgang läuft nach unten in eine rückwärts gebogene und zuletzt
schwach ausgerandete stumpfe Ecke aus. Seine Oberfläche ist durch entfernte gleichstarke Quer- und Längs-
leisten gitterförmig gerippt. Die Querrippen laufen deutlich nach rückwärts.
Vorkommen: Von wenigen Millimeter Grösse selten mit voriger Art zusammen.
oe
14. Fam. Cancellarüdae.
Cancellaria Lam. 1799.
1. C. minima Gein. — Taf. 59. Fig. 2.
Bei fünf gewölbten Umgängen der kegelförmigen Schale ist der letzte nur wenig länger als das
Gewinde. Alle sind mit gerundeten Querrippen besetzt, welche nebst ihren breiteren Zwischenräumen von
feinen Spirallinien überschritten werden. An der Naht liegt ein schmaler bandförmiger Streifen. Mündung
länglich-oval, oben in eine Ecke ausgehend, an der Basis abgestutzt und schwach ausgerandet. Die innere
Seite der gerundeten Aussenlippe sowie die Spindel sind deutlich gekerbt, was für die Stellung der Art ent-
scheidend war.
Ausserdem ist Aehnlichkeit mit Columbella insignis Gein. von demselben Fundorte vorhanden,
welche Art keine Spindelfalten besitzt. Nahe verwandt ist Cancellaria Orbignyana Briart & Cornet !) aus
der Meule von Bracquegnies.
Vorkommen: Kaum 5 Mm. gross ziemlich häufig im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
2. C. ovulum Gein. — Taf. 59. Fig. 3.
Die eiförmige Schale bildet ein kurzes, aus vier schwach gewölbten Umgängen bestehendes Gewinde,
dessen Höhe von dem letzten bauchigen Umgange um das Dreifache übertroffen wird. Dieser verengt sich
nach unten zu einem kurzen, an der Spindel nur wenig ausgerandeten Fortsatz. An der länglichen Mündung
treten die für die Gattung bezeichnenden Einkerbungen an der inneren Seite der Aussenlippe sehr deutlich
hervor, während die Spindelfalten nur wenig ausgedrückt sind. Die Oberfläche ist mit zahlreichen schmalen,
fast senkrecht herablaufenden Querrippen bedeckt, welche von Spirallinien durchkreuzt werden.
Vorkommen: Kaum 5 Mm. gross, selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
15. Fam. Nerineidae.
Nerinea Defrance, 1825.
1. N. Geinitzi Goldf. — Taf. 53. Fig. 7—9.
1840. N. Borsonii Gein. Char. II. p. 43. Taf. 14, fig. 6, 7 (nicht Catullo).
1841. Desgl. A. Römer, nordd. Kreideg. p. 78.
1841—1844. N. Geinitzü Goldfuss, Petr. Germ. III. p. 47. Taf. 177, fig. 8.
1845—1846. N. Geinitzi und ? N. bieincta Reuss, böhm. Kreidef. I. p. 51; I. p. 113. Taf. 44, fig. 5.
1846. “ein. Grundr. p. 334. Taf. 14, fig. 12.
1849. N. Geinitzi und N. bicincta z. Th. Gein., Quad. Deutschl. p. 126.
1863. N. Buchii Drescher in Zeitschr. der deutsch. geol. Ges. Bd. XV. p. 292, 315, 316, 336 (nicht Zekeli).
Die aus zahlreichen glatten und fast ebenen Umgängen bestehende Schale ist lang - kegelförmig
und besitzt eine nur wenig erhabene Naht. Hierdurch unterscheidet sich N. Geinitzi wesentlich von
N. bieineta Bronn.?) aus der Gosau, deren Umgänge mit zwei Reihen dicker Höcker besetzt sind. (Vgl. auch
N. bieineta Goldfuss, Petr. Gern. II. p. 46. Taf. 177, fig. 5 = N. Buchi Zekeli, 1852, in Abh. d. k. k.
geol. Reichsanst. I. p. 34. Taf. 4. fig. 3—5.)
1) Briart & Cornet, Meule de Bracquegnies, Pl. 2. fig. 9, 10.
2) Bronn, n. Jahrbuch f. Min. 1836. p. 562. Taf. 6, fig. 14.
— 266 —
Die wohlerhaltene Schale unserer Nerinea wurde bereits Quad. Deutschl. Taf. 9. fig. 1 abgebildet.
Leider ist dieses Exemplar bei dem Zwingerbrande 1849 mit untergegangen. Statt dessen liegen wiederum
andere vor. An allen sind drei Spindelfalten vorhanden, nicht zwei, wie Goldfuss nach den ihm bekannt ge-
wordenen Steinkernen annahm. Die oberste jener Falten tritt sehr weit nach aussen, die beiden anderen
alterniren mit einer hohen mittleren Wandfalte. Diesen Falten entsprechen die auf dem Steinkerne Fig. 9
gezeichneten tiefen Rinnen, deren eine auf die äussere Seite der Steinkerne fällt, während zwei tief ein-
geschnittene Furchen seine Innenseite bezeichnen und die von der oberen Spindelfalte herrührende Rinne
auf den oberen Theil eines Umganges fällt.
Diese Beschaffenheit der Steinkerne stimmt an Exemplaren von Giersdorf in Schlesien und von
Koschütz bei Dresden genau überein; ebenso zeigen sie aber auch grosse Aehnlichkeit mit jenen der
N. bieineta Br., so dass bei mangelnder Schale eine Verwechselung beider Arten leicht möglich wird. Nerinea
Geinitzi hat nicht selten 10 Cm. Länge erreicht.
Vorkommen: Nicht selten im unteren Quadersandsteine der Muschelfelsen von Koschütz so
wie in den untersten Plänerschichten von Koschütz und Plauen; vereinzelt im unteren Quadersandstein von
Golberoda bei Dresden und Oberhässlich bei Dippoldiswalda. Dass die in dem festen feinkörnigen Sandstein
von Giersdorf N. OÖ. von Löwenberg in Schlesien vorkommenden Steinkerne zu dieser Art und nicht zu
N. bieineta (= N. Buchi) gehören, ist nach den hier vorliegenden Exemplaren kaum zweifelhaft, in welchem
Falle man auch berechtigt sein wird, den dortigen Quader für unteren oder cenomanen Quader zu halten.
Wahrscheinlich gehören ihr auch die von Reuss aus dem Hippuritenkalke von Koriczan in Böhmen be-
schriebenen Exemplaren an.
2. N. Cottai Gein. — Taf. 53. Fig. 10. \
Schale lang-kegelförmig, aus zahlreichen Umgängen bestehend, deren Oberfläche concav und fast glatt
erscheint, mit einer nur wenig hervortretenden inneren Wandfalte und nur mit zwei Spindelfalten versehen.
Steinkerne dieser Art, die auf weit grössere Dimensionen schliessen lassen, als bei der vorher be-
schriebenen, zeigen die von jenen Spindelfalten herrührenden tiefen Rinnen in der Mitte und auf der oberen
Seite eines jeden Umganges (Fig. 11), während die von der Wandfalte herrührende äussere Rinne nur einen
flach vertieften Bande gleicht (Fig. 10).
Vorkommen: Vereinzelt im unteren Quadersandsteine der Muschelfelsen von Koschütz bei Dresden.
16. Fam. Cerithüdae.
Cerithium Adanson, 1757.
1. C. detectum Stol. — Taf. 59. Fig. 17.
1868. Stoliczka, Cret. Fauna of Southern India, p. 192. Pl. 15, fig. 1.
Die spitz-thurmförmige Schale besteht aus ca. neun hohen, ebenen, glatten Umgängen, welche nur an
der Naht etwas eingezogen sind. Der letzte Umgang ist an seiner Basis gekantet. Mündung verlängert-oval,
oben zugespitzt, unten mit einem kurzen, weiten Canal. Spindelrand einfach, Aussenlippe wenig verdickt und
glatt. Winkel der Spira nahe 25 Grad.
Vorkommen: Bis 10 Cm. gross selten im unteren Pläner von Plauen, z. B. am Forsthause. Nach
Stoliezka in der Arrialoor-Gruppe von Karapaudy in Süd-Indien.
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2. C. belgieum Mün. sp. — Taf. 59. Fig. 18.
1841—1844. Münster in Goldfuss, Petr. Germ. III. p. 34. Taf. 174, fig. 5.
1347. d’Archiac, Mem. de la Soc. g6ol. de France, 2. ser. T. II. 2. p. 344. Pl. 25. fie 3.
1850. d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 156.
Die thurmförmige Schale bildet mindestens neun (nach d’Archiae 12— 13) Umgänge, die in ihrer Mitte
concav, an ihrer oberen wulstförmig-vorspringenden Naht mit dicht stehenden kurzen Falten versehen sind,
welche sich schnell in feinere Querstreifen oder Anwachslinien auflösen. Nur an gut erhaltenen Exemplaren
bemerkt man die von d’Archiac sehr gut beobachteten Längslinien, welche die Oberfläche der Schale bedecken.
Mündung eiförmig, kürzer als bei der vorigen Art, unten in einen sehr kurzen Canal auslaufend. Der äussere
Rand der Mündung ist scharf, die innere Lippe bedeckt die Spindel als breiter glatter Saum. Winkel der
Spira gegen 25 Grad.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner von Koschütz bei Plauen; und in der Tourtia von Tournay
in Belgien.
3. C. Guentheri Gein. — Taf. 59. Fig. 19 und Taf. 60. Fig. 1.
Schale verlängert-kegelförmig, aus 7—8 sehr schwach gewölbten Umgängen bestehend mit einem
Spirawinkel von etwa 40 Grad. An der Naht entspringen zahlreiche Querfalten, die meist eine scharfe
S-förmige Biegung annehmen und in der Mitte der Umgänge oft undeutlicher und spärlicher hervortreten.
Einige derselben schwellen jedoch zu förmlichen Mundwulsten an, die jedoch schmal bleiben, wenn sie sich
auch an dem Taf. 60. Fig. 1 abgebildeten Exemplare zu breiten Blättern erheben. Die Streifung dieser Art
erinnert an ©. Guerangeri d’Orb. '), das jedoch weit länger gestreckt ist und eine ganz andere Mündung be-
sitzt. Letztere ist bei ©. Guentheri oval, unten in einen schmalen Canal verlängert, an der inneren Seite
der Aussenlippe mit 3 stumpfen Höckern versehen, während der obere Theil der schmalen wulstförmigen
Innenlippe gleichfalls zu einem stumpfen Höcker angeschwollen ist.
Diese Art ist zu Ehren des verstorbenen Generalstabs-Arztes Dr. Guenther in Dresden benannt,
dessen werthvollen paläontologischen Sammlungen an das Kgl. Polytechnicum übergegangen sind.
Vorkommen: Einige Om. gross selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen und bei Koschütz.
4. C. Peschelianum Gein. — Taf. 59. Fig. 20, 21.
Zur Erinnerung an einen zweiten verdienten Forscher im Gebiete der Paläontologie unserer Um-
gebungen, des verstorbenen Hauptmann Peschel, führt diese Art ihren Namen. Bei einer Ähnlichen ver-
längert-kegelförmigen Gestalt wie die vorige Art und mit acht unter dem Spirawinkel von ca. 40 Grad an
einander gefügten Umgängen erscheinen die letzteren mehr gewölbt und tragen kräftigere Querrippen, zwischen
welche sich von der unteren Naht aus je eine kürzere Rippe eindrängt. Durch die über sämmtliche Rippen
hinweglaufenden Längsstreifen oder Spirallinien werden die Querrippen in 3 bis 5 Höcker geschieden, von
welchen der mittlere am stärksten hervorzutreten pflegt.
Die rhomboidische Mündung, die an ihrer Basis in den kurzen Canal ausgezogen ist, besitzt einen
scharfen Aussenrand. Sie ist an dem grösseren Exemplar Fig. 21 nicht ganz richtig ergänzt und man darf
vielmehr Fig. 20 als normal dafür betrachten.
Vorkommen: Bis 13 Mm. gross selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
!) Pal. franc. terr. ceret. II. p. 374. Pl. 231. fig. 5, 6.
— 268 —
5. C. Toermerianum Gein. — Taf. 60. Fig. 2.
Nahe verwandt mit ©. Trichonopolitense Stol. !), aus der Arrialoor-Gruppe Südindiens, jedoch durch
eine andere Mündung verschieden, an deren vorstehender Spindel zwei lange schiefe Wulste hervortreten.
Die mehr thurm- als kegelförmige Schale bildet sieben regelmässig gewölbte Umgänge, die mit zahlreichen
schmalen und ziemlich gleich starken, fast glatten, spiralen Streifen bedeckt sind. Spirawinkel nahe 35 Grad.
Vorkommen: Bis 2 Cm. gross selten mit vorigem zusammen.
6. C. Fischeri Gein. — Taf. 60. Fig. 3.
Schale thurmförmig mit einem spitzen Gewinde, das zuerst einen Winkel von nur 20 Grad bildet.
Man zählt 12—14 ebene Umgänge, die sich mit einer kantenartig-vorstehenden Längsrippe über der Naht
erheben. An diese fast glatte Gürtellinie schliesst sich eine zweite schwächere an, welcher in einiger Ent-
fernung abermals eine stärkere und schwächere Rippe, und zum Theil auch noch einige kleinere Längslinien
folgen. Mündung rundlich-vierseitig mit einem kurzen wenig geneigten Canal an der Basis der einfachen,
abgestutzten Spindel. Die Art trägt ihren Namen nach dem Entdecker der meisten kleinen Gasteropoden
in dem Pläner am Forsthause, Herrn Maler E. Fischer.
Vorkommen: Gegen 10 Mm. gross selten mit dem vorigen zusammen.
7. C. acus Gein. — Taf. 60. Fig. 4.
Schale pfriemenförmig, zuerst mit dem Spirawinkel von 14 Grad, dann fast parallel, mit 13—14
fast ebenen, nur an der Naht wenig eingezogenen, glatten Umgängen. Die kleine ovale Mündung besitzt
einen deutlichen inneren Mundsaum und läuft an ihrer Basis in einen kurzen Canal aus.
Vorkommen: Bis 6 Mm. gross selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
8. C. Margaretae Gein. — Taf. 60. Fig. 5.
Nahe verwandt mit ©. pseudocarinatum Zekeli ?) aus den Gosaugebilden, besitzt diese Art ein länger-
thurmförmiges Gewinde mit einem Spirawinkel von 17—18 Grad und 17—18 unter der Mitte gekielten
Umgängen. Auf diesem Kiele erhebt sich eine Reihe spitzknotiger Höcker, während derselbe von zwei feinen
Perlenreihen eingefasst ist. Ausser diesen sie von ©. pseudocarinatum unterscheidenden Längslinien sind
meist noch einige schwächere Linien bemerkbar. Mündung fast dreiseitig mit einem kurzen wenig gebogenen
Canal.
Vorkommen: Gegen 8 Mm. gross nicht selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
9. C. Bircki Gein. — Taf. 61. Fig. 8.
1849. Geinitz, Quad. Deutschl. p. 140. Taf. 10, fig. 1, 2.
1868. Cer. inauguratum Stoliczka, Cret. Gast. of South. India, p. 193. Pl. 15, fig. 15, 19, 20.
Dieses grosse Cerithium ist lang-thurmförmig gebaut mit einem Spirawinkel von ca. 20 Grad und
etwa 15 ziemlich flachen Umgängen. Auf diesen erhebt sich dicht an der Naht eine breite flach-wulstförmige
Längsrippe, welcher nach unten hin auf dem flachen oder selbst concaven Theile der Schale drei schmale
Rippen von ungleicher Stärke folgen. Ueber sämmtliche Längsrippen laufen S-förmig gebogene Querfalten
hinweg, welche auf der breiteren Rippe eine geringere Anzahl von stumpfen länglichen Querwülsten, auf den
1) C. antecedens Stoliczka, Cretaceous Gastropoda of Southern India, p. 202, 461. Pl. 16. fig. 5 und Pl. 19. fig. 4.
2) Gasteropoden der Gosaugebilde, in Abh. d. k. k. geol. Reichsanstalt, I. p. 117. Taf. 24, fig. 10.
269 —
schmäleren zwei folgenden Rippen aber eine weit grössere Anzahl von perlenschnurartigen Höckern und auf
der etwas breiteren unteren Rippe schiefe Querwülste erzeugen. Auf den best erhaltenen Schalenstücken
nimmt man noch feine wellenförmige Längslinien wahr, welche die ganze Oberfläche dicht bedecken. Mündung
nicht genauer bekannt, die gekrümmte Spindel mit einigen nach unten laufenden Schwülen versehen.
Vorkommen: Bis 12 Cm. gross nicht selten im unteren Pläner am hohen Steine bei Plauen und
am Gamighügel bei Leubnitz. Das davon anscheinend nicht verschiedene CO. inauguratum Stol. Kommt in der
Arrialoor-Gruppe bei Comarapolliam in Süd-Indien vor.
10. €. bizonatum Gein. — Taf. 60. Fig. 6.
Die kleine verlängert-kegelförmige Schale zeigt gegen sieben schwachgewölbte Umgänge mit einem
abgestumpften Gewinde, dessen Winkel gegen 30 Grad beträgt. Jeder Umgang trägt zwei wulstförmige
Längsrippen, die durch eine schmale Rinne getrennt sind und deren obere zuweilen etwas stärker als die
untere wird. Durch feine an der tiefen Nahtlinie entspringende Anwachslinien erhalten diese Längsrippen eine
ziemlich undeutliche Granulirung. Mündung klein und rundlich mit einem nur wenig ausgebildeten Canal.
Vorkommen: Gegen 3 Mm. gross selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
11. C. galliceum d’Orb. — Taf. 60. Fig. 7.
1842. d’Orbieny, Pal. france. terr. eret. II. p. 375. Pl. 231. fie. 7, 8.
1850. d’Orbigeny, Prodr. de Pal. II. p. 156.
Schale thurmförmig, mit ihren zahlreichen niedrigen Umgängen in einer Spira von ca. 17 Grad auf-
gewunden. Auf ihren flachen Umgängen wechselt eine stärkere untere mit einer schwächeren oberen Längs-
rippe regelmässig ab, welche beide mit perlenartigen Höckern bedeckt sind. An der Basis des letzten Um-
gangs liegt noch eine oft gleichfalls granulirte Kante. Die ziemlich niedrige Mündung ist viereckig und endet
in einem nach unten gekehrten Canale. Spindel einfach.
Nach d’Orbigny’s Abbildung tritt ein grösserer Unterschied in der Dicke der beiden Längsrippen und
der Grösse der darauf entwickelten Höcker hervor, was vielleicht auf Altersverschiedenheiten zurückführbar
ist. Unwichtiger ist noch der etwas grössere Winkel der Spira nach jener Abbildung (20 Grad), da er an
Exemplaren von Plauen zwischen 15 und 20 Grad varirt.
Vorkommen: Im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen nicht selten bis 14 Min. gross; in
viel grösseren Exemplaren im unteren Pläner von Koschütz, nach d’Orbigny in cenomanen Schichten von
le Mans in Frankreich.
12. C. aequale Gein. — Taf. 60. Fig. 8.
Mit einem spitz-thurmförmigen Gewinde und zahlreichen niedrigen, ebenen Umgängen, welche mit
zwei gleichstarken granulirten Gürteln bedeckt sind. Naht sehr undeutlich. Ihren niedrigen Umgängen ent-
spricht eine niedrige, in die Breite gezogene, fast quer-oblonge Mündung mit einer wenig vorstehenden
Spindel und einem kurzen Canal.
Vorkommen: Wenige Millimeter gross selten mit voriger Art zusammen.
13. C. sociale Zek. — Taf. 60. Fig. 9.
1852. Zekeli, Gasteropoden der Gosaugebilde in Abh. d. k. k. geol. Reichsanst. I. p. 95. Taf. 17, fig. 4.
Schale thurmförmig mit einem Spirawinkel von ca. 15 Grad, mit ebenen durch eine vertiefte Naht
getrennten Umgängen, welche drei perlenschnurartige Gürtel tragen, deren rundliche, oder auch rhombische
Palaeontographica ÄX. 7. 38-
— 270 —
Körner sich zu den auf einander stossenden Querreihen anordnen. An dem oberen Theile des Gewindes oder
bei jungen Exemplaren stehen die rundlichen Körner dicht neben und über einander, wie in Fig. 9, in dem
unteren Theile der Schale und bei älteren Exemplaren entfernen sie sich nach beiden Richtungen hin mehr
von einander, nehmen dann eine etwas rhombische Gestalt an und gleichen der von Zekeli abgebildeten
Form, was an einem unserer Exemplare überzeugend ausgesprochen ist. Die rundliche vierseitige Mündung
besitzt eine übergeschlagene Innenlippe und einen kurzen nach unten gerichteten Canal.
Vorkommen: Vereinzelt im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen kaum 9 Mm. gross, er-
reicht sie in dem Gosaumergel von Meiersdorf bei Wiener - Neustadt, wo sie ziemlich häufig sein soll, die
doppelte Grösse. Eine ihr nahe verwandte Art ist ©. Zernatum Reuss !) von Meronitz, doch soll bei
dieser Art der mittlere Gürtel über die anderen hervorragen; dagegen haben C. trimonile Mich. ?) aus dem
Gault, und ©. Luschitzianum Gein. ?) aus dem Baculitenmergel von Luschitz in Böhmen einen weit grösseren
Spirawinkel.
14. C. Heberti Gein. — Taf. 60. Fig. 10.
Schale thurmförmig mit einem Spirawinkel von 32 Grad, gegen 10 nach oben hin schwach concaven
Umgängen, welche mit vier etwas ungleichen Gürteln bedeckt sind, von welchen der untere oder ihm zu-
nächst folgende über die anderen hervortritt; am schwächsten sind die beiden nach oben hin folgenden, wo
die ‘Schale mehr eingesenkt ist. Die. sie bedeckenden Höcker, die sich zu Querreihen anordnen, sind rundlich
oder auch wenig spitz. Auf den letzten Umgängen drängt sich wohl auch noch ein fünfter schwacher Gürtel
zwischen die andern ein.
Die Mündung ist in die Breite gezogen und besitzt einen deutlichen Canal, ohne welchen man diese
Art leicht mit einem Trochus verwechseln könnte.
Vorkommen: Gegen 12 Mm. gross selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
15. C. solidum Zek. — Taf. 60. Fig. 13.
1352. Zekeli, die Gasteropoden der Gosaugebilde p. 102. Taf. 20, fig. 3.
Die kurz-thurmförmige Schale, die nach ihrem oberen Ende hin stumpfer wird, bildet sieben
ziemlich hohe und schwach gewölbte Umgänge mit vier gleichstarken Längsreihen rundlicher Knötchen, die
nach beiden Richtungen hin einander sehr genähert sind und sich gleichfalls zu Querreihen gruppiren. Die
comprimirte Mündung ist niedriger, als bei dem nahe verwandten Ü. pustulosum Sow.
Vorkommen: Wenige Millimeter gross selten am Forsthause bei Plauen; bis 20 Mm. gross in den
Gosauschichten der Gosau und an der Traunwand.
16. C. intermixtum Gein. — Taf. 60. Fig. 11.
Spitz-thurmförmig, mit dem Spirawinkel von 17 Grad, besteht das stattliche Gehäuse aus 14—15
fast ebenen Umgängen, die an ihrer Naht nur wenig vertieft und mit vier stärkeren, granulirten Längsrippen
besetzt sind, zwischen welchen sich hier und da eine feiner granulirte Linie einlagert. Der grösseren Höhe
!) Verst. der böhm. Kreidef. I. p. 42. Taf. 10, fig. 3.
2) d’Orbieny, Pal. frang. terr. eret. II. p. 369. Pl. 230. fig. 7—9.
®) C. trimonile Reuss, Verst. d. böhm. Kreidef. I. p. 42. Taf. 10, fig. 2.
*) d’Orb., Pal. frang. terr. cret. II. p. 381. Pl. 233. fig. 4.
— 271 —
der Umgänge entspricht die höhere, comprimirte Mündung, die in einen nach unten gerichteten Canal aus-
läuft. Die lange Spindel ist an ihrer Basis zugespitzt. Gegen 15 Mm. gross.
Unter den bisher beschriebenen Arten ist ihr ©. interjectum Zek. ‘) aus den Gosauschichten ähnlich,
das sich indess durch einen grösseren Spirawinkel und das Vorhandensein von nur einer feinen granulirten
Spirallinie auf jedem Umgange unterscheidet.
Vorkommen: Im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
17. C. Fritschei Gein. — Taf. 60. Fig. 12.
Man unterscheidet an der etwas bauchig -thurmförmigen Schale mindestens 10 hohe schwach ge-
wölbte Umgänge mit zahlreichen, auf den oberen Umgängen sehr eng stehenden, auf dem letzten Umgange
von einander weit entfernten Querrippen, welche durch fünf, seltener wohl auch sechs Längsrippen in rund-
liche, zum Theil etwas spitze Höcker geschieden sind. Sie erheben sich auf dem letzten Umgange theilweise
zu schwächeren Mundwülsten. Die rundliche Mündung läuft nach unten in den kurzen Canal aus. Die Art
ist zu Ehren des Monographen der böhmischen Kreideformation, Prof. Dr. Anton Fritsch, benannt. Sie
findet unter den aus der Gosau beschriebenen Arten eine Verwandte in dem (©. speciosum Zek. 2), ohne
damit vereinigt werden zu können.
Vorkommen: Gegen 12 Mm. gross selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
18. C. heterostoma Gein. — Taf. 60. Fig. 14.
Schale verlängert-kegelförmig mit etwa sechs hohen, gewölbten Umgängen und einem Spirawinkel
von ca. 33 Grad. Ihre Oberfläche ist dicht bedeckt mit undeutlichen, etwas rückwärts laufenden Querrippen,
die sich durch Längsstreifen in sechs rundliche Knötchen auflösen. Mündung vierseitig-oval, mit einer ver-
diekten Aussenlippe und durch einen breiten Mundsaum ringsum verengt, mit einem engen, an seinem Ende
anscheinend wieder geschlossenen Canal.
Vorkommen: Bis 8 Mm. gross selten mit den vorigen zusammen.
19. C. Sturi Gein. — Taf. 60. Fig. 15.
Durch seine Form der vorigen Art ziemlich nahe tretend, doch nach entgegengesetzter Seite ge-
wunden und längs der Mitte der Umgänge gekielt. Diese sind mit schmalen Querrippen dicht besetzt, welche
durch die darüber laufenden Spirallinien in sieben Knötchen zerfallen, unter denen die mittlere Reihe den
Kiel bedeckt. Mündung gross und mit einem Mundsaum. Zu Ehren des Bergraths D. Stur in Wien benannt,
mit dem ich diesen Ort ihres Vorkommens noch jüngst besuchte.
Vorkommen: Nur wenige Millimeter gross selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
20. C. costellatum Sow. sp. — Taf. 60. Fig. 16.
1837. Nassa costellata Sowerby bei Fitton, on some of the strata below the Chalk, p. 344. Pl. 18. fig. 26.
1850. Cer. costellatum d’Orbigny, Prodr. de Pal. UI. p. 156.
Bei einer ähnlichen, verlängert - kegelförmigen Gestalt wie die beiden vorigen, mit 7—8 gewölbten
Umgängen in einer Spira von ca. 35 Grad, zeichnet sich diese kleine Art durch die gitterförmige Be-
schaffenheit ihrer schmalen ziemlich gleich starken Quer- und Längsrippen aus, von welchen letzteren vier
!) Zekeli, die Gasteropoden der Gosaugebilde, p. 103. Taf. 20, fig. 4.
2) Zekeli, die Gasteropoden der Gosaugebilde, Taf. 23, fig. 1.
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auf einen Umgang fallen, während der letzte noch einige weitere trägt. Die grosse ovale Mündung ist durch
einen äusseren Wulst begrenzt. besitzt eine schmale Innenlippe, verläuft oben in eine kurze Ecke und unten
in einen kurzen weiten Canal.
Vorkommen: Im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen meist nur wenige Millimeter gross und
im Grünsande von Blackdown in England.
21. C. diffieile Gein. — Taf. 60. Fig. 17.
Von ähnlicher Form, wie die vorigen, nur wenig schlanker mit einem Spirawinkel von 31 Grad,
lässt die gewölbte Oberfläche der Umgänge ihre Querrippen etwas stärker hervortreten, als die sie eitter-
artig durchkreuzenden Längsrippen, deren Zahl zwischen 3 und 5 schwankt. Mündung oval mit scharfer
Aussenlippe. Der Canal ist fast nur auf eine rückwärts gekrümmte Ausrandung reducirt.
Vorkommen: Wenige Millimeter gross selten mit den vorigen zusammen.
22. C. infibulatum Gein. — Taf. 60. Fig. 19.
Gegen sieben hochgewölbte Umgänge, die durch eine tiefe Einschnürung von einander geschieden
sind, bilden eine Spira von etwa 35 Grad. An dem Umfange eines jeden Umganges treten zwei entfernt
liegende Längsrippen als Kanten hervor und eine dritte Rippe folgt ihnen nach unten in der Nähe der Naht,
auf dem letzten Umgange treten noch einige weitere auf. Die Längsrippen werden von zierlichen Querleisten
durchkreuzt, wodurch an der Oberfläche ein weitmaschiges Gitter entsteht. Mündung schief eiförmig, mit
einer wulstförmig verdickten Aussenlippe und einem kurz ausgebuchteten Canal.
Vorkommen: Gegen 5 Mm. gross nicht selten mit den vorigen zusammen so wie auch am Gamig-
hügel bei Leubnitz.
23. C. Schlüteri Gein. — Taf. 60. Fig. 21.
Man kann diese Art als einen Vorläufer des C. eribriforme Zek.') in der Gosauformation betrachten,
von dem sie sich jedoch durch eine weit grössere Anzahl von Querrippen und den darauf sitzenden spitzen
Höckerchen unterscheidet. Die thurmförmige Schale hat einen Spirawinkel von 30 Grad und besteht aus 10
nach unten hin schief abgedachten und in der Nähe der tiefen Naht scharf gekielten Umgängen. Diese sind
mit zahlreichen schmalen Querrippen bedeckt, welche von 2—3 zarten Längsrippen einem einzigen feineren
Streifen durchkreuzt werden, so dass sich auf ihnen meist 2—3 spitze, von oben nach unten comprimirte
Höckerchen erheben. Die rundliche Mündung verlängert sich in einen fast horizontal liegenden Canal.
Die Art trägt den Namen des Monographen der westphälischen Kreideformation Dr. Schlüter
in Bonn.
Vorkommen: Bis 8 Mm. gross im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
24. C. subvagans Gein. — Taf. 60. Fig. 20.
Eine mit ©. carnaticum Stol. und C. vagans Stol. ?) verwandte Art, mit kegelförmiger Schale, die
aus 5—6 längs ihrer Mitte hochgekielten Umgängen besteht, von wo sich die Schale nach beiden Nähten
hin abdacht. Schmale aber hohe und von einander weit entfernte Querrippen (ca. 8 auf einem Umgange)
!) Zekeli, die Gasteropoden der Gosaugebilde, p. 102. Tat. 20, fig. 2.
*) Stoliczka, Cretaceous Gastropoda of South. India p. 195, 196. Pl. 16. fig. 1-—4.
aa
stossen an der Naht zusammen und sind durch entfernt liegende schmale Längsrippen zu weniger spitzen
Höckern erhoben. Mündung mit kurzem Canale; an der Spindel bemerkt man einige undeutliche Falten.
Vorkommen: Gegen 5 Mm. gross mit dem vorigen zusammen.
25. C. sexangulum Zek. — Taf. 60. Fig. 22.
1852. Zekeli, die Gasteropoden der Gosaugebilde, p. 113. Taf. 23, fig. 3.
Schale thurmförmig mit 7—8 fast ebenen Umgängen, welche sechs dicke gerade Querrippen tragen,
die an den Nähten zusammenstossen und bis zur Spitze. des Gewindes fortlaufen. Die ganze Oberfläche ist
ausserdem mit feinen Längsstreifen bedeckt. Mündung in einen nach unten gerichteten Canal auslaufend.
Spindel einfach und ziemlich gerade gestreckt.
Vorkommen: Nur wenige Millimeter gross selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen;
gegen 2 Cm. gross ziemlich häufig in der Gosau und der neuen Welt bei Wiener-Neustadt.
26. C. Barrandei Gein. — Taf. 60. Fig. 28.
Unter dem Spirawinkel von 27 Grad zeigt das thurmförmige Gewinde gegen 10 schwach gewölbte
Umgänge, die mit entfernten zu 2—3 rundlichen oder auch spitzen Höckern erhobenen Querrippen und ge-
drängt liegenden Längsstreifen zum Theil auch Längsrippen bedeckt sind. Der niedrigste Höcker liegt dicht
an der Naht, der. höchste etwas oberhalb der Mitte der Umgänge. Mündung rundlich mit äusserem Mund-
wulste, übergeschlagener Innenlippe und schief nach unten gerichtetem Canal.
Man kann diese Art als einen Vorläufer für C. annulatum Zek. in der Gosauformation betrachten,
womit man sie jedoch nicht vereinigen kann.
Vorkommen: Meist nur bis 12 Mm. gross im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
27. C. conversum Gein. — Taf. 60. Fig. 27.
Die verkehrt gewundene Schale ist thurmförmig ausgestreckt und umfasst unter dem Spirawinkel
von 25 Grad 9—10 regelmässig gewölbte Umgänge, die durch tiefe Nähte getrennt und mit stärkeren
Querrippen versehen sind, über welche 6—8 wellenförmige Querstreifen hinweglaufen. Hierdurch schwellen
jene Rippen zu eben so vielen comprimirten Höckern an. Mündung rundlich, an dem äusseren Rande von
einem Wulste umgeben, ringsum mit einem Saum umfasst. Canal kurz.
Vorkommen: Bis 18 Mm. gross mit den vorigen zusammen am Forsthause.
28. C. Hübleri Gein. — Taf. 60. Fig. 26.
Die verkehrt gewundene pfriemenförmige Schale zeigt nahezu 14 schwach gewölbte Umgänge, auf
welchen sich entfernt liegende schwache Querrippen geltend machen, die von regelmässigen Querstreifen
durchschnitten werden und mit einigen ungleichen Höckern besetzt sind. Die etwas dreiseitige Mündung spitzt
sich nach oben zu und verläuft nach unten in einen kurzen schiefen Canal.
Die Art trägt den Namen. eines alten achtbaren Sammlers, durch welchen die ersten Gasteropoden
in dem Pläner von Plauen entdeckt worden sind.
Vorkommen: Bis 10 Mm. gross im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
29. C. Rudolphi Gein. — Taf. 60. Fig. 25.
Durch ihre lange, pfriemenförmige Schale, ihre entfernten, mit einigen rundlichen Höckern besetzten
Querrippen und die über sie und die breiteren Zwischenräume laufenden Längslinien sehr nahe mit der
— 174 —
vorigen Art verwandt. Hier stossen die Querrippen an den Nähten zu schiefen Längsreihen zusammen, was
bei C. Hübleri nicht so regelmässig eintritt; hier ist die Schale regelmässig, dort bei ©. Hübleri verkehrt
gewunden. Mündung rundlich, in einen kurzen, wenig geneigten Canal übergehend.
Beide Arten haben ihre nächste Verwandte in dem ©. provinciale d’Orb. !), aus senonen Schichten
in den Umgebungen von Marseille, das jedoch schon durch einen weit grösseren Spirawinkel davon unter-
schieden ist.
Der Name der Art soll an die Verdienste erinnern, die sich der fleissige Rudolph bei dem eifrigen
uneigennützigen Sammeln der Versteinerungen an dem Forsthause bei Plauen gerade erworben hat.
Vorkommen: Bis 10 Mm. gross nicht selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
30. C. macrostoma Gein. — Taf. 60. Fig. 18.
Die kleine verlängert-kegelförmige Schale windet sich zuerst unter dem Spirawinkel von 28 Grad
und nimmt zuletzt etwas weniger an Breite zu. Man zählt sechs hohe Umgänge, welche flach gewölbt sind
und regelmässig von einander entfernte Querrippen und vier schmälere Längsrippen tragen, an deren Durch-
kreuzungspunkten sie zu rundlichen Knötchen anschwellen. An der grossen länglichen, mit einem kurzen
seitlichen Canale versehenen Mündung ist der innere Mundsaum zu einem kurzen Flügel ausgebreitet.
Vorkommen: Sechs Millimeter gross selten am Forsthause bei Plauen.
31. C. Strombecki Gein. — Taf. 60. Fig. 23.
Die verkehrt gewundene Schale erinnert an C. conversum, unterscheidet sich aber wesentlich durch
die Structur der Oberfläche und die Beschaffenheit der Mündung. Die stark gewölbten Umgänge sind mit
Querrippen dicht besetzt, über welche zwei stärkere innere und zwei schwächere äussere Längsrippen laufen,
was zwei grösseren Knotenreihen in der Mitte und zwei feiner granulirten oder fast glatten Rippen an den
Nähten der Umgänge entspricht. Mündung etwas dreiseitig.
Vorkommen: Kaum 5 Mm. gross selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
32. C. interpunctatum Gein. — Taf. 60. Fig. 24.
Die kegelförmige Schale hat einen Spirawinkel von 40 Grad, bildet sieben gewölbte Umgänge, auf
welchen entfernt liegende Querrippen mit vier rundlichen Knötchen hervortreten. Diese entsprechen den auf
den breiteren Zwischenräumen nur fein granulirten Spiralrippen. Oft ist die obere, dicht an der Naht liegende
Längsrippe nur mit kleinen Körnern besetzt. Mündung schief-oval mit einem kurzen nach unten gerichteten
Canal. Spindel einfach.
Vorkommen: Bis 5 Mm. gross nicht selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
33. C. Gümbeli Gein. — Taf. 60. Fig. 29. 30.
Diese ausgezeichnete Art hat eine pfriemenförmige, zuletzt fast eylindrische Form und bildet 13—14
schwach gewölbte, an der Naht nur wenig vertiefte Umgänge, welche eine grössere Anzahl von schmalen
einfachen Querrippen tragen. Die kleine Mündung läuft nach oben in eine kurze Spitze, nach unten in
einen kurzen, aber deutlichen Canal aus, während an der Spindel ein mehr oder minder deutlicher schiefer
Wulst zu bemerken ist.
Vorkommen: Bis 7 Mm. gross nicht selten mit dem vorigen zusammen.
\) d’Orbigny, Pal. fr. terr. cret. II. p. 380. Pl. 233. fig. 3.
— 2795 —
34. C. Lorrioli Gein. — Taf. 61. Fig. 7.
Gegen zehn wenig hohe Umgänge bilden ein Gewinde von etwa 40 Grad. Das Auszeichnende für
die Art liegt in einer Reihe spitzer Knoten längs der Mitte und einer Reihe kleinerer und zahlreicherer
Knötchen an dem unteren Rande der Umgänge, die ausserdem noch mit zarten Längslinien bedeckt sind.
Nur drei Exemplare liegen vor, an welchen die Mündung nicht ganz erhalten ist.
Ich widme diese Art dem ausgezeichneten Paläontologen in Fontenex bei Genf, Herrn P. de Loriol
Vorkommen: Bis 2 Cm. gross selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
B. Opisthobranchiata.
17. Fam. Actaeonidae.
4Actaeon Montfort, 1810.
1. A. obscurus Gein. — Taf. 59. Fig. 1.
Eine nur 3 Mm. hohe, länglich-ovale Schale mit vier hohen und schiefen Umgängen, welche regel-
mässig gewölbt und glatt sind. Ihre halb-eiförmige Mündung besitzt eine nur schwach-wulstförmige Aussen-
lippe, während die gerade Innenlippe mit einigen allerdings nur undeutlichen schiefen Falten bedeckt ist.
Vorkommen: Nur wenige Millimeter gross selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
2. A. Braunsi Gein. — Taf. 61. Fig. 5.
Diese dem Monographen des Jura im nordwestlichen Deutschland, meinem Freunde Dr. D. Brauns
in Halle a. S.. gewidmete Art hat eine längliche Form und bildet vier hohe und schwachgewölbte Umgänge,
welche fast glatt sind und nur längs der Naht eine Reihe von undeutlichen Höckern zeigen. Der: letzte Uim-
gang hat fast gleiche Höhe wie das mit einer stumpfen Spitze endende Gewinde, und die Mündung nimmt
zwei Drittheile seiner Höhe ein. An dem inneren oder Spindelrande derselben treten drei kurze zahnartige
Falten hervor. Die Aussenlippe ist nicht verdickt.
Vorkommen: Nur 3 Mm. gross selten mit voriger Art zusammen.
3. A. Boelschei Gein. — Taf. 61. Fig. 6.
Unserem geschätzten Mitarbeiter an dem Elbthalgebirge in Sachsen, Dr. W. Bölsche in Osnabrück,
zu Ehren, reihet sich noch diese Art den vorigen an. Ihre kleine oval-kegelförmige Schale bildet ein aus
vier ziemlich flachen Umgängen bestehendes spitzes Gewinde, dessen Höhe von dem letzten Umgange
etwas übertroffen wird. Ihre ganze Oberfläche ist mit glatten, nicht ganz gleichen, Längsrippen bedeckt,
welche durch schmale Furchen von einander geschieden werden und deren ınan vier auf dem vorletzten Um-
sange zählt. Die unteren Spirallinien ziehen sich noch über die Spindel hin, während der äussere Mund-
rand ebenfalls nicht verdickt ist. Ein kleiner kaum bemerkbarer Ausschnitt an der Basis der Mündung er-
innert neben der Form und Structur der Schale einigermaassen an Nassa limata Sow. b. Fitton p. 344,
Pl. 18. fig. 25 von Blackdown, wo jener Ausschnitt indess weit deutlicher hervortritt.
Vorkommen: Gegen 3 Mm. gross selten mit vorigen zusammen.
Trochactaeon Meck, 1863, in the American Journal of science and arts, Vol. 35. p. 89 (Actaeonella
d’Orb. part.)
1. T. Briarti Gein. sp. — Taf. 58. Fig. 7—10.
1349. Conus cylindraceus Gein., Quad. Deutschl. p. 138. z. Th.
1865. ? Actaeonella conica Briart & Cornet, Meule de Bracquegnies, p. 42. Pl. 3. fig. 13, 14.
— 276 —
Aus der kleinen fast eylindrisch-verlängerten Schale tritt das kleine Gewinde mehr oder minder weit
hervor, so dass es bald stumpfwinkelig, bald rechtwinkelig und selbst spitzwinkelig wird, wie dies in ähnlicher
Weise Stoliezka bei Trochactaeon minutus ‘) hervorhebt. Ihre Oberfläche ist glatt. Der lange letzte Umgang
ist in der Nähe der Naht stumpfkantig. Die schmale Mündung reicht oft bis zu dieser Kante empor. An
ihrer Basis zeigen sich drei Spindelfalten, deren Abdrücke namentlich auf unseren Steinkernen sehr deutlich sind.
Vorkommen: Bis 15 Mm. gross nicht selten im unteren Quadersandsteine der Muschelfelsen bei
Koschütz; Act. eoniea sp. in der Meule von Bracquegnies, Troch. minutus Stol. in der Arrialoorgruppe bei
Comarapollium in Süd-Indien.
3. T. Stelzneri Gein. — Taf. 58. Fig. 4—6.
Das kleine, meist nur warzenförmig hervortretende Gewinde besteht aus fünf niedrigen Umgängen,
welche treppenförmig über einander liegen. Der letzte Umgang ist cylindrisch verlängert und nur an seiner
Basis ein wenig verengt. Sämmtliche Umgänge besitzen an ihrem oberen Rande eine emporstehende Kante,
die von der Nahtlinie rinnenartig getrennt ist. An ihr entspringen oft seharf ausgeprägte Falten, welche
zum Theil gespalten gerade nach unten laufen, an manchen Exemplaren treten dieselben jedoch nur noch
undeutlich hervor. Die lange Mündung wird nach oben hin sehr schmal, erweitert sich etwas nach unten
und ist an der Basis gerundet. Aussenlippe scharf, Innenlippe schwielig verdickt und mit einigen undeut-
lichen Falten versehen. Bis 5 Mm. lang und etwa halb so dick.
Vorkommen: Selten im unteren Pläner am Forsthause bei Plauen.
!) Stoliczka, Oret. Gast. of South. India p. 418. Pl. 14. fig. 9; Pl. 28. fig. 17.
—..198> —
IV. Ordnung. Cephalopoda. Kopffüsser.
Belemnitella d’Orbigeny, 1840. (Belemnites und Actinocamax Auct.)
B. plena Blainv. I. Taf. 61. Fig. 11—13. 14°; II. p. 180. Taf. 31. Fig. 13—15.
Zur Literatur über diese Art ist hinzuzufügen:
1874. Cl. Schlüter, Die Belemniten der Insel Bornholm. Zeitschr. d. D. geol. Ges. p. 827, 841.
1875.
Geinitz, im Jahrb. f. Min.
Schlüter hält die Trennung des Bel. Strehlensis Fritsch und Schlönbach von Bel. plena aufrecht,
worin wir ihm ebenso wenig beistimmen können, als in Bezug auf die enge verticale Verbreitung dieser Art,
welche von den untersten Schichten des unteren, cenomanen Pläners bis in den oben turonen Plänerkalk reicht.
Nautilus Aristoteles.
1. N. elegans Sow. — I. Taf. 61. Fig. 9. 10; II. Taf. 32. Fig. 6.
1816,
1822.
1837.
Sowerby, Mineral Conchology, Pl. 116.
Mantell, Geology of Sussex, p. 112. Tab. 20. fie. 1.
Agassiz in Sowerby’s Grossbrit. Min. Conch. p. 170. Pl. 116.
Gein., Char. II. p. 42.
d’Orbigny, Pal. france. terr. eret. I. p. 87. Pl. 19.
Gein., Grundr. p. 281. z. Th.
Gein., Quad. Deutschl. p. 110. z. Th.
d’Orbigny, Prodrome de Pal. II. p. 145.
Sharpe, Deser. of the Foss. Rem. of Mollusca found in the Chalk of England, I. Cephalopoda, p. 12. Pl. 3.
fig. 3; Pl. A. fig. 1.
1861—65. N. elegans Blanford u. Stoliczka, Cret. Ceph. of South. India, p. 29. 209. Pl. 8. fig. 4; Pl. 16. fig. 1—4A.
38
?
1868.
N. Huzxleyanus Blanford u. Stoliezka, ib. p. 19. 205. Pl. 7. fig. 5. 4; Pl. 8. fig. 1-3; Pl. 9. fig. 1—4.
N. elegans Gümbel, Geogn. Beschr. d. Kön. Bayern, II. p. 752.
Umgänge sehr involut, in der Jugend mit breitem, gerundetem Rücken, im Alter mit höheren,
schwächer gewölbten Seiten und schwächerem Rücken. Junge Exemplare (Taf. 61. Fig. 10) sind glatt, ältere
(Fig. 9) sind wenigstens auf den letzten Kammern mit dichotomen Falten bedeckt, die auf dem Rücken eine
weite nach rückwärts gebogene Bucht bilden. Nabel sehr klein oder fehlend. Mündung oval bis halbmond-
förmig, nach dem Rücken hin mehr oder weniger verschmälert. Der Sipho durchbricht die Kammern in der
oberen Höhe der Mündung und scheint um so höher zu liegen, je älter das Individuum ist. Diese Lage des
Sipho ist ein gutes Unterscheidungsmerkmal von Nautilus sublaevigatus d’Orb., bei welchem der Sipho stets
zwischen die Mitte der Mündung und die Bauchseite fällt.
Palaeontographica XX. 8. 39
— 278 —
N. radiatus Sow. Pl. 356, der in trefflichen Exemplaren aus dem cenomanen Grünsande von Essen
an der Ruhr vorliegt, unterscheidet sich nicht nur durch dickere Falten, welche den letzten Umgang in ähn-
licher Weise wie bei N. elegans bedecken, sondern namentlich auch durch einen deutlichen weiteren Nabel
und durch die Lage des Sipho zwischen Mitte und Bauchseite. d’Orbigny hat ihn (Prodr. de Pal. II. p. 145)
als N. subradiatus bezeichnet.
Die schwach S-förmige Biegung der Scheidewände des N. elegans ist an dem Taf. 61. Fig. 9. ec
abgebildeten Exemplare zu sehen. Hier zeigt sich auch die von Barrande zuerst an Orthoceren beobachtete
Erscheinung, dass die vorletzte Kammer weit niedriger als die an Höhe regelmässig zunehmenden früheren
Kammern ist.
Vorkommen: Diese Art kommt in grossen Exemplaren nicht selten im unteren, cenomanen Quader-
sandsteine des Elbthales vor, im Grünsande zwischen Costebaude und Leiteritz und des Elbstolles zwischen
Zaukeroda und Priessnitz, in den Muschelfelsen bei Koschütz, im Sandsteine von Rippien und Welschhufa,
in dem mit jurassischen Geschieben erfüllten Grünsand - Conglomerate an der Ziegelei bei Hohnstein in der
sächsischen Schweiz, im Plänersandsteine von Rippien, selten im unteren Pläner von Plauen, und noch im
Plänerkalke von Strehlen, wenn auch hier nur mit fast glatter Oberfläche. Dass N. elegans auch an anderen
Orten noch im Plänerkalke zu finden ist, zeigt ein mit seinen charakteristischen Falten versehenes Exemplar
aus dem Plänerkalke von Quedlinburg (Dresdener Mus.), und man kann daher unbedenklich manche glatte
Exemplare des Plänerkalkes von Strehlen, Hundorf in Böhmen, !) etc., bei welchen die Lage des Sipho
zwischen die Mitte der Scheidewand und die äussere oder Rückseite fällt, damit vereinen, sie mögen durch
Druck mehr in die Breite gezogen sein, oder scharfrückig erscheinen. Das Dresdener Museum bewahrt ein
Exemplar von 26 Cm. Durchmesser aus dem wahrscheinlich oberen Quadersandsteine von Schützenhayn bei
Görlitz, mit deutlichen Falten auf der Oberfläche und mit Kammern, an welchen die Lage des Sipho noch
sichtbar ist. Nach Gümbel in dem cenomanen Grünsande von Regensburg.
In England ist N. elegans häufig in der grauen Kreide von Ringmer, Sussex, in der Kreide von
Hamsey bei Lewes u. s. w., in Frankreich gehört er nach d’Orbigny den cenomanen Schichten von Rouen,
Guilbault, Orange, Cassis und Escragnolles an; Blanford’s Exemplare staınmen aus der Ootatoor-Gruppe und
Trichonopoly-Gruppe Süd-Indiens von Serdamungalum, Anapaudy, Shutanure, Antoor etc.
2. N. simplex Sow.
1816. Sowerby, Min. Conch. P]. 122.
1837. Agassiz in Grossbritanniens Mineral-Conchologie, p. 122. Pl. 122.
1849. Gein., Quad. Deutschl. p. 110. Taf. 3. fie. 1.
Man hat diese glatte Art wegen ihrer ähnlichen Form und der Lage des Sipho im inneren Dritt-
theile der Höhe oft mit N. laevigatus (N. sublaevigatus, d’Orb. und N. Dekayi d’Orb.) verwechselt, doch sind
bei ihm die Scheidewände der Kammern nur einfach gekrümmt, ohne einen S-förmigen Sinus zu bilden.
Vorkommen: Sowerby’s Art soll im Grünsande von Boreham häufig sein, doch wird sie von Sharpe
(a.a. OÖ. p. 11) nur beiläufig erwähnt, während d’Orbigny ihr in Frankreich nicht begegnet ist (Pal. Fr. t.
eret. I. p. 85. 93). Das einzige von uns in Sachsen beobachtete Exemplar aus dem unteren Pläner von
Ökerwitz bei Dresden ist in dem Zwingerbrande von 1849 mit untergegangen.
') Vgl. dagegen A. Fritsch, Cephalopoden der Böhmischen Kreideformation, 1872, p. 21.
Ammonites Bruguiere, 1789.
1. A. Mantelli Sow. — Taf. 61. Fig. 1. 2.
1814. Sowerby, Mineral Conchology, Pl. 55.
1822. A. Mantelli Mantell, Geol. of Sussex, p. 113. Tab. 21. fig. 9; Tab. 22. fig. 1.
A. navieularis Mant., ib. pl. 198. Pl. 22. fig. 5.
1827. A. navicularis Sowerby, eb. Pl. 555. fig. 3.
1835. A. Gentoni Brongniart, Environs de Paris, 3. ed. p. 150. 637. Tab. N. fie. 6.
1857. A. Mantelli u. A. navicularis Agassiz in Grossbritanniens Mineral-Concholosie p. 85. 579. Taf. 55; 555. fie. 3.
1840. 4A. Mantelli d’Orbieny, Pal. frang. terr. eret. I. p. 340. Pl. 103. 104.
1840—42. A. Rhotomagensis u. A. Mantellii Gein., Char. II. p. 39; III. p. 67 (excl. Strehlen).
1841. 4A. monile A. Römer, Nordd. Kreideg. p. SS (von Essen).
1846. A. Rhotomagensis und A. Mantellii Gein., Grundr. p. 298 u. 299 z. Th.
1849. Desgl. Gein., Quad. Deutschl. p. 112. z. Th.
1850. A. Mantellii u. A. navicularıs d’Orbigeny, Prodr. de Pal. p. 146.
1556. A. navicularis u. A. Mantelli Sharpe, Descr. of the Foss. Rem. of Moll. in the Chalk of England, Cephalopoda,
p. 39. 40. Pl. 18. fie. 13.
1872, A. cenomanensis Fritsch u. Schlönbach, Cephalopoden d. böhm. Kreidef. p. 33 z. Th. Taf. 5. fie. 1. 2—5?
1868. 4A. navicularis Gümbel, Geogn. Beschr. d. Königreichs Bayern, II. p. 753.
Die Schale nimmt schnell an Breite zu und besitzt einen gerundeten Rücken, der allmählich in die
gewölbten Seiten der Umgänge verläuft. Daher erscheint die rundliche Mündung meist breiter als hoch. Die
Oberfläche ist mit starken Querfalten bedeckt, die fast gerade über den Rücken hinweglaufen. Diese Falten
pflegen abwechselnd an der Naht zu entspringen und sich dann bald zu einem schmalen Knoten zu erheben;
dazwischen schiebt sich an der Seite je eine kürzere Rippe ein, die aber bald die Stärke der längeren Rip-
pen erreicht. Sie sind bei A. nawicularis schmäler, etwas dachförmig und, mit Ausnahme an dem unteren
Rande der Umgänge, fast frei von Knoten, erheben sich bei dem normalen A. Mantelli zu beiden Seiten des
Rückens zu einer Reihe von gleichgrossen stumpfen Knoten, denen sich bei A. Gentoni noch eine Reihe von
Knoten längs der Mitte des Rückens beigesellt. An den Steinkernen aus dem cenomanen Grünsande von
Essen tritt hier und da noch ein Knoten an den Seiten der Umgänge hervor, was zu einer Verwechselung
mit A. mammillatus Schl. !) Veranlassung gegeben hat. Alle diese Formen sind durch Uebergänge ver-
bunden und haben alle den gerundeten Rücken, die über denselben regelmässig fortlaufenden Querrippen,
welche abwechselnd länger und kürzer sind, mit einander gemein. Das Taf. 62 Fig. 1 abgebildete Exemplar
gleicht dem von Fritsch ?) aus den Korycaner Schichten von Premy-slany bei Roztok als A. cenomamensis ab-
gebildeten Exemplare. A. cenomanensis d’Archiac und d’Orbigny aber hat nach Sharpe’s Darstellung °) gleich-
grosse entfernt stehende Rippen, die in einer ähnlichen Weise mit Knoten verziert sind, wie bei A. Rhoto-
magensis. Auch die von Fritsch Tab. 5. fig. 2—5 abgebildeten Jugendzustände entsprechen weit mehr dem
4A. Mantelli, mit Var. Gentoni, als dem A. cenomanensis.
Vorkommen: In Sachsen und Böhmen nur in cenomanen Schichten bekannt, wohin A. Mantelli
und seine Varietäten auch von d’Orbigny verwiesen werden. Häufig im unteren Quadersandstein von Welsch-
hufa, Bannewitz, Rippien u. s. w., wo sie von den Arbeitern versteinerte Bäben genannt werden; seltener im
!) A. mammillatus Schloth. 1813, Min. Taschenb. VII. p. 111. — A. monile Sow., Min. Conch. Tab. 117. — A. mam-
millaris d’Orb., Pal. france. t. cret. I. p. 249. Pl. 72. 73, welche Art nach d’Orbigny dem Gault angehört.
?) Cephalopoden der Böhm. Kreidef. Taf. 5. fig. 1.
3) A. cenomanensis Sharpe, 1856, Description of the Fossil Rem. of Mollusca in the Chalk of England, Cephalopoda,
p. 37. Pl. 17. £. 1. — A. Woollgari d’Orbieny , Pal. fr. terr. eret. I. p. 352. Pl. 108. fig. 1—3.
— 280 —
unteren Pläner von Plauen, Koschütz und im Tunnel von Oberau. Aus dem unteren Pläner des Zschoner
Grundes bei Dresden liegt ein grosses Stück dieses Ammoniten vor, das mindestens auf 0,5 Meter Grösse
schliessen lässt. In Böhmen gehört diese Art, wie gesagt, den gleichalterigen Korycaner Schichten und dem
unteren Quadersandsteine von Tyssa an; man traf sie nicht selten in dem cenomanen Grünsande von Frohn-
bausen bei Essen an der Ruhr, sowie in dem unteren Pläner von Neu-Wallmoden, nach Gümbel in ceno-
manen Schichten bei Kelheim in Bayern. d’Orbigny fand diese Art in cenomanen Schichten von St.-Calais
(Sarthe), Rouen, le Havre, Auxon-le-Cornay (Ardennes), Tours etc.; sie liegt uns in deutlichen Exemplaren
aus dem chloritischen Mergel der Insel Wight vor; englische Geologen führen als Fundorte Ringmer bei
Lewes in Sussex, die untere Kreide von Guildford, überhaupt die untere Kreide und den oberen Grünsand
des südlichen England an.
Wahrscheinlich gehört dazu auch ein von Dr. ©. Schneider in dem Gebirge Juda, letzter Aufstieg
westlich von Jerusalem, gesammeltes Bruchstück in dem Mineralogischen Museum zu Dresden.
2. A. Geslianus d’Orb. -—- Taf. 62. Fig. 3.
1540. 4A. catillus d’Orbigny, Pal. france. I. p. 325. Pl. 97. fig. 1. 2. (Nicht Sowerby, 1827.)
1850. d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 146.
Wenn auch durch zufälligen Druck von einem mehr elliptischen Umfange und hierdurch einem Sca-
phites nicht unähnlich, lässt sich diese Art doch in einem Exemplare, das mit der v. Otto’schen Sammlung
in das Kaiserliche Hofmineralien-Cabinet in Wien geführt worden ist, nicht wohl verkennen.
Die halb involute Schale, welche diesen Steinkern bedeckte, war stark comprimirt, besass aber einen
flach-gerundeten Rücken und wurde von breiten, flachen Rippen bedeckt, welche schwach sichelförmig gebogen
sind und sich an der Seite in zwei Arme spalten, die über den Rücken laufen, sich aber hier erweitern und
verflachen.
Vorkommen: Selten im unteren Quadersandsteine von Welschhufa; nach d’Orbigny in cenomanen
Schichten von Vibrayes (Sarthe) und Touvois (Loire-Inf.).
3. A. Neptuni Gein. — Taf. 62. Fig. 4; II. p. 185. Taf. 36. Fig. 4.
4. A. cf. bieurvatus Michelin. — II. p. 188. Taf. 34. Fig. 3.
Es ist von diesem Ammoniten neuerdings noch ein drittes Exemplar durch Herrn Geh. Kriegsrath
a.D. Schumann in dem untern Pläner am rechten Gehänge des Plauenschen Grundes, oberhalb des Felsen-
kellers aufgefunden worden, welches dem früher abgebildeten an Grösse und Form vollkommen gleicht. Hier-
durch ist zugleich das bisher noch unsichere Vorkommen desselben in dem unteren Pläner bestätigt worden.
Seaphites Parkinson. 1811. — I. p. 191.
Sc. obliquus Brongniart.
1813. Sowerby, Min. Conch. Pl. 18. fig. 4—7.
1835. Brongniart, Deser. g&ol. des euv. de Paris, 3. ed. p. 149. 178. Pl. N. fig. 13.
1857. Agassiz in Grossbritanniens Mineral-Conchologie, p. 39. Pl. 18. fig. 4—7.
1540. Sc. aequalis var. striat. d’Orbigny, Pal. frang. terr. cret. I. p. 522. Pl. 129. fig. 3—6.
1550. Se. obliquus d’Orbigny, Prod. de Pal. II. p. 147.
1565. Desgl. Stoliezka, Cretaceous Cephalopoda of Southern India, p. 168. Pl. 81. fig. 1—3.
1872... Se. aequalis (incl. obliquus) Schlüter, Cephalopoden der oberen deutschen Kreide, p. 72. Taf. 23. fie. 1—4;
Taf. 27. fie. 9.
1572. Se. aequalis ? Fritsch und Schloenbach, Cephalop. d. böhm. Kreide, p. 41. Taf. 13. fig. 5.
Nach Exemplaren aus cenomanen Schichten von Le Havre und Rouen in dem Dresdener Museum,
welche sehr genau mit der Abbildung von Brongniart namentlich übereinstimmen, zeichnet sich diese ver-
hältnissmässig kleine Art durch ihren breiten, gerundeten Rücken aus, von welchem die niedrigen Seiten-
wände mit einer Rundung nach dem tiefen Nabel und der Naht hin abfallen. Die Seiten sind mit zahlreichen
einfachen, meist scharf hervortretenden Falten bedeckt, die sich an der Grenze des Rückens in 2—3 feinere
Falten zerspalten, welche fast geradlinig darüber weglaufen. Erstere schwellen nur an den Theilungspunkten
etwas an, nicht aber an den nach der Naht oder Bauchseite hin gelegenen Stellen.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch jene breitrückigen Exemplare von Le Havre zu dieser Art
gehören, an welchen eine geringere Anzahl von Seitenrippen vorhanden ist, die sich indess am Rande des
Rückens zu kräftigeren länglichen Knoten erheben, wie sie d’Orbigny a. a. O. Pl. 129. Fig. 1. 2 abbildet.
Man pflegt sie in Frankreich nach dem Vorgange d’Orbigny’s als Se. aequalis zu bezeichnen, und in der
That stehen sie Exemplaren dieses Scaphiten aus dem chloritischen Mergel der Insel Wight auch sehr nahe,
wenn diese auch schmalrückiger sind.
Zu ihnen gehört auch das von Fritsch und Schloenbach, Cephal. d. böhm. Kreidef. Taf. 13 fig. 6
aus den Korycaner Schichten von Korycan als Sc. aequalis abgebildete Exemplar, während Taf. 13. fig. 5
aus dem unteren Pläner der Schillinge bei Bilin dem Se. obliguus Brongn. entspricht.
Zur Entscheidung der Frage, ob Sc. aequalis Sow. und Se. obliguus (Sow.) zu einer Art vereinigt
werden können in dem Sinne von Schlüter, welcher Ansicht Sowerby’s Abbildungen gerade nicht hinderlich
sind, gehört eine grössere Anzahl von Originalstücken, als uns gegenwärtig disponibel sind. (Vgl. Sc. Geinitzi
d’Orb. II. p. 191.)
Vorkommen: Von dieser breitrückigen feingerippten Art sind in Sachsen nur Bruchstücke in dem
unteren Pläner von Plauen vorgekommen; ähnliche wurden aus dem unteren Pläner der Schillinge bei Bilin
abgebildet. — Sowerby’s Exemplare stammen aus dem Kreidemergel von Hamsey bei Lewes in Sussex und
aus der Gegend von Brighton; Brongniart und d’Orbigny führen die cenomane Kreide von Rouen als Haupt-
fundort an, Stoliczka die gleichartige Ootatoor-Gruppe in der Nähe von Odium in Süd-Indien.
Nach Schlüter ist diese Art auf das obere Cenoman, die Schichten mit Ammonites varıans und
A. Rotomagensis beschränkt, aus denen er sie an mehreren Orten Westphalens hervorgezogen hat.
Baculites Lamarck, 1799. — I. p. 195.
B. subbaculoides Gein. — Taf. 63. Fig. 1.
1840. B. baculoides d’Orbisny, Pal. france. terr. cret. I. p. 562. Pl. 138. fig. 6—11 (nicht Mantell).
1840. Hoamites baculoides ? Gein., Char. II. p. 41, Taf. 12. fig. 6.
1849. Bac. baculoides Gein., Quad. Deutschl. p. 122. z. Th.
1850. Desgl. d’Orbigny, Prodr. de Pal. II. p. 147.
1872. Desgl. Fritsch und Schloenbach, Cephalopoden d. böhm. Kreidef. p. 49. Taf. 13. fig. 27. 28. 31.
Diese Art ist sehr lang gestreckt, weit mehr als B. baculoides Mant. sp. (II. p. 195) und nimmt
viel langsamer als der letztere an Stärke zu. Sie ist seitlich zusammengedrückt und ihr Querschnitt elliptisch.
Ihre Schale ist mit schiefen Furchen und schmalen Rippen bedeckt, die von dem Rücken aus sich
nach der Bauchseite hin ziehen, wo sie verschwinden. Nach der Abbildung von d’Orbigny sind die Loben
dieser Art tiefer und schmäler als bei B. baculoides Mant,
— 282 —
Vorkommen: Nach d’Orbigny in cenomanen Schichten von Rouen, Cap Blanc-Nez bei Calais, Cassis
bei Marseille, Berneuil, Uchaux ete. — In Sachsen zeigt sich B. subbaculoides in den gleichalten Schichten
als Seltenheit im unteren Quadersandstein von Rippien, im unteren Pläner von Plauen und in dem cenomanen
Plänermergel des Tunnels von Oberau. Das Vorkommen bei Korycan und in den Korycaner Schichten von
Radovesnic bei Kolin in Böhmen nach Fritsch ist jenem in Sachsen und Frankreich ganz entsprechend,
V. Classe. Vermes. Würmer.
Ordn. Annulata.
Serpula L.
1. S. gordialis Schloth. (S. Plexus Sow.) — Taf. 63. Fig. 2. 3; II. Taf. 37. Fig. 3. 4.
1820. Serpulites gordialis und S. contorqguatus Schlotheim, Petrefactenkunde, p. 96.
1828. $. Plexus Sowerby, Min. Conch. Pl. 598. fie. 1.
1833. 8. gordialis Goldfuss, Petr. Germ. I. p. 234. Taf. 69. fie. 8.
8. flaccida Goldf., eb. p. 234. Taf. 69. fig. 7.
S. Ilium Goldf., eb. p. 234. Taf. 69. fig. 10.
8. Filaria Goldf., eb. p. 235. Taf. 69. fig. 11.